Wir müssen ein wenig zurückgreifen, nämlich bis zur Silvesteransprache von Dr. Angela Merkel. Dort redete die Kanzlerin erwartungsgemäß nicht nur über große Dinge („Dabei kann der Leitgedanke der Sozialen Marktwirtschaft, dass wirtschaftlicher Erfolg und sozialer Zusammenhalt zwei Seiten einer Medaille sind, auch in der Zeit des digitalen Fortschritts unser Kompass sein“), sie sprach auch mikrosoziologische Verhältnisse an: „Es gibt zu viele Menschen, …die nicht mit dem Tempo unserer Zeit mitkommen. Die sich sorgen, dass es zu viel Kriminalität und Gewalt gibt“.
Politiker glauben fest daran, dass es nur materielle Probleme gibt, die sich mit Geld lösen lassen. Die größte Krise der Gesellschaft fällt nicht in die Kategorie. Wenn die Elite das nicht begreift, wird sie fortgespült werden
Es gibt, wie es in der Sphäre routinierter Geschwätzigkeit heißt, ein neues Narrativ. Kaum ein Politikerinterview, kaum eine Bundespräsidentenrede kommt ohne den Appell aus, jetzt brauche es mehr „Zusammenhalt“ in der Gesellschaft.
In der öffentlichen Debatte behaupten Aktivisten, es sei unmöglich, das Alter von Migranten zu bestimmen. Die Behauptung basiert auf systematischer Tatsachenverdrehung
Nach dem Tod der 15-jährigen Mia aus Kandel treten fast täglich Fachleute in den Medien auf, die sich zur forensischen Altersbestimmung von minderjährigen Asylbewerbern äußern. Am angeblichen Alter von Mias mutmaßlichem Mörder Abdul M., der 2016 als unbegleiteter, minderjähriger Flüchtling (UMF) illegal nach Deutschland eingereist ist, bestehen erhebliche Zweifel.
Die Publico-Redaktion wünscht allen Lesern ein gutes 2018, in dem sich hoffentlich der eine oder andere Wunsch erfüllt und sich manche Sorgen zumindest verkleinern. Dem Wunsch nach mehr Medienvielfalt ist Publico schon seit seinem Start am 6. November 2017 entgegengekommen, offenbar einigermaßen erfolgreich, denn die Neujahrswünsche gehen an eine schnell gewachsene Leserschaft. Bis zum 31. 12. 2017 hatte das Onlinemagazin insgesamt 131 127 Leser erreicht, die 563 081 Seiten abgerufen haben. Die bisher höchste Frequenz an einem Tag – dem 29. Dezember – lag bei 17 569 Seitenabrufen.
Durch die kleineren und größeren finanziellen Beiträge der Leser in Deutschland, der Schweiz und Österreich kann sich Publico weiter entwickeln, und trotzdem auf Bezahlschranken und Werbung komplett verzichten. Herzlichen Dank an alle, die dazu beigetragen haben. Gelegentlich weisen Kollegen aus dem Medienbetrieb darauf hin, dass es riskant sei, sich dauerhaft von freiwilligen Überweisungen der Leser abhängig zu machen. Sie übersehen, dass Mediennutzer – vom speziellen Fall des öffentlich-rechtlichen Fernsehens einmal abgesehen – generell freiwillig zahlen. Bei den etablierten Bezahlmodellen wird der Preis nur im Voraus verlangt. Mir und den anderen Publico-Autoren erscheint es als der bessere Weg, journalistische Inhalte anzubieten und auf die Wertschätzung der Leser zu vertrauen. Vermutlich wird dieses Modell sich in Zukunft für viele neue Medien durchsetzen, während Anbieter in Schwierigkeiten kommen, die von vorn herein eine pauschale Kaufbereitschaft erwarten. Was übrigens nicht ausschließlich, aber auch eine Frage des Inhalts ist. Denn die gegenwärtige Medienkrise ist keine Krise der Nachfrage, sondern des Angebots.
Ab dem kommenden Wochenende wird übrigens der kurzzeitig unterbrochene Wochenrückblick wieder erscheinen.
Vor einigen Wochen erschien in einer Berliner Zeitung der Text eines nach Deutschland eingewanderten arabischstämmigen Akademikers, der schildert, wie ihn andere in S- und U-Bahn misstrauisch anstarren. Bis ihm aufging: das Misstrauen der anderen verflüchtigte sich prompt, wenn er mit seiner Frau und den Kindern unterwegs war. Auch, wenn er allein seine Kinder am Spielplatz hütete: kein vorsichtiger oder ängstlicher Blick.
Die politischen und medialen Eliten würden Tötungsfälle wie in Kandel am liebsten übergehen. Was sie dann doch verlautbaren, sagt mehr über sie aus, als ihnen lieb sein kann
Von Karl Kraus stammt der schöne Begriff der Tonfallstricke.
Am liebsten würden Politiker und öffentlich-rechtliche Medienverantwortliche gar nicht über die Tötung eines 15jährigen Mädchens im rheinland-pfälzischen Ort Kandel durch einen afghanischen Migranten sprechen. Da sich in dem Fall allerdings ein seit 2015 wiederkehrendes Muster zeigt und ihn deshalb viele Endverbraucher der Politik für exemplarisch halten, kommen Journalisten der öffentlich-rechtlichen Medien und Politiker nicht umhin, doch etwas zu meinen. Wobei der Tonfall die Musik macht.
Deutschland erlebt eine Gewaltepidemie, die von jungen muslimischen Einwanderern ausgeht. Das Beschweigen der kulturellen Gründe durch die Medien hat etwas Gespenstisches. Das Thema gehört 2018 ganz oben auf die öffentliche Agenda
An einer Nachricht ist auch aufschlussreich, was sie auslöst. Und was sie nicht auslöst. Welche Spur sie in der medialen Öffentlichkeit hinterlässt. Welche Zusammenhänge diese Sachwalter des Öffentlichen herstellen. Und welche sie nicht herstellen.
Über nichts wissen führende SPD-Politiker so gut Bescheid wie über die künftige Rolle ihrer Partei. An ihren ständigen Wortmeldungen zur jeweils aktuellen Gefühlslage kann es also nicht liegen, wenn die Bedeutung der SPD noch schneller schrumpft als der Magen von Sigmar Gabriel. Eine Wanderung durchs Jahr mit Sozialdemokraten und einem riesigen Rucksack voller roter Linien.
Weihnachten, Fest der Liebe. Und wie jedes Jahr prasselt von allen Seiten die Frage: „Was wünschst du dir?“ auf mich ein. Früher pflegte ich als Filmjunkie zu entgegnen: „Die Sonnenbrille von John Nada!“
In seinem Buch „Das Blöken der Wale. Die Linke und der Kitsch“ fächert Gerhard Henschel viele Kapitel auf. Aber es gibt, von heute besehen, eine Lücke: Zu „Linke und Weihnachten“ finden sich nur Marginalien. Damals, 1998, war das auch angemessen. Heute ist es ein eigenes Großthema. Mit der Unvermeidlichkeit von Whams „Last Christmas“ versorgen die Politiker des Guten in den vierzehn Tagen vor Weihnachten die Öffentlichkeit mit ihrem Klingelsound. George Michael ist wenigstens gleichmäßig schlimm. Die Linken steigern sich mit ihrem Weihnachtskitsch von Jahr zu Jahr.
Kippte das Karlsruhe gerade den Numerus Clausus für das Medizinstudium? Nein, sagt Gastautorin Marisa Kurz. Und das ist auch gut so. Sie hat sich das Urteil genauer angesehen
Das Bundesverfassungsgericht hat an diesem Dienstag verkündet, dass die Studienplatzvergabe für Medizin in Teilen verfassungswidrig ist. Bis Ende 2019 müssen Bund und Länder neue Regelungen schaffen.
Das höchste Gericht hatte sich mit der Frage beschäftigt, ob das Grundrecht auf freie Wahl des Berufs und der Ausbildungsstätte durch die strengen Zulassungsbeschränkungen zum Medizinstudium eingeschränkt wird. Geklagt hatten zwei abgelehnter Bewerber; das Verwaltungsgericht Gelsenkirchen reichte den Fall nach Karlsruhe weiter.
Die Vorbereitungen für die Feste laufen auf so genannten Hochtouren, vor allem auf das Silvesterfest, das dank Urlaubssperre für die Polizei und schon jetzt mobilisierter Hundertschaften leger und entspannt zu werden verspricht. Um die Sicherheit noch über das normale Maß zu steigern, will die Stadt Köln an Frauen, die an diesem Tag partout in die Öffentlichkeit möchten, weiße Handgelenkbänder ausgeben.
Der neue Welt-Ungleichheitsbericht enthüllt: nirgends sind Einkommen so ungleich verteilt wie im Nahen Osten. Die Agitation gegen Israel dient arabischen Staaten vor allem zum Übertünchen ihrer sozialen Widersprüche
Im „Bericht zur Weltungleichheit 2018“ gibt es eine Zahl, die den Dauerkonflikt der arabischen Staaten mit Israel plötzlich in sehr klares Licht stellt. Ein internationales Forscherteam, koordiniert unter anderem von dem französischen Ökonomen Thomas Piketty („Das Kapital im 21. Jahrhundert“) untersuchte, wie gleich (beziehungsweise ungleich) sich das Einkommen in verschiedenen Weltgegenden innerhalb der Länder verteilt.
Bisher unternimmt die Berliner Polizei wenig, um sich vor krimineller Unterwanderung zu schützen. Ein CDU-Politiker fordert jetzt ersthafte Abwehrmaßnahmen
Der 20jährige Autofahrer auf der Monumentenstraße in Berlin-Kreuzberg gab Gas und versuchte der Polizeikontrolle zu entkommen. Die Verfolgungsjagd endete an einem Sonntagmorgen in einem Hinterhof; die Beamten fanden auf der Rückbank des Fahrers mit türkischen Wurzeln insgesamt 38 Gramm Kokain und einen Beutel mit sauberem Urin, der üblicherweise von Rauschmittel-Usern benutzt wird, um Drogentests zu bestehen.
Welch ein Novum in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Zehn Wochen sind seit der Bundestagswahl vergangen, und noch immer ist keine stabile Mehrheitskoalition in Sicht. Überall auf dem Globus fragt man sich bang, ob es der Führerin der freien Welt, Dr. Angela Merkel, endlich gelingt, im eigenen Land eine kraftvolle Regierung zu schmieden. Europas Wirtschaft zittert, dass seine kraftvolle teutonische Zugmaschine ins Schlingern geraten könnte.
Islamistische Postings von Polizeischülern könnten nicht überprüft werden, behauptet die Berliner Polizei: keine rechtliche Handhabe. Publico liegen allerdings Dokumente vor, die zeigen: wenn es politisch passt, forschen interne Ermittler sehr wohl in sozialen Netzwerken nach
«Schwule, Transen, und Lesbische Muslime? Burka und Niqab Verbot? Sollen doch lieber ne neue Religion aufmachen so wie Scientology, aber unsere Religion nicht in den Dreck ziehen.» Israel ist ein „Terrorregime“, die Hamas dagegen, deren Ziel erklärtermaßen darin besteht, den Judenstaat auszulöschen, eine unterstützungswürdige Organisation. Wer postet so etwas auf Facebook? Einer der Salafisten, die sich in der Berliner Al-Nur-Moschee und anderswo sammeln? Über den Hintergrund des Schreibers ist bisher wenig bekannt. Die Führung der Berliner Polizeibehörde weiß nur: Er ist einer von ihnen.
Auf dem Höhepunkt ihrer Machtvollkommenheit im Herbst drohte Angela Merkel ihrer Partei und mehr oder weniger auch den Bürgern mit Rücktritt, sollte sich Widerstand gegen die von ihr durchgesetzte Grenzöffnung erheben: «Dann ist das nicht mehr mein Land.» Es war tatsächlich ihr Land, nicht im Sinn einer tatsächlichen Bindung, sondern eben dieser Negativformel: im Bundestag keine Oppositionspartei, vom Versuch der CSU einmal abgesehen, Regierungspartei zu bleiben und irgendwie noch die Leerstelle des Widerparts auszufüllen. Praktisch keine Kritik in den Medien.
Mit einem zehnjährigen Anlauf wollte die protestantische Kirche in Deutschland ihrem Stifter ein 500-Jahres-Jubiläum vorbereiten, das die Welt aufhorchen ließe. Im Stammland Martin Luthers wurden zehn Themenjahre vereinbart, die mir im Moment ebenso entfallen sind wie allen anderen außer den Veranstaltern, aber ich schätze, dass Luther als Klimaretter und Genderforscher/Feminist von allen Seiten beleuchtet wurde.
An Angela Merkel wurde in den letzten Monaten selbst von grundsätzlich geneigten Kommentatoren eine völlige Entkernung ihrer Restpolik diagnostiziert. Möglicherweise täuscht der Eindruck. Die Koalition mit der FDP bis 2013 verwaltete sie wurstig, zielstrebig nur in ihrem Vorsatz, den Verbündeten auf Null zu bringen. In den beiden Bündnissen mit der SPD nahm sie den Partner gewissermaßen in die CDU auf, um ihn allmählich zu verdauen.
Wie sollen Abgeordnete mit den Parlamentariern der AfD umgehen? Über diese Frage brüten die stellvertretende Bundestagspräsidentin Claudia Roth, besorgte Leitartikler und der „Bundesverband Mobile Beratung“ der zu dieser Frage gerade „Empfehlungen“ an alle Parlamente verschickt.
Bei dem „Bundesverband Mobile Beratung“ handelt es sich um einen Verein, der unter anderem vom Bundesfamilienministerium finanziert wird. Zu den Kooperationspartnern zählen die ebenfalls staatlich geförderte Amadeu-Antonio-Stiftung und der Verein „Kirche und Rechtsextremismus“ .