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Politik, Gesellschaft & Übergänge

Sonnenbrille und Blagenschutz

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Der sächsische Redneck Wolfram Ackner hat seinen Weihnachts-Wunschzettel geschrieben

Von Wolfram Ackner / / politik-gesellschaft / 6 min Lesezeit

Weihnachten, Fest der Liebe. Und wie jedes Jahr prasselt von allen Seiten die Frage: „Was wünschst du dir?“ auf mich ein. Früher pflegte ich als Filmjunkie zu entgegnen: „Die Sonnenbrille von John Nada!“

Ach kommen Sie, jetzt gucken Sie nicht so ratlos! Wir reden hier von Filmklassikern, vom universellen Erbe der Menschheit. John Nada, das war in Carpenters dystopischem Science Fiction „Sie leben!“ die Hauptfigur. Ein auf der Suche nach Gelegenheitsjobs durch Amerika streifender Industriearbeiter. Ein Bär von einem Mann, optisch eine Mischung aus Mel Gibson und Howard Carpendale, gekleidet in der damaligen Uniform der amerikanischen Arbeiterklasse, Blue Jeans und Holzfällerhemd. Diesen John Nada verschlägt es also nach Los Angeles, wo er eine mysteriöse Sonnenbrille findet, mit deren Hilfe er erkennt, dass grauenhafte Kreaturen die Menschen einer Gehirnwäsche unterziehen, versklaven, ausbeuten. Dass die funkelnden Reklametafeln der Großstädte, die bunten Magazine, ja, selbst die Geldscheine; unterschwellige, unsichtbare Botschaften wie: „Gehorche!“, „Schlaf weiter!“, „Sieh fern!“, „Stelle keine Autoritäten in Frage!“ enthalten, deren Inhalt ins Unterbewusstsein eindringt und dort sein zerstörerisches Werk vollbringt, ohne von den Schlafschafen wahrgenommen zu werden.

Es sei denn, man besitzt John Nadas Sonnenbrille.

Aber wie gesagt, das war früher. Mittlerweile kann ich mir diesen Weihnachtswunsch sparen. Wir leben im besten Deutschland aller Zeiten, wo solch eine Brille nicht mehr vonnöten ist. Heutzutage springen einem Botschaften wie:„Stelle keine moralischen Autoritäten in Frage!“ unverschlüsselt auf allen Kanälen ins Gesicht. Andererseits: die Brille sieht einfach gut aus.

Man braucht sie – siehe oben – allerdings schon gar nicht, um „Tatort“ zu gucken. Sie erinnern sich: in „Dunkle Zeiten“ stellt sich als Ober-Schurke der Kampagnen-Chef der AfD einer völlig fiktiven Partei namens ‚Neue Patrioten“ heraus. Kameraden, die dem geplanten Rechtsruck im Weg stehen, sollten aus den Weg geräumt und die Schuld dafür perfiderweise den sympathischen Studenten von der Antifa in die Schuhe geschoben werden. Im Schlüsseldialog verpasst das Drehbuch-Autorenteam der Kunstfigur des Kommissar Falke ein Plädoyer für Multikulti:

_„Natürlich habe ich immer wieder auf die Schnauze bekommen, als Ungläubiger, als Kartoffel. Wissen Sie, was ich gemacht habe? Ich habe mich im Boxclub angemeldet und da waren auch die Jungs, die mir vorher aufs Maul gehauen haben. Aber als die gesehen haben, dass ich mich da angemeldet habe, waren die ganz stolz, dass ein Deutscher mit ihnen trainieren will. __Der Boxclub hieß Vorwärts-Wacker 1904 e.V. _Der Vorsitzende heißt Ali und ist ein Freund von mir. Die Trainer heißen Yusuf, Milan, Kenbala (…) Das ist mein Deutschland!“

Keine Ahnung, wie es Ihnen geht. Ich sehe das mit den Augen eines Mannes, der froh und glücklich ist, bis Ende 2015 in einem Land gelebt zu haben, wo es (bis auf gewisse Viertel in gewissen westdeutschen Metropolen) nicht nötig war, sich Respekt dadurch zu erkämpfen, dass man sich härter und skrupelloser durch’s Leben prügelt als die Mitglieder der verfeindeten Ethno-Gangs. Und ich könnte mir vorstellen, dass manche Frau bei so einer Begründung auch zusammenzuckt und sich denkt: ‘Und was ist, wenn ich einfach nur wie früher sorglos joggen möchte, statt Krav Maga trainieren zu müssen?’

Ernsthaft, wenn dies das stärkste Argument für Multikulti ist, das seine bedingungslosen Verfechter gegen die „Neuen Patrioten“ ins Feld führen können – dass man sich den Respekt der Schläger schon irgendwie, irgendwann dadurch erwirbt, indem man sich nach jeder verabreichten Tracht Prügel wieder aufrappelt und schließlich bei seinen Peinigern zum Boxen anmeldet – würden Sie mir nicht zustimmen, dass man Erika und Max Mustermann fairerweise zumindest ein Recht auf Zweifel einräumen sollte, ob sie dies tatsächlich wollen?

Weihnachten ist ja nicht nur das Fest der Liebe, sondern das Fest der Besinnung. Und deswegen kommen mir in letzter Zeit beim Lesen besonders viele Besinnungstexte unter. Sie haben sicher schon von BENTO gehört, dem hauseigenen KIKA von SPIEGEL ONLINE, wo man all die Themen findet, die moderne 17-jährige Linksphilosophen eben interessieren: Alltagsrassismus, richtiger Analsex, menschengemachtes Artensterben, nichtsexistisches flirten etc.pp. Da war neulich ein Artikel, der mich betroffen machte.

Wir sollten alle aufhören, Kinder zu bekommen. Denn das ist egoistisch! Eltern lassen ihren Kinderwunsch größer werden als ihr Mitgefühl für die Welt und ihre Bewohner – und auch größer als ihre Sorgen um die Zukunft. Und genau das ist für mich Egoismus. Eine US-amerikanische Familie, die auf ein Kind verzichtet, spart genauso viel Emissionen ein wie 684 Teenager, die für den Rest ihres Lebens strikt recyceln», schreiben die Wissenschaftler Seth Wynes und Kimberly Nicholas im Fachblatt Environmental Research Letters. In ihrer Studie über die Entwicklung der Bevölkerung fanden sie heraus, dass ein Kind weniger zu haben dem Einsparen von 58,6 Tonnen Kohlendioxid im Jahr entspricht“

Also mal abgesehen davon, dass nicht die explodierende Bevölkerung in Afrika damit aufhören soll, vier, fünf, sechs Kinder pro Familie in die Welt zu setzen, sondern es wieder einmal nur um die eh schon schrumpfende Bevölkerung des Westens geht – abgesehen also davon sind die Zahlen tatsächlich bedrückend. Pro Kind eine Einsparung von 58,6 Tonnen Kohlendioxid jährlich! Und meine Frau und ich haben gleich drei dieser CO2-Schleudern in die Welt gesetzt, ohne zum Ausgleich CO2-Zertifikate zu erwerben oder eine Baumallee zu pflanzen. Da unser Umweltfrevel nicht mehr rückgängig zu machen ist, wünsche ich mir dieses Jahr zu Weihnachten Bestandsschutz für unsere drei Blagen.

Ein frohes Fest!

1 Kommentar
  • Klaus Metzger
    26. Dezember, 2017

    Liebe Weihnachtsgrüße in diesen seltsamen Zeiten aus der hessischen Provinz. Da wird man in der Weihnachtsnacht in unserer kleinen Gemeinde vom dumpfen Knall eines explodierenden Bankomats geweckt. Einbrecherbanden aus Osteuropa ziehen wie biblische Plagen über die Dörfer. Überall hängen Fahndungsfotos wegen sexueller Übergriffe durch dunkelhäutige, schlecht rasierte „Männer“. Der Weihnachtsmarkt selbst im kleinsten Dorf muss von schweren Betonquadern und mit Stahlseilen vor „fanatischen Lieferwagenfahrern“ geschützt werden. In Wiesbaden kommt es laufend zu nächtlichen Streitereien zwischen „Nachtschwärmern“, die Eislaufbahn und die „Tiroler Glühweinhütte“ vor dem Staatstheater sehen mit den quer stehenden LKW´s wie eine Wagenburg im wilden Westen kurz vor dem Indianerangriff aus und die Geschäfte auf der Wilhelmstraße und in der Fußgängerzone sind durch Wachpersonal geschützt oder haben gleich Einlaßkontrollen. Überall steht martialisch aussehende Polizei mit schusssicheren Westen und Maschinengewehren rum. Irgendwie war die „staade Zeit“ früher anders staad.
    Da klingt es wie Realsatire, wenn der Papst mehr „Gottvertrauen“ einfordert, Bischöfe und Präsides mehr Toleranz und sofortigen Familiennachzug für alle und unser Bundespräsident mehr Vertrauen in Staat und Politik.
    Wir haben am zweiten Weihnachtsabend den Film „Titanic“ gesehen. Das Orchester spielte noch mit nassen Füßen fröhliche Weisen. Das schien uns irgendwie passend, ja sogar ein Merkeltekel an der Wand.
    Liebe Grüße, ein gutes neues Jahr und Glückauf, wir schaffen das.
    Klaus Metzger

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Original: Sonnenbrille und Blagenschutz

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