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Politik, Gesellschaft & Übergänge

Wochenrückblick: Willkommen im Club der weißen Bänder

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Von Alexander Wendt / / politik-gesellschaft / 8 min Lesezeit

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Die Vorbereitungen für die Feste laufen auf so genannten Hochtouren, vor allem auf das Silvesterfest, das dank Urlaubssperre für die Polizei und schon jetzt mobilisierter Hundertschaften leger und entspannt zu werden verspricht. Um die Sicherheit noch über das normale Maß zu steigern, will die Stadt Köln an Frauen, die an diesem Tag partout in die Öffentlichkeit möchten, weiße Handgelenkbänder ausgeben.

Auf dem Stoff soll, wie es heißt, Opfer Respect stehen. Zu der Aktion gibt es auch eine Grafik, auf der eine Frau mit Kuchentellerhänden einem Anzugträger bedeutet, ihr gefälligst von der Wäsche zu bleiben. Der Mann seinerseits hat das Stadium von der Mikro- zur Makroaggression schon überschritten wie Hannibal Lecter weiland den Rubikon; eine Hand liegt auf der Schulter der Maid, die andere macht eine einladende Geste. Dass europäische Männer in weißem Hemd, Anzug und mit diesem Benehmen am Silvesterabend die eigentliche Gefahr für Frauen darstellen (und auch sonst), können Kriminalastrologe Christian Pfeiffer, #Anne Wizorek und die meisten ZEIT-Redakteurinnen nicht nur bestätigen, sondern auch jederzeit untermauern, falls sie nicht gerade bei einem Haushaltsunfall von der Leiter gekippt sind. Menschen, die nur auf ihre Alltagserfahrungen und ihren sog. Menschenverstand zurückgreifen können, schätzen wirkliche Gefahren oft falsch ein, gerade im feinstaubbelasteten Köln. Aber dafür gibt es ja Medien und Politik, die das Bild wieder zurechtrücken.

Jedem Jahresanfang wohnt nunmehr ein Abwehrzauber inne. Auf einem frisch eingegrabenen Poller vor dem Kölner Dom steht: „Fürchtet euch nicht!“ Die Botschaft steht dort allerdings ohne Genehmigung, die Stadtverwaltung nannte das Anbringen „gedankenlosen, groben Unfug“. Dabei wäre es doch so naheliegend statt grob gedankenlos gewesen, dem Poller einfach ein weißes Band umzulegen oder wenigstens „Respekt“ auf den Stahl zu schreiben.

Eigentlich fehlt auf den Domschutzpollern noch die weltliche Variante, um der Ausgrenzung von Nichtchristen vorzubeugen: Keine Angst, keine Angst, Rosmarie.

Nach dem dank weißem Band und Polizeikordon gut überstandenen Jahreswechsel empfiehlt es sich, vom KiKa bis zum Nachtjournal zum neuen Jahr ein Traditionslied abzuspielen, das jetzt wieder voll und ganz unser Lied ist.

_ Einmal wird sie wieder bunter_ – das wussten sie über die Welt schon 1942.

Apropos bunt: die Betonelemente sind gewissermaßen die weißen Bänder unserer Wintermärkte. Ein Attentäter soll wenigstens einen Moment des Innehaltens spüren, wenn er mit einem Leihtruck über die nicht ausgrenzenden Sperren hinwegbrettert. Denn darum – das Innehalten – geht es doch in diesen Tagen.

Längst ist durch einen Test der Dekra nachgewiesen, dass die Betonsteine nicht nur keinen Truck aufhalten, sondern im Ernstfall noch als Geschosse über den Platz schleudern würden. Jeder weiß das, Stadtverwaltungen, Weihnachtsmarktbesucher, Journalisten, Bürger ganz allgemein. Trotzdem geht alles weiter seinen Gang. Faszinierend, würde Mr. Spock sagen. Und vermuten, dass diese Mentalität irgendetwas mit den Videos oben im Text zu tun haben könnte.

Was gab es sonst noch? Angela Merkel stattete dem Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz einen Besuch ab.

Und der BER eröffnet nun doch 2020 und nicht, wie lange gemunkelt, 2021. Mithin: ein Jahr früher als gedacht.

10 Kommentare
  • Alma Ruth
    18. Dezember, 2017

    Ich habe nur eine sehr unhöfliche Frage: Gibt es in Deutschland nur idiotische Politiker?
    Es kommt mir so vor. Leider.
    lg
    Alma Ruth

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    • Dirk Ahlbrecht
      18. Dezember, 2017

      Der sog. Souverän, liebe Alma Ruth, steht der vorbezeichneten Berufsgruppe nicht nur in nichts nach; sondern er toppt diese noch um Längen…

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    • Jürgen
      18. Dezember, 2017

      Ja!

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    • oldman
      18. Dezember, 2017

      Unter denen, die aktuell die Entscheidungen treffen jedenfalls, -siehe oben- mit Sicherheit.

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    • Heinz Stiller
      18. Dezember, 2017

      (…) Wir finden hier in unserem schönen neuen bunten Deutschland immer mehr Kampagnen, nach DDR-Art. Me-Too ist ein Paradebeispiel.(…), es ist schon einer dieser merkwürdigen Zufälle, dass Männer und Frauen in Deutschland seit geraumer Zeit relativ friedlich zusammenleben (jedenfalls hatte ich diesen Eindruck aus dem, was mir meine Mutter und alle meine 5 Tanten immer so erzählt haben), und jetzt kommt so eine Me-Too-Kampagne, die uns Mannsteufeln den Spiegel vorhält.(…) Alles Übel geht von uns Männern aus, ausser wir kommen aus Kulturen wie der arabischen, wo Mann noch weiss, wie man sich Frau gegenüber zu benehmen hat; aber gottseidank sind wir dabei, dieses Übel abzuschaffen – wenn es im Sinne des Genderismus bald keine männlich-weibliche Geschlechterdichotomie mehr gibt, kann es ja auch keine männliche Belästigung von Frauen mehr geben. Dann belästigt vielleicht höchstens noch Geschlecht 13 Geschlecht 47? Aber ich will nicht abschweifen. (…)
      Die Me-ToodistInnen haben nichts als die reine Wahrheit im Sinn. Ohne jeden Hintergedanken.
      Keinesfalls haben einige von ihnen jenen grossartigen sozialpsychologischen Aufsatz von Watzlawick im Hinterkopf, über das plötzlich in einer Region der USA auftauchende Phänomen der zerkratzten Auto-Windschutzscheiben: Nachdem eine Zeitung über diese unerklärliche Tatsache berichtet hatte, meldeten sich zahllose Autofahrer, denen dasselbe widerfahren war. Es wurde zu einem regelrechten Massenphänomen. Bis sich herausstellte, dass zerkratzte Windschutzscheiben nichts aussergewöhnliches sind, sondern ganz normal. Und dass die «Massenerscheinung» dadurch zustande kam, dass man auf einmal aufgrund des Zeitungsberichts genauer hinschaute und etwas anders – und bedeutsamer – interpretierte, was einem vorher wegen seiner Bedeutungslosigkeit gar nicht aufgefallen war.(…)

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  • Burkhard Minack
    18. Dezember, 2017

    Und die Mehrheit meiner Mitbürger (…nicht zu vergessen, weil bei dieser fatalen Entwicklung immens wichtig: die Mehrheit unserer Mitbürgerinnen…) nimmt dies alles als normal und unabänderlich hin.
    Seien es die allerorten, selbst in kleinen Klitschen, anzutreffenden, teils bunt verpackten neuen Merkelsteine oder aber die von der Eine-Armlänge-OBin («Comical Henriette»?) herausgegebenen Armbändchen (mit Aufdruck «Respect» mit c, versteht sich…) und die passenden Comics mit den übergriffigen mitteleuropäisch aussehenden «Männern».
    Außerhalb (m)eines begrenzten Freundeskreises sind Versuche, dieses ganze unwirkliche Treiben anzusprechen, zum Scheitern verurteilt, werden meist mit achselzuckender Lethargie bis hin zu offener Agression gekontert,
    Manchmal denke ich, hier läuft ein ganz großer Feldversuch an diesem Volke, wie weit der Wahnsinn noch vorangetrieben werden kann…(?)
    Mein Fünkchen Hoffnung auf Besserung zur Normalität, liegt darin begründet, daß ich Ähnliches Mitläufertum bereits erlebt habe, der Umschwung seinerzeit und Gott sei es gedankt, volksnaturell-bedingt friedlich abging.
    Ich glaube aber schon jetzt wieder allerorten dieses «Wenn wir das gewußt hätten…,» zu vernehmen…
    Wetten, daß?

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  • Plutonia
    18. Dezember, 2017

    Leider ist es mir unmöglich geworden, deutschen Politikern so etwas wie «Idiotie» oder «Unfähigkeit» zu unterstellen. Angesichts aller vollkommen grotesken Auswüchse unserer «Gegenwartspolitik» – beispielsweise von «Armlänge Abstand halten» bis hin zu «voll krassen Respekt-Armbändchen» -, manifestiert sich in mir latent das widerliche Empfinden, es mit purer, blanker Verhöhnung zu tun zu haben.

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  • Heiner Werdohl
    18. Dezember, 2017

    Es gibt sie noch – die geistreichen Autoren, bei denen man endlich mal wieder schmunzeln und auch lachen kann trotz ernster Substrate. Machen Sie weiter und stecken Sie gleich Befähigte an, für Sie zu schreiben, Herr wendt, dann kann diese Seite wie die Rakete abgehen.

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  • Lichtenberg
    19. Dezember, 2017

    Frau Reker, NO!

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Original: Wochenrückblick: Willkommen im Club der weißen Bänder

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