Gehen Hotelgäste ein hohes Risiko ein, sich bei einer Übernachtung mit Corona-Viren an Bettwäsche, Handtüchern und Türgriffen zu infizieren? Der SPD-Bundestagsabgeordnete Karl Lauterbach, dauerpräsent in Talkshows und Medien, behauptete vor wenigen Tagen genau das – unter Berufung auf eine „neue gut gemachte Studie“ aus China.
Bis eben hieß es noch: Es gibt keinen Meinungskorridor. Jetzt auf einmal doch: Seit linke Israelkritiker, radikale Aktivisten und ARD-Redakteure nicht mehr mit allem durchkommen, ringen Intellektuelle die Hände. Eine rechte Cancel Culture erhebt ihr Haupt
Ein Gespenst geht um in Europa – das Gespenst der Cancel Culture von rechts. Alle Mächte des progressiven Europa formieren sich zum Schutzwall, denn jetzt geht es um das, was Progressisten seit jeher am Herzen liegt – die Freiheit des ungehinderten Meinungsaustauschs.
Die Berichterstattung über die Gewalt in den USA gehört zu den Musterbeispielen des kuratierten Journalismus. Vor allem in Deutschland, wo Reportagen zu Strafexpeditionen werden
Die Bewegung „Say Their Names“ – sagt ihre Namen – gibt es schon länger. Worum es ihr geht, zeigt sich nirgendwo konzentrierter als in einer Zeichnung von Kadir Nelson, die der New Yorker am 22. Juni 2020 auf seinen Titel setzte: Ein übergroßer George Floyd schließt im Stil einer Schutzmantelfigur dutzende andere dunkelhäutige Amerikaner ein, die Opfer von Polizeigewalt wurden.
In der Diskussion über Geschlechterquoten bei der Kandidatenaufstellung von Parteien geht es auch um die Frage: Was steht zum Verhältnis der Geschlechter im Grundgesetz?
Das neue „Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt“ riecht streng nach politischer Auftragsforschung. Ursprünglich sollte es sich mit Problemen der Einwanderungsgesellschaft befassen. Das wussten Aktivisten zu verhindern
Seit dem 1. Juni 2020 gibt es ein neues vom Bund finanziertes Forschungskonglomerat, das demnächst seine Arbeit aufnehmen soll: das „Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ)“, ein dezentraler Verbund von 11 Einrichtungen, der in den kommenden vier Jahren aus einem Etat von 40 Millionen Euro schöpfen kann.
Der „Ernährungspsychologe“ Christoph Klotter verbreitet, was Journalisten gern hören: Deutsche sind primitive Fleischesser und sollten sich schämen. Dumm nur: Fast alles, was der Anti-Fleisch-Kronzeuge behauptet, ist bizarrer Quatsch
Fleisch, die Schädlichkeit von Fleisch und das dringend änderungsbedürftige Verhalten der Carnivoren– mit dem Thema beschäftigen sich deutsche Qualitätsmedien hingebungsvoll.
Als am Samstag dem 4. Juli – dem amerikanischen Unabhängigkeitstag – etwa 1000 Angehörige einer bewaffneten schwarzen Miliz namens N.F.C.A. („Not Fucking Around Coalition) durch den Georgia Stone Mountain Park marschierte, machte auch ein Tweet des N.F.C.A.-„Großmeister Jay“ die Runde.
„Hasssprache“ gefährdet angeblich die Demokratie – weswegen immer neue Gesetze auf den Weg gebracht werden. Doch anders als von der Bundesregierung behauptet bleibt „Hass im Netz“ ein Randphänomen. Auf der anderen Seite fördert die Regierung sogar einen Verein, dessen Mitglieder und Partner Hass verbreiten
Am 18. Juni 2020 legte die Bundesregierung ein neues Gesetz gegen „Hass im Netz“ vor, das die Betreiber sozialer Netzwerke zwingen soll, künftig bestimmte Äußerungen an eine Zentralstelle des Bundeskriminalamts zu melden. Plattformen, die kein oder ein nach Ansicht des Gesetzgebers ungenügendes Meldesystem aufbauen, können in Zukunft mit einem Bußgeld belegt werden.
Was würde eigentlich passieren, wenn echte Rassisten die Macht in Deutschland übernähmen?
Der Märtyrer und Kirchenheilige Mauritius müsste dann wahrscheinlich aus dem Stadtwappen von Coburg verschwinden. Das Bild von Uncle Ben von den Reispackungen. Im Rundfunk gäbe es Schlagzeilen wie: „Mohr sorgt für Ärger“. Migranten müssen sich öffentlich beschimpfen lassen. Manche, etwa Betreiber eines Restaurants, bekämen möglicherweise ungebetenen Besuch.
Wolfram Ackner erinnert sich an zwei untergegangene Staaten. Und arrangiert sich irgendwie mit der neuen Zeit. Es gibt für ihn nur eine rote Linie. Um die zu erkennen, musste er an einen See in Indien reisen
Die alte, gelassen-freundlich-souveräne Bundesrepublik Deutschland verblasst in den letzten Jahren für mich immer mehr zu einer wehmütigen Erinnerung. Genau wie zuvor schon die nicht so gelassene DDR, an die es bei mir auch eine verblassende Erinnerung gibt, wenn auch keine wehmütige.
Es hat Gründe, warum Kulturrevolutionäre die Vergangenheit abräumen: sie können im Vergleich mit früher nur verlieren. Besonders, wenn es um Witz geht. Wenn sie sich trotzdem für Tucholsky-Erben halten: das ist komisch
In magischen Zeiten, als die heutigen Identitätsrevolutionäre alle noch nicht geboren waren, nämlich 1969, produzierte „Monty Python’s Flying Circus“ ihren Film über den komischsten Witz der Welt.
Der Sturm gegen westliche Denkmale im Namen des Antirassismus führt zu keiner besseren, sondern zu einer schlechteren Gesellschaft. Setzen sich die No-Justice-No-Peace-Ideologen durch, dann geht beides verloren: Gerechtigkeit und Frieden
Im Alter von 76 Jahren bestieg Martha Ann Ricks 1892 ein Schiff, um von Liberia nach London zu reisen und Königin Victoria zu sehen. Ricks, in den Vereinigten Staaten als Sklavin geboren, erlebte ihre Befreiung 1830, als ihr Vater es schaffte, sich von seinem Eigentümer loszukaufen, einem Farmer in Tennessee. Beide siedelten nach Westafrika über.
Die Professorin Lamia Messari-Becker wird nicht wieder in den Umweltsachverständigenrat berufen. Über die Gründe schweigt die Umweltministerin. Offenbar zeigte die Wissenschaftlerin zu wenig Anpassungsfähigkeit – und zu viel Respekt vor dem Grundgesetz
Der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) soll der Bundesregierung mit wissenschaftlicher Beratung zur Seite stehen. Zurzeit sitzen sieben Mitglieder in dem 1971 gegründeten Gremium, das aller vier Jahre einen regulären Bericht und darüber hinaus Sondergutachten vorlegt.
Auch Bundesaußenminister Heiko Maas nutzte die Gelegenheit, in der medialen Berichterstattungswelle um den Tod von Georg Floyd und die Black-Lives-Matter-Demonstrationen seine Botschaft zu setzen.
Der Kniefall hat Konjunktur: Demonstranten, Aktivisten und Fußballstars drängt es in Sachen George Floyd zur politreligiösen Demutsbezeugung. Selbst im hüftsteifen Deutschland gibt es beste Haltungsnoten für die Unterwerfungsgeste. Doch was drückt sie wirklich aus?
In St. Louis, Missouri, sinkt bei einer Kundgebung gegen Polizeigewalt im Fall George Floyd ein einzelner schwarzer Demonstrant auf die Knie – zwei Meter vor einer Phalanx überwiegend weißer Einsatzpolizisten mit Helmen und Schilden. Er verschränkt dabei die Hände hinter dem Genick, senkt aber nicht den Kopf. Das Foto geht durch die Weltpresse.
Vor einiger Zeit machte sich der Kommentator Heribert Prantl in der Süddeutschen Gedanken, was das „Alpha und Omega“ von Merkels Kanzlerschaft bilden könnte. Die Formulierung findet sich bei ihm mehrmals; sie soll den symbolischen Eingang und Ausgang ihrer Regierungszeit bedeuten, das, was für die Geschichtsbücher bleibt.
Wie gefährlich war die Corona-Pandemie? Waren die staatlichen Maßnahmen angemessen? Darum gibt es einen erbitterten Streit. Das Problem: Manche Zahlen dienen weniger der Erkenntnis – sondern der nachträglichen Rechtfertigung
Der Lockdown schwindet bundesländerweise. Die Debatte über Sinn und Schaden der Staatsmaßnahmen kommt gerade erst richtig in Gang. Dabei geht es nicht immer feinsinnig zu, sondern zuweilen ziemlich grob, etwa im Streit zwischen dem Virologen Christian Drosten, der Bild und dem Biochemiker Alexander Kekulé.
Depressionsforscher Ulrich Hegerl spricht über die Auswirkung von Corona auf psychische Erkrankungen – und die Kollateralfolgen des Shutdown in Deutschland
Publico: Professor Hegerl, Sie sind einer der führenden Wissenschaftler auf dem Gebiet der Depressionsforschung und Vorsitzender der Deutschen Depressionshilfe. Nach mehreren Wochen geht der Corona-Lockdown allmählich zu Ende. Gibt es schon Erkenntnisse, wie sich diese Einschränkungen auf die Situation der gut fünf Millionen Depressiven in Deutschland ausgewirkt hat?
Bist du für die Regierung oder ein Aluhut? Nicht erst seit Corona liebt die politisch-mediale Elite Debattensurrogate. Für diejenigen, die wirklichen Streit vermeiden wollen, sind Verschwörungsgläubige wie Attila Hildmann ein großer Glücksfall
Stephan Kohn, der mittlerweile beurlaubte Beamte des Bundesinnenministeriums, wirkt wie eine Figur aus einem Text von Martin Walser. Der 57-jährige Oberregierungsrat arbeitete in dem Bereich Kritische Infrastruktur.
75 Jahre nach dem Kriegsende ist viel von historischen Lektionen die Rede. Wie wäre es, wenn sich die Repräsentanten dieses Landes zur Feier des Tages mit ihren eigenen Phrasen beschäftigen? Sie würden erschrecken, wenn sie einen Sinn für Sprache hätten
An und um den 8. Mai konzentrieren sich politische und mediale Kommentare auf den zentralperspektivischen Zeitpunkt des Jahres 1945, um immer wieder die gleiche Frage zu beantworten: die nach der kollektiven Lektion.