Wo der Mohr für Ärger sorgt
Original post is here eklausmeier.goip.de/wendt/2020/06-wo-der-mohr-fuer-aerger-sorgt.
Über die skandalöse Abbildung von Afrikanern, Aktivistinnen, die vieles rassistisch finden, und schwarze Köpfe in Kiel
Von Alexander Wendt / / politik-gesellschaft / 28 min Lesezeit
Was würde eigentlich passieren, wenn echte Rassisten die Macht in Deutschland übernähmen?
Der Märtyrer und Kirchenheilige Mauritius müsste dann wahrscheinlich aus dem Stadtwappen von Coburg verschwinden. Das Bild von Uncle Ben von den Reispackungen. Im Rundfunk gäbe es Schlagzeilen wie: „Mohr sorgt für Ärger“. Migranten müssen sich öffentlich beschimpfen lassen. Manche, etwa Betreiber eines Restaurants, bekämen möglicherweise ungebetenen Besuch.
Beginnen wir mit Mauritius, geboren um 250 bei Theben in Ägypten, Patron von weltweit 850 Kirchen. Als Anführer der thebäischen Legion weigerte sich Mauritius zusammen mit seiner Truppe der Überlieferung zufolge, wie von Kaiser Maximian befohlen gegen Christen zu kämpfen und römischen Göttern zu huldigen. Der Kaiser verfügte die Vernichtung der gesamten Legion; Mauritius, seine Offiziere und Soldaten wurden hingerichtet. Mauritius gilt bis heute als Schutzpatron der Soldaten und vieler Handwerker. Der Heilige und Märtyrer wurde schon sehr früh als Afrikaner dargestellt. Bei der Mauritius-Steinfigur am Magdeburger Dom von etwa 1245 handelt es sich um die erste Darstellung eines Farbigen im deutschen Raum. In dem Wappen von gut einem Dutzend Städten findet sich St. Mauritius als Schutzheiliger. Seit 1570 auch im fränkischen Coburg.
„Mohr im Coburger Stadtwappen sorgt für Ärger“, meldet der Bayerische Rundfunk vor einigen Tagen ziemlich frei erfunden. Denn natürlich sorgt der Mohr überhaupt nicht für Ärger. Vielmehr sorgen zwei Frauen – beide nicht aus Coburg und bisher größerer öffentlicher Aufmerksamkeit entgangen – dafür, dass der Transmissionsriemen zwischen selbst noch dem abseitigsten Aktivistengehudel und dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk zuverlässig surrt. Denn Juliane Reuther und Alisha Archie, laut BR „Initiatoren der Kampagne“, verlangen im Zuge der Black-Lives-Matter-Bewegung per Petition die Entfernung des Mauritius-Kopfs aus dem Coburger Stadtwappen. Die beiden, meldet der Sender, ohne zumindest ein bisschen Distanz durch indirekte Rede oder Zitat zu zeigen, „kritisieren die Darstellung eines dunkelhäutigen Menschen mit dicken Lippen und großem Ohrring als ein höchst rassistisches Überbleibsel der Kolonialzeit. In einem Brief fordern sie Coburgs Oberbürgermeister deshalb auf, die Stadt solle sich von dem Wappen distanzieren und ihrem Motto ‚Werte und Wandel’ gerecht werden.“
Damit dem BR-Publikum deutlich wird, dass es sich hier nicht um einen klassischen Bericht handelt, sondern um eine mediale Plattform dieser Forderung, heißt es, hervorgehoben als Zwischenüberschrift und ohne Anführungszeichen: Der Mohr, ein rassistisches Überbleibsel der Kolonialzeit
Welche Kolonialzeit mit welcher Kolonialmacht die beiden Initiatorinnen und der BR-Redakteur im Mittelmeerraum um 250 beziehungsweise in Coburg 1570 vermuten, bleibt unausgeführt. Wahrscheinlich halten sie „Kolonialzeit“ und „früher“ für Synonyme.
Da sie sich mit Geschichte nicht näher befassen, wussten sie wahrscheinlich auch nicht, dass eine politische Kraft den Mauritiuskopf schon einmal aus dem Stadtwappen getilgt hatte, weil der Mohr bei ihnen für Ärger sorgte: nämlich die NSDAP 1934. Sie ersetzte das Mauritiusbild durch ein Schwert mit Hakenkreuz. Im Jahr 1945 führte der kommissarische Nachkriegsbürgermeister in einer seiner ersten Amtshandlungen das Traditionswappen wieder ein.
Die Initiatorin Juliane Reuther – hauptsächlich kommen die passenden Zitate von ihr – schreibt wie ihre Kollegin Alisha für das Online-Magazin Noizz, mit dem die Axel-Springer AG versucht, im ähnlichen Stil wie das gerade gescheiterte Spiegel-Jugendformat BentoKlicks junger _woke_r Großstadtprogressiver einzusammeln. Andere Überschriften bei Noizz lauten: „Umbenennung der Mohrenstraße – der Kampf geht in die nächste Runde“ und „Fünf fragwürdige Zitate von Horst Seehofer, die uns eindeutig zu rechtspopulistisch sind“.
Reuther, nach eigenen Angaben Redakteurin für „Popkultur, Politik und Feminismus“, kritisiert an dem Mauritiuswappen, „dass diese Merkmale, die man an diesem Mann sieht, sehr rassistisch geprägt sind“. Besonders missfallen ihr wie gesagt die dicken Lippen. Sollte es demnächst zur Errichtung von identitätspolitisch korrekten George-Floyd-Denkmalen kommen, dann ergeben sich für die Gestalter kaum lösbare Darstellungsprobleme.
Bis vor kurzem hätte man also Leute, die sich über die Darstellung von Schwarzen ärgern und sie beseitigen wollen, noch auf einer politisch ganz anderen Seite vermutet. Auch diese Gewissheit löst sich in der Säure der Identitätspolitik auf. Bis eben hieß es noch, die Darstellung Farbiger sei dann empörend, wenn sie als untergeordnete und naive Personen dargestellt werden. Damit wurde gerade die Verbannung des Films „Vom Winde verweht“ begründet.
Mauritius hatte als römischer Offizier sogar eine Führungsposition; als Schutzheiliger der Stadt Coburg und Patron hunderter Kirchen erfährt er Verehrung statt Herabsetzung. Sein Porträt ist genau so wenig rassistisch wie das Bild des stilisierten Uncle Ben auf den Reispackungen, das jetzt laut Unternehmen wegen Aktivistenprotesten überarbeitet werden soll, wahrscheinlich mit dem Ziel, ihn verschwinden zu lassen. Auch das Wort ’Mohr’ soll bekanntlich von Apothekenschildern und dem Schild der Mohrenstraße in Berlin getilgt werden. Das Wort ’Mohr’ leitet sich von dem griechischen mavros (μαύρος) ab, das so viel wie schwarz, dunkel oder gebräunt bedeutet. Als sich die Emanzipationsbewegung noch nicht in den Händen von Indentitätslinken befand, gab es in der afroamerikanischen Community der USA die Losung ’black is beautiful’. Wahrscheinlich wird auch dieser Solgan demnächst dekonstruiert.
Wo Mohren für Ärger sorgen, verschwimmen auch Begriffsgrenzen. Vor wenigen Tagen beschimpfte eine journalistische Aktivistin, tätig für öffentlich-rechtliche Sender, ehemals Trainee und Aktivistin der mit Staatsgeld unterstützten Neuen Deutschen Medienmacher_,_die Anwältin Seyran Ates und den Autor und Psychologen Ahmad Mansour als „Rassisten“, weil sie sich nicht der Solidaritätsadresse für die taz-Müllkolumnistin Hengameh Yaghoobifarah anschließen wollten:
Und eine andere Aktivistin definiert Hautfarben kurzerhand als Konstrukte und die weißwurstfarbene taz-Kolumnistin mit dem langen Namen in eine schwarze um:
Noch nie war es so leicht wie heute, Antirassist zu sein. Rassist allerdings auch. Es gilt zwar das Mantra, es gebe keinen Rassismus gegen Weiße. Zwei Zielpersonen mit Migrationshintergrund, die einen von Jan Böhmermann initiierten Aufruf kritisieren, können sich durchaus das Label ’Rassist’ einfangen. So, wie aus „Kolonialzeit“ ein allgemeiner Begriff für „früher“ geworden ist, bezeichnet „Rassist“ mittlerweile jemanden, der die Ansicht des linkswoken Juste milieu nicht teilt, während auf der anderen Seite jemand als progressive Meinungsschreiberin durchgeht, die im Bezug auf das Coburger Stadtwappen strukturell die gleichen Forderungen vorträgt wie die NSDAP 1934. Vielleicht ist ja das der so oft angeführte Alltagsrassismus.
In Berlin gibt es mittlerweile Bestrebungen, die Mohren- in George-Floyd-Straße umzutaufen. Angenommen, das würde passieren: Glauben die Aktivisten eigentlich, dass das den tatsächlichen Rassismus und ganz grundsätzlich die Konflikte in der Gesellschaft mildern oder gar auflösen würde? Wahrscheinlich nicht. Konfliktmilderung ist ja auch gar nicht ihr Ziel.
In der neuen Zeit des Antimohrenkampfes könnte möglicherweise auch der Betreiber des Kieler Fischrestaurants „Zum Mohrenkopf“ ungebetenen Besuch von Aktivisten bekommen. Er heißt Andrew Onuegbu, wanderte mit 20 aus Nigeria aus und lebt schon länger in Norddeutschland. Ihn stört der doppelte Mohren- beziehungsweise Mauritiuskopf am Restauranteingang nicht nur nicht, er erklärte auch mehrfach auf besorgte Nachfrage, er halte diejenigen – fast ausschließlich Weiße – die Kopf wie Bezeichnung für rassistisch erklären, für wirre Gestalten.
Aus Sicht einer Noizz-Redakteurin hat Onuegbu obendrein Schuld auf sich geladen, als er auch noch diese Auszeichnung annahm:
Die Gaststätte „Zum Mohrenkopf“ scheint die Corona-Zeit gut überstanden zu haben. Sie bietet sogar eine Ausbildung zur Fachkraft an:
Sollte die Noizz-Reaktion der sehr unvielfältigen, weil fast reinweißen und woken Bento-Belegschaft folgen, dann ergäben sich für die Geschickten unter ihnen unter Andrew Onuegbus Aufsicht neue berufliche Perspektiven.
Dieser Text erscheint auch auf Tichys Einblick.
29 Kommentare
Original: Wo der Mohr für Ärger sorgt
Liebe Leser von Publico: Dieses Onlinemagazin erfüllt wie eine Reihe von anderen Medien, die in den letzten Jahren entstanden sind, eine zentrale und früher auch allgemein selbstverständliche publizistische Aufgabe:
Es konzentriert sich auf Regierungs- und Gesellschaftskritik.
Offensichtlich besteht ein großes Interesse an Essays und Recherchen, die diesen Anspruch erfüllen.
Das jedenfalls zeigen die steigenden Zugriffszahlen.
Kritik und Streit gehören zur Essenz einer offenen Gesellschaft.
Für einen zivilisierten Streit braucht es gut begründete Argumente und Meinungen, Informationen und Dokumentationen von Fakten.
Publico versucht das mit seinen sehr bescheidenen Mitteln Woche für Woche aufs Neue zu bieten.
Dafür erhält dieses Magazin selbstverständlich kein Steuergeld aus dem Medienförderungstopf der Kulturstaatsministerin Claudia Roth, kein Geld aus dem Fonds der Bundeszentrale für politische Bildung (obwohl Publico zur politischen Bildung beiträgt) und auch keine Überweisungen von Stiftungen, hinter denen wohlmeinende Milliardäre stehen.
Ganz im Vertrauen: Publico möchte dieses Geld auch nicht.
Die einzige Verbindung zu diesen staatlichen Fördergeldern besteht darin, dass der Gründer des Magazins genauso wie seine Autoren mit seinen Steuern dazu beiträgt, dass ganz bestimmte Anbieter auf dem Medien- und Meinungsmarkt keine Geldsorgen kennen.
Es gibt nur eine Instanz, von der Publico Unterstützung annimmt, und der dieses Medium überhaupt seine Existenz verdankt: die Leserschaft.
Alle Leser von Publico, die uns mit ihren Beiträgen unterstützen, machen es uns möglich, immer wieder ausführliche Recherchen, Dossiers und Widerlegungen von Falschbehauptungen anzubieten, Reportagen und Rezensionen.
Außerdem noch den montäglichen Cartoon von Bernd Zeller. Und das alles ohne Bezahlschranke und Abo-Modell. Wer unterstützt, sorgt also auch für die (wachsende) Reichweite dieses Mediums.
Publico kann dadurch seinen Autoren Honorare zahlen, die sich nicht wesentlich von denen großer Konzernmedien unterscheiden (und wir würden gern noch besser zahlen, wenn wir könnten, auch der unersetzlichen Redakteurin, die Titelgrafiken entwirft, Fehler ausmerzt, Leserzuschriften durchsieht und vieles mehr).
Jeder Beitrag hilft.
Sie sind vermutlich weder Claudia Roth noch Milliardär.
Trotzdem können Sie die Medienlandschaft in Deutschland beeinflussen.
Und das schon mit kleinem Einsatz.
Der Betrag Ihrer Wahl findet seinen Weg via PayPal – oder per Überweisung auf das Konto
(Achtung, neue Bankverbindung!)
A. Wendt/Publico
DE88 7004 0045 0890 5366 00,
BIC: COBADEFFXXX
Dafür herzlichen Dank.
Die Redaktion
Materonow
27. Juni, 2020Eine kurze, prägnante Definition eines Rassisten als Netzfun lautet so:
Ein Rassist ist ein Mensch
der Rassen haßt,
die es nicht gibt!
So hängen sich die «Antirassisten», wie fast immer, im Gestrüpp ihrer widersprüchlichen Aktivitäten hoffnungslos selbst auf.
Max Mertens
30. Juni, 2020Schade, daß dieses Gestrüpp nur ein metaphorisches Sein besitzt, grrrrr….
Pauline G
27. Juni, 2020Man sieht, wie DUMM diese linken Aktivisten sind!! Und wie UNGEBILDET!! Halbwissen oder gar keines. Sie erinnern an die fundamentalistischen Taliban in Afghanistan, die jeden Kulturnachweis aus vorislamischer Zeit zerstört haben – so z.B. die Sprengung der berühmten Buddha-Statuen – die beweisen, dass Afghanistan vor der Eroberung durch den Islam eine andere Religion u. Kultur hatte!! Und von solchen Bilderstürmern, Geschichte-Verdrehern u. -Vernichtern gibt es inzwischen genug im Westen!!
pantau
1. Juli, 2020Passender Vergleich, alles dasselbe Fahrwerk, nur die Karosserien wechseln. Die allgegenwärtige Fullbartmode sehe ich als Homogensierungsinitiative.
oldman
27. Juni, 2020Danke Herr Wendt dafür, dass Sie nicht müde werden, den grassierenden Irrsinn zu dokumentieren.
Dass der Bayerische Rotfunk wieder den Vollidioten gibt, wundert mich nicht. Geschichte scheint dort sekundär, an erster Stelle kommt Haltung. (Geschichte wiederholt sich, siehe Coburger Wappen anno 1934).
Libkon
27. Juni, 2020Mein erster Reflex: Schämen sollten sich die sogenannten «Aktivisten», die ständig unsere Kultur ohne erkennbaren nachvollziehbaren Grund absichtlich zerstören wollen. Dazu sind diese Personen vermutlich nicht imstande. Unkenntnis und Gehirnwäsche tun ein Übriges. Es ist zum «Fremdschämen». Dass sie ausgerechnet ein Wappen, welches bereits von den Nazis geschändet wurde, nun GENAUSO schänden wollen, spricht für sich. Mehr muss man nicht über extremistische Ideologien wissen, egal, ob links oder rechts.
Was eigentlich denkt sich ausgerechnet der Axel Springer Verlag dabei, den Unsinn abzudrucken, wo doch der Gründer absolut nicht linkssozialistisch war? Liest dort niemand, quasi als ERWACHSENER, der Reife und damit Verantwortung besitzt, so etwas gegen? Oder will der Verlag sich am Untergang unserer Kultur beteiligen?
Ein großes BRAVO dem Wirt des Fischrestaurants «Zum Mohrenkopf» in Kiel. Er ist ein Bürger mit Herz und Verstand. Hautfarbe, Herkunft, Glaube etc., nicht wichtig. der Mensch allein zählt. All Lives Matter!
Joachim Kortner
4. Juli, 2020Umarmung !
H. Wieland
27. Juni, 2020Wenn ich von solchen Aktivitäten lese, wie der von Frau Reuther etc. kommt mir der alte Kinderspruch in den Sinn: Wer es sagt, der ist es auch.
Bewundernswert, sehr geehrter Herr Wendt, wie Sie derart absonderliche Themen gelassen „dekonstruieren“!
HAns
20. Oktober, 2020Ich habe die Petition unterschrieben da ich gegen Rassismus JEGLICHER Art bin. Ich hoffe nur Frau Reuther ist ebenso konsequent bei all den rassistischen Darstellungen und Äusserungen gegen Menschen mit weißer Hautfarbe.
Igor Zumbrot
27. Juni, 2020So ist das halt: Die einen haben ‘ne dicke Lippe und die anderen riskieren ‘ne dicke Lippe. Wobei die «Antirassisten» und «Antifaschisten» in unserem(?) Lande praktisch gar nichts riskieren, wenn sie eine dicke Lippe «riskieren». Allenfalls gehen sie das Risiko ein, von Anne Will & Co. eine Einladung zum netten Pläuschchen vor handverlesenem Publikum zu erhalten.
(Ein mitunter recht hohes Risiko gehen in diesem Lande hingegen diejenigen ein, die sich auf den gesunden Menschenverstand, das Grundgesetz, Recht und Ordnung, Demokratie, Meinungs- und Versammlungsfreiheit berufen. Das ist unverzeihlich.)
Zabka
27. Juni, 2020Es ist an der Zeit, Tacheles zu reden: Derlei moralisch hochstehender Stumpfsinn wird in der Hauptsache von Frauen verbreitet! Ist leider so. Auch die bisher 2975 Unterzeichner der Coburger Petition sind zu 99 Prozent Frauen, lauter Julianes, Leonies, Sandras, Mareikes, Sicilias bekennen, dass „ich gegen Rassismus kämpfen möchte“. Als wollten sie Katharina Rutschkys Behauptung, dass Frauen „im Schnitt tatsächlich viel dümmer als Männer sind“, täglich aufs Neue bestätigen; das Gegenteil hätten wir noch nicht bewiesen, schrieb Rutschky vor Jahren im „Merkur“.
Die Coburger Petition erinnert an einen Leserbrief in der „Frankfurter Rundschau“, in dem eine Empörte dem Musikkritiker des Blatts „Rassismus“ vorgeworfen hat, weil er einem Sänger eines „Rock gegen Rechts“-Konzerts eine „schwarze Stimme“ bescheinigt hatte. Was die Ahnungslose nicht wusste, ist: Einem weißen Sänger eine „schwarze Stimme“ zu bescheinigen, ist das höchste Lob, das die U-Branche zu vergeben hat.
Immerhin zeigt sich die Stadt Coburg noch wehrhaft, er halte das Ansinnen „für völlig sinnbefreit“, sagte Bürgermeister Hartan (CSU). – „Noizz“ ist ein Kapitel für sich, Daniel Böcking, stellv. „Bild“-Chefredakteur, verantwortlich für den „Noizz“-Inhalt und: bekennender Christ, sollte mal versuchen, „Noizz“-Artikel wie „2020 fick ich nur noch mit Feministen“ (Petitantin Juliane Reuther) zu verteidigen.
Werner Runkel
28. Juni, 2020Da sagen Sie was! Aber nicht nur in der Verbreitung von Stumpfsinn sind Frauen die absolute Mehrheit. Schauen Sie einmal in alle Ressorts, die verantwortlich von «Frauen» ( bewußt in Anführungszeichen ) geleitet und «verantwortet» werden : Niedergang allerorten, Fehlentscheidungen in großem Stil, völlige Unwissenheit und mangelnder Sinn für Realitäten, Zerstörung von Bewährtem – alles zugunsten von Ideologie und «gefühlter» Wahrheit. Das ist das Ergebnis von Quote : selbst die minderbemittelste «Dame» erhält lukrative Posten aufgrund allein der Tatsache, «Frau» zu sein. Der dementsprechende «Erfolg» ist auf so gut wie allen gesellschaftlichen Feldern ausgiebig zu bewundern.
Diabolos
29. Juni, 2020Einspruch: Mir fallen spontan einige Frauen ein, die die klügsten, humorvollsten, klarsten Kritiken am Gutmenschentun/Moralismus verbreiten. Tamara Wernli (youtube), Vera Lengsfeld, Kristina Schröder, Birgit Kelle zum Beispiel. Die geistige Bandbreite ist eben bei Frauen genauso groß wie bei Männern. Aber es gibt in der Art der Dummheit, nicht in der Quantität Unterschiede: Männer neigen zu abstrusen Verschwörungstheorien, Frauen eher zu moralistischer Schwärmerei.
Leonore
4. Juli, 2020Vielen Dank, Diabolos!
Ich habe auf die frauenkritischen Kommentare nichts erwidert, weil ich peinlich berührt und zähneknirschend das gar nicht mal so kleine Körnchen Wahrheit anerkennen muß (Schillers «da werden Weiber zu Hyänen» scheint kaum übertrieben, wenn man Berichte über das Verhalten von Frauen gegenüber Wehrlosen während der Französischen Revolution liest), aber umso dankbarer bin ich für Ihre ebenso ritterliche wie gerechte Verteidigungsrede!
pantau
1. Juli, 2020Eine mögliche Erklärung bzw ein Faktor könnte sein, daß Frauen als die Leidtragenderen das ausgeprägtere Stockholmsyndrom aufweisen. Denn es geht ja hinter der Rassismusparole um den Islam und dabei wären wir Männer jedenfalls in einem Bereich fein raus, wie es Houellebecq in «Unterwerfung» so schön ausgeführt hat.
Peter Ackermann
27. Juni, 2020Wieder mit spitzem Witz, danke!
Emmanuel Precht
27. Juni, 2020Gegenüber ist einer eingezogen der dem Mauritius zum verwechslen ähnlich sieht. Unter anderem sehr dicke Lippen. Was muss ich da machen? Die ehrbaren Kämpfinnen gegen Rassismus unterrichten, dass hier gelebter Rassismus durch die Straßen läuft? Die Frau und die 5 Kinder haben auch alle dieses schreckliche rassistische Merkmal. Ich bin verzweifelt, es ist schrecklich, dass soetwas im «besten … je gab» heute möglich ist. Wohlan…
Gerd Balzer
27. Juni, 2020Was ist für mich ein ECHTER Rassist?
Ein Mensch (bevorzugt w/weiß), der Schwarzen/Farbigen vorschreiben will, wann, wo, wie und von wem er sich rasssistisch beleidigt zu fühlen haben.
Die von den privilegierten, alten, weißen Männern Unterdrückten, haben da mal garnichts mitzureden.
Ludger
27. Juni, 2020Im Altgriechischen hieß mavros „mauros“, also steckt im Mauritius das Schwarz, dunkel gebräunt, schon im Wort selber. Ebenso in Mauritz (Kirche in Münster), oder in St. Maurice (Frankreich). Über den Mauren (spanisch El moro) sind wir so beim Mohr oder auch Moritz oder Moriz (Stadtkirche von Coburg) usw.
Besten Dank für Ihre Dekonstruktionen.
Dr. Wolfgang Hintze
27. Juni, 2020Danke an Corola Rackete für ihren Tweet, der uns eine weitere linksgrüne Absurdität vor Augen führt, die aber im «Bento»-Milieu alltäglich ist: Rackete spricht von einer schwarzen Journalistin. Das Wort «Schwarze» wurde gelb markiert. Jeder, der ein Foto von dieser begnadeten Saitirikerin gesehen hat, weiß, dass sie alles mögliche ist, aber eben nicht schwarz. Ich hatte vor einiger Zeit einen Gedankenaustausch mit der «Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland e.V.», die ich fragte, ob die Hautfarbe als Vereinsmerkmal nicht eher ein wenig rassistisch sei. In der empörten Antwort wurde ich zurechtgewiesen, dass … aber lesen Sie im Glossar für diskriminierende Sprache von Amnesty International, auf das ich verwiesen wurde:
«Schwarze Menschen ist eine Selbstbezeichnung und beschreibt eine von Rassismus betroffene gesellschaftliche Position. «Schwarz wird großgeschrieben, um zu verdeutlichen, dass es sich um ein konstruiertes Zuordnungsmuster handelt und keine reelle «Eigenschaft», die auf die Farbe der Haut zurückzuführen ist. So bedeutet Schwarz-Sein in diesem Kontext nicht, einer tatsächlichen oder angenommenen ‘ethnischen Gruppe’ zugeordnet zu werden, sondern ist auch mit der gemeinsamen Rassismuserfahrung verbunden, auf eine bestimmte Art und Weise wahrgenommen zu werden.»
Fazit: dank Antirassismus wird die schöne urdeutsche Gewohnheit der Groß- und Kleinschreibung wieder wichtig – obwohl sie von weißen alten Männern erfunden wurde.
Dr. W. Manuel Schröter
27. Juni, 2020Geschichte wiederholt sich; zuerst als Tragödie, dann als Komödie. Wobei mir, ehrlich gesagt, bei der gequirlten K… (Entschuldigung) des Ansinnens jener «Redakteurin» nicht mehr zum Lachen zumute ist. Wo führt das alles hin?
Albert Schultheis
28. Juni, 2020Lieber Herr Wendt,
Sie sind ein Nurd, einer der alles sofort gugelt und recherchiert! Ich bin immer wieder erstaunt über die Hintergründe, die sie über die alltäglichsten Dinge hervorzaubern und damit ihre Leser verblüffen bzw. lästige Zeitgenossen ad absurdum führen. Das ist in meinen Augen Journalismus vom Feinsten, zumal wenn er noch – wie bei Ihnen – in sprachlicher Nuancierung und mit beißender Ironie daher kommt. Vielleicht sollten Sie einigen Ihrer Kollegen bei taz bis FAZ, bei Spiegels und ZEIT einmal Nachhilfe geben, so etwa ein Kurs Einführung in die Grundlagen des modernen Journalismus. Sicherlich würden sie damit nicht nur das Niveau dieser Institutionen aus dem selbst verschuldeten Sumpf und Dumpf ziehen, auch die Verkaufszahlen der Gazetten würden sofort wieder ansteigen. Stellen Sie sich vor: Man könnte den Spiegel wieder lesen! Bento war übrigens für mich sozusagen ein Stück bedrucktes Lackmus-Papier um zu testen, wieweit die Verblödung und Infantilisierung bei der jüngeren Generation bereits fortgeschritten ist.
Weiter so, Herr Wendt, bleiben Sie dran!
Elisa
28. Juni, 2020Meine Familie heißt seit über 200 Jahren Mohrund ist stolz darauf. Was nun? Sind wir Rassisten, die sich umbenennen müssen?
Danke für diesen Arikel, der den Irrsinn ungebildeter, emotionaler sogenannter Aktivsten aufzeigt.
Danke Herr Onuegbu, dass Sie Ihren gesunden Menschenverstand einsetzen und sich nicht durch politisch korrekte Gutmenschen entmutigen lassen.
Carlos Redder
28. Juni, 2020Guten Tag Herr Wendt. Trotzdem. Ich sage es: «Frauen» sind überproportional verantwortlich für den grassierenden sozipoli Dünnpfiff. Wie immer: pointiert und sauber, was Sie uns mitteilen. Dank!
Gerhard Sauer
1. Juli, 2020In einem vorhergehenden Strang haben wir erfahren, wie sehr unschuldige schwarze Männer unter den rassistischen Begehrlichkeiten eines gewissen Typs deutscher Frauen leiden. Dieser Tatsachenbericht mag zunächst auf Unglauben gestoßen sein, aber der leidenschaftliche Aufruf von Frauen gegen den Mohren im Coburger Stadtwappen ist ein weiterer Beleg für diesen Rassismus. Der Mohr erregt nicht nur die Gemüter, er erregt die sehnlichsten weiblichen Wünsche. Frustriert schauen sie auf die weißen Schlappschwänze, deren Männlichkeit nur noch ein Schein ist. Von denen ist nichts mehr zu erwarten, sie lassen alles hängen, auch die anmutigsten Frauen. Diese Frustration empfinden sie zutiefst, wenn sie den hübschen Coburger Mohren sehen; welche Versprechungen liegen in dessen exotischen Gesicht! Bitterkeit kommt auf, daß er nicht verfügbar ist und sie wird um so stärker, je oft man ihn ansehen muß. Er muß weg, sein Reiz muß getilgt werden, sollen sie nicht verrückt werden. Das Glück, das der Mohr verspricht, kann er nicht einlösen, es ist ein vergiftetes Glück, also muß er verschwinden.
caruso
28. Juni, 2020Die menschliche Dummheit und Unbildung hat keine Grenzen!
lg
caruso
Werner Bläser
29. Juni, 2020Sie sollten sich schämen, Herr Wendt! Wie können Sie nur im Jahr 2020 die eindeutig rassistische Darstellung eines Afrikaners als «nicht rassistisch» weißwaschen wollen? Ich für meinen Teil habe noch nie – schon gar nicht in Afrika – Menschen mit Ohrringen und dicken Lippen gesehen. Ganz ehrlich! Dicke Lippen riskieren nur Rassisten!
Man kann Afrikaner ja auch würdevoll und sympathisch darstellen – blond und blauäugig beispielsweise. Der große Bildhauer Arno Breker hat gezeigt, wie man respektvoll Bilder haut. Der könnte ein Vorbild sein für alle progressiven Ikonoklasten. Sie pflegen ja auch sonst Vorbilder aus dieser Ecke – auf Breker scheinen Sie nur noch nicht gekommen zu sein, trotz Ihrer erkennbar überragenden Bildung.
Wir haben jedoch – leider – viel zu wenig anti-rassistischen Aktivismus.
Immer noch stehen Statuen dieses alten weißen Widerlings aus Stratford-upon-Avon, der so rassistische Machwerke geschrieben hat wie «Othello», solches anti-feministische Gewäsch wie «Der Widerspenstigen Zähmung»…
Vom ‘Kaufmann von Venedig’ will ich nicht sprechen, das war sicherlich nicht anti-semitisch gemeint, sondern nur anti-zionistisch, aus Empathie für die Palästinenser.
Aber was die Dringlichkeit eines progressivistischen Großreinemachens unterstreicht, ist die empörende Tatsache, dass so ein böser Bau wie die Cheops-Pyramide noch steht. Cheops war Sklavenhalter und für die Todesstrafe, wie bei Herodot und anderswo ganz klar zu lesen ist. Dieses Schand-Bauwerk gehört geschleift!!
An der Stelle dieses architektonischen Monstrums sollte man eine moderne Hatschepsut-Pyramide errichten lassen. In Zwangsarbeit von rassistischen Polizisten.
AlexAnder
1. Juli, 2020«Nie war es so leicht wie heute, Antirassist zu sein. Rassist allerdings auch.»
Lieber Herr Wendt, damit treffen Sie den neuralgischen Punkt einer gegenwärtig ins Hysterische getriebenen Massenpsychose auf den Punkt. Der Menge der Bürger macht man den erwünschten Konsens so leicht wie möglich: Man bindet sie moralisch ins Kollektiv. Durch eine konstruierte Dichotomie ohne Schnittmenge: Rassismus oder Antirassismus – tertium non datur – ein Drittes ist nicht gegeben. Keine Zwischentöne, keine Abwägungen und erst recht kein Ausweg aus diesem konsequent konstruierten Dualismus. Selbstredend steht man weltanschaulich auf der Seite der «antirassistischen» Guten, alles andere führt prompt zur sozialen Exkommunikation. Mittels «manufactured consent» (Noam Chomsky) schlägt sich das passend geformte Selbstbewusstsein von Stärke in der Masse dann in stolzen Selbstdarstellungen nieder, wie beispielsweise im Hashtag #wirsindmehr oder #unteilbar.
Ausdruck und Ergebnis einer Gesinnungsrekrutierung, die den inhaltlichen Diskurs längst in einen Scheindiskurs über die «richtige» Haltung verschoben hat. Letztere ist auch ohne profundes Wissen und mentale Mühe gratis und bequem zu haben. Noam Chomskys sagte mal: «Die Mehrheit der gewöhnlichen Bevölkerung versteht nicht, was wirklich geschieht. Und sie versteht nicht einmal, dass sie es nicht versteht!»
Aber eine Massenpsychose ruft auch fanatische Begleiterscheinungen hervor. Sie bringt das Archaische im Meutemenschen zum Vorschein, fördert dessen Machtbewusstsein und inquisitorische Neigungen. Die alsbald und überall in ein alltäglich praktiziertes Ritual unzähliger kleiner Exorzismen münden und bis in die höchstpersönlichen Lebensbereiche Andersdenkender reichen. Genau da sollen sie konzeptionell auch hin. Die «antirassistische» Massenpsychose bringt eine Spezies hervor, die schon längst überwunden geglaubt war: Den Bilderstürmer, der alles alte Symbolhafte zerstören will, das seiner Anschauung ein Dorn im Auge ist. Den Jakobiner, der Gleicheit, Freiheit und Brüderlichkeit mit revolutionärem Feuer und Furor in die Gesellschaft trägt, um sie damit zu kompromittieren und kontrollieren. Es hängt nur von der Länge der Leine ab, an denen diese gegenwärtige Spezies geführt wird. Oder anders ausgedrückt: Von den finanziellen Zuwendungen, mit denen gewisse Seilschaften der Sozialindustrie gepampert werden. Denn sie sind das Verbindungsglied vom Rechtsstaat in den tiefen Staat. Sie bilden den neuen Demos, der an der Kratos in einem ganz spezifischen Sinne beteiligt wird.
Charles Brûler
5. Juli, 2020Ein verdammt guter Artikel.Man möchte solch brilliaten Internetfundstücken beinnahe nicht mit Kommentaren zu nahe rücken. Mach ich auch nicht. Bravo!