Strohmänner im Zahlengewitter
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Wie gefährlich war die Corona-Pandemie? Waren die staatlichen Maßnahmen angemessen? Darum gibt es einen erbitterten Streit. Das Problem: Manche Zahlen dienen weniger der Erkenntnis – sondern der nachträglichen Rechtfertigung
Von Alexander Wendt / / politik-gesellschaft / 24 min Lesezeit
Der Lockdown schwindet bundesländerweise. Die Debatte über Sinn und Schaden der Staatsmaßnahmen kommt gerade erst richtig in Gang. Dabei geht es nicht immer feinsinnig zu, sondern zuweilen ziemlich grob, etwa im Streit zwischen dem Virologen Christian Drosten, der Bild und dem Biochemiker Alexander Kekulé.
Ihre Auseinandersetzung konzentriert sich auf eine Untersuchung Drostens über die Menge der SARS-Cov-2-Viren, die Kinder in sich tragen. Seine Zahlen führten zur langen Schließung von Schulen und Kindertagesstätten. Zu Recht? Die Bild stellte Drosten etliche Fragen und setzte ihm eine sehr kurze Frist von einer Stunde zur Antwort – was ein Medium in einer Wissenschaftsdebatte nicht tun sollte. Drosten veröffentlichte die Fragen der Zeitung samt Handynummer des Redakteurs. Was auch ein nervöser Virologe nicht tun sollte. Es handelt sich nicht nur um einen wissenschaftlichen Diskurs über Virenlasten. Sondern auch um Renommee, politische Deutungshoheit und volkswirtschaftliche Schäden. Folgt man dem Spiegel, tobt sogar ein „Glaubenskrieg“.
Anfang Mai veröffentlichten zwei Redakteure des Norddeutschen Rundfunks aus der Abteilung Investigation einen Text mit der Überschrift „Neun Lebensjahre verloren“.
Neun Lebensjahre, lautet ihre Aussage, habe jedes Corona-Opfer in Deutschland durch seinen Tod verloren.
Aus dieser dramatischen Zahl folgern sie: Wer die staatlichen Maßnahmen gegen die Pandemie in Frage stellt, redet menschliches Leid klein. Im Mai veröffentlichte auch das Statistische Bundesamt Sterbezahlen für die ersten Monate des Jahres 2020. Es sind in Corona-Zeiten politische Daten. Sie zeigen eine leichte Übersterblichkeit für die Wochen von Covid-19 von drei Prozent. Statt in die Tiefen der Drosten-Kontroverse soll dieser Text in das Gewitter der Lebenszeit-Zahlen führen – auch deshalb, weil der NDR-Text „Neun Lebensjahre verloren“ prototypisch für die gegenwärtige Deutungsdebatte steht. Wie kommt die wuchtige Zahl der neun verlorenen Jahre zustande? Was sagt sie aus? Was sagen sie vor allem über den Sinn der staatlichen Corona-Maßnahmen? Eine Warnung vorab: Es folgt ein Stück über Zahlen und statistische Tücken, das womöglich weniger saftig ausfällt als ein Meinungskampf auf Twitter.
„Sterben am Coronavirus nur Alte und Schwache? Einige behaupten dies. Auch Grünen-Politiker Boris Palmer hatte sich ähnlich geäußert. Eine Analyse des NDR zeigt aber: Viele an Corona Verstorbene hätten wohl noch lange gelebt“, schreiben die beiden NDR-Mitarbeiter Björn Schwentker und Jan Lukas Strozyk auf tagesschau.de. Es handelt sich also um das bei dem öffentliche-rechtlichen Sender beliebte Format des ’Faktenchecks’: Eine Behauptung soll auf ihren Gehalt untersucht werden. Jedenfalls wirkt es so. Allerdings nur auf den ersten Blick. Die Autoren legen sich eine Behauptung zurecht: „Am Coronavirus sterben nur Alte und Schwache“, beantworten aber die Frage nicht: Wer sagt das überhaupt? „Einige behaupten dies“, behaupten die NDR-Redakteure, ohne jemanden zu nennen.
Wofür es auch einen guten Grund gibt: Denn in Wirklichkeit behauptet kein relevanter Diskussionsteilnehmer weit und breit, dass an dem Coronavirus nur Alte und Schwache sterben. Tatsache ist, dass überwiegend alte Menschen an beziehungsweise mit Covid-19 sterben, von denen wiederum sehr viele an mindestens einer Vorerkrankung litten. Für beides gibt es wiederum Belege, die kaum ernsthaft angezweifelt werden können: 86 Prozent der an beziehungsweise mit Covid-19 Verstorbenen in Deutschland sind laut Statistik des Robert-Koch-Instituts 70 Jahre und älter. Am stärksten vertreten in der Todesfallstatistik ist die Altersgruppe von 80 bis 89 Jahren.
Zu den Vorerkrankungen existieren Untersuchungen mehrerer Mediziner, etwa des Leiters der Rechtsmedizin am Universitätskrankenhaus Eppendorf (UKE) in Hamburg Klaus Püschel: Von den 133 im Zusammenhang mit Covid-19 Verstorbenen, die er obduzierte, litten alle an mindestens einer Vorerkrankung. Ähnliche Untersuchungen aus Deutschland und anderen Ländern bestätigen durchweg diese Grundaussage.
Also: Anders als von dem NDR-Duo suggeriert behauptet niemand, dass nur Alte und Schwache an Covid-19 sterben. Es handelt sich um das, was im Englischen straw man argument genannt wird – sie arbeiten sich an einer Aussage ab, die so in Wirklichkeit niemand trifft. An diese Pseudoaussage koppeln die Redakteure dann den Satz: „Auch Grünen-Politiker Boris Palmer hatte sich ähnlich geäußert.“ Nämlich ähnlich im Vergleich zu ihrem Strohmann. In ihrem Text zitieren sie einen Satz aus einem Interview Palmers mit Sat1:
«Wir retten in Deutschland möglicherweise Menschen, die in einem halben Jahr sowieso tot wären.»
Diesen und sehr oft nur diesen einen Satz hatten etliche Medien aus dem Palmer-Interview zitiert, meist mit der Suggestion, der Grünen-Politiker habe gefordert, für alte und vorerkrankte Corona-Infizierte medizinisch nichts mehr zu tun. Im Zusammenhang des Interviews wird allerdings deutlich, was er tatsächlich vorschlägt, nämlich die unterschiedliche Behandlung unterschiedlicher Risikogruppen.
Konkret: Er fordert, die Gruppen mit erhöhtem Risiko, vor allem Patienten in Alten- und Pflegeheimen bestmöglich zu schützen, dafür aber die deutlich weniger gefährdeten Jüngeren nicht weiter mit einer rigiden Einschränkung ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit zu belasten. Palmers Satz lautet vor allem nicht: ‘Alle an Covid-19 Erkrankten wären sowieso in einem halben Jahr tot gewesen.’
Wozu attackieren die NDR-Redakteure überhaupt einen Strohmann und einen aus dem Kontext gerissenen Satz eines Politikers? „Die Diskussion um Lockerungen der Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus ist zu einem verhärteten Meinungskampf geworden“, schreiben Schwentker und Strozyk: „Oft wird dabei behauptet, was politisch opportun ist – auch wenn es keinen wissenschaftlichen Nachweis dafür gibt.“ Ein verhärteter Meinungskampf: Da liegt das Problem. Denn in ihrem Text über die neun verlorenen Jahre drängt sich der Eindruck auf, dass es ihnen vor allem darum geht, die staatlichen Maßnahmen zur Corona-Eindämmung zu rechtfertigen, und das, ohne zwischen den Maßnahmen überhaupt zu unterscheiden. Das Verbot von Großveranstaltungen und Quarantäneregeln hat sich als sinnvoll erwiesen – Publico und TE hatte es übrigens schon am 13. März thematisiert.
Die Stilllegung der Wirtschaft halten mittlerweile etliche Wissenschaftler für eine teure Symbolpolitik, die sich kaum auf den Verlauf der Infektionen auswirkte. Zu diesem Schluss kommen etwa das bundeseigene Institut für Arbeit und Beschäftigungsmarkt, die ETH Zürich und J.P. Morgan. Was die beiden NDR-Autoren völlig aus den Augen verlieren: Die Frage, wie viel Lebenszeit ein Corona-Tod vernichtet, sagt nichts über den Sinn der Corona-Maßnahmen aus. Dass Covid-19-Infektionen Leid mit sich bringen, bestreitet niemand. Der Punkt ist, dass dieses Leid gegen die Kollateralschäden eines wochenlangen wirtschaftlichen Stillstands abgewogen werden muss.
Am Anfang der Corona-Eindämmung – daran muss gelegentlich wieder erinnert werden – stand nicht die absolute Vermeidung von Kranken und Toten, sondern die Abflachung der Infektionskurve, um einen damals noch befürchteten Kollaps des Gesundheitssystems zu verhindern. Damit (und nur damit) wurden alle Maßnahmen begründet.
Aber trotzdem zurück zu den verlorenen Jahren: Das NDR-Duo glaubt einen wissenschaftlichen Nachweis gefunden zu haben, der belegen soll, dass die an beziehungsweise mit Covid-19 Verstorbenen in Deutschland im Schnitt „neun Lebensjahre verloren“ haben – nämlich eine statistische Abschätzung von mehreren Wissenschaftlern der Universität Glasgow, die zu dem Ergebnis kommt, dass die an/mit Covid-19 Verstorbenen im Schnitt noch eine Lebenserwartung von 14 (Männer) beziehungsweise 13 zusätzlichen Jahren (Frauen) gehabt hätten. Die reine statistische Differenz zwischen Sterbealter des Einzelnen und durchschnittlicher Lebenserwartung für den Jahrgang lässt sich leicht feststellen. Eine unmittelbare Aussagekraft hätte diese Differenz allerdings nur dann, wenn die Verstorbenen mit ihrem Gesundheitszustand – von der Covid-19-Infektion abgesehen – repräsentativ für ihre Altersgruppe wären.
Dafür spricht nach Befunden wie denen des Gerichtsmediziners Klaus Püschel wenig bis nichts. Wie viel Lebenszeit den Covid-19-Opfern durch den Tod tatsächlich genommen wurde, das ließe sich nur mit sehr feinem Besteck mit Blick auf die jeweiligen Vorerkrankungen und Lebensgewohnheiten ermitteln, außerdem mit Blick auf die Therapie selbst. Denn die Frage, ob intensivmedizinische Beatmung bei Patenten möglicherweise mehr Schaden als Nutzen angerichtet hat, wird zurzeit unter Medizinern heftig debattiert.
Aber gerade mit dieser Feinarbeit hielten sich die Statistiker aus Glasgow nicht auf. Sie nahmen für Vorerkrankungen pauschale Abschläge vor, und kommen so auf 13 beziehungsweise 11 verlorene Jahre für Männer beziehungsweise Frauen. Nach ihrer Annahme verringern also selbst mehrere chronische Erkrankungen wie Diabetes und Bluthochdruck die Lebenserwartung nur unwesentlich. Als Ausgangsmaterial ihrer Untersuchung verwenden sie Todesfall-Daten in Italien, die sie mit allgemeinen Lebenserwartungszahlen abgleichen. Das Forscherteam weist selbst darauf hin, es habe Unterschiede im Lebensstil von Land zu Land nicht mit einbeziehen können. Die Untersuchung sei eine erste schnelle Abschätzung unter Zeitdruck: „Angesichts der akuten Natur der Corona-Pandemie wurde diese Untersuchung schnell und unter Zeitdruck durchgeführt.“ („Finally, given the emergent nature of the coronavirus pandemic, this study was conducted rapidly and under pressure of time.“)
Trotz dieser Unsicherheit, auf die selbst die Autoren der Untersuchung hinweisen, rechnen die beiden NDR-Redakteure die Ergebnisse der Abschätzung auf Deutschland um – und kommen dabei auf den Verlust von durchschnittlich neun Lebensjahren pro Corona-Toten. „Neun Lebensjahre verloren“ – diese Aussage bildet dann, siehe oben, die plakative Überschrift ihres Beitrags. Anders als der von ihnen kritisierte Boris Palmer, der in seinem Satz ein „möglicherweise“ benutzt, verwenden sie keinerlei Relativierung. ’Neun verlorene Jahre’ steht bei ihnen als Erkenntnis fest. Es fehlt auch jeder Hinweis auf die Unsicherheit und die schnelle Durchführung, die sich in der Untersuchung aus Glasgow selbst findet.
Dass Covid-19 Leben und Lebenszeit kostet, bestreitet außer Strohpuppen sowieso niemand. Die Fragestellung taugt wie gesagt auch gar nicht dazu, Nutzen und Schaden des Lockdown in Deutschland gegeneinander abzuwägen. Trotzdem ist der Punkt der verlorenen Jahren nicht uninteressant, denn er führt zu der Frage der so genannten Übersterblichkeit – also der Zahl von Todesfällen, die über den statistischen Schnitt der vergangenen Jahre hinausgeht. Wäre die Annahme richtig, dass die meisten der Covid-19-Toten noch lange zu leben gehabt hätten, dann müsste sich die Pandemie in Deutschland auch in der Sterblichkeitsstatistik niederschlagen. Genau das hatte das statistische Bundesamt für die Kalenderwochen 13 bis 17 auch festgestellt:
Eine insgesamt leichte Übersterblichkeit von drei Prozent über dem Schnitt des Vergleichszeitraums von 2016 bis 2019. Zeigen sich hier die Corona-Toten als statistischer Effekt? Nein, beim näheren Hinsehen so gut wie gar nicht. Denn erstens leben heute in Deutschland gut eine Million Menschen mehr als 2016. Sehr stark zugenommen hat die Zahl der über 80-Jährigen, und zwar um eine halbe Million auf 5,4 Millionen verglichen mit dem Durchschnitt der Jahre 2016-2019. Zusammengefasst heißt das: Die deutsche Bevölkerung ist sowohl gewachsen als auch gealtert. Und vor allem der starke Zuwachs der über Achtzigjährigen um 11 Prozent lässt die Sterbezahlen erwartbar steigen.
Publico fragte Friedrich Breyer, Professor für Volkswirtschaft und Statistikexperte an der Universität Konstanz. Zur Frage der verlorenen Lebensjahre errechnet er aus den Daten der Corona-Covid-19-Verstorbenen des Robert-Koch-Instituts für Männer einen rein nominellen Verlust der Lebenszeit von 8,4 Jahren. Das kommt der Berechnung der NDR-Redakteure nahe – allerdings eben nur unter der Annahme, dass selbst schwere Vorerkrankungen die Lebenserwartung so gut wie gar nicht schmälern.
Ein Beispiel zeigt die Tücken der Statistik: Bei dem jüngsten mit Covid Verstorbenen, den der Hamburger Rechtsmediziner Klaus Püschel obduzierte, handelte es sich um einen 31-jährigen Mann mit Krebs im Endstadium, der sich schon in Palliativbehandlung befand. An reiner Lebenserwartung für seine Altersklasse bringt er Jahrzehnte in die Gesamtberechnung der verlorenen Jahre ein. Faktisch betrug seine Lebenserwartung auch ohne Covid-19 nur wenige Wochen.
Das Exempel zeigt die Schwäche der reinen Durchschnittsberechnung: Sie fasst sehr viele verschiedene Einzelfälle mit einem sehr groben Muster zusammen. Zu der Übersterblichkeit sagt Friedrich Breyer:
„Die starke Zunahme für die Gruppe der über 80-Jährigen von 11 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum erklärt die statistische Übersterblichkeit der Wochen 13 bis 17 fast vollständig. Rechnet man sie heraus, dann bleibt fast nichts übrig.“ Zu der Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes meint er: „Ich unterstelle keine Absicht. Aber in meinen Augen ist es eine Schlamperei, diese Zahlen ohne Hinweis auf die Sonderfaktoren herauszugeben.“
Für alle Wochen des Jahres 2020 seit dem 1. Januar starben übrigens – verglichen mit dem Durchschnitt der letzten 4 Jahre – in der Altersgruppe 65-80 Jahre sogar 7 Prozent weniger Menschen; in der Altersgruppe über 80, bereinigt um die Zunahme die Gruppe sogar 8,5 Prozent weniger. Das heißt: Für das erste Quartal des Corona-Jahres ergibt sich bereinigt um die Sondereffekte sogar eine leichte Untersterblichkeit. Das muss noch nichts für die Zahlen des gesamten Jahres sagen. Der Autor dieses Textes plädiert hier wie in früheren Beiträgen dafür, spätere Zahlen abzuwarten, sie unter die Lupe zu nehmen und jedem Diskussionsteilnehmer einen Unsicherheitsbereich zuzugestehen.
Aber bis jetzt zeigen sich, anders als für Italien und Spanien mit ihren hohen Opferzahlen, für Deutschland keine dramatischen Effekte von Covid-19 – so tragisch jeder einzelne Todesfall ist.
Hätten die beiden NDR-Redakteure einfach über die Untersuchung der Uni Glasgow berichtet, deren Schwächen erwähnt und die Betrachtung so eingebettet wie oben nachzulesen, dann wäre das ein Diskussionsbeitrag gewesen. Stattdessen versuchen sie als Meinungskämpfer zu widerlegen, was niemand behauptet, reißen polemisch einen Satz aus einem Politikerinterview und verkünden apodiktisch die Zahl der neun Jahre, einen statistischen Wert, der wenig sagt.
Aber genau so dürften in den nächsten Monaten viele mediale Debatten um Corona und die staatlichen Maßnahmen verlaufen: Erst kommt die These (die staatlichen Maßnahmen waren richtig, inklusive Stilllegung der Wirtschaft). Dann folgen Zahlen und Argumentationsbausteine, die das belegen sollen.
Wer in dieser Reihenfolge argumentiert, der verdient Misstrauen.
Dieser Text erscheint auch auf Tichys Einblick.
14 Kommentare
Original: Strohmänner im Zahlengewitter
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TinaTobel
29. Mai, 2020Es fragt sich aber, ob nicht sehr viele Menschen im höheren Lebensalter Vorerkrankungen haben, sodass diese Vorerkrankungen in der statistischen Lebenserwartung schon «eingepreist» sind. Anders gefragt: Wäre die statistische Lebenserwartung ohne die ganzen alterstypischen Vorerkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck nicht von vorneherein viel höher?
Publico
29. Mai, 2020Liebe Tina Tobel, zu Ihrer ersten Frage: Natürlich gehen die Daten zu lebensverkürzenden chronischen Krankheiten in die allgemeine Lebenserwartung ein. Es leidet aber auch unter den Älteren nicht jeder an einer oder mehreren Vorerkrankungen. Eine Gruppe, auf die das zutrifft, ist nicht repräsentativ für ihre gesamte Altersklasse – es sei denn, man würde annehmen, dass chronische Erkrankungen die Lebenserwartung gar nicht beeinflussen. Also: Alle Teilmengen zusammen bilden eine Gesamtmenge. Aber nicht jede Teilmenge ist repräsentativ für die Gesamtmenge.
Zu ihrem zweiten Punkt: Gäbe es keine und deutlich weniger gravierende Erkrankungen – beziehungsweise ließen sie sich besser behandeln – wäre unsere statistische Lebenserwartung sicherlich höher. Aus genau diesem Grund steigt die durchschnittliche Lebenserwartung ja auch seit etlichen Generationen: weil die medizinische Versorgung besser wird, also viele früher tödliche Krankheiten heute gut behandelbar sind, und manche Infektionskrankheiten keine Rolle mehr spielen.
– Redaktion
asisi1
4. Juni, 2020Sie haben mit den steigenden Lebenserwartungen recht. Nur gibt es da einen Punkt, welchen jeder für sich selber Entscheiden muss. Der Punkt ist, will ich 10-15 Jahre im Alten -oder Pflegeheim verbringen?
Und noch eines zu den chronischen Erkrankungen. Ich war 40 Jahre selbstständiger Masseur und med. Bademeister. Die natürlichen Anwendungen, welche ich erlernte, wurden fast vollständig durch Politiker und Pharma abgeschafft. Heute gibt es für die einfachsten Erkrankungen Pillen. Was dazu führt, dass das Immunsystem stark geschädigt wird. Außerdem führen Jahrzehnte lange Schmerzmitteleinnahmen zu Bluthochdruck, Zuckerkrankheit, Schäden an Nieren, Leber und Bauchspeicheldrüse und zu guter letzt zum Darmkrebs. Deshalb wird jetzt dieser Popanz von Virus so hoch geschaukelt, weil die Verantwortlichen sich natürlich als Verantwortliche darstellen lassen wollen!
Horst Hauptmann
29. Mai, 2020Wer sich heutzutage objektiv informieren möchte, hat es nicht nur schwer und muss zahlreiche Medien verfolgen und kritisch hinterfragen. BESONDERS kritisch muss man sein, wenn Durchschnittswerte präsentiert werden. Ein wunderbares Manipulationsinstrument. Hier muss man sofort hellwach werden und genau nachfragen oder recherchieren.
In Bezug auf die Energiewende werden uns beispielsweise regelmäßig tolle Zahlen präsentiert, die jedoch dermaßen hinter die Fichte führen, dass man vor Wut aufschreien möchte. Wie bei Preisen im Einzelhandel: es werden nämlich z.B. nur PreisSENKUNGGEN gefeiert – oder haben Sie schon mal Werbung zu PreisERHÖHUNGEN gesehen? Hinsichtlich Energiewende sind es immer die tollen Wind/Sonnentage, die durch die Medien gefeiert werden. Dunkelflauten – gibt’s nicht. Atomstromimporte – gibt’s nicht. Jahresmittelwerte – völlig uninteressant für die Beurteilung der Stabilität unserer wichtigsten Infrastruktur und dennoch fortlaufend präsentiert. Kritische Ereignisse – verschwiegen. Die Medien haben aus dem Desaster bei der Berichterstattung über die Flüchtlingskrise NICHTS gelernt.
Also mein Tipp: Traue keiner Statistik und keinem Durchschnittswert, den du nicht selbst gefälscht hast.
Danke an Herrn Wendt für diesen Beitrag!
Gerhard
30. Mai, 2020Ja Misstrauen ist angebracht! Diese Bundesregierung und an der Spitze die Dame im Kanzleramt haben in dieser Pandemie versagt. Die Maßnahmen kamen zu spät und waren teilweise ineffektiv. Effektiv war nur die Zerstörung der Wirtschaft. Allerdings war diese schon vorher stark angeschlagen. Die Pandemie kam da gerade recht, um das zu verschleiern (Achtung Verschwörungstheorie). Solche Berichte wie der des NDR sollen nicht aufklären sondern verstecken. Ja, es wirkt. Laut Allensbach sind Leute mit den Maßnahmen zufrieden. Und so wird die Politik ohne schonungslose Aufarbeitung der getroffenen Maßnahmen in die nächste Pandemie hineinschlittern und genau so dumm und hilflos wie jetzt dastehen.
Materonow
30. Mai, 2020Traue keiner Statistik,
besonders jenen nicht, die von regierungsamtlicher Seite kommen.
Siehe dazu Herrn Maaßen!
Der hat lediglich richtiggestellt, was jeder (außer unserer Kanzlerin) sehen konnte, nämlich, daß es Hetzjagden, wie von ihr behauptet, NICHT gegeben hat.
Sollte also eine Regierungsstatistik nicht dem regierungsamtlichen Tenor entsprechen, könnte das für die Oberbeamten karriereschädigend ausfallen!
Andreas Rochow
30. Mai, 2020Die nachgereichte oder nachträgliche Erklärung wird zum Grundprinzip deutschen Regierungshandelns unter Merkel. Bekanntermaßen auch die Lüge, wie es der langjährige Chef-EU-ropäer Jean-Claude Juncker freimütig eingestand. Jedenfalls existierte 2015 der EU-Compact for … Migration noch nicht einmal im Entwurf. Zunächst war ein historischer Fehler von Bundeskanzlerin Angela Merkel umzudeuten. Für gratismutig arbeitslose Linksglobalisten ergab sich eine Geschäftsidee; man durfte nicht alles den Kirchen überlassen. Grundgesetz, EU-Verträge, der Amtseid der Kanzlerin – alles Makulatur. Inzwischen holt sich die Kanzlerin den Applaus woanders, jedenfalls nicht bei den Freunden von Rechtsstaatlichkeit und Demokratie. Und weil sich Mehrheiten «in friedlichen Zeiten» nicht dauerhaft an der Nase herumführen und mit falschen Versprechungen abspeisen lassen, kommen ihr die Krisen durchaus gelegen. Wie eine neue Kulisse wird der deutsche Corona-Hype direkt aus dem Bundeskanzleramt vor all die anderen ungelösten, für das Land verheerenden Krisen geschoben. Wieder herrscht ein alles rechtfertigender Notstand und völlig unerwähnt bleibt, dass es Frankreich ist, das seine ökosozialen Probleme im Windschatten der EU-roparettung elegant löst. Wer nicht mitmacht, dem fehle es an Solidarität, der will, «dass der Euro und EU-ropa krachen gehen.» Also Corona sei Dank haben wir den rechtfertigenden Notstand für verlogene Zahlenspiele des prächtigen Robert-Koch-Instituts, das die einzige vorliegende belastbare Zahl, nämlich die tägliche Sterblichkeit nach Altersgruppen sortiert, nicht erwähnt. Weshalb die Regierung und ihre Staatsmedien und ihre «unabhängigen» Redaktions- und Recherchenetzwerke uns das antun? Die Zahlen rechtfertigen die Panik mitnichten! Diese Wahrheit gehört nicht zum Werkzeug der Kampagne. Merkel meint, dass die Angst kein guter Berater sei, deswegen hat sie in den teuren Panikgang schaltet. Politologen und Historiker werden hoffentlich recherchieren, welche unglaublichen Gesetze während der Coronakrise im überbordenden Gesetzesdschungel platziert werden konnten, während Ärzte und Krankenhäuser ihre liebe Not hatten, mit improvisierten Schutzmaßnahmen den Betrieb aufrecht zu erhalten. Dass Merkel-D derzeit den Anschein erweckt, es habe die Krise gut gemanagt, ist eine Fata morgana, die der Staatsfunk einstimmig verbreitet. Wenn weite Lebensbereiche per Dekret lahmgelegt sind, verwundert es nicht, dass die Zahl der Infizierten nicht vorankommt! Merkel hat sich für diesen Schrecken ohne Ende entschieden. Sie liebt den Notstand. Auf die «Impfung» zu warten und die Herdenimmunität auf den Sanktnimmerleinstag hinauszuzögern, zeugt von einer nie dagewesenen und zudem dummen Bunkermentalität.
Sabine Schönfelder
1. Juni, 2020Keinen EINZIGEN Tag gab es über das „neue“ Virus Covid-19 und seine vermeintliche Menschheitsbedrohung eine objektive Berichterstattung. Nachdem Chinas „schreckliche Seuche“ in Europa zunächst nicht zur gewünschten Panik führte, wurde aus den chinesischen Enklaven Nord-Italiens ein Todesmedienspektakel in Hollywood-Machart präsentiert mit Leichenbergen, grausamen Erstickungstoten und klatschenden Menschen auf Balkonen. Endlich war der weltweite SHUTDOWN medial initiiert und legitimiert, zur globalen Wirtschaftsdepression, mit angedrohtem Impfzwang und Corona-App. Es folgten Spanien und Frankreich, zufällig die Coronabondprofiteure, mit mindestens ebenso „schröcklichen“ Bildern, wobei die ständig „steigenden“ Todeszahlen unentwegt über die Ticker laufen und jeder Virusträger als „Infizierter“ pathologisiert wird, zur PANIKSTIMULANZ. Daß diese unobduzierten Coronaopfer innerhalb von FÜNF Monaten verstarben und in den üblichen Todesstatistiken sämtlicher betroffener Länder, auch in den USA, ´untergehenˋ, diese Überlegung wird VÖLLIG ignoriert, ebenso alle wissenschaftlichen Zweifel neben Drostens Medizindiktat. Warum? Meine kleine Verschwörungstheorie. Ausgangsmotivation: China dehnt seine Macht aus über die WHO. Nicht zum Nachteil von Gates. China demontiert westliche Wirtschaftsmacht, steigt günstig in „angeschlagene“ Unternehmen ein, die WHO fordert Impfungen und App. Führt den „naturwissenschaftlichen“ Panikmodus an. Europa nutzt die Gelegenheit zum TRANSFORMIEREN. Trumps Revanche: Hongkong verliert Sonderstatus, die WHO Geld und in Israel stirbt der chinesische Botschafter…Alles Zufall?
Wolfgang Rösner
31. Mai, 2020Es ist nicht die Mühe wert, die Sie sich mit Ihren sehr guten Artikeln machen, Herr Wendt. Es ist deshalb nicht die Mühe wert, weil der Lockdown nicht wegen des Virus beschlossen wurde, sondern um einen entscheidenden Schritt zur Abschaffung des Pluralismus und der Demokratien zu machen. Es handelt sich um eine konzertierte, lange und gut vorbereitete Aktion, die in nicht rechenschaftspflichtigen Zirkeln beschlossen wurde und den Regierungen zur Ausführung anbefohlen wurde. Darum auch der internationale Gleichschritt. Und darum auch die Unwilligkeit, mit Ihnen oder anderen intelligenten Leuten in eine Diskussion einzutreten.
Wenn ich Merkel wäre, würde ich auch eine Diskussion ablehnen. Schließlich war es ja nicht ich (Merkel), der die Entscheidung getroffen hat, sondern diejenigen, die mich in der Hand haben. Und die lassen ohnehin nicht mit sich diskutieren. Weder direkt noch vermittelt über mich.
Es braucht offenbar sehr lang bis diese Wahrheit konfrontiert werden kann.
Joseph
31. Mai, 2020Schön zusammengefasst, Herr Wendt.
Früher hätte man solche Strohpuppen als das bezeichnet, was sie sind. Nämlich Presseenten oder schlicht und einfach Lügen.
Heute sind das Fakten. Orwell sagte dazu Doppeldenk.
asisi1
4. Juni, 2020Schon in meiner Kindheit, bin jetzt 70 Jahre alt, haben wir diese Leute «Schmierfinken» genannt!
Gunter Frank
31. Mai, 2020Bei allem Respekt Herr Wendt, ihr verlinkter Artikel vom 13. März transportiert die Panikmache der Virologen Drosten und Kerkule. Wie auch sehr vernünftige Menschen von Tichy bis Don Alfonso, von science files ganz zu schweigen, jeden Verstand und Klarheit vermissen ließen, und zunächst die Panikmache mitgetragen haben und damit die verantwortungslose Lockdownpolitik. Die Ahnung, dass man hier auf dem falschen Zug mitfährt, kam mit dem BMI Papier von Stephan Kohn, der sich dabei aber nicht an Tichy bzgl. Mithilfe gewandt hat, sondern an Autoren der Achse des Guten, die von Anfang an die katastrophale Politik erkannten und die Schlüsse zogen, die sich nun als richtig herausstellen. Herr Tichy hat nur Wind davon bekommen und die Story sofort gebracht. Es wäre strategisch viel besser gewesen, hätte es eine große Tageszeitung ein paar Tage später als erste gebracht. Nun ja besser späte Einsicht als keine. Mit einem haben Sie allerdings recht, es wird ein heißer Herbst mit einem Schwarzen Peter Spiel vom Feinsten werden.
Beste Grüße
Gunter Frank
Andreas Kahrer
31. Mai, 2020Meiner Meinung nach gibt es eine recht einfache Methode, die quantitative Verkürzung des Lebens durch Covid 19 festzustellen. Man braucht sich dazu lediglich die Statistik EUROMOMO zu Gemüte führen: In Ländern mit starker Mortalität zeigt sich eine deutliche Übersterblichkeit – die Mortalitätskurve zeigt dementsprechend ein Maximum vor der 17. Kalenderwoche. Die Mortalität sinkt aber derzeit wieder stark und ist in einigen Ländern bereits in eine Untersterblichkeit übergegangen. Ein allfälliges Minimum wurde bis dato aber noch nicht erreicht. Die Differenz zwischen Maximum und darauffolgendem Minimum auf der Zeitachse sollte dann die durchschnittliche Lebensverkürzung gewesen sein. Da das Mortalitätsminimum noch nicht überschritten ist, kann auf diese Weise derzeit aber noch keine Aussage getroffen werden. Jedoch sollte man diese Art von Statistik im Auge behalten.
Silas Loy
16. Juni, 2020Soweit ich das verstanden habe, beschreibt die Übersterblichkeit aber eben nicht eine überdurchschnittliche Todesrate im Vergleich zu den letzten (wieviel auch immer) Jahren. Das ist eine Mehrsterblichkeit und die kann es z.B. auch geben, weil die Bevölkerung im Schnitt älter geworden ist. Eine Übersterblichkeit ist dagegen ein signifikanter Trendausbruch aus dem Verlauf der Sterblichkeitskurve eines Jahres. Im Frühjahr 2018 (Grippewelle) läßt sich für Deutschland eine solche Übersterblichkeit mit einem Maximum von etwa 4000 Toten (statt 2500-3000) an einem Tag im April deutlich erkennen. Für 2020 ist ein solcher Trendausbruch nirgendwo zu sehen. Die bisher knapp 9000 «Coronatoten» in Deutschland lassen sich mühelos in der Schwankungsbreite von bis zu 500 Toten/Tag unterbringen. (destatis)