Die Berichte über einen angeblichen Potsdamer Deportations-Geheimplan enthalten zwar kaum Substanz, bewirken aber viel: Ihre politisch-mediale Verwertung zielt auf die Errichtung einer autoritären Postdemokratie. Das Land steht tatsächlich an einem Kipppunkt – aber anders, als viele im politisch-medialen Komplex suggerieren
Der Text, der auf vielfachen Wunsch öffentlich-rechtlicher Anstalten, von Politik und der staatlich finanzierten Zivilgesellschaft einen Wendepunkt darstellen soll, veröffentlicht auf der Plattform Correctiv unter der Überschrift „Geheimplan gegen Deutschland“, hebt so an: „Es ist der Morgen des 25. November, kurz vor neun Uhr, ein trüber Samstag.
„Ich habe das Glück so manchen vortrefflichen Mann, der nicht meines Glaubens
ist, zum Freunde zu haben. Wir lieben uns aufrichtig, ob wir gleich vermuten und
voraussetzen, dass wir in Glaubenssachen ganz verschiedener Meinung sind.“
Moses Mendelssohn
Brief an Johann Caspar Lavater, 1769
Die Reaktion der Moralelite auf die Bauernproteste zeigt vor allem eins: eine abgrundtiefe kulturelle Verachtung für die Peripheren. Dass Progressive mit reinstem Gewissen nach unten treten, hat eine längere Tradition. Sie würden noch ganz anders strafen, wenn sie könnten
Es gibt ein historisches Datum, einen Stichtag, der die offizielle Einführung der Verachtung nach unten in die Welt der neuzeitlichen Progressiven markiert. Am Abend des 9. September 2016 bat die damalige demokratische Präsidentschaftsbewerberin Hillary Clinton zusammen mit der LGBTQ-Gemeinschaft der Stadt zur Spendengala in der Cipriani Wall Street, New York City.
„Die, deren Grundsatz es ist, die alte,
ehrwürdige Stimme des menschlichen
Geschlechts zu verachten, und einen Grundriss
zur gesellschaftlichen Verbindung nach völlig
neuen Formen zu entwerfen, müssen
natürlicherweise erwarten, dass wir [...] sie und
ihre Erfindungen der allerstrengsten Prüfung
unterwerfen werden. Sie müssen sich darauf
gefasst machen, dass wir uns bloß an ihre
Gründe halten, aber durchaus nicht an ihre
Autorität kehren werden.“
„Die Form ist die geschworene Feindin der Willkür, die Zwillingsschwester der
Freiheit. Denn die Form hält der Verlockung der Freiheit zur Zügellosigkeit das
Gegengewicht, sie lenkt die Freiheitssubstanz in feste Bahnen, dass sie sich nicht
zerstreue, verlaufe, sie kräftigt sie nach innen, schützt sie nach aussen.“
Rudolf von Jhering
Der Geist des römischen Rechts auf den verschiedenen Stufen seiner Entwicklung.
Die Liste der dümmsten Medienbeiträge des Jahres 2023 zusammenzustellen fällt wieder sehr, sehr schwer. Erstens, was die Platzierung angeht. Und zweitens können wir beim besten Willen nicht alle Kandidaten aufnehmen – irgendwann sind die Kapazitäten einfach erschöpft
Die wichtigsten Informationen finden sich schon in der Überschrift: Der Platz reicht unmöglich für alle. Außerdem qualifizieren sich schon aus formalen Gründen nicht alle Kandidaten für das Gerangel um Platz eins.
Es läuft immer auf den Wunsch nach dem dreizehnten Monat hinaus. Oder nach der fünfundzwanzigsten Stunde. Beide wären so wertvoll wie das zusätzliche Zimmer, das die meisten gern für ihre Wohnung hätten, unabhängig von deren Größe. Der Autor jedenfalls weiß gar nicht, was ihm bei der Auswahl lieber wäre, die Zusatzstunde jeden Tag oder der Extramonat am Ende, tendiert aber zur zweiten Erweiterungsmöglichkeit.
Es gibt viele Arten, Weihnachten wahrzunehmen. Der eine nimmt den theologisch-philosophischen Weg mit dem ersten Satz des Johannesevangeliums: ἐν ἀρχῇ ἦν ὁ Λόγος καὶ ὁ Λόγος ἦν πρὸς τὸν Θεὸν καὶ Θεὸς ἦν ὁ Λόγος, den die Züricher Bibel bessert trifft als die Einheitsübersetzung, da näher am Sinn des Originals: „Im Anfang war das Wort, der Logos, und der Logos war bei Gott, und von Gottes Wesen war der Logos“.
Der kalendarische Winter beginnt gerade. Politisch kommt eine Zeit des gesteigerten Missvergnügens, dazu gibt es feuchte Kälte an kurzen Tagen. Andererseits, lange Abende lassen sich mit guten Büchern auch behaglich einrichten. Publico gibt wie jedes Jahr Empfehlungen – neue Bücher von 2023 und (Wieder)entdeckungen aus dem großen Literaturfundus der Vergangenheit.
Die Redaktion wünscht ein friedliches Fest – und lange, angenehme Lesestunden.
„Die Tragödie des Unglaubens an Gott besteht nicht darin, dass
derjenige dann nichts mehr glaubt. Es ist viel schlimmer, es könnte
darauf hinauslaufen, dass die Person an alles glaubt.“
Ob es weiße Weihnachten gibt, steht dahin. Aber so oder so, bald kommt das Fest und anschließend einige Tage, um die Brücken hochzuziehen. Die Zeit für Kontemplation ist günstig wie noch nie: Die Bundesregierung verspricht, uns mit Vorschlägen für die Haushaltsaufstellung des Jahres 2024 in Ruhe zu lassen.
Ein guter Teil der Medienschaffenden übertrifft alle anderen Kräfte der Gesellschaft in Illiberalität, Heuchelei und Zerstörungswut. An den Sendungsbewussten des neuen Typs scheitert auch jede Parodie. Auf das Milieu wirkt nur eins: Geldentzug. Und der beginnt schon
Vor einigen Wochen lief auf Youtube zum ersten Mal ein kurzes Video, das eine BBC-Journalistin im Interview mit dem Hamas-Kommandeur Yahya Sinwar zeigt, zugeschaltet aus dem Gazastreifen. Sie reicht ihm Stichworte herüber, er gibt die erwarteten Antworten. Zwischendurch singt er kurz „all we are saying/is give peace a chance”.
„Dummheit ist ein gefährlicherer Feind des Guten als die Bosheit. Gegen die
Dummheit sind wir wehrlos. Weder mit Protesten noch durch Gewalt lässt sich hier
etwas ausrichten. Gründe verfangen nicht; Tatsachen, die dem eigenen Vorurteil
widersprechen, brauchen einfach nicht geglaubt zu werden — in solchen Fällen wird
der Dumme sogar kritisch — , und wenn sie unausweichlich sind, können sie einfach
als nichtssagende Einzelfälle beiseitegeschoben werden.“
Dietrich Bonhoeffer
„Widerstand und Ergebung. Briefe und Aufzeichnungen aus der Haft“
„Im Alter schrumpft die eigene Zukunft gegen Null. Dadurch können die
Zukunftskonformismen ebenfalls gegen Null schrumpfen: So können die
Rücksichten nicht allein beim Hinsehen, sondern auch beim Sagen peu ä peu
entfallen. Alte Menschen können unbekümmert nicht nur merken, sondern auch
reden. Zuweilen verfügen sie über eine solide Schandmaulkompetenz.“
Seit 2020 richtet sich eine Welle von gezieltem Vandalismus gegen Wegmarken der Vergangenheit – in den USA, Deutschland und anderswo. Ein akademischer und ein Straßenmob reichen einander dabei die Hände. Wie Wähler darauf reagieren, zeigt das Beispiel der Niederlande
Als Mitglieder der „Letzten Generation“ vor wenigen Tagen mit Pinseln Farbe auf einige Säulen des Brandenburger Tors schmierten, bemerkte die Berliner Zeitung treffend, sie hätten sich dieses Mal die „unversehrte Seite“ des Denkmals ausgesucht.
Drei Tage lang trafen sich konservative, liberale und libertäre Wissenschaftler, Politiker und Unternehmer aus dutzenden Ländern in London, um die „Alliance for Responsible Citizenship“ zu gründen. Ist die ARC ein anti-wokes Gegengewicht zu Davos? Ein bisschen, aber auch etwas darüber hinaus. Es verschieben sich gerade ein paar Gewichte
„Remember who we are“, _erinnern wir uns daran, wer wir sind. _„Das ist es, worum es in der ARC-Konferenz ging.“ Jordan Peterson ruft diesen Satz von der Bühne des Magazine London im Norden von Greenwich zu den eintausendfünfhundert Zuhörern im Saal.