Schon wieder fast Weihnachten und noch kein Geschenk? Redaktion und Autoren von Publico helfen weiter
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Von Alexander Wendt / / spreu-weizen / 17 min Lesezeit
Ob es weiße Weihnachten gibt, steht dahin. Aber so oder so, bald kommt das Fest und anschließend einige Tage, um die Brücken hochzuziehen. Die Zeit für Kontemplation ist günstig wie noch nie: Die Bundesregierung verspricht, uns mit Vorschlägen für die Haushaltsaufstellung des Jahres 2024 in Ruhe zu lassen.
Der Vizekanzler setzt keinen Fuß vor die Tür, denn draußen lauert bekanntlich die Wirklichkeit, von der er sich umzingelt fühlt. Wir können ruhig seinem Beispiel folgen, selbst dann, wenn es uns nicht vorkommt, als würde die Realität uns von allen vier Seiten aus angreifen. Wir bleiben eine Weile zu Hause, hoffen darauf, dass die einen oder anderen Mandatsträger in Zukunft wieder mehr Freizeit genießen dürfen und wärmen uns an Büchern, Musik und überhaupt an schönen Dingen. Aber woher nehmen auf die Schnelle?
Wie in jedem Jahr geben Publico-Autoren Empfehlungen, damit Ihnen die Auswahl ein bisschen leichter fällt.
Bernd Zeller empfiehlt etwas Selbstverständliches – und unverschleißbare Musik von Senioren
Da es sich von selbst versteht, Monika Marons „Das Haus“ allen zu empfehlen, die selber lesen, oder jemandem, der liest, damit ein Geschenk zu bereiten – wobei es bemerkenswert bleibt, dass Monika Maron den seltenen literarischen Fall verkörpert, dass jemand sowohl im politisch-essayistischen als auch erzählerischen Bereich gleichermaßen lesenswert ist und bleibt – , da es also zum einen etwas selbstverständlich gilt, sei nun etwas Hörenswertes empfohlen: Rolling Stones: „Hackney Diamonds“
Jeder kann sich etwas darunter vorstellen, was eine gute Stones-Platte ist. Und das ist eine richtig gute. Kein bisschen achtundsiebzigjährig, jedenfalls nicht in dem Sinne, wie man es gemeinhin erwarten könnte. Es macht was aus, wenn man vor Sex und Drogen das Musizieren nicht vernachlässigt. Man kann die ganze CD oder Vinylplatte immer wieder hören, ohne dass sie sich abnutzt, musikalisch.
„Angry“, der erste Titel auf der Platte, ist einer, von dem man sich fragt, wo er die ganze Zeit gewesen ist. Der läuft gelegentlich im Radio, danach klingt alles andere wie Rosenstolz.
Jürgen Schmid stellt seine Geschenkliste anhand von gefährdeten Straßennamen zusammen
Warum es gerade jetzt lohnt, sich wieder daran zu erfreuen, wie Waldemar Bonsels’ Biene Maja ihre Welt entdeckt;
Ludwig Thomas Weihnachtsgeschichte zu lauschen, die Oskar Maria Graf tief berührte; Farbexplosionen von Emil Nolde zu bewundern;
Martin Heideggers treffliche Technik- und Kulturkritik studierend zu bedenken; sich in Ernst Haeckels grandiose „Kunstformen der Natur“ zu versenken (antiquarisch zu erwerben); Konzerte mit Musik von Richard Strauss zu besuchen?
Weil die Schöpfer aller dieser Wunderwerke vom Furor politischer Korrektheit akut bedroht sind, seit die Stadt München (und weitere Kommunen dito) „Straßennamen mit erhöhtem Diskussionsbedarf“ in einer sogenannten „Shortlist“ als „umstritten“ (SZ) markiert hat.
Letztlich sind wir alle aufgerufen, mit den Füßen an Theaterkassen, im Buchladen, in Museen und Konzerthäusern darüber abzustimmen, ob den Destrukteuren ihr Zersetzungswerk an Kultur und Tradition gelingen wird oder ob sich das, was bewahrenswert ist, weiter überliefern kann.
Und noch etwas muss inzwischen verteidigt werden, das ein normaler Mensch nie für gefährdet gehalten hat. Denn es erscheint in Zeiten, in denen Firmen ihre Weihnachtsfeiern nicht mehr so benennen, um ja niemandem einen Stein des Anstoßes zu bieten, schon fast als ein Akt politischen Widerstands, das Fest der Geburt des Herrn so zu begehen, wie es im christlichen Abendland von jeher Brauch und Sitte war.
Jörg Hackeschmid bringt uns einen Krimiautor nahe, der/die eigentlich ganz anders heißt
Eigentlich kennt sie wirklich jeder: J. K. Rowling, die Erfinderin und Autorin der Harry-Potter-Romane. Nicht wenige Eltern haben die Bücher mit ihren Kindern zusammen gelesen und sich dabei ebenso gut unterhalten wie die eigentliche Zielgruppe: Kinder und Jugendliche. Und die epische Verfilmung der Potter-Bücher war wie ein Leistungsausweis der britischen Filmindustrie. Deutschland ist mittlerweile leider weit davon entfernt, Ähnliches hinzukriegen: ähnlich gute Drehbücher, eine ähnlich gute Regie, eine vergleichbare Heerschar sensationeller Schauspieler.
Nicht ganz so bekannt, zumindest in Deutschland, ist die Tatsache, dass Rowling seit 2013 unter dem Pseudonym Robert Galbraith Krimis schreibt. Die beiden Helden der Bücher sind Cormoran Strike, ein (im Afghanistan-Einsatz) kriegsversehrter britischer Soldat, der versucht, sich als Privatdetektiv eine neue Existenz aufzubauen und seine Aushilfs-Bürokraft Robin Ellacott, die bald zur Partnerin der Detektei wird. Natürlich schwelt schon bald eine bislang uneingestandene Liebesgeschichte zwischen den beiden. Oft ertappt man sich als Leser dabei, dass es zwei page turner in den Krimis gibt: den jeweiligen Kriminalfall – und die persönlichen Krisen und die sich entwickelnde Beziehung von Strike und Ellacott.
Der siebte Krimi dieser Reihe erschien vor wenigen Wochen:
Robert Galbraith, Das strömende Grab: Ein Fall für Cormoran Strike, Blanvalet Verlag, 29,90 EUR.
Das ist ein stolzer Preis. Und die 1296 Seiten, die das Buch hat, sind eine Ansage. Auch der Titel klingt seltsam. Er stammt aus einem Gedicht von Dylan Thomas.
Das ziemlich dicke Buch lohnt sich. Da ist zum einen das klassische Setting mit einem kauzigen Privatdetektiv, der in ziemlich verdrehte und komplizierte Kriminalfälle verwickelt wird. Hier kann sich Galbraith alias Rowling mit Raymond Chandler & Co. bedenkenlos messen lassen. Jeder Strike-Krimi ist eine Hommage an die Säulenheiligen des Genres. Dann: Das Buch (und seine sechs Vorgänger) ist großartig geschrieben. Man kann es kaum aus der Hand legen. Die Sprache von Galbraith/Rowling schlägt so manchen Gesellschaftsroman, der hohe Ambitionen mit sich schleppt. Soll heißen: Es ist ein wirklich guter Roman. Im «Strömenden Grab» geht es um die Machenschaften einer Sekte mit politischem Anspruch. Galbraith/Rowling liefert mit diesem Plot eine Fallstudie ab, wie politische Religionen funktionieren und wie sich Menschen manipulieren lassen. Ganz konkret. Ihr Buch ist dadurch hochaktuell und hoch politisch, wieder einmal. Und das perfekte Weihnachtsgeschenk. Auch als Hörbuch.
Apropos Hörbuch: Sehr empfehlenswert sind auch die Apple AirPods der 3. Generation. Diese Edel-Ohrstöpsel kosten 179 EUR und sorgen für perfekten 3-D-Sound. Wer kein Apple-Nutzer ist – angeblich gibt es ähnliche Qualität auch für Android-Geräte, etwa den Sennheiser Momentum True Wireless 3 für 197 Euro.
Die Publico-Redakteurin weiß, was Frauen heute lesen sollten. (Und Männer auch)
Um die Zeitenwende verfasste Ovid seine_ ars amandi_. Was ist uns von dieser Kunst geblieben? Wer liest, was in den christlichen Jahrhunderten dazu veröffentlicht wurde, Casanova, das Decameron, Heptameron, Zille, Josefine Mutzenbacher, der muss zugeben, dass die relevanten Vorgänge kaum in Worte zu kleiden sind. Die Lektüre ist schlicht blöd. Da es sich in der Wirklichkeit so ähnlich verhält, ist dieses Buch mit seinem unglücklichen Titel ein Labsal. Zermürbt zwischen nervtötender Pornografie und feministischem Krampf eröffnet sich in dieser erotischen Enzyklopädie des Hohenzollernreichs eine verlorene Kunstsparte: Ein verlockender Jüngling und ein Spalier umzimperlicher, seelisch gesunder, artikulations- und wollustfähiger Mesdames jeglichen Standes vollführen das Ballett ums Bett in singulärer Grazie, idealen Zeitmaßen und staunenswerter Kondition. Hunderte von Ereignissen prinzipiell gleichen Inhalts langweilen den nicht, der – wie die Ratgeberin – der Sprachkunst den Vorzug gibt. S i e erfindet hier nämlich pausenlos anderes. Wer mit dem gewöhnlich geschraubten Ton dieses stockkonservativen Dichters ansonsten wenig anfangen kann, wird hier durch 900 Seiten geschmeidigster Prosa geführt. Das Werk, ebenso handlungsarm wie szenenreich, beruht vorgeblich auf eigenem Erleben. Kann sein, gewiss aber ist ein eigener, vergleichsloser Ton unerschöpflicher Facettierung, der diesem schwach kartierten Gefilde des Menschseins endlich einmal den Rang von Literatur gönnt. Man sollte das Buch an irgendeiner beliebigen Stelle aufschlagen und in etwa so lange weiterlesen, wie der zentrale Vorgang maximal dauert. Dann ist es am bekömmlichsten.
Wolfram Ackner zielt genau
Ich empfehle als Weihnachtsgeschenk den Compoundbogen Zeal der Firma Core, weil Bogenschießen einfach die perfekte Mischung aus Kraft und geistiger Konzentration ist. Jetzt werden mich vermutlich sowohl die Anhänger der traditionellen Holzbögen als auch die eingefleischten Compoundfreaks belächeln. Ich weiß, ich weiß, die englischen Langbogenschützen hatten in Crescy und Azincourt auch keine Compoundbögen, und ein echter Compoundbogen kostet 1700 € und nicht 170. Und es stimmt, der Zeal ist mit etwa 170 Euro um einiges billiger als der Rest der Compoundkonkurrenz. Und genau deswegen ist er meine Empfehlung. Ein Billigvisier für 20 Euro dranmontiert und ein einfaches China-Release ebenfalls um die 20-30 Euro und schon ist man für ganz kleines Geld in der normalerweise echt teuren Compoundklasse am Start.
Der Compoundbogen hat viele Vorteile. Wenn man beim Spannen über die sogenannte Wand hinausgezogen hat, kann man den Bogen ohne relevante Kraftanstrengung im Vollauszug halten und ohne Zeitdruck visieren, während der Traditionalist vor körperlicher Anstrengung langsam zu zittern anfängt.
Mit dem verstellbaren Visier und dem Peep in der Bogensehne verfügt man über ein hochpräzises Kimme-Korn-System und bauartbedingt ist der Bogen immer gespannt. Das heißt, wer Angst vor Einbrechern hat, kann sich den Bogen zur Nervenberuhigung auch einfach scharf an die Wand hängen. Nicht zuletzt hat der Bogen anfängerfreundliche 45 lbs, die man auch gezogen bekommt, ohne täglich Klimmzüge zu trainieren – die aber theoretisch immer noch ausreichen, um ein Wildschwein zu erledigen. Sichere Hand vorausgesetzt.
Alexander Wendt freut sich über jeden, der ein englisches Juwel verschenkt
Anthony Burgess notierte: „Ich habe ‘Wiedersehen mit Brideshead‘ mindestens ein Dutzend Mal gelesen, und war stehts entzückt und gerührt, sogar zu Tränen.“ Es gibt nur wenige Romane der Weltliteratur, die Leser entweder zu bedingungslosen Liebhabern oder zu Verächtern des Buchs machen (wozu vor allem Kritiker der ersten Stunde gehörten). Gleichgültig lässt Evelyn Waughs erfolgreichster Roman so gut wie niemanden.
Dass dieses Buch überhaupt existiert, verdanken die Verehrer (und neuen Leser) einer wunderbaren Verkettung von Zufällen und Extravaganzen. Am 24. Januar 1944 bat Waugh, damals Offizier der britischen Armee, um unbezahlten Sonderurlaub, um zu schreiben. Das Gesuch enthielt eine Waugh-typische Drohung, weniger gegen den Vorgesetzten, sondern gegen sich selbst: „Es zählt zu den Eigenarten literarischen Schaffens, dass man eine Idee, sobald sie im Kopf des Autors ausgereift ist, nicht liegenlassen darf, sonst verkümmert sie. Das Buch wird nämlich entweder jetzt geschrieben oder nie.“
In den acht Wochen, die ihn die Truppe freistellte, tippte er die 500 Seiten herunter, deren Wirkung bis heute nicht nachlässt.
Wie in allen großen Werken der Literatur lässt sich die Handlung von „Wiedersehen mit Brideshead“ nur so zusammenfassen, dass sie die Musikalität des Werks nicht annähernd wiedergibt. Den Erzähler Charles Ryder, wie Waugh Offizier im 2. Weltkrieg, verschlägt es in ein neues Truppenquartier, das Schloss Brideshead. Er kehrt zurück in ein, in sein geplündertes, verlassenes Arkadien. Aber darüber führt er keine Klage. Jedenfalls nicht direkt. Er ruft sich und seinen Lesern diese verschwundene Welt wieder vor Augen, die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg, als noch niemand ahnte, dass bald der nächste kommen sollte. Er kehrt noch einmal zurück zu seinen Jahren in Oxford, dann in Brideshead mit Zwischenstationen in London und Paris, die Jahre, in denen er sich erst in Sebastian Flyte verliebt, dann in dessen Schwester. Die beide Figuren, eigentlich eine einzige Doppelfigur, vergisst der Romanleser nicht mehr. Zwei Wesen, die selbst nichts hervorbringen, aber andere – nicht nur den Erzähler – mit gewaltigen Kräften anziehen. Waughs Beschwörung teilt eine Qualität mit allen anderen großen Romanen der Weltliteratur: Am Ende glaubt der Leser, er hätte mit den Figuren einen größeren Teil seines Lebens verbracht.
„Genau die richtige Stelle, um einen Topf voller Gold zu verstecken“, sagt Sebastian bei seinem ersten Ausflug mit Charles: „Ich würde gern überall, wo ich glücklich war, etwas Kostbares vergraben. Dann kann ich später, wenn ich hässlich, alt und trübsinnig bin, zurückkommen, es ausgraben und mich daran erinnern.“ Der Roman handelt nicht nur davon, in düsteren Zeiten nach einem unversehrten Schatz zu graben. Durch „Wiedersehen in Brideshead“ zieht sich auch die Frage nach dem Glauben (in diesem Fall der Katholizismus, eine in England außerordentlich elitäre Angelegenheit). Die Geschichte endet damit, dass der Atheist Charles zwar nicht offiziell konvertiert, aber auf eine überraschende Weise im Inneren.
Etliche Leser nahmen an dieser Wende Anstoß, weil die religiöse Ader ihrer Meinung nach den Blick auf Arkadien unangemessen überlagert. Aber genauso wollte Waugh sein Buch, „romantisch und eschatologisch“. In „Brideshead“ zeigt er die absolute Souveränität des Erzählens.
„Du musst uns besuchen und mit uns spielen“, sagte Mick Jagger, als er Nick Drake traf. Dazu kam es nicht mehr. Im kommenden Jahr liegt der Tod des in Deutschland bisher kaum bekannten Musikers 50 Jahre zurück. Drake starb 1974 mit 26 Jahren an den Folgen seiner schweren Depression. Obwohl er nur wenige Jahre lang Songs schrieb und es nie zum großen populären Durchbruch schaffte, gehört er mit seinen Texten, seiner Musik und vor allem mit seiner großartigen Stimme bis heute zu den großen Solitären der britischen Musik nach 1945. Seine Stücke wirken, als wären sie keinen Tag gealtert. Auf alle, denen der Name nichts sagt, wartet eine Entdeckung. Um den Anfang zu machen, empfiehlt sich das Album „Five Leaves Left“ mit einem seiner schönsten Songs: Riverman.
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2 Kommentare
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Offensichtlich besteht ein großes Interesse an Essays und Recherchen, die diesen Anspruch erfüllen.
Das jedenfalls zeigen die steigenden Zugriffszahlen.
Kritik und Streit gehören zur Essenz einer offenen Gesellschaft.
Für einen zivilisierten Streit braucht es gut begründete Argumente und Meinungen, Informationen und Dokumentationen von Fakten.
Publico versucht das mit seinen sehr bescheidenen Mitteln Woche für Woche aufs Neue zu bieten.
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Die Redaktion
Materonow
14. Dezember, 2023Eine sehr gute Anregung für gut Weihnachtsgeschenke.
Werde mir sogleich Monika Marons «Das Haus» bestellen.
Man hat heutzutage so wenige Autoren, die keine Regierungsherolde, linksgrüne Prostituierte oder Zeitgeistvasallen sind.
Werner Bläser
15. Dezember, 2023Vielleicht habe ich da ja was falsch verstanden, über erotische Romane. Zugegeben, die Memoiren von Casanova sind «blöd» (oder sagen wir: langweilig) – er konnte wohl besser bumsen als schreiben. Aber Boccaccios ‘Decamerone’ in diese Reihe zu setzen, ist schon respektlos, schlimmer: unangebracht.
Zudem sich nur ein kleiner Teil mit Erotik befasst (ich schaue jetzt nicht nach, welcher Erzähl-Tag). Das Decamerone – ebenso wie Chaucers Canterbury Tales, ich glaube, Chaucer schrieb bei Boccaccio ab, nicht umgekehrt – ist ganz sicher nicht «blöd», sondern wunderbare Erzählkunst (sonst hätte nicht nur Chaucer, sondern auch Balzac mit seinen ‘Contes Drolatiques’ nicht bei ihm abgeschrieben).
– Aber wo wir schon bei Erotik sind: Warum denn nicht mal das ‘Kin Ping Meh’ lesen – komischerweise Jin Ping mei gesprochen, wie meine chinesischstämmige Frau mir versichert. Das Buch ist wirklich lohnender zu lesen als die deutsche Rockband zu hören.
– Ich würde – trotz Kritik von einigen Literaturwissenschaftlern – immer noch die Übersetzung von Franz Kuhn sehr empfehlen. Kuhn hätte eigentlich selbst Literat werden können, weshalb ihm einige Nachdichtung statt Übersetzung vorwerfen. Aber was zählt, wie Helmut Kohl sagte, ist das, «was hinten rauskommt». Und das Ergebnis ist ein Kunstwerk. Seine Übersetzung ist als Übersetzung (!) Weltliteratur. Sie lässt klar durchscheinen, worum es dem chinesischen Autor geht. Es ist – wie jedes gute Buch aus dem Bereich Belletristik – ein mehrschichtiges. Die politischen Implikationen und Andeutungen müssen uns heute nicht mehr interessieren.
Aber was Lanling Xiao Sheng – oder wer immer es geschrieben hat – über den Menschen im allgemeinen im Zustand des anomischen, dekadenten Wohlstands ohne geistige Basis geschrieben hat, das ist zeitlos; ebenso wie übrigens, obwohl hier das Thema nur gestreift wird, im zweiten klassischen chinesischen Roman, ‘Der Traum der Roten Kammer’, ebenfalls grandios übersetzt von Kuhn.
Und ein Genuss, zu lesen. Inklusive der eingestreuten Gedichte.
Leider lesen heute nicht einmal mehr junge Chinesen diesen Roman (im Original), der meiner Ansicht nach zu den besten 10 je geschriebenen gehört. Bildungsverlust ist leider nicht auf uns begrenzt.