Die schlimmsten Journalisten der Welt
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Ein guter Teil der Medienschaffenden übertrifft alle anderen Kräfte der Gesellschaft in Illiberalität, Heuchelei und Zerstörungswut. An den Sendungsbewussten des neuen Typs scheitert auch jede Parodie. Auf das Milieu wirkt nur eins: Geldentzug. Und der beginnt schon
Von Alexander Wendt / / medien-kritik / 44 min Lesezeit
Vor einigen Wochen lief auf Youtube zum ersten Mal ein kurzes Video, das eine BBC-Journalistin im Interview mit dem Hamas-Kommandeur Yahya Sinwar zeigt, zugeschaltet aus dem Gazastreifen. Sie reicht ihm Stichworte herüber, er gibt die erwarteten Antworten. Zwischendurch singt er kurz „all we are saying/is give peace a chance”.
Und beklagt sich darüber, dass Israel seinen Leuten keine Feuerpause zugestehen würde. Das sei ungerecht, „schließlich haben wir ja früher mit dem Krieg angefangen als sie“.
Ein paar Minuten später beklagt sich die BBC-Journalistin Rachel über das Kindergeschrei im Hintergrund. Ob er das bitte abstellen könnte? Der Lärm störe ihr gemeinsames Gespräch nämlich sehr. Der Hamas-Kommandeur bittet um Verständnis mit der Bemerkung, das sei nicht sein Baby: „Seine Mutter ist in Israel.“ Es nerve ständig, besonders nachts. Worauf Rachel vom BBC sofort nachbohrt: „Sie sagen also, dieses israelische Baby foltert Sie durch Schlafentzug?“ Worauf Sinwar für einen Moment verdattert in die Kamera schaut, denn diese Pirouette übersteigt selbst seine Fähigkeiten. Dann fängt er sich, um Rachel zu bestätigen: Ja, das habe sie völlig korrekt erkannt.
Es handelt sich um eine nicht besonders feinsinnige, ja sogar etwas grobschlächtige Satire. Ein Karikaturist bemüht sich üblicherweise nicht darum, besonders subtil zu wirken. Aber auch in diesem Fach gibt es wie überall Qualitätsvarianten. Der echte Yahya Sinwar sieht übrigens so aus:
Am 23. November befragte Kay Burley, früher eine BBC-Journalistin, heute bekanntes Gesicht des Senders Sky News, den israelischen Regierungssprecher Eylon Levy zum geplanten Austausch von palästinensischen Häftlingen aus israelischen Gefängnissen gegen verschleppte Geiseln der Hamas. Sie habe gerade mit jemandem gesprochen, der an den Verhandlungen beteiligt war, behauptete Burley, und wenn man auf das Zahlenverhältnis sehe – Israel entlasse 150 Häftlinge für nur 50 Geiseln – dann müssten einem doch Zweifel kommen, ob Israel das Leben von Palästinensern wirklich so hoch schätze wie das der eigenen Bürger. So, als hätte sich Israels Regierung die Drei-zu-eins-Regelung ausgedacht oder als hätte sie auch nur Einfluss darauf. Für einen Moment ging es dem Regierungssprecher so wie der Sinwar-Figur in der Parodie. Ihm blieb, was ihm sonst nie passiert, ganz kurz der Mund offen stehen.
Am Ende der Sendung, in der die britische Journalistin aus dem Austauschverhältnis folgert, Israel würde das Leben der eigenen Bürger dreimal höher veranschlagen als das der Palästinenser, folgt allerdings nicht die Auflösung, das sei natürlich Satire. So plump und unverstellt würde doch niemand seine Bösartigkeit gegen Israel vortragen, nicht wahr? Einmal ganz abgesehen davon, dass die Hamas nicht nur Israelis als Geiseln gefangen hielt und hält, sondern auch Thailänder, Argentinier, Briten, Franzosen, Russen und Angehörige mehrerer Dutzend anderer Nationen. Die allerdings völlig ernst gemeinte Sky-Szene, die der BBC-Parodie schon sehr, sehr nahe kommt, gehört zur Kategorie der völlig todernst gemeinten Journalismuserzeugnisse neuen Typs, mit denen sich dieser Text zum Zweck der Klassifizierung befasst.
(Übrigens gibt es bei X eine Szene, die zeigt, wie Kay Burley schon bei der bloßen Erwähnung des Begriffs ‘hostages‘, also Geiseln durch eine Kollegin entnervt stöhnt, und offenbar meint, das Thema müsse nun wirklich nicht derart strapaziert werden.)
Die kleine und unvollständige Übersicht beginnt mit dieser Britin, die das Gewerbe ausübt, um dann via Frankreich nach Deutschland zu kommen. Die Journalisten, um die es hier gehen soll, bilden eine länderübergreifende Kaste. Sie gleichen einander, als kämen sie aus der gleichen Reproduktionsanlage nach dem Vorbild von Aldous Huxleys „Brave New World“.
Unter ihnen existieren viele kleine Ähnlichkeiten, aber eine einzige große und herausragende: Sie tun alles, um jede nur denkbare Parodie zu übertreffen. Sie verkörpern eine Parawirklichkeit, vor der jede Fantasie kapituliert. Ihr Journalismus tritt endgültig in das Stadium seiner Mutation ein. Diese Errungenschaft macht sie zu stolzen Vertretern ihrer Branche. Wechseln wir wie angekündigt nach Frankreich. Ende November kam es zu einem blutigen Angriff durch mehrere Jugendliche auf ein Fest in Crépol, einem kleinen südfranzösischen Dorf. Eine Gruppe von Tätern aus dem gut 17 Kilometer entfernten Romans-sur-Isère versuchte dort in den Festsaal einzudringen und zwar, wie neun Zeugen aussagen, mit dem Schlachtruf „on va planter du blanc“ – wir wollen Weiße abstechen. Das taten sie auch; sie töteten den 16-jährigen Thomas P. und verletzten ein dutzend Jugendliche. Den Ermittlungen zufolge handelt es sich bei den Verdächtigen überwiegend um Jugendliche mit arabischem Hintergrund, sie kamen als Gruppe, mehrere von ihnen brachten Messer mit einer Klingenlänge von 20 bis 25 Zentimetern mit. Und sie trafen weit nach Mitternacht in dem kleinen Dorf ein, als das Fest schon zu Ende ging – was nicht dafür spricht, dass sie einfach nur mitfeiern wollten.
Der französische Sender TF1 kreierte für diesen Überfall die Schlagzeile „Schlägerei im Département Drôme“. Patrick Cohen, Moderator bei Franceinfo, meinte, die Jugendlichen mit den Messern hätten sich nur „amüsieren und Mädchen anmachen wollen“ („Ils ne sont pas du village, ils sont venus pour s’amuser, pour draguer des filles“). Den mehrfach bezeugten Ruf, man wolle „Weiße abstechen“, erwähnte er genauso wenig wie die mitgeführten Waffen. Bei ihm klang die Geschichte so, als hätten die Dorfjugendlichen die Besucher irgendwie beim Amüsement gestört. Als nach der Tat eine Empörungswelle durch Frankreich lief, zumal es in den vergangenen Jahren hunderte ähnliche Fälle von Mord, Totschlag und Vergewaltigungen gegen blancs gab, fanden die Medienvertreter, die Crépol erst einmal als Dorfschlägerei unter faits divers verbuchen wollten, ihr eigentliches Thema: die Instrumentalisierung durch Rechte beziehungsweise Rechtsextreme.
Diese Übung lief auch schon routiniert ab, nachdem der 18-jährige Oumar N. aus Senegal eine 29-jährige Frau im August in Cherbourg in ihrer Wohnung überfiel und unter anderem mit einem 75 Zentimeter langen Holzstock auf eine derart barbarische Weise vergewaltigte, dass das medizinische Personal, das die Überlebende versorgte, psychologische Betreuung brauchte.
In den Refrain „Rechtsextreme“ fielen deutsche Medien nach Crépol reihenweise ein, nachdem sie die erste Meldung erst einmal ignorierten. Bei der Tagesschau gibt es zwar in der Überschrift nicht den kleinsten Hinweis auf die Verantwortlichen für den Angriff. Dafür aber den Hashtag „#Rechtsextremismus“, um der vornehmsten journalistischen Aufgabe zu genügen, der Einordnung.
Bei der Zeit hieß es: „In Frankreich wird ein 16-Jähriger erstochen, daraufhin marschieren Rechtsextreme auf, um ihn zu rächen. Radikale werden aggressiver, die
Politik wirkt hilflos.“ Im Text stellt der Autor die Frage: „Wie viele radikale Worte verträgt eine Gesellschaft, wie viel Gewalt?“, so, als ginge es darum, in einem Experiment den Grenzwert herauszufinden.
Abgesehen davon, dass niemand den Tod von Thomas P. rächte – die Tatsache, dass es in Crépol und anderswo friedliche Kundgebungen gegen die Gewalttat gab, kam weder bei dem Wohlgesinntenblatt aus Hamburg noch bei der Hauptnachrichtensendung der ARD vor. Wer nach einer Steigerung sucht, schaut instinktiv bei der Süddeutschen nach, die auch dieses Mal nicht enttäuscht. Das Blatt stellt den Überfall auf das Dorffest mit einem Toten und 12 Verletzten einem Fall gegenüber, in dem ein Rentner einen Franzosen mit algerischen Wurzeln im Streit mit einem Messer am Hals verletzt hatte. Das liest sich dann schon in der Dachzeile so: „Eine tödliche Messerstecherei auf einem Dorffest und eine rassistische Tat: In Frankreich instrumentalisieren die politischen Extreme zwei tragische Fälle aus der Provinz, je nach eigenem Kalkül.“
Und weiter: „Das kleine Crépol, ein Dorf im Département Drôme mit etwa fünfhundert Einwohnern, steht plötzlich mitten in Frankreich. Wegen einer Messerstecherei, einer Tragödie auf seinem Dorffest. Wegen des Todes von Thomas, einem 16-jährigen Jungen. Und wegen der nationalen Politik, die nicht einmal das Taktgefühl hat, die Erkenntnisse der Ermittler abzuwarten. Crépol hat jetzt seinen eigenen Hashtag in den sozialen Medien. Unter #Crépol wird gerade sehr viel verhandelt, was mit Crépol vielleicht gar nichts zu tun hat.“
Hier also eine „Messerstecherei“ ohne jede Konnotation, dort ganz eindeutig eine „rassistische Tat“, denn bei dem Täter handelte es sich schließlich um einen weißen Franzosen. Das Wort „Messerstecherei“, das gleich zweimal im Text erscheint, was jedes Versehen ausschließt, suggeriert, in Crépol hätten beide Seiten mit Messern hantiert. Niemand, weder Ermittler noch sonst jemand behauptet, die Jugendlichen im Dorf hätten Stichwaffen dabeigehabt. Den Toten und die Verletzten gab es ausschließlich auf ihrer Seite. Die Umschreibung eines bandenmäßigen Angriffs mit rassistischem Hintergrund auf Unbewaffnete als „Messerstecherei“ stellt eine so plumpe, böswillige Lüge dar, wie sie sonst nur in autoritären Systemen vorkommt. Oder in Gesellschaften, die aus Mangel an eigenen Bindekräften zerfallen, weshalb sie zur Zerstörung zentraler Kategorien keinen Diktator und kein Zentralkomitee brauchen.
Eine ganz ähnliche Umdichtung der Wirklichkeit nahmen Tagesschau, Bayerischer Rundfunk und Deutschlandfunk vor, als sie den Austausch von Häftlingen aus israelischen Gefängnissen – darunter Messerstecher – gegen die Geiseln der Hamas beharrlich „Geiselaustausch“ nannten, so als würde es sich bei verurteilten Straftätern ebenfalls um Geiseln handeln. Hier geht es wie bei dem Terminus „Messerstecherei“ nicht um eine zwar waghalsige, aber immer noch mögliche Interpretation von Ereignissen, sondern um den Versuch, mit Sprachmanipulation eine parallele Wirklichkeit zu errichten. In dieser Medienwelt existieren grundsätzlich keine Grenzen. Das unterscheidet sie von der Realität.
Die Autorin Emilia Roig, so häufig in ARD und Deutschlandfunk als Kronzeugin gegen weiße Unterdrückung zu Gast, dass man sie ruhig als Mitarbeiterin bezeichnen kann, ließ kürzlich auf ihrem Instagram-Profil eine andere Aktivistin die Erzählung verbreiten, Israel habe nur deshalb für einige Tage einen Waffenstillstand mit der Hamas vereinbart, um den eigenen Händlern beim Black Friday bessere Geschäfte zu verschaffen.
Bisher schadete das Roig bei den öffentlich-rechtlichen Sendern nicht, die vermutlich wegen akuter Erschöpfung nach ihrer Recherche in Hubert Aiwangers alter Schultasche nicht mehr die Kraft besitzen, um sich mit Antisemitismus der Klassikversion in ihrer unmittelbaren Nähe zu befassen. Auch hier käme keine Parodie mehr hinterher egal, ob feinsinnig, grob oder brillant.
Neben ihrer Tätigkeit als Konstrukteure einer ganz bestimmten Wirklichkeit, in der Juden und Israel sämtliche denkbaren und eigentlich auch alle unvorstellbaren Bösartigkeiten zugetraut werden, Weiße grundsätzlich als Unterdrücker und Täter auftreten, Nichtweiße immer als Opfer, alles Linke auf der Seite des Lichts und alles rechts davon auf der dunklen Seite der Macht steht, neben dieser Arbeit also, bei der sie selbst die bizarrsten Verrenkungen nicht scheuen, betätigen sich Journalisten im Mutationsstadium auch als Ratgeber der Politik und Aufseher über abweichende Journalistenkollegen und generell über verdächtige Bürger.
Vor kurzem fand vor dem US-Kongress eine Anhörung statt, in der es um Hochschulpolitik ging, genauer, um die antiwestlichen Hassgesänge an den Eliteuniversitäten, wo aufklärungsfeindliche Glaubenssysteme wie „Postkolonialismus“ und „Kritische Rassentheorie“ den Status wissenschaftlicher Fächer genießen. Unter anderem kam es auch zur Befragung der Präsidentinnen von Harvard, der Pennsylvania University und des Massachusetts Institute of Technology durch die republikanische Kongressabgeordnete Elise Stefanik.
Sie wollte von den drei Präsidentinnen jeweils wissen, ob der Aufruf zum Genozid an Juden auf ihrem Campus als Belästigung („harassment“) und Verstoß gegen die universitätseigenen Verhaltensregeln (Code of Conduct) gewertet würde. Trotz mehrfacher Nachfrage antwortete keine der Präsidentinnen mit Ja. Sondern: Es könne harassment sein (müsse es aber nicht), es sei „kontextabhängig“ und eine eventuelle Bestrafung deswegen eine „individuelle Entscheidung“. In welchem Kontext sie den Aufruf zum Genozid noch akzeptabel finden und wo die Belästigung anderer Studenten in diesem Fall genau beginne, ließen sie offen, verdeutlichten aber, hier gebe es einen nicht unerheblichen Spielraum.
In den USA löste das Verhalten der Präsidentinnen eine heftige öffentliche Diskussion über den geistigen Zustand an den Universitäten aus, zumal nahezu jeder weiß, wegen welcher lächerlichen Vorwürfe Universitätsleitungen Studenten und Professoren in der jüngeren Vergangenheit maßregelten oder gleich hinauswarfen. Schon eine Mikroaggression wie die Ansprache mit einem falschen Pronomen reichte dafür aus. Oder die Präsentation einer persischen Miniatur mit einem Abbild Mohameds in einem Kunstgeschichtsseminar. Obwohl die Professorin Erika López Prater im Januar 2023 an der Hamline University in St. Paul, Minnesota die Studenten vorher ausdrücklich darauf aufmerksam machte und empfahl, falls muslimische Studenten daran Anstoß nehmen sollten, der Vorlesung fernzubleiben und obwohl vorher niemand von ihnen Bedenken anmeldete, verlor López Prater ihren Posten wegen „Islamophobie“. Die Berufung auf akademische und allgemeine Redefreiheit nützte ihr nicht das Geringste. Universitätspräsidentin Fayneese Miller erklärte damals, hier hätte religiöse Empfindlichkeit von Studenten „die akademische Freiheit verdrängen müssen“ („should have superseded academic freedom“).
Dass drei Mitverantwortliche an diesem akademischen Klima gleichzeitig zu verstehen gaben, der Aufruf zum Judenmord an ihren Einrichtungen könnte unter bestimmten Umständen schon ganz in Ordnung sein, führte nicht nur in den Vereinigten Staaten, sondern auch in Deutschland zu Kritik. Und darin, in dieser Kritik entdeckten die Redakteure der Zeit Mark Schieritz und der FAZ Patrick Bahners das moralische Problem, ja, sogar einen Skandal. Wer in den Antworten der Professorinnen etwas Anstößiges sehe, meinte Schieritz, der sei „in die Falle der ultrarechten Kongressabgeordneten Stefanik getappt“.
Die Frage kam also von rechts, folglich gibt es an den Antworten der drei nichts auszusetzen. Überhaupt gehört das Indiefalletappen der anderen zum festen Begriffsarsenal des mutierten Journalismus. In die Falle tappt Israel, wenn es nach einem Angriff auf seine Zivilisten zurückschlägt. In die Falle tappen Bürger, wenn sie nach einem Überfall wie den in Crépol oder ähnlichen Gewalttaten auf die Straße gehen. In eine Falle der Populisten treten sie selbstredend auch, wenn sie etwas gegen den immer weiteren Import von Leuten nach Europa einwenden, die den Westen verachten und gleichzeitig von ihm eine umfassende Alimentierung verlangen. Journalisten der hier besprochenen Art beglückwünschen sich ständig für ihre Gewitztheit, diese Fallen zu umlaufen. Ihr gesamter Beruf besteht mehr oder weniger in dieser Kunst.
Bahners von der FAZ, ein Fallenvermeider von hohen Graden, versuchte sich an einem langen und gewundenen Beweis, warum die Universitätsvertreterinnen schon aus rein formalen Gründen nicht anders hätten antworten dürfen, können oder sollen.
Nach der Anhörung und der flammenden Verteidigung der Universitätsleiterinnen begab sich allerdings folgendes: Harvard-Präsidentin Claudine Gay veröffentlichte eine Stellungnahme, in der sie das nachholte, was sie vor dem Kongress verweigerte, nämlich eine klare Erklärung, dass der Aufruf zu Genozid nicht akzeptabel sei. Immerhin. Von Liz Magill, der Präsidentin der University of Pennsylvania, gab es sogar ein längeres Videostatement, in dem sie selbstkritisch meinte, sie hätte sich bei der Anhörung zu sehr auf formale Fragen konzentriert, das sei falsch gewesen. Ein Aufruf zu Genozid an Juden sei selbstverständlich ein Verstoß gegen die inneruniversitären Verhaltensmaßregeln.
Bei ihrem Vortrag sah sie etwas angegriffen aus. Dafür kommen mehrere Gründe in Frage. Zum einen möglicherweise eine Gewissenbefragung. Zum anderen eine materielle Angelegenheit, nämlich der Verlust von Spendengeldern für die Universität in dreistelliger Millionenhöhe. Die sehr oft linksliberalen Mäzene lassen sich ansonsten viel gefallen und tolerierten bisher auch fast jeden Rassenlehrezirkus.
Aber bei der ambivalenten Reaktion auf die Frage ‘Genozid an Juden – warum nicht?‘ sahen sie möglicherweise eine harte Grenze erreicht und überschritten.
Jedenfalls befanden sich die Vertreter von Zeit und FAZ plötzlich in der Lage, dass selbst diejenigen, die sie im Brustton der Überzeugung verteidigten, ihrerseits eine beträchtliche Schwäche in der Sache zeigten. Beide Redakteure ruderten anders als ihre Schützlinge nicht einen Millimeter zurück. Denn auch das gehört zur Praxis des mutierten Journalismus: Er gibt niemals, niemals eine Position auf. Im Gegenteil, Bahners spürte noch einen anderen Zeit-Redakteur auf, an dem er Anhaftungen von Israelfreundlichkeit entdeckte und maßregelte ihn öffentlich.
Wie die Zeitung mit Redakteuren wie Bahners umgeht, ist ihre Sache. Es dürfte allerdings den einen oder anderen Leser geben, dem es ähnlich geht wie manchen Universitätsgroßspendern in den USA. Irgendwann kann und will der Kopf dahinter, dem das Blatt früher einmal unvorsichtigerweise Klugheit bescheinigte, beim besten Willen nicht mehr länger dabeibleiben.
Bei Bahners handelt es sich um keinen FAZ-Einzelfall. Bekanntlich versucht die EU gerade, eine anlass- und grenzenlose Kommunikationskontrolle durchzusetzen. Die Begründung lautet, das sei unumgänglich, um Kinderpornografie zu bekämpfen. (Parallel strebt die demokratisch nicht legitimierte Kommission per Vermögensregister eine Besitzkontrolle für Bürger an; hier lautet die Begründung: Bekämpfung von Korruption und Schwarzgeld. Vermutlich kümmert sich die immerhin aus der U-Haft entlassene Eva Kaili demnächst federführend unter Aufsicht von Ursula von der Leyen um das Projekt). Gegen den Plan der Chatkontrolle erhebt sich ein Widerstand bis hin ins gemäßigt linke Lager. Eine solche Maßnahme, wie sie ansatzweise in China existiert – mit ein paar Schlupflöchern, wie Landeskenner versichern – eine solche Maßnahme geht in Europa einer relativ großen Koalition bisher jedenfalls etwas zu weit.
Nicht aber für Daniel Deckers von der FAZ. Er befürwortet die Kommunikationsüberwachung nicht nur rundum und wiederholt dafür exakt das gleiche Argument, das auch die EU für die Freiheitsbeschneidung nutzt. Er bezeichnet im gleichen Atemzug auch alle, die von Bürgerrechts- und Datenschutz reden, pauschal als Lobbyisten von Kinderschändern.
So weit geht noch nicht einmal die EU selbst. Auch daran lässt sich ein mutierter Journalist zweifelsfrei erkennen: Er eilt immer den entscheidenden Schritt voraus. Er oder sie denkt sich Beschuldigungen gegen Israel aus, auf die der Normalantisemit nie kommen würde. Er bemäntelt und verharmlost den antiwestlichen Hass in Frankreich oder anderswo mit größerem Eifer als jeder linke Politiker. Er übertrifft kaltschnäuzige Universitätspräsidentinnen in ihrer Bigotterie. Er bleibt selbst dann standhaft, wenn diese unter Druck schon zurückrudern. Er wirft sich für jeden illiberalen Plan in die Bresche und er zögert kein bisschen, selbst sachdienliche Hinweise zu liefern. Beispielsweise, wie die Privatvermögen der Bürger für die große Transformation geplündert werden könnten.
Ein zwischen Bild, Spiegel und RTL wandelnder Medienschaffender, der vor nicht allzu langer Zeit eine staatliche Impfpflicht forderte („was denn sonst“), gibt in der aktuellen Debatte um die fehlenden Milliarden der Regierungskoalition den Tipp, doch mal auf den Konten von Rentnern nachzusehen, die noch oberhalb der Armutsschwelle leben.
Sollte demnächst ein Sozialkreditsystem nach chinesischem Vorbild in der EU Einzug halten, wäre er, untergehakt mit gleichgesinnten Kollegen aus Deutschland und anderen westlichen Staaten einer der ersten, die in vorderster Front für die gesellschaftsverbessernde Sache stürmen würde. Möge die ganze Republik mit dem Finger auf Leute zeigen, die sich vor der Punktebewertung drücken. Das Spezifikum dieser Personen ist nicht das klassisch Linke, sondern das Illiberale (wobei es natürlich große Schnittmengen gibt). Zu den typischen Eigenschaften gehört bei den Journalisten des neuen Typs außerdem eine bis ins Pathologische reichende verzerrte Selbstwahrnehmung. Die Dunkelmänner und -frauen der mutierten Medien glauben ernsthaft, sie würden durch ihre Produkte die Demokratie retten. Zumindest erzählen sie das unentwegt, belobigen sich wechselseitig dafür und hängen einander in der Manier nordkoreanischer Generäle die entsprechenden Preise um. Sie – nicht die nordkoreanischen Generäle, sondern die Medien- und Parallelweltschaffenden – sind die schlechtesten Journalisten der Welt. Als Phalanx gegen die Bürgergesellschaft besitzen sie allerdings einen unschätzbaren Wert. Politiker und NGOs genießen das Privileg, in ihrer Deckung als zweite Reihe vorzustoßen.
Kurzum, gäbe es so etwas wie eine Partei der mutierten Journalisten, ihr Verbot wäre nach den vorliegenden Indizien folgerichtig. Es handelt sich gesichert um Extremisten. Sie fühlen sich Greta Thunberg nah, den Straßenblockierern der „Letzten Generation“, den Herrenmännchen in den französischen und deutschen Randsiedlungen, denjenigen also, die aus ihrer Verachtung gegen die offene Gesellschaft gar kein Geheimnis machen. Sie verstehen die Antisemiten der Welt, sie stehen auch solidarisch zu den Freiheitsverächtern in Brüssel und in anderen Glaspalästen. Ihre Arbeit sehen sie und ihre Alliierten als Kampfeinsatz für den Abriss der bisherigen Gesellschaft. Ganz nebenbei und nur hypothetisch, sollte es einen Pendelschwung nach autoritär rechts geben, wären die meisten von ihnen auch wieder verlässlich an der tete. Ein Bedarf an diesem Personal besteht immer, von souveränen Bürgergesellschaften einmal abgesehen.
Deshalb kann die Reaktion der Mäzene in den USA gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Hundert Millionen Dollar Abzug für die Weigerung, sich klar und deutlich gegen Antisemitismus auf dem Campus zu stellen – das bleibt nicht ohne Wirkung. Mit Geld respektive Geldentzug lässt sich oft auch im Kleinen mehr erreichen als mit dem langen und umständlichen Weg, andere politische Mehrheiten zu erzeugen. Wobei auch das zu den Mitteln der Wahl gehört. Ganz allmählich, das sagen jedenfalls die Auflagenzahlen, achten immer mehr Bürger darauf, den Konglomeraten, in denen ein Blome, ein Deckers und andere Medienschaffende operieren, keinen Cent mehr zukommen zu lassen und in dieser Hinsicht auch Mitbürgern einen freundschaftlichen Rat zu geben, die das aus irgendwelchen Gründen noch tun. Das verwandelt einen mutierten natürlich nicht in einen herkömmlichen Journalisten zurück. Aber es entzieht ihnen den Boden, Stück für Stück. Die mutierten Journalisten machen Satiriker arbeitslos. Wenn sie, die Journalisten, ihnen dahin folgen, wäre das genau die ausgleichende Gerechtigkeit, die früher oder später meist doch unerwartet um die Ecke kommt.
Dieser Text erscheint auch auf Tichys Einblick.
16 Kommentare
Original: Die schlimmsten Journalisten der Welt
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Peter Meyer
10. Dezember, 2023Der Trugschluss ist nicht das Mitlaufen, sondern die Erwartung, wenn das Mitlaufen thematisiert wird, würde es aufhören.
Deshalb unterscheiden sich Journalisten nicht von allen anderen Bereichen des Lebens. Denn beispielsweise das Wissen zu Konformitätsexperimenten, was ein Journalist in seiner Arbeit veröffentlichen könnte, verhindert nicht, dass er in Konformitätsexperimenten Teil der Mehrheit wird – mitläuft.
Nennt sich Myside Bias.
Der Trugschluss wird vermutlich noch Jahrtausende bestehen, denn pro Generation erreicht nur eine Minderheit die Fähigkeit, sich dem eigenen Trugschluss zu nähern. Journalisten sind dabei keine Ausnahme.
Jochen Schmidt
11. Dezember, 2023«Nennt sich Myside Bias.»
Ich finde diesen Hinweis sehr wichtig. Und ich würde ergänzen, dass Journalisten – auch Moderatoren, vermutlich allgemein Prominente, die sich öffentlich äußern -, dass diese Leute eine besondere Verantwortung haben, den eigenen Myside Bias zu reflektieren und immer wieder in Frage zu stellen. Der Grund hierfür wäre ihre große Wirksamkeit in der Öffentlichkeit (Stichworte «Meinungsmacher», «Influencer», «spin doctor» u. dgl.).
Andreas Rochow
12. Dezember, 2023Leider sind Journos, die 1. des Geldes und 2. der woken Ideologie wegen bald abhängig von antidemokratischen, menschenveachtenden Geldgebern. Sie haben in Hass und Trugbild-Malerei ihre Auftraggeber bald überholt und behaupten stereotyp, ohne Auftrag zu handeln.
Arne Harms
15. Dezember, 2023Ich denke, daß das unnötig wäre, wenn das Verhältnis zwischen den politischen Lagern, denen Journalisten angehören, zahlenmäßig bzw. von der Reichweite, Medienpräsenz etc. in etwa ausgeglichen wäre. Dann wäre die Selbstreflektion gar nicht nötig, denn der Medienkonsument könnte sich in Ruhe seine Meinung bilden.
Nun sind diese Journalisten aber allesamt links, mindestens linksliberal, meist linksgrün, manche linksextrem, aber nahezu alle links. Das ist das eigentliche Problem. Das ist auch kein Widerspruch zu dem, daß sie im Falle eines Pendelausschlags auf die andere Seite auch wieder an der Spitze wären – denn Sozialisten sind sie alle.
Skepticus
10. Dezember, 2023Zitat:»Bei der Zeit hieß es: „In Frankreich wird ein 16-Jähriger erstochen, daraufhin marschieren Rechtsextreme auf, um ihn zu rächen.» Abstoßend. Absolut abstoßend. Durch Weglassen (des tatsächlichen Sachverhalts, der hier «stört») geschehen die meisten LÜGEN der sog., bzw., ehemaligen Presse, einschließlich der ARD/ZDF Handlanger. Links spaltet absichtlich alles. Es ist das Einzige, was sie «erfolgreich» beherrschen.
Bis vor 10 Jahren habe ich brav Die Zeit, Den Spiegel, FAZ und die Süddeutsche (unwidersprochen) gelesen. Das änderte sich schlagartig mit dem Zerriss von Sarrazins Buch, in dem sich Deutschland abzuschaffen drohte. Da stellte ich mir die Frage, warum bloß greifen die den Senator so scharf an, wo er doch lediglich öffentlich zugängliche Statistiken bezüglich der (mangelnden und von der Politik auch nicht eingeforderten) Integrationsbereitschaft der Zuwanderer schilderte. Das war sein «Verbrechen». Schon damals störten die Fakten die «Linksabgebogenen», vormals noch Journalisten genannt.
Seitdem sind alle o.g. Medien bei mir nicht mehr meine Leselektüre – und bleiben es auch so.
Werner Bläser
10. Dezember, 2023Warum sollte jemand, der einen ordentlichen Batzen Bürgergeld bekommt, arbeiten? Wo er doch für nichts an Staatsknete kommt? Und warum sollte sich jemand mühevoll um Fakten bemühen, wenn der Kollege nebenan ohne Faktenwissen einen Artikel mit flatternder Moralfahne und pseudointellektuellem Wortgeklingel ablassen kann und dafür mehr Leser und Anerkennung bekommt?
Versuchungen haben die Eigenschaft, dass Menschen ihnen erliegen. Der Weg des geringsten Widerstandes ist bequemer als eine Ochsentour durch die Widrigkeiten einer komplexen Realität. Die zudem mit dem Risiko behaftet ist, dass man nicht zu einem stimmigen oder einfach kommunizierbaren Ergebnis kommt.
Also bietet sich Ideologie an, um sich die Tour annehmlicher zu machen. Umso leichter verfällt man dieser Versuchung, wenn man ohnehin schon von Haus aus Ideologe ist – die anderen, die Opportunisten, die glauben irgendwann zum grossen Teil ihren eigenen Lügen. Kognitive Dissonanz will ja schliesslich reduziert werden, und man selbst sieht sich nicht gerne als inkompetenten Schwätzer und Lügner, sondern lieber als Moralisten. Selbstverliebtheit und Eitelkeit helfen bei diesem Schritt ungemein. Diese Eigenschaften kommen bei Journalisten nicht übermässig selten vor – meiner Erfahrung nach.
– Also glaubt man irgendwann den Müll, den man schreibt.
Die Auswahl der Ideologie ist zweitrangig – man kauft «von der Stange», eben das, was man jetzt so trägt. Und da ist die Mode unter Intellektuellen und solchen, die sich dafür halten, ganz klar: man hat linke Haltung zu tragen.
Das scheint mir das Problem vieler Journalisten, aber auch vieler Geisteswissenschaftler zu sein. Ist die Tür für die Schwätzer erst einmal einen Spalt geöffnet, verdrängen die Schwätzer die Arbeiter. Ich habe hier schon des öfteren erwähnt, dass ich auf publizistischem Feld so eine Art Entsprechung von Gresham’s Law sehe: ‘Bad money drives out good money’ wird zu ‘bad journalism drives out good journalism’.
Politikberichterstattung unterscheidet sich in weiten Teilen kaum mehr vom Boulevard; nur Anspruch und Sprachstil mimen noch Seriosität.
Aber: manche alten Weisheiten gelten eben auch hier. Eine von Abraham Lincoln zum Beispiel: «You can fool some of the people all the time, and all of the people some of the time, but you cannot fool all of the people all of the time.»
– Kein noch so meisterhafter Lügner kann auf Dauer Leute überzeugen, die merken, dass ihr Strom, ihr Benzin, ihre Lebensmittel teurer werden, dass Migrantengruppen die Innenstädte erobert haben, dass alltägliche Freiheiten, selbst der Sprache, immer mehr eingeschränkt werden, dass Häuslebauen keine gute Idee mehr ist, dass der rotgrüne Staat jetzt bis in den Heizungskeller regieren will, und dass der ganz normale Mensch unterhalb der Möchtegernintellektuellen-Kaste nur noch als zu pädagogisierender Plebs angesehen wird – geliebt werden eher die Neubürger.
Das funktioniert einfach auf Dauer nicht. Gottseidank.
Josi
11. Dezember, 2023Was den 3 Präsidenten von Harvard, Penn und MIT da von komplett daneben liegenden Juristen antrainiert worden war («weisen Sie unter allen Umständen immer auf den Kontext hin, sagen Sie niemals, dass es gegen die Regeln verstösst, denn dann haben wir den Salat und jetzt üben wir das bitte mal vor der Kamera!») hat in einer geradezu obszön zu nennenden Weise mit der ehrlichen Fassungslosigkeit von Rep. Elise Stefanik kollidiert: Sie ist rechte Rupublikanerin, sie kann man nicht nur frech 17 x dieselbe Frage stellen lassen und sich dumm stellen, man kann ihr auch mit einem sich langsam auf dem Gesicht ausbreitenden Grinsen unmißverständlich zeigen, dass man sich an ihrer zunehmenden Fassungslosigkeit delektiert, es auskostet, sie auf die Palme gebracht zu haben und an dieser kindischen Freude dann auch noch minutenlang festhalten, dabei sichtbar den Triumph im Mund hin- und herschiebend, also im wahrsten Sinn des Wortes «auskosten»: Dass dabei die eine (Rep. Elise Stefanik) aussieht wie ein echter Mensch mit einem Herz und einer Seele und die andere Seite wie drei boshafte Dämonen, war von den Juristen ebensowenig vorhergesehen worden, wie die weltweite Reaktion darauf eindeutig war: Das Grinsen («smirk») hat dem Faß den Boden ausgeschlagen: Unter anderem sind die Sponsoren der 3 Elite -Uni’s oft linke jüdische Unternehmer, die jetzt erschrocken darauf schauen, welch einen (weiblichen) Menschentypus die woke Ideologie nach oben gespült hat.
Werner Bläser
13. Dezember, 2023Menschen lernen auch anhand schlechter Beispiele. Die Uni-Präsidentinnen wirken wohl einfach auf den normalen Amerikaner widerlich in ihrer sophistischen, elitären Arroganz. Zudem wird Antisemitismus von rund 80% der Amerikaner abgelehnt, wie Umfragen der Anti-Defamation League zeigen, auch wenn sich antisemitische Straftaten seit dem Hamas-Überfall vervielfacht haben – hauptsächlich wohl arabischstämmigen oder universitären Kreisen geschuldet.
«Egg heads» (Elitäre) rufen beim amerikanischen Durchschnittsbürger Abneigung hervor, und das Verhalten der Uni-Bosse dürfte in dieses Schema passen. Ohnehin gibt es in der Demokratischen Partei seit Jahren einen Kampf gegen die woken «loony left» Aktivisten in ihren Reihen. Die «normalen» Demokraten werfen ihnen vor, der Partei Wähler abspenstig zu machen – s. ‘CNN’, 12.7.21, «Why wokeness is the biggest threat…»; ‘The Hill’, 11.11.21, «Woke discussion simmers for Democrats».
Am bisher klarsten: ‘Time Magazine’, 7.11.23, «The Democrats begging their party to ditch the activist left».
Der Time-Artikel nimmt Bezug auf ein neues Buch von Judis und Teixeira, ‘Where Have All the Democrats Gone?’, wo mit der Entwicklung der Demokraten in linke identitär-woke Spinnereien abgerechnet wird. Ich zitiere:
«Democrats blindly believed that they were coasting to a generation of dominance based on their self-congratulating condescension toward white working-class voters. In a way, the finely written book counsels a return to New Deal populism that prioritizes opportunity over identity politics, and inclusion over tribalism. Lining up nicely with the 15th anniversary of Obama’s history-making victory, and on the heels of polling from the New York Times that has liberals panicked about Joe Biden’s re-election prospects, it’s tempting to consider how the once-ascendant Democratic majority found itself adrift if not alone. The book also should be required reading for every Democratic campaign manager in the field right now…»
Wenn man die amerikanische Polls liest, führt Trump in den meisten jetzt schon recht deutlich gegenüber Biden. Würde jemand wie Nikki Haley gegen Biden in den Ring steigen, wäre der Vorsprung sogar noch um ein Vielfaches grösser, wie die Umfragen zeigen. Das bedeutet, selbst ein umstrittener Politiker wie Trump wird den Demokraten mit ihrem verrückten (loony) linken Flügel vorgezogen; wenn eine relativ unbelastete Politikerin antreten würde, hätten die Demokraten bei den nächsten Wahlen keine Chance. Das dürfte auf den links-irren Flügel der Demokraten zurückzuführen sein.
Andreas Rochow
11. Dezember, 2023Es ist ein Elend, dass die selbsternannten Propagandisten einer linksextremen «Demokratie» klar antidemokratische Methoden anwenden. Es sind durchgeknallte Woke-Kommunisten, die glauben, mit ihrem Kampf gegen die Wahrheit noch etwas reißen zu können. Schreiberlinge, die in ihrer Wahrheitsfeindlichkeit und ihrem linksgrünen Greta-Antisemitismus die Unterstützung der Regierung, der Brandschutz-Mauerbauer haben und Bestechungsgelder «woker» Institutionen einstecken, sollten einer besonnenen demokratischen Gesellschaft zuwider sein! Wie Vivek Ramaswmi feststellt («Woke, Inc.»), zerstören «woke» Akteure Wirtschaftsuntetnehmen, Medien, Universitäten, Verstand, Wahrheit und Demokratie «wie ein Krebsgeschwür». Dass die Genannten sich dieser grassierenden Woke-Verblödung nicht widersetzen, erklärt das neue System der woken also guten Bestechung und woker Privilegien, die schamlos «Demokratieförderung» genannt wird. Ein Land in dem der alles beherrschende Staatsfunk mit Zwangsbeiträgen finanziert wird, hat ein großes Problem mit Demokratie und Wahrheit. Es hat die woke Propaganda auf senen Schild gehoben und känzelt Abrünnige und kriminalisiert sie. Wenn wir eine solche woke Zerstörer-Regierung nicht loswerden, geht das Zerstörungswerk unbeirrt weiter. Der linksextreme Furor gegen Kritiker und «Leugner» steht für diesen gewollten Gesellschafts- und Demokratieverfall. Es ist extrem unwahrscheinlich, dass die Merkel-CDU irgendetwas daran ändern will. Und die heilige Sahra ist eine in der Wolle gefärbte kommunistische Populistin, die heute den öffentlich-rechlichen Politboulvard für ihre Zwecke nutzt! Wahlumfragen zeigen, dass ein wachsender Teil des Wahlvolkes entschlossen ist, einer Alternative das Vertrauen zu schenken, es ist die einzige. Ein Hoffnungsschimmer.
N. Borger
11. Dezember, 2023Ein gelungener und treffender Text. Wer im Übrigen die Anhörung mit den drei Ivy league Präsidentinnen vor dem Kongress angeschaut hat, der kann über die Menschenverachtung dieser Personen nur den Kopf schütteln. Und im Text hier wird gut beschrieben, auf welches Niveau FAZ und Zeit herunter gekommen sind.
A. Iehsenhain
11. Dezember, 2023In Person von Eylon Levy sitzt wenigstens ein richtiger Mensch beim Sky-Interview, ganz im Gegensatz zum kalten, antisemitisch programmierten Sprachroboter Kay Burley. Das von Roig geteilte «Black Friday»-Phantasma gibt beinahe einen alten gehässigen Vierzeiler wieder: «Wer traut dem Wolf auf der Heid, dem Krämer auf sein Eid, dem Juden auf sein Gewissen, der wird von allen Dreien beschissen». Freilich – heutzutage haben es Rudeltiere wie der Wolf oder die Hamas wesentlich einfacher, was Sympathien anbelangt. Nur ein Prügelknabe bleibt immer der Gleiche, und da er (wie im Falle Roig / «Aktivistin») auch noch mit dem «Krämer» gleichgesetzt wird, taucht er in der alten Tirade retrospektiv quasi zweimal auf. Immerhin kann man manches «Angebot» an Nachrichten ignorieren, rein finanziell funktioniert das leider (noch) nicht beim betreuten Kotzen für 18,36 Euro im Monat.
Werner Bläser
12. Dezember, 2023Elizabeth Magill, die Präsidentin der Univ. of Pennsylvania, ist inzwischen zurückgetreten. Und es wurde von über 70 überwiegend republikanischen Abgeordneten ein Brief an Harvard mit der Forderung, auch Claudine Gay solle diesen Schritt tun. Allerdings unterzeichneten einige hundert Lehrkräfte von Harvard eine Petition zur Unterstützung von Gay. Das zeigt, wie stark dieser Krebs schon im Bildungswesen (kann man das noch so nennen?) metastasiert hat.
Was die Clowns der FAZ und der ‘Zeit’ angeht: Aufforderungen zum Mord an Juden kleinzureden, aber aus eine Ecke zu kommen, wo selbst kleinste, eingebildete «Mikroaggressionen» zur Entlassung von Personen führen, zeugen von nur einem: von Geisteskrankheit.
Dipl.-Vw. Manfred Schneider
14. Dezember, 2023Guten Tag Herr Wendt! Bereits vor längerer Zeit kam mir als langjähriger FAZ-Abonnent die Idee, die regelmäßige Lektüre des angeblich «Klugen»-Blattes zu beenden! Aktuell nutze ich zwar – zugegebenermaßen wider besseren Wissens – ein zeitlich befristetes, preisgünstiges Werbeabo. Dieses werde ich nun allerdings keinesfalls in ein dauerhaftes umstellen! Herzlichen Dank für Ihren äußerst aufschlussreichen Kommentar!
Olaf Haas
15. Dezember, 2023Wendt arbeitet mit unstatthaften Mitteln, um seine Diagnose des Journalismus zu untermauern. Sowohl Bahners als auch Schieritz sind als Privatpersonen, als Bürger, auf X unterwegs und nicht als Redakteure von ZEIT bzw. FAZ. Dennoch werden sie von Wendt als „Vertreter“ der beiden Zeitungen bezeichnet, in ihrer Eigenschaft als deren „Redakteure“ gesehen, obwohl ihre Einlassungen rein persönlicher Herkunft sind. Die dann von ihm vorgenommene Verwandlung der Äußerungen von Bahners und Schieritz in Beispiele für die Praxis eines mutierten Journalismus ist deshalb ganz einfach gegenstandslos – unabhängig von der kontroversen Qualität ihrer Äußerungen. Deckers wird dann tatsächlich in seiner Eigenschaft als FAZ-Autor zitiert, während Blome wieder nur als Person für seine Einlassung bei X geradestehen kann.
Publico
18. Dezember, 2023Sehr geehrter Herr Haas,
woher wissen Sie eigentlich ohne aufwendige Recherche, dass die Zitate von Bahners und schiert nicht aus FAZ und ZEIT stammen, sondern von den jeweiligen X-Profilen der Journalisten? Vermutlich deshalb, weil sie in dem Publico-Text auch mit genau dieser Quelle zitiert sind, sogar mit dem entsprechenden Beleg. Und in der Tat, auf X äußert sich der eine oder andere Journalist noch etwas unverblümter als in seinem Medium. In der Chefredaktion von FAZ und ZEIT gäbe es möglicherweise Hemmungen, die Argumentation zu verteidigen, der Aufruf zum Genozid an Juden sei kontextabhängig zu werten und müsse nicht unbedingt als Belästigung gesehen werden. Wie Sie leicht feststellen können, lautet die Überschrift des Textes auch nicht „die schlimmsten Medien“, sondern „die schlimmsten Journalisten der Welt“. Der Autor nimmt sich die Freiheit, diese Personen als Gesamtkunstwerke zu würdigen.
– Redaktion Publico
Olaf Haas
19. Dezember, 2023Vielen Dank für Ihre Resonanz, sehr geehrte Publico-Redaktion,
ja: die Herkunft aller zitierten Textausschnitte ist für den Leser vorbildlich sichtbar, keinerlei Beanstandung. Genau deswegen kam ich ja auf meine Intervention!
Bei ihrer ersten Erwähnung im Artikel werden Bahners und Schieritz direkt als Redakteure der FAZ/ZEIT vorgestellt. Es folgen aber nur Textbausteine von ihnen, die sie als Privatperson auf X hinterlassen haben, obwohl nach dieser Vorstellung anderes zu erwarten ist. Doch wenn sie im Artikel genannt werden, dann ausschließlich mit Zuordnung: „Bahners von der FAZ“, „die Vertreter von ZEIT und FAZ“, „beide Redakteure“, „bei Bahners handelt es sich um keinen FAZ-Einzelfall“.
Also: die Beiträge, die sie als Privatperson auf X posten, werden immer nur im Kontext der Stellvertretung für ihr Blatt betrachtet, obwohl sie sich in den zitierten Belegen gerade nicht als dessen „Vertreter“ oder „Redakteur“ äußern. Sie sprechen auf X für sich selbst, werden aber als Vertreter eingeordnet. Wen das nicht irritiert, dem ist nicht zu helfen.
Ok, Herr Wendt leistet sich eben bei der Präsentation seiner Gesamtkunstwerke die Freiheit, diese Differenz einzuschmelzen. Ruhig alles in einen Topf! Einem Künstler wie ihm sei das erlaubt. Aber wenn es in dem Artikel nur um die „schlimmsten Journalisten“ gehen soll, weiß ich nicht, warum bei ihrem Namen ständig das Heimatmedium mitgenannt werden muss, wenn der zitierte Beleg nichts damit zu tun hat. Naja, eine Ahnung hätte ich da schon…
Olaf Haas