Das Haupthaar der Populisten
Original post is here eklausmeier.goip.de/wendt/2024/01-das-haupthaar-der-populisten.
Die Liste der dümmsten Medienbeiträge des Jahres 2023 zusammenzustellen fällt wieder sehr, sehr schwer. Erstens, was die Platzierung angeht. Und zweitens können wir beim besten Willen nicht alle Kandidaten aufnehmen – irgendwann sind die Kapazitäten einfach erschöpft
Von Alexander Wendt / / medien-kritik / 37 min Lesezeit
Die wichtigsten Informationen finden sich schon in der Überschrift: Der Platz reicht unmöglich für alle. Außerdem qualifizieren sich schon aus formalen Gründen nicht alle Kandidaten für das Gerangel um Platz eins.
Das gilt zum einen für den großen Block der Ratgeberartikel, die Mediennutzern erklären, wie sie das Weihnachtsfest mit der antiprogressiven Familie überstehen, beziehungsweise Begegnungen mit der Familie überhaupt. Betreuungshinweise dieser Art für ein Milieu, das ein spezielles mentales Training für den Umgang mit Menschen außerhalb der eigenen Sekte braucht, kommen deshalb nicht in die Wertung für 2023, weil sie sich seit ungefähr 2015 Jahr für Jahr gleich lesen.
Genauso wie übrigens die allfälligen Fragen nach der Berechtigung christlicher Feiertage, wie sie aus Pluralitätsgründen gleich mehrere öffentlich-rechtliche Anstalten stellen.
Über diesen Medienhaufen hüpft der Juror so leichtfüßig wie Freddie Frinton in „Dinner for One“ seit hundert Jahren über den Kopf des Tigerfells. Ein bisschen Originalität braucht es schon. Oder zumindest eine Abwechslung zwischendurch, etwa Artikel mit der Überschrift „Zumutung Zuckerfest“ oder „Risiko Ramadan“. Ein anderer Anwärter auf den Wettbewerb bietet zwar durchaus Originalität, nämlich der Beitrag eines Imam in der Berliner Zeitung, der den Beweis führt, dass und warum der Westen dem Islam nicht nur die gesamte mittelalterliche Scholastik verdankt, sondern auch die Aufklärung.
Warum die Vernunftlehre nicht so recht in der Islamosphäre selbst zündete, vertieft der Gelehrte dabei nicht, genauso wenig wie die Frage, warum der große Raum zwischen Hamastan und Katar nicht wenigstens jetzt die Aufklärung reimportiert, nachdem sie unübersehbar das Halalsiegel eines Imams aus Almania trägt. Wie gesagt, formal erfüllt der Text alle Wettbewerbsbedingungen. Seine Ausführungen verdienen allerdings einen separaten Beitrag.
Nach einem längeren und skrupulösen Auswahlprozess beginnt die Liste mit dem Themenblock Essen und Trinken. Und mit Platz Nummer
10. Der Spiegel und andere entdecken Rassismus auf dem Weihnachtsmarkt
Wo denn sonst, fragt vielleicht der eine oder andere keck, als an einem Ort, wo Betonpoller Jahr für Jahr einen haltlosen Generalverdacht suggerieren? Unsere Medienschaffenden fanden 2023 allerdings etwas Schlimmeres, nämlich ein Getränk namens Lumumba, das aus heißem Kakao, Sahne und Rum besteht, benannt nach dem kongolesischen Politiker Patrice Lumumba, der 1961 von Putschisten erschossen wurde. Jahrelang ging dieser Mikrorassismus unbeanstandet durch, bis ihn Annalena Schmidt (Eigendefinition auf X: „war mal Historikerin und Stadträtin“) diagnostizierte und einen Tweet dazu absetzte.
Im großen Stil funktioniert die Verwertungskette ‘abseitiger Tweet eines Erwachten Gesellschaftsmitglieds = eine sogenannte gesellschaftliche Debatte, betrieben durch weitere Annalenas in den Redaktionen‘ zwar nicht mehr ganz reibungslos. Hier aber schon.
„Patrice Lumumba war ein Freiheitsheld, ermordet kurz nach der Unabhängigkeit Kongos. Dass sein Name nun für ein klebriges Kakaogetränk herhalten muss, regt viele auf – zu Recht“, erklärte pars pro toto eine Spiegel-Redakteurin in einer Rubrik mit dem Titel „Debattencheck“, bei der es sich vermutlich um den kleinen und weniger anspruchsvollen Bruder des Faktenchecks handelt.
Ganz deutlich wird bei ihr nicht, ob sie nun den Rassismus in dem Namen selbst sieht oder in der klebrigen Konsistenz des Getränks, für das der Politiker herhalten muss, gewissermaßen nach dem Argumentationsmuster: erst erschossen worden und dann auch das noch.
Allerdings gab es das Getränk schon zu Lebzeiten Lumumbas, beispielsweise in belgischen Cafés. Und es spricht mehr dafür als dagegen, dass es zu seinen Ehren so genannt wurde, und nicht, um Gästen einen trinkbaren Rassismus anzubieten. Übrigens gibt es auch ein Lumumba-Eis in der Geschmacksrichtung Kakao, Sahne und Rum; der schwedische Eiscremehersteller Gute Glass bietet, von deutschen Rassismusdetektoren bisher völlig unbeachtet, eine Variante mit der Bezeichnung Lummelumba an.
Sollte jemand auf die Idee kommen, den heißen Lumumba umzubenennen, könnte es also einen mindestens genauso engagierten Aufschrei geben, weil dadurch das Andenken eines antikolonialen Kämpfers aus Afrika ausgelöscht würde. Aber darin liegt ja die Besonderheit des Erbsprinzessinenjournalismus: Seine Schlussfolgerungen funktionieren bemerkenswert oft so – wie und andersherum. Übrigens gibt es schon eine Namensalternative, in Dänemark heißt der gleiche Drink Tote Tante (Dode Tante).
Jedenfalls berichteten nicht nur Spiegel, sondern auch die Zeit, der RBB und viele andere Medien, die gerade 2023 bekanntlich an akutem Themenmangel leiden, über den versteckten Rassismus, der im Mediengeschäft immer mitmuss. Auch und gerade, wenn bisher niemand von ihm wusste. Die meisten Magazine und Zeitungen zitierten als Letztbegründung einen Pressesprecher des Vereins Schwarzer Menschen in Deutschland, der erklärte, es verursache Schwarzen Schmerzen, wenn der Name eines Menschen aus ihrer Gemeinschaft für ein Lebensmittel verwendet würde.
Darauf einen Bismarckhering.
9. WDR klärt auf: Der Klimawandel verursacht Freibad-Randale
Die Essen-und-Trinken-Abteilung müssen wir an dieser Stelle zugunsten der Platzierungslogik kurz unterbrechen. Für wohlmeinende Medienschaffende stellen die Schwimmbad-Randale seit einigen Jahren eine Herausforderung dar, die sie auf drei Wegen parieren. Das Phänomen gab es demnach erstens schon immer, zweitens gibt es diese Vorfälle überhaupt nicht, und drittens existieren für diese Raufer- und Rangeleien Gründe – aber ganz andere, als Alltagsrassisten wie Sie glauben. Kurzum, sie argumentieren wie die bedrängte Hausfrau: Ich habe den Topf gar nicht geborgt, ich habe ihn längst zurückgegeben, und außerdem hatte er sowieso schon ein Loch. Der WDR fädelt die wirklichen Ursachen für Großformatschlägereien, Griffe nach weiblichen Badegästen und die Dauerpräsenz von Wachschutz in Bädern von Berlin und NRW auf eine Argumentationskette, von der man sich fragt, warum sie nicht schon vorher auf allen Kanälen lief. Nämlich: Freibäder ziehen die meisten Gäste im Sommer an. Im Sommer herrscht wegen des Klimawandels neuerdings große Wärme. Und Hitze wiederum, das bestätigen gern zwei Experten vor der Kamera, macht aggressiv. Da rutscht Malte und Peter schon mal die Hand aus beziehungsweise ins Bikiniunterteil einer Maid.
Vor etwa zehn, fünfzehn Jahren galten Polizeieinsätze in öffentlichen Bädern und sogar deren vorübergehende Schließung aus Sicherheitsgründen noch nicht als berlinnormal. Was könnte den Klimawandel denn besser bestätigen? Vor fünfzehn Jahren lag die Durchschnittstemperatur auch gut ein Grad tiefer. Warum sich die Klimareaktion ethnisch und territorial etwas ungleich verteilt, war erstens nicht das Aufsatzthema bei WDR „Planet Wissen“. Und zweitens stimmt es gar nicht, wie Faktenchecker des gleichen Senders jederzeit beweisen können. Denn über den so genannten Hintergrund der Hitzekolleropfer führt die Polizei nun mal keine Statistik.
8. Die Zeit findet eine alternative Ursache der Schwimmbad-Randale
Jetzt aber wieder retour zu Essen & Trinken und der Aufklärung über einen anderen Freibadkriegsgrund, und zwar in der Zeit. Das Blatt aus Hamburg macht die gestiegenen Preise für Pommes frites in Freibädern zielgenau als Ursache aus („kein Wunder, dass manch ein Badegast durchdreht“), wobei es nicht ganz klärt, ob es sich um den singulären Grund handelt oder ob das Klima trotzdem die Hauptrolle spielt. Aber es passt schon, Klima & Kapitalismus tragen mehr oder weniger die Schuld an allen Übeln, nur über die Verteilung lässt sich ein bisschen streiten.
Mit einer Portion Pommes im Magen, argumentiert der Autor, werde man in der Sonne viel zu träge, um noch eine Schlägerei anzuzetteln, zu der Badbesucher offenbar ohne genügend Kohlehydrate generell neigen. Jedenfalls sei in der Kindheit des Autors der Verzehr frittierter Kartoffeln die entscheidende Krawallbremse gewesen. Und das Imbissangebot außerdem günstiger. Sogar die Zeit kostete damals weniger, obwohl Leser auf Beträge dieser Qualitätsstufe verzichten mussten. An einem anderen Ort, aber im gleichen Jahr notiert die Zeitung unter „Gewalt im Freibad“: „Freibäder dienen nicht nur der Abkühlung – auch der Skandalisierung“.
„Skandal Freibad“ als Überschrift wäre noch ein Tick brillanter gewesen.
Für diese Leistung in Kombination mit der Preis-Faustschlag-Spirale gibt es den 8. Platz hoch verdient.
7. Sehr viele Medien bringen uns die Speisekartenangst nahe
Menükarten spielten bisher nur in der Rechtstheorie eine kleinere Rolle, nämlich in der von Rudolf von Jhering in „Zivilrechtsfälle ohne Entscheidung“ erörterten Musterfrage, wer für die Folgen haftet, wenn weder Gast noch Wirt die Karte manipulieren, sondern ein Dritter. Die Speisekarte als gesamtgesellschaftliches Problem – zu diesem Thema gab es lange, lange nichts. Und ohne Zeit, Rheinische Post und zahlreiche andere hätten die allermeisten Leser in Deutschland auch nie etwas davon erfahren. Eine britische Restaurantkette führte kürzlich eine Befragung ihrer Kunden durch; ein Ergebnis lautete, Angehörige der Generation Z – in Wirklichkeit eher ein bestimmtes Milieu als eine ganze Generation – käme mit Speisekarten im Restaurant nicht zurecht und leide an einer regelrechten Angst, sich zu entscheiden.
Außerdem leiden junge Z-Menschen, wie Medien in anderen Texten sonder Zahl schreiben, unter Elternpräsenz am Weihnachtsabend, alltagsrassistischen Getränken, einem Übermaß an Erwerbsarbeit, Kapitalismus und Klima. Schon die Entscheidung für das richtige Pronom verlangt ihnen viel ab.
Ein wirklich angemessenes Tätigkeitsfeld, in dem ihre Beeinträchtigungen noch am wenigsten auffallen, finden diese Bürger zwischen 18 und 24 (und gelegentlich älter) eigentlich nur in den Medien. Und selbst dort entstehen Artikel dieser Art nur unter Tippfingern von Journalisten, die auch in der Redaktion niemand zum zielgerichteten Wollen zwingt, zumindest nach Maßstäben, die im antiken Journalismus vor zehn Jahren noch einigermaßen galten.
6. Politunterricht mit dem Hessischen Rundfunk
Von der Nahrung zur politischen Bildung geht es auf Platz 6, den der Hessische Rundfunk mit einem Beitrag unter dem Titel „Kann der Kapitalismus Klima?“ belegt. Hier geht es um eine Richtungsentscheidung, und zwar entweder zugunsten des Kapitalismus oder der Demokratie. Bei der Demokratie, erklärt eine Medienfrau, handle es sich „quasi um die Gegenkraft“ zum Kapitalismus: „Und mit der Demokratie haben wir auch viel Tolles geschafft, beispielsweise den Kapitalismus ein Stück weit zurückzudrängen“.
Was jeder und jede unter anderem daran sehen kann, dass ein von Marktzwängen freier Zwangsgebührenkonzern Formate speziell zur Schulung junger Leute anbietet, die es früher so holzhammermäßig nur bei der DKP gab. Für die Sendung holt sich der HR – ähnlich wie schon der WDR zur Schwimmbad-Klimafrage – zwei Expertinnen, die so ziemlich das gleiche sagen. Eine davon unterrichtet uns, „dass wir keine Revolution von unten brauchen“. Gewiss, und zwar eine der Gebührenzahler. Weitere Höhepunkte aus dem Programm, diesmal wieder von der jungen Medienperson: „Ohne Kapitalismus hätten wir kein Klimaproblem“. Luftkurort Bitterfeld, vorbildlich emissionsarme Energiegewinnung in der DDR und der CSSR – wer erinnert sich nicht?
Vermutlich gibt es auch dazu demnächst eine funkkolleg-Folge.
5. Die taz entdeckt den revolutionären Diebstahl
Während der BLM-Kundgebungen 2020 in den USA und anderswo galt das Buch des geschlechtsfluiden Autor /Autorin Vicky Osterweil unter Erwachten als vorletzter Schrei des radical chic: „In Defense of Looting“, zu Deutsch: „Eine Verteidigung des Plünderns“. Osterweil empfahl darin das Ausräumen von Geschäften ohne Umschweife als Mittel zur Beseitigung der bestehenden Ordnung: „Plündern ist ein machtvolles Werkzeug, um einen echten, anhaltenden Wandel in die Gesellschaft zu bringen.” Alle ideologischen Erzeugnisse aus den USA kommen zeitversetzt auch nach Deutschland, weshalb die taz drei Jahre nach Osterweil den „Fünf-Finger-Rabatt“ als Kampfmethode gegen den Kapitalismus lobt, die ganz nebenbei auch gut zum Zeilenhonorar bei der taz und ganz grundsätzlich zum Einkommensniveau vieler Gerechtigkeitskämpfer in Berlin passt.
In San Francisco gab es nicht nur die Theorie, sondern über längere Zeit auch eine Praxis des Plünderns, nachdem der Distriktanwalt erklärte, er werde für Diebstähle unter 500 Dollar keine Gefängnisstrafe mehr beantragen lassen, auch nicht im Wiederholungsfall. Das führte zu einem regelrechten Plündererkrieg gegen kleine Geschäfte, von denen etliche aufgaben, wodurch wiederum – im Zusammenspiel mit den Lockdown-Folgen – ganze Straßenzüge verödeten. Großen Handelsketten wie Walmart schadete das freigegebene Klauen nicht besonders. Taz-Autoren können das nicht wissen: Aber im Kapitalismus schlagen die Kosten für den Schwund einfach auf den Warenpreis. Es bezahlen also nicht die Walmart-Eigentümer für den Diebstahl, sondern andere Kunden. Das systematische Klauen schadet also Ärmeren, es schadet kleinen Ladeninhabern, die sich meist weder größere Sicherheitsmaßnahmen noch Preiserhöhungen leisten können. Es nützt großen Ketten und Versandhändlern wie Amazon.
Den Distriktstaatsanwalt wählte übrigens eine Bürgermehrheit selbst in dem wohlmeinenden progressiven San Francisco wieder ab.
Für die dümmste Antikapitalismusparole des Jahres 2023 ist Platz 5 gerade gut genug.
4. Musk und X stehen vor dem Ende, weiß n-tv
Seit der Übernahme von Twitter, heute X durch Elon Musk stehen X (und Musk) vor dem Ende. Das verkünden alle Prognosefachleute, vornehmlich auf X. Der Sender n-tv produzierte zu dem Thema einen Film, der damit beginnt, dass dessen Autoren Musks zugegebenermaßen nicht übermäßig luzides Wort- beziehungsweise Waschbeckenspiel „let this sink in“ nicht kapieren, um dann zu ihrem Experten (kein Medienbeitrag ohne Experten) namens Thomas Riedel zu kommen, einen, wie es heißt, „Tech-Journalisten“.
Musk habe via X „so gut wie keine Einnahmen mehr“, da es dort praktisch keine Werbung mehr gebe, erklärt Riedel. Bei den Anzeigen auf X muss es sich also um irgendetwas anderes handeln. Außerdem würden die „User in Scharen zu Mastodon und bluesky“ fliehen. Was sich dort aus irgendwelchen Gründen nicht vollumfänglich niederschlägt. Mastodon ist ungefähr so lebendig wie ein Mammut im sibirischen Permafrost. Bei bluesky, der Alternative, zu der zu ziehen viele Progressive bei X seit über einem Jahr versprechen, liegt die Zahl der täglichen Nutzer nach einem kurzen Sprung nach oben heute kaum höher als damals, als die Plattform nach Ansicht der Guten Twitter innerhalb kürzester Zeit niederkämpfen sollte.
Bei X erreicht die Zahl der täglichen Nutzer übrigens 237 Millionen. Aber nicht diese kleinen Allerweltsfalschbehauptungen qualifizieren den Beitrag für Platz 4, sondern folgende Aussage des Tech-Experten mit Schirmmütze: „Früher war Twitter eine zuverlässige Quelle auch für Journalisten, heute kann es nicht mehr gelesen werden, ohne dass man es überprüft.“
Ein Medium, das Twitter oder eine beliebige andere Plattform als Quelle bezeichnet, die keiner Überprüfung bedarf, begeht Seppuku auf offener Bühne. So viel Konsequenz gehört belohnt.
3. Die Power zukünftet bei Focus Online
Wer als Chefredakteur Texte von Anders Indset ins Blatt hebt, hat die Kontrolle über seine Redaktion verloren. Publico-Leser kennen den Norweger mit der ungeschützten Berufsbezeichnung Philosoph schon seit seinem FAZ-Artikel über den kategorischen Imperativ der Impfpflicht und die gemeinschädliche Spritzenverweigerung des Fußballers Joshua Kimmich. Mittlerweile webt und wirkt Indset als Universalexperte bei Focus Online, wo er 2023 unter anderem einen Text über das unzeitgemäße C im Namen der Unionsparteien verfasste.
Darin liegt überhaupt der große Wettbewerbstrend 2023 – Artikel und Sendungen gegen Unzeitgemäßes wie rassistische Getränke, Speisekarten und Kapitalismus erfreuen sich zumindest bei Redakteuren großer Beliebtheit. Unter der Überschrift „Philosoph empfiehlt, das C zu begraben“ zielt Indset gleich aufs Wesentliche: „Es stellt sich die theoretische Frage, ob autokratische Systeme, trotz berechtigter Kritik, nicht manchmal effektiver agieren als demokratische Systeme, die sich – zumindest in den vergangenen Jahren – im Zeitalter des leichten Geldes oft lethargisch zeigten.“
Was sich hinter der „Lethargie im Zeitalter des leichten Geldes“ verbirgt – wir wissen es nicht, genauso wenig, wie wir eine Antwort auf die Frage kennen, ob Focus Online Honorar für diesen Text zahlt.
„Das ‚C‘ , führt unser Denker aus dem Land der Trolle eng, „ist ein Überbleibsel aus längst vergangenen Tagen. Eine christliche Union scheint mit der heutigen Zeit kaum mehr kompatibel. Wir leben in keinem christlich-abendländischen Deutschland, sondern sind längst auf dem Weg in eine Atheistisch-Gläubig-Pop-Westlich-Buddhistisch-Kapitalistische Gesellschaft.“ Allein für diese Definition kommt unser Autor aufs Siegertreppchen. Der Buddhismus gehört zu Deutschland, der Lumumba nicht.
Wie sieht aus seiner Sicht nun die zeitgemäße Gesellschaft aus?
„Ein ‚unternehmerischer Merger‘ aus Rot und Schwarz/Gelb könnte eine neue ‚Volkspartei‘ formen – eine interessante und vielleicht auch sympathische Vorstellung. Und solange Parteien das Zentrum der Politik darstellen, benötigen wir auch eine Opposition. Zum Beispiel eine linke Kraft, die die Bedenken der (noch) arbeitenden Klasse im anbahnenden technologischen Tsunami ernst nimmt.“
Eine Einheitspartei links von der Mitte, als Opposition eine linksradikale Kraft – das kommt der von ihm weiter oben als effektiv gelobten Ordnung schon ziemlich nah. Was das Land nach Indset jetzt braucht, ist „eine Vision, die Anreize zur Verhaltensänderung setzt, jenseits von bloßer Begrenzung und Regulierung. Wir dürfen zukünften!“
Die (noch) lesende Klasse im Tsunami des Blöden nimmt das möglicherweise bisher zur Kenntnis, zu welchem Zweck auch immer, in gezukünfteten Zeiten vielleicht aber nicht mehr. Irgendwann schreiben Programme wie Chat GPT nicht nur die Medientexte, sondern lesen sie auch, damit es garantiert kein echter Mensch mehr tun muss.
2. Erfinder für die Energiewende bei ARD et al.
Platz zwei teilen sich mehrere Medien, die sich mit zwei unterschiedlichen Methoden zur Rettung der Energiewende befassen. Zum einen die ARD in „Wissen vor 8“. Hier stellt Anja Reschke, in ihrer Vielseitigkeit gewissermaßen die Anders Indset des Senders, einen Weg zur Stromgewinnung vor, der allerdings nicht ganz so revolutionär daherkommt, wie die Moderatorin es dem Publikum vorschnackt.
Die Geschichte von Urin als „Energiequelle der Zukunft“ (Reschke) kursiert nämlich schon seit mehreren Jahren durch die Medien, 2019 beispielsweise ebenfalls in der ARD, 2015 beim Spiegel und 2005 bei „Bild der Wissenschaft“. Dass sich aus Urin Strom per mikrobiellen Brennstoffzellen erzeugen lässt, trifft zwar zu. Allerdings gibt es Gründe, warum die Meldungen über den unmittelbar bevorstehenden Durchbruch dieser Zukunftsenergiequelle seit fast 20 Jahren zuverlässig auftauchen – aber immer nur mit einem schicken Demonstrationsgerät. Die Kosten für die Installation der Technik fallen nach wie vor so hoch aus, die Ausbeute so gering, dass sich eine Stromerzeugung aus Urin – anders als aus Uran – für wirtschaftliche Zwecke schlicht nicht lohnt. Es bleibt also nichts anderes übrig, als auf den ersten wirklich einsatzfähigen stromerzeugenden Fernseher zu warten, dessen Prototyp die ARD-Tagesschau schon 2022 vorgestellt hatte.
Weil dieser Medienbeitrag über den aus rassistischen Gründen ignorierten afrikanischen Forscher Maxwell Chikumbutso sowieso souverän Platz eins belegt hätte, fand damals übrigens kein Wettbewerb statt.
Teilen muss sich Anja Reschke ihre Zweitplatzierung mit dem österreichischen Standard, dem ORF und anderen für deren Berichte zum Thema Energiewunder. In diesem Fall handelt es sich um Platten auf der Straße, die sich mechanisch verformen, wenn Autos darüberrollen, und auf diese Weise Strom erzeugen.
Auch das funktioniert grundsätzlich. Allerdings kostet es die Fahrzeuge ihrerseits auch Energie, die Platten zu bewegen. Das weiß ihr Konstrukteur, weshalb er vorschlägt, sie nur dort zu installieren, wo Autos bremsen müssen, „vor Mautstellen und Kreisverkehren“. Vor Kreisverkehren muss allerdings gar nicht jeder Fahrer bremsen, vor Mautstellen in der Schlange müsste er beim Vorrücken auf diesen Platten auch wieder anfahren. Die Erfindung wandelt also mehr oder weniger die (meist fossile) Energie des Fahrzeugs in Strom um, und das mit einem sehr bescheidenen Wirkungsgrad. Die elektrischen Impulse müssten außerdem gesammelt und geglättet werden, damit überhaupt einen nutzbarer Stromfluss entsteht. Der Entwickler rechnet deshalb mit einem Amortisationszeitraum „weniger als zehn Jahren“. Ob die Lebensdauer der Anlage überhaupt länger währt, ließe sich am besten durch öffentliche Fördermittel herausfinden. Genau davon lebt das Unternehmen auch jetzt schon.
1. Das Haupthaar der Populisten in der FAZ
Die Zuteilung der Plätze fiel nicht leicht. Natürlich spielt Subjektivität eine Rolle, ähnlich wie bei der Punktevergabe im Eiskunstlauf. Aber in der Gesamtwertung überzeugt dann doch ein Beitrag der Frankfurter Allgemeinen Zeitung über das Haupthaar rechter Populisten (also nicht zu verwechseln mit ihrem nicht öffentlich zu sehenden Haar). In der Betrachtung geht es um die Frisuren des neuen argentinischen Präsidenten Javier Milei, des früheren US-Präsidenten Donald Trump, des niederländischen Politikers Geert Wilders und den Schopf des britischen Ex-Premiers Boris Johnson.
«Das Haupthaar rechter Populisten“, erklärt das Blatt mit dem Kopf dahinter, „erfüllt viele Funktionen: Es dient als Markenzeichen, Schutzschild, Clownskostüm und unübersehbares Symbol der Respektlosigkeit.“ Weiß Anton Hofreiter davon?
Nun handelt es sich bei Boris Johnson schlicht um einen Konservativen, jedenfalls nach britischen Maßstäben. Und Milei als Libertärer dürfte etwas weiter vom Rechtspopulismus entfernt sein als der FAZ-Redakteur Patrick Bahners vom Salonantisemitismus. Die Personenliste allein würde noch nicht für den Sieg reichen. Aber Haare als Schutzschild und Kostüm – diese Formulierung schlägt am Ende doch alle anderen Konkurrenten. „Friseurgespräche“, wusste schon Karl Kraus, „sind der unwiderlegliche Beweis dafür, daß die Köpfe der Haare wegen da sind.“ Beim Coiffeur gab und gibt es allerdings für das Geld wenigstens noch den Schnitt dazu.
Wer die aufgeführten Medien nur in großen Abständen oder gar nicht konsumiert, verpasst vieles, vom gefährlichen Weihnachtsmarktgetränk und den Ängsten junger und sehr spezieller Menschen über das Lob des gesellschaftserodierenden Diebstahls bis zum ewigen Energiewunder der Zukunft und dem Haarkostüm respektloser Politiker, ganz zu schweigen vom Frontalunterricht zum Thema „Sozialismus kann Klima“. Entweder unternimmt jemand zwölf Monate lang selbst diese Exkursion. Oder ihm genügt die Zusammenfassung auf Publico, die ja auch nicht wirklich in der Würdigung der einzelnen Beiträge ihren Endzweck findet, sondern eher darin, ein ungefähres Gefühl für den Zustand einer Gesellschaft zu vermitteln, in der diese Medien wirken und weben. Unser Wettbewerb leistet einen Dienst am Leser, der für die Rangtabelle samt Begründung nur ungefähr fünfzehn Minuten aufwenden muss.
Für 2024 reichen die genannten und neuen Blätter und Sender schon wieder emsig Beiträge ein. Die Auslese für dieses Jahr kommt bestimmt. So sicher wie die Aussicht, dass unsere Medienschaffenden ganz die alten bleiben.
Dieser Text erscheint auch auf Tichys Einblick.
11 Kommentare
Original: Das Haupthaar der Populisten
Liebe Leser von Publico: Dieses Onlinemagazin erfüllt wie eine Reihe von anderen Medien, die in den letzten Jahren entstanden sind, eine zentrale und früher auch allgemein selbstverständliche publizistische Aufgabe:
Es konzentriert sich auf Regierungs- und Gesellschaftskritik.
Offensichtlich besteht ein großes Interesse an Essays und Recherchen, die diesen Anspruch erfüllen.
Das jedenfalls zeigen die steigenden Zugriffszahlen.
Kritik und Streit gehören zur Essenz einer offenen Gesellschaft.
Für einen zivilisierten Streit braucht es gut begründete Argumente und Meinungen, Informationen und Dokumentationen von Fakten.
Publico versucht das mit seinen sehr bescheidenen Mitteln Woche für Woche aufs Neue zu bieten.
Dafür erhält dieses Magazin selbstverständlich kein Steuergeld aus dem Medienförderungstopf der Kulturstaatsministerin Claudia Roth, kein Geld aus dem Fonds der Bundeszentrale für politische Bildung (obwohl Publico zur politischen Bildung beiträgt) und auch keine Überweisungen von Stiftungen, hinter denen wohlmeinende Milliardäre stehen.
Ganz im Vertrauen: Publico möchte dieses Geld auch nicht.
Die einzige Verbindung zu diesen staatlichen Fördergeldern besteht darin, dass der Gründer des Magazins genauso wie seine Autoren mit seinen Steuern dazu beiträgt, dass ganz bestimmte Anbieter auf dem Medien- und Meinungsmarkt keine Geldsorgen kennen.
Es gibt nur eine Instanz, von der Publico Unterstützung annimmt, und der dieses Medium überhaupt seine Existenz verdankt: die Leserschaft.
Alle Leser von Publico, die uns mit ihren Beiträgen unterstützen, machen es uns möglich, immer wieder ausführliche Recherchen, Dossiers und Widerlegungen von Falschbehauptungen anzubieten, Reportagen und Rezensionen.
Außerdem noch den montäglichen Cartoon von Bernd Zeller. Und das alles ohne Bezahlschranke und Abo-Modell. Wer unterstützt, sorgt also auch für die (wachsende) Reichweite dieses Mediums.
Publico kann dadurch seinen Autoren Honorare zahlen, die sich nicht wesentlich von denen großer Konzernmedien unterscheiden (und wir würden gern noch besser zahlen, wenn wir könnten, auch der unersetzlichen Redakteurin, die Titelgrafiken entwirft, Fehler ausmerzt, Leserzuschriften durchsieht und vieles mehr).
Jeder Beitrag hilft.
Sie sind vermutlich weder Claudia Roth noch Milliardär.
Trotzdem können Sie die Medienlandschaft in Deutschland beeinflussen.
Und das schon mit kleinem Einsatz.
Der Betrag Ihrer Wahl findet seinen Weg via PayPal – oder per Überweisung auf das Konto
(Achtung, neue Bankverbindung!)
A. Wendt/Publico
DE88 7004 0045 0890 5366 00,
BIC: COBADEFFXXX
Dafür herzlichen Dank.
Die Redaktion
Werner Bläser
3. Januar, 2024Nun ja, das stimmt alles schon. Aber eines haben viele, viele Beiträge der hier aufgeführten Art doch immerhin bewirkt: Wir haben in Deutschland in der Politik die Rechts-Links-Dichotomie, die uns über viele Jahrzehnte begleitet hat und streiten liess, endgültig überwunden.
Doch leider – keine Rose ohne Dornen – ist sie durch eine andere grundsätzliche Spaltung der Gesellschaft ersetzt worden: Nicht mehr Rechte gegen Linke, dafür Normale gegen Deppen.
Aber auch hier wieder eine dialektische Einschränkung, diesmal positiv: Was könnte die Emanzipation (endlich!) der so lange diskriminierten Deppen bei uns beispielhafter belegen als die Art und Weise, wie unsere regierenden und informierenden Klassen zusammengesetzt sind? Inklusion im schönsten Sinne.
Ein gemischtes Bild also, wie es einer diversen Gesellschaft geziemt.
oldman
3. Januar, 2024Sehr gut beobachtet. Diverse Gesellschaft halt – wobei die Deppen (zumindest soweit medientätig) allerdings jede Menge finanzieller Unterstützung haben .
Leonore
6. Januar, 2024…nicht nur finanzieller, sondern auch geheimdienstlicher Unterstützung. Nicht zu vergessen die Unterstützung durch mit «Staatsknete» unterstützter terroristischer Gruppen, die Normalos, die den Mund aufmachen und sich der Herrschaft der Deppen entgegenstemmen attackieren, ihre Autos abfackeln und ihr Häuser beschädigen. Ganz wie es u.a. Spezialdemokrat Stegner gefordert hat.
N. Borger
3. Januar, 2024Leider ist dies alles nicht mehr amüsant, was aber nicht am Autor dieses Beitrages liegt.
Karsten Dörre
3. Januar, 2024zu «2. Erfinder für die Energiewende…» das Stichwort «Coldplay». Die Pop-Band erzeugt ihren Strom über recyceltes Speiseöl, Solarenergie und die Bewegungsenergie des Publikums (Hüpf-, Tanzplatten an 40 recycelten Autobatterien) sowie stromerzeugende Fahrräder während des Konzerts. Ca. 47 Prozent habe die Band eingespart. Was halb unter den Tisch fällt, dass die nötige Drumherumenergie der Konzerte nicht eingerechnet wird. Und das ist das Gros des Energieverbrauchs bei Konzerten. Klimabewegte argumentieren ähnlich und glauben, wenn sie zu Hause nur Deckenlicht einsparen, würde man ein weltbewegendes Zeichen setzen.
Wolfgang Kreipe
3. Januar, 2024ein wunderbarer artikel zur mittlerweile nur noch als kurios zu bezeichneneden deutschen medienlandschaft. weiter so. an themen mangelt es ja nicht.
gruß wolfgang kreipe
A. Iehsenhain
4. Januar, 2024Was für eine Hitliste!
Und nach einem Becher „Kaba (Das Original)“, allerdings mit kalter Milch, konnte ich mich endlich eingehender mit Annalena Schmidt befassen, die aus der stereotypen Einöde des vierten Geisterjägerreichs sprach: „Das führt dazu, dass sich dann Menschen, die sich durch mich kritisiert fühlen, in die „rechte Ecke“ gestellt fühlen können. Das ist aber überhaupt nicht meine Intention! Dadurch kann dann eine Gesellschaft in zwei Lager gespalten werden. Deshalb sollte man sich, aus meiner persönlichen Sicht, im alltäglichen Sprachgebrauch eher mehrdimensionalen Klassifikationssystemen bedienen oder aber politische Strömungen benennen.“
Nachzulesen beim „Bündnis für Demokratie und Toleranz gegen Extremismus und Gewalt (BfDT)“ – wieder so ein „zivilgesellschaftlicher“ Bandwurmname, dessen Kürzel sich dann eher anhört wie die Bezeichnung für irgendein Herbizid.
Beim „Spiegel“ wurde das „Lumumba“-Echo sicherheitshalber schon im Voraus von der Wirtschaftsredaktion in die Rubrik ‚Das Geld kann man sich sparen‘ übertragen.
Von anderen Stereotypen gab es im SWR übrigens kürzlich auch wieder einen tollen Beitrag, an sich zwar nichts Neues – aber das Kräuterzüchten durch Klimaretter in irgendwelchen kunstlichtbeschienen Großstadtkellern hat doch irgendwie etwas geradezu Allegorisches. Der Strom dürfte halt nicht von der Sonne kommen, denn die macht ja zu warm…
Ob indes warmes Sommerwetter nicht nur in Freibädern sondern auch in der eigenen Badewanne zu Aggressionen führt, könnte man am ehesten Jeffrey Dahmer fragen, sofern er noch leben würde. Anbei – hat der Prof. Umweltpsychologe schon mal an eine Studie gedacht, wie hoch die Temperaturen zu den Zeiten waren, in denen Ted Bundy, John Wayne Gacy oder Fritz Haarmann ihren Hobbies nachgingen?
Im „ HR-Funkkolleg“ / Klimathematik gälte es einmal zu ermitteln, wie das hiesige Format gegenüber der Zubereitung von Ahle Wurscht oder Rindsrouladen bei „Hessen á la Carte“ quotenmäßig abschneidet.
Anders Indset hat seine Berufung als anti-christlicher Politikberater nicht von ungefähr gefunden – stammt er doch aus einem Land, in dem (zumindest in den 1990ern) das Abbrennen von Kirchen Tradition hatte. Rein optisch kommt er der entsprechenden Szene schon recht nahe und wenn er das nächste Mal als C-Zusammenfalter in Erscheinung tritt, soll er doch einfach die obligatorische Gesichtsschminke auftragen. Wer weiß – vielleicht kann er sogar Varg Vikernes eine Stelle bei der Caritas vermitteln?!
Reschke schmeckt‘s. Zwar verrät sie nicht, wie viele Tassen sie morgens davon trinkt, doch wer nach Rezepten für die nächste „Fridays for future“-Silvesterbowle sucht, wird hier sicher fündig. Ob Reschke mittlerweile schon im Aufsichtsrat einer Fabrik sitzt, die Briketts herstellt aus…? An dieser Stelle breche ich mal lieber ab.
Fazit: Lesen bleibt weiter angenehm, die Auswahl ist weiterhin gut (im Netz vor allem auf dieser Seite, großer Dank an PUBLICO!). Beim Fernsehen halte ich es mit Peter Lustig: „Abschalten!“
pantau
4. Januar, 2024Würden diese geistig behinderten Menschen in den großen Medienhäusern nicht dermaßen auf Politik, Bildung, Justiz bis hinunter zu den ausführenden Organen mit den Schusswaffen wirken, wäre das lediglich grotesk und lächerlich und dank Ihres Humors auch amüsant. Es ist aber todernst. Die Beispiele im Artikel sind unglaublich, bodenlos, vollständig irre und leider die Regel.
Peter Meyer
4. Januar, 2024Warum die Medienschaffenden die alten bleiben, ist derselbe Grund, der dem Vorwurf der Dummheit entspricht.
Es ist der Trugschluss der Epoche Aufklärung: Intelligenz, Bildung, Wissen, der Verstand oder Reflexivität würden zur Vernunft führen – Myside Bias. Und der Medienschaffende sich deshalb vermeintlich ändern könnte und nicht mehr der alte sein würde.
Zitat: ‘Es gibt keine empirischen Beweise dafür, dass mehr Wissen oder Intelligenz oder Reflexivität … Werte / -Nutzen-Diskrepanzen auflösen könnte.’
Quelle: Keith E. Stanovich, Myside Bias
Die Überzeugung ‘die Anderen handeln dumm’, weil sie die eigenen Überzeugungen nicht teilen, ist derselbe Myside Bias, warum sie die Überzeugung nicht teilen. Sich dessen bewusst zu werden, ist keine Leistung vom Verstand, sondern eine Fähigkeit, bei der die Kränkung, wenn der eigene Trugschluss bewusst wird, zu bewältigen ist.
Menschen entwickeln sich in Phasen – auch derjenige, der jemanden für dumm hält, weil er anderen Überzeugungen folgt.
Ein Beispiel: Jemand hält Gartenzwerge für Erlöser oder Schlümpfe für eine Bedrohung. Sich dem Trugschluss bewusst werden, ist eine Kränkung, die nicht über den Verstand bewältigt werden kann. Denn der Verstand kann keine Gefühle drehen. Deshalb existieren Süchte.
Wer einer Sucht folgt, dumm zu bezeichnen, ist derselbe Trugschluss – Myside Bias.
Dr. Lore Brüggemann
4. Januar, 2024Danke, Herr Wendt, daß Sie den unsäglichen Blödsinn in den ausgewählten medialen Erzeugnissen so brillant und wunderbar ironisch zerpflücken! Ganz großartig und sehr sehr lustig!
Werner Bläser
5. Januar, 2024Kennt hier jemand Emily Pellegrini? Die Dame hat auf Instagram über 130.000 Follower und besticht mit ihren freizügigen Fotos im Bikini. Ihre Figur liegt irgendwo zwischen herzinfarktgefährdend und waffenscheinpflichtig. Berühmte Fussballer sollen versucht haben, sie zu kontaktieren. – Was hat das mit unserem Thema hier zu tun?
Nun, die Dame hat einen Schönheitsfehler. Nein, nicht Hängebusen oder X-Beine. Sondern sie ist künstlich. Nun mag das auf viele Menschen zutreffen, aber sie ist «echt» künstlich – ein KI-Modell. Künstliche Intelligenz. Vom Kopf bis zu den schönen Füssen.
Wenn es aber täuschend echt gemachte Figuren aus künstlicher Intelligenz gibt – existieren dann auch Figuren aus künstlicher Dummheit? Wenn ich mir manche Presseartikel und manche Regierungsverlautbarungen ansehe, sage ich mir: das kann doch nicht wahr sein, dass jemand so etwas von sich gibt.
– Hat irgendein Zauberlehrling aus Siliconvalley vielleicht einige unserer Journalisten und Regierungsmitglieder am Computer geschaffen, um uns zu foppen??