Die Reaktionen auf die Massaker der Hamas zeigen wie ein Kontrastmittel den Zustand des Westens. Nicht die Feier der Morde auf der Straße ist das Entscheidende – sondern ihre Verklärung durch eine selbstberauschte Intelligenzia. Die Zerstörung des Okzidents geht von seinen Universitäten und Schreibstuben aus. Dort herrscht eine tiefe Sehnsucht, endlich die Last der Rationalität abzuwerfen
Von den Schriften Julien Bendas, der einmal zu den wichtigsten französischen Autoren des zwanzigsten Jahrhunderts gehörte, ragt nur ein Werk heraus, das auch heute noch Aktualität besitzt, eine sehr große sogar, und dessen Titel sich als Zitat in unzähligen anderen Texten findet: „La Trahison des Clercs“ von 1927, ein Großessay, der auf Deutsch erst 1978 unter dem Titel „Der Verrat der Intellektuellen“ erschien.
Der brutale Angriff aus dem Gazastreifen kann nur diejenigen überraschen, die sich Illusionen hingegeben haben. Die Hamas hat schon immer zur Vernichtung Israels und der Juden aufgerufen. Eine Organisation, deren Wesen der Krieg ist, kann keinen Frieden schließen.
Während am vergangenen Samstag palästinensische Terroristen damit beschäftigt waren, ganze Familien in ihren eigenen Häusern und Straßen zu verstümmeln, zu vergewaltigen, zu ermorden und zu enthaupten, befassten sich westliche Medien mit der Frage, wie man eine möglichst ausgewogene Berichterstattung über das Blutbad gestalten könnte. Manche Redaktoren fanden, das müsse in einen größeren Zusammenhang gestellt werden, und so entstand in den Mainstream-Medien ein perverser Eiertanz der falschen Ausgewogenheit. Wie haben sie das gemacht? Indem sie die Berichte über die Bestialität und drei entscheidende Tatsachen unterdrückten.
Publico wiederholt einen älteren Text, der heute sogar aktueller wirkt als 2021. Die Realität überholt die Prognosen von damals. Nur an der selbstverschuldeten Blindheit der Etablierten hat sich nichts geändert
In Deutschland und anderen westlichen Ländern finden Kundgebungen und Jubelfeiern für den Massenmord der Hamas an Zivilisten in Israel statt, bei dem selbst Kleinkinder abgeschlachtet werden. Demonstrationen für Israel, die es in Deutschland auch gibt, können nur unter massivem Polizeischutz stattfinden. Und selbst die Präsenz der Beamten verhindert Übergriffe wie in Neukölln und Chemnitz nicht.
Die Freistaats-Grünen und die ihre angeschlossenen Helfer änderten mehrmals ihre Wahlkampfstrategie. Es half ihnen nichts. Wer wissen will, warum zwei Drittel Mitte bis rechts wählten, versteht es am besten, wenn er dem anderen Teil zuhört
Es gibt eine Bayernhymne, ein Bayernticket (ab 27 Euro), in der Brauereiwerbung auch den Himmel der Bayern. Ein Bayern-Gen, dessen Entdeckung Dr. Markus Söder für sich in Anspruch nimmt, eher nicht.
Mit seinem Buch „Unsettled“ plädiert der Physiker und frühere Staatssekretär unter Obama Steven Koonin für mehr Realismus und gegen Klima-Apokalypse. Seine Ansichten verbreiten sich (langsam) auch in Europa
„Gegen meine öffentlichen Auftritte hat es früher nie Proteste gegeben“, sagt Steven Koonin. „Doch, einmal 1989 in Salt Lake City, als ich einen Vortrag über die so genannte kalte Kernfusion hielt. Damals warfen mir Studenten vor, dass ich für British Petroleum gearbeitet hatte.“
Die Grünen, heißt es im Presseclub des WDR und in anderen Medien, würden so häufig Opfer von Attacken wie niemand sonst. Schuld seien Union und überhaupt rechte Kräfte. Ein tieferer Blick in die Statistik zeigt: Das stimmt so nicht. In den Zahlen lauert eine große Überraschung
Am Sonntag diskutierten Journalisten im ARD-Presseclub unter der Moderation von WDR-Fernsehdirektor Jörg Schönenborn über die Frage: „Feindbild statt Volkspartei: Woher rührt die Wut auf die Grünen?“
Die Behauptung, der 8. Mai 1945 dürfe nur als Befreiung gesehen werden, steht nicht allein. Ob DDR, Nationalsozialismus oder Kaiserreich: Erfundene Historie erlebt eine Hochkonjunktur. Sie dient nicht dem Verständnis früherer Generationen – sondern dem moralischen Geländegewinn heute
Erinnerungspolitik gehört zu den Feldern, auf denen sich viele zu schaffen machen. Denn dafür braucht es weder Vor- noch überhaupt irgendwelche Kenntnisse. Ein Twitteraccount reicht.
Der Journalismus erzwingt den Vergleich geradezu: Sowohl im Fall Aiwanger als auch in der Geheimdienst-Affäre Faeser sehen sich Mitarbeiter von Blättern und Sender offenbar als Zuarbeiter. Das können sie tun. Nur: Warum dafür zahlen?
Zwei Fälle führen auf jeweils unterschiedlichen Wegen zu einer Frage einschließlich der passenden Antwort: Wozu gibt es Medien, jedenfalls diejenigen, die schon länger existieren?
Die Beschuldigungsfälle Aiwanger, Schönbohm und Lindemann zeigen das gleiche Muster: Es gelten keine Grundsätze der Rechtsordnung mehr. Die Süddeutsche und andere demolieren die Gesellschaft gründlicher, als es das Auschwitz-Pamphlet je gekonnt hätte
„Die Gerichtshöfe der Moral“, schrieb der Philosoph Hermann Lübbe, „kennen keine Prozessordnung.“ Der Satz stammt aus seiner Streitschrift „Politischer Moralismus“ von 1984. Lübbe konnte sich vor fast vierzig Jahren vieles vorstellen, aber wahrscheinlich keine Zukunft, in der Moralgerichtshöfe die reguläre Justiz einmal mehr oder weniger verdrängen würden.
Mit der Lehre der Erwachten kommen die reaktionärsten Gesellschaftsbilder in linker Hülle zurück: Segregation nach Hautfarben, Rassen- und Geschlechterklischees, enge Identitätsgrenzen. Die Progressiv-Regressiven gehen aufs Ganze: Sie wollen die westliche Bürgergesellschaft abräumen. Ihre Zukunft kennt nur noch Rassisten und Opfer
In den nächsten Tagen jährt sich ein Ereignis zum 60. Mal, das immer noch zur heißen Geschichte gehört, zur Geschichte im Fluss. Wie Politiker und Medien daran erinnern, sagt viel über die Gegenwart.
Ein zentrales Tabu der Gesellschaftstechnokraten fällt: Sie sprechen offen aus, dass sie sich für Mehrheiten nur so lange interessieren, wie sie ihnen nützen. Von Gramsci geht es wieder zurück zu Lenin
Im Jahr 2019 kam es zu einem politisch-literarischen Mikroskandal, mit Fernwirkung als die Landesregierung von Rheinland-Pfalz bekanntgab, die Carl-Zuckmayer-Medaille an den österreichischen Autor Robert Menasse zu vergeben.
Warum, fragen sich ARD-Obere, regen sich die Leute über die falsche WDR-Penny-Kundin so auf? Machen wir doch seit Jahren so. Ein Einzelfall kann allerdings ein ganzes Imperium kippen. Das erkennen offenbar auch Claudia Roth und die EU: Sie suchen nach einem neuen politisch-medialen Geschäftsmodell
Manchmal verursacht auch ein kleiner Routineskandal eine Wirkung, die weit über den eigentlichen Fall hinausgeht. Vor allem dann, wenn es sich um den soundsovielten Fall nach dem gleichen Muster handelt. Das einzelne Ereignis steht dann stellvertretend für dutzende andere. Und der Skandalverursacher fragt sich, was denn dieses Mal anders sei. Er versteht die Welt nicht mehr.
Der Mitgliederschwund der christlichen Glaubensgemeinschaften erreicht dramatische Dimensionen. Es gibt offizielle Erklärungen – und tatsächliche Ursachen. Eine historische Parallele offenbart einen merkwürdigen Rollentausch zwischen katholischer und evangelischer Kirche.
Am 28. Juni 2023 meldeten die deutschen GEZ-Sender fast wortgleich: „Über halbe Million Menschen 2022 aus katholischer Kirche ausgetreten“ (ARD); „Über halbe Million Menschen verlässt katholische Kirche“ (ZDF). Exakt gezählt waren es 522 821 Austritte.
Bei medialen Welterklärern und Politikern mit Plänen zum Gesellschaftsumbau fällt die Kluft zwischen Anspruch und Kompetenz auf. Das heißt – vielen anderen. Ihnen selbst nicht. Die Erklärung lautet: Walter-Mitty-Syndrom. Und das wirkt in Kombination mit Macht katastrophal
Warum, fragte sich kürzlich ein Tagesschau-Redakteur, trauen Menschen der Wissenschaft nicht? Beziehungsweise: Er erklärte seinem Publikum, „warum Menschen der Wissenschaft nicht trauen“.
Ein aus Raqqa stammender Autor erregte sich in der Süddeutschen über öffentlich eisessende Frauen in München: Das sei für ihn ein Kulturschock. Diese Behauptung, schreibt Emrah Erken, sei verlogen: Auch in Syrien gebe es freizügige Frauen – und religiöse Sittenwächter, die mittlerweile ihren Einfluss auf Westeuropa ausdehnen
Eigentlich sollte man Mohamad Alkhalaf für seinen in der Süddeutschen Zeitung erschienenen Artikel über das „obszöne Eisessen“ im Sommer, das für ihn „typisch deutsch“ sei, dankbar sein, natürlich auch der Süddeutschen, die ihn veröffentlicht hat.
Der Dauerbeschuss mit (oft erfundenen) Panikmeldungen zum bevorstehenden Weltuntergang erzeugt echte Phobien, vor allem bei Jugendlichen. Medien und Organisationen beginnen jetzt, die von ihnen miterzeugten Psychosen zu bewirtschaften. Das eröffnet ganz neue, vielversprechende Geschäftsfelder
Was haben folgende Wortmeldungen und Beiträge gemeinsam? Zum ersten der Hinweis auf beginnende Wüstenbildung durch die stellvertretende Bundestagspräsidentin Katrin Göring-Eckardt, zweitens die Katastrophenmeldung des Bayerischen Rundfunks über abschmelzende Gletscher im Mangfallgebirge, deren Verschwinden die Trinkwasserversorgung in München gefährdet, drittens die in einem Gespräch mit der NZZ von der Autorin und Degrowth-Expertin Ulrike Herrmann vorgetragene Prognose, die Ozeane könnten kein CO2 mehr aufnehmen, ihre Speicherfähigkeit sei erschöpft und deshalb stehe eine Erderwärmung bis 2100 von sechs Grad bevor?
Publico berichtete über den Fall von Jeremiah Thoronka, den das Greentech Festival als angeblichen Erfinder einer innovativen Stromquelle ehrte. Jetzt äußert sich das Festival: seine Geräte würden, leider, nicht mehr existieren. Aber er sei trotzdem irgendwie ein „Vorbild“. Vor allem „inspirierend“
Am 21. Juni erschien auf Publico der Beitrag „Der grüne Hauptmann von Köpenick“ über Jeremiah Thoronka, 22, den das Greentech Festival in Berlin am 14. Juni für den Bau von zwei revolutionären Stromerzeugungsanlagen in Sierra Leone geehrt hatte.
In der Pressemitteilung des Greentech Festivals hieß es zur Begründung der Vergabe des Green Award an Thoronka: „Jeremiah war 17, als er ein spezielles Gerät erfand, das die Vibrationen von Fußgängern und Verkehr an belebten Straßen auffängt und in Elektrizität umwandelt. Mit nur zwei Geräten versorgt sein Start-up Optim Energy mittlerweile mehrere Schulen und Haushalte in Gemeinden in seinem Heimatland Sierra Leone kostenlos mit Strom.“
Das Greentech Festival in Berlin zeichnete den Erfinder Jeremiah Thoronka für seine Grünstrom-Geräte in Sierra Leone aus. Fragen dazu beantworten weder er noch die Festival-Jury. Der junge Mann trat zwar schon bei der UNESCO und im Vatikan auf, aber niemand in der Fachwelt kennt seine angeblich bahnbrechende Innovation. Wenn es den gewieften jungen Mann nicht schon gäbe – ein Romanautor müsste ihn erfinden
Als Jeremiah Thoronka, 23, am 14. Juni 2023 die Bühne des Greentech Festivals auf dem stillgelegten Flughafen Tegel in Berlin bestieg, gekleidet mit einer schwarz-weiß gestreiften Tunika, um seinen Preis als Erfinder eines revolutionären Energieerzeugungssystems in Empfang zu nehmen – einen goldenen Würfel mit seinem aufgedruckten Namen – absolvierte er nicht sein Öffentlichkeitsdebüt.
Das „grüne Schrumpfen“ und Rationierung sei nötig, um den Klimakollaps noch zu verhindern – diese Ideologie findet in Deutschland eifrige Fürsprecher. Ihre historischen Wurzeln reichen allerdings weit vor das Klimathema zurück. Die Überschriften der Apokalypse lauteten damals anders. Die Rettungsvorschläge blieben gleich – genauso wie die Figur des „guten Hirten“