Manche Dinge sind tatsächlich schwarz-weiß. Warum Publico nicht ausgewogen ist, nie ausgewogen war und es nie sein wird
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Von Alexander Wendt / / politik-gesellschaft / 48 min Lesezeit
Nach Veröffentlichung eines leicht aktualisierten Textes über den Antisemitismus, der sich eben nicht nur gegen Israel und die Juden, sondern gegen den Westen insgesamt richtet, nach einem Text von Leon de Winter über die Selbstverteidigung Israels und schließlich nach dem Beitrag über die Selbstabwrackung der westlichen Intelligenzia von Berkeley bis Berlin erhielt Publico eine Reihe von Zuschriften, die es in dieser Art bisher noch nicht gab.
Und dieses Medium existiert immerhin seit 2017. Diese Leser werfen Publico in ihren Kommentaren vor, in diesen Texten, in denen es um die Bedrohung des Westens durch seine äußeren, vor allem aber inneren Feinde geht, nicht genügend Ausgewogenheit zu zeigen. Überhaupt, meint der Leser R.M., sei eine Verteidigung des Westes hier auf Publico hoch bedenklich. In seiner Zuschrift heißt es:
„Der Begriff ‚Westliche Zivilisation‘ ist zunehmend der Kampfbegriff und das Verbindungsmerkmal aller derer geworden, die sich augenblicklich im Vorteil sehen und diese ihre ‚Errungenschaften‘ mit allen Mitteln, auch mit Mitteln der Unterdrückung und Unaufrichtigkeit, verteidigen wollen. Unterdrückung und Unaufrichtigkeit sollten aber gar nicht zu den westlichen Werten gehören! Zu einer wirklichen westlichen Zivilisation würde es gehören, dass man erst einmal die Gravamina der Unzufriedenen ernsthaft anhört und auf die Berechtigung ihrer Ansprüche prüft. Zugestanden: Heute verfügt fast jede Gruppe von Unzufriedenen über Aktivisten, die ihre Ansprüche bis ins Absurde übersteigern. Aber diesen ersten Schritt kann auch ‚Publico‘ nicht überspringen, ohne sich selbst zu beschädigen. Eine platte Apologie des ‚Westens‘ darf es hier nicht geben – nicht zu einem Zeitpunkt, wo die de facto ‚westlichen‘ Eliten sich gerade von den früheren ‚westlichen‘ Zielvorstellungen und Idealen verabschieden.“
Warum es eine Verteidigung des Westens gerade in diesem Moment nicht geben darf, da sich ein bemerkenswert großer Teil seiner Eliten, wie er selbst meint, von den zentralen westlichen Ideen abwendet, bleibt das Argumentationsgeheimnis dieses Lesers. Es handelt sich übrigens um den gleichen, der anmerkt:
„Leon de Winter schreibt auf sehr niedrigm Niveau. ‚Ausgewogenheit‘ würde erfordern, auch auf die planmäßige Abriegelung des Gazastreifens durch die israelische Armee hinzuweisen – die trägt ganz entschieden dazu bei, dass Gaza kein Singapur werden kann.“
Dass de Winter, ein Autor, dessen Eltern die Shoa nur mit Glück in einem Versteck überlebten, nicht ausgewogen über das Massaker an über tausend jüdischen Zivilisten schreibt, ist sicherlich treffend beobachtet. Ebenso der Umstand, dass die Abriegelung des Gaza-Streifens durch die Israelische Armee nach dem 7. Oktober die Hamas seit 2006 daran hindert, aus dem Gazastreifen ein Singapur des Mittelmeers zu machen. Vom Vorwurf an Publico, die Gravamina aus Gaza und Harvard nicht ausreichend gründlich zu würdigen, geht es dann zur Zuschrift von Oscar Rabold vom 23. Oktober 2023:
„Erschreckend, die Taten. Erschreckend auch, dass sich Publico, meiner Wahrnehmung nach erstmalig, sich von seiner bisher so angenehm wahrgenommen echten journalistischen, ergo neutralen Betrachtung hier verabschiedet hat. Nein nein, nicht dass die aufgezeigten Ungeheuerlichkeiten unwahr wären – aber sie sind doch allein die Wahrnehmung nur der einen Seite, nur eine jener vielen dort.
Als Kommentar geht dergleichen natürlich völlig in Ordnung, als Nachricht aber…
Vor aller Moral sei stets gewarnt.
“Distanz halten, sich nicht gemein machen mit einer Sache, auch nicht mit einer guten, nicht in öffentliche Betroffenheit versinken, im Umgang mit Katastrophen cool bleiben, ohne kalt zu sein.”
Hanns Joachim Friedrichs (1995)“
Ich nehme an, dass Friedrichs sich bei der Empfehlung, cool, aber nicht kalt zu regieren, auf Katastrophen wie Zugunglücke und Flugzeugabstürze bezog und seine Warnung, sich nicht mit einer Sache gemein zu machen, auf übliche politische Kampagnen innerhalb offener Gesellschaften. Ich glaube nicht, dass Friedrichs meinte, die BBC oder jemand anderes hätte beispielsweise distanziert über den Ghettoaufstand in Warschau berichten, also sowohl der Waffen-SS als auch der Aufstandsführung gleich viel Platz und Berechtigung einräumen sollen nach dem Muster: Die einen sagen so, die anderen so.
Ich bezweifle auch, dass er im Herbst 1977 eine gleichgroße Distanz zwischen dem Staat und er RAF für angemessen gehalten hätte. Und dass er nach dem 7. Oktober 2023, wäre er dann noch Nachrichtensprecher gewesen, die Vergewaltigungen, die Morde an jüdischen Zivilisten, das Kopfabschlagen durch Einheiten der Hamas zu einer Wahrnehmung herabgestuft hätte, die mit anderen Wahrnehmungen – beispielsweise denen der Kopfabschläger – penibel austariert werden müsste. Aber selbst wenn er das so gesehen haben sollte – wofür nichts spricht – besäße diese Sicht nicht die allergeringste Bedeutung für Publico.
Dieses Medium existiert, wie schon erwähnt, seit 2017. Vom allerersten Text an bemühte es sich nicht um Ausgewogenheit. Und daran wird sich auch bis zu meinem letzten Text und dem der anderen Autoren nichts ändern. Wie es überhaupt zu der Fehlwahrnehmung von Publico als Einerseits-Andererseits-Plattform kommt, stellt mich vor ein Rätsel, dessen Auflösung mich offen gestanden nicht besonders interessiert. Es fällt allerdings auf, dass es in all den Jahren keine Aufforderungen der Art gab, beispielsweise Angela Merkel nicht nur zu kritisieren, sondern zugunsten der Ausgewogenheit auch zu loben, keine Beschwerden respektive Gravamina, die Critical Race Theory auch einmal positiv darzustellen oder die Welt auch einmal aus der Perspektive der Grünen Jugend zu betrachten. Die Mahnung, ausgewogen zu schreiben, scheint einigen Lesern nur bei einem einzigen Thema angebracht: Israel und den Juden. So schreibt beispielsweise ein Ole am 25. Oktober (Orthografie originalbelassen):
„Ich möchte Ihnen ein paar Worte vom Intelektuellen Farin Urlaub mitgeben, um es nicht unnötig zu verkomplizieren: ‚Gewalt erzeugt Gegengewalt, hat man dir das nicht erklärt? Oder hast du da auch, wie so oft, einfach nicht genau zugehört?‘ Kein Like irgendeines Professors unter irgendeinem Video und keine Studentinnen, die irgendwelche Poster von Wänden kratzen, haben auch nur einen Hauch an Wirkung auf den Konflikt vor Ort. Und das völlig unabhängig davon, wes Geistes Kind man ist.“
Nirgends behauptet der Text „Herzen der Finsternis“ auch nur in einem Halbsatz, die Like-Symbole von zwei Professoren an der Hamburger Kunsthochschule, die Aktionen antisemitischer Studenten an US-Universitäten und der Hamasjubel westlicher Professoren und Journalisten hätte eine Wirkung auf den „Konflikt vor Ort“, also in Israel. Der Publico-Beitrag beschäftigt sich mit dem Konflikt in den USA, Frankreich, Deutschland und anderen westlichen Ländern, mit der Frage, was es für diese Länder bedeutet, wenn gerade in den traditionellen Zentren der Sinnproduktion eine rauschhafte Zustimmung zur Barbarei zusammen mit einer offenen Rationalitätsverachtung um sich greift.
Zur Rationalität schreibt der schon oben zitierte R.M. am 24. Oktober ebenfalls zu „Herzen der Finsternis“:
„Überzeugt mich nicht. Rational sein heißt in diesem Fall erst einmal, beide Seiten in ihrer Handlungsweise zu verstehen und erst dann vorsichtig zu kritisieren. Je besser man beide Seiten versteht, desto mehr wird man allerdings an die amerikanischen Indianerkriege erinnert, besonders die der Spätzeit. Da haben wir auch das Ausbrechen der Indianer aus ihren Restgebieten, die ‚bestialischen‘ Morde, das rauschhafte, aber kurzzeitige Triumphgefühl auf der einen Seite – und die Selbstgefälligkeit und Selbstgerechtigkeit der Siedlerkolonialisten auf der anderen: Wir sind, was immer wir auch getan haben oder tun, auf jeden die “besseren Menschen” und müssen daher unbedingt die Oberhand behalten. Verstehen und vorsichtig kritisieren erfordert eine gewisse freundliche Distanz zu beiden Seiten, die scheint mir hier völlig zu fehlen.“
Und:
„Nebenbei: Der Autor appelliert doch offensichtlich an Tabus: Ein Kind zu enthaupten ist tabu (bestialisch), es durch Bomben zu töten ist nicht tabu (zwar unschön, aber manchmal unvermeidlich). Wie verträgt sich dieser Appell an Tabus eigentlich mit dem Anspruch auf Rationalität, d.h. Auflösung aller Tabus?“
Wie oben schon angedeutet, der Autor möchte keine Mühe in die Beantwortung der Frage stecken, wie jemand auf den Gedanken kommt, der Zweck von Rationalität bestünde in der Auflösung von Tabus, insbesondere des Tabus, Kinder zu köpfen.
Auf Facebook beschuldigte mich außerdem jemand in seinem Kommentar zu „Herzen der Finsternis“, ein „Gatekeeper“ zu sein, ohne zu erklären, welches Tor ich mit Publico bewache. Was die Frage nach der Bezahlung angeht: Publico lebt von den freiwilligen Überweisungen seiner Leser (an dieser Stelle allen, die etwas geben, herzlichen Dank). Offenbar existiert ein Bedürfnis nach Texten, die Schneisen in das Wahndickicht schlagen. Das Mühsame liegt darin, dass selbst diese kleinen gerodeten Stellen ohne ständige Arbeit sofort wieder zuwuchern.
Der Vorwurf, dass Publico keine freundliche Distanz zur kritischen Vernunft einerseits und zum Irrationalen andererseits hält, trifft zu. Und wenn Texte in diesem Medium kritisieren, dann meistens nicht besonders vorsichtig. Neu ist, dass sich Leser melden – wenn auch nur wenige im Vergleich zur Gesamtzahl – die sich darüber beschweren. Erklären lässt sich das nur damit, dass die Schockwellen der Irrationalität anders als noch vor einigen Jahren kein Gebiet und kein Milieu mehr aussparen. Diese Erscheinung findet, um einmal das mittlerweile Wort des UN-Generalsekretärs zu verwenden, nicht im luftleeren Raum statt. In den westlichen Gesellschaften verbreitet sich aus den Gründen, die der Text „Herzen der Finsternis“ beschreibt, eine Geisteshaltung, die Hannah Arendt als „Zusammensein von Leichtgläubigkeit und Zynismus“ beschrieben hatte, eine Bereitschaft, „leichtgläubig alles hinzunehmen, und sei es noch so unwahrscheinlich, und es doch nicht im Mindesten verübelt, wenn der Betrug sich herausstellt“. Diese Bewusstseinsverdrehung macht sich nicht nur gegenüber Israel und dem wachsenden Antisemitismus in westlichen Ländern bemerkbar. Sie zeigt sich dort nur stärker als anderswo.
Die Propagandisten der Hamas und verwandter Organisationen verstehen das offenbar sehr gut. Sie statteten ihre Schlächter am 7. Oktober mit Bodycams aus, um Bilder von den Morden zu gewinnen und zu verbreiten, Bilder, die die Angst in den Augen der Ofer zeigen, Aufnahmen, die dem Triumph und der Rekrutierung neuer Anhänger dienen sollen. Und gleichzeitig verkündete ein hoher Hamas-Funktionär, die Massaker hätten überhaupt nicht stattgefunden, es handle sich um jüdische Lügen, bestenfalls sei es zu einigen zivilen Kollateralschäden gekommen. Der Punkt ist, dass beide Strategien im Westen ihre Wirkung entfalten. Es gibt einen Typus – und zwar in allen Milieus – der zwar Israel bedenkenlos jedes Verbrechen zutraut, sich aber andererseits einfach nicht vorstellen will, dass Exekutoren der Hamas jüdische Zivilisten abschlachten, also exakt das tun, was in der Hamas-Charta steht, und was Führer der Hamas – wobei der oberste es vorzieht, nicht im Gazastreifen zu leben – in ihren Reden wieder und wieder bekräftigten, auf Video und schriftlich festgehalten für jeden, der es nachprüfen will. Es gibt nicht wenige im Westen, die sich weigern, die gut dokumentierte und vor allem zu großen Teilen von der Hamas selbst festgehaltenen Monströsitäten zur Kenntnis zu nehmen, und die sich und anderen stattdessen einreden, diese Bilder seien manipuliert, und falls doch nicht, dann müsste eben die andere Seite gesehen werden.
Darin mischen sich Abwehr, Verdrängung, intellektuelle Entkernung und Selbsthass zu unterschiedlichen Teilen, im Fall Israels auch das Ressentiment gegen ein Land, das sich bisher gegen alle Untergangsvorhersagen der westlichen Intelligenzia behauptet. Diese uneingestandene Melange von Affekten treibt vermutlich auch Angela Merkels früheren außenpolitischen Berater Christoph Heusgen, zurzeit Chef der Münchner Sicherheitskonferenz, der im „heute-Journal“ nur aseptisch von den „Ereignissen“ des 7. Oktober redete, Israel vor „Hass und Zorn“ warnte und im Übrigen zur Diplomatie mit der Hamas rät. In diesen elementaren Dingen geht es um das, was im Englischen skin in the game heißt. Hätte eine militärische Einheit gerade das Haus von Christoph Heusgen überfallen, seine Ehefrau vergewaltigt und umgebracht, seine Kinder geköpft und von alldem ein Video gedreht und Heusgen würde angesichts dieses Videos sagen: „Das ist sehr schlimm, sicherlich. Aber jetzt gilt es, jede Überreaktion zu vermeiden. Jetzt ist die Stunde der Diplomatie“, dann wäre das selbstverständlich ein Akt des Wahnsinns – aber immerhin eines Wahnsinns, in dem er auch selbst einen Preis bezahlt. Aber denjenigen, die das Massaker betrifft, aus sicherer Entfernung zuzurufen: „Jetzt bloß nicht überreagieren“ – das ist kein Wahn, sondern die Abgefeimtheit eines Bürokraten, dem nichts wichtiger ist als der Schutz seiner Vorstellungswelt.
Aus den westlichen Universitäten dringen bedingungslose Solidaritätsadressen mit Gaza, die Israel höchstens als alleinschuldige Seite erwähnen. Die Frankfurter Buchmesse verleiht ihren Preis der Autorin Adania Shibli für ein Buch, in dem Araber nur als Opfer und Israelis ausschließlich als Täter vorkommen, und die in einem anderen Text dazu aufruft, weltweit jede Kulturveranstaltung zu sabotieren, an der israelische Künstler teilnehmen. Auf den Straßen in Frankreich und Deutschland skandieren Demonstranten „Tod Israel“ und „From the River to the Sea“, eine Chiffre für die Beseitigung des jüdischen Staates. Nach der obligatorischen Formel von der Erschütterung über die Massaker sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier vor wenigen Tagen: „Auch in der zweiten, dritten, ja vierten Generation leiden Menschen, die zu uns gekommen sind, darunter, dass ihnen etwas fehlt: Anerkennung und das Gefühl der Zugehörigkeit.“ Wenn die Kundgebungsteilnehmer sich umsehen, dann dürfte bei ihnen das Gefühl wachsen, mittlerweile nach und nach Anerkennung zu erfahren, wenn auch noch nicht überall und von jedem.
Einer Gesellschaft allerdings, in der sich Mitglieder der originär westlichen chattering class mit neu dazugestoßenen Kräften die Hand reichen, um den strategisch eingesetzten Schrecken zu feiern und das unter dem pastoralen Gesumme eines Heusgen, eines Steinmeier und der Harvard-Universitätsleitung, dieser Gesellschaft können sich Personen wie ich nicht mehr zugehörig fühlen.
Es gibt viele Grau- und Differenzierungszonen. Manches ist aber auch schwarz-weiß. Die Neigung, alles und jedes in Ambivalenz auflösen zu wollen, gehört zu den unverkennbaren Zeichen des Trotteltums, vor dem nichts schützt, kein Präsidentenamt, keine Professorentitel und offenbar noch nicht einmal die gelegentliche Lektüre von Publico.
Wer etwas Ausgewogenes lesen will, sollte sich in die Speisekarte eines guten Diätrestaurants vertiefen. Publico kann diesen ausgefallenen Wunsch nicht bedienen.
46 Kommentare
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Es konzentriert sich auf Regierungs- und Gesellschaftskritik.
Offensichtlich besteht ein großes Interesse an Essays und Recherchen, die diesen Anspruch erfüllen.
Das jedenfalls zeigen die steigenden Zugriffszahlen.
Kritik und Streit gehören zur Essenz einer offenen Gesellschaft.
Für einen zivilisierten Streit braucht es gut begründete Argumente und Meinungen, Informationen und Dokumentationen von Fakten.
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Die Redaktion
Karla Vetter
26. Oktober, 2023Mir fällt nur ein Wort ein: Danke!
ToNo
26. Oktober, 2023Auch von mir: nur danke!
P. Funk
27. Oktober, 2023Wie immer ausgezeichnet. Wunderbar die Formulierung vom «pastoralen Gesumme» eines Steinmeier. Genau, das ist es: Steinmeier predigt wie ein Bischof, man sieht ihn förmlich im Ornat.
Hoffentlich machen wir uns hier aber nicht des Straftatbestands (!) der «Verunglimpfung des Bundespräsidenten» schuldig.
Spruance
26. Oktober, 2023Gut gebrüllt, Löwe!
Christian Wandtke
26. Oktober, 2023Bravo Herr Wendt, Bravo.
Es kann einem Angst und Bange werden, wenn man die von Ihnen zitierten Zuschriften liest. Das Trotteltum wurde schon vor langer Zeit von westlichen „Intellektuellen“ zelebriert , wie Sartre, Barbusse und Feuchtwanger, (Narren, Schwindler, Unruhestifter, wie der große Roger Scruton sie nannte) die Stalin angehimmelt haben, um nur einige zu nennen.
Das waren keine Nobodys, sondern Ikonen ihrer Zeit und man möchte verzweifeln ob der Blödheit dieser Leute. Dies Milieu hat sogar einem Pol Pot gehuldigt und ihm Ergebenheitsadressen in den Dschungel gesendet.
Mao hat 40 Mio seiner Landsleute über die Klinge springen lassen und sein Konterfei hängt in zahllosen Studentenbuden.
Man kann nicht so viel fressen, wie man kotzen möchte.
Halten Sie die Fahne hoch, Wertester
Grüße Sie Hochachtungsvoll
Karl Heinz Maierl
27. Oktober, 2023Bravo Herr Wandtke! Bravo Herr Wendt!
Richtig! Halten Sie die Fahne hoch gegen das Trotteltum. Diesem Milieu immerzu stabilisierend in den Hintern treten, ist die erste Pflicht. Denn „wir brauchen einfach bessere und unabhängige Intellektuelle, deren natürlicher Wohnraum nicht der Enddarm der Regierung ist“ (Gunnar Kaiser).
Glückauf
Karl Heinz Maierl
Oscar Rabold
27. Oktober, 2023«…die Fahne hoch…» -: Und auch «Die Reihen fest geschlossen!»? Ich frage nur mal so.
Werner Bläser
27. Oktober, 2023Verstehe ich Sie richtig, dass das Ihr politisches Programm ist? Ich frage nur mal so.
Elisabeth Köster
27. Oktober, 2023Wie bitte?? Das Horst-Wessel-Lied der SA gegen jemanden ins Feld zu führen, der die westliche Indifferenz gegenüber diesem mit unvorstellbarer Grausamkeit begangenen Massaker der Hamas kritisiert, ist ja wohl pervers.
Helmut Grenz
28. Oktober, 2023Tja, Oscar R. , frag`weiter, versuche dabei, wenigstens halbwegs intelligente Fragen zu stellen. «Denken» ist anstrengend, «Verstehen» erfordert eine gewisse Intelligenz. Ihr/e Kommentar/Frage beweist, daß es bei Ihnen an beidem fehlt.
Helmut Grenz
Maru
29. Oktober, 2023Foucault nicht zu vergessen, der die klerikale Sharia-Revolution im Iran begeistert feierte.
Gisela Busch
26. Oktober, 2023Danke. Bleiben Sie sich bitte treu, Herr Wendt!
Igel
27. Oktober, 2023Der Mensch unterscheidet sich vom Tier dadurch, daß er entgegen der natürlichen Instinkte willentlich handeln kann. Dieser Wille ist frei, wenn der Mensch seinen Willen selbst beherrscht. Dummerweise ist der Wille u.a. durch Manipulation und Triebe fremd beherrschbar. Es ist erschreckend, wieviele Menschen entgegen ihres Überlebensinstinktes handeln und nur darauf warten, daß der Islam nach wiederholten und bisher fehlgeschlagenen Versuchen in den vergangenen Jahrhunderten die Scharia nach Europa bringt. Nur die dümmsten Kälber wählen ihre Schlächter selber. Das jüdische Volk hat begriffen, daß es sofort vernichtet wird, wenn es nicht gegen diese menschenverachtende totalitäre terroristische Ideologie um das Überleben kämpft. Die Hoffnung auf eine friedliche Koexistenz mit einer Zweistaatenlösung und israelischen Vorleistungen wurde zu oft einseitig enttäuscht. Und der Islam weiß, wenn er das jüdische Volk vernichtet hat, fällt der sogenannte Westen in Unterwerfung wie ein Kartenhaus in sich zusammen, denn er hat sich seine Werte pseudointellektuell wegpalavert und dem Islam nichts entgegenzusetzen. Damit verschwinden nicht nur die vergessenen Werte der Aufklärung, sondern zu allererst die Lebensvorstellungen all derer, die sich als divers sehen – was immer sie darunter verstehen. Verteidigen Sie den Kompaß Ihrer Moral und Ihres Verstandes, lieber Herr Wendt. Sie sind wie die meisten Ihrer Leser nicht allein in Ihrer Lage, auch wenn vor allem in Deutschland seit nun schon 90 Jahren von totalitären Ideologien daran gearbeitet wird, uns diesen Kompaß zu entreißen. Mit großer Hochachtung für Ihre immer sehr gut fundierte Arbeit in der Öffentlichkeit.
Marcel
27. Oktober, 2023Die Worte und Texte der Menschen werden immer intellektueller, gebildeter und eleganter – man staunt über die beeindruckende Ausdrucksweise -nur der Inhalt wird immer zerrütteter. Wobei zerrüttet ist es nicht, es ist nur bar jeder höheren Tugend und einfach nur subjektiv. Ich habe recht, ich habe gelitten, ich habe Ungerechtigkeit erlebt und Du bist dafür verantwortlich und ich werde Dich bekämpfen. Kurz: jeder will seinen Willen um jeden Preis durchsetzen und viele biegen sich die Welt zurecht, wie man es gerade braucht und wollen es in ihrem Eifer nicht wahrhaben. Und genau das hätte man in früheren Zeit, als man die Selbstreflexion und -zweifel noch kultivierte, erkannt und geschätzt, selbst kleine Leute. Was nicht gepflegt wird, geht unter. Deswegen herrscht bei den Intellektuellen auch keine tiefe Sehnsucht die Rationalität abzuschaffen, sondern einfach nur Ihren Willen durchzusetzen, auch um den Preis der Verzerrung des Realitätsprinzips (ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt), wie es Freud nannte, der prophezeite: wenn das Realitätsprinzip genügend geleugnet wird, entsteht die Psychose, im Einzelnen wie auch in der Masse. Realität=Wahrheit. Wer die Definition von Wahrheit nicht kennt, der frage ein Kind. GENAU damit ging das los, was wir jetzt an Zerrüttung haben, der philosophischen Leugnung der Wahrheit – was ist Wahrheit? Ist doch nur subjektiv. Die Massenpsychosen erleben wir jetzt und Exzentrik ist hellsichtigerweise Element vieler Scifie – Romane. Der herausragende weise Satz hier ist der von Friedrichs: «cool bleiben, aber nicht kalt» – nicht so elegant und beeindruckend formuliert, aber richtig, weise und wahr. Er ist in jeder Situation angemessen, auch wenn es menschlich verständlich ist, in manchen Situationen nicht cool bleiben zu können. Aber es darf niemals Handlungsmaxime werden und «nicht kalt» zu sein, bedeutet genau dass man die Greuel sehr wohl realisiert und auch bestürzt darüber sein kann, aber das Handeln bleibt vernunftgeleitet, nicht emotionsgeleitet, aber eben richtig geleitet, nach dem bestmöglichen Urteil, welches alle Informationen berücksichtigt, abwägt, auf den Grund geht und dann handelt, so wie man handeln muss – nach Abwägung aller Umstände, natürlich vor allem der Menschlichkeit. So sollte es sein, kann aber nicht immer sein – muss der Fixstern sein. Denn sonst kommt Farin Urlaub und das wollen wir alle nicht 😉 Der Hauptkrebsschaden ist die fehlende vertrauensvolle Informationsquelle. Wo sind die persuasiven Kommunizierer – denen würde man glauben – denn der geht auf die Argumente der Gegenseite ein – das macht glaubhaft – gibt es nicht mehr – weil alle nur noch aus Kalkül oder Emotionalität Ihren Kampf führen und das Gegenüber mit Worten und Taten niederringen wollen. Es fehlt also eigentlich an Nächstenliebe – obwohl wir uns ja alle heute für so menschlich wie noch nie halten. Das ist das Kennzeichen des Wassermannzeitalters. Widerspruch in allen Bereichen. Noch nie soviel Kommunikation, und noch nie so leer, noch nie soviel Erkenntnis und Aufklärung und noch nie so dumm gewesen….. Ambivalenz, Polarisation und Entladung der Gegensätze – hoffentlich nicht zu stark.
Albert Schultheis
27. Oktober, 2023Manchmal muss man Farbe bekennen. Gerade dann wenn die Welt schwarz-weiß gemacht wird.
Lasst uns stark sein (werden). Es herrscht Krieg.
Es gibt kein verkriechen in Schlupflöcher mehr – weil es kein Schlupfloch mehr gibt. Diese Leute verstehen nur Gewalt. Also, so sei es denn.
Gerald Gründler
27. Oktober, 2023Danke, dass Sie die intellektuelle und mentale Verwahrlosung, die sich in den von Ihnen referierten Zuschriften darstellt, so klar benennen.
Kann man bei den Absendern auf Heilung hoffen? Ich weiß es nicht. Was ich weiß ist, dass der Glaube an rechten wie linken Faschismus bisher jeden Zusammenbruch der daraus resultierenden politischen Praxis überlebt hat.
Martin
27. Oktober, 2023Tja, die «Intellektuellen» und ihre Zitierer. Da frage ich mich doch, warum jemand, der «Gewalt erzeugt Gegengewalt, hat man dir das nicht erklärt?» von sich gibt, dann ein Problem damit hat, dass Juden, die (nicht nur) im Nahen Osten endlich mal zurückschlagen.
Wie rationalisiert dieser Schwätzer denn die mehr als ein Jahrtausend lange Gewalt und Unterdrückung der Muslime gegenüber Juden im Nahen Osten weg?
Wieso sollte dann, wenn sein Motto stimmen würde, Israel und Juden generell nicht das Recht auf massive Gegengewalt gegenüber muslimischen Arabern haben?
Wieso legt er dieses megaschlaue Motto denn nicht den Palästinazis nahe?
Leonore
8. November, 2023@Martin
D’accord. Der Haß der Muslime auf die Juden ist nicht 80, sondern 1 400 Jahre alt.
Und es waren nicht 1 000, sondern 1 400 Jahre der blutigen Eroberung, grausamen Gewalt, Ausbeutung und Unterdrückung. Und sie betraf nicht «nur» Juden, sondern in weit größerer Zahl Christen. Und nicht nur das Heilige Land war betroffen, sondern das gesamte Römische Reich, das sich keineswegs nur über Europa, sondern auch über Kleinasien, den Nahen Osten und Nordafrika erstreckte, und zum Großteil aus Christen und Juden bestand.
Darüberhinaus erstreckten sich die äußerst blutigen Eroberungskämpfe bald auch noch bis einschließlich Tadschikistan und Pakistan, was für die im Mittleren Osten lebenden Zoroastrier, Schamanen, Hindus und Buddhisten furchtbare Folgen hatte. Denn diese waren vogelfrei, da sie nicht wie die Juden und Christen Monotheisten und Angehörige der Buchreligionen waren. Letzteren wurden am Leben gelassen, sofern sie den Dhimmi-Status akzeptierten, also weit mindere Rechte, ständige Angst vor Übergriffen und Demütigungen, gegen die man sich nicht zur Wehr setzen durfte, sowie hohe Sondersteuern (aus denen wohl das spätere «Schutzgeld» der Mafia entstand, die sich ebenso wie eine Kultur der Messerattacken, der Ehrenmorde und der Blutrache im muslimisch besetzten Süden Italiens und auf Sizilien und Sardinien entwickelte). Zur Dhimmitude empfehle ich das Buch der als Kind zusammen mit ihren jüdischen Eltern aus Ägypten vertriebenen Bat Ye’or: «Der Niedergang des orientalischen Christentums unter dem Islam 7.-20. Jahrhundert».
Das Kapitel der Versklavungen von Millionen Europäern wird auch genauso gern unter den Teppich gekehrt, wie das Kapitel der Versklavungen von Millionen Afrikanern thematisiert wird… (Buchempfehlung Egon Flaig: «Weltgeschichte der Sklaverei».
Alles in allem: Die Naivität und Ignoranz mit der die Hamas (et al.) und ihre genozidale Charta sowie die massenhafte Einwanderung von Muslimen in christliche Länder und Kontinente betrachtet wird, ist sträflich. Soll heißen: Straft sich irgendwann selbst. Leider werden die von den Ignoranten in übelster Weise diffamierten Warner das gleiche Schicksal wie diese erleiden.
Martin
27. Oktober, 2023Der Westen hat eine ganze Kaste wohlversorgter Menschen, die sich in die Demenz differenziert haben.
Robert Klein
27. Oktober, 2023Lieber Herr Wendt, ein wichtiger Beitrag, von dem ich nicht erwartet hätte, dass dieser ausgerechnet hier nötig gewesen wäre. Danke dafür. Bleiben Sie sich treu. Herzlich, Robert Klein
Dr. Wolfgang Epple
27. Oktober, 2023Die Conclusio zum Trotteltum der allumfassenden Ambivalenz ist brillant. Es gibt keine Ausgewogenheit, wenn es um Schutz von Wehrlosen, um die Entlarvung von dumpfem Hass und Ächtung exzessiver Gewalt geht.
Dr. Lore Brüggemann
30. Oktober, 2023Ich stimme absolut zu. Danke, Herr Wendt, für Ihre kluge Kommentierung dieser unfassbaren Leserbriefe, wie überhaupt für Ihre unschätzbare Arbeit.
Josi
27. Oktober, 2023Lieber Herr Wendt, Renzo Piano hat es als «Star-Architekt» seinerzeit so formuliert: «Purismus ist etwas für Feiglinge» und in einem anderen Interview: «Leichtigkeit ist ja nicht nur etwas Physisches. Es hat auch etwas mit Mentalität und mit Haltung zu tun. Wer leicht daherkommt, kann trotzdem störrisch sein. Ich bin selbst stur. Entschiedenheit mit Leichtigkeit gepaart – das ergibt eine gute Mischung. Ich strebe nach einer Art von leichter Intelligenz». Das ist ganz Alexander Wendt. Grüsse Josi
Ratax
27. Oktober, 2023Der vielzitierte Satz von Friedrichs galt für Nachrichten, welche im Rundfunk, in Zeitungen und Online angeboten werden. Publico ist aber kein Nachrichtensender, Publico liefert Analysen und Meinungen.
Und daher kommt vermutlich auch das Missverständnis einiger Leser, Publico eine prinzipielle Äquidistanz zuzubilligen. Herrn Wendts Ananlysen beruhen auf sachlicher Recherche und gut belegter Kritik, wie man sie in dieser Tiefe leider nur noch selten so findet.
Daraus zu schließen, Publico sei deshalb stets distanziert und frei davon, Urteile zu fällen, ist aber ein Missverständnis.
Rudolf Wedekind
27. Oktober, 2023Schwarz-Grau-Denken.
All die Intellektuellen, die die Gräuel des Stalinismus und des Maoismus negierten oder verdrängten, fühlten sich ja moralisch so überlegen, weil sie Antifaschisten waren, weil sie von den unmäßigen Gräueln der Nazis geprägt waren. Und weil sie eben nur schwarz-weiß denken konnten (wenn man das überhaupt denken nennen soll): Kommunisten waren die heftigsten Gegner der Nazis, also sind sie die Guten.
Und das ist die Crux heute: Von den unmäßigen Gräueltaten der Hamas erschüttert sein und dennoch nicht zum kritiklosen Anhänger der Politik zu werden, die Israel unter Netanjahu verfolgt hat. Denn das wäre Schwarz-Weiß-Denken. Vielleicht sollte man stattdessen ein Schwarz-Grau-Denken einführen. Es wird unserer Gegenwart eher gerecht. Bei fast allen Problemen.
E. Berger
27. Oktober, 2023@ Rudolf Wedekind: Sehe ich ähnlich, auch auf die Gefahr hin, als Trottel beschimpft zu werden. Neben dem Massaker, was die Hamas am 07.10. begangen hat und all den Terroranschlägen, die in den letzten Jahren verübt wurden, gibt es unzählige andere Sachverhalte, die hinterfragt gehören und zumindest aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet werden können.
Dass Menschen, die andere Apekte zur Diskussion stellen, ungefragt unterstellt wird, sie würden den Hamas-Terror billigen, halte ich für einen bedauerlichen Verfall der Gesprächskultur. Ähnliche Vorgehensweisen kann man auch in den Talkshows der Öffentlich-Rechtlichen feststellen.
Natürlich hat der Staat Israel das Recht, sich selbst zu verteidigen. Bliebe für mich die Frage, wie will dieser Staat die nächsten Jahre und Jahrzehnte überleben? In ständiger Konfrontation mit den Palästinensern, die demographisch gesehen ohnehin die besseren Karten haben?
Heike R.
27. Oktober, 2023Exzellenter Artikel, der meinem stummen Entsetzen über den überall um sich greifenden Antisemitismus und Hass auf Israel Ausdruck verleiht. Keiner muss die Politik des Staates Israel in jedem Punkt unterschreiben. Das darf meiner Meinung nach aber nie !!!! diese Barbarei rechtfertigen, entschuldigen oder verharmlosen !
A. Iehsenhain
27. Oktober, 2023„Auch in der zweiten, dritten, ja vierten Generation leiden Menschen, die zu uns gekommen sind, darunter, dass ihnen etwas fehlt: Anerkennung und das Gefühl der Zugehörigkeit.“ Wen meint Steinmeier? Die aus Göring-Eckardts lebendigem Geschenkeladen oder die Besucher seiner Bürgersprechstunden? Hamas-Führer Mahmoud al-Zahar redet davon, dass „der ganze Planet unter islamischem Recht stehen soll». Einerseits beunruhigende Tendenzen, andererseits: Wenn der Größenwahn größer als groß wird, schraubt sich auch die Fallhöhe weiter nach oben, und wer am Grund ankommt, schafft es nicht mehr so leicht hoch. Von dem her sollten Frank-Imam Steinmeier und Konsorten eher darüber nachdenken, ob nicht vielleicht auch ihre Freiheit von Israel verteidigt wird.
Werner Bläser
27. Oktober, 2023Lassen Sie sich nicht beirren, Herr Wendt! Die «Argumente» Ihrer Kritiker, wie zitiert, sind von hanebüchener Unlogik und offenbaren auch eine gewisse Unreife. Überhaupt zu fragen, ob Ausgewogenheit gut oder schlecht ist, zeugt von merkwürdigen Denkblockaden.
– Ist Chili im Essen gut oder schlecht? Im Gulasch ja, im Vanillepudding eher weniger.
Omnia tempus habent.
Manche Dinge, die unklar oder zweifelhaft sind, oder die mehr oder weniger Geschmackssache sind, sollten in einer guten Beschreibung ausgewogen dargestellt werden.
Eindeutige Dinge bedürfen keiner Ausgewogenheit – sie kann sich sogar verbieten. Oder wo würde Leser R.M denn die positiven Seiten von Kinderpornographie sehen?
– Es werden bei einigen Ihrer Kritiker (mindestens) zwei Dinge bei der Frage, wie eine Sache zu beurteilen ist, in eklatanter Weise verwechselt:
Die moralische Stellungnahme und die rationale Analyse.
Man kann natürlich historisch oder psychologisch-rational analysieren, wie die Motivationslage eines Kindermörders oder eines Nazis aussieht, aus welchen psychischen Faktoren seine Taten ableitbar sind.
Aber das rechtfertigt doch nicht einen Kindermord oder die Vergasung von Juden! Ein Motivationslage bietet eben keine moralische Rechtfertigung, nur eine Erklärung.
– Wenn Ihre Kritiker rational-ausgewogen, wie sie es fordern, vorgingen, würden sie Argumente für die konkreten Taten der Hamas anführen – auf die wäre ich gespannt.
Man kann über die Politik Israels weiss Gott verschiedener Meinung sein, über Vergewaltigungen, Folterungen und Kindermorde nicht.
Solche Taten können DURCH NICHTS gerechtfertigt werden. Höchstens im kranken Mindset eines Unmenschen. Und ich gehe davon aus, lieber Herr Wendt, dass Sie Unmenschen hier im Blog nicht brauchen.
Leonore
8. November, 2023@Werner Bläser
In der Tat!
Jedoch stimmt mich Ihr Gedankengang nachdenklich: «Man kann natürlich historisch oder psychologisch-rational analysieren, wie die Motivationslage eines Kindermörders oder eines Nazis aussieht, aus welchen psychischen Faktoren seine Taten ableitbar sind.
Aber das rechtfertigt doch nicht einen Kindermord oder die Vergasung von Juden!» .
Denn das kann oder muß man natürlich auch in anderer Richtung sagen (und das ist wohl das, was der Co-Vorsitzende der AfD ob seiner nach beiden Seiten gerichteten Mahnung, jetzt nicht bis zum 3. Weltkrieg* zu eskalieren, sondern sich auch bei Reaktionen zu mäßigen, meinte): Egal, wie verständlich und berechtigt der Zorn über den Massenmord der Hamas ist, diese entsetzliche Tat würde z.B. nicht ein Flächenbombardement der Zivilbevölkerung Gazas (oder gar den Abwurf einer Atombombe, wie ein israelischer Minister zu fordern wagte) rechtfertigen!
Alles was ich von dort sehe und höre, deutet aber darauf hin, daß so etwas Gott sei Dank auch gar nicht stattfindet. Es sind einzelne Häuser und Straßenzüge, die zerbombt sind, und die Zivilisten sind Kollateralschäden – nicht das Ziel!
Tote und verletzte Kinder hat die Hamas schon immer mit Vorsatz erzeugt, indem sie Raketen von Kindergärten, Wohnhäusern meist ahnungsloser Bewohner und Krankenhäusern aus abschossen – wohlwissend, daß die israelische Antwort-Rakete genau am Abschußort eintreffen wird! Mit einer solchen unmenschlichen Strategie kann man allerdings medienwirksame Bilder gewinnen, die überall auf der Welt «Kindermörder Israel»-Rufe hervorrufen.
Der Vorschlag Israels, die Bevölkerung des Gaza-Streifens ins nördliche Sinai-Gebiet umzusiedeln, belegt für mich, daß es eben NICHT um Genozid an den Palästinensern geht! Und den Verlust der Heimat nach verlorengegangenem Krieg mußten 15 Millionen Deutsche auch hinnehmen. Sie durften nicht mal darüber trauern, weil ihnen das von Linken als «Revisionismus» und «Täter-Opfer-Verkehrung» ausgelegt wurde… (Und dann kamen die Mitscherlichs und attestierten den Nachkriegsdeutschen quasi als charakterliches Defizit «die Unfähigkeit zum Trauern»…)
Na, jedenfalls halte ich den Vorschlag für den Umständen entsprechend gut, denn sie sollen weder nach Sibirien noch in die Sahara umgesiedelt werden, sondern dürfen in der Nähe, halt nur nicht mehr gefährlich/gefährdend nahe bleiben.
Eloman
27. Oktober, 2023Auch wenn einige sicherlich über mich her fallen werden, bin ich der Meinung, dass Deutsche mindestens für die ersten 20 Generationen nach dem Holocaust jegliches Recht zur Kritik am Handeln Israels verwirkt haben. Man stelle sich doch nur mal vor, wie die Relativierer heute reden würden, wenn nicht Deutsche 6 Millionen Juden, sondern umgekehrt Juden in knapp sieben Jahren ca. 30 Millionen Deutsche (grober Vergleich des jeweiligen Anteils der Gesamtbevölkerung) unter barbarischsten Umständen ermordet hätten.
Und zu den «Palästinensern»: Warum lebt der weit überwiegende Teil der nach 1948 geflüchteten Araber immer noch in Flüchtlingslagern? Hätten wir uns nach WW II genauso verhalten, gäbe es heute ca. 300 Millionen Deutsche und es würden permanent Anschläge auf Stettin und Breslau verübt. Stattdessen haben sich die nach 1945 vertriebenen Deutschen, obwohl zuerst von der Bevölkerung im übriggebliebenen Deutschland argwöhnisch betrachtetet, völlig sowohl in der BRD als auch in der DDR hervorragend integriert.
Géza Ákos Molnár
27. Oktober, 2023Ich danke Ihnen für diese klarstellenden Worte! Sie geben nicht nur Orientierung. Sie bieten auch ein hilfreiches Argumentarium für Gespräche mit Menschen, die in etwa das äußern, was die zitierten Leserbriefschreiber geschrieben haben. Publico bereichert.
Maria Leuschner
28. Oktober, 2023Euer Ja sei ein Ja und Euer Nein sei ein Nein (Jakobus 5).
Danke für Ihr Ja und danke für Ihr Nein, sehr geehrter Herr Wendt!
Majestyk
28. Oktober, 2023Es gibt nur einen Westen und so reformbedürftig der auch ist, falls der Westen fällt leben wir im Osten und dort warten weder Demokratie noch Meinungsfreiheit.
Das westliche liberale Demokratiemodell auf das so viel geschimpft wird ist nämlich das einzige das real existiert. Diesbezüglich kann man auch nicht neutral sein. Man ist entweder für den eigenen Lebensraum oder dagegen. Und nur im Westen demonstriert man gegen sich selbst. Das sollte zu denken geben. Genau wie es eine Trennlinie gibt zwischen jenen die auf sozialistische wie anti-israelische Propaganda reinfallen oder diese gar verbreiten und dem kleiner werdenden Rest.
Selbst wenn es so wäre, daß man nicht mehr feststellen könnte wer angefangen hat, unabhängig davon wer im Recht ist und wer nicht ist es letztlich eine Frage der gesunden Vernunft. Wären Israel oder die Vertreter der palästinensichen Araber reale Menschen, wen möchte man als Nachbarn haben?
Damit ist dann klar, der Konflikt ist eine Scheidemarke für die westliche Welt und jene UNO hat nun endgültig bewiesen, daß ihr jegliche Legitimität längst abhanden gekommen ist. Auch schön zu beobachten, was das Wort einer linken deutschen Regierung wert ist und wie ernst es dem deutschen Staat im jetzigen Zustand mit der Verteidigung von Israels Existenzrecht ist.
Auch deswegen bin ich mir seit drei Jahren sicher, alle die den Westen von innen aushöhlen, all diese Globalisten mit ihren Werkzeugen und Waffen gegen freiheitsliebende Menschen sind nichts anderen als ein Relaunch des Kommunismus. Wenn es um die Verteidigung der westlichen Ideengeschichte geht, dann gilt auch heute noch «Freiheit oder Tod». Kurz vorm Abgrund gibt es keinen Spielraum mehr für Verhandlungen.
Karsten Dörre
28. Oktober, 2023Der freiheitliche Westen hat im Laufe der Jahrzehnte sich derart entnaturisiert und sich mit einem gutmenschelnden Gen infiziert, dass sich große Bevölkerungsteile völlig zu Recht zu autokratischen und dikatorischen Systemen angezogen fühlen und diese auch herbeiphantasieren, weil Meinungsvielfalt anstrengend ist. Es ist die Abwehr vor eigener Zivilcourage und Aushalten verschiedener Meinungen und Standpunkte. Potenziert hat sich dies durch das produzierte Corona-Chaos. Angst und Panik sind keine gesunden Ratgeber in der Evolution des Menschen. Die Erfinder und Entdecker haben nicht mit Angst und Panik erfunden und entdeckt. Gesellschaftliche Zusammenhänge oder gesellschaftliche Mißstände werden nicht durch Gleichgültigkeit und Gleichmacherei erkannt und bearbeitet. Letztlich läuft alles auf eines hinaus: die zunehmend fehlende Bildung. Man kann sich kaum noch höher gebildet bezeichnen, als zum Beispiel Palästinenser oder Südsudanesen. Das Niveau sinkt. Die Angst vor natürlicher Auseinandersetzung, Wandel, Entwicklung nimmt zu.
pantau
30. Oktober, 2023Herr Wendt hat in seinen Artikeln doch mit einer Fülle von Beispielen sehr plausibel gemacht, dass solche Affenliebe zu Schlächtern und die vollständige Weigerung, den kulturell doch eher näherstehenden Abgeschlachteten auch nur 1 Jota Empathie entgegenzubringen, gerade an Elite-Unis sehr verbreitet ist und dort sehr unwidersprochen bleibt. Ein Bildungsdefizit haben die nicht, eher ein psychologisches Problem, Stichwort Selbsthass.
Karsten Dörre
1. November, 2023Was wird denn an heutigen Unis gelehrt? Konformismus, Gleichschaltung von Meinungen, um was zu werden, sind gravierende Bildungslücken.
pantau
2. November, 2023Da haben Sie sicher Recht, dass die erhebliche Bildungslücken haben. Aber vielleicht eher aus nicht wissen wollen. Niemand ist so blind wie der, der nicht sehen will. Da helfen dann auch keine Fortbildungen.
pantau
30. Oktober, 2023Zitat:
«Es gibt einen Typus – und zwar in allen Milieus – der zwar Israel bedenkenlos jedes Verbrechen zutraut, sich aber andererseits einfach nicht vorstellen will, dass Exekutoren der Hamas jüdische Zivilisten abschlachten, also exakt das tun, was in der Hamas-Charta steht, und was Führer der Hamas – wobei der oberste es vorzieht, nicht im Gazastreifen zu leben – in ihren Reden wieder und wieder bekräftigten, auf Video und schriftlich festgehalten für jeden, der es nachprüfen will.»
Sehr geehrter Herr Wendt, ich nenne diesen Typus «Antisemit». Zu 100%.
Was mich dabei nur wundert ist die Naivität, mit der sich diese Leute outen. Meine Erklärung: denen ist ihr Judenhass so zur Gewohnheit, zum blinden Fleck geworden, dass sie es schlicht nicht mehr merken. Jetzt habe ich auch verstanden, was dieses «Zionist» bedeutet. Da es verboten ist, ihren Abscheu am Wort «Jude» festzumachen (dann wäre man ja Antisemit!), fügen sie einfach das Hilfswort «Zionist» hinzu, auf das sie dann all ihren Abscheu abladen. Zionist bedeutet dabei nichts weiter als «der Jude, der als Israeli sich das Recht nimmt, als Staatsangehöriger nicht von außen ausgelöscht werden zu wollen». Das bedeutet «Zionist». Also quasi der freche Jude 2.0., nicht mehr der reichlich dokumentierte Opferjude, der gebückt und gedemütigt und ohne Gegenwehr zusammengetrieben und umgebracht wird. Viele Blogs kann ich daher nicht mehr lesen, so «TKP» nicht mehr aus Österreich, so die «nachdenkseiten» von Albrecht Müller.
Vielen herzlichen Dank für Ihre Arbeit, Herr Wendt!
Leonore
8. November, 2023@Pantau
«Viele Blogs kann ich daher nicht mehr lesen, so “TKP” nicht mehr aus Österreich, so die “nachdenkseiten” von Albrecht Müller»
Geht mir auch so. Artikel in denen die Begriffe «Besatzerstaat» (für Israel – das «Land für Frieden» gegeben hat und Raketen erntete…!) und «Freiheitskampf» (für die aktuelleln Morde, aber auch die früheren, zum Bau der Mauer führenden (Selbstmord-)Attentate auf Kindergärten und Schulbusse in Israel durch Palästinenser…!) vorkommen, fallen mir sozusagen aus der Hand.
Hätte ich auch nie erwartet von den beiden genannten Blogs.
Waren bestimmt irgendwelche «Fremden Federn».
Theophil
30. Oktober, 2023Mit Ihrer glänzenden Abrechnung mit den westlichen «Intellektuellen» haben Sie wohl ins Schwarze getroffen, lieber Herr Wendt! Anstatt in völliger Überschätzung so genannte «Kulturschaffende» zu sein, ist die Bezeichnung als «clercs» (kannte ich noch nicht, danke dafür), also als kleine Angestellte des Weltgeistes, viel treffender. Von allen Bindungen befreit, treiben sie orientierungslos auf dem Meer der Ideen, bezeichneten gestern die Religion als Opium des Volkes, um morgen den Islam als die Lösung zu preisen. Selbst Bolschewiken und Faschisten dienen sie sich an, von denen sie herzlich verachtet werden. Nicht gefallen hat mir die Bezeichnung als «Intelligenzija». Die russische Intelligenzija, deren geistige Quelle Berdjajew im «Raskol» der russischen Kirche verortet, verdankte, solange es sie gab, ihr Ansehen ihrer Verweigerung, der Macht zu dienen. Sie zeichnete ein untrüglicher moralischer Kompass aus, der das Gegenteil des «pastoralen Humanitätsgesumme» (großartig!) der westlichen Intellektuellen ist.
P. Schmitz
31. Oktober, 2023Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie Texte von einem Menschen gelesen, bei dem die Stecker richtiger eingesteckt sind als bei Ihnen. Lassen Sie sich bloß keinen vom Gaul erzählen.
Epple
1. November, 2023Hallo Herr Wendt,
danke für die Klarheit und Klugheit Ihrer Worte.
Für mich sind Sie einer der wenigen intellektuellen und aufrichtigen Journalisten unserer Zeit
Dr Jens Richter
2. November, 2023Murmeltiertag, der sich permanent wiederholt, wenn Juden ermordet werden. Muslime jubeln weltweit, der Westen gönnt sich eine Schrecksekunde und mobilisiert dann gleich seine Aber-Brigaden und Relativierungs-Armeen, die durchs Internet und andere Medien marschieren und kaltblütig alle exekutieren, die sich ihren Anstand nicht nehmen lassen. Diese Exekutoren können sprachlich nur anonyme Massen verschieben wie alle Linken. Auch auf X, ehemals Twitter, erhebt sich die antisemitische Schmutzschicht, wirbelt durch die Luft und verursacht mir Übelkeit, nicht nur metaphorische. Einigen besonders ekelhaften Aber-Kretins antworte ich freundlich, dass ich im Falle der Enthauptung seiner Familie auf jeden Fall sehr ausgewogen darüber denken werde, denn es könnte ja sein, dass er den unterdrückten Henker womöglich vor der Enthauptung gedemütigt hatte. Immer beide Seiten, Sie wissen schon. Übrigens, sollte China Taiwan morgen ausradieren, würde das dieselben Leute nicht interessieren. Es müssen Juden involviert sein.
willi
29. November, 2023Eine weitere und erwartet erquickende Wortmeldung des angenehmen Autors zum täglichen Wahnsinn der Massen die ihre Sterne nicht einmal selbst ordnen können, es aber für andere tun möchten. Im Nebensatz fällt diesen Freunden angeblich vertriebener KGB-erfunden und installierter Volkszugehöriger nicht einmal auf, das sie, wenn sie erwähnterweise bereits auch in 3. und 4. Generation inmitten des endlich angekommen im deutschen demokratischen BürgergeldSchutz vor gerüchteweise bösen Israelis in Israel mitten im besten Berlin aller Zeiten in seiner gut und gerne hier existierenden sozial ist ischen Form dieses Zugehörigkeitsgefühl zu diesem durch Flucht und Vertreibung erlangten deutschen Frieden, Sicherheit und Wohlstand unbedingt damit verbringen müssen, den Terror von dort hierher zu tragen und fort zu führen. Sie können sich offenbar der entsprechenden Unterstützung der hier lebenden Judenfeinde in allen Gesellschaftsebenen gewiss sein, der sie nicht umgehend wieder rauswirft, wie man so jemanden ja eigentlich nirgends haben will, nicht wahr liebe arabischen Staaten? Ja, da ist wohl ein gewisser Schoß sehr fruchtbar noch, der auch den deutschen demokratischen Republiken gut und gerne schwer arafatsiert aufs heftigste antiisraelische – WESTLICHE – Destabilisierungsprogramme umsetzte und trotzdem ganz in sozialistischer Dialektik, die der islamischen Dialektik nicht ganz unähnlich ist, nach der auch sogar Lügen und Verstoß gegen religiöse Dogmen erlaubt sein soll, wenn es dem großen Ziele diene, einen antifaschistischen Schutzwall betrieb. Nun, die zugrundeliegende Schizophrenie die ja gar keine ist sondern nur so aussehen soll, aber bei ganz vielen Gläubigen eine auslöste, ist nicht Therapiepflicht des bereits erwähnt demgegenüber moralisch um moralisch-ethische Galaxiencluster vorraus befindlichen angenehmen Autors. Die grundlegende Verweigerung aller Judenfeinde und Islamfreunde – anders als bei der deutschen Schande – jede Aufarbeitung der jenseitigen incl. Änderung der entsprechenden Wesenshaltung zu fordern oder zu erwarten, kann gewiss nicht veranlassen sich dieser schweren Geistestörung zu zu wenden oder ihr überhaupt Gedanken zu widmen. Lieber Herr Wendt, insofern vergebene Mühen mit der Krönung der Spezies zu revolutionären antikapitalistischen Muslimen die in der jenseits ebenso dumm und arm gehaltenen Gläubigenmasse sich lieber anderen Bonzen kriegerisch widmet als den eigenen. Die einen wissen es nicht besser und wollen es auch nicht, die anderen können es nicht besser und wollen auch nicht. Ein wesentlicher Schritt – denke ich an Gestalten wie den GröBuPrä aller Alt68er Studentenrevolten, die natürlich ganz natürlich vom Himmel fielen und mit östlicher Schund- und Schmutzliteratur gar nichts zu tun hatten, wäre, wenn alle antisemitischen Restrampengestalten einfach nur die viele erlogene und erhetzte Kohle nehmen und verschwinden würden. Die vielen Neoantisemiten mit festem Glauben an rote und grüne Irrlehren werden wir so schnell aber wohl nicht los, da müssen erst noch ein paar Documentas den Bach runter.
Jochen Schmidt
7. Dezember, 2023Ich habe jetzt nur diese eine webpage hier gelesen. Soweit ich es verstehe, scheint der Kern des ausgetragenen Konflikts dieser zu sein: Es gibt da zwei verschiedene Aspekte im Journalismus:
a) Darstellung von Sachverhalten (auf der Basis von Recherche), Analyse des Dargestellten, Bewertung desselben
b) Parteinahme.
Anscheinend ist vielen Lesern nicht ganz klar, in welchen Verhältnis diese beiden Aspekte zueinander stehen und stehen sollten. Vielleicht handelt es sich hierbei aber nicht um Unklarheit, sondern einfach um Meinungsverschiedenheit. Oben im Artikel heißt es nun:
«Vom allerersten Text an bemühte es [= dieses Medium] sich nicht um Ausgewogenheit. Und daran wird sich auch bis zu meinem letzten Text und dem der anderen Autoren nichts ändern. Wie es überhaupt zu der Fehlwahrnehmung von Publico als Einerseits-Andererseits-Plattform kommt, stellt mich vor ein Rätsel, dessen Auflösung mich offen gestanden nicht besonders interessiert.»
«Wer etwas Ausgewogenes lesen will, sollte sich in die Speisekarte eines guten Diätrestaurants vertiefen. Publico kann diesen ausgefallenen Wunsch nicht bedienen.»
Derartige Aussagen interpretiere ich so:
Nun scheint es viele Leser zu geben, die mit den Punkten 1. und 2. gut leben können, die vielleicht sogar 1. und 2. für wünschenswert halten. Und es scheint einige Leser zu geben, die 1. und 2. ablehnen, wobei 1. vielleicht mit einer Qualifizierung doch anerkannt wird: «das kommt darauf an: es muss halt eine berechtigte Parteinahme sein oder eine überzeugende Rechtfertigung».
Diese Meinungsverschiedenheit zwischen den Leser-Gruppen scheint mir der Kern des oben ausgetragenen Konflikts zu sein.
Wer zu einer Lösung dieses Konflikts beitragen möchte, der sollte eine Rechtfertigung für Punkt 1 – jetzt verstanden als These und nicht als Interpretation der beiden Zitate -, sollte eine Rechtfertigung für Punkt 1 vorbringen.
Eine solche Rechtfertigung scheint mir wünschenswert, denn ich habe die Erfahrung gemacht, dass eine Parteinahme dazu führt, dass schlechte Artikel geschrieben werden – nicht immer, aber immer öfter. «Schlecht» bedeutet hierbei u. a.: wenn die Recherche relevante Faktoren nicht erfasst, wenn die Darstellung wesentliche Informationen verzerrt, wenn die Analyse wichtige Aspekte nicht berücksichtigt, wenn die Bewertung willkürliche Kriterien in Anschlag bringt – u. dgl. (Bei diesen Beispielen handelt es sich lediglich um Stichworte, denn ich kann hier keinen Lehrgang in Journalistik anbieten.)
Kurz, meine Erfahrung sagt: Parteinahme im Journalismus führt meistens zu schlechtem Handwerk. Ich als Autor würde versuchen, schlechtes Handwerk zu vermeiden. Es ist klar, dass diese Frage jeder Journalist selbst für sich entscheiden wird.
Um abschließend noch ein mögliches Missverständnis auszuräumen: Die Bewertung eines Sachverhaltes setzt nicht notwendig eine Parteinahme voraus: Selbstverständlich kann ein Journalist den schweren Angriff auf eine Bevölkerung bewerten (übrigens auch verurteilen), ohne damit schon für irgend eine Seite Partei zu ergreifen. Bei einer solchen Bewertung könnte man z. B. die Kriterien des internationalen öffentlichen Rechts anwenden, oder auch andere relevante Standards. Diese Bewertung bringt aber nicht notwendigerweise eine entsprechende Parteinahme für eine der Seiten mit sich. Somit ist es auch für (echt) kritischen Journalismus nicht erforderlich, für eine der betreffenden Seiten Partei zu ergreifen – möglicherweise ist es hierfür aber motivierend oder sonstwie befriedigend.