„Ich habe das Glück so manchen vortrefflichen Mann, der nicht meines Glaubens
ist, zum Freunde zu haben. Wir lieben uns aufrichtig, ob wir gleich vermuten und
voraussetzen, dass wir in Glaubenssachen ganz verschiedener Meinung sind.“
Moses Mendelssohn
Brief an Johann Caspar Lavater, 1769
„Die, deren Grundsatz es ist, die alte,
ehrwürdige Stimme des menschlichen
Geschlechts zu verachten, und einen Grundriss
zur gesellschaftlichen Verbindung nach völlig
neuen Formen zu entwerfen, müssen
natürlicherweise erwarten, dass wir [...] sie und
ihre Erfindungen der allerstrengsten Prüfung
unterwerfen werden. Sie müssen sich darauf
gefasst machen, dass wir uns bloß an ihre
Gründe halten, aber durchaus nicht an ihre
Autorität kehren werden.“
„Die Form ist die geschworene Feindin der Willkür, die Zwillingsschwester der
Freiheit. Denn die Form hält der Verlockung der Freiheit zur Zügellosigkeit das
Gegengewicht, sie lenkt die Freiheitssubstanz in feste Bahnen, dass sie sich nicht
zerstreue, verlaufe, sie kräftigt sie nach innen, schützt sie nach aussen.“
Rudolf von Jhering
Der Geist des römischen Rechts auf den verschiedenen Stufen seiner Entwicklung.
Es läuft immer auf den Wunsch nach dem dreizehnten Monat hinaus. Oder nach der fünfundzwanzigsten Stunde. Beide wären so wertvoll wie das zusätzliche Zimmer, das die meisten gern für ihre Wohnung hätten, unabhängig von deren Größe. Der Autor jedenfalls weiß gar nicht, was ihm bei der Auswahl lieber wäre, die Zusatzstunde jeden Tag oder der Extramonat am Ende, tendiert aber zur zweiten Erweiterungsmöglichkeit.
Der kalendarische Winter beginnt gerade. Politisch kommt eine Zeit des gesteigerten Missvergnügens, dazu gibt es feuchte Kälte an kurzen Tagen. Andererseits, lange Abende lassen sich mit guten Büchern auch behaglich einrichten. Publico gibt wie jedes Jahr Empfehlungen – neue Bücher von 2023 und (Wieder)entdeckungen aus dem großen Literaturfundus der Vergangenheit.
Die Redaktion wünscht ein friedliches Fest – und lange, angenehme Lesestunden.
„Die Tragödie des Unglaubens an Gott besteht nicht darin, dass
derjenige dann nichts mehr glaubt. Es ist viel schlimmer, es könnte
darauf hinauslaufen, dass die Person an alles glaubt.“
Ob es weiße Weihnachten gibt, steht dahin. Aber so oder so, bald kommt das Fest und anschließend einige Tage, um die Brücken hochzuziehen. Die Zeit für Kontemplation ist günstig wie noch nie: Die Bundesregierung verspricht, uns mit Vorschlägen für die Haushaltsaufstellung des Jahres 2024 in Ruhe zu lassen.
„Dummheit ist ein gefährlicherer Feind des Guten als die Bosheit. Gegen die
Dummheit sind wir wehrlos. Weder mit Protesten noch durch Gewalt lässt sich hier
etwas ausrichten. Gründe verfangen nicht; Tatsachen, die dem eigenen Vorurteil
widersprechen, brauchen einfach nicht geglaubt zu werden — in solchen Fällen wird
der Dumme sogar kritisch — , und wenn sie unausweichlich sind, können sie einfach
als nichtssagende Einzelfälle beiseitegeschoben werden.“
Dietrich Bonhoeffer
„Widerstand und Ergebung. Briefe und Aufzeichnungen aus der Haft“
„Im Alter schrumpft die eigene Zukunft gegen Null. Dadurch können die
Zukunftskonformismen ebenfalls gegen Null schrumpfen: So können die
Rücksichten nicht allein beim Hinsehen, sondern auch beim Sagen peu ä peu
entfallen. Alte Menschen können unbekümmert nicht nur merken, sondern auch
reden. Zuweilen verfügen sie über eine solide Schandmaulkompetenz.“