Die „Kartoffel“-Rhetorik ist nur ein Argument gegen die neue Antidiskriminierungsbeauftragte – und noch nicht einmal das stärkste. Die knapp gewählte Leiterin der Stabsstelle gehört zu einem weitgespannten Netzwerk, das den politischen Islam seit Jahren verharmlost und den Einfluss radikaler Aktivisten stärkt
Von Alexander Wendt und Paul Möllers
In den Wochen von ihrer Nominierung bis zu ihrer Wahl als neue Antidiskriminierungsbeauftragte mit 376 von 671 abgegebenen Stimmen konzentrierte sich die öffentliche Kritik an Ferda Ataman auf ihre früheren Twitter-Äußerungen (die sie fast komplett löschte), und ihre Texte auf Spiegel Online.
Der Autor und Schweißer Wolfram Ackner über das Gesellschaftsbild der Grünenpolitikerin Emilia Fester, seine eigene Vision – und seinen Plan B, falls das grüne Paradies Wirklichkeit wird
Neulich stolperte ich über ein Video in der Wochenzeitung Die Zeit, in dem die jüngste Bundestagsabgeordnete, Emilia Fester von den Grünen, auf einem Podium ihre Zukunftsvisionen zum Besten gab. Diese Rede möchte ich Ihnen nicht vorenthalten.
Heute wird der Karl Wilhelm Fricke-Preis verliehen – und kaum jemand kennt ihn. Der Namenspatron dieser Auszeichnung steht mit seiner Lebensgeschichte für etwas ein, was in Deutschland zur Phrase verkommen ist: Zivilcourage. Porträt eines ungebeugten 92-Jährigen
Es ist alles andere als ein Scherz, was sich am 1. April 1955 abspielt. Karl Wilhelm Fricke, damals Student der Politikwissenschaft an der Freien Universität in West-Berlin, will eigentlich nur ein Lehrbuch abholen. Sein Bekannter, der ihn aus diesem Anlass in seiner Schöneberger Wohnung empfängt, überredet ihn noch zu einem Gläschen Scharlachberg Meisterbrand.
Über eine unterschätze Textsorte der Wissenschaftsprosa, die noch viel zu selten vorkommt. Außerdem: Warum immer mehr Politiker neuerdings einen besonderen Titel tragen
Wenn zur Amtseinführung des neuen CSU-Generalsekretärs Martin Huber die Mitteilung gehört, dass seine Doktorarbeit auf ungenehmigte Übernahmen, vulgo Plagiate überprüft wird, dann führt das kaum noch zu einer größeren öffentlichen Aufmerksamkeit.
Sind Sie noch zeitgemäß? Studieren Sie besser die täglich wachsende Liste, bevor Sie noch völlig aus der Gegenwart fallen. Über die Inflation eines besonders lästigen Wichtigtuer-Begriffs
„Nicht mehr zeitgemäß“ – dieses Verdikt kann alles und jeden treffen. Zum Beispiel die Olympischen Spiele. Das Betriebsverfassungsgesetz. Einrichtungsstile mit Edelstahl und Beton („Industrial Style“). Cheerleader beim Basketball. Luther. Autos. Landschaftspflege. Den Religionsunterricht, gerne auch gleich den gesamten schulischen Stundenplan, der einer „neuen Kultur des Lernens“ weichen soll, ohne dass jemand benennen könnte, worin das Neue bestehen soll.
In Vor-Corona-Zeiten galt das Wort aus guten Gründen als belastet. Jetzt kommt es vielen Wohlmeinenden gerade recht, um die Hysterie in der Impfdebatte noch ein wenig zu steigern
Im besten Deutschland, das wir jemals hatten, scheint es zum guten Ton zu gehören, unbescholtene Bürger zu beleidigen und zu kriminalisieren – vor allem in der Impfdebatte.
In Deutschland bricht sich der Frühling Bahn – doch bevor Buschwindröschen unsere Wälder verschönern und die Obstbäume ausschlagen, blüht die Tugend-Rhetorik der Wachsten unter den Woken. Allen voran das Klingelwort Solidarität
Das Virtue Signalling einer Priesterkaste, die vorgibt, in höherem Auftrag die Weltmoral zu verwalten, strebt in einem sich rasant beschleunigenden Überbietungswettbewerb nach immer neuen Gesten der rhetorischen „Solidarität“ – zuletzt gekrönt von der Idee, Deutschland wäre fähig, Putin durch Frieren in die Knie zu zwingen. Allerdings nicht dadurch, den russischen Präsidenten der Kälte auszusetzen. Sondern sich selbst.
Zu den Kennzeichen der ‘neuen Normalität’ gehört, dass Dinge, die bis eben noch ganz banaler Alltag waren, als gesetzwidrig gelten. Noch nie seit 1949 waren die Räume für Bürger so eng. Warum akzeptieren trotzdem so viele Menschen selbst die absurdesten Verbote?
Neulich auf einer Münchner Parkbank: Eine junge Frau sprach davon, aus Versehen in eine Polizeikontrolle geraten zu sein. Zuerst habe sie sich gewundert über die Präsenz der Ordnungshüter, aber dann sei ihr ein Licht aufgegangen: Sie war zufällig in die Nähe eines „illegalen Spaziergangs“ geraten.
Der unheimliche Einfluss des linksverklärten Haltungsjournalismus ist nicht bloß eine Lifestyle-Erscheinung. Die historischen Wurzeln reichen tief – manche bis in die Ost-Berliner Zentrale der Stasi. Von dort verzweigte sich ihr Geflecht tief in den Westen der deutschen Medienlandschaft. Ein Erfahrungsbericht.
Manchmal ist ein Loch in den Archiven. Im Deutschlandfunk zum Beispiel fehlt ein Kommentar vom 13. August 2021, dem 60. Jahrestag des Berliner Mauerbaus. Davon existiert nur noch eine Anreißerzeile in den Suchmaschinen: „60 Jahre nach dem Bau der Mauer traue sich die vierte Generation mit Empathie und Neugier auf die DDR zu gucken, kommentiert Katharina Thoms.“
Der Schweißer und Autor Wolfram Ackner gehörte 1989 zu den Leipziger Demonstranten. Heute geht er wieder auf die Straße. Er schreibt über die Ähnlichkeiten und Unterschiede des Protests von damals und heute. Und bietet den Wohlmeinenden einen Deal an
Ich hatte heute eine etwas hitzigere Diskussion mit einem (jetzt ehemaligen) Facebookfreund, einem respektablen und sympathischen Stadtrat von der CDU, der damals in Leipziger Demonstrationstagen von 1989 genauso dabei war wie der ehemalige Bundestagsabgeordnete und heutige Autor Gunter Weißgerber (der später vor Hunderttausenden Demonstranten auf dem Augustusplatz eine der zahlreichen Reden hielt), oder der Publico-Gründer Alexander Wendt.
Das Virus verhandelt nicht, es ist noch nicht müde, einen Raketenantrieb hatte es auch schon. Offenbar brauchen viele Zeitgenossen eine Animation, um ihr Verhalten zu rechtfertigen. Das Klima ist ein anderer Longseller dieser Übersprungshandlung.
Um die Natur des SARS-CoV-2-Virus und seiner Unterarten zu beschreiben, greifen Virologen gern zu diesem Bild: alle COVID-19-Viren zusammen, die seit Ende 2019 Menschen befallen haben, würden mühelos in einer Getränkedose Platz finden. Vielleicht wären ganz zum Schluss, wenn das Phänomen wieder verschwindet, zwei Blechbehälter nötig. Mehr aber nicht.
Wer autoritäre Progressivität für einen Widerspruch in sich hält, sollte sich die politische Geschichte dieser Begriffe genauer ansehen. In der neuen Bundesregierung kommt zusammen, was im Innersten zusammengehört
Wie ein autoritärer Politiker zu agieren hat, davon gab es zumindest früher ziemlich genaue Vorstellungen. Etwa so wie der einstige Bundesinnenminister Hermann Höcherl, CSU-Politiker vom Jahrgang 1912, dessen berühmtester Satz lautete: „Die Beamten können nicht den ganzen Tag mit dem Grundgesetz unter dem Arm herumlaufen“. Im Zweifelsfall, fand Höcherl, sei der Staatsapparat eben wichtiger als ein Grundrecht der regierten Bürger.
Eine ernste Angelegenheit wie die Corona-Impfung wird politisch und medial infantilisiert: „Eine Wurst für einen Piks“.* Gleichzeitig ist die Massenimpfung ein industrielles Projekt globaler Dimension, bei dem inzwischen geschossen wird.
Im Thienemann-Verlag kann man ein Buch erwerben mit dem Titel „Paulchen und Pieks“. Paul ist ein Fuchs, Pieks sein stacheliger Freund, der Igel. Ein buntes Animationsfilmchen über „Die Mücke Pieks“ wird beworben als „Was Süßes fürs Herz“.
„Lese jeden Tag etwas, was sonst niemand liest. Denke jeden Tag
etwas, was sonst niemand denkt. Tue jeden Tag etwas, was sonst
niemand albern genug wäre, zu tun. Es ist schlecht für den Geist,
andauernd Teil der Einmütigkeit zu sein.“
Alexander Wendt ist vorübergehend erkrankt, wenn auch nicht an Corona. Für kurze Zeit werden Sie auf dieser Seite keine Artikel vorfinden; es steht indes ein größerer Text von ihm bevor.
Wir verordnen ihm Ruhe und wünschen von Herzen alsbaldige Genesung.
Identitätspolitik und sensible Kommunikation sollen die Welt retten. Dafür muss auch die Sprachlogik schwere Opfer bringen. Ein kurzer Abriss der Gendersprach-Geschichte
Eigentlich ist zur Gendersprache alles Grundsätzliche gesagt. Aber unter den Entwürfen der Sprachingenieure gibt es immer neue Entwicklungsschübe, die es selbst den überzeugtesten Gerechtsprechern schwer machen, noch den Überblick zu behalten.
„Unter allen Ständen finden wir Menschen von intellektueller
Ueberlegenheit, und oft ohne alle Gelehrsamkeit. Denn natürlicher
Verstand kann fast jeden Grad von Bildung ersetzen, aber keine Bildung
den natürlichen Verstand.“
Arthur Schopenhauer
„Die Welt als Wille und Vorstellung“
Viel ist in Zeiten einer „epidemischen Notlage von nationaler Tragweite“ die Rede von „neuer Normalität“. Dazu gehört die unerwartete Rückkehr eines nationalen „Wir“-Gefühls in die Arena. Selbst der eigentlich ausrangierte „Patriotismus“ bekommt noch eine letzte Chance