Der Ausstieg aus fossilen Energien und überhaupt die wunschgemäße Umgestaltung der Gesellschaft wäre eigentlich ein Kinderspiel. Es fehlt nur der Wille. Das jedenfalls versichern uns die Wohlmeinenden. Warum nimmt dann nicht einer aus ihren Reihen die praktische Seite selbst in die Hand?
Deutschland kämpft zurzeit mit einem ganzen Bündel ineinander verhakter Probleme. Die ließen sich zwar alle voraussehen; andererseits kommt so gut wie kein schwerwiegendes Problem überraschend. Die zentrale Schwierigkeit besteht darin, dass der größte Industriestaat Europas aus Kernkraft, Kohleverstromung und nach dem Willen führender Regierungspolitiker auch aus Gas aussteigen soll, während der Rest – Energie aus Wind, Sonne und Pflanzengas – nur 16,1 Prozent des Primärenergiebedarfs decken.
„Noch niemals hat sich die Politik mit dem Schicksal der Enkel befaßt.
Davon kenne ich nur eine Ausnahme: Bismarck lagerte ein Faß Cognac
ein, damit seine Enkelkinder etwas Anständiges zu trinken hätten.“
Mit ihrer Rede zur Impfpflicht wurde die Grünen-Abgeordnete Emilia Fester bundesweit bekannt. Es gibt gute Gründe, den Typus ernst zu nehmen: Postpolitische Mandatsträger und postjournalistischen Journalisten besitzen die Macht, die gesellschaftliche Kommunikation zu zerstören. Das können selbst klassische Linke nicht wollen
Interessant an der 23-jährigen Bundestagsabgeordneten Emilia Fester ist nicht sie selbst, sondern ihre Funktion innerhalb des politisch-medialen Gefüges. Mit ihrer Bundestagsrede zur Impfpflicht wurde die Grünenpolitikerin schlagartig bekannt. Wer diese Rede und vor allem ihre Vortragsweise ablehnt, neigt möglicherweise auch dazu, die Bedeutung dieses neuen Politikertypus für die Gesellschaft zu unterschätzen.
„Buchstäblich keine Idee ist zu lächerlich, um akzeptiert zu werden,
sogar von sehr intelligenten und hochgebildeten Leuten, solange sie
ihnen die Möglichkeit bietet, sich als etwas Besonderes und als wichtig
zu empfinden. Einige verwechseln dieses Gefühl mit Idealismus.“
Als Umweltministerin von Rheinland-Pfalz sorgte sich die heutige Bundespolitikerin um korrektes Gendern und ihr Image. Sie verkörpert einen neuen, antipatriarchalischen Typus. Wer wissen will, warum Amtsträger wie sie trotzdem Erfolg haben, muss die moderne Stammeskultur studieren
Vor ein paar Monaten schrieb der Autor einer größeren Tagezeitung einen Text über die Außenministerin Annalena Baerbock. Er wolle gar nicht ihre Politik bewerten, erklärte der Redakteur, sondern eher ihren Stil und die Frage, wie der Auftritt einer jungen Frau das Bild von der Berufspolitik verändert habe. Er erzählte von ihrem Antrittsbesuch in Paris, von ihrer Kleidung, dem Zwischenstopp am Eiffelturm, er fand, mit ihr zeige sich ein ganz neuer politischer Stil.
In Deutschland bricht sich der Frühling Bahn – doch bevor Buschwindröschen unsere Wälder verschönern und die Obstbäume ausschlagen, blüht die Tugend-Rhetorik der Wachsten unter den Woken. Allen voran das Klingelwort Solidarität
Das Virtue Signalling einer Priesterkaste, die vorgibt, in höherem Auftrag die Weltmoral zu verwalten, strebt in einem sich rasant beschleunigenden Überbietungswettbewerb nach immer neuen Gesten der rhetorischen „Solidarität“ – zuletzt gekrönt von der Idee, Deutschland wäre fähig, Putin durch Frieren in die Knie zu zwingen. Allerdings nicht dadurch, den russischen Präsidenten der Kälte auszusetzen. Sondern sich selbst.
In der Energiekrise mit gewaltigen Preissteigerungen und einem drohenden Blackout fragen sich viele: Wie kam es überhaupt zu der Idee, eine Industriemacht wie Deutschland überwiegend mit wetterabhängigen Stromquellen zu versorgen? Was wurde aus der berühmte Kugel Eis im Monat, die der damalige Umweltminister Jürgen Trittin als monatliche Kosten für die Energiewende in Aussicht stellte? Wer waren und sind die Profiteure des gewaltigen Energiewirtschafts-Umbaus, der dann folgte?
Es ist wieder einmal Energiewende-Zeit: Politiker überschlagen sich mit Ideen, russische Gas-Importe zu kappen. Ihre Pläne bestehen aus Überschriften, zu denen der Text fehlt. Nach diesem Prinzip arbeiten deutsche Energiepolitiker schon seit 20 Jahren – als Fachkräfte für den Bau von Luftschlössern
Kaum etwas wächst derzeit so deutlich exponentiell wie die Zahl der Politiker, die Deutschland in die „Energiesouveränität“ (Ricarda Lang) führen wollen.
Angenommen, russische Truppen würden an den Rhein vorstoßen: Wer würde sich bei ihnen als Hilfskraft melden? Hier wird schon mal das Statut für eine gelungene Besatzung skizziert. Und es sieht anders aus, als viele denken
Ich gehöre zu denjenigen, für die der Anblick russischer Besatzungstruppen im Alltag nichts Besonderes war. Ein Verwandter aus unserer Familie leitete eine LPG (Jüngere können bei Luisa Neubauer nachschlagen, sie empfiehlt die Wiedereinführung der kollektiven Lebensmittelerzeugung in Kapitel eins ihres Buches); der LPG-Onkel betankte sein Auto mit Sprit, den er der nahgelegenen russischen Garnison abkaufte, natürlich schwarz.
Ein kalter Rechner wie Putin steht einem Westen gegenüber, in dem gerade eine neue Priesterkaste ihre Herrschaft errichtet, in der Sprechakte mehr zählen als Fakten. Es gibt nur einen nicht ganz unwichtigen Punkt, den die Vertreter des Spätzeit-Westens dabei übersehen
Die wahrscheinlich berühmteste Empfehlung Gottfried Benns lautet: «Erkenne die Lage. Rechne mit deinen Defekten, gehe von deinen Beständen aus, nicht von deinen Parolen.» Ihm wurde oft eine Neigung zum Opaken vorgehalten, zur Innerlichkeit und zum Mythos. Aber an diesen Sätzen Benns fällt eine große Klarsicht auf.