Zeller der Woche: Pseudobeispiele
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Von Bernd Zeller / / spreu-weizen / 6 min Lesezeit
4 Kommentare
Original: Zeller der Woche: Pseudobeispiele
Liebe Leser von Publico: Dieses Onlinemagazin erfüllt wie eine Reihe von anderen Medien, die in den letzten Jahren entstanden sind, eine zentrale und früher auch allgemein selbstverständliche publizistische Aufgabe:
Es konzentriert sich auf Regierungs- und Gesellschaftskritik.
Offensichtlich besteht ein großes Interesse an Essays und Recherchen, die diesen Anspruch erfüllen.
Das jedenfalls zeigen die steigenden Zugriffszahlen.
Kritik und Streit gehören zur Essenz einer offenen Gesellschaft.
Für einen zivilisierten Streit braucht es gut begründete Argumente und Meinungen, Informationen und Dokumentationen von Fakten.
Publico versucht das mit seinen sehr bescheidenen Mitteln Woche für Woche aufs Neue zu bieten.
Dafür erhält dieses Magazin selbstverständlich kein Steuergeld aus dem Medienförderungstopf der Kulturstaatsministerin Claudia Roth, kein Geld aus dem Fonds der Bundeszentrale für politische Bildung (obwohl Publico zur politischen Bildung beiträgt) und auch keine Überweisungen von Stiftungen, hinter denen wohlmeinende Milliardäre stehen.
Ganz im Vertrauen: Publico möchte dieses Geld auch nicht.
Die einzige Verbindung zu diesen staatlichen Fördergeldern besteht darin, dass der Gründer des Magazins genauso wie seine Autoren mit seinen Steuern dazu beiträgt, dass ganz bestimmte Anbieter auf dem Medien- und Meinungsmarkt keine Geldsorgen kennen.
Es gibt nur eine Instanz, von der Publico Unterstützung annimmt, und der dieses Medium überhaupt seine Existenz verdankt: die Leserschaft.
Alle Leser von Publico, die uns mit ihren Beiträgen unterstützen, machen es uns möglich, immer wieder ausführliche Recherchen, Dossiers und Widerlegungen von Falschbehauptungen anzubieten, Reportagen und Rezensionen.
Außerdem noch den montäglichen Cartoon von Bernd Zeller. Und das alles ohne Bezahlschranke und Abo-Modell. Wer unterstützt, sorgt also auch für die (wachsende) Reichweite dieses Mediums.
Publico kann dadurch seinen Autoren Honorare zahlen, die sich nicht wesentlich von denen großer Konzernmedien unterscheiden (und wir würden gern noch besser zahlen, wenn wir könnten, auch der unersetzlichen Redakteurin, die Titelgrafiken entwirft, Fehler ausmerzt, Leserzuschriften durchsieht und vieles mehr).
Jeder Beitrag hilft.
Sie sind vermutlich weder Claudia Roth noch Milliardär.
Trotzdem können Sie die Medienlandschaft in Deutschland beeinflussen.
Und das schon mit kleinem Einsatz.
Der Betrag Ihrer Wahl findet seinen Weg via PayPal – oder per Überweisung auf das Konto
(Achtung, neue Bankverbindung!)
A. Wendt/Publico
DE88 7004 0045 0890 5366 00,
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Dafür herzlichen Dank.
Die Redaktion
A. Iehsenhain
12. Juni, 2023Andächtig lauscht der kleine Maulscholz dem großen dicken Steinkauz. Die Ausdünstungen von Letzterem erinnern mich ein wenig an «Minus one» von J. G. Ballard, wo sich eine Anstalt darauf einigt, dass sich der verschwundene Insasse niemals innerhalb davon befunden habe bzw. niemals existiert hat. Der Name des Privatgefängnisses lautet übrigens «Green Hill Asylum».
Thomas
13. Juni, 2023Freie Assoziationen
Bei «unsere Demokratie» kam mir da die Bewegung und gewisse Parameter künstlicher Intelligenz in den Sinn:
Kürzlich ist Theodore John „Ted“ Kaczynski im Gefängnis gestorben.
https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/kriminalitaet/ted-kaczynski-ist-tot-er-verbreitete-mit-briefbomben-angst-in-den-usa-18954911.html
Der Mann hatte von 1978 bis 1995 Bomben verschickt. Im Juni 1995 verschickte Kaczynski schließlich sein Manifest (Industrial Society and Its Future) an The New York Times und The Washington Post mit dem Angebot, die Bombenattentate zu beenden, falls diese das Manifest veröffentlichen würden. Die Zeitungen druckten den Text (Justizminister und FBI hatten zugestimmt) und die Bombenanschläge hörten auf. Kaczynski flog auf und ging in den Knast. Auf Anregung eines deutschen Filmemachers erstellte Kaczynski später eine autorisierte Fassung des Manifests, deren deutsche Übersetzung 2005 bei Edition Nautilus auf Deutsch erschien.
Übrigens hatte der Typ in der Haft mit etwa 400 Personen korrespondiert, darunter mit einigen auf Deutsch. Die Namen vieler Briefpartner werden bis 2049 nicht veröffentlicht.
https://de.wikipedia.org/wiki/Theodore_Kaczynski
Und diese Clowns meinen, Gott und die RAF seien tot. 🙂
Mit freundlichen Grüßen
Thomas
A. Iehsenhain
14. Juni, 2023«Trotz Wiederbelebungsversuchen…» – starb das Mathegenie. Vielleicht hätte man Carla Hinrichs oder Aimée van Baalen als Re-Animators hinzuziehen sollen: Mit Mund-zu-Mund-Beatmung oder einer Prise mitgebrachtem Klebstoff zum Schnüffeln hätte man Teddy vielleicht retten können. Immerhin – beim Verstorbenen herrschten eventuell noch Genie und Wahnsinn, mit stärkerer Tendenz zu letzterem. Bei den Straßenkletten fehlt jeglicher großer Geist. – Danke auch für Ihre vielen interessanten Hinweise ins Info-Netz! Da beschreitet man oft Pfade, die einem sonst entgehen würden…
Thomas
13. Juni, 2023Enttäuschung ist das Ende einer Täuschung
Leute, die ich nicht gewählt habe:
– Jean-Claude Juncker ist ein pfiffiger Kopf. »Wir beschließen etwas, stellen das dann in den Raum und warten einige Zeit ab, was passiert«, verrät der Premier des kleinen Luxemburg über die Tricks, zu denen er die Staats- und Regierungschefs der EU in der Europapolitik ermuntert. »Wenn es dann kein großes Geschrei gibt und keine Aufstände, weil die meisten gar nicht begreifen, was da beschlossen wurde, dann machen wir weiter – Schritt für Schritt, bis es kein Zurück mehr gibt.«
https://www.spiegel.de/politik/die-bruesseler-republik-a-3d75c854-0002-0001-0000-000015317086
– „Gemessen an dem, was vorher gelaufen ist, haben wir einen Riesenerfolg erzielt. Wir haben die gesamte Führung fast aller Berliner Sicherheitsbehörden ausgetauscht und dort ziemlich gute Leute reingebracht. Bei der Feuerwehr, der Polizei, der Generalstaatsanwaltschaft und auch beim Verfassungsschutz.“
(Benedikt Lux, Abgeordnetenhaus von Berlin, „Die Grünen“, gegenüber „Neues Deutschland“, August 2020)
https://www.nd-aktuell.de/artikel/1140472.rot-rot-gruen-in-der-hauptstadt-kein-fairer-boxkampf.html
Ich habe beispielsweise keinen Bundespräsidenten gewählt, der als Juso für ein SED-Kampfblatt in der BRD gearbeitet hat und auch keinen Bundeskanzler, der in seiner Zeit als Juso-Funktionär die DDR für das bessere Deutschland hielt. Ich habe kein graues FDJ-Mäuschen (Global Leaders of Tomorrow) zur Bundeskanzlerin gewählt, die später angeekelt ein Deutschland-Fähnchen aus dem Scheinwerferkegel eines Wahlsieges der CDU entfernte. Geschweige denn habe ich „young global leaders“ gewählt, die einen Aktionsplan zur Verwirklichung der Vision einer idealen Welt im Jahr 2030 zum Ziel haben.
https://de.wikipedia.org/wiki/Weltwirtschaftsforum#%E2%80%9EYoung_Global_Leaders%E2%80%9C
Ich habe weder Andrea Fischer gewählt, Philipp Rösler oder Jens Spahn, Annalena Baerbock, Sandra Maischberger, geschweige denn Emmanuel Macron, Alexander De Croo, Jean-Claude Juncker, José Manuel Barroso, Tony Blair, Ida Auken, Jacinda Ardern, Justin Trudeau oder Ska Keller,
https://de.wikipedia.org/wiki/Weltwirtschaftsforum#%E2%80%9EYoung_Global_Leaders%E2%80%9C
Ich habe auch keine Parlamentarier gewählt, die eine bestimmte Kleidermarke im Parlament verbieten, weil diese auch von Rechtsextremisten getragen wird, und natürlich wähle ich auch keine politische Gruppe, die Mitmenschen aufgrund eines bestimmten Kleidungsstückes den Schädel einschlägt. Ich habe keine Richter gewählt, die Schädeleinschläger;innen mitsamt ihren achtbaren Motiven aus dem Gerichtssaal spazieren lassen, weil „rechts“ ja die größere Gefahr ist.
Freilich wähle ich auch keine Redaktion aus AfDDR-Leuten, Neostasis und Mitarbeitern der herrschenden Bewegung, die aus allen publizistischen Rohren so tun, als sei die AfD eine „Gefahr für die Demokratie“. Ich habe auch keine Verfassungsschützer gewählt, die sich bei der Einschätzung, was heute als Rechtsradikal gilt, auf die Einschätzung linksradikaler Experten stützen.
Ich habe auch „Genosse Günther“ nicht gewählt, der mit seinen „überzeugenden Angeboten“ seit 2015 wahrgenommen werden will und enttäuschte Stimmen ab-holen will. Dabei werden widerspenstige Bürger seit Jahren fröhlich Idiot, Pack, Spinner, Ars…och, … genannt, ohne daß es einer dieser „Abholer“ aus den Reihen der CDU/CSU wagen würde, mal nachdrücklich darauf hinzuweisen: Wer sagt das!! Und wieso!
Als Demokrat West kann ich mit außenpolitischen Vorzeige-Püppchen leben, die Putin zu einer 360°-Wende auffordern, Strom im Netz speichern wollen oder Kobolde in Batterien vermutet, und deren „Wir“ mit den Russen mal so eben im Krieg ist; oder auch mit politischen Schläger-Typen, bei denen bezüglich der Morde an Hanns-Martin Schleyer, Siegfried Buback und Jürgen Ponto keine rechte Trauer aufkommt (wobei ich mich frage, wer so etwas wählt).
Mal ganz abgesehen von all den Briefwahl-Mauscheleien kann ich mit derlei deshalb leben, weil ich an die Demokratie West glaube und daran, daß ich auch andere Parteien wählen kann, wenn mir an der Entwicklung in Deutschland was gegen den Strich geht. Hebelt dann aber ein Parteienkartell die Demokratie West aus und bekämpft die Opposition im Zuge eines Aktionsplanes zur Verwirklichung der Vision einer idealen Welt im Jahr 2030, und zwar in Teilen aggressiv kämpferisch,
dann halte ich das in Teilen klar für verfassungsfeindlich.