Alte & Weise: Gerhard Polt
Original post is here eklausmeier.goip.de/wendt/2022/12-16490.
Von Alexander Wendt / / alte-weise, spreu-weizen / 5 min Lesezeit
„Wer ist ‘wir‘? Ich nicht.“
Gerhard Polt
6 Kommentare
Original: Alte & Weise: Gerhard Polt
Liebe Leser von Publico: Dieses Onlinemagazin erfüllt wie eine Reihe von anderen Medien, die in den letzten Jahren entstanden sind, eine zentrale und früher auch allgemein selbstverständliche publizistische Aufgabe:
Es konzentriert sich auf Regierungs- und Gesellschaftskritik.
Offensichtlich besteht ein großes Interesse an Essays und Recherchen, die diesen Anspruch erfüllen.
Das jedenfalls zeigen die steigenden Zugriffszahlen.
Kritik und Streit gehören zur Essenz einer offenen Gesellschaft.
Für einen zivilisierten Streit braucht es gut begründete Argumente und Meinungen, Informationen und Dokumentationen von Fakten.
Publico versucht das mit seinen sehr bescheidenen Mitteln Woche für Woche aufs Neue zu bieten.
Dafür erhält dieses Magazin selbstverständlich kein Steuergeld aus dem Medienförderungstopf der Kulturstaatsministerin Claudia Roth, kein Geld aus dem Fonds der Bundeszentrale für politische Bildung (obwohl Publico zur politischen Bildung beiträgt) und auch keine Überweisungen von Stiftungen, hinter denen wohlmeinende Milliardäre stehen.
Ganz im Vertrauen: Publico möchte dieses Geld auch nicht.
Die einzige Verbindung zu diesen staatlichen Fördergeldern besteht darin, dass der Gründer des Magazins genauso wie seine Autoren mit seinen Steuern dazu beiträgt, dass ganz bestimmte Anbieter auf dem Medien- und Meinungsmarkt keine Geldsorgen kennen.
Es gibt nur eine Instanz, von der Publico Unterstützung annimmt, und der dieses Medium überhaupt seine Existenz verdankt: die Leserschaft.
Alle Leser von Publico, die uns mit ihren Beiträgen unterstützen, machen es uns möglich, immer wieder ausführliche Recherchen, Dossiers und Widerlegungen von Falschbehauptungen anzubieten, Reportagen und Rezensionen.
Außerdem noch den montäglichen Cartoon von Bernd Zeller. Und das alles ohne Bezahlschranke und Abo-Modell. Wer unterstützt, sorgt also auch für die (wachsende) Reichweite dieses Mediums.
Publico kann dadurch seinen Autoren Honorare zahlen, die sich nicht wesentlich von denen großer Konzernmedien unterscheiden (und wir würden gern noch besser zahlen, wenn wir könnten, auch der unersetzlichen Redakteurin, die Titelgrafiken entwirft, Fehler ausmerzt, Leserzuschriften durchsieht und vieles mehr).
Jeder Beitrag hilft.
Sie sind vermutlich weder Claudia Roth noch Milliardär.
Trotzdem können Sie die Medienlandschaft in Deutschland beeinflussen.
Und das schon mit kleinem Einsatz.
Der Betrag Ihrer Wahl findet seinen Weg via PayPal – oder per Überweisung auf das Konto
(Achtung, neue Bankverbindung!)
A. Wendt/Publico
DE88 7004 0045 0890 5366 00,
BIC: COBADEFFXXX
Dafür herzlichen Dank.
Die Redaktion
A. Iehsenhain
9. Dezember, 2022Aus der Sicht des Schauspielers muss Polt Bescheid wissen – denn seine falschen Kollegen, die z. B. in der Larve des Politikers auftreten, halten es ähnlich. Als «Volksvertreter» wird am Ende eines Vorstellungstages das «Wir» abgelegt, man hat ja vorher nur «für das Wahlvolk» gesprochen. Polt scheint allerdings als originaler Vertreter seiner Zunft dem gemeinen Volk etwas näher zu sein.
Michael Glück
9. Dezember, 2022«Wir» wollen «panem et circensis». Ich will eine gut bezahlte Arbeit, eine gute Gesundheit, ein schönes Dach über dem Kopf, nicht frieren und gut essen. Brot allein macht mich nicht glücklich. Auch will ich öffentlich sagen dürfen, was ich denke, ohne Sanktionen fürchten zu müssen. Spiele dagegen interssieren mich nicht.
Thomas
9. Dezember, 2022Gute Frage
Wer ist «wir»? Ich nicht.
Ich auch nicht.
Wer sind die? Nun,
das sind eben jene Leute, die geradezu lustvoll ihre gruppenbezogenen politischen Ohrfeigen und Stinkefinger verteilen und gleichzeitig immerzu über eine «Spaltung» jammern, wenn bei denen nicht alle mitmachen.
Wer sind die also? Nun, wer ihre Vorsänger und Grölemeiers (kein Millimeter!) sind, das ist ja bekannt. Auch eine gewisse Flinten-Uschi will heute «nicht ruhen» (Gleichstellung). Und die Steinreiters und Hofmeiers in den Institutionen der Länder und die Gysies und Kahanes bei den Kulturschaffenden tun sich ja auch mit ihren Empfehlungen hervor.
Natürlich ist das nicht strafbar. Wieso auch. Beispielsweise erhebt dann dieses „Wir“ einen eigentlich strafbaren Stinkefinger zum Debattenbeitrag und zum Argument – natürlich nur dann, wenn ein Bessermensch dazu greift. Es ist ja nicht jeder Michel gleich ein Jupiter.
https://jungefreiheit.de/allgemein/2022/lindenbergs-stinkefinger-bleibt/
Natürlich ist auch Spendensammeln nicht illegal
https://jungefreiheit.de/politik/deutschland/2019/sea-watch-boehmermann-und-heufer-umlauf-sammeln-eine-millionen-euro/
und natürlich sind Hass und Hetze nicht immer strafbar. Im Gegenteil.
https://jungefreiheit.de/politik/deutschland/2018/europaeische-rundfunkunion-zeichnet-boehmermann-aus/
Wenn man die Sache so betrachtet, dann könnte man sagen, daß dieses „Wir“ es für den Weltfrieden tut. Immerhin. Zumindest tun die so. Und sie lieben sich dafür. Manche leben davon ganz gut.
Wer wählt so was!
Immo Sennewald
9. Dezember, 2022Es ist in Zeiten, da Kollektivismus, Korporatismus, Etatismus sich anschicken, die im Grundgesetz verbrieften Rechte des Individuums gegenüber dem Staat mit allen – vor allem medialen – Mitteln abzuschaffen, die Frage der Fragen. Und wer sich erinnert, welche Gesellschaftsordnungen sich «Vom Ich zum Wir!» auf die Fahnen geschrieben hatten, und nicht zu bequem ist, sich deren Kommen und Gehen zwischen Größenwahn und Katastrophe zu vergegenwärtigen, der reagiert auf jedes «wir» genau damit. Weil’s lebensrettend sein kann, allerdings auch unbequem.
Thomas
10. Dezember, 2022Das Ich unter dem Wir
Es sieht so aus. Welche Gesellschaftsordnungen sich “Vom Ich zum Wir!” auf die Fahnen geschrieben hatten, ist ja bekannt.
https://www.welt.de/geschichte/article216080232/Vom-Ich-zum-Wir-Berliner-Senat-verwendet-alten-SED-Slogan.html
https://www.welt.de/geschichte/article216080232/Vom-Ich-zum-Wir-Berliner-Senat-verwendet-alten-SED-Slogan.html
Es stimmt also, was Sie schreiben:
„Weil’s lebensrettend sein kann, allerdings auch unbequem“.
Auf dieser Welt ist es nun mal so, daß es die einen in ihrem „Wir“ bequemer haben und andere Leute in ihrem „Ich“ eben unbequemer. Siehe F+ (Acta diurna vom 10.12.2022).
https://www.klonovsky.de/acta-diurna/
• („Am Rande: Das Frankfurter Weltblatt schreibt rote Zahlen, jeder Leitartikel dort ist ein Bewerbungsschreiben für Staatskohle; es handelt sich, wie ich gelegentlich schrieb, um eine Art publizistische Regierungsdarmflora.“)
Aber immerhin:
Es kommt eben nicht nur darauf an,
wie bequem man es hat,
sondern auch darauf, wo;
oder besser: Wo nicht.
🙂
Mi freundlichen Grüßen
Thomas
Dr. Andreas Fiege
16. Dezember, 2022Lieber Thomas,
Großartig- bitte weiter so!
Die «Regierungsdarmflora» wird ab sofort nachhaltig Einzug in meinen Wortschatz halten. Zu selbiger gehören ebenso die entsprechenden Fernsehstationen, die man alltäglich übergestülpt bekommt. Ich empfehle ein potentes Laxantium für das Jahr 2023…