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Politik, Gesellschaft & Übergänge

Alte & Weise: The New York Review of Books, 18. Oktober 2001

Original post is here eklausmeier.goip.de/wendt/2022/11-16380.


Von Alexander Wendt / / alte-weise, spreu-weizen / 2 min Lesezeit

„Wenige Dinge haben mehr Schaden angerichtet als der Glaube von Einzelnen oder Gruppen (oder Stämmen oder Staaten oder Nationen oder Kirchen), dass sie sich im einzigen Besitz der Wahrheit befinden, besonders über die Lebensführung, darüber, was man zu sein und zu tun hat, — und dass diejenigen, die davon abweichen, nicht einfach nur einen Fehler begehen, sondern bösartig und wahnsinnig sind, und es verdienen, unter Verfügungsgewalt gehalten oder unterdrückt zu werden.“

Isaiah Berlin The New York Review of Books, 18. Oktober 2001

4 Kommentare
  • Thomas
    18. November, 2022

    Isaiah Berlin (1909 – 1997) hat viel gesehen. Die Unmöglichkeit, gemeinsame Werte generell zu ordnen oder zusammenzufassen, hat er gut erkannt: Die Leute müssen sich untereinander vertragen wollen.

    Nach meinem Dafürhalten strebt eine Gruppe so gut wie immer eine gemeinsame Haltung an, eine Gemeinsamkeit. Das liegt in der Natur der Sache. So eine Gruppe kann von ihren Leuten dann entweder Unterwerfung verlangen oder eine Entscheidung. Verlangt diese Gruppe auf dem Geltungsbereich ihrer Regeln die Unterwerfung, dann ist es keine Demokratie West. Läßt die Gruppe ihren Leuten die freie Entscheidung, dann kommt es immer noch darauf an, daß diese Gruppe mit den Abtrünnigen brüderlich umgeht: Das ist nämlich der Lackmustest der Demokratie West. Alles andere ist sozial»wissenschaftliches» Gewäsch.

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  • A. Iehsenhain
    18. November, 2022

    Das brauchbare Öffentliche wird entwendet, privatisiert oder zerstört, das unbrauchbare Private dagegen öffentlich. Das scheint das Grundproblem: Wer heutzutage mit seinem Privatleben nicht fertig wird, geht einfach in die Politik …

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  • Ingo Arnold
    19. November, 2022

    Wäre es möglich, die englischsprachige Originalquelle hinzuzufügen? Danke.

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    • Julia
      19. November, 2022

      https://www.nybooks.com/articles/2001/10/18/notes-on-prejudice/

      „Few things have done more harm than the belief on the part of individuals or groups (or tribes or states or nations or churches) that he or she or they are in sole possession of the truth: especially about how to live, what to be & do—& that those who differ from them are not merely mistaken, but wicked or mad: & need restraining or suppressing.“

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Original: Alte & Weise: The New York Review of Books, 18. Oktober 2001

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