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Politik, Gesellschaft & Übergänge

Der Regenbogen am Ende der Fahnenstange

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Das frühere Protestsymbol der Schwulenbewegung verwandelt sich zum staatlichen Hoheitszeichen. Gleich daneben breiten sich Zonen aus, in denen sich Minderheiten wieder fürchten müssen. Wer das kritisiert, den erklärt die neue Orthodoxie zum Gesellschaftsfeind

Von Alexander Wendt / / politik-gesellschaft / 30 min Lesezeit

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Darüber, wie die Regenbogenflagge zum Symbol der Schwulenbewegung wurde, existieren mehrere Geschichten. Als sicher gilt, dass der Künstler Gilbert Baker eine Flagge mit acht Farben entwarf, die zum ersten Mal am 25. Juni 1978 zu dem Gay Pride March durch die Straßen von San Francisco getragen wurde.

Dieser Marsch und andere Veranstaltungen erinnerten wiederum an die Stonewall Riots, bei denen sich Besucher der Stonewall Bar im Juni 1969 mit Flaschen- und anderen Würfen handgreiflich gegen eine Polizeirazzia wehrten. Mit dem Stonewall-Krawall gab es zum ersten Mal eine Demonstration gegen die Diskriminierung von Homosexuellen. Die Flagge von 1978 erinnerte also an ein Ereignis, das damals schon neun Jahre zurücklag. Inzwischen war die Emanzipation von Schwulen längst ein Teil der Bürgerrechtsbewegung in den USA geworden. Die Zeiten hatten sich geändert. Baker sagte, zum Entwurf des Symbols habe ihn Harvey Milk angeregt, damals Stadtrat in San Francisco und der erste offen schwule Politiker Kaliforniens. Eine von mehreren Erklärung, warum gerade die Regenbogenfarben von einer schon etablierten Emanzipationsbewegung diesen Erfolg feierten, geht auf Judy Garlands „Somewhere Over The Rainbow“ aus dem Film „Wizard of Oz“ zurück. Der Song gewann zunächst einmal eine riesige Popularität unter Soldaten der US-Army, für die der Song vor allem ein Heimwehlied war. Garland genoss außerdem unter Schwulen eine solche Popularität, dass sich für sie die Wendung _friends of Dorothy _etablierte, benannt nach der von Garland gespielten Figur.

Die Zeilen “Somewhere over the rainbow skies are blue / And the dreams that you dare to dream really do come true” passten auch für ihren Wunsch, irgendwann mit den gleichen Rechten wie alle anderen zu leben. In mehreren Interviews sagte Baker, seine Regenbogenfahne stamme direkt aus der Natur, nämlich vom Himmel – was der Vermutung nicht widerspricht, dass sein Symbol in der Szene auch wegen Garlands Song so begeistert aufgenommen wurde.

Von Baker stammt ein Satz, der unabhängig ihrem Ursprung für diese und für alle anderen Fahnen zutrifft: “Flags are about proclaiming power.”
Als sie ab 1978 in der speziellen Baker-Farbgebung das Symbol für die Pride-Märsche in den USA wurde, hatte die Vielfarbenfahne schon eine lange Geschichte hinter sich. Zum wahrscheinlich ersten Mal taucht sie bei den Anhängern Thomas Müntzers im Bauernkrieg von 1524 bis 1525 auf, als Friedensfahne mit italienischer Pace-Aufschrift, außerdem als Fahne von mehreren Organisationen. Nur ein einziges Mal diente sie bisher auch als Staatsflagge, und zwar für die kurzlebige Republik Armenien zwischen 1918 bis 1920. Immer variierte dabei die Farbenfolge leicht. Aber bis auf die Armenien-Ausnahme proklamierten die Farben zwar immer Macht, allerdings als Subversion, die sich gegen ein Establishment richtete. Für Bakers Flagge stimmte das noch zum Teil, als sie Zeichen einer Bewegung wurde, die 1978 schon einiges erreicht hatte, bei ihren offiziellen Umzügen aber auch gern an ihre wilden Zeit erinnern wollte.

Kein Stonewall-Veteran und kein Pride-Marsch-Teilnehmer der Siebziger hätte sich wahrscheinlich ausgemalt, dass die Regenbogenfarben fünfzig Jahre später einmal zum Marketingdesign großer Unternehmen gehören würde. Kaum jemand hätte geglaubt, dass Leute ohne jeden Bezug zum schwulen Leben einmal ihr Twitter Handle damit schmücken würden (gut, sie konnten damals natürlich auch von Twitter nichts ahnen). Aber selbst mit einem sehr erweiterten Bewusstsein wäre damals in Haight-Ashbury niemand darauf gekommen, dass es im Jahr 2022 einmal eine ministerielle deutsche Regenbogenflaggenverordnung für öffentliche Gebäude geben würde, die festlegt, wann, wo und wie Bakers Fahne aufgezogen werden soll. Aber genau die gibt es. Und sie markiert mehrerlei: Erstens, wie sich ein subversives Symbol in eine staatliche Machtdemonstration verwandelt. Und zweitens: dass diese Verwandlung ausgerechnet zu einer Zeit stattfindet, in der sich die Lebensbedingungen für viele Schwule im Westen wieder verschlechtern, nachdem sie sich jahrzehntelang nur verbessert hatten.

Aber zunächst zu der Beflaggungsregelung der Bundesministerin des Inneren, die alles regelt, was bis dahin unbegreiflicherweise noch ohne Punkt 1 bis 4 samt Unterpunkten und Kettengenitiv auskam:

„Nach Abwägung der vorgenannten Aspekte und unter besonderer Würdigung der eingangs beschriebenen, gemeinsamen Ziele der Bundesregierung erteile ich auf Grundlage von Abschnitt IV. Abs. 4 des Erlasses der Bundesregierung über die Beflaggung der Dienstgebäude des Bundes vom 22. März 2005 (Beflaggungserlass) hiermit die grundsätzliche Genehmigung, die Regenbogenflagge unter Beachtung der nachfolgenden Maßgaben an Dienstgebäuden des Bundes zu setzen:

  1. Die Regenbogenflagge darf gesetzt werden
 an Flaggenmasten und Flaggenstöcken der Dienstgebäude aller Behörden und Dienststellen des Bundes sowie der Körperschaften, Anstalten und Stiftungen des öffentlichen Rechts, die der Aufsicht von Bundesbehörden unterstehen.
  2. Die Regenbogenflagge darf nicht gesetzt werden
  3. a) an einem regelmäßigen allgemeinen Beflaggungstag gem. Abschnitt II.
  4. b) an einem Tag, für den eine besondere Beflaggung angeordnet worden ist (Abschnitt III.)
  5. Das Setzen der Regenbogenflagge muss sich auf einen konkreten Termin beziehen, entweder auf den Jahrestag des „Christopher Street Days» (CSD) am 28. Juni oder auf einen örtlichen bzw. regionalen Anlass ähnlich der CSD-Veranstaltung. Die Anordnung kann durch die zuständige Stelle einer Verwaltung für ihre Gebäude erfolgen (Abschnitt III. Abs. 3).
  6. Gestattet ist darüber hinaus das Anbringen der Regenbogenflagge z. B. in bzw. vor Eingangsbereichen und Innenhöfen und an Fassaden, sofern andere rechtliche Regelungen dem nicht entgegenstehen.

Für die Umsetzung des Beflaggungserlasses der Bundesregierung ist das Protokoll Inland im Bundesministerium des Innern und für Heimat zuständig, das für die Klärung evtl. Einzelfragen gerne zur Verfügung steht.
Mit freundlichen Grüßen
Nancy Faeser.“

Als Faeser am 17. Mai die Flagge auf dem Hof des Innenministeriums hisste, erklärte ihre Staatssekretärin Juliane Seifert die Ministerin dafür zur „ersten ihrer Art“, und teilte außerdem mit, dass es sich bei dem Datum um den „internationalen Tag gegen Homo-, Bi, Inter- und Transphobiefeindlichkeit“ handelte.

Ihre Wortneuschöpfung „Transphobiefeindlichkeit“ entsprang offensichtlich dem Bedürfnis, alles garantiert richtig und lieber doppelt zu erledigen. Schließlich gibt es mittlerweile auch die Formulierung Mütter*innen, und zwar von einer Twitterpersönlichkeit, die zu den Beraterinnen der SPD gehört oder zumindest gehörte.

(Was es genau mit der Interfeindlichkeit auf sich hat, ist bisher noch ungeklärt.)

Es dauerte einen Tag, bis die Staatssekretärin ihren Transphobiefeindlichkeits-Twittereintrag korrigierte. Es twittert sich aber auch nicht ganz leicht als Regierungsbeamtin in einer Welt, in der zwar noch die Frauenquote gilt, gleichzeitig aber auch schon die Doktrin – bekräftigt durch einen Staatssekretär der gleichen Regierung – dass noch nicht einmal Ärzte den Unterschied zwischen den Geschlechtern feststellen können, weshalb die Konstrukte Mann und Frau genauso zerbröseln wie folgerichtig die Kategorien Hetero, Homo und Bi. Eigentlich überstehen nur die jeweiligen Phobien das allgemeine Begriffsbeben halbwegs stabil. Noch eigentlicher wäre ein neuer Molière nötig, der „Die lächerlichen Preziösen“ des Jahres 2022 schreibt.

Die Korrektur der Staatssekretärin fiel auf Twitter zeitlich mit dem Aufruf der Innenministerin zusammen, der Staat müsse „den Begriff Heimat positiv umdeuten und so definieren, dass er offen und vielfältig ist“, womit die Innen- und Heimatministerin erstens zu erkennen gab, dass sie ‚Heimat‘ für einen negativ besetzen Begriff hält, und es zweitens als ihre Aufgabe empfindet, Begriffe für den Rest der Gesellschaft umzudeuten.


Beides, der Marsch durch die Definitionen – in diesem Fall bei ‘Heimat‘ – und das Aufziehen der Regenbogenflagge in ihrem Ministerium und anderen Bundesgebäuden steht in einem inneren Zusammenhang. Die Flagge mit den acht Farben soll in der Hand des Staates nach ihrer Vorstellung so ziemlich genau den gleichen Zweck erfüllen, den auch Unternehmen erreichen wollen, wenn sie ihre Anzeigen regenbogisieren:

Die Flagge dient hier wie da als allgemeines Tugendzeichen, das über die Botschaft ‘ich bin tugendhaft‘ hinaus gar nichts mehr mitteilen will. Es ähnelt darin den ‘Wir haben Platz‘–Bettlaken an manchen Berliner Balkonen: Sie bedeuten nicht wirklich, dass hier eine Migrantenfamilie einziehen soll. Wenn große Autohersteller ihre Logos in Anzeigen für europäische Länder an bestimmten Tagen in Regenbogenfarben tauchen, dann bedeutet das nicht, dass sie das auch mit ihrer Werbung in arabischen Ländern tun, wo sie damit tatsächlich etwas riskieren würden, nämlich den Einbruch ihrer Verkaufszahlen. Färbt die deutsche Nationalmannschaft Spielerfotos für eine Medienkampagne entsprechend ein, dann heißt das nicht, dass sie die kommende WM in Katar wegen der dort herrschenden Diskriminierung von Schwulen boykottiert. Und Nancy Faesers Regenbogenflaggenhissung samt Verordnung mit Abschnitten von römisch I bis IV bedeutet nicht, dass sie auch offen aussprechen würde, aus welchen Berliner Stadtteilen nur ein paar Kilometer Luftlinie von ihrem beflaggten Ministerium schwule Paare wegziehen oder sich zumindest auf der Straße nicht mehr zu erkennen geben, und weshalb das geschieht.

Ablehnung und Ressentiments gegen Schwule existieren in vielen Teilen der Gesellschaft, genauso, wie sich Antisemitismus in ganz verschiedenen Gruppen und Gegenden findet. Aber die Wahrscheinlichkeit, auf der Straße angegriffen zu werden, ist in bestimmten Stadtbezirken einfach höher als in anderen. Die Neuköllner Integrationsbeauftragte Güner Balcı weist immer wieder auf die arabischen und türkischen Jungmänner in ihrem Stadtbezirk hin, für die es zu ihrem Selbstbild gehört, in der Öffentlichkeit auf Schwule einzuschlagen, oder auf Passanten, die sie für schwul halten. Welche Ansichten dort herrschen, gibt das folgende Video ungefiltert wieder:

Das gleiche gilt in diesen Vierteln auch für Juden oder Leute, die für Juden gehalten werden. Auch hier zeigten die Aufmärsche der vergangenen Wochen in Berlin und anderen Städten sehr authentisch, wie dort jenseits von Kulturdialog-Veranstaltungen gedacht wird.

Die Autorin Balcı, Kind türkischer Eltern, alevitisch erzogen, in Neukölln geboren, gehört eher zum linken Milieu, allerdings auch zu denen, die sich dort eher für Realitätsbeschreibung interessieren als für realitätsersetzende Narrative. Das genügte schon für die Schmähungen, mit denen Politiker der Grünen und der Linkspartei die Berufung Balcıs zur Integrationsbeauftragten im Jahr 2020 kommentierten. Der Linken-Bezirksstadtrat Ahmed Abed, der auch im Neuköllner Migrationsbeirat sitzt, kanzelte Balcı damals als „Sarrazin-Unterstützerin“ ab, weil die Autorin vor langer Zeit, 2011, tatsächlich einmal einen Spaziergang mit Thilo Sarrazin durch den Bezirk unternommen hatte.

Die Strategie zur Wirklichkeitsvermeidung funktioniert in diesen Kreisen sehr einfach und immer gleich: Im progressiven Lager herrscht weitgehende Einigkeit, die offene Schwulenfeindlichkeit genauso wie den Antisemitismus entweder gar nicht oder nur hinter mehreren sprachlichen Schleiern zu erwähnen, sobald beides im islamischen Milieu stattfindet. Das gleiche gilt übrigens auch für Morde an Frauen, die sich nicht an die traditionellen Sittenvorschriften halten. Als im August 2021 die aus Afghanistan stammende Maryam H. von ihren Brüdern getötet wurde, weil sie westlich leben wollte, handelte die damalige Berliner Sozialsenatorin Elke Breitenbach den Mord mit dem Satz ab: „Es geht nicht um die Herkunft und die Nationalität der Täter, es geht um die Frage des Geschlechts.“

Wer sich nicht an die Konvention der Schleiersprache hält, bekommt die Bezeichnung rechts zugewiesen, selbst dann, wenn es wie bei Balcı völlig absurd ist. Nach der gleichen Methode verfahren progressive Meinungsführer mit dem Berliner Migrationsforscher Ruud Koopmans, der in seinen Forschungen zu ähnlichen Befunden kommt wie die Neuköllner Integrationsbeauftragte. Der Spiegel schrieb folglich von „angeblichen Forschungsergebnissen“ Koopmans, und unterstellte dem liberalen Wissenschaftler eine Nähe zu „ordinärem Rassismus“ und „Pegida-Sprech“. Damit schließt sich der Argumentationszirkel: Nach dieser Logik stammt die Kritik beziehungsweise die bloße Erwähnung der kulturell grundierten Minderheiten- und Frauenfeindlichkeit, die sich in vielen europäischen Großstadtvierteln ausbreitet, ausschließlich von rechts, oder sie bedienen zumindest rechte Narrative, es handelt sich also um das berühmte Wasser auf den Mühlen. Und damit erübrigt sich wiederum jede Notwendigkeit zur Auseinandersetzung.

In Berlin und nicht nur dort nehmen schwulenfeindliche Übergriffe von Jahr zu Jahr zu. Die Organisation MANEO, die Angriffe auf Schwule dokumentiert und Opfern Beratung anbietet, registrierte 2014 insgesamt 474 Attacken. Im Jahr 2020 waren es 510; 2021 zählten die Mitarbeiter 527 Fälle. Für das Problem deutet sich inzwischen eine hauptstadtkonforme Lösung an. Neuerdings soll die Polizei keine Details zu Überfällen mehr an MANEO weitergeben, was allerdings zur Ermittlung verlässlicher Zahlen nötig ist. Die Begründung lautet: Datenschutz.

Es gibt noch einen zweiten Weg der Problemerledigung. Schwule verlassen bestimmte Viertel, ebenso Juden. Auf ganz ähnliche Art löste sich vor einigen Jahren ein Antisemitismusfall an der Friedenauer Gemeinschaftsschule in Berlin praktisch von selbst. Dort hatten Schüler arabischer und türkischer Herkunft einen Klassenkameraden gemobbt und körperlich angegriffen, als sie erfahren hatten, dass er aus einer jüdischen Familie stammt. Der damals 14-jährige Sohn von Wenzel Michalski, dem Deutschland-Direktor der Organisation Human Rights Watch, verließ die Schule. Diejenigen, die ihn attackiert hatten, blieben. Und auch die Bezeichnung „Schule ohne Rassismus“ für das Institut in Friedenau. Das Etikett erfüllt ziemlich genau die gleiche Funktion wie die Regenbogenbeflaggung. Sie soll den Träger moralisch erheben – und bedeutet darüber hinaus nichts.

In der westlichen Welt findet ein paralleles Schauspiel auf zwei getrennten Bühnen statt. Die Regenbogenflagge Bakers ist buchstäblich am Ende der Fahnenstange angekommen, am ministeriellen Mast, in den Logos großer Marken und im offiziellen Fußball, und zwar als Auszeichnung, die sich Gesellschaftsrepräsentanten selbstgerührt anheften. Auf der wesentlich größeren Bühne weiter unten zerfallen gleichzeitig die Rechte von Minderheiten wieder. Dort entsteht ein Klima, das an Enge und Intoleranz die Verhältnisse beispielsweise in den USA vor Stonewall noch weit übertrifft. Und es geht nicht nur um die Gleichzeitigkeit. Die offiziöse Regenbogenflagge funktioniert gewissermaßen auch als riesige Abdeckplane für das, was sich in Neukölln und anderswo abspielt, auch in Teilen von Paris, Stockholm und anderen Städten. Zur Flaggenebene gehören eine kaum noch überschaubare Zahl von staatlich geförderten Initiativen, die sich ihrer Selbstdarstellung nach gegen Homophobie richten. Dazu zählen auch Veranstaltungen, in denen muslimische Vertreter Erklärungen gegen Schwulenhass abspulen, so, wie sie sich bei interkulturellen Dialogen auch gegen Antisemitismus erklären. Zu Jugendlichen, die im Einfluss von Moscheeverein, Familie und Rap aufwachsen, dringen diese Symbolhandlungen nicht durch. Sie sind auch gar nicht für diese Zielgruppe gedacht. Botschaften der deutschen Innenministerin, die den eigenen Landsleuten bescheinigt, einem negativen Heimatbegriff anzuhängen, nimmt dort erst recht niemand ernst.

Nicht nur Minderheitenrechte stehen in bestimmten westlichen Gesellschaftszonen wieder auf der Kippe. Auch die Rechte einer wesentlich größeren Gruppe bröckeln, nämlich die der Frauen. Zum einen werden sie ganz handgreiflich bestritten, wenn junge muslimische Frauen nicht nach den Vorstellungen ihrer Familie leben möchten. Von einer ganz anderen Seite, vergleichsweise diskret und vorerst in einem sehr überschaubaren Bereich stehen sie aber auch dadurch unter Druck, dass Wortführer aus dem erwachten Lager den Begriff Frau allmählich abschaffen. Im Profisport drängen Transgender nach und nach biologische Frauen auf die hinteren Ränge, am spektakulärsten im Schwimmen. Dort führt Lia Thomas, die im 500-Yard-Freistil der Männer auf Platz 65 der Weltrangliste stand, als Transgender in der gleichen Disziplin die Weltrangliste der Frauen an. Wer daran Kritik übt und generell noch eine biologische Grundlage der Geschlechter behauptet, gilt in der neuen Begriffswelt mittlerweile als transphob. Sogar lesbische Frauen, wenn sie erklären, dass sie sich nur von Frauen und nicht von Transfrauen angezogen fühlen.

Für Frauen, die an der Entwicklung etwas auszusetzen haben, ist der Spezialbegriff TERF reserviert, Trans Exclusionary Radical Feminist. Und gegen alle auf diese Weise Markierten sind Gewaltdrohungen im wohlgesinnten Milieu inzwischen völlig akzeptabel, etwa durch die Grünen-Politikerin Maike Pfuderer.

Den Kampf gegen TERF und für die Auflösung der Geschlechterbegriffe bewirtschaftet auch der Queerbeauftragte der Bundesregierung und Staatssekretär Sven Lehmann, der nicht nur erklärte, selbst Ärzte könnten das Geschlecht von Menschen nicht von außen feststellen, sondern auch den Begriff „bürgerlicher Fascho“ per Zitat auf Twitter in die Debatte einführte. Übrigens gegen eine Linke, die sich in der Debatte über Transsexualität und vor allem Geschlechtsumwandlung an Jugendlichen nicht so äußerte, wie er es offenbar für korrekt hält.

Zur neuen Orthodoxie gehört die Regenbogenflagge am offiziellen Fahnenmast, eine ebenso offiziell beschwiegene neue Minderheiten- und Frauenfeindlichkeit, außerdem die Bestempelung aller, die den Frieden der Heuchlergesellschaft stören, mit Begriffen wie Sarrazin-Unterstützer, Rassist oder TERF, völlig unabhängig davon, wo sie politisch tatsächlich stehen. Auch hier steht die Begriffsumdeutung schon hoch im Kurs.
Gegen diese neue Gesellschaft, die sich allmählich in ihren Grundzügen zeigt, wirkt die alte, gegen die die Stonewall-Barbesucher 1969 rebellierten, geradezu offen und weitherzig.

Dieser Text erscheint auch auf Tichys Einblick.

13 Kommentare
  • F. Renter
    26. Mai, 2022

    Ich habe diesen Artikel gerade bei Tichy gelesen, zunächst ohne auf den Autor zu achten (mache ich meistens erst hinterher). Aber von Satz zu Satz verdichtete sich bei mir Eindruck, dass ein derart kenntnisreicher, gründlich recherchierter, gut formulierter und auf das Wesentliche konzentrierter Artikel nur von einem absoluten Meister seines Fachs stammen kann. Und welcher Name fiel mir da als erster ein? Genau der. 😉

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  • FOD
    26. Mai, 2022

    Zu «Friends of Dorothy» hat Wikipedia u.a. eine nette Anekdote: https://en.wikipedia.org/wiki/Friends_of_Dorothy#Military_investigation

    Beim schnellen Lesen las ich den Satz «Flags are about proclaiming power.» übrigens erst als «Fags are about proclaiming power.», was in den Zusammenhang ja auch irgendwie gepasst hätte.

    Als Schwuler konnte ich mit der Regenbogenfahne noch nie etwas anfangen. Ein Blick in die Wikipedia zeigt dann auch, warum das so ist. Die Farben sollten für so esoterischen Kram wie u.a. Healing, Sunlight, Nature, Magic, Serenity und Spirit stehen: https://en.wikipedia.org/wiki/Rainbow_flag_(LGBT)#Origin
    Das liest sich wie direkt aus dem esoterischen grün-braunen Umfeld inspiriert.

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  • Joseph
    26. Mai, 2022

    Ich erinnere mich an eine Talksendung kurz nach der Flüchtlingswelle von 2015. Dort saß ein schwuler Kölner und sagte bezüglich der Flüchtlinge sinngemäß:

    „Ich bin schwul. Und die Leute, die da jetzt zu uns kommen, sind nicht bunt. Ich sehe für mich ganz dunkle Zeiten.“

    Sehr passend, finde ich. Deshalb habe ich mir das gemerkt.

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  • kdm
    26. Mai, 2022

    Zum ersten Mal sah ich solche bunte Fahne mitte der achtziger Jahre an einer stadtbekannten Nachtbar, Fugger- Ecke Welser Str. in Berlin-Schöneberg, betrieben von der damals «weltbekannten» (jedenfalls in Schöneberg) Transe, na wie hieß sie nochmal, die unbegabte Dame mit tiefer Stimme… die damit hausieren ging, dass sie sogar mal mit David Bowie…
    Man fand’s schön bunt vor den ansonsten dunkelgrauen Häuserwänden der Mietskasernen, ansonsten nur albern und unwichtig. Das Kino um die Ecke war wichtiger, es war das «Arsenal», mein Stamm-Kino, damals.

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  • Dr. habil. W. Manuel Schröter
    26. Mai, 2022

    Eine Bemerkung nur zur Gesamtlage: Es wird in der Bundesrepublik Deutschland immer verrückter. Was will man aber auch erwarten, wenn man sich die Menschen-Innen ansieht und anhört, die dem «normalen Staatsbürger» ihren (Entschuldigung) Schwachsinn zu kosten geben?! Und dafür Regierungsstellen und anderweitige «Bühnen» großzügig zur Verfügung gestellt bekommen?
    Traurig, wenn es nicht so lächerlich wäre: Dass wir Deutschen diesen ganzen Un- und Widersinn unwidersprochen hinnehmen, macht, dass auf dieser Welt zunehmend mit Fingern auf uns gezeigt wird. Und es macht, dass man glaubt, letztlich uns für alles und alle verantwortlich machen zu können: Wir nehmen ja auch das unwidersprochen hin! D.h. nicht «wir», sondern es sind «unsere» Regierigen und die Apologeten diesen ganzen Geschwurbels…

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    • Albert Schultheis
      27. Mai, 2022

      Früher bin ich für die Rechte von Schwulen und Lesben auf die Straße gegangen. Heute nerven die nur noch. Werden irgendwie nie erwachsen. Ich habe Kinder und Enkel. Es ist wohl so, dass ich völlig andere Interessen habe als die, viel weiter in die Zukunft blicke als die, weil ich will, dass meine Enkel auch noch eine Zukunft haben sollen, eine Heimat. Aber da hat die linke Knalltüte Faeser wohl recht, Heimat ist in Deutschland nur noch negativ besetzt, mit düsteren Wolken behangen. Und ein neuerer Begriff dafür wird uns auch nicht mehr retten. Bleibt nur noch wegzugehen.

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  • A. Iehsenhain
    27. Mai, 2022

    „Marsch durch die Definitionen“ und „Regenbogisierung“ – Sie haben es einfach drauf, Herr Wendt! Die von Ihnen treffend mit dem Begriff „Abdeckplane“ bezeichnete Regenbogentransformations-Kampagne erinnert mich an Hofnarren im Auftrag des Islamismus, die sich mit zu dick aufgetragenem Symbolschmalz erst über die Objekte ihrer Propaganda lustig machen und sie hinterher anzünden. Die Flutung ab 2015 aus mehrheitlich mohammedanischen Weltgegenden (besser bekannt unter „Bunte Gesellschaft“), die an die Gestade einer Transmenschengesellschaft im Aufbau prallt, kann nur den Köpfen von ideologischen Pyromanen entsprungen sein. Womöglich erzeugt auch dieser schrille Mischmasch eines Menschenbildes die pathologische Furcht vor Homosexualität in Köpfen (ob dort drinnen Hirne anwesend sind, steht auf einem anderen Blatt) wie jenen aus dem hiesigen Video. Frau Faeser sollte beim „Regenbogisieren“ unbedingt auch aufpassen, gemäß ihrem Credo bei Amtsantritt („Kampf gegen rechts“) nichts zu übersehen, was man in der ‚Neuen Farbenlehre‘ missverstehen könnte. ‚Faeser Cleaning Ltd.‘ würde sich dann vielleicht dem Plattencover von Pink Floyd’s „Dark side of the moon“ annehmen und den weißen Lichtstrahl am Prisma wegretuschieren. Übrigens erinnern mich gegenderte Texte in letzter Zeit irgendwie an Lücken im Gebiss. Von dem her müssen alte weiße Männer wie ich wahrscheinlich zukünftig zur Übersetzung einen Zahnarzt aufsuchen…

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    • A. Iehsenhain
      27. Mai, 2022

      Kleiner Nachtrag: Ein Bekannter berichtete mir von einem Aushang mit dem Zitat eines gewissen Robert G. Childish, über den ich allerdings nirgends (auch in der Welt-Weit-Weberei) etwas finden konnte. Es lautet: «Eine emanzipierte Minorität ist besser als eine instrumentalisierte Scheinmasse».

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  • W. Leser
    27. Mai, 2022

    Danke für die gründliche und kompetente Aufklärung über den schwulen Regenbogen. Sehr interessant! Seitdem ich mitbekommen habe, dass der Regenbogen das Symbol für die Schwulenbewegung ist, ist er mir richtig unsympathisch geworden, obwohl er natürlich nicht für eine derartige Instrumentalisierung verantwortlich ist. Kann man eines der schönsten Naturphänomene nicht einfach Naturphänomen sein lassen, ohne es in einen sexuellen Zusammenhang zu stellen?
    Naja, der Zug ist schon längst abgefahren, die Welt durchsexualisert, und ich werde damit leben müssen, dass der Regenbogen seine Unschuld für immer verloren hat. Aber es gibt Schlimmeres. 😉

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  • Thomas
    27. Mai, 2022

    Am Ende der Fahnenstange
    Oder: Der Marsch durch die Definitionen

    Hm. Was denn nun?!
    „FLTI*“ oder „LSBTIQ“, „FINTA“, „GSD“ „LGBT“ oder „“LSBTTIQ“ oder was? Alles „Mütter*in“ oder sonst was?

    Bekanntlich darf heute jeder seine Position haben, wenn er sich traut. „No one ist to blame“, hieß es noch in den Achzigern. War wohl nicht für Alle gemeint.

    Den obigen Text halte ich für ein grandioses Glanzstück aus dem Hause Wendt. Eine ganze Reihe trefflicher Argumente. Wieder einmal. Er leitet ein mit der Überschrift Der Regenbogen am Ende der Fahnenstange und fährt dann fort mit

    Das frühere Protestsymbol der Schwulenbewegung verwandelt sich zum staatlichen Hoheitszeichen. Gleich daneben breiten sich Zonen aus, in denen sich Minderheiten wieder fürchten müssen. Wer das kritisiert, den erklärt die neue Orthodoxie zum Gesellschaftsfeind.

    So ist es. Einer meiner Lieblingssätze aus diesem Werk:

    Eigentlich überstehen nur die jeweiligen Phobien das allgemeine Begriffsbeben halbwegs stabil. Noch eigentlicher wäre ein neuer Molière nötig, der „Die lächerlichen Preziösen“ des Jahres 2022 schreibt.

    Der Marsch durch die Definitionen. So ist es. Gratuliere!

    Ohne Regeln und deren Bedeutung ist alles Nichts. Nach meinem Dafürhalten macht sich ein Staat mit dem Tun der Faesers dieser Welt zum Werkzeug einer Bewegung. Hier (weil es Thema ist) ganz allgemein zum Werkzeug der Schwulenbewegung. Was den staatlichen Umgang mit schwulen Leuten (und deren Schutz) betrifft, erhebt der Staat heute bereits abfällige Bemerkungen über Schwule zur Straftat – wobei Mitglieder der „Kinderf..kersekte“ das durchaus erstaunt zur Kenntnis genommen haben. Was Straftaten betrifft, hat das Europäische Parlament kürzlich eine Initiative abgelehnt, die weltweite Christenverfolgung auf europäischer Ebene verstärkt zu debattieren.
    https://www.kath.net/news/78477
    Es ist wohl nicht so wichtig, Vermutlich werden Christen auf dieser Welt nicht so hoch gehängt wie auf Baukränen.

    Was den Kampf gegen irgendeine „Feindlichkeit“ betrifft, ist der permanente Bürgerkrieg von Oben zur Durchsetzung ideeller Ziele durch Institutionen des Staates ein Merkmal sozialistischer (roter, grüner und dunkelroter) Praxis. Ein Diktat. Es ist aber leider grundfalsch, den Leuten das Zusammenleben von oben neu definieren zu wollen. Über die Unverletzlichkeit der Person hinaus müssten die zusammen lebenden Menschen auch in dieser Sache (Artikelthema) erst einmal grundsätzlich darüber übereinkommen, daß die Schwulenskepsis der Nichtschwulen noch lange keine „Schwulenfeindlichkeit“ und daß bei Straftaten gegen Schwule (wegen ihres Schwulseins) der Rechtsstaat zuständig ist. Und keine zivilgesellschaftlichen Einsatzgruppen.
    Wer nicht schwul ist und dem Schwulsein skeptisch gegenübersteht, der ist damit noch lange kein Feind von Schwulen. „Gedankenverbrechen“ und „Meinungsäußerungsdelikte“ sind noch lange keine tatsächlichen Verbrechen, die Hausdurchsuchungen rechtfertigen. Bekanntlich ist ein abfälliger Hinweis auf die regelmäßige Sexualpraktik von Katholiken, deren Schrullen oder Glaubensinhalte ja auch nicht strafbar.

    Ohne diese Übereinkunft nützt es den Menschen, die es betrifft, rein gar nichts (oder es ist Privatvergnügen), über etwas zu debattieren, was für die einen von Bedeutung ist und für die anderen im Grunde nicht – wobei sich lediglich die eine Seite unter Umständen strafbar machen kann, wenn sich jemand von einer Äußerung (oder Zote) zu einem gefühlten Sachverhalt beleidigt fühlt. Oder von einem Witz. Die Pfuderers dieser Welt dürfen da bekanntlich alles (siehe oben), ohne daß ein staatliches Rollkommando irgendwelche bedrohten oder beleidigten Minderheiten schützt. Die respektablen homosexuellen Partnerschaften betrifft das Ganze zwar als Gefahr für Leib und Leben, was aber strafbar wäre, sie sind aber im Freundeskreis und im Grunde gesellschaftlich längst akzeptiert. Natürlich sind sie nicht bei Allen akzeptiert, bei Allen akzeptiert sind die Katholiken ja auch nicht.

    Gefahr für Leib und Leben? Nun, ohne Frieden ist alles nichts. Da Deutschland genervt ist, kann Jähzorn oder Groll heute jeden treffen. Eigentlich war es schon immer so. Am Ende dieser gesellschaftspolitischen Fahnenstange soll dann wohl die Habermasse in ihrem Gesinnungsstaats-Wir über das Für und Wider von Infektionsschutz, Corona, Affenpocken, Vogelgrippe und Schweinepest, Einfamilienhäusern, Klimaschutz oder Diskriminierung debattieren, wobei vorher in konzertierten Aktionen Schritt für Schritt das „Leugnen“ der Notwendigkeit von Gegenmaßnahmen unter Strafe gestellt wird. Die „Querdenker“ werden dann im „politischen Meinungskampf“ (BVerfG) zugesc..ssen und sind raus (siehe der wiedergewählte Monsieur Macron), während widersinnige „Queerdenker“ die Treppen der Institutionen rauf fallen. Selbstverständlich darf jedermann auch dann noch seine „Leugnung“ frei äußern, muss aber dann man halt eben die Konsequenzen tragen (Merkel). Freiheit zum Nulltarif ist out, für den, der nicht mitmacht.
    Mir gefällt diese Tendenz gar nicht.

    Der obige Text schließt mit
    Gegen diese neue Gesellschaft, die sich allmählich in ihren Grundzügen zeigt, wirkt die alte, gegen die die Stonewall-Barbesucher 1969 rebellierten, geradezu offen und weitherzig.

    Das stimmt. Jede „Straftat gegen Schwul“ ist natürlich zu ahnden. Während mir aber die meisten Schwulen in meinem Bekanntenkreis durchaus sympathisch sind, ist mir die Schwulenbewegung in ihrer Unduldsamkeit und ihrem Missionierungsdrang (etwa bei „falsches Geschlecht“) eher suspekt. Bewegungen tun auf ihrem Weg zur Macht recht häufig seltsame Sachen, die sich von den Interessen ihrer Leute entfernen. Beispielsweise schloss der Berliner CSD 2013 die Nichtschwulen der CDU aus.
    https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/csd-christopher-street-day-schliesst-cdu-aus-li.61219
    Was wäre wohl losgewesen, wären Schwule von einer Feier des Nichtschwulseins ausgeschlossen worden? So etwas tut man nicht. Die CDU sowieso nicht. Aber selbst die Leute von der CDU wollen sich heute lieber dem Druck und dem Irrsinn der Queerdenker-Bewegung beugen?! Na dann,
    viel Vergnügen, meine Damen und Herren. Vielleicht hilft ja Cannabis.

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  • pantau
    28. Mai, 2022

    «Eigentlich überstehen nur die jeweiligen Phobien das allgemeine Begriffsbeben halbwegs stabil.»

    Ein firstclass-Satz, könnte von Musil sein.

    Aber «Transphobiefeindlichkeit» toppt alles, da kommt keine Satire mehr ran. Sowas schafft nur die vollendete höchste Stufe der Dummheit, sowas kann nur dem Geist einer Nancy Faeser entweichen. Daran erkennt man, dass sich deren «Denken» nur noch im Hangeln von Buzzerwort zu Buzzerwort erschöpft. Bei dem Wort hat sie quasi 2x auf denselben Buzzer gekloppt, doppelt hält besser.

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  • Jens Richter
    28. Mai, 2022

    Wunderbar, diese woken Schildbürger. Diese Deutschen haben keinen Humor, sie sind Humor, aber im Ernst: Dieses penetrante Einrennen von offen stehenden Türen fällt inzwischen auch den dösigsten ÖR-Guckern auf, die Desinteresse an den einschlägigen Jammer-Beiträgen zeigen (Einschaltquoten). Ich gehe aber davon aus, dass die (leise) Mehrheit der Homosexuellen das abstoßende Brimborium um sie peinlich finden. Es ist so abwegig, als gingen wir heute auf die Straßen, um für Recht zu demonstrieren, den Hut aufbehalten zu dürfen, wenn wir einem Adligen begegnen.

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  • Gotlandfahrer
    7. Juni, 2022

    Für die anständigen Schwulen tut es mir aufrichtig leid, was in ihrem Namen begonnen wurde und was sich jetzt unter «ihrer Flagge» gegen sie richten wird. Es hätte nicht sein müssen, würden sich Menschen nicht immer wieder von der Aussicht auf leichten Gewinn verführen lassen. Nicht anders wird es Frauen und allen ergehen, für die sich die Sache mit «hey, alles was Dich schon immer gestört hat liegt an der Unterdrückung durch alte, weisse heterosexuelle Männer» gut genug anhörte, um mitzumachen. Die schlauen Verbrecher wussten schon immer, wie sie sich Vertrauen erschleichen.

    Wer die natürlichen Beschützer seiner Gemeinschaft attackiert, darf sich über den Verlust seines Schutzes nicht wundern. Nun gebe Gott, dass es zu einem Ende kommt.

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Original: Der Regenbogen am Ende der Fahnenstange

Liebe Leser von Publico: Dieses Onlinemagazin erfüllt wie eine Reihe von anderen Medien, die in den letzten Jahren entstanden sind, eine zentrale und früher auch allgemein selbstverständliche publizistische Aufgabe: Es konzentriert sich auf Regierungs- und Gesellschaftskritik. Offensichtlich besteht ein großes Interesse an Essays und Recherchen, die diesen Anspruch erfüllen. Das jedenfalls zeigen die steigenden Zugriffszahlen.
Kritik und Streit gehören zur Essenz einer offenen Gesellschaft. Für einen zivilisierten Streit braucht es gut begründete Argumente und Meinungen, Informationen und Dokumentationen von Fakten. Publico versucht das mit seinen sehr bescheidenen Mitteln Woche für Woche aufs Neue zu bieten. Dafür erhält dieses Magazin selbstverständlich kein Steuergeld aus dem Medienförderungstopf der Kulturstaatsministerin Claudia Roth, kein Geld aus dem Fonds der Bundeszentrale für politische Bildung (obwohl Publico zur politischen Bildung beiträgt) und auch keine Überweisungen von Stiftungen, hinter denen wohlmeinende Milliardäre stehen. Ganz im Vertrauen: Publico möchte dieses Geld auch nicht. Die einzige Verbindung zu diesen staatlichen Fördergeldern besteht darin, dass der Gründer des Magazins genauso wie seine Autoren mit seinen Steuern dazu beiträgt, dass ganz bestimmte Anbieter auf dem Medien- und Meinungsmarkt keine Geldsorgen kennen. Es gibt nur eine Instanz, von der Publico Unterstützung annimmt, und der dieses Medium überhaupt seine Existenz verdankt: die Leserschaft. Alle Leser von Publico, die uns mit ihren Beiträgen unterstützen, machen es uns möglich, immer wieder ausführliche Recherchen, Dossiers und Widerlegungen von Falschbehauptungen anzubieten, Reportagen und Rezensionen. Außerdem noch den montäglichen Cartoon von Bernd Zeller. Und das alles ohne Bezahlschranke und Abo-Modell. Wer unterstützt, sorgt also auch für die (wachsende) Reichweite dieses Mediums.
Publico kann dadurch seinen Autoren Honorare zahlen, die sich nicht wesentlich von denen großer Konzernmedien unterscheiden (und wir würden gern noch besser zahlen, wenn wir könnten, auch der unersetzlichen Redakteurin, die Titelgrafiken entwirft, Fehler ausmerzt, Leserzuschriften durchsieht und vieles mehr).
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Die Redaktion