Seht euch die Videos aus Berlin, aus Basel, aus Wien, aus Toronto genau an
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Bei den Ausbrüchen des gewalttätigen Antisemitismus im Westen geht es längst nicht mehr nur um Agitation gegen Israel. Das Modell des freiheitlichen Lebens steht auf der Kippe. Die antiliberale Allianz reicht weit – bis ins Zentrum der Gesellschaft, bis zu Spiegel und ARD
Von Alexander Wendt / / politik-gesellschaft / 38 min Lesezeit
In der Debatte über Antisemitismus in Deutschland und anderen Ländern des Westens heißt es oft, echter, wirklich echter Antisemitismus komme dort selten vor. Es gebe den sogenannten israelbezogenen Antisemitismus, die bekannte Einseitigkeit, die Praxis sehr vieler Medien, Israel grundsätzlich für jedes Übel der Region verantwortlich zu machen.
Aber Judenfeindlichkeit, die sich darin ausdrücke, dass beispielsweise ein Mob vor einer Synagoge aufmarschiert, oder dass Juden auf offener Straße geschlagen würden, das geschehe so gut wie nie. Jedenfalls sehr selten. Und wenn, dann treffe es auf eine Gegenwehr quer durch die Gesellschaft. Diese Beschreibung traf vielleicht vor zehn Jahren noch zu, was die reine Sichtbarkeit des Phänomens betraf. In der Sache stimmte sie schon damals nicht.
Im Februar 2015 warfen drei arabischstämmige junge Männer Brandsätze auf die Bergische Synagoge in Wuppertal. Zum Glück setzten sie das Gebäude nicht in Brand. Vor Gericht erklärten sie, sie seien keine Judenfeinde, mit den Brandsätzen hätten sie nur auf „die militärische Auseinandersetzung im Gaza-Streifen“ aufmerksam machen wollen. Richter Jörg Sturm folgte ihrer Darstellung damals weitgehend, er stellte fest, die drei Täter hätten „nicht aus antisemitischen Gründen per se» versucht, die Synagoge anzustecken, und verurteilte sie zu Bewährungsstrafen. Richter Sturm kann bis auf weiteres als Erfinder der Sichtweise gelten, dass es sich bei Anschlägen (oder Raketenbeschuss) um eine Art nachdrückliche Pressemitteilung handelt, und bei Synagogen in Deutschland und anderswo um Außenposten des Staates Israel. Außer dem Wuppertaler Richter meinen das heute auch sehr viele Politiker, Medienmitarbeiter und Medienkonsumenten.
Damals standen drei Jungmänner vor Gericht, aufgewachsen in Deutschland, medial vermutlich versorgt von arabischem Satellitenfernsehen und entsprechenden Internetseiten. Aus Parlamenten und Sendeanstalten heraus fiel es damals leicht, sie sozial und ideologisch tatsächlich zum Rand zu zählen. Aber bekanntlich können Ansichten vom Rand in die Mitte der Gesellschaft wachsen.
Vor wenigen Tagen meinte der Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion Rolf Mützenich, die Bedrohung von Synagogen wie in Gelsenkirchen durch einen arabisch-türkischen Mob sei zu verurteilen, einerseits, und Sicherheitsmaßnahmen an den Synagogen müssten „angezogen werden“. Andererseits wolle er die israelische Regierung auch darauf hinweisen, „dass es gut wäre, wenn sie möglicherweise doch auf Angebote zur Waffenruhe eingehen würde“.
Dass er wie viele Wohlmeinende davon ausgeht, die Friedensangebote der Hamas würden nur so hereinflattern, und es könnte längst Ruhe herrschen, wenn die Israelis nicht so stur wären – diese Überzeugung ist das eine. Darüber hinaus hält er eben auch ganz selbstverständlich Synagogen in Deutschland für israelische Außenstellen, nicht anders als die drei Täter von Wuppertal 2015. Für ihn verdienen Synagogen nicht ohne Wenn und Aber Schutz, sondern mit einem ausdrücklichen Wenn und Aber: Israel sollte seine Politik anpassen, nicht mehr so obsessiv auf seinem Selbstverteidigungsrecht herumreiten und endlich die ausgestreckte Friedenshand einer Organisation annehmen, die in der EU aus guten Gründen als Terrororganisation gelistet ist. Dann wären nach Mützenich auch die Synagogen in Deutschland wieder sicherer.
Mützenich gehört zwar zu den führenden Funktionären einer schrumpfenden Partei. Aber er führt immerhin die Fraktion einer Regierungspartei. Zum gesellschaftlichen Rand gehört er also nicht. In seiner Partei erhob sich auch kein lauter Widerspruch gegen seine Ausführungen. Der Spiegel, ebenfalls schrumpfend, aber auch richtig und wichtig im meinungsbildenden Milieu verankert, nannte die „Scheiß-Juden“-Rufe vor der Synagoge in Gelsenkirchen „antiisraelische Parolen“.
Für den WDR, politisch nicht unbedingt in der Mitte, aber doch ebenfalls im Zentrum der Mediengesellschaft angesiedelt, fallen Aufmärsche vor und Angriffe auf Synagogen unter „Zwischenfälle“, und ganz selbstverständlich sieht der Sender darin Ausläufer des „Konflikts“ zwischen einer Organisation, die Israel auslöschen will, und einem Israel, das sich dagegen wehrt, statt mit Hilfe der SPD und deutschen Medienmitarbeitern irgendwie einen Kompromiss zu suchen. Das liest sich dann so:
„Der #Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern macht sich auch in NRW bemerkbar. In mehreren Städten gab es Zwischenfälle. In Bonn wurde eine Synagoge beschädigt. Dort und auch vor der #Synagoge in Münster brannten israelische Flaggen“, schreibt beispielsweise der WDR.“
Malcolm Ohanwe arbeitet beim Bayerischen Rundfunk; er hält die Raketen, die von der Hamas auf israelische Zivilisten abgefeuert werden, für notwendige Aufmerksamkeitsverstärker, weil seiner Meinung nach sonst nie jemand über das Leid der palästinensischen Menschen spricht, vor allem in den deutschen Medien nicht.
Und Übergriffe auf Juden oder auch nur auf Leute, die für jüdisch gehalten werden, antisemitische Angriffe also auf den Straßen lassen sich seiner Meinung nach verhindern, wenn mehr über die so genannte „systemische Diskriminierung der Palästinenser in unseren deutschen Medien“ gesprochen wird – wobei nicht recht klar wird, ob er nun eine systemische Diskriminierung von Palästinensern in deutschen Medien wahrnimmt, oder ob er will, dass dort mehr über die Diskriminierung der Palästinenser gesprochen werden soll.
Aber wie herum auch immer: Wenn sich die deutschen Medien nicht so verhalten wie von Ohanwe gewünscht, dann gibt es eben als Kausalität antisemitische Übergriffe auf deutschen Straßen.
Mit dieser Haltung bekommt man nicht nur eine Stelle bei einem ARD-Sender, sondern auch eine Einladung zu Sandra Maischberger. Dort konnte Ohanwe noch einmal darüber sprechen, wie sehr die deutschen Medien über das Leid der Palästinenser schweigen. Sich selbst bezeichnet Ohanwe, geboren 1993 in München, als „palästinensischen Menschen“. Er teilte auch mit, es würde ihn „entmenschlichen“, sich vom Terror der Hamas zu distanzieren.
Interessanterweise fügte der BR-Mitarbeiter Ohanwe in dem Tweet weiter oben besorgt an: „Sonst gewinnen Desinformationen & antiisraelische Fake News mehr Aufwind“.
Also das, was beispielsweise der RBB aus dem gleichen Senderverbund seinen Zuschauern am 19. Mai lieferte. Ein Reporter berichtete an diesem Tag von einer antiisraelischen Demonstration in Berlin, als hätte er es mit der Love Parade zu tun. Er lobte „die vielen jungen Frauen, die auch sehr viel Farbe in die Demonstration reinbrachten, Aufgrund von vielen palästinensischen Fahnen, die sie mitgebracht hatten, ihre Kostüme, ihre Kopftücher, und teilweise waren sie halt auch geschminkt. Das verlieh dieser Atmosphäre eine sehr sehr gute Atmosphäre.“ Außerdem teilte er seinen Zuschauern mit, die Demonstration richte sich „gegen die Kriegspolitik der Israelis. Auch gegen den langandauernden Siedlungskonflikt im Gaza-Streifen“.
Den Gaza-Streifen räumte Israel am 12. September 2005, das Gebiet ist seitdem, wie es vor 75 Jahren am heutigen Standort der RBB-Zentrale hieß, judenrein. Nach etlichen Nachfragen löschte der RBB den Beitrag aus der Mediathek, entschuldigte sich und erklärte, er entspreche nicht den Standards des Senders. Woher hat ein ARD-Mitarbeiter eigentlich das gefühlte Wissen, im Gaza-Streifen gebe es „Siedlungskonflikte“, und die Parole „From the river to the sea, Palestine will be free“ richte sich gegen die „Kriegspolitik der Israelis“?
Die Überzeugung, die Hamas kämpfe einen gerechten Kampf, und Israel verhindere den Frieden im Nahen Osten – diese Obsession beherrscht die Funkhäuser des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, die Gremien der SPD und weite Teile der deutschen Presse mit Ausnahme der Springer-Zeitungen (und einiger weniger anderer Medien), weswegen es ja auch den gutgerechten Hashtag #SpringerpresseHaltDieFresse gibt.
Die Erzählung vom gerechten Kampf der Hamas und der Hisbollah gegen den jüdischen Staat besitzt diese Macht, weil sie politisch und mental so vieles verbindet: Rechtsradikale Antisemiten mit linken Antiimperialisten, Deutsche mit einem Abwehrkomplex, die sich mit an der Formel erfreuen, die Juden in Israel hätten nichts aus der Shoa gelernt, mit minderwertigkeitskomplexbeladenen Muslimen, für die der Erfolg Israels eine ständige narzisstische Kränkung darstellt.
Dazu kommt seit einigen Jahren noch die Postkolonial-Ideologie in westlichen Universitäten und Redaktionen: Nach deren Schema gehört Israel, so multiethnisch es auch ist, zum schuldbeladenen weißen Teil der Welt und ins Raster der Kolonialmächte. Passend dazu läuft auch unter Führung von BLM-Ideologen, Achille Mbembe und anderen eine Umdeutung der Shoa, die als white on white crime beiseitegeschoben werden soll, um der Anklage gegen den weißen kolonialistischen Westen mehr Raum und Aufmerksamkeit zu verschaffen. Die Erzählung vom gerechten Kampf gegen Israel funktioniert also im Westen als eine Art politischer Universalstecker, der fast überall passt, und mit dessen Hilfe sich ansonsten ganz diaparate antiliberale Teile der Gesellschaft verkabeln lassen. Das Narrativ lässt sich überall einbauen – ob nun in die Verlautbarungen von Fridays for Future,
in politische Reden, in praktisch jeden ARD-ZDF-Bericht über den Nahen Osten, und selbstverständlich auch in die Tweets eines Malcolm Ohanwe, der darüber klagt, es gebe zu wenige Berichte dieser Sorte.
Bei jedem quantitativen Wachstum gibt es irgendwann auch einen Umschlag in Qualität. Bisher konnten sich viele in Deutschland oder anderen westlichen Ländern einreden, es ginge eben nur um Israel, den Gazastreifen und die Westbank. Dann konnten sie sich sagen, ein Anschlag auf eine Synagoge wie der in Wuppertal komme erstens selten vor, und es handle sich eben um einen Ausläufer des so genannten Nahostkonflikts, aber um keinen Konflikt der eigenen Gesellschaft in Berlin, München, Frankfurt, in Gelsenkirchen, in Wien, Basel oder New York. Diese Beschwichtigungsrhetorik lässt sich mittlerweile nur noch für denjenigen durchhalten, der immer größere Teile der Realität beiseiteschiebt.
Vor wenigen Tagen schlug ein Täter auf einen Mann in der Münchner Innenstadt ein und schrie: „du Judenschwein“. Bei dem Opfer handelte es sich nicht um einen Juden, sondern um einen jungen Mann, der sein Basecap mit dem Schild nach hinten trug. Der Angreifer hielt es deshalb offenbar für eine Kippa.
In Neukölln warf ein Teilnehmer einer antiisraelischen Demonstration einen Böller auf eine israelische Reporterin.
In Basel jagten mehrere Anti-Israel-Demonstranten eine Frau über dutzende Meter durch die Gassen, weil sie – als ein-Personen-Gegendemonstration – eine Israelfahne in die Höhe hielt.
Inmitten einer antisemitischen Demonstration in Wien brüllte einer der Teilnehmer unter dem Jubel der anderen in Richtung der Gegendemonstranten: „Steckt euch euren Holocaust in der Arsch.“
In New York griffen mehrere Männer eine kleine Gruppe von Pro-Israel-Demonstranten auf der Straße an.
Ein Mob mit Palästina-Fahnen hetzte und schlug in Toronto, Kanada, einen älteren Pro-Israel-Demonstranten.
Auf die Frage eines Twitter-Users, der das Video gesehen hatte und fragte: „Welche Stadt ist das?“ antwortete ein anderer: „Berlin 1938.“ Das ist übertrieben, sicherlich. Aber es ist eben auch nicht mehr das Toronto von 1990, nicht mehr das Berlin, Basel, Wien und New York von 1990. Unter das Video aus New York schrieb ein Twitter-User: „NY has been awful for Jews for almost 2 years, and it’s spiraling fast.“
Im Jahr 2021 gibt der freiheitsfeindliche Sound den Ton in sehr vielen westlichen Redaktionen an, in fast allen Universitäten, radikal antiliberale Bewegungen wie Fridays for Future und Black Lives Matter
holen sich dort mit herrischer Geste Beifall wie einen Tribut ab. Das, was sich mittlerweile auf den Straßen westlicher Länder gegen Juden abspielt, ist nur ein Teil eines breiten antiaufklärerischen Gletschers, der sich vorwärtsschiebt, verstärkt durch die Migration aus nichtwestlichen Ländern. Wer diesen offensichtlichen Zusammenhang ausspricht, sieht sich sofort dem Knüppelwort „Rassist“ gegenüber, benutzt übrigens von Leuten, die im nächsten Atemzug erklären, dass „Scheissjuden“ nur eine antiisraelische Parole ist, und dass es Juden im Westen besser gehen würde, wenn dort mehr gegen Israel agitiert würde.
Zur gleichen Zeit, während das alles geschieht – wo bleiben eigentlich die Berichte in Tagesschau, Tagesthemen und im Spiegel über die Baseler Hetzjagd? – zur gleichen Zeit also beugt sich ein Spiegel-Agitator wie Jonas Schaible über den CDU-Kandidaten Hans-Georg Maaßen, um ihn auf strukturellen Antisemitismus abzuhören. Bei Spiegel-Schaible klingt das dann so:
„In den Tagen danach beugten sich Menschen über Maaßens Tweets, Texte und Reden. Und etliche Expertinnen und Experten kamen zu dem Schluss, Maaßen habe in der Tat wiederholt antisemitische Codes verbreitet.“
Übrigens nennt er in seinem Text weder die angeblichen Codes noch die Namen der Experten, die meinen, wer den Begriff „Globalist“ verwende, sei Para- beziehungsweise Nanoantisemit, streng strukturell natürlich. Wenn jemand beim Spiegel nicht erkennt, dass die Parole „Scheißjuden“ antisemitisch ist, dann liegt das vielleicht auch daran, dass er gerade keinen Experten finden konnte, der ihm das Wort decodiert.
Ein Mitglied dieses Milieus kann auch kein Problem darin erkennen, dass Beitragszahler eine Figur wie Malcolm Ohanwe finanzieren müssen (und Steuerzahler übrigens die von Merkels Kabinett mit Geld überschütteten „Neuen Deutschen Medienmacher“, bei denen Ohanwe mitmischt).
Erklären lässt sich das mit einer politischen Agenda, Selbsthass, Selbsttäuschung, kognitivem Mangel und jedenfalls kognitiver Dissonanz, die zu einer Signatur des Westens geworden ist. Auch dafür passt der Twitter-Kommentar: «It’s spiraling fast.»
Wer nicht im Zustand der Wahrnehmungsspaltung lebt, der müsste allmählich erkennen, was Israelis, egal ob religiös oder nicht, links oder rechts, schon seit Jahrzehnten wissen: Niemand kann sich seine Auseinandersetzung aussuchen. Für einen Krieg reicht schon aus, wenn ein Angreifer ihn will.
Die Anwältin und Publizistin Seyran Ateş gehört zu den wenigen, die darauf hinweisen, dass inzwischen zumindest in den Metropolen das gesamte Modell des zivilisierten Zusammenlebens auf der Kippe steht:
Ihr antwortet gleich unter ihrem Tweet ein „educated muslim“, der ihr erklärt – wenige Tage übrigens, bevor in Dresden der Prozess gegen ein syrischer Migranten endete, der in Dresden ein schwules Paar angegriffen, einen getötet und einen schwer verletzt hatte – es gebe im Islam keinen Hass auf Homosexuelle. Im nächsten Tweet teilt er noch mit, Gastarbeiter hätten Deutschland nach dem Krieg wieder aufgebaut. In beiden Überzeugungen kann er sich auf Sekundanten in Medien und Politik stützen. Strukturell, um dieses Wunderwort in diesem Text einmal zu benutzen, strukturell hört er sich an wie Ohanwe. Selbst jemand, der sehr an die Kraft des Arguments glaubt, kommt bei diesen Figuren und Redefiguren an seine Grenzen.
Feinde sind für Anhänger dieser breiten freiheitsfeindlichen Front nicht nur Juden und Schwule oder diejenigen, die dafür gehalten werden, nicht nur Liberale oder irgendein Einzelner, der als nächster auf die Liste rückt. Der Begriff ’Gesellschaftsveränderung’ besitzt immer noch bei vielen im Westen einen guten Klang, obwohl sie wissen müssten, dass sich offene Gesellschaften mit relativ geringer Mühe verschlechtern lassen. Eine Veränderung ist das natürlich auch.
Jeder sollte sich oben verlinkten Videos aus New York, Toronto, Basel, Wien und Neukölln genau ansehen und sich dann ausrechnen, wie das Klima in diesen Städten in zehn Jahren sein wird, wenn sich diese Entwicklung fortsetzt. Und wo dann sein eigener Platz sein wird. Vielleicht kommt dem einen oder anderen Joseph Conrads „the horror, the horror“ in den Sinn, nur mit dem Unterschied, dass es sich dieses mal um eine Fahrt durch den eigenen Kontinent handelt. Und um keine Lektüre, sondern ein Erlebnis mit Haut und Haaren, Kopf und Kragen.
Egal, wie schlecht es wird: Spiegel-Redakteure und die Ohanwes der ARD werden sich dann zu den Siegern zählen.
Zu den rhetorischen Übungen in deutschen Redaktionen gehörte schon vor dreißig Jahren der Satz, Israel werde nicht das Jahr 2000 erleben, das Jahr 2010, dann das Jahr 2020, wenn es so weitermache (statt die Friedenspläne der Leitartikler endlich umzusetzen, versteht sich).
Heute ist es sehr viel wahrscheinlicher, dass Israel als Staat auch das Jahr 2048 und das Jahr 2060 erlebt, wahrscheinlicher jedenfalls, als dass sich zu diesem Zeitpunkt in Westeuropa noch durchweg liberale Gesellschaften befinden.
Dieser Text erscheint auch auf Tichys Einblick.
25 Kommentare
Original: Seht euch die Videos aus Berlin, aus Basel, aus Wien, aus Toronto genau an
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Die Redaktion
Christian
22. Mai, 2021Das ist mit das Beste, was ich seit langer Zeit zu dem Themenkomplex gelesen habe. Danke!
Kurt-Thomas Haupt
23. Mai, 2021Haargenau ….. und es ist nicht der erste Beste.
Joseph
22. Mai, 2021Solange die muslimische Mehrheit zu Terror, Gewalt, Unterdrückung und Mord schweigt, der im Namen des Islam – und dadurch auch in ihrem Namen – begangen wird, gehört der Islam nicht zu Deutschland, Europa und die aufgeklärte Welt.
Vollkommen egal was Journalisten, Politiker und Bundespräsidenten auch sagen.
Klaus D.
22. Mai, 2021Es ist und es war schon immer «Vollkommen egal was Journalisten, Politiker und Bundespräsidenten auch sagen.»
Klaus D.
22. Mai, 2021…außer Heinrich Lübke, der war wenigstens amüsant.
WF Beck
23. Mai, 2021Recht hat er. Der Islam ist krank und alle die ihm hinterher hecheln auch. Linksgrüne Antisemiten Hirne, denen das logische Denken abhanden gekommen ist. Lange lebe Israel und das Judentum. Inch Allah.
Petersen
22. Mai, 2021Wenn «Gastarbeiter nach dem Krieg Deutschland aufgebaut» haben, warum sind die dann nicht in der Lage, ihre eigenen Länder so aufzubauen, dass ihre Bevölkerung nicht wegläuft und anderswo um Sozialhilfe bettelt?
Gilt vor allem für Länder mit islamischer Mehrheit.
Wolf Manuel Schröter
22. Mai, 2021Mit Bezug auf «Israel-Feindlichkeit» sind wir hierzulande auf dem Level der DDR gegen Ende der 60er Jahre und folgend dann gelandet. Ich erinnere daran, dass nach der «Wende» gerade diese Attitüde der DDR-Führung seitens der westlichen Medien auf das schärfste kritisiert wurde; man nutzte gar diese Haltung, um die DDR mit den Nationalsozialisten und ihrem Deutschland zu vergleichen. Was gilt nun jetzt? Hatte die DDR etwa recht, als sie sich gegen den (kapitalistischen, imperialistisch gestützten, neokolonialistischen) Staat Israel wandte? Denn wie anders muss man das «Heute» und «Hier» in den Medien (und auch in Teilen «der Politik») wohl charakterisieren? Die Sowjetunion stand seinerzeit (und natürlich ihre Vasallen) gegen Israel und für die Palästinenser, weil Israel ein Anhängsel der USA (und deren Vasallen) sei: Wie also heute?
Die Angelegenheit ist natürlich klar, meine Fragen nur rethorisch.
Der Westen versteht sich als Anti-Antisemitisch und fördert aber neben dem israelischen Staat (als Heimstatt der Juden unbestritten) auch das Lebensrecht der Palästinenser dort. Leider verwechselt man aber sowohl die einen wie die anderen (bewusst?) mit ihren «Vertretern», auf beiden Seiten eine korrupte Bande von Menschen, die ihr Süppchen am Leid der Mehrheit ihrer zu vertretenden Bürger köcheln lässt. Das ist das eigentlich Verderbliche dort und das lässt auch Argumentationen des einen gegen den anderen zu. Die Indoktrinierten beider Seiten führen so für ihre «Führungen» einen unversöhnlichen, nie enden werdenden Kampf. Das ist die eigentliche Schande: Man hetzt die Volksmassen gegeneinander. Und wer fanatisiert ist, und besonders die arabischen jungen Männer, unbelehrt, religiös indoktriniert und sexuell ausgetrocknet, sind das, ist natürlich sehr schnell bereit, sein Mütchen zu kühlen: Egal wo, Hauptsache ist «feste drauf!», so auch hierzulande (und anderswo).
Da versagt der gastgebende deutsche Staat. Wer derart seine deutsche Staatsbürgerschaft mißbraucht, wer das Gastrecht mißbraucht, wer gegen diesbezüglich geltende Gesetzlichkeit verstößt, gehört zur Verantwortung gezogen. Solange man nicht mit äußerster Härte gegen islamistisch begründeten Antisemitismus einerseits und gegen den rechtsextremen andererseits vorgeht (wobei das meistens funktioniert: Sind ja bloß Deutsche), wird sich hier nichts ändern. Im Gegenteil: Die Inaktivität der Rechtspflegeorgane, die Beschwichtigungspolitik, die Medienhudelei in Deutschland (und anderswo) regen mit Sicherheit die weitere Aktivität islamistischen Antisemitismus an und werden die Schranken senken, die von gewalttätigeren Aktionen abhalten. Dank für Ihren Artikel, Herr Wendt.
A. Iehsenhain
22. Mai, 2021Ich erinnere mich dieser Tage wieder der Möllemann-Affäre von 2002. Möllemann hatte damals Verständnis für palästinensische Selbstmordattentäter geäußert und später dafür gesorgt, dass der Deutsch-Syrer Karsli von den Grünen zur FDP wechseln konnte. Letzterer hatte den damaligen israelischen Ministerpräsidenten Scharon eines «Vernichtungskrieges» gegen die Palästinenser bezichtigt, was im Nachhinein umso grotesker erscheint, weil Scharon den Abzug des israelischen Militärs aus dem Gazastreifen durchsetzte. Das deutsche politische Spektrum von damals, welches sich darob empörte, teilt heute gerade in die Gegenrichtung aus. Die Unterstellungen gegenüber Herrn Maaßen sind ganz besonders infam, angesichts des hohen Ansehens, das er in Israel genießt. Kaum jemand ist so gut und vor allem freundschaftlich in diesem Land vernetzt wie er. Die Diffamierungstaktik z. B. einer Frau Neubauer ist in dieser Hinsicht erbärmlich – hier wird offensichtlich versucht, persönliche Ressentiments seinem zu verfemenden Gegner aufzupfropfen, um sich gleichzeitig dem Verdacht entsprechender Gesinnung zu entziehen. Das ist geradezu großartig misslungen und die Masken sind eigentlich gefallen – aber daran, dass keiner das hässliche Gesicht dahinter erkennen will, sieht man, dass die dominierenden Medien nicht funktionieren. Wie immer ist auch dieser Artikel von Ihnen vorzüglich, Herr Wendt! Ganz besonders bemerkenswert finde ich aber hierbei den Absatz um die «Postkolonial-Ideologie», welcher die derzeitige politische Unwetterlage perfekt beschreibt. Frau Ates sollte meiner Meinung nach das Oberhaupt aller deutschen Muslime werden. Leider dürfte das ein Wunschtraum bleiben…
Tunn
22. Mai, 2021Wie lässt sich dem entgegensteuern? Was kann ich alte weiße Frau tun? Läuft es wieder darauf hinaus, dass einzelne einzelnen helfen, die «große Politik» aber auf dem eingeschlagenen Weg weitermacht – bis in den Abgrund? Was hilft die richtige Diagnose, wenn keine Therapie zur Verfügung steht?
Grand Nix
22. Mai, 2021Am 19. Mai 2021 schrieb Malcolm Ohanwe in einem Tweet:
«Dass ich mich als Palestinensische Person überhaupt von Terror distanzieren soll, ist so wahnsinnig verletzend und entmenschlichend.»
Das sagt – ohne Konsequenzen zu fürchten – ein deutscher Journalist, beschäftigt beim BR des öffentlich rechtlichen Rundfunk?
Nach diesem Bombenterror, nach diesen antisemitischen Ausschreitungen der letzten Tage in Deutschland?
Er beführwortet also, wenn ich das richtig interpretiere, den antisemitischen Terror der Hamas, die gnadenlosen hinterhältigen tausendfachen Bombenangriffe auf Israels Bevölkerung, weil, so die Begründung, Herr Malcolm Ohanwe eine «Palestinensische Person» ist?
https://www.tichyseinblick.de/daili-es-sentials/antisemitismus-berlin-basel-wien-toronto-new-york/
Man stelle sich vor, jemand würde als Mitarbeiter des ÖRR folgenden Text ins Netz stellen:
– ‘Dass ich mich als deutsche Person überhaupt von Terror (der Nazis, der Kommunisten, der Stasi, der RAF)
distanzieren soll, ist so wahnsinnig verletzend und entschmenschlichend.’ –
Was würde wohl passieren, mit diesem Mittäter?
Thomas
23. Mai, 2021Was passieren würde?
Nun, im Falle der verweigerten Distanzierung von den Morden der RAF würde vermutlich nichts passieren, denn mit einer gewissen Haltung zu linksterroristischem Mord wird man in Deutschland sogar Vizekanzler.
• 1978 kommentierte er die Ermordung des Arbeitgeberpräsidenten Hanns-Martin Schleyer, des Generalbundesanwalts Siegfried Buback und des Bankiers Jürgen Ponto so: „Bei den drei hohen Herren mag mir keine rechte Trauer aufkommen, das sag ich ganz offen.“
https://www.focus.de/politik/deutschland/justiz-zur-wahrheit-verpflichtet_aid_189648.html
Es ist wirklich erstaunlich, welche Leute von ihren Elfenbeintürmen aus über die Lande wachen und beständig nach jener Menschenverachtung suchen, die in deren Kram passt. Der Weg der Argumente dagegen wurde von gewissen Herrschaften aus den Elfenbeintürmen der Republik mit Fettnäpfchen nur so gepflastert. Das ganze Thema ist vermient.
Der Herr Wendt hat den Sachverhalt oben vortrefflich ausgedrückt:
Selbst jemand, der sehr an die Kraft des Arguments glaubt, kommt bei diesen Figuren und Redefiguren an seine Grenzen.
Der Mann hat Recht. So ist es.
Mit freundlichen Grüßen,
Thomas
Andreas Rochow
22. Mai, 2021Wir haben ohne Gegenwehr zugesehen, wie Oligarchen und ihre globalistischen NGO-Netzwerke zielgerichtet die Demokratien der westlichen Welt aus dem Rennen kicken. Die Dreistigkeit, die die Aktivisten der Genderfront, der Antirassisten, der Klimaalarmisten, der FFF, der Neuen Deutschen Medienmacher und die Scientists 4 Future an den Tag legen, steht für die aggressive Eroberung der Meinungshoheit und zwar in einer vor-bürgerkriegsähnlichen, jedenfalls unverschämt undemokratischen Art und Weise. Und wo gehobelt wird, fallen Späne! Fest steht, dass in diesem Kontext der Antisemitismus eher billigend in Kauf genommen wird. Ohne das Spaltungspotential von Merkels Antisemitismus-Import wären die glabaliszischen Krieger noch nicht so weit! Entgegen den Bescheörungen unserer Meinungsführer sind wir schon seit spätestens 2015 eben keine «wehrhafte Demokratie» mehr! Das Bild eines «antiaufklärerischen Gletschers» trifft die Situation leider sehr genau! Wir haben den Anfängen nicht gewehrt. Unter Merkel sind Wahrheit und Wissenschaft massiv unterwandert von linksgrünen globalistischen Dekontrukteuren, Deutschlandabschaffern und Demokratieverächtern. Die propagandistische Begleitmusik aus Staatsfunk und Mainstreammedien gibt den Ton an und zeichnet ein Geschichts- und Menschenbild, das einen schaudern lässt! Selbst das Grundgesetz wird von den Dekonstrukteuren fröhlich attackiert! Wie konnte es passieren, dass Merkel mit Linksgrün UND globalistischen Oligarchen dieses Zerstörungswerk ohne Gegenwehr der «etablierten» Parteien aufrüsten konnte? Waren da nicht wenigstens noch eine wache (nicht «woke») Opposition, die Länderparlamente und der Bundestag, unabhängige Medien und eine einstmals gerühmte und geschätzte Wissenschaft? Alles unterlaufen und kaputt! Als Agentin der globalistischen Kulturrevolution hat Merkel Großes geleistet. Was hindert uns daran, sie und ihre Aktivisten Dauerhaft in Quarantäne zu schicken, zu demonetarisieren und es mal wieder mit Wahrheit und Demokratie zu versuchen?
pantau
22. Mai, 2021Hieß es nicht immer zur Demoscheu der islamischen Welt bzgl. Baukranshowhängen, Steinigungen u. Attentaten, der Moslem an sich sei eher unpolitisch? Nur bei Religionskritik und dem ewigen Juden sind sie gar dünnhäutig und furchtbar empathisch, und ich wette: gäbs Israel nicht, würden sich die Palis und die umliegenden arabischen Länder gegenseitig bekämpfen. Zweite Wette: weder die deutsche Linke würde das jucken noch die europäischen Moslems.
Werner Bläser
23. Mai, 2021Das einzig Erstaunliche an diesem Komplex ist, dass wir uns darüber wundern. Menschliches Denken wird ja bekanntlich mindestens ebenso sehr von tradierten Gewohnheiten wie von frisch-neugierigen Analysen bestimmt, und das hindert uns hier daran, das Offensichtliche zu sehen.
Wir sind gewohnt, streng zwischen politisch Links und politisch Rechts zu unterscheiden, halten diese Polarisierung für ganz selbstverständlich in der Sache begründet. In der Tat enthält diese Sicht zwar einen wahren Kern, aber nur einen relativ kleinen.
Es ist ein Trugschluss, zu glauben, weil sich linke und rechte Eiferer bekämpfen, müssten sie völlig verschieden sein. Im Gegenteil, sie bekämpfen sich eher, weil sie ähnlich sind. Beide haben zwar teilweise unterschiedliche politische Idealvorstellungen, aber die Gemeinsamkeiten sind viel grösser. Beide – wenn sie radikal sind – sind typischerweise Vertreter jenes «Autoritären Charakters», den Erich Fromm und Nachfolger im Nazismus als Ursache verorteten. Die Kampfweisen sind ähnlich: für beide rechtfertigt der Zweck nahezu jedes Mittel. Beide fantasieren sich mehr oder weniger realitätsfremde Ideologien zurecht.
Dass Kampf zwischen Gruppen nicht notwendigerweise auf theoretisch-ideologischen Gräben beruht, zeigt sich ja an den Kämpfen zwischen verschiedenen als linksextrem geltenden Gruppen, die sich für Aussenstehende kaum wahrnehmbar in ihren Theorien unterscheiden. Auch die frühchristlichen Streitereien um die Natur von Jesus Christus kommen Nicht-Theologen eher bizarr vor (niemand hat solches so schön persifliert wie die Monty-Python-Gruppe in «Das Leben des Bryan»).
Die Wanderer zwischen linken und rechten Welten sind zahlreich. Von Georges Sorel über Mussolini bis Horst Mahler gibt es immer wieder Beispiele. Die Nazis waren Nationalsozialisten – Sozialisten! Und das beschränkte sich nicht nur auf den Teil der Bewegung, der von den Strassers geführt wurde. Für Hitler waren Sozialismus und Nationalismus im Kern dasselbe. Man kann sagen, dass Nationalsozialismus als Sozialismus ohne Klassenkampf konzipiert war.
Der Werdegang Mussolinis vom Sozialisten zum Faschisten ist bekannt.
Und schon von Beginn an gab es auch bei «linken» Sozialisten z.B. Antisemitismus. Wenn man Marxens Rezension «Zur Judenfrage» anschaut, kann man kaum verstehen, wieso es unter Historikern noch Streit über den Antisemitismus von Karl Marx gibt. Da stehen Formulierungen, wegen denen würde man heute sogar aus der Höcke-AfD ausgeschlossen (‘der weltliche Kult des Juden ist der Schacher, sein weltlicher Gott das Geld’, und ähnliches).
Stalin camouflierte seinen Judenhass ähnlich geschickt wie es heutige «Linke» tun; er erfand allerhand Umschreibungen für sie, z.B. «Kosmopoliten». Seine geplanten Prozesse wegen der angeblichen «Ärzteverschwörung» war im Grunde ein schlecht verhülltes Juden-Pogrom.
Jenseits der radikalen Kampfmethoden und fanatischen Glaubensformen ist eine der Haupt-Gemeinsamkeiten von extrem Linken und extrem Rechten die unbedingte Staatsgläubigkeit. Sie ist Voraussetzung für alles, an das sie glauben, denn ohne sie könnten sie nicht ihre absoluten oder sogar totalitären Herrschaftssysteme durchsetzen. Im weiteren Sinne können wir deshalb schlicht und einfach pure und unverfälschte menschliche HERRSCHSUCHT über andere als konstituierende Gemeinsamkeit zwischen linken und rechten Extremismen feststellen (davon ist nur der Anarchismus ausgenommen, aber der spielt auf der Weltbühne nur eine Nebenrolle).
Die obigen Beobachtungen (und andere) haben viele dazu geführt, von «rotlackierten Faschisten» (Schumacher, Habermas) oder «Linksfaschisten» zu sprechen, ein Ausdruck, der bei Linksfaschisten regelmässig das Wutgeheul des Getroffenen aufkommen lässt. Aber wir müssen sehen, dass zwischen «rechten» und «linken» Faschisten die Unterschiede eben unwesentlicher sind als das Gemeinsame.
Es gibt eigentlich, bei Licht besehen, erst einmal nur FASCHISTEN. Ob sie sich eher rechts oder eher links gebärden, ist meist eine Frage von fast nur kosmetischer Belanglosigkeit.
Was wir hier aktuell an Entwicklung in vielen westlichen Gesellschaften sehen, ist also nicht irgend etwas Neues. Es ist einfach eine neu angestrichene Spielart von etwas ziemlich altem: NÄMLICH EINE SPIELART DES FASCHISMUS.
Die Argumentationen sind ja ins Auge springend ähnlich: Immer geht es um ein grosses, übergeordnetes gesellschaftliches Ziel, das «wissenschaftlich als notwendig» bewiesen dargestellt wird. Die Nazis hatten ihre Rassenlehre, die Kommunisten sahen ihre Ideologie nicht als Ideologie, sondern als «Wissenschaft» an (Pierre-Joseph Proudhon hat den Begriff vom «wissenschaftlichen Sozialismus» m.W. als erster benutzt, die DDR-Literatur war voll von solchen Anmassungen). Der Kommunismus sei notwendig die Vollendung der Geschichte. Natürlich können nur wenige Auserwählte den tieferen Sinn solcher Entwicklungen einsehen: deshalb gibt es immer eine Art Elite, eine revolutionäre Avantgarde, die vorangeht und die unwissende Masse «erzieht». (Ähnlichkeiten mit ‘Fridays for Future’ oder den journalistischen Volkspädagogen in den Mainstream-Medien sind augenscheinlich.)
Und natürlich können angesichts der hehren Ziele wie Weltklimarettung, Antirassismus, Multikulturalismus, «Wokismus»… Petitessen wie Grund- und Freiheitsrechte nicht mehr absolut gesetzt werden. Sie müssen eben unter dem Vorbehalt der Nützlichkeit für das Erreichen des übergeordneten Ziels angepasst werden. Erst recht zählen «Sekundärtugenden» wie Anstand und Fairness nicht mehr viel.
Was wir also sehen, ist ganz einfach: Faschismus. Er kommt in neuem Gewand aus dem Grab, aber ist im Kern der alte.
Rudi
23. Mai, 2021Ach schon wieder Herr Ohanwe. Ich nenne ihn Kartoffelfreund» weil er vor <einem Jahr in einem SPiegel-Artikel von den "weißen" Deutschen verlangte ihre "innere Kartoffel" zu erkennen. Damals ging es um BLM und jetzt erinnert er sich an seine "palästinensische Mutter". Was einen wirklich wundert, ist daß er beim BR beschäftigt ist. Sind da eventuell "Quoten" in der Einstellungspolitik von Bedeutung?
Grand Nix
23. Mai, 2021Sind da eventuell «Quoten» in der Einstellungspolitik von Bedeutung?
Was könnte da sonst bei der ‘Einstellungspolitik’ des BR durch Einstellungspolitiker von Bedeutung sein? Journalistische Erfahrung, Wahrheits- und Neutralitätspflicht bei den Berichterstattern, gründliche Recherchen und einiges mehr, dürften da wohl nur noch eine untergeordnete Rolle spielen.
Wichtiger im woken Cancel-Deutschland scheint heutzutage zu sein, dass die Frauenquote und die Migrantenquote bei der Postenbesetzung stimmt.
Quote geht häufig auf kosten der Qualität. Und welche Folgen ein gravierender Qualitätsverlust mit sich bringt, dürfte hinlänglich bekannt sein.
Würde man die Zwangsfinanzierung des ÖRR kurzerhand beenden, würde dieser faulige Parasit, den enttäuschte und verärgerte Bürger auch Lücken-Lügen-Lumpen-Presse bezeichnen, von heute auf morgen in sich zusammenbrechen.
Wer wissen möchte, wie es um den Journalismus im allgemeinen und dem Berufsstand der Journalisten in Deutschland bestellt ist, sollte diese Zeilen von Laszlo Trankovits lesen.
https://www.tichyseinblick.de/daili-es-sentials/warum-gute-journalisten-schlechten-journalismus-machen/
«Nirgendwo wird die Krise des Journalismus in Deutschland deutlicher als in den öffentlich-rechtlichen Programmen. Wer es sich antut ein paar Tage lang, über viele Stunden hinweg die Informations-Sendungen des Deutschlandfunks, des WDR, HR oder BR anzuhören, wird es als unbefangener Bürger erst einmal gar nicht fassen können, wie hier ohne jede Scham, zuweilen völlig hemmungslos ausschließlich eine einseitige, parteiische Sicht auf die Welt ausgebreitet wird. Es ist mir ein Rätsel, warum die liberalen und konservativen Kräfte im Land, die es ja auch noch in Parteien und Volksvertretungen gibt, keine profunden empirischen Untersuchungen initiieren. Sie würden belegen, dass schon FDP und Unionsparteien deutlich benachteiligt werden, von der AfD und anderen kritischen Stimmen ganz zu schweigen.»
«Ich bewundere jene, die es auf sich nehmen, gegen den wuchernden Irrsinn sachlich und argumentativ anzugehen.»
https://www.tichyseinblick.de/daili-es-sentials/journalismus-2021-arrogant-moralisch-und-schamlos/
Frohe Pfingstfeiertage wünscht
Grand Nix
Ich freue mich schon auf den nächsten Beitrag von Alexander Wendt.
Wolfgang Illauer
23. Mai, 2021Zum «Terror der Hamas»: Die Hamas will Israel vernichten, von der Landkarte verschwinden lassen. Weiß sie nicht, daß dieses Ziel unvereinbar ist mit Sure 5,21 des Heiligen Korans? So lautet der Vers:
„O mein Volk, betretet das Heilige Land, das Allah für euch bestimmt hat, und kehret ihm nicht den Rücken!“ (Moses zu den Israeliten)
Das Existenzrecht Israels ist im Koran verankert! Und kein Geringerer als Moses, der den Muslimen als großer Prophet gilt, spricht die bedeutsamen, ewig gültigen Worte!
Warum nimmt die Hamas Sure 5,21 nicht ernst? Und warum wird sie nicht mit diesem Koranvers konfrontiert? Könnte er nicht dazu beitragen, wenigstens den Vernichtungswunsch zu beseitigen?
Mimus Polyglottos
24. Mai, 2021Es bereitet mir immer Ungemach, wenn der heilige Koran (wow, dass Sie das zugestanden haben, ist schon bemerkenswert: heilig!) nur selektiv zitiert wird. Ich kann hier nicht die gesamte Sure Al Maida entfalten, aber nur Vers 21 zu zitieren, ist schon … wie soll ich sagen ….? Frivol? Insgesamt geht es um das Verhältnis zwischen den «Buchreligionen» Judentum, Christentum und Islam mit dem Fokus auf «Judentum». Die zentrale Aussage ist (ich gebe zu, das ist schon eine Verkürzung, aber dies ist der Charakteristik einer Leserzuschrift geschuldet): unterwerft euch, oder tragt die Konsequenzen (dass diese nicht erfreulich sind, steht in anderen Suren). Von einer Garantie auf ein «Existenzrecht für Israel» kann keine Rede sein.
Rainer Möller
23. Mai, 2021Ich bin auch nicht dafür, beliebige Juden wegen israelischer Übergriffe zu attackieren – aus demselben Grund, aus dem ich nicht dafür bin, beliebige Deutsche wegen Nazi-Übergriffen zu attackieren. Andererseits: Manche Deutschen in den USA waren damals «Bundisten» und in dem Sinne tatsächlich propagandistische Außenposten des Deutschen Reiches. Und in dem Sinne agieren manche Juden und jüdischen Gemeinden auch tatsächlich als «Bundisten» für Israel. Das muss man sich von Fall zu Fall genauer ansehen.
Wanninger
23. Mai, 2021Es ist wirklich schrecklich und beängstigend, diese bizarre Allianz von Antisemiten und antiwestlichen Gruppierungen aller Couleur auf unseren Straßen zu sehen und als Rechtfertigung die Apologien für die Hamas in den Medien und von unseren Politikern zu hören. Die Ereignisse geben mehr als nur einen Vorgeschmack auf die bevorstehende gesellschaftliche Radikalisierung samt Terrroranschlägen und bürgerkriegsähnlichen Zuständen. Man denkt an die beschwörenden Aufrufe, die Formeln, die seit Jahrzehnten den «Kampf gegen Rechts» befeuern. Jetzt ist «Zivilcourage» gefragt, «die Anfänge, denen man wehren soll» liegen schon hinter uns. Wo seid Ihr jetzt? Wo ist eigentlich Steini? Hat er überhaupt nichts zu sagen? Stattdessen nur Feigheit und allenfalls matte Gegenwehr.
Pressemitteilungen des Bundespräsidenten im Mai 2021 (Stand 23.05.21)
18. Mai 2021 – Bundespräsident lädt zur Einbürgerungsfeier
16. Mai 2021 – Bundespräsident gratuliert Udo Lindenberg
12. Mai 2021 – Bundespräsident gratuliert Senta Berger
11. Mai 2021 – Videobotschaft des Bundespräsidenten zum Fest des Fastenbrechens 2021
alacran
25. Mai, 2021Der Mythos, «Gastarbeiter haben nach dem Krieg Deutschland aufgebaut», stammt natürlich wieder aus einer etwas unterbelichteten grünen Quelle.
Aufgebaut haben die, hier gut bezahlten, vorher in ihrer Heimat meist chancenlos arbeitslosen, Gastarbeiter mit ihrem D Mark-Überweisungen tatsächlich etwas, nämlich die Infrastruktur in ihren Heimatländern!
Und den Unsinn erzählen weder Jugoslawen , Italiener und Spanier noch Portugiesen!
Rudi
28. Mai, 2021Vor allem stimmt dies nicht in dem Sinne, daß diese am «Wiederaufbau» der frühen Nachkriegszeit (bis 1955) mitwirkten. Das waren die «Kartoffeln» also Deutsche selber.
Werner Bläser
25. Mai, 2021Der Artikel von Trankovits ist hoch-lesenswert, aber er irrt m.E. in einem Punkt. Er fragt, wieso gute Journalisten schlechten Journalismus machen. – Wer aber schlechten Journalismus macht, aus welchem Grund auch immer, ist meiner Meinung nach ein schlechter Journalist – ganz einfach. Wie viele Journalisten gibt es heute noch, denen man auf bestimmten Gebieten wirkliches Fachwissen unterstellen kann? Sehr wenige. Warum? Fachwissen ist nicht mehr nötig. Denn es ist ja Haltung gefragt. Wie viel Fachwissen braucht man, um Haltung zu zeigen? Null! Fachwissen ist da eher hinderlich, weil es uns Dinge in komplexer Sicht sehen lässt. Das ist dem Haltungsjournalismus nicht förderlich.
– Um ein Datum zu nennen: Die Entwicklung kulminierte vielleicht um 1980-1990 herum; wir merkten damals an der Uni., dass die Studenten nicht mehr gewillt waren, dasselbe Lesepensum für Seminare abzuarbeiten wie ihre Vorgängergeneration. Nur noch etwa die Hälfte. Wissen wurde in den Seminaren ersetzt durch Überzeugung. Fakten und komplexe Zusammenhänge interessierten zunehmend weniger, es war nur noch interessant, wer waren die «Guten», und wer die «Bösen». Bei wirklich jedem Thema. Eine Art ‘Comic-Strip-Mentalität’.
Wir hätten unter den Dozenten damals nie gedacht, dass diese studentischen Luschen sich erfolgreich in irgendeinem Beruf durchsetzen würden. Das war ein gigantischer Irrtum. Die bevölkern heute die Mainstream-Presse.
Haltungsjournalismus schliesst Qualitätsjournalismus aus. Denn Qualitätsjournalismus ist komplex und sachorientiert, Haltungsjournalismus ist primitiv und allein ideologieorientiert.
Antipater
26. Mai, 2021Die Demografie ist die große Zeitbombe. Im Moment macht sie sich durch aggressive Jungmännerhorden auf der Straße bemerkbar, in ein paar Jahren mit großer Wucht am Wahltag. Die Parteien, offiziell, mit Ausnahme der einen, alle nach wie vor glücksbesoffen angesichts von Diversity & Mutlikulti, versuchen irgendwie die ins politische Leben tretenden Alterskohorten aus den betreffenden Innenstadtvierteln für sich zu gewinnen. Da man in den Parteizentralen zwar nicht rechnen, dafür aber zählen kann, wird man die angebliche Staatsräson, an der festzuhalten nur ein paar jüdische Wähler gewinnen kann, stillschweigend opfern, um so an die Stimmen der jungen muslimischen Wähler zu gelangen. Die moralische Rechtfertigung dieser Volte wird bereits von Intellektuellen gedrechselt; einige würden die Zeitgenossen verlumpt nennen. Dort findet sich jener Typ des Denkers, der immer bereitstand, die nächste politische Niedertracht in klug klingende Argumente zu hüllen. Der perspektivisch sicherste Ort für Juden bleibt Israel, allem Terror zum Trotz. Dort kann man sich wenigsten in Würde seiner Haut wehren, statt hier Politiker um Schutz anbetteln zu müssen, die einen bereits abgeschrieben haben.