– Publico –
Politik, Gesellschaft & Übergänge

Israel, die ewige Eskalation

Original post is here eklausmeier.goip.de/wendt/2021/05-israel-die-ewige-eskalation.


Der Korrespondent der ARD liefert zwar keine Informationen über den Krieg der Hamas gegen Israel. Dafür dreht er historische Fakten, lässt Störendes weg – und bedauert, dass die Hisbollah so ruhig bleibt. Sein Bericht fügt sich perfekt in den Journalismus der Tagesschau ein

Von Alexander Wendt / / medien-kritik / 23 min Lesezeit

stdsize

„Mach dir keine Sorgen: Obwohl der israelisch-arabische Konflikt schon etliche Jahrzehnte währt und hochkomplex ist, ist für den Berichterstatter kaum Grundwissen erforderlich“, schrieb der Publizist Claudio Casula vor Jahren in seiner satirischen Anleitung ‘So wird man Nahostkorrespondent‘: Es ist auch gar nicht nötig, den unwissenden Leser oder Zuschauer mit Fakten zu nerven und das ganz dicke Brett zu bohren.

Ein simples Bild ist gefragt. Und die Sache ist ganz einfach: Israel ist die stärkere Partei in diesem Konflikt (Bad Guy), die Palästinenser die Underdogs (Good Guy). Nach diesem Muster biegen wir die Ereignisse vor Ort zurecht. Du wirst sehen, es geht wie von selbst.“

Der Beitrag des ARD-Korrespondenten Martin Durm aus dem Studio Kairo vom 14. Mai folgt Casulas Anleitung mustergültig. Während die Raketen der Hamas in israelischen Städten einschlagen und die israelische Armee versucht, die Stützpunkte der Miliz im Gazastreifen zu treffen, berichtet Durm weder aus Israel noch aus Gaza, obwohl beides näher an seinem Studio liegt. Er reist auch nicht nach Ramallah, um bei der Fatah-Regierung nachzufragen, warum die Wahlen in dem Selbstverwaltungsgebiet gerade wieder verschoben wurden, und ob die Begründung sich diesmal von den Ausreden der letzten 15 Jahre unterscheidet. Sondern er begibt sich in den Libanon, um von dort einen Beitrag für die Tagesschau zu liefern, der ganz ohne Informationen zu dem Angriff auf Israel oder die Verhältnisse im Gazastreifen und der Westbank auskommt.

Auch irgendwelche anderen journalistischen Informationen im herkömmlichen Sinn enthält Durms Beitrag nicht. Dafür betreibt der ARD-Mann in Kairo Framing wie aus der oben zitierten Anleitung, liefert den beim Thema Naher Osten im öffentlich-rechtlichen Funk so beliebten emotionalen Stoff, dreht an historischen Fakten, lässt alles weg, was nicht in sein Bild passt – und lässt auch noch seine Enttäuschung durchblicken: darüber, dass die Hisbollah („die kampferfahrene Schiitenmiliz“) Israel bisher nicht angreift, obwohl sie das, so der propagandaerfahrene ARD-Mann, mit ihrem Raketenarsenal doch leicht könnte.

Seine Mission führt Durm nach Sabra und Schatila im Libanon, zwei Orte, die der ARD-Mann konsequent „Flüchtlingslager“ nennt – obwohl die allermeisten Bewohner schon in der zweiten, dritten oder vierten Generation im Libanon geboren wurden. Bei seinen Gesprächspartnern holt er sich das ab, was Journalisten jederzeit bekommen können, ob nun im Libanon, in der Westbank oder im Gespräch mit antiisraelischen Arabern in Berlin oder London: Die Klage über das Elend der Palästinenser, immer unter sorgfältiger Aussparung der Frage, welcher Anteil daran der Fatah und der Hamas zufällt. Dafür nimmt das zweite in solchen Gesprächen übliche Narrativ einen großen Raum ein: der arabische Verrat an dem Kampf der Palästinenser.

«Die Araber haben uns längst verkauft», erklärt einer von Durms Gewährsleuten im Libanon. Um dann den emotionalen Rahmen für seinen Text zu basteln: „Viele Palästinenser im Libanon blicken resigniert auf die jüngste Eskalation der Gewalt. Von den arabischen Staaten kommen nur die üblichen Appelle. Die Enttäuschung ist vor allem in den Flüchtlingslagern Sabra und Schatila groß. Könnte sein, dass nach all den Jahren im Flüchtlingslager irgendwann mal der Punkt kommt, an dem man aufgibt. Weil die Durchhalteparolen nicht mehr helfen. Weil man zu oft verraten wurde von den arabischen Brüdern. Und weil die Welt nichts mehr wissen will von dieser aussichtslosen palästinensischen Leidensgeschichte.“

Weshalb genau diese propagandistische Version der palästinensischen Leidensgeschichte mittlerweile seit Jahrzehnten von westlichen Journalisten geschrieben, bebildert, gesendet und getrommelt wird, wobei sich öffentliche-rechtliche Nahostexperten aus Deutschland so schnell von keinem übertreffen lassen. Zum Kapitel des Verrats durch die arabischen Brüder gehört nämlich, dass der Sender Al Jazeera mittlerweile deutlich kritischer über die palästinensische Führung in Gaza und in Ramallah berichtet als ARD und ZDF.

„Von den palästinensischen Flüchtlingslagern Sabra und Schatila im Westen der libanesischen Hauptstadt Beirut bis nach Gaza sind es gerade rund 300 Kilometer. Dazwischen liegt Israel und macht diese Entfernung unüberbrückbar“, berichtet Durm, der nur ganz leicht kaschiert, was er für das eigentliche Nahostproblem hält: nämlich dieses Land zwischen dem Süden Libanons und dem Herrschaftsgebiet der Hamas. Dann folgt ein historischer Abriss besonderer Art:

„Wer in Sabra und Schatila aufgewachsen ist, weiß, was Gewalt anrichten kann. Während des libanesisches Bürgerkriegs umstellten israelische Einheiten dieses Lager und ließen es zu, dass christliche Milizen ein Massaker an Hunderten Palästinensern verübten.“

Es gab, was allerdings wenig bekannt ist, zwei Massaker an diesem Ort. Durm schafft es, aus den beiden unterschiedlichen Ereignissen eins zu machen – ob aus bemerkenswerter Faktenunkenntnis oder mit Kalkül, kann dahinstehen. Das erste Massaker fand im September 1982 statt, also nicht, wie der ARD-Korrespondent meint, im libanesischen Bürgerkrieg, sondern im israelisch-libanesischen Krieg, bei dem es sich vor allem um einen Krieg Israels gegen die damals in Beirut residierende PLO Jassir Arafats handelte. Zwischen dem 16. und dem 18. September 1982 drangen damals Truppen der Falangistischen Miliz mit Wissen der israelischen Armee in Sabra und Schatila ein, wo sie PLO-Mitglieder aufspüren sollten, tatsächlich allerdings zahlreiche Zivilisten ermordeten – als Rache für den Mordanschlag auf den libanesischen Präsidenten Bashir Gemayel durch pro-syrische Täter. Nach den späteren Untersuchungen der libanesischen Polizei ermordeten die Falangisten etwa 460 Menschen, darunter auch 35 Frauen und Kinder.
Zu diesem Massaker existieren unzählige Artikel, Beschreibungen, sogar Kunstwerke; das Massaker durch die christlichen Falangisten unter Aufsicht der IDF Sabra und Schatila gehört bis heute zu den wichtigsten Daten der offiziellen palästinensischen Geschichtsschreibung. Drei Jahre später, im libanesischen Bürgerkrieg 1985, ereignete sich das zweite Massaker, dieses Mal in Schatila und Bourj el-Barajneh. Damals brachte die schiitische Amal-Miliz, ebenfalls Gegner der PLO, an beiden Orten mehrere hundert Menschen um. Nach Angaben der UN forderte das Massaker 635 Todesopfer und 2500 Verletzte.

In dem Wikipedia-Eintrag zu Sabra und Schatila ist nur von dem Massaker 1982 die Rede, ebenfalls in hunderten Presseartikeln. Denn bei dem Überfall der Falangisten auf die beiden Orte passten die Täter zum Narrativ: christliche Miliz, israelische Armee im Hintergrund. Das Massaker vom Mai 1985 kostete zwar aller Wahrscheinlichkeit nach mehr Opfer, und bei den Opfern handelte es sich wieder um Palästinenser. Aber die Täter waren die Falschen: Angehörige einer muslimischen Truppe. Nach dem bewährten Muster _no jews, no news v_erschwand der Zivilistenmord also im Dunkel der politisch nutzlosen Ereignisse. Und auch ARD-Korrespondent Durm, der extra nach Sabra und Schatila reist, holt es dort nicht hervor, obwohl der Umstand, dass er das Massaker von 1982 fälschlich dem libanesischen Bürgerkrieg zuordnet, dafür spricht, dass er schon einmal etwas von der zweiten Massentötung gehört hat.

Wie die meisten westlichen Korrespondenten zeichnet Durm die Nahost-Geschichte als reine Auseinandersetzung zwischen Arabern und Israels mit klar verteilten Rollen; den „Verrat“ der anderen arabischen Staaten an der palästinensischen Sache lässt er beklagen, ohne die ARD-Zuschauer mit Hintergründen und Differenzierung zu behelligen. Etwa mit dem „Schwarzen September“ 1970, in dem die PLO Jordanien in einen Bürgerkrieg stürzte und versuchte, das Königshaus in Amman wegzuputschen.

Seine Gesprächspartnerin Mariam zitiert Durm mit dem Satz, der perfekt in alle Korrespondentenbeiträge dieser Art passt: «Es geschieht immer wieder. Immer wieder müssen Palästinenser sterben.» Um dann zu erklären, was sich seiner Meinung nach gerade ein paar hundert Kilometer weiter südlich abspielt:
„Auch dieser Konflikt folgt der üblichen Nahost-Dramaturgie: Er entzündet sich an einem kleinen Anlass, eskaliert, die Hamas feuert Raketen auf Israel, Israel wirft Bomben auf Gaza – und irgendwann tritt die Arabische Liga in Kairo zu einer Dringlichkeitssitzung zusammen.“
Kleiner Anlass: Wer es genauer wissen will, der könnte mehr über den vermeintlichen Anlass herausfinden, den Durm nicht genauer beschreiben will, nämlich die angekündigte Zwangsräumung von mehreren Häusern im Viertel Sheik Jarrah in Ostjerusalem durch israelische Behörden. Die Räumung soll erfolgen, weil die Familien sich offenbar – merkwürdigerweise alle gleichzeitig – weigerten, weiter Miete zu zahlen. Für den Korrespondenten eines großen und mit reichlich Gebührengeld wäre das ein interessanter Rechercheansatz, den die Tagesschau allerdings aus Gründen meidet.

Sein Ergebnis könnte die säuberliche Täter-Opfer-Erzählung stören und die Zuschauer in Deutschland verunsichern. Für die ARD ist praktischerweise auch jeder Jude in Ostjerusalem beziehungsweise der Westbank ein „Siedler“. Empfindlich gestört würde das Bild auch durch den Hinweis, dass es längst einen palästinensischen Staat mit Ostjerusalem als Hauptstadt geben könnte, wenn Jassir Arafat im Jahr 2000 das entsprechende Angebot des israelischen Premiers Ehud Barak angenommen hätte. Der damalige US-Präsident Clinton, Vermittler in den Verhandlungen, sagte damals zu Arafats Ablehnung: „Sie führen Ihr Volk in die Katastrophe“.

Zu dem, was in Israel und Gaza gerade passiert, gibt es bei Durm nur einen einzigen Halbsatz: „Die Hamas feuert Raketen auf Israel, Israel wirft Bomben auf Gaza.“ Dass die Hamas ungelenkte Raketen auf die Zivilbevölkerung abschießt, die israelische Armee dagegen gezielt gegen die Infrastruktur der Hamas vorgeht – auch diese Details muss Durm weglassen. Ihm geht es schließlich um den arabischen Verrat an den Palästinensern, das Versagen der Arabischen Liga und die klare Schuldverteilung:
„Was in Gaza geschehe, sei ein Alarmsignal, das man wahrnehmen müsse, liest Ahmed Aboul Gheit, Ägypter und Generalsekretär der Arabischen Liga vor. Die internationale Gemeinschaft müsse nun Verantwortung übernehmen, ein Palästinenserstaat sei unverzichtbar. Solche hohlen Erklärungen der Arabischen Liga erreichen niemanden mehr in einem Lager, das 1949 entstand, als kurz nach der Gründung Israels Tausende Palästinenser in den Libanon flohen.“

Die Palästinenser, die im Jahr 1949 allerdings noch keiner so nannte, flohen also wegen der „Gründung Israels“? Und nicht etwa als Folge des israelischen Unabhängigkeitskriegs 1948, der ausbrach, weil alle arabischen Länder ringsum dem neuen Staat schon am Tag nach seiner Gründung 1948 den Krieg erklärten, und den Feldzug unter dem Motto „Werft die Juden ins Meer“ führten? Bekanntlich scheiterte dieser Versuch, Israel zu beseitigen. Tatsächlich wurden in der Folge mehrere hunderttausend Araber vertrieben, allerdings mussten auch etwa 750 000 Juden die arabischen Länder des Nahen und Mittleren Ostens verlassen.

Wer seinem deutschen Publikum eine halbwegs differenzierte und ausgeleuchtete Geschichte des so genannten Nahostkonflikts präsentieren will, der fährt allerdings von vorn herein nicht von Kairo nach Sabra und Schatila, um sich dort die üblichen Soundbites für eine Geschichte diktieren zu lassen, deren Raster sowieso von Anfang an feststeht.
«Die Araber haben uns doch längst verkauft», lässt Durm einen seiner Gesprächspartner abermals klagen, «jetzt machen auch noch die Golfstaaten Frieden mit Israel.» Das scheint nicht nur der Gesprächspartner für eine bedenkliche Entwicklung zu halten, sondern auch der ARD-Reporter selbst. Denn er berichtet:

„Am Eingang des Lagers hängen die Märtyrer-Plakate der Hisbollah. Sie hat die Hamas in den vergangenen Jahren mit Geld subventioniert und vermutlich auch mit Raketen beliefert. Vom Iran bis an die Zähne bewaffnet wäre die kampferfahrene Schiitenmiliz wohl auch in der Lage, vom Südlibanon aus den Norden Israel zu beschießen.“

Um noch einmal seinen Konfidenten zu Wort kommen zu lassen, der die arabische Friedensbereitschaft gegenüber Israel so bedauert:
«’Das wird nicht passieren’, meint Salah. ‚Der Libanon kann sich keinen Krieg mehr mit Israel leisten. Er ist wirtschaftlich am Ende und hat genug Kriege erlebt’.“

Auch das Seufzen des Korrespondenten über die ungenügend schießbereite Hisbollah liest und hört jeder im Subtext mit. Durm zählt offensichtlich zu den Nahost-Korrespondenten, die in ihren Berichten ständig vor dem berühmten Flächenbrand warnen – ihn aber gar nicht so klammheimlich herbeisehnen. Und auch ein bisschen herbeischreiben- und funken. Denn Berichte über das palästinensische Leid, israelische Täter, nicht in Anführungszeichen gesetzte Märtyrer, die „kampferprobte Schiitenmiliz“ und das systematische Weglassen von allem, was auch nur ambivalent wirken könnte, ist auch der Treibstoff für die „Scheiß Juden“- und „Intifada-bis-zum-Sieg“-Aufmärsche in europäischen Städten. Die aggressive Opferrhetorik dringt seit Jahren nicht nur über arabische Satellitensender in den Westen, sondern auch über die Kanäle des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.

Durms Beitrag fügt sich perfekt in die ARD-Tonlage, zu der es auch gehört, sich in der Frage ganz ahnungslos zu stellen, wer eigentlich vor wenigen Tagen vor der Synagoge in Gelsenkirchen mit palästinensischen, türkischen und algerischen Flaggen aufmarschierte. Vielleicht Rechtsradikale? Könnte ja sein.

Er passt auch bestens zu dem Bericht der Tagesschau über die Intifada-Demonstrationen am Wochenende in Berlin und anderswo, bei der ein Mob Steine und Flaschen auf Polizisten warf, Bomben auf Tel Aviv forderte und den Sieg des Propheten über die Juden beschwor. Bei der Tagesschau hieß das: „Demonstration gegen Eskalation im Nahen Osten“.

Denn der ständige Eskalationsgrund seit 1948 – darin besteht auch die subkutane Botschaft von Durms Reportage – ist die Existenz Israels. Sollte die irgendwann enden, würde aus dem Nahen Osten natürlich kein Hort des Friedens und der Völkerverständigung. Aber dann wären Kriege und Massaker endlich eine ausschließlich innerarabische Angelegenheit, mit denen kein ARD-Reporter seine Zuschauer zuhause ungebührlich behelligt.

Dieser Text erscheint auch auf Tichys Einblick.

15 Kommentare
  • Gero Micheler
    17. Mai, 2021

    Auch die BBC ist ja mittlerweile auch ausgesprochen woke, aber insgesamt waren die medialen Sympathien in UK schon lange etwas mehr pro-Palestina, nicht nur bei BBC und Guardian – oder aber im konservativen Lager eher indifferent.

    Diese Folge von ‘From Our Own Correspondent’ war wieder ziemlich typisch New-BBC: Israel (‘ja schon Verteidigung, aber trotzdem die Übermächtigen’), dann Tyrannen und ihre Länder (‘und natürlich auch der böse Orban’), und schließlich Migranten auf den Kanaren (‘die Armen dürfen nicht wie sie wollen’).

    «A Spiral of Violence
    From Our Own Correspondent Podcast – Conflict in Gaza, the West Bank and Israel; strongman strategies in Turkey and Brazil; migrant routes to the Canary Islands»

    Wen es interessiert, nachzuhören hier: https://www.bbc.co.uk/programmes/p09hp4l2

    Auf diesen Kommentar reagieren

  • oldman
    17. Mai, 2021

    Aus gutem Grund tue ich mir die öffentlich-rechtlichen Propagandasender schon seit Monaten nicht mehr an, besser für den Blutdruck und das Gemüt. Gottseidank existieren noch andere Informationsquellen und sogar Journalisten, die diesen Namen verdienen. Danke, Herr Wendt.
    Leider hält die Mehrheit hierzulande den ÖR-Unsinn für bare Münze, ganz egal worum es sich handelt. Quousque tandem …. Ich befürchte: bis es zu spät ist. Dann – na ja, hatten wir schon.

    Auf diesen Kommentar reagieren

  • FunktionsElite
    17. Mai, 2021

    Die schlimmste aller Lügen sei die, die andere Hälfte der Wahrheit einfach wegzulassen, das wusste schon Platon. Was de Beauvoir mit «Die hinterhältigste Lüge ist die Auslassung» in den Modus des Aktuellen hievte. In diesem Metier haben es die ÖR Medien zur Meisterschaft gebracht. Flunkern eben wie ein Zwangsfinanzierter…

    Auf diesen Kommentar reagieren

  • Immo Sennewald
    17. Mai, 2021

    Einfach nur großes Dankeschön, dass Sie – mal wieder – den Ruf des deutschen Journalismus retten helfen, indem Sie die schauderhafte anti-israelische Propaganda eines Hochleistungs-Framers bloßstellen. Er unterstützt auf Kosten der (unfreiwilligen) Beitragszahler offen das Geschäft von Terrororganisationen wie Hamas, Fatah und Hisbolla. Vermutlich gehört er zu den Leuten, die Stolpersteine für tote Juden als Ablass für den eigenen, in solchen «Reportagen» erkennbaren Antisemitismus betrachten. Diese Heuchelei der politisch Verantwortlichen und ihrer medialen Schallverstärker ist beispiellos. Sie würde vermutlich nur noch durch Größe und Menge der Krokodilstränen übertroffen, mit denen hierzulande dieselben Leute reagierten, gelänge es dem Terror, den Staat der Juden zu vernichten. Sie werden ihre Drüsen nicht bemühen müssen.

    Auf diesen Kommentar reagieren

    • Jens Richter
      18. Mai, 2021

      Tote Juden sind Staatsraison in Deutschland. Und damit das Raisonnieren und die Stolpersteinproduktion anläuft, werden die Wannsee-Beschlüsse eben delegiert. Eichmann hatte 11.4 Millionen europäische Juden auf dem Zettel und wurde von den Alliierten gebremst, bevor er das letzte Häkchen setzen konnte. Die Hamas bremst kein Alliierter, denn Juden haben keine.

      Auf diesen Kommentar reagieren

  • Grand Nix
    17. Mai, 2021

    Lieber Herr Wendt, danke für diesen wichtigen Beitrag und die richtige Einordnung der Geschehnisse in diesem Konflikt. Um diese sehr komplexe und konfliktbeladene Gemengelage in dieser Region besser verstehen zu können, muss man, glaube ich, ob man will oder nicht, die Uhr um mehr als einhundert Jahre (Beginn des ersten Weltkriegs) zurückdrehen. Sich besonders auch die Rolle der Kolonialmächte, Frankreich und Großbritannien, genau anschauen, um zu verstehen, wie der Konflikt (durch Krieg, durch willkürliche Grenzziehungen, durch gebrochene Vereinbarungen, durch wirtschaftliche Interessen, Macht, Gier und Anmaßung usw. seinen Anfang und Lauf nahm. Ein guter Hinweis und ein Stichwort für Einsteiger wäre vielleicht: Oberst Thomas E. Lawrence (auch als Lawrence von Arabien bekannt).
    Ab da gäbe es sehr viel zu schreiben und erklären.
    Auch die wichtige Frage, wem «gehört» Jerusalem, der eigentliche Brenn- und Knackpunkt in dieser Auseinandersetzung, ist hoch interessant und berichtenswert.
    Die meisten Deutschen, auch jene, welche nicht zum sogenannten Bildungsprekariat gehören wollen, (weil – hust – Master-Abschluss oder Doktortitel teuer eingekauft) schwächeln in dieser Frage, was da wie in diesem Jahrzehnte andauernden Konflikt zusammenhängt und eine wichtige Rolle spielt. Und deshalb ist es vermutlich auch so leicht für die Berichtbestatter der Mainstream-Medien, so einseitig,
    larmoyant und lückenhaft, – – bis an die Grenze des Unerträglichen -herumzuschwurbeln.

    Auf diesen Kommentar reagieren

  • F. Jungeleit
    17. Mai, 2021

    Ein Journalist aus dem Linksbiotop würde wohl „Israel – die ewige Provokation“ titeln. Die Niederlage im Sechstagekrieg ist das transgenerationale Trauma des deutschen Linken. Dass Herr Durm sachte Allianzen auslotet und desillusioniert feststellen muss, dass niemand für die Hamas ins Angriffshorn stoßen möchte, verschärft das Problem offensichtlich noch.

    Auf diesen Kommentar reagieren

  • Libkon
    17. Mai, 2021

    Zitat:“ Sein Bericht fügt sich perfekt in den Journalismus der Tagesschau ein“. Zitatende. Da muss ein Tippfehler vorliegen, es muss doch wohl wahrheitsgemäß lauten:“ Sein Bericht fügt sich perfekt in den politischen Links-Aktivismus der „Aktuellen Kamera“, äh, pardon, „Tagesschau“, ein, oder etwa nicht?

    Auf diesen Kommentar reagieren

  • Werner Bläser
    18. Mai, 2021

    Erinnert sich jemand an Gerhard Konzelmann? Oder bin ich der einzige uralte Sack hier? Konzelmann hat das Nahost-Bild einer ganzen Generation geprägt. Da tut es nichts zur Sache, dass er vom Thema wenig Ahnung hatte. Dass er schamlos und ohne wenigstens zu paraphrasieren, aus den Büchern von Historikern abgeschrieben hat. Und dass er einmal – während der ‘Ölkrise’ – von der Kommandobrücke eines Öltankers aus berichtet hat.
    Was daran so skandalös ist? Nun, ganz einfach, da Konzelmann allerdings gerade keinen schnieken Öltanker zur Hand hatte, ging er in den Heizungskeller seines Senders, wo zahlreiche Röhren und technische Geräte herumstanden, und «simulierte» den Tanker.

    Und bitte sage mir niemand, das sei ein Einzelfall. Relotius schon vergessen? Ich habe für den Blog ‘mediagnose’ mal eine Aufstellung von Dutzenden von ähnlichen Fällen gemacht, aus USA und Europa.
    Die Versuchung, zu pfuschen, ist einfach für viele Journalisten zu gross, wenn sie nur bestimmte Narrative bedienen müssen und wenn sich ihre Vorgesetzten für die Details sowieso nicht interessieren.

    Wir dürfen nicht vergessen, dass Herr Wendt einer Minderheit unter den Journalisten angehört. Die Mehrheit ist im Normalfall allerbestenfalls oberflächlich informiert über die Themen, über die sie schreiben. Das ist schon bedingt durch die kurze Zeit, in der ein Thema «heiss» ist. Leute wie Gerd Ruge, Scholl-Latour, Haffner, R. Aron, und andere wachsen nicht auf Bäumen, sie bleiben Ausnahmeerscheinungen.

    So, wie in der Ökonomie eine schlechte Währung eine gute Währung verdrängen kann (Gresham’s Law) verdrängt der Haltungsjournalismus den soliden. Ganz einfach, weil es viel einfacher ist, ein Narrativ wiederzukauen als anständige Recherche-Arbeit zu leisten. Der Haltungsjournalist kann im Strom mitschwimmen, ist sich einer positiven Resonanz sicher, und geht kaum Risiko ein. Und seine «Arbeit» macht eben wenig Mühe. Da ist klar, was passiert.
    Wenn man mit einem Steak vor dem Maul eines Hundes herumwedelt, weiss man ja auch, was geschehen wird.

    Auf diesen Kommentar reagieren

    • Grand Nix
      18. Mai, 2021

      Guter Journalismus, ein friedliches Miteinander, wird wohl eher dort zuhause sein, wo es klug-bedächtig, wohlwollend-gemütlich und geordnet zugeht.

      Und nein, Sie sind nicht der einzige Ötzi, der über zahnlose Säbeltiger mit antrainierter Beißhemmung sinniert.

      Auf diesen Kommentar reagieren

    • pantau
      19. Mai, 2021

      Beschreiben Sie nicht wesentliche, wenn auch formale Züge von Antisemitismus? Das Erdichten, das bequeme Vereinfachen zugunsten der schäbigen Seite, die diese Verzerrung goutiert? Ohne diese Schwungmasse von Narrativbedienern u. Nachbetern gäbe es wohl keinen wirksamen Antisemitismus. Das entschuldigt kein Jota.

      Auf diesen Kommentar reagieren

    • Thomas
      19. Mai, 2021

      Baeren, Böcke und Auguren

      Der Herr Konzelmann schloss 1952 das Gymnasium ab und studierte darauf bis 1957 Geschichte und Literaturwissenschaft in Tübingen und Besançon. Einen Studienabschluss erreichte er nicht.

      Bambi-Fernsehpreis, Adolf-Grimme-Preis, Bundesverdienstkreuz, Verdienstkreuz 1. Klasse.

      Und die Verdienstmedaille BW:
      „Wir haben Ihre seriöse Recherche sowie Ihr differenziertes Urteil sehr geschätzt – sie waren ein solides und kompetentes Fundament für die eigene Meinungsbildung“
      (Ministerpräsident in seiner Laudatio)
      https://de.wikipedia.org/wiki/Gerhard_Konzelmann

      • „Erinnert sich jemand an Gerhard Konzelmann?»

      Ja.

      • «Oder bin ich der einzige uralte Sack hier?“

      Nein. 🙂

      Auf diesen Kommentar reagieren

  • pantau
    19. Mai, 2021

    «Denn Berichte über das palästinensische Leid, israelische Täter, nicht in Anführungszeichen gesetzte Märtyrer, die „kampferprobte Schiitenmiliz“ und das systematische Weglassen von allem, was auch nur ambivalent wirken könnte, ist auch der Treibstoff für die „Scheiß Juden“- und „Intifada-bis-zum-Sieg“-Aufmärsche in europäischen Städten.»

    Wie wahr. Und diese systematische Verzerrung gibts schon seit mindestens 2 Jahrzehnten in der deutschen Nahostberichterstattung. Sie ist allerdings immer schärfer geworden, ich glaube diese wohlfeilen Korrespondenten zittern mittlerweile regelrecht vor kaum noch unterdrücktem Antisemitismus.

    Auf diesen Kommentar reagieren

  • N. Schneider
    19. Mai, 2021

    «Ein simples Bild ist gefragt». Leute wie Durm sind Ideologen bzw. Gläubige, sie denken in simplen (linksideologischen) Bildern.
    Wie sehr der deutsche Journalismus auf den Hund gekommen ist, zeigt sich auch daran, dass Martin Durm «für seine Berichte aus dem Nahen Osten […] mehrmals ausgezeichnet» (Wikipedia) wurde. So zum Bsp. 2015 mit dem «Reemtsma Liberty Award». Im Jahr 2017 ging der Preis an Claas Relotius.
    Diese sogenannten Journalistenpreise rufen in mir immer das Bild der bis ins Groteske mit Orden behangenen Ostblock-Veteranen hervor, jedoch mit den Gesichtern von Reschke, Restle, Relotuis, Durm und wie sie alle heißen. Eine Schande für den Berufstand.

    Auf diesen Kommentar reagieren

  • Gitte
    20. Mai, 2021

    https://www.youtube.com/watch?v=thUAEFq67qY

    Eine extrem wichtige Petition in unser aller Interesse.
    Darum meine dringende Bitte um Unterschrift.
    Und Verteilung.

    Auf diesen Kommentar reagieren

Original: Israel, die ewige Eskalation

Liebe Leser von Publico: Dieses Onlinemagazin erfüllt wie eine Reihe von anderen Medien, die in den letzten Jahren entstanden sind, eine zentrale und früher auch allgemein selbstverständliche publizistische Aufgabe: Es konzentriert sich auf Regierungs- und Gesellschaftskritik. Offensichtlich besteht ein großes Interesse an Essays und Recherchen, die diesen Anspruch erfüllen. Das jedenfalls zeigen die steigenden Zugriffszahlen.
Kritik und Streit gehören zur Essenz einer offenen Gesellschaft. Für einen zivilisierten Streit braucht es gut begründete Argumente und Meinungen, Informationen und Dokumentationen von Fakten. Publico versucht das mit seinen sehr bescheidenen Mitteln Woche für Woche aufs Neue zu bieten. Dafür erhält dieses Magazin selbstverständlich kein Steuergeld aus dem Medienförderungstopf der Kulturstaatsministerin Claudia Roth, kein Geld aus dem Fonds der Bundeszentrale für politische Bildung (obwohl Publico zur politischen Bildung beiträgt) und auch keine Überweisungen von Stiftungen, hinter denen wohlmeinende Milliardäre stehen. Ganz im Vertrauen: Publico möchte dieses Geld auch nicht. Die einzige Verbindung zu diesen staatlichen Fördergeldern besteht darin, dass der Gründer des Magazins genauso wie seine Autoren mit seinen Steuern dazu beiträgt, dass ganz bestimmte Anbieter auf dem Medien- und Meinungsmarkt keine Geldsorgen kennen. Es gibt nur eine Instanz, von der Publico Unterstützung annimmt, und der dieses Medium überhaupt seine Existenz verdankt: die Leserschaft. Alle Leser von Publico, die uns mit ihren Beiträgen unterstützen, machen es uns möglich, immer wieder ausführliche Recherchen, Dossiers und Widerlegungen von Falschbehauptungen anzubieten, Reportagen und Rezensionen. Außerdem noch den montäglichen Cartoon von Bernd Zeller. Und das alles ohne Bezahlschranke und Abo-Modell. Wer unterstützt, sorgt also auch für die (wachsende) Reichweite dieses Mediums.
Publico kann dadurch seinen Autoren Honorare zahlen, die sich nicht wesentlich von denen großer Konzernmedien unterscheiden (und wir würden gern noch besser zahlen, wenn wir könnten, auch der unersetzlichen Redakteurin, die Titelgrafiken entwirft, Fehler ausmerzt, Leserzuschriften durchsieht und vieles mehr).
Jeder Beitrag hilft. Sie sind vermutlich weder Claudia Roth noch Milliardär. Trotzdem können Sie die Medienlandschaft in Deutschland beeinflussen. Und das schon mit kleinem Einsatz. Der Betrag Ihrer Wahl findet seinen Weg via PayPal – oder per Überweisung auf das Konto 
(Achtung, neue Bankverbindung!) A. Wendt/Publico DE88 7004 0045 0890 5366 00, BIC: COBADEFFXXX
Dafür herzlichen Dank.

Die Redaktion