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Von Alexander Wendt / / spreu-weizen / 8 min Lesezeit
Medienkrise kurz erklärt
12 Kommentare
Original: Publico » FUNDSTÜCK
Liebe Leser von Publico: Dieses Onlinemagazin erfüllt wie eine Reihe von anderen Medien, die in den letzten Jahren entstanden sind, eine zentrale und früher auch allgemein selbstverständliche publizistische Aufgabe:
Es konzentriert sich auf Regierungs- und Gesellschaftskritik.
Offensichtlich besteht ein großes Interesse an Essays und Recherchen, die diesen Anspruch erfüllen.
Das jedenfalls zeigen die steigenden Zugriffszahlen.
Kritik und Streit gehören zur Essenz einer offenen Gesellschaft.
Für einen zivilisierten Streit braucht es gut begründete Argumente und Meinungen, Informationen und Dokumentationen von Fakten.
Publico versucht das mit seinen sehr bescheidenen Mitteln Woche für Woche aufs Neue zu bieten.
Dafür erhält dieses Magazin selbstverständlich kein Steuergeld aus dem Medienförderungstopf der Kulturstaatsministerin Claudia Roth, kein Geld aus dem Fonds der Bundeszentrale für politische Bildung (obwohl Publico zur politischen Bildung beiträgt) und auch keine Überweisungen von Stiftungen, hinter denen wohlmeinende Milliardäre stehen.
Ganz im Vertrauen: Publico möchte dieses Geld auch nicht.
Die einzige Verbindung zu diesen staatlichen Fördergeldern besteht darin, dass der Gründer des Magazins genauso wie seine Autoren mit seinen Steuern dazu beiträgt, dass ganz bestimmte Anbieter auf dem Medien- und Meinungsmarkt keine Geldsorgen kennen.
Es gibt nur eine Instanz, von der Publico Unterstützung annimmt, und der dieses Medium überhaupt seine Existenz verdankt: die Leserschaft.
Alle Leser von Publico, die uns mit ihren Beiträgen unterstützen, machen es uns möglich, immer wieder ausführliche Recherchen, Dossiers und Widerlegungen von Falschbehauptungen anzubieten, Reportagen und Rezensionen.
Außerdem noch den montäglichen Cartoon von Bernd Zeller. Und das alles ohne Bezahlschranke und Abo-Modell. Wer unterstützt, sorgt also auch für die (wachsende) Reichweite dieses Mediums.
Publico kann dadurch seinen Autoren Honorare zahlen, die sich nicht wesentlich von denen großer Konzernmedien unterscheiden (und wir würden gern noch besser zahlen, wenn wir könnten, auch der unersetzlichen Redakteurin, die Titelgrafiken entwirft, Fehler ausmerzt, Leserzuschriften durchsieht und vieles mehr).
Jeder Beitrag hilft.
Sie sind vermutlich weder Claudia Roth noch Milliardär.
Trotzdem können Sie die Medienlandschaft in Deutschland beeinflussen.
Und das schon mit kleinem Einsatz.
Der Betrag Ihrer Wahl findet seinen Weg via PayPal – oder per Überweisung auf das Konto
(Achtung, neue Bankverbindung!)
A. Wendt/Publico
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Dafür herzlichen Dank.
Die Redaktion
Thomas
6. Mai, 2021Ein Zehntel der Redaktions-Jobs fallen weg? Bei der Alpenprawda? Oho!
Auweh! Vermutlich wird es nun die letzten Dissidenten in den Reihen dieses politischen Vereins treffen. Sonst weist womöglich nochmal ein Musiksachverständiger auf den Umstand hin, daß manche Klavierspieler ihr Talent für Betonung auf dem Gebiet von Twitter gelungener ausleben. Helmut Mauró kann sich schon mal warm anziehen.
Wer wissen will, was er wollen soll, der darf gerne SZ lesen. Dieses … Blatt wird an jedem Zeitungsständer der Republik feil geboten; oder man findet es irgendwo liegengelassen. Da kann man dann nachlesen, was gefälligst gewollt werden soll. Und wie herrlich doch die kunterbunte Welt ist. Widdewiddewitt. Man kann auch sein Frühstück drin einpacken.
Wer dagegen wissen will, was ist, der liest heute besser … andernorts.
W. Hoffmann
7. Mai, 2021Das war doch abzusehen, und es ist erst der Anfang. Die SWMH beherbergt ja noch viele weitere Zeitungen im süddeutschen Raum. Generell gilt: wenn nur eine einzige Meinung verbreitet werden soll (darf), genügt eine einzige Zeitung. Da kommt noch was.
Thomas
7. Mai, 2021„Generell gilt: wenn nur eine einzige Meinung verbreitet werden soll (darf), genügt eine einzige Zeitung. Da kommt noch was.“
Ja. Prawda eben. Das liegt in der Natur dieser Haltungs-Ideologie. Wobei auch die Prawda der UDSSR (Auflage 14 Millionen) nach dem Zerfall der Sowjetunion in zwei, später in drei ähnliche Wahrheiten aufgespalten wurde. Aus den Körnchen dieses Wahrheits-Zeugs picken sich die Gebrüder Marx (die Lenins und Trotzkis dieser Welt) dann ihre politischen Stoffwechsel zurecht. Die Ergebnisse sind teilweise durchaus bemerkenswert – ansonsten tritt man, in Gedanken versunken, womöglich noch aus Versehen wo rein.
„Eine übertriebene Wahrheit ist keine Wahrheit mehr.“
Friedrich Melchior Grimm (1723 – 1807)
Mit freundlichen Grüßen,
Thomas
pantau
6. Mai, 2021Meine grundsolide Schadenfreude wird nur etwas getrübt durch die doch recht stabilen Auflagen des noch weitaus hetzerischeren Tagesspiegel.
Albert Schultheis
6. Mai, 202110% weniger Hetze und Diffamierung! Ein Win-Win für Bayern und Deutschland! Weiter so, Süddeutsche.
Wolfgang Schmidt
6. Mai, 2021Wunsch und Begründung für die 4 Tage Woche würden doch eigentlich ein Potential von mindestens 20% Stellenabbau nahelegen?
A. Iehsenhain
6. Mai, 2021Jetzt versteht man so einiges bei der SZ – die Mitarbeiter sind also hochkonzentriert beim «restlichen anderen Kram»; ob sie allerdings bei Tagesende acht Stunden gearbeitet haben, steht auf einem anderen Blatt. Vielleicht ist das Wort «konzentriert» auch nur aus Versehen ans Ende des Eingangssatzes gerutscht. Wenn jetzt 500 Jobs in der Redaktion wegfallen, viele sich aber geistig eh nicht anwesend fühlen, ist es ja eigentlich gar nicht schlimm für sie, wenn sie gefeuert werden. Geht es dann noch nach dem Motto «Körper und Geist sind eins», schlägt sich das nicht mal mehr in der Statistik nieder und die SZ kann für 2020 stattdessen verkünden, dass keine Entlassungen nötig waren.
Lichtenberg
6. Mai, 2021Gibt’s schon eine Studie der Stanford University zur Chill-/Work-balance bei den ÖR-Schwerarbeitenden?
Jochen Schmidt
7. Mai, 2021Ich finde diese Gegenüberstellung nicht so erhellend. Denn dass so viele Redaktionsstellen gestrichen werden – wieder einmal -, das liegt doch nicht an den vielen Kaffeepausen und dem vielen Rumgedaddel der Journalisten. Das hat ja reale Gründe, über die hier bei Publico schon mehrfach geschrieben worden ist.
Was ich so faszinierend finde: Seit den 1990er Jahren geht es im Journalismus immer schlechter, immer mehr Stellen fallen weg. Wie reagieren nun die Journalisten und Redaktionen, wie versuchen sie, dem Niedergang entgegenzuwirken?
Ich hätte jetzt erwartet: Sie kämpfen – äh, kämpfen mit journalistischen Mitteln – um jeden Leser, um jeden Kunden, um jedes Abo. Natürlich hat es da verschiedene Versuche gegeben, gerade auch mit attraktiveren Preismodellen für die Kunden. Aber man hat eigentlich nicht den Eindruck, dass die Journalisten wirklich um ihre Leser kämpfen.
Was machen sie stattdessen? Aktivismus. Offenbar hält die Mehrheit der Journalisten in den Main Stream-Medien Aktivismus für aussichtsreicher als das Bemühen, durch entsprechende Qualität Leser (also Kunden) zu binden oder gar neu zu gewinnen.
Das letztere wäre eher so die fern-östliche Einstellung: Wenn Du keine Kunden hast, oder wenn Dir die Kunden davonlaufen, dann arbeite besser, arbeite mehr, arbeite so gut, dass die Kunden wieder kommen und auch bleiben. Oder aber wechsle den Job und arbeite dort entsprechend gut.
Nicht so in Deutschland: Dort heißt die vermeintliche Lösung: Aktivismus, weil dann gibt’s Geld vom Staat und Geld von Gates und Geld von Soros. Ist aber auch in Nordamerika so, eigentlich in der ganzen westlichen Welt.
Man stelle sich diese Strategie mal im Maschinenbau vor: Unsere Maschinen verkaufen sich nicht mehr so gut, seit Jahrzehnten ist der Absatz rückläufig – also machen wir jetzt Aktivismus, weil das bringt’s.
Mimus Polyglottos
8. Mai, 2021Die WELT leistet sich den Luxus, die (bezahlenden) Leser über Artikel, die als «Meinung» charakterisiert sind, abstimmen zu lassen.
Es ist erstaunlich zu sehen, wie wohl die Hälfte der z.T. als «Chefkommentatoren» benannten Personen hartnäckig gegen ihre Leser anschreiben – erkennbar daran, dass die Leserschaft mit 10 zu 1 den Kommentar ablehnt. Jedoch, es ist möglicherweise nicht der Freud’sche Thanatos, der die Redakteure treibt, sondern die winkenden Staatsmilliarden (Demokratiebagabe oder so ….) .
Ach ja, S. G., ich weiß, dass Sie das lesen: Sie sind eine Ausnahme! Ich ziehe meinen Hut vor Ihnen.
Materonow
7. Mai, 2021Sowas aber auch!
Endlich tun die da mal was Vernünftiges, sich von all den Merkeljublern zu befreien!
Wurde auch höchste Zeit.
Immerhin wird wohl Heribert, der Verprantelte die Schlacht überstehen.
N. Schneider
7. Mai, 2021Tja, nachdem es vorerst keine Millionen aus dem Steuertopf für regierungskonforme Berichterstattung gibt – außer weiterhin den verdeckten über Anzeigen –, waren diese Maßnahmen wohl unvermeidlich. Für die restlichen ca. 450 Agitatoren heißt es nun Schnatterinchen mit allen medialen Mitteln ins Bundeskanzleramt hieven. Gelingt dies, brechen doch noch die erhofften goldenen Zeiten an. Steuergeld ohne Ende. Die Zeit in der konzentriert gearbeitet werden muss, reduziert sich auf weit weniger als zweieinhalb Stunden. Zeitraubende Recherchen sind für immer passee. Hofberichterstattung und Hetze gehen zügig von der Hand. Zu beachten ist lediglich: In der Attitüde des aufrechten Kämpfers gegen die Mächte der Finsternis, das Fähnchen immer schön in den Wind halten.