Publico wünscht allen Lesern frohe Ostern
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Von Alexander Wendt / / politik-gesellschaft / 7 min Lesezeit
Ostern 2021 erleben wir im Lockdown, wie schon im vergangenen Jahr. Damals sah es so aus, als wäre die Stilllegung des Kultur- und Geschäftsbetriebs eine einmalige Maßnahme, um die Zeit bis zur Entwicklung eines Impfstoffs zu überbrücken.
Zu Ostern 2021 erleben wir ein erschöpftes Land: Eine Regierung, die gerade wieder auf eine Verschärfung der Stilllegungsmaßnahmen zusteuert, weil ihr keine Alternativen einfallen, die sich an zentralistische Maßnahmen klammert, und der es auch nach Monaten nicht gelingt, wenigstens einfache Hilfsmaßnahmen für zehntausende Unternehmer und Selbständige zu organisieren.
Einen Bundespräsidenten, der nicht die Grundrechte der Verfassung verteidigt, sondern das gefühlte Grundrecht von Berufspolitikern, möglichst unbelästigt von Kritik weiterwursteln zu können.
Einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk, der sich nicht als Anwalt der Bürger versteht, sondern als Lautsprecher der Regierung, der links von ihr stehenden Oppositionsparteien und einer Ansammlung von Lobbyvereinen, für die auch in der Pandemie reichlich Geld zur Verfügung steht.
Erschöpft fühlen sich viele vor allem, weil sie nicht wissen und noch nicht einmal ahnen können, an welchem Punkt sie sich befinden. Folgt noch ein dritter und irgendwann ein fünfter Lockdown? Die zehnte und dann die zwanzigste Versicherung, jetzt kämen die entscheidenden nächsten drei Wochen?
Covid-19 wirkt wie ein Kontrastmittel für die gern verwischten sozialen Verhältnisse im Land: die tiefe Spaltung zwischen denjenigen, die von Steuern und Abgaben leben, und die auch in einem dritten und fünften Lockdown keine finanziellen Einschränkungen spüren, und denjenigen, die ihren Lebensunterhalt selbst bestreiten und gleichzeitig die Mittel für die bessergestellte Kaste erwirtschaften müssen.
Die Kommunikation im Land war schon von Corona gestört. In dieser Lage entstanden und entstehen aber auch neue Medien und Plattformen. Publico, 2017 gegründet, konnte in den vergangenen viereinhalb Jahren stark wachsen. Das Medium erreicht mittlerweile 300 000 bis 400 000 Seitenabrufe pro Monat – und steht auch nach einem Jahr Corona dank seiner Leser wirtschaftlich solide da. Es bietet dafür Dossiers, Recherchen, Essays, Rezensionen, Texte von Gastautoren. Ab und zu hoffentlich auch Amüsement.
Deshalb: Danke an alle Unterstützer, die auch in diesen Zeiten, die für viele wirtschaftliche Einschränkungen bedeuten, mit ihren Beiträgen ein Medium möglich machen.
Publico möchte weiter wachsen. Leider können Gründer und Mitarbeiter den Tag nicht über vierundzwanzig Stunden ausdehnen. Von zehn Texten, die geschrieben werden müssten, entsteht deshalb einer. Aber der so gut und solide wie möglich.
Für die folgende Prognose können wir keine Gründe liefern, wir greifen sie einfach aus der Osterluft: Im nächsten Jahr wird Publico mehr Leser erreichen als jetzt. Im Frühling 2022 erleben wir vielleicht – hoffentlich – ein etwas weniger erschöpftes Land.
Wir wünschen allen Lesern frohe Ostern. Und Hoffnung. Ohne sie wären wir arm dran.
Alexander Wendt und Publico-Redaktion
9 Kommentare
Original: Publico wünscht allen Lesern frohe Ostern
Liebe Leser von Publico: Dieses Onlinemagazin erfüllt wie eine Reihe von anderen Medien, die in den letzten Jahren entstanden sind, eine zentrale und früher auch allgemein selbstverständliche publizistische Aufgabe:
Es konzentriert sich auf Regierungs- und Gesellschaftskritik.
Offensichtlich besteht ein großes Interesse an Essays und Recherchen, die diesen Anspruch erfüllen.
Das jedenfalls zeigen die steigenden Zugriffszahlen.
Kritik und Streit gehören zur Essenz einer offenen Gesellschaft.
Für einen zivilisierten Streit braucht es gut begründete Argumente und Meinungen, Informationen und Dokumentationen von Fakten.
Publico versucht das mit seinen sehr bescheidenen Mitteln Woche für Woche aufs Neue zu bieten.
Dafür erhält dieses Magazin selbstverständlich kein Steuergeld aus dem Medienförderungstopf der Kulturstaatsministerin Claudia Roth, kein Geld aus dem Fonds der Bundeszentrale für politische Bildung (obwohl Publico zur politischen Bildung beiträgt) und auch keine Überweisungen von Stiftungen, hinter denen wohlmeinende Milliardäre stehen.
Ganz im Vertrauen: Publico möchte dieses Geld auch nicht.
Die einzige Verbindung zu diesen staatlichen Fördergeldern besteht darin, dass der Gründer des Magazins genauso wie seine Autoren mit seinen Steuern dazu beiträgt, dass ganz bestimmte Anbieter auf dem Medien- und Meinungsmarkt keine Geldsorgen kennen.
Es gibt nur eine Instanz, von der Publico Unterstützung annimmt, und der dieses Medium überhaupt seine Existenz verdankt: die Leserschaft.
Alle Leser von Publico, die uns mit ihren Beiträgen unterstützen, machen es uns möglich, immer wieder ausführliche Recherchen, Dossiers und Widerlegungen von Falschbehauptungen anzubieten, Reportagen und Rezensionen.
Außerdem noch den montäglichen Cartoon von Bernd Zeller. Und das alles ohne Bezahlschranke und Abo-Modell. Wer unterstützt, sorgt also auch für die (wachsende) Reichweite dieses Mediums.
Publico kann dadurch seinen Autoren Honorare zahlen, die sich nicht wesentlich von denen großer Konzernmedien unterscheiden (und wir würden gern noch besser zahlen, wenn wir könnten, auch der unersetzlichen Redakteurin, die Titelgrafiken entwirft, Fehler ausmerzt, Leserzuschriften durchsieht und vieles mehr).
Jeder Beitrag hilft.
Sie sind vermutlich weder Claudia Roth noch Milliardär.
Trotzdem können Sie die Medienlandschaft in Deutschland beeinflussen.
Und das schon mit kleinem Einsatz.
Der Betrag Ihrer Wahl findet seinen Weg via PayPal – oder per Überweisung auf das Konto
(Achtung, neue Bankverbindung!)
A. Wendt/Publico
DE88 7004 0045 0890 5366 00,
BIC: COBADEFFXXX
Dafür herzlichen Dank.
Die Redaktion
Nicole Warich
4. April, 2021Lieber Herr Wendt, ohne Sie(!) wären wir arm dran! Machen Sie bitte weiter so!!! Ihre wertvolle Arbeit werden wir auch weiterhin, im Rahmen unserer Möglichkeiten, unterstützen. Wir wünschen Ihnen ebenfalls frohe Ostern!
Jens Richter
5. April, 2021Dem schließe ich mich an. Der erste Klick am frühen Morgen gilt Herrn Wendt. Kaffee ohne publico ist nur halb so schmackhaft. Ich wünsche Ihnen und allen Diskutanten schöne Ostertage.
Christina
4. April, 2021Lieber Alexander,
Ihre brillianten Recherchen sind für mich eine Wohltat! Ich bedanke mich und wünsche ebenfalls frohe Ostern!
P. Groepper
4. April, 2021Lieber Herr Wendt,
hervorragender Journalismus (wohlüberlegt, mit sichtbarer Sorgfalt recherchiert, stilistisch souverän, auf das Wesentliche konzentriert, verständlich, ideologiefrei, phrasenfrei) wird nicht dadurch besser, dass er seine vorhandenen Ressourcen breiter einsetzen zu müssen glaubt. Halten Sie Ihre Qualität. Es wäre zu schade, eines Tages feststellen zu müssen, dass «der Wendt» «früher mal besser war». Spitzenqualität kann nie Massenware sein oder werden. Bleiben Sie also lieber bei einem Text mit Klasse, statt zehn Texten und Masse. Bleiben Sie ein journalistischer Sternekoch, statt eine journalistische Großküche anzustreben. Ich habe keinen Zweifel, dass Sie diese Ermunterung gar nicht nötig haben. Ich wollte es aber dennoch einmal gesagt haben.
Vielen Dank für Ihre Beiträge!
Grand Nix
5. April, 2021Ermunterung haben wir alle nötig, brauchen wir alle ein wenig, lieber P. Groepper, besonders in unsicheren und schwierigen Zeiten.
Deshalb schließe ich mich ihren Worten an. Wünsche auch ich dem journalistischen «Sternekoch» und seiner aufmerksamen Redakteurin, weiterhin gutes Gelingen.
Grand Nix
HB
5. April, 2021Hallo Herr Wendt,
Ihnen auch frohe Ostern!
Ihre luziden Artikel ragen für mich sehr weit heraus in der sog. «Blogosphäre». Von den Mainstream-Medien brauchen wir gar nicht zu reden. Mir ist Klasse lieber als Masse. Daher bin ich über einen guten Artikel alle paar Tage sehr glücklich. Stressen Sie sich daher nicht, dass Sie noch 10 weitere schreiben müssten.
Freundliche Grüße
Immo Sennewald
5. April, 2021Einfach ein großes Dankeschön an Sie und Ihre Mitarbeiter, lieber Alexander Wendt, viel Erfolg und noch viel mehr Unterstützung in der kommenden Zeit: Bleiben Sie bissig und heiter, wir werden’s brauchen.
Dieter Schilling
5. April, 2021Vielen Dank für die hervorragenden Artikel und Frohe Ostern!
Gotlandfahrer
7. April, 2021Zunächst auch von mir herzlichen Dank für Ihre Arbeit und die Zuversicht. Ohne Menschen wie Sie wäre hier schon lange das Licht aus, ich hoffe zukünftige Generationen werden in der Lage sein, zu schätzen, welchen Wert Arbeit wie die Ihrige hat!
Ansonsten noch ein Gedanke: Wenn wir, was wir tun sollten, noch der Vorstellung des Staatsvolkes anhängen, dann sind wir als Schicksalsgemeinschaft auch Ausdruck unseres eigenen Durchschnitts. Mitgehangen, mitgefangen. Dann ist alles, was «wir» derzeit geschehen lassen, konsequentes Ehrlichwerden: Wieviel Selbstlosigkeit in Form erduldeter Selbstschädigung sind «wir» tatsächlich bereit zu ertragen, für das Erfüllen «unserer» Gelöbnisse vom Weltmenschen, der keiner Fliege mehr etwas zuleide tun will? Wieviel Erniedrigung unserer Kinder, eigene Willfährigkeit und verbissene Treue in «unsere» Führung erfordert tatsächlich unser Selbstbild vom «solidarischen und befreienden Individuum» ? Der ganze Inkonsistenz-Schmodder, der gerade aus der Kloake der falschen Freiheiten nach oben gespült wird, ist doch Ausdruck eines großen Reinigungsprozesses. Es wird noch hässlich werden, aber es tut endlich not.