– Publico –
Politik, Gesellschaft & Übergänge

Publico Dossier

Die Köche der guten Süppchen

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Ein Berliner Juso-Funktionär träumt davon, Feinde zu erschießen. Medienaktivisten arbeiten daran, den Welt-Journalisten Rainer Meyer aus der Öffentlichkeit zu drängen. Beide Fälle sind exemplarisch für eine Gesellschaft, in der Argumente verschwinden – und lästige Leute als Feinde markiert werden

Von Alexander Wendt / / politik-gesellschaft / 49 min Lesezeit

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Dieser Text erzählt unter anderem von Bengt Rüstemeier, bis eben noch Mitglied des Berliner Juso-Landesvorstandes und immer noch Mitglied des Akademischen Senats der Humboldt-Universität Berlin, ein junger, andrerseits nicht mehr ganz so junger Mann, der sich öffentlich seine Gedanken über die Erschießung bestimmter Menschengruppen gemacht hatte. Außerdem behandelt er die Empörung gegen den Welt-Autor Rainer Meyer alias Don Alphonso.

Meyer schreibt nicht über das Erschießen bestimmter Leute. Auch markiert er keine anderen Personen als Ziel irgendwelcher Maßnahmen. Aus bestimmten Gründen halten ihn mehrere Medienmitarbeiter trotzdem für eine Person, die möglichst gründlich aus der Öffentlichkeit gedrängt werden sollte.

Einen SPD-Jungpolitiker und Juso-Funktionär mit Senatssitz in der Humboldt-Universität, der öffentlich Erschießungsphantasien pflegt, stellen wir uns eher nicht als Bürger vor, der sich in der gemäßigten Zone der spätmerkelianischen Republik wohlfühlt. Auf Bengt Rüstemeier trifft das trotzdem zu. Bis vor wenigen Tagen war er stellvertretender Vorsitzender der Jusos Pankow, gehörte dem erweiterten Berliner Juso-Landesvorstand Berlin an, sitzt im akademischen Senat der Humboldt-Universität und machte sich auf Twitter Gedanken über die Erschießung von Jungliberalen und Vermietern.

Um Algorithmen zu umgehen, die bei dem Kurznachrichtendienst auf Wörter wie „erschießen“ reagieren, ersetzte er dabei das e durch das Euro-Zeichen oder eine 3, das o durch eine Null, vorsichtshalber erfand er auch das Wort „ershooten“. Ein Twitter-Post von ihm lautete übersetzt: „Jungliberale ershooten wann?“

Ein anderer: „Ein v€rm1€7€rschw€!n (Vermieterschwein) persönlich zu €rsh0073n (erschießen) kann hilfreich sein aber, aber muss nicht notwendig voraussetzung sein“.

So etwas wie Empörung kam bei den Berliner Jusos nur sehr schleppend in Gang.
„Ich lese nur konkrete Lösungsansätze zur Bekämpfung der Gentrifizierung“, twitterte ein Mitglied aus Berlin-Mitte über Rüstemeiers Vorschlag, Vermieter umzulegen. Das „Referat Lehre und Studium“ im Asta der Humboldt-Universität legte den Hashtag „#SolidaritätmitBengt“ an und erklärte die Berichterstattung über seine Tweets zum eigentlichen Problem beziehungsweise zu „rechten Strategien“:

Zwischen Yachtclub und Gulag-Fantasie

Erst, als die SPD-Parteiführung ein wenig Druck ausübte – schließlich finden am 26. September in Berlin nicht nur Bundestags- sondern auch Abgeordnetenhauswahlen statt – rangen sich die Jusos zu einer Distanzierung von Gewalt durch, allerdings, ohne Rüstemeier zu erwähnen. Der legte dann seine Funktionen nieder und bat um „Entschuldigung für meine dummen und unbedachten Äußerungen. Mir ist klar geworden, dass diese Aufforderung als Aufforderung zur Gewalt verstanden werden können.“
Jedenfalls dann, wenn jemand die Überlegung, eine bestimmte Menschensorte zu erschießen, mutwillig als Gewaltaufforderung interpretiert.

Wie es in SPD-Kreisen heißt, hatte ihm die SPD-Landesführung mit einem Parteiausschlussverfahren gedroht, sollte er die Funktionen nicht niederlegen. Was umgekehrt bedeutet, dass er wohl Mitglied der Partei bleiben kann. Seinen Sitz als studentischer Vertreter im Universitätssenat behält er, siehe oben, einstweilen auch.

Um nun zur bürgerlichen Zone zu kommen: Rüstemeier ist oder war zumindest bis vor Kurzem auch Mitglied im Blankeneser Segelclub e. V. und Gast im Yacht-Club Berlin.

Wäre seine politische Karriere ohne größeres Ruckeln weitergegangen, dann hätte er also auch dort weiter Kontakte knüpfen können, wo sich vielleicht der eine oder andere Vermieter findet. Aber wer weiß, möglicherweise kommt er ja auch wieder zurück in eine Spur, die irgendwann in ein Parlament oder in eine öffentlich finanzierte Organisation führt. Ein Facebook-Video, das Rüstemeier von sich selbst aufgenommen hatte, zeigt einen sehr dünnen, intellektuell und motorisch wenig begabten Jungen, der versucht, einen Artikel der Zeit von Jens Jessen wegen Sexismus zu kritisieren. Zwischen den Sätzen, die er in die Kamera spricht, isst er. Das Essen fällt ihm dabei mehrmals von der Gabel.

Seine rhetorische Anmut deckt sich mit seiner übrigen Eleganz. Sollte er jemals selbst dazu Anlauf nehmen, einen Vermieter oder Jungliberalen zu erschießen, dann würde die Aktion wahrscheinlich mit Selbstverletzung von Knie oder Fuß enden. Was diesen praktischen Punkt betrifft, können sich Beobachter des Berliner-Juso-, SPD- und Humboldtuniversitätskosmos vorerst beruhigen. Bengt Rüstemeier ist als Person uninteressant. Als soziale Figur verdient er allerdings Beachtung. Denn seine Erschießungs-Tweets ähneln in einem entscheidenden Punkt vielen anderen und vor allem geschickteren Äußerungen in seinem Milieu: nämlich in der Selbstverständlichkeit des Ressentiments. An keiner Stelle hält es Rüstemeier für nötig, seinen Hass auf Vermieter, Jungliberale und generell Nichtlinke überhaupt zu begründen. Er versteht sich von selbst. Irgendeine Ausführung, in der er sich mit seinen Feindbildern näher beschäftigen und Argumente vorbringen würde, findet sich bei ihm nirgends.

Zu allen Zeiten gehörte es zum Instrumentarium totalitärer Bewegungen, Hass auf bestimmte Personengruppen zur Selbstverständlichkeit zu machen. Das Ziel bestand immer darin, Argumente gegen den Feind zu reduzieren und irgendwann ganz darauf zu verzichten. In einer idealen Propaganda genügt die bloße Nennung. Etwa „Vermieter“. Oder „Jungliberaler“, „Liberaler“ oder „Rechter“. Die Assoziation, dass es sich um jemanden handelt, der bekämpft werden muss, stellt sich als Reflex von selbst ein. Eine Debatte des Milieus kreist ab diesem Punkt nur noch um die Kampfmethode: Erschießen? Oder im Fall der Vermieter doch nur enteignen?

Bei dem argumentlosen Markieren von Einzelpersonen und Gruppen als Feinde handelt es sich nicht um den singulären Spleen eines dünnen Berliner Ex-Jusofunktionärs und Pendlers zwischen Yachtclub und Gulagfantasie, sondern um eine Praxis, die mittlerweile in der formal bürgerlichen Zone des besten Deutschlands aller Zeiten fest verankert ist. Beispielsweise im Tagesspiegel, ehemals Zeitung des bürgerlichen Berlin. Von dieser Bürgerlichkeit existieren heute noch Restbestände, etwa die Kolumne von Harald Martenstein, der deshalb auch von Tagesspiegel-Mitarbeitern angegiftet wird.

Im Tagesspiegel schreibt unter anderem ein Redakteur namens Gregor Dotzauer, der prinzipiell die gleiche Technik des begründungsfreien Markierens von Gegnern benutzt wie der Pankower Juso, nur deutlich geschickter in der Ausführung. Es handelt sich gewissermaßen um einen Rüstemeier mit Sprachkompetenz. Anfang Februar erschien im Tagesspiegel ein Text Dotzauers über das „Netzwerk Wissenschaftsfreiheit“, gegründet von 70 Wissenschaftlern, die sich gegen Einschüchterung, Diskussionseinschränkungen und diffamierende Angriffe auf Hochschulmitarbeiter durch Vertreter der Identitätslinken wehren. Mit dem Gründungstext des Netzwerks und den Angriffen auf Wissenschaftler wie die Islamforscherin Susanne Schröter oder den Historiker Jörg Baberowski hält sich Dotzauer nicht auf. Die Debatte selbst interessiert ihn ganz offensichtlich nicht. Er interessiert sich für Personen. Bei ihm heißt es unter der Überschrift „Bitte rechts abbiegen“ zunächst gönnerhaft:

„Insofern ist es gut, dass die Migrationsforscherin Sandra Kostner – ihr jüngstes Buch heißt reichlich polemisch „Identitätslinke Läuterungsagenda“ – und der Historiker Andreas Rödder, Mitglied der CDU, ein „Netzwerk Wissenschaftsfreiheit“ (netzwerk-wissenschaftsfreiheit.de) vorgestellt haben, das sich in einem Manifest ‚gegen ideologisch motivierte Einschränkungen’ der Debatte wendet. Zu den Mitgliedern der ersten Stunde gehören unrechtmäßig gebrannte Kinder wie die Frankfurter Islamforscherin Susanne Schröter.“

Oh, eine Wissenschaftlerin schreibt ein Buch mit einem reichlich polemischen Titel. Und es gibt „unrechtmäßig“ Gebrannte, woraus folgt, dass es auch rechtmäßig Gebrannte geben muss. Und die listet Dotzauer auf.

Dossiers wie von Geheimdiensten: Wer trat wann wo auf?

„Zu unverdächtigen Konservativen kommt aber auch eine Reihe neurechter Zündler, etwa der Würzburger Neuhistoriker Peter Hoeres der emeritierte Althistoriker Egon Flaig oder der Berliner Osteuropa-Historiker Jörg Baberowski.“

Hinweise, wo die Verdächtigen gezündelt haben sollen, davon findet sich kein Wort. Dotzauer nennt kein einziges Werk der neurechten Zündler, zitiert nichts, bringt kein einziges Argument gegen sie vor. Er versieht sie begründungslos mit einer Markierung als Feinde. Egon Flaig etwa und Jörg Baberowski stehen nicht zufällig in dem Artikel und auf den Listen etlicher anderer, die ähnlich wie Dotzauer arbeiten. Der Althistoriker Flaig zog sich den Zorn der identitären Linken und vor allem der modernen linksdrapierten Rassenideologen durch seine „Weltgeschichte der Sklaverei“ zu, in der er sowohl die Geschichte der Sklaverei als auch ihrer Abschaffung nachzeichnet. Zur dieser Historie gehört bei ihm die Tatsache, dass die meisten Afrikaner durch andere Afrikaner versklavt wurden, dass muslimische Händler mehr Sklaven in Afrika kauften als westliche, und dass die Bewegung zur institutionellen Abschaffung der Sklaverei nur im Westen entstand, kurzum, dass die Sklavereigeschichte sich komplexer liest als die schlichte Erzählung vom schuldigen Westen, die das Fundament der linken Antirassismus-Ideologie bildet. Der Historiker Jörg Baberowski gilt in diesem Milieu vor allem wegen seiner Arbeiten über den sowjetischen Kommunismus als Feind, weil er die Apologetik verweigert, der Stalinismus habe einen humanistischen Kern besessen, und bei seiner Massengewalt handle es sich um eine Verirrung.

Flaigs und Baberowskis Geschichtsschreibungen werden auf der linken Seite des politischen Spektrums als ärgerlich und störend empfunden, umso mehr, als es dort bisher niemand schaffte, substanzielle Gegenargumente aufzubieten.
Das gleiche gilt für die Islamwissenschaftlerin Susanne Schröter: Die Professorin an der Universität Frankfurt beschäftigt sich seit Jahren mit dem Versuch von Vertretern des politischen Islam, in die Institutionen westlicher Länder vorzudringen, und sich mit dem Schlagwort Islamophobie gegen Kritik zu immunisieren. Auch das empfinden linke Gruppen und ihre islamistischen Alliierten als lästig, weshalb sie gern den Debattenraum für Schröter enger machen und am besten ganz beseitigen würden. Als sie an der Hochschule eine pluralistisch besetzte Konferenz zum Thema Kopftuch organisierte, marschierte ein Mob mit der Parole „Schröter raus“ auf.

Neben dem Netzwerk für Wissenschaftsfreiheit, das für ihn fraglos ein Rechtsabbiegen darstellt, befasst sich Dotzauer auch mit den Unterstützern des „Appells für freie Debattenräume“.
Der habe, wie er im Tagesspiegel schreibt, „im September 2020 auch klar rechtspopulistische Unterstützer angezogen“. Als „rechtspopulistischen Unterstützer“ (beziehungsweise Unterstützerin) nennt Dotzauer unter anderem die Schriftstellerin Monika Maron. Auch hier verrät er nicht, was er ihr eigentlich vorwirft. Zur Rufkampagne gegen Maron gehört unter anderem die stereotype Wendung, ihre Figuren – etwa in ihrem Roman „Artur Lanz“ – kritisierten den Islam. Und?
Abgesehen davon stellt sich bei dem Verdikt ’Rechtspopulismus’ die Frage, warum er schlechter sein soll als Linkspopulismus, also einer Haltung, die von der Linkspartei bis zu CDU-Mitgliedern wie Ruprecht Polenz reicht und dazwischen große Teile des Kultur- und Medienbetriebs einschließt.
„Antikonformismus kann eine schöne Tugend sein“, schließt Dotzauer seine Auflistung: „Sie nicht denen zu überlassen, die sie sich auf die Fahne geschrieben haben, dabei aber ihr eigenes Süppchen kochen, ist die Pflicht jedes denkenden Menschen.“

’Ihr eigenes Süppchen kochen’: diese nach Neues Deutschland und Kurt Hager riechende Wendung passt zu Gesinnungsnotaten wie „Zündler“ und „klar rechtspopulistische Unterstützer“ auch besser als: ihre eigenen Bücher schreiben oder argumentieren, wenn auch nicht zum Gefallen von allen und jedem.

Mit einem ähnlich läuseknackerischen Eifer arbeitet sich Dotzauer in einem anderen Tagesspiegel-Beitrag an dem Würzburger Historiker Benjamin Hasselhorn ab. Der weckte das Missfallen der Köche richtiger Suppen durch seinen Auftritt als Sachverständiger im Kulturausschuss des Bundestages. Dort ging es um die Frage, ob und wie stark die Hohenzollern vor und nach 1933 die Nationalsozialisten unterstützt hätten. Mit dem Argument, diese Unterstützung sei groß gewesen, versucht eine Allianz von Linkspartei bis SPD mit medialer Begleitung und unter besonderer Unterstützung durch den ZDF-Mitarbeiter Jan Böhmermann, einen Ausgleich über Vermögensgegenstände zwischen Staat und den heutigen Hohenzollern zu entscheiden – nämlich durch die Abweisung sämtlicher Ansprüche der Nachgeborenen.

Hasselhorn, Autor des Buchs „Königstod. 1918 und das Ende der Monarchie in Deutschland“ sieht die Rolle der damaligen Hohenzollern beim Aufstieg der Nationalsozialisten allerdings deutlich differenzierter, als es sich die Hohenzollern-Enteignen-Front wünscht. Seitdem versuchen Strichlistenführer, Hasselhorn zum Rechtsradikalen zu framen. Das begann mit einem Artikel in der Süddeutschen („Wie eng Konservative und Rechtsradikale verstrickt sind“).

Nach bewährtem Muster geht es gar nicht um das, was Hasselhorn schreibt, was er vor dem Kulturausschuss des Bundestages vorgetragen hatte, wie seine Argumente lauten. Sondern darum, dass sein Historiker-Doktorvater (Hasselhorn ist promovierter Historiker und Theologe) vor vielen Jahren einmal einen Vortrag an einem Institut gehalten habe, das die Süddeutsche als „rechten Think Tank“ sieht. Noch schlimmer: Hasselhorns Theologie-Doktorvater, weiß das Münchner Blatt, habe in der NZZ zu „Sachlichkeit und Unvoreingenommenheit“ in der Hohenzollerndebatte gemahnt. („Da sieht man’s mal wieder“ – Karl-Eduard von Schnitzler).

Nach diesem Muster geht auch Dotzauer vor. Bei ihm ist Hasselhorn eine „schillernde Persönlichkeit“, selbstredend, ohne dass eine Begründung für diese Bezeichnung folgt. Dotzauer hält ihm vor, „eine Eloge auf den kanadischen Psychologieprofessor Jordan Peterson“ geschrieben zu haben, der wiederum „von amerikanischen Alt-Rightisten heiß verehrt“ werde – was immer das nun für Peterson und Hasselhorn bedeutet. Außerdem habe Hasselhorn einen Text zu der Festschrift „zum 60. Geburtstag des revisionistischen Historikers Karlheinz Weißmann“ beigesteuert. „Revisionistisch“ ist ein fluider Begriff. Wann und wo Weißmann etwas Revisionistisches vorgetragen haben soll, und was Hasselhorn wiederum damit zu tun hat, dazu liefert Dotzauer keinen sachdienlichen Hinweis.

Gegen die Verrufkampagne unterstützten mehrere Kollegen Hasselhorn, wie Dotzauer vermerkt: „Neben dem HU-Historiker Jörg Baberowski hat sich auch Hasselhorns Würzburger Chef Peter Hoeres, Inhaber des Lehrstuhls für Neueste Geschichte, damit hervorgetan.“ Hoeres habe „kein Interesse daran“, sich „gegen das Dumpfbackentum der AfD abzugrenzen“; er sei „schon zweimal in der Berliner Bibliothek des Konservatismus aufgetreten, einem rechten Thinktank“. Außerdem schreibe er für Tichys Einblick. Abgesehen davon, dass es sich bei der „Bibliothek des Konservatismus (BdK)“ um eine Bibliothek und einen Veranstaltungsort handelt, aber keinen „Thinktank“, und dass sie mit keiner Partei verbunden ist, fehlt auch hier die Pointe. Der Autor verrät nicht, was ihm an einem Auftritt in der BdK nicht passt, und was er dagegen hat, wenn jemand für Tichys Einblick schreibt. Ihn scheint auch gar nicht zu interessieren, was Hoeres dort oder woanders publiziert, also das, was früher einmal Inhalt hieß.

Dotzauer liefert keinen Beitrag zu einer intellektuellen Auseinandersetzung, er findet noch nicht einmal wieder zu seinem eigenen Ausgangspunkt zurück, nämlich der Frage, was die Auftritte anderer Leute anderswo mit Benjamin Hasselhorn und dessen Sicht auf die Hohenzollern zu schaffen haben soll. Das, was der Tagesspiegel-Redakteur, der anderen Dumpfbackigkeit vorhält, selbst dumpf zusammenbäckt, sind keine journalistischen Texte. Es sind Akten im Stil eines Nachrichtendienstes: Welche Person kennt eine andere, wer hat sich wann an welchem Ort aufgehalten? Was hat jemand, der die Zielperson X kennt, vor zehn Jahren getan? Das MfS stellte ähnliche Übersichten unter dem Stichwort „Wer ist wer?“ zusammen.

Etwas elaborierter als Rüstemeier betreibt Dotzauer die gleiche Praxis: Er markiert begründungslos Personen, die ihm nicht passen. Andere wiederum zitieren aus Dossiers dieser Sorte. Es findet eine gewisse Arbeitsteilung statt: Die einen legen Listen von Personen an, die unter die weitgefasste Kategorie Nichtlinke fallen. Sie stellen fest, dass diese Personen ein Problem darstellen, das in ihrer Existenz selbst liegt. Andere signalisieren, dass etwas unternommen werden muss.

Dazu kommen Andeutungen, dabei dürfte es auch gröber zugehen, etwa von der Spiegel-Kolumnistin Margarete Stokowski („Antifa ist Handarbeit“). Oder der taz-Autorin mit dem Pseudonym „Veronika Kracher“, die den Überfall auf den AfD-Bundestagsabgeordneten Frank Magnitz ausdrücklich lobte. Der nächste macht sich plakativ Gedanken über das Erschießen von Angehörigen einer bestimmten Kategorie, und erntet damit bei Jusos der Humboldt-Universität erst einmal Zustimmung („#SolidaritätmitBengt“).

Zur Tat ist dann nur noch ein kleiner Schritt, für den sich auch der eine oder andere findet. An der Humboldt-Universität agitieren Studenten im akademischen Senat und außerhalb schon lange gegen den Historiker Jörg Baberowski, hauptsächlich mit Unterstellungen und gefälschten Zitaten. Sie verhinderten mit der Stimmungsmache die von ihm geplante Gründung eines interdisziplinären Zentrums für Diktaturforschung an der Hochschule. Auch dieses Zentrum wäre für dieses Milieu eine ärgerliche Angelegenheit gewesen.

Dem BZ-Journalisten Gunnar Schupelius – auch ein Markierter – der sich regelmäßig mit den Verbindungen zwischen Politikern der Regierungsparteien in der Hauptstadt und Linksextremisten befasst, zündeten eben diese Linksextremisten das Auto an – verbunden mit der Empfehlung, sich künftig andere Themen zu suchen. Bei dieser Tätigkeit handelt es sich übrigens um echtes Zündeln.

Ein Trupp Linksextremer überfiel in Zürich den Weltwoche-Journalisten Alex Baur und dessen Frau, wobei Baur sich aber wehren konnte. Baur gehört ebenfalls zu den Leuten, deren Arbeit andere ärgert. Unter anderem wies er mit einer Recherche nach, dass der größte Teil aller deutschsprachigen Wikipedia-Einträge zu Klima und verwandten Themen von einer einzigen Person stammt, die, wie auch immer finanziert, die Meinungsmonopolisierung praktisch in Vollzeit betreibt.
Der Mitarbeiterin einer Immobilienfirma in Leipzig, also einer Figur, die im weitesten Sinn Vermietern zugerechnet wird, stattete eine „Kiezmiliz“ einen „Hausbesuch“ in ihrer Wohnung ab; ein Täter boxte ihr ins Gesicht.

Natürlich besteht noch ein großer Unterschied zwischen universitärem Psychoterror und Behinderung der Forschung, dem Anzünden eines Autos, dem Überfall auf jemand in dessen Wohnung und dem Erschießen. Aber all diese Akte der Eskalation unterscheiden sich auch sehr von den Zuständen einer zivilen Gesellschaft, in der es allgemein als normal gilt, dass andere Leute andere Ansichten haben, ob nun zur Geschichte der Sklaverei, zum Kommunismus oder zur Funktion des privaten Eigentums. In einer zivilisierten Gesellschaft kann jeder an einem Streit teilnehmen, sollte aber dafür, gewissermaßen als allgemeine Teilnahmeberechtigung, so etwas wie Argumente vorzeigen. Wer keine Argumente vortragen, sondern nur missliebige Personen und Gruppen markieren will, der gehört dafür gesellschaftlich geächtet. Auch, wenn er dafür nur publizistische Hilfsdienste leistet.

Die Markierung Missliebiger findet auch von Rechtsaußen statt, allerdings mit einem wesentlichen Unterschied: Diese Markierer und ihre Hilfskräfte sitzen nicht in regierungstragenden Parteien und Hochschulgremien, sie erhalten keine publizistische Unterstützung von großen Medien, öffentlich-rechtlichen Anstalten und von journalistischen Aktivisten im Dunstkreis etwa der „Neuen Deutschen Medienmacher“, einer Organisation, die üppige Summen direkt aus dem Etat des Kanzleramtes bezieht.

Eigentlich geht es nur um eine markierte Zielperson

Interessant ist die Reaktion des wohlmeinenden Milieus, wenn ihre Mitglieder nicht nur Druck ausüben, sondern sehr gelegentlich auch Druck erfahren. Am 3. Februar 2021 veröffentlichte die Zeit einen Text der Autorin Antonia Baum mit der Überschrift „Markierte Zielpersonen“.

In diesem Artikel geht es eigentlich nur um eine markierte Zielperson: den Autor Rainer Mayer, der in der Welt unter dem Nome de plume Don Alphonso schreibt. Auch Mayer gehört – wie Flaig, Baberowski, Hasselhorn und etliche andere – wegen seiner Publikationen zu der Kategorie der ärgerlichen Personen. Vermieter ist er auch noch. Baum fasst in ihrem Zeit-Text ein so genanntes Narrativ zusammen, das Angehörige des wohlmeinenden Milieus schon seit Monaten in ihren Debattenforen herauf- und herunterrollen.
Es hört sich, kurz gefasst, so an: Don Alphonso befasst sich in seinen Texten immer wieder mit Protagonisten dieses Milieus und erregt damit deren Missfallen. Mal weist er ihnen nach, dass sie alternative Fakten verbreiten, die man etwas direkter auch Lüge nennen kann. Mal geht es um Hass- und Hetzattacken der Guten, die sich bekanntlich sehr gegen Hass und Hetze engagieren und dafür gern öffentliches Geld und Preise entgegennehmen.

Diese Details kommen bei Baum allerdings nicht vor, sondern nur die behaupteten Auswirkungen: Figuren, die in Don Alphonsos Texten eine Rolle spielen, erhalten nach eigenen Angaben im Netz ab und zu unfreundliche Reaktionen. Wohlgemerkt: Ihnen wird nicht das Auto angezündet, sie werden nicht überfallen und geschlagen. Es stellt kein Jungpolitiker einer Regierungspartei leicht verschlüsselt die Frage auf Twitter, wann sie erschossen werden. Aber sie empfangen nach eigenen Angaben unfreundliche Mails oder Twitterbotschaften. Daran, vermutet Baum, ohne Belege zu präsentieren, sei Don Alphonso indirekt schuld:

„Ohne selbst je in einen justiziablen Bereich zu geraten, lenkt Meyer die Aufmerksamkeit seiner Fans in seinen Artikeln und Tweets auf bestimmte Menschen, die er nicht zu mögen scheint. Diese Menschen – manchmal auch ihre Familien – sind dann teilweise über Jahre hinweg Beschimpfungen, Vergewaltigungs- und Morddrohungen ausgesetzt, mutmaßlich ausgehend von den mutmaßlich rechtsextremen Rainer-Meyer-Fans.“

In ihrem Text listet Baum diejenigen auf, die Opfer von Mails und Tweets der Meyer-Fans sein sollen. Es kommen dort beispielsweise Anna-Mareike Krause vom RBB und die Aktivistin Anne Wizorek vor. Beide hatten im Januar 2016 nach den massenhaften Silvester-Übergriffen in Köln die Lügengeschichte in Umlauf gesetzt, das Oktoberfest in München sei noch viel schlimmer, nur spreche darüber keiner. Wizorek verbreitete im ZDF die Mär über eine „inoffizielle Dunkelziffer“ von hunderten Vergewaltigungen, die frei erfunden war. Krause assistierte mit einem Tweet zum gleichen Thema. Rainer Mayer schrieb darüber (damals noch in der FAZ), wo er das Lügengebilde der beiden sezierte.

Es tritt weiter als Opfer auf: Natascha Strobl, die im vergangenen Jahr von der „Panorama“-Redaktion aufgeboten wurde, um als „Rechtsextremismus-Expertin“ einen Bundeswehroffizier wegen einiger Likes und einem Vortrag im Studienzentrum Weikersheim als Rechtsradikalen an den Pranger zu stellen. Meyer wies nach, dass Strobl sich selbst intensiv in linksradikalen Kreisen bewegt. Als Kronzeugin in Sachen politischer Ränder eignet sie sich also schlecht; eine ARD-Redaktion, die mit derart unterschiedlichen Maßstäben hantiert, darf man wohl als verlogen bezeichnen. Apropos verlogen: Meyer wies auch nach, dass eine „Panorama“-Vertreterin mit der Behauptung gelogen hatte, die Redaktion hätte den Klarnamen des Offiziers zunächst nicht genannt. Solche Recherchen sind natürlich ärgerlich und nicht hilfreich. Rückgängig machen lassen sie sich trotzdem nicht.

Eine weitere Person auf Baums Opferliste heißt Sibel Schick, eine Twitter-Aktivistin, die sich offen für Rassismus gegenüber Deutschen zeigt:

und Männer in einem Text generell als Arschlöcher markierte: „Du sagst: „Nicht alle Männer sind gleich. Ich sage: „Ist das nichtirrelevant vielleicht? Denn es ist ein strukturelles Problem,
Und ja, es ist kein individuelles Problem Und nein, es geht nicht um Ausnahmen, Denn es ist ein weltweites Phänomen,
Dass Männer Arschlöcher sind.“

(Leider ist Schick auch eine miserable Autorin, der Verfasser bittet um Nachsicht für dieses Zitat).

Ihren Opferplatz bei Antonia Baum bekommt auch Julia Schramm, ehemals Mitarbeiterin der Amadeu-Antonio-Stiftung, dort übrigens Spezialisten gegen Hate Speech, die sich auf Twitter eine zweite Bombardierung von Dresden wünschte. Auch der frühere Spiegel-Redakteur Hasnain Kazim zählt dazu, der öffentlich dadurch auffiel, dass er Ostdeutsche generell für minderwertige Menschen hält:

In den USA nennt sich diese Technik reverse trolling: Das möglichst pauschale Beleidigen bestimmter Gruppen vorzugsweise auf Twitter mit dem Ziel, möglichst viele Gegenreaktionen zu erhalten. Einige davon sind natürlich beleidigend, manche justiziabel, sie dienen also dazu, die eigene Wichtigkeit zu stärken, den Opferstatus herauszustreichen, mehr Einfluss zu fordern und sich gegen Kritik zu immunisieren.

Über die Lügereien und Manipulationen etwa von Wizorek und Panorama, denen Meyer hinterherrecherchierte, verliert Baum in der Zeit kein Wort. Das toxische Reverse trolling streift sie ganz kurz mit der schönen Formulierung, manche der Schützlinge auf ihrer Opferliste „kultivieren einen zugespitzten Ton“.

Dass Leute, die Männer, Ostdeutsche und generell Deutsche für minderwertig halten und sich Brandbomben auf eine Stadt wünschen, vielleicht auch ganz ohne Rainer Meyer die eine oder andere unfreundliche Rückmeldung bekommen würden, scheint für Baum eine geradezu exotische Idee zu sein. Für Journalisten wie sie gibt es im Milieu der Guten & Gerechten die Bezeichnung „Ally“, Verbündeter. Ein Ally befasst sich nicht mit den verschiedenen Seiten eines Themas. Er oder sie stellt sich verständnisvoll und gelegentlich übervoll auf die einzig richtige Seite. Als gutem Ally fällt Baum nicht auf, dass Meyer eben nicht Personen und Gruppen markiert und irgendjemanden argumentlos als minderwertig bezeichnet, geschweige denn, dass er eine ähnlich toxische Sprache wie Schick, Schramm oder Kazim benutzt, oder eben der in progressiven Kreisen schnell entschuldigte Bengt Rüstemeier.
Vermutlich wäre es der „Panorama“-Redaktion sogar lieber, wenn Meyer das täte, statt eine Gegenrecherche zu einer Sendung zu starten. Meyer lenkt auch nicht, wie Baum behauptet, die Aufmerksamkeit auf Leute, die er nicht leiden kann, sondern er leuchtet ein Milieu aus. Aufmerksamkeit suchen Leute wie Wizorek, Strobl, Schick, Schramm und andere ja selbst, und zwar außerordentlich intensiv.

Dass Rainer Meyer selbst immer wieder Gewaltdrohungen von Linksaußen erhält, erwähnt Baum nur sehr kurz und indirekt, indem sie Welt-Chefredakteur Ulf Poschard mit einem entsprechenden Satz dazu zitiert. In diesem Fall sieht sie keine indirekten publizistischen Schuldigen. Sie befasst sich auch nicht weiter damit.
Ziel und Zweck von Baums Beitrag besteht ziemlich unverhohlen darin, Druck auf die Chefredaktion der Welt auszuüben, um Meyers Entlassung zu erreichen. Außerdem seine Entfernung aus der Jury des Bundestags-Journalistenpreises. Falls das nicht gelingt, möchte sie zumindest skandalisieren, dass eine Zeitung Meyer beschäftigt, und der Bundestagspräsident an der Berufung in die Jury festhält.

Wie in guten Kreisen üblich findet sie auch dafür wiederum einen politischen Ally, den Linkspartei-Bundestags-Abgeordneten Stefan Liebich, der nicht nur die Entfernung Meyers aus der Jury verlangt, sondern auch ein Argumentsurrogat dazu vorträgt: Mayer sei ein „schlechter Mensch“.

(Meyer hatte unter anderem geschrieben, dass eine Abgeordneten-Mitarbeiterin Liebichs an einer Twitter-Hetzjagd gegen eine missliebige Publizistin beteiligt hatte, ärgerlich auch das natürlich.)

Warum Liebich das Problem, Meyer in der Bundestags-Jury nicht zu ertragen, für sich nicht einfach dadurch löst, dass er sein Bundestagsmandat zurückgibt, gehört wahrscheinlich zu den ärgerlichen und nicht hilfreichen Fragen, auf die ein Adressat in diesen Kreisen meist mit einem Mienenspiel reagiert, als würde seine Wurzelspitze angebohrt, oder als hätte er gerade ein Ferienwochenende mit Karl Lauterbach gewonnen. Stellen möchte ich sie trotzdem.

Anhand der Fälle Bengt Rüstemeier, Rainer Meyer und den Protagonisten dazwischen lässt sich das Weltbild der Guten & Gerechten ganz gut ausleuchten: Sie möchten von lästigen und ärgerlichen Publikationen und Forschungen verschont bleiben, von Recherchen, überhaupt von jeder Beschreibung ihrer Tätigkeit, die nicht von einem Ally vorgenommen wird. Sie möchten Jurysitze, Redaktionsjobs und andere Einflussmöglichkeiten exklusiv für sich und Allies. Darüber hinaus beanspruchen sie das Recht, alles, was ihnen missfällt, ob einzelne oder Gruppen, zu markieren, mit toxischem Vokabular zu überziehen, Listen anzulegen und gelegentlich über Methoden der Exekution zu sinnieren. Gibt es eine unfreundliche Gegenreaktion, dann müssen zum Ausgleich noch mehr Ally-Artikel, Preise und Staatsgeld her. Dieses Geschäftsmodell ruht auf der tiefen Überzeugung, dass einander in der Gesellschaft nicht Bürger mit gleichen Rechten gegenübertreten, sondern manche – nämlich sie selbst – argumentfrei mehr Definitionsmacht besitzen sollten als andere.

In einem Beitrag, in dem Baum vor einiger Zeit versuchte, mit ganz ähnlichen Methoden den konservativen FAZ-Autor Simon Strauß zu markieren und nur halbverblümt seine Entlassung zu fordern, schrieb sie:
„Es geht um publizistische Macht, den Zugang zu ihr und die Frage, wem das Sprechen ermöglicht wird.“
An Zeit wie Tagesspiegel ist der Verleger Dieter von Holtzbrinck beteiligt. In beiden Blättern versieht Giovanni di Lorenzo das Amt des Herausgebers. Eine Frage an beide: Möchten Sie in einer Gesellschaft leben, in der Argumente und Debatten verschwinden, und stattdessen Dossiers über Personen angelegt werden? Fühlen Sie sich in dieser radikal verarmten Welt wohl? Möchten Sie, dass Personen und Gruppen als Feinde markiert werden können, denen grundsätzlich weniger öffentlicher Raum zustehen als anderen? Fürchten Sie übrigens nicht auch, dass die Methoden bleiben, aber die politischen Vektorpfeile irgendwann die Richtung ändern könnten?

Rechte und Linke bis zu den radikalen Rändern gehören zu jeder zivilen Gesellschaft. Wer auf andere mit dem Finger zeigt und „rechts“ schreit, sollte prinzipiell nicht anders gesehen werden als jemand, der den Finger hebt und ihm die Zugehörigkeit zu einer Gruppe zuruft oder seine Hautfarbe nennt.

Giovanni de Lorenzo: Sie hätten Einfluss genug, um diese toxische Entwicklung zu bremsen. Abgesehen davon, dass nicht jeder Geld für Dossiers in Zeitungen ausgibt, die andere Aktivisten kostenlos ins Netz stellen.

Dieser Text erscheint auch auf Tichys Einblick.

21 Kommentare
  • Dr. Andreas Dumm
    13. Februar, 2021

    Es ist erschreckend … und das, was erschreckt, wird in nächster Zukunft nicht an Bedeutung verlieren oder gar verschwinden. Der Totalitarismus schöpft aus der eigenen (so empfundenen) ‘Bewegung’. Nichts, was heute (noch) steht und gilt, DARF in seinen Augen ‘Be-Stand’ haben, es steht der Verwirklichung der Utopie ja nur im Wege (vgl. Hannah Arendt: Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft). Aus dieser Haltung ohne echten Halt wird, schrittweise gesteigert, die Legitimierung zum Niedermähen letztlich jedes Widerspruches abgeleitet. Das geht solange, bis aus der propagierten Utopie – für eine ausreichend große Zahl von Menschen erkennbar – eine Dystopie geworden ist. Ob dann noch eine Gegenwehr möglich sein wird, kann man nicht wissen. Sie muß in jedem Fall mit der Einsicht beginnen, daß nur die totale Herrschaft den totalen Schutz versprechen (wenn natürlich nicht halten) kann. Wer diesem Versprechen aus geistig-seelischer Bequemlichkeit auf den Leim geht, darf sich über die von ihm beförderte Konsequenz nicht wundern. Leben ist lebensgefährlich. Jesus begegnet dieser ‘grund-legenden’ Tatsache mit dem Aufruf: «Fürchte dich nicht!» Die Macht hingegen lockt mit der Verheißung: Fürchte dich zu Tode und unterwirf dich, DANN wird die Furcht von dir genommen werden.

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  • Walter Kosack
    13. Februar, 2021

    Ich bin vor wenigen Tagen dem Netzwerk Wissenschaftsfreiheit beigetreten. Motiviert dazu war ich durch den Text des Manifests. Ich hatte keine Ahnung, in welch honoriger Gesellschaft ich mich nun befinde. Dank bkramers noblog, zu dem Wendt dankenswerterweise verlinkt hat, weiß ich nun, wie viele Hochkaräter der Wissenschaft ebenfalls unterschrieben haben. Danke für die Kurzvitae der Kollegen.

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  • Thomas Fügner
    13. Februar, 2021

    Ich darf deren Haltung einfach mal «spiegeln» im therapeutischen Sinn:
    Man muss sich die ach so wichtigen Personen hinter den Namen Anna Wizorek, Natascha Strobl, Sibel Schick, Schramm und Stefan Liebig merken, wiederholen, immer wieder darauf hinweisen, welch tiefe moralische Niedertracht dahinter steht: aus der totalen Unfähigkeit argumentativ zu parieren einfach ad hominem zu schreiben und mit der nackten Höhe der Auflage zu wirken. Wie mich ebenso totalitären wie selbstgerechten, diese Lügenpresse «Relotius- Teams» anekeln… Passt da NICHT «links-grün- versifft»?

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    • Martin Wollff
      15. Februar, 2021

      Der wunderbare John Cleese hat 1987 das Phänomen sehr schön aufs Horn genommen, hier:
      https://www.youtube.com/watch?v=HLNhPMQnWu4

      Man kann also, Cleese folgend, spekulieren, dass Menschen, die dem Extremismus verfallen, sich ziemlich schlecht fühlen und dringend nach Linderung suchen. Leider wird es ja aufgrund der alternativlosen Coronamaßnahmen bald deutlich mehr Menschen geben, denen es ziemlich schlecht geht und die dann auf die Suche gehen …

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  • ToNo
    13. Februar, 2021

    Auch dieser hervorragende Artikel wieder ein kleiner Lichtblick, der etwas Hoffnung macht, in der trostlos immer weiter ins Delirium sinkenden Bundesrepublik 2021. Hoffnung darauf, dass die Generationen nach dem Zusammenbruch aus dieser Zeit vielleicht ein bißchen lernen werden. Danke, Herr Wendt!

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  • Grand Nix
    13. Februar, 2021

    Diese von Intelligenz befreiten linken Kanaillen sind nur die Spitze des Eisbergs. Diese geistlose Art von Denke, dieses boshafte Gerede, dieses gefährliche „Markieren“ von Andersdenkenden, hat sich schon sehr tief in die gutmeinende deutsche Gesellschaft eingebrannt.
    Ein anderes «harmloses» Beispiel: „Um zukünftig die Merkelpolitik zu verhindern, reicht es nicht, dass die Merkel endlich verschwindet, sondern es muss konsequent Grün gewählt werden. Grün, Rot und Rot, das ist das Ziel, nur dann haben wir eine Zukunft“, sagte vor einiger Zeit ein Mitglied meiner Familie. Was die betreffende Person über die AfD absonderte, erspare ich den Lesern, die Parolen dürften bekannt sein.
    Was soll man dazu noch sagen? Propaganda wirkt? Argumentieren ist (in diesem Fall) sinnlos und von der Gegenseite nicht erwünscht. Und ich bin mir recht sicher, fast jeder der Kommentatoren hier kann mit ähnlich grauenhaften Gestammel aus seinem engeren Umkreis aufwarten.

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    • Albert Schultheis
      13. Februar, 2021

      Ich komme nicht mehr umhin, festzustellen: Die Gesellschaft ist abgrundtief gespalten, obwohl wir auf über 60 Jahre eines Goldenen Zeitalters des Rheinischen Kapitalismus zurückschauen konnten – unsere Schwestern und Brüder aus der Ehemaligen hatten allerdings die Arschkarte gezogen, für dir waren’s höchstens 15 Jahre. Dann kam Genossin Angela und vorbei war die kurze gemeinsame Party. Jetzt herrscht Links – von Pol Pot und Stalin bis einschl Markus Söder. Sie haben die Parlamente, die Medien, die Waffen, die Richter, die Lehrer und die Geheimdienste. Die Opposition ist geradezu lächerlich ohnmächtig und sie ist dazu noch mit allen Stigmata des Unsäglichen und Widerwärtigen beettikettiert. Sie hat gerade mal 15%, Tendenz abnehmend, sobald mehr Druck auf den Kessel kommt – und der kommt. So ist nun mal die teutonische DNA, so war sie immer. Wer muckt, kriegt Liebesentzug und schon läuft die Chose. Denunzianten, Blockwarte und Scharfrichter haben wieder mal Konjunktur im neuen Deutschland. Dh die neue deutsche Infrastruktur hat ein solides Fundament, die Macht und der Zugang zu den Futtertrögen sind für mindestens eine Generation garantiert – siehe DDR 1.0. Genug Raum für eine Menge Schweinereien und Grobzeug einschl der Möglichkeit, rechtzeitig die Reißleine ziehen zu können, um am Ende wieder auf der neuen, richtigen Seite zu stehen. Nur wir, die besagte Opposition der Schmuddelecke, wir haben kein Drüben mehr, wohin wir rübermachen könnten und keine innere Emigration mehr, die nicht durch die neuen, ubiquitären Medien ausgeleuchtet werden würde. Es wird folglich sehr ungemütlich. Was bleibt also? Widerstand? Der ist aufgrund der abgrundtiefen Gräben, der Ohnmacht und der teutonischen DNA für lange Zeit aussichtsslos. Emigration? Ja, aber es wird zunehmend schwerer, etwas mitzunehmen. Und wohin denn überhaupt? Bleibt eigentlich nur noch die Unterwerfung unter den Mantel des Islam, weil der in 20 Jahren die Mehrheit der Bevölkerung zumindest in den entscheidenden Ballungszentren stellen wird. Und Muslime sind aus anderem Holz geschnitzt, da gibt’s auf’s Maul, wenn einer muckt und auf Linke haben die überhaupt keinen Bock, es sei denn als nützliche Vollidioten. Sobald die die Mehrheiten stellen, ist Schluss mit Lustig. Nur, wer wollte schon für einen irrationalen, unmenschlichen und schimmeligen vormittelalterlichen Käse eintreten allein aus dem Grund, um den Linken und Stalinisten in 20 Jahren auf’s Maul zu geben? Und für Frauen ist der Islam sowieso keine prickelnde Option. Mit anderen Worten: Wir sind verratzt! Up Shit Creek without a paddel! Wie der Ami sagt. Nach zwei verlorenen Weltkriegen und zweimaligem Wiederaufbau und einem nie zuvor dagewesenen kurzen Goldenen Zeitalter stehen wir heute beschissener da als je zuvor. Ausweglos beschissen. Glücklich nur die, die alt sind und keine Kinder und Enkel haben, sie können die Party zu Ende feiern und den Sack zumachen.

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      • Ulrich Zumbrock
        14. Februar, 2021

        Hallo Herr Schultheiß,

        so isses! Meine Gedanken kreisen fast jeden Tag in meinen wenigen freien Minuten um diese Entwicklung bzw. ihrem obigen Fazit. Ich habe Kinder und Enkel. Es graut mir vor deren Zukunft. Keine Rettung in Sicht. Man kann das nur noch mit einer halben Pulle lauwarmen Wacholder ertragen. Der zerstört aber dann meine Gesundheit und ganz sicher meine Ehe. In diesem Sinne weiter in den Untergang!

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    • pantau
      14. Februar, 2021

      Diese Kontaktschuldvernageltheit reicht bis in eigentlich gebildete Kreise. AFD wird auf Höcke reduziert, die Mär vom Schießbefehl gegen flüchtende kastanienäugige Kinder wird bemüht, und das von Damen und Herren mit Doktortitel und IQ von 137. Das hat aber auch zu tun mit einer betont unpolitischen Haltung von eigentlich sehr leistungsfähigen Mitgliedern unserer Gesellschaft. Sie leisten in ihren Fachbereichen viel und geben sich nach Dienstende betont oberflächig, wollen nur noch abschalten u. netflix glotzen. Über «Gesellschaftliches» zu diskutieren halten sie für primitiv. Was sie dann aus den ihrem Prestige entsprechenden sogenannten Qualitätszeitungen mitbekommen, prägt sie dann. Und wenn man ihnen mit wasserdichten Artikeln kommt wie von Alexander Wendt, wird nur mit saurer Miene gefragt: ist das auch so ein Meuthen-Versteher und Rechter im Nadelstreifen. So sieht’s leider aus.

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      • Grand Nix
        15. Februar, 2021

        Ja, so sieht’s leider aus. Mit so einem Umfeld schlage ich mich auch rum. Ich nenne solche Realitätsverweigerer gerne auch Mal Dummkopf mit Diplom.

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  • Andreas Rochow
    13. Februar, 2021

    Wenn ich Sätze lese wie «Sie [gemeint sind linke Presseaktivisten – A.R.] stellen fest, dass diese Personen [gemeint sind Nicht-Linke/Konservative] ein Problem darstellen, das in ihrer Existenz selbst liegt», oder von linksradikalen Erschießungsphantasien höre, kommt in mir die grausige Gewissheit auf, dass sie wieder Lager bauen werden. Müssen! Wie ist es möglich, dass für die Aufrüstung des Linksextremismus von der Merkel-Administration Milliardenbeträge fließen? Ganz zu schweigen von der Ausrichtung der öffentlich-rechtlichen Politmagazine, Nachrichtenredaktionen und Programmdirektionen auf eindeutig linke Leitlinien. Wäre das nicht ausreichender Anlaß, die sofortige Amtsenthebung einer Kanzlerin zu fordern, die Antidemokraten am extremlinken Rand mit Steuermitteln in Milliardenhöhe bei Laune hält? Mit korrumpierter Wissenschaft und korrumpierten Medien hat Deutschland keine keine Zukunft.

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    • Maru
      15. Februar, 2021

      «Sollte er jemals selbst dazu Anlauf nehmen, einen Vermieter oder Jungliberalen zu erschießen, dann würde die Aktion wahrscheinlich mit Selbstverletzung von Knie oder Fuß enden. » (über Rüstemeier)

      Sehr wahrscheinlich! Was für ein Milchbubi!!
      Das geistige Klima in Deutschland ist zum ERSTICKEN.

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  • Till Kinzel
    14. Februar, 2021

    Vielen Dank für die grundlegende Analyse! Artikelchen wie der zitierte von Herrn Dotzauer aus dem Tagesspiegel sind dort, wie der gelegentlich Mitleser dieses doch arg zum Käseblatt verkommenen Mediums leider konstatieren muß, immer mehr die Regel als die Ausnahme. Der Tagesspiegel belästigt seine Leser nicht nur mit diesem unterirdischen Framing-Gerede, bei dem jede Sachlichkeit auf der Strecke bleibt, sondern übrigens jetzt auch noch mit angeblich «geschlechtergerechter» Sprache. Peinlichkeit häuft sich auf Peinlichkeit. Angesichts der jüngsten Erhöhung der Abo-Kosten dieser Zeitung bleibt zu hoffen, daß sich immer mehr Leser aus ihrer Lethargie befreien und dem Tagesspiegel endlich adieu sagen.

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  • Gero Micheler
    14. Februar, 2021

    Sehr guter Überblick. Der Faschismus bahnt sich seinen Weg. Die nahe Zukunft wird spannend.

    Mein Tipp: Nach der Bundestagswahl 2021 siegt RRG, zugleich kollabiert die Weltwirtschaft und das Finanzwesen. Durch seit zwei Jahren mit Staatsduldung herausgezögerte Konkurse platzen allerorts die Schuldenblasen. Echte Armut grassiert, außer bei den Staatsdienern und sonstigen Steuergepäppelten, die sich begeistert geförderte Elektroautos kaufen, und statt Brot nun behelfsweise Bio-Fair-Trade-Kuchen essen. Geld ist ansonsten nur noch virtuell verfügbar. Bürgerproteste werden derweil durch ein straff autoritäres Deutschland in einer stramm neoliberal-globalistischen EU im Keim erstickt. ‘Antifaschistische’ Steuergewinner erstarken weiter. Wohnungnot, getrieben durch die Nullzinspolitik der EZB und die Einwanderung aus Afrika, muslimischen Ländern und Armuts-Osteuropa, bringt an den Städträndern aller deutschen Städte billige Plattenbauten wie zu dunkelsten Ostblockzeiten hervor, nur diesmal mit Solarzellen auf dem Dach, für die ökologische Preise vergeben werden. Derweilen werden in den Schulen und Universitäten die Hirne gewaschen, und an den Arbeitsplätzen von Bund, Ländern, Gemeinden und dem ÖR die Abweichler weiter aussortiert.

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  • N. Schneider
    14. Februar, 2021

    Das typische Agieren von Linken: Andersdenkende diffamieren, sozial isolieren und dann zersetzen (sozial und menschlich zerstören). Mit Argumenten ist da nichts, dafür umso mehr ideologische Niedertracht. Nach der Vorarbeit der Schreibtischtäter übernimmt die rote SA unter dem Logo und Namen der von der KPD (heute Die Linke) Anfang der 30er Jahre gegründeten Schlägertruppe «Antifaschistische Aktion» die «Handarbeit». Einige werden bezahlt, die meisten sind nützliche Idioten.

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  • Gotlandfahrer
    15. Februar, 2021

    Wir alle hier haben selber Schuld, auch ich. Wir alle wissen oder könnten wissen, dass es schlechte Charaktere gibt, die Toleranz ausnutzen. Wir hatten uns drauf verlassen, dass sich schon genügend Menschen finden, die den schlechten Charakteren bei Überausnutzung unserer Toleranz entgegentreten. Wir haben uns stattdessen auf redliches Arbeiten konzentriert und die «Bekloppten» machen lassen. Das haben wir nun davon. Die schlechten Charaktere, von denen einige dämlich, andere schlau sind, haben sich alle Schlüsselpositionen in unserem Land erschlichen. Nun müssten wir das umwerfen, was wir stets als unsere höchste Errungenschaft erachteten, um sie neu wieder zu errichten. Es ist als ob uns Feinde aus unserem Haus vertrieben hätten, dem Haus des Anstands und der rechtstaatlichen Ordnung, und dort drinnen sich verschanzend nun daran arbeiten, uns endgültig obdachlos zu machen. Womöglich bleibt nur, das Haus abzufackeln um es neu zu errichten. Auf Einsicht und Kooperation brauchen wir bei solchen Geistern jedenfalls nicht setzen.

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    • Hans-Otto
      17. Februar, 2021

      Eine aus früherem Anstandsdenken resultierende Toleranzschwelle der Konservativen hat mittlerweile genau dazu geführt, dass man Ihrem Kommentar uneingeschränkt zustimmen muss.
      Armes Deutschland.

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  • Werner Bläser
    16. Februar, 2021

    Bin ich einer der ältesten hier? Jedenfalls habe ich die Entstehung der 68iger Bewegung an der Uni. noch hautnah mitbekommen. Und ich versichere jedem, der nicht dabei war: Die waren schon genau so. Man sollte sich von den intellektuell klinge(l)nden Reden eines Rudi Dutschke nicht täuschen lassen. Der linke ‘rank and file’ war um keinen Deut anders als die hier im Artikel beschriebenen Personen: Argumentativ mausetot, völlig desinteressiert an Fakten, aber genüsslich die Macht ihres Mobs auskostend, gegenüber allen, die nicht ihrer Meinung waren.
    Mit bösartiger Freude missliebige Seminare und Vorlesungen verhindernd, ihnen unsympathische Personen zerstörend. Wenn man sie fragte, warum das alles, kamen Sprüche wie aus dem Affenhaus: «Das ist ein Reaktionär, ein Rechter, … das ist kapitalistisch, revisionistisch…» und wie die ganzen Etiketten waren. Genauere Begründungen? Fehlanzeige. Dazu waren sie nicht imstande. Und darum ging es auch gar nicht. Es ging nur um eins:
    UM PURE, PRIMITIVE MACHTAUSÜBUNG UND UNTERJOCHUNG ANDERSDENKENDER.
    Mit teils unverkennbar sadistischem Vergnügen.
    Wer das erlebt hat, wird in seinem Leben entweder nie mehr politisch links, oder er steht auf dem Niveau eines Primaten.

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    • Thomas
      16. Februar, 2021

      Wohl gesprochen!

      Darüber hinaus beanspruchen sie das Recht, alles, was ihnen missfällt, ob einzelne oder Gruppen, zu markieren, mit toxischem Vokabular zu überziehen, Listen anzulegen und gelegentlich über Methoden der Exekution zu sinnieren.

      Ein herzlicher Dank an den Herrn Wendt für den Einblick in gewisse „Küchen der guten Süppchen“. Ich hätte das übersehen. Diese Suppe ist allgegenwärtig, aber nicht neu. Staunende Betrachter wundern sich seit Jahrzehnten, mit welchem Stolz die Süppchen gewisser „Segenklubs“ oder gewisser „Falkenclubs“ (SJD) ihre Dünste verbreiten. Selbst existenzielle Instanzen des Staates sind längst mit einer Art rotem und grünem Mehltau überzogen.

      Zu allen Zeiten gehörte es zum Instrumentarium totalitärer Bewegungen, Hass auf bestimmte Personengruppen zur Selbstverständlichkeit zu machen.

      Das stimmt. Sehr richtig! Was selbstverständlich ist, wird nicht mehr geklärt. Allerdings ist das Selbstverständliche selbstverständlich nur einem verständigen Selbst verständlich (beispielsweise das Einmaleins oder das Alphabet). Was darüber hinausgeht, ist abgeleitet und ist beispielsweise bei den Katholiken als Katechismus bekannt. Anderswo heißen Katechismen naturgemäß anders. Im günstigen Fall sind Katechismen von gesellschaftlicher Vernunft bestimmt.
      Wer dagegen den Hass auf bestimmte Personengruppen zur Selbstverständlichkeit macht, der geht den Schritt zur totalitären Bewegung.

      Giovanni di Lorenzo: Sie hätten Einfluss genug, um diese toxische Entwicklung zu bremsen. Abgesehen davon, dass nicht jeder Geld für Dossiers in Zeitungen ausgibt, die andere Aktivisten kostenlos ins Netz stellen.

      Daß der Herr Wendt da noch Zuversicht aufbringt, ehrt ihn sehr.

      Natürlich hat ein Chefredakteur Einfluss, ohne Zweifel hat er das. Und Herr di Lorenzo nutzt ihn auch. Aber für einen Appell an bürgerliche Vernunft ist “DIE ZEIT“ wohl eher die falsche Adresse. Aus folgendem Grund: Als liberal, linksliberal oder gar „bürgerlich-liberal“ konnte „DIE ZEIT“ in ruhigen Zeiten noch firmieren, heute ist sie „guter Koch unter guten Köchen“.
      Die ZEIT war deshalb nie liberal, weil es linke „Liberalität“ im Grunde nicht gibt: In Friedens- und Wohlstandszeiten gibt es in der Bevölkerung zwar eine Art linken Liberalismus als nachbarschaftliches oder geschäftliches Privatvergnügen, doch politisch gibt es das lediglich als linksliberale Solidarität (also als Liberalität gegenüber Gleichgesinnten). Gegenüber politischen Gegnern (ob Ross oder Reiter, privat und politisch) agitieren Sozialisten und streben einen „Fortschritt“ linker Politik an (als Ross oder Reiter, privat und politisch). In gesellschaftlichen Friedenszeiten geschieht das als „Salamitaktik“, und notfalls eben mit allen Mitteln.

      Manchmal sind die Ergebnisse von derlei „Experimenten“ (historisch einzigartig oder auch nicht) eher zarter Natur, manchmal sind die „Fortschritte“ eher derber Art; aber wirkliche Liberalität (wirkliche Nächstenliebe mit Augenmaß) gibt es links der politischen Mitte gegenüber politischen Gegnern im Grunde nicht. Das fußt auf dem grundsätzlichen Unterschied zwischen politisch Rechts und politisch Links: Links ist das Private politisch und das Politische privat, dagegen ist Rechts das Politische politisch und das Private ist privat. Nur das friedliche und aufrichtige Zusammenspiel linker und rechter Kräfte innerhalb der gesetzlichen Rahmenbedingungen einer Demokratie West (!) fördert im Lande (!) das gedeihliche Zusammenleben. Nur dort ist das möglich, weil nur dort die Rahmenbedingungen als gemeinsames Interesse aufrechterhalten werden kann. Auf die „ganze Welt von morgen“ ist das nur als sozialistische Utopie übertragbar, weil die Menschen aus ärmeren Ländern bei offenen Grenzen nicht etwa dorthin gehen, wo sie zu einer Kultur im Interesse einer „Menschheit“ beitragen wollen, sondern weil die Menschen ärmerer Länder bei offenen Grenzen dorthin gehen, wo die Kühlschränke (und Tresore) anderer Leute am weitesten offen stehen. Das ist dann nicht die Schuld der armen Leute, sondern die Schuld von unverantwortlicher Politik im Interesse einer „Menschheit“.
      «Den Kapitalismus» gibt es nicht.
      Der „internationale Sozialismus“ ist deshalb eine so blutige Angelegenheit, weil er nur dann ein friedliches Ergebnis haben kann, wenn alle Menschen den Sozialismus annehmen würden. Das wollen aber nicht alle.

      Gleichwohl hat Links im legalen und legitimen Bereich der politischen Aktion einen entscheidenden Vorteil in der Argumentation – wenn die Gegenargumente ausgeschlossen werden. In der Tat. Und da sind wir wieder bei der Chefredaktion:

      Auch die Wochenzeitung „DIE ZEIT“ pflegte mal die Gegenüberstellung kontroverser Haltungen, das tut sie heute aber nur noch innerhalb linker und grüner Leitplanken. Es wird da also nicht etwa die politische Debatte über politische Gräben hinaus gepflegt, sondern wie bei allen anderen „AfDDR“-Staatsmedien einer angepassten Meinung zugearbeitet. Im Interesse einer Bewegung.

      Und in diesem Milieu soll Einsicht entstehen? Ich zweifle da stark.
      Daß der Herr Wendt da noch Zuversicht aufbringt, ehrt ihn sehr.

      Was den „gärigen Haufen“ des Internets bei „DIE ZEIT“ betrifft, fiel dem staunenden Betrachter die Entwicklung auch im Internet erst gar nicht so sehr auf. Weitab von strafbaren Äußerungen wurden Anfang 2009 die Eingriffe in die Meinungsäußerungsfreiheit für Nichtlinke und nichtgrüne Teilnehmer an den Debatten (als „Hausrecht“ getarnt) wahrnehmbar; das war etwa in der Zeit, als eine gemeinsame Redaktion aus „Zeit Online“, „Tagesspiegel Online“ und „zoomer.de“ entstand. Es entstand eine gemeinsame Redaktion in Berlin. In Hamburg blieben lediglich einige Verbindungsredakteure sowie Technik und Vermarktung.

      Bis Ende Februar 2008 (Chef war Gero von Randow) war Zeit Online der beste Ort für freie Debatten. Ab März 2008 (Wolfgang Blau) wurde es für kontroverse Kommentare deutlich ungemütlicher, aber noch nachvollziehbar. Da konnte man als Verfasser eines Kommentars bei dessen Löschung noch mit der Redaktion reden und die Dinge im Dialog klären. So oder so, aber immerhin. Seit März 2013 (Jochen Wegner) arbeiten gewisse Löschkräfte bei Zeit Online, deren Richtlinien (oder deren persönliche Maßstäbe) nicht mehr bei Trost sind. Mal ganz zu schweigen von den Texten der Schreibkräfte.

      Aus dem Projekt „Netz gegen Nazis“ zog sich „DIE ZEIT“ Anfang 2009 zurück und überließ die Trägerschaft der Amadeu Antonio Stiftung. Eine nicht definierte Kooperation soll weiterhin bestehen (sagt Wikipedia).

      Was übrigens gewisse „Nazis“ betrifft, auf die in der ZEIT hingewiesen wird:

      – Dass sich die Frauen dafür selbst einer gewalthaften Sprache und heftiger Gesten bedienen, kann einem missfallen. Aber, um einen Tweet von Stefanie Sargnagel zu zitieren: «künstler dürfen aaalles – nazis dürfen nix! Humanismus ätschibätsch».
      https://www.zeit.de/2017/14/burschenschaft-hysteria-wien-matriarchat-stefanie-sargnagel
      (2017, März)

      Ist ein Code wie „v€rm1€7€rschw€!n“ (Vermieterschwein) in Internet-Kommentaren wirklich so selten? Wirklich? Oder werden vielleicht nur die «Codes der Rechten» von Aktivisten lieber entdeckt?
      Nun, bekanntlich sieht der Mensch nur das, was er weiß (eine Stadtrundfahrt ohne einen erklärenden Gäste-/Fremdenführer ist möglicherweise ganz nett, aber völlig sinnlos).

      Und aus derartigen Instanzen (eingebettet in derlei Ingnoranzen) soll Einsicht oder Hilfe für die Bürger in Deutschland oder gar in Europa kommen?! Ich zweifle da stark. Ein durchaus erstaunlicher Verwendungszweck einer gewissen Sorte „Humanismus“ ist die Unterstützung „Politischer Schönheit“ oder der «Open Border»-Bewegung: Da kochen Köche Süppchen.
      In diesem Filz ist die ZEIT leider Teil der Bewegung. Und auch diese Bewegung teilt ihre Macht nicht.f

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  • Materonow
    17. Februar, 2021

    Dieses Würstchen Rüstemeyer äfft nur die SED-Enkel nach und hechelt denen hinterher, die bereits vor einiger Zeit «die Reichen erschießen» wollten.
    Herr Riexinger hat das relativiert und gesagt, «nicht erschießen, wir werden sie arbeiten lassen» (in GULaGs, versteht sich!).

    In diesem linken Schmuddelsudel «indymedia» war schon vor längerer Zeit zu lesen, man möge sich Schreckschußpistolen besorgen, die aufgesetzt auf den Kopf oder die Herzgegend eines «Nazi», absolut tödlich wären.
    Wobei, nebenbei, jeder ein «Nazi» ist, der nicht mit den Linksgrünen in die gleiche Schalmey tutet.

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  • Thomas Schweighäuser
    19. Februar, 2021

    «Die Markierung Missliebiger findet auch von Rechtsaußen statt, allerdings mit einem wesentlichen Unterschied: Diese Markierer und ihre Hilfskräfte sitzen nicht in regierungstragenden Parteien und Hochschulgremien, sie erhalten keine publizistische Unterstützung von großen Medien» – Meyer, dessen Follower die von ihm Markierten massiv bedrängen und belästigen, erhält sehr wohl «publizistische Unterstützung von großen Medien». Kleiner Tipp: Es handelt sich um einen der größten deutschen Medienkonzerne, der mit «S» anfängt und mit «pringer» aufhört.
    Da vielleicht noch einmal recherchieren.

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Original: Publico Dossier

Die Köche der guten Süppchen

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