Leserzuschrift des Monats
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Von Redaktion / / politik-gesellschaft / 17 min Lesezeit
Lieber Herr Wendt,
ich habe gerade Ihren Essay über „Das Höhere Wesen“ gelesen, das uns sagt, was zu tun ist.
Es ist sehr wohltuend, Ihrem analytischen roten Faden zu folgen. Ich bin seit fast 50 Jahren in der „Wissenschaft» der Naturwissenschaften unterwegs und bin entsetzt, wie seit einigen Jahren, extrem im letzten Jahr, die „Wissenschaft» als Begriff missbraucht wird, aber sich auch allzugern missbrauchen lässt. Es findet sich kaum noch ein Journalist, der selber einen wissenschaftlichen Erfahrungshorizont hat oder auch nur gelernt hätte, wissenschaftliche Denkmethoden anzuwenden.
Eine Anmerkung möchte ich noch gerne zu dem Begriff des „Befundes» machen, den Sie diskutieren. Ein Wissenschaftler weiß, unter welchen Bedingungen und Restriktionen sein „Befund» zustande gekommen ist. Allein schon durch einschränkende Vorgaben (Ein-/Ausschlusskriterien) lässt sich ein Ergebnis in eine gewünschte Richtung lenken, weil ausgeschlossene Entitäten keinen Eingang in mein Modell finden. Diese Grenzen müssen aber angegeben werden, da sie ja eine Verengung des Ergebnisses bedeuten. Ebenso weiß jeder Wissenschaftler um die statistische Unsicherheit seines Ergebnisses, die ja nur aus einer in der Regel kleinen Stichprobe des Gesamtkollektivs besteht. Der Wissenschaftler kann damit umgehen, da er die Unsicherheit seines Messwertes abschätzen und angeben kann. Der „Wissenschaftsjournalist“ muss einen für den Leser verständlichen Begriff, eine konkrete Zahl, ein Datum abgeben (so er denn das Problem der Messunsicherheit überhaupt begreift, was ich mal wohlwollend unterstelle, mir bei den allermeisten aber unsicher bin). Und ab hier wird die Diskussion schon extrem vereinfachend und damit falsch geführt (der schwachen MINT-Fähigkeit sei es geklagt (ich erspare mir den naheliegenden Seitenhieb, für Wissenschaftlerinnen den leichteren Weg des Genderismus zu gehen)).
So wird überhaupt nicht ausreichend thematisiert, dass die politische Größe „Inzidenzzahl“ dank eines wissenschaftlich unzulässigen, aber politisch geschützten PCR-Tests eine willkürliche Festlegung ist, die auch noch nach Belieben durch simple Veränderung der Testhäufigkeit beeinflusst werden kann.
Das universelle Prinzip, dass sich jede wissenschaftliche Aussage einer Überprüfung stellen muss, wird beiseite gewischt.
Wahrscheinlich ist im Rückblick das Verhalten der schweigenden Mehrheit der Wissenschaftler – Sie haben korrekterweise kurz auf die ökonomische Abhängigkeit hingewiesen – das größte Versagen in der sogenannten Corona-Krise. Ich möchte das Versagen der Medienschaffenden als Transporteur und Treibriemen der ungeprüften „Wahrheiten“ aber nur kurz dahinter ansiedeln.
In einem Meer von intellektuellem Unrat ist es wohltuend, geistvolle Texte zu lesen. Bitte weitermachen!
Herzliche Grüße Ihr Volker Christoffel
13 Kommentare
Original: Leserzuschrift des Monats
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Das jedenfalls zeigen die steigenden Zugriffszahlen.
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Uwe Strachau
22. Februar, 2021Lieber V.C.,
ich stimme Ihren Aussagen fast vollständig zu. Nur, was die Reihenfolge des Versagens betrifft, sehe ich die Medienschaffenden (im Mainstream) weit vor den Wissenschaftlern! Schließlich waren es die etablierten Medien, mit deren Hilfe die Machteliten Corona zu dem alle noch so unsinnigen Maßnahmen rechtfertigenden Popanz gemacht haben.
M. Schmidt
23. Februar, 2021Ich würde das Versagen «der Wissenschaft» sogar gänzlich streichen. Es gibt tausende Wissenschaftler, die sich mit der Thematik auseinander gesetzt haben und zu gänzlich anderen Schlüssen gekommen sind. Es waren allein die willfährigen Medien, die diese nicht nur nicht zu Gehör gebracht, sondern oftmals noch in unerhörter Art und Weise diskreditiert haben.
Dr. W. Manuel Schröter
22. Februar, 2021Diesem Leserbrief kann man nur beistimmen. Es ist nachgerade schändlich, wie mit «der Wissenschaft» politisch hantiert wird, derart, dass selbst viele gestandene Wissenschaftler entweder zum Schweigen gebracht (ob durch äußere Einwirkung oder durch eigene Vorsicht) oder, wenn vom «Mainstream» abweichende Verlautbarungen öffentlich abgegeben wurden, sie diffamiert wurden.
So kann das nicht weitergehen.
kdm
23. Februar, 2021So wird’s aber wohl leider weitergehen. Schließlich sind wir in Deutschland.
Skeptiker
23. Februar, 2021Verehrter Herr V.C.,
Sie sprechen mir aus dem Herzen. Leider treffen sich in diesem wie ähnlichen Blogs nur diejenigen, die noch ein Verständnis für kritische Rationalität haben. Für mich ist es in diesen Zeiten immer eine Wohltat zu erfahren, dass ich mit meiner Meinung nicht ganz allein bin. Ich habe versucht in meinem klein gewordenen Bekanntenkreis, elementares statistisches Wissen in Diskussionen einzubringen und bin an einer affektiv kultivierten Verweigerungshaltung gescheitert. Mittlerweile ist Bruchrechnung das, was in meiner Schulzeit Analysis war: Höhere Mathematik. Was kann man da noch ausrichten, wenn selbst unsere Bundesphysikerin und der Bankkaufmann Spahn lineare und Exponentialgleichungen nicht unterscheiden können oder wollen? Das Desaster des Wissenschaftsjournalismus ist ein weiteres Thema für sich – ich glaube, dass viele Journalisten nicht einmal mehr Bücher von Thomas von Randow, Dieter Zimmer oder Hoimar von Ditfurth verstehen können. Es paart sich naturwissenschaftliches und sprachliches Unvermögen zum Zwecke politischer Indoktrination. Eine notwendige Frage: Gab es die Lyssenkos nur in der UdSSR und die Eugeniker nur im NS-Staat? (Letztere Gruppe von Pseudowissenschaftlern hat in der angelsächsischen Welt ja nach wie vor Fürsprecher – was angesichts der gegenwärtigen Probleme unsere passionierten Antifaschisten seltsamerweise nicht auf den Plan ruft.)
Claudia
23. Februar, 2021Auf die Probleme mit der staatlich finanzierten Forschung («Ressortforschung») hat der damalige Präsident der Leibniz-Gemeinschaft (Hans-Olaf Henkel) schon Anfang der 2000er Jahre hingewiesen.
Mich wundert nur, dass sich (meinem Eindruck nach) das Verhalten der Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen weltweit nicht sehr unterscheidet (von Ausnahmen natürlich abgesehen). Also kein Phänomen nationaler Bedingungen vorliegt?
Gerd Garstig
23. Februar, 2021Eine kleine Berechnung: Nach meinen Informationen werden im Moment 2 Millionen PCR Tests pro Woche gemacht, die Falsch Positiv- Rate der Tests liegt bei 2-3 Prozent (auch wieder nach meinen Infos), bei einem positiven Test, gibt es keinen Nachtest, um einen Fehler auszuschließen (gemäß RKI).
Das heißt, die 2 Mio Tests x 0,025 (2,5%) = 50tausend falsch positive Ergebnisse. 50tausend durch 83 Millionen x hunderttausend = 60 !
Das bedeutet mit 2 Milionen PCR Tests pro Woche wird die Inzidenz niemals unter 50 fallen!
Wer jetzt sagt, aber es muß doch auch Kranke geben, wir sehen sie ja in den Hospitälern: Die falsch negativ Rate für PCR Tests kann genau so hoch sein, wie die falsch positiv Rate, nur ein standardmäßig DOPPELTER Test, am besten vorgenommen an verschiedenen Orten würde bei geringer Inzidenz noch verlässliche Werte liefern.
So wie es jetzt läuft ist das Ganze nichts anderes als Stochern im Nebel und das ist als Begründung für die Grundrechtseinschränkungen kriminell.
Paul Reil
23. Februar, 2021Lieber Herr Wendt, auch ich habe gerade Ihren Essay über „Das Höhere Wesen“ gelesen. Im Zusammenhang mit der an Fachkompetenz kaum zu übertreffenden, faktenreichen und chronologischen Gesamtdarstellung der deutschen Energiewendepolitik von Prof. Dr. Georg Milbradt habe ich so viel neues wie nie zuvor dazu gelernt und Bestätigung zu für mich bislang nicht abgesicherten Vermutungen gefunden!
Als Maschinenbaukonstrukteur i.R., und zeitlebens den Naturwissenschaften verpflichteter «Physikjünger» mit 35 Jahren Ehrenamt im Naturschutz, liege ich mit der Administration insgesamt im Clinch, die einen geradezu willkürlich, gefährlichen Aber-Glauben an die jederzeit politische Abstimmbarkeit , Verhandelbarkeit, und je nach Belieben Benutzbarkeit beispielsweise von Physik und Biologie in den «Wasserkopf» unserer Gesellschaft eingefüllt hat. Glauben ist der elementarste Widerspruch gegen unumstößliche wissenschaftliche Erkenntnisse und gehört in die Theologie und eben nicht in die Politik – und schon gar nicht in die Technik. Wer Technik ignoriert wird durch sie Schaden nehmen.
Die Energiewende beschränkt sich kläglicherweise fast ausnahmslos nur auf 20% des Energiebedarfs – auf die Stromerzeugung – weil anscheinend der grünen, verbohrten Ideologie folgend, am besten die verteufelte Atomenergie mit kaum zu überbietendem politischem Revanchismus aufs Schafott geführt wird. Damit nicht genug hat man seit der rein politisch beschlossenen Klimaerwärmung ohne ausreichende wissenschaftlich sichere Beweise zu haben, nochmal wissenschaftlich völlig daneben gegriffen und einen nur punktuell feststellbaren CO2-Anstieg als nahezu alleinigen Grund für die Verteufelung aller fossilen Brennstoffe erklärt.
Temperatur-Vergleichswerte aus 1900 und früher lassen sich mit heutigen Daten nicht vergleichen – denn Mess-Standorte lagen zu Beginn der Messungen meistens fern von menschengemachten Wärmequellen wogegen heute in riesieger Anzahl auch die Großstadthöchstwerte aus aufgeheizten Innenstadtbereichen den Landesdurchschnittswert unverhältnismäßig stark in die Höhe treiben. Alte Mess-Stationen, früher im Stadtvorland gelegen sind heute zu oft von Siedlungen mit erheblicher Wärmemission umzingelt – daraus lässt sich selbst bei minimalsten wissenschaftlichen Absichten kein dauerhafter Klimawandel feststellen.
All das übertönt mit größmöglicher, publizistischer Macht und Lautstärke die wirklich besorgniserregende 80%-ige Energieversorgung mit Wärme.
Einzig und allein taugt die Geothermie wegen der sekundengenauen Bedarfsregelung zur Energieversorgungs-Sicherheit bei jedem Wetter, in jeder Sekunde, Tage , Jahre-Jahrhunderte…. nicht nur für Strom sondern hauptsächlich für Wärmeanwendungen!!! Warum müssen erst mal alle Mittelgebirge in waldzerstörender Weise und die wenigen noch verbliebenen Wildtierarten ausgerottet werden bevor man auf großstadtnahem Gelände mit zugegeben, hohen Grundstückspreisen Geothermieanlagen für den städtischen Eigenbedarf baut? Lukrativer ist natürlich der Landbevölkerung diese landschafts-, natur- und gesundheitszerstörenden, keine Versorgungssicherheit bietenden Windkraftmonster zuzumuten: Man verliert verhältnismäßig wenige Wählerstimmen und kann die Stadtgrundstücke teuerer als je zuvor verkaufen – das Trinkwasser kommt natürlich größtenteils aus den stadtnahen Mittelgebirgen oder als Grundwasser aus den Flußebenen mit einhergehendem Austrocknen der Auenwälder und Setzriss-Schäden an den Häusern der Landgemeinden. Nein, der Klimawandel ist auch am Waldsterben alleine Schuld – vielleicht noch der Borkenkäfer der durch Forstwirtschaftsfehler und das kritiklose Leerpumpen der Wasserreserven ideale Lebensgrundlagen findet.
Bis wir Menschen genau und unabstreitbar wissen, dass nahezu alles Übel von der um das mehrfach zu groß geratenen Überbevölkerung herrührt, ist es nicht mehr zu spät – nein, es ist schon vor dem Zweiten Weltkrieg zu spät gewesen – es ist also nicht 5 vor 12 sondern 80 Jahre zu spät.
Wer glaubt angesichts der Überbevölkerung es würde alles wieder gut wenn nur Corona erst mal besiegt wäre, der irrt. Es wird Virenmutationen wie Sand am Meer geben wenn weiterhin die Bevölkerungsströme und Warenströme nicht weltweit weitestgehend unterbrochen werden. Epidemien im Mittelalter waren auch das Ergebnis zu vieler Menschen auf engstem Raum – da genügte ein infizierter Bürger oder Gast…. flüchteten dann die noch vermeintlich Gesunden, vorwiegend Wohlhabenden aufs Land steckten diese die Landbevölkerung an und hunderte kleine Dörfchen wurden komplett ausgelöscht. Die Lieferanten von Lebensmitteln und Brennholz!
Mir tut das was uns erwartet nicht mal leid –
im Abgesang soll stehen: «Die Menschheit ist die Lebensart die am effektivsten die anderen Arten entweder gefressen oder mutwillig vernichtet hat, die falschen wissenschaftlichen Chancen genutzt hat, den falschen Vorbildern samt falschen Ideologien gefolgt ist und sich die Herrschsucht ihrer Verderber bis zum Ende gefallen ließ.»
Der Erhalt oder Niedergang der Menschheit wird von der «Gnade» der unbeeinflußbaren Ereignisse abhängen, die die Menschenzahl auf ein naturverträgliches Maß reduziert.
Ansonsten war’s das!
Paul Reil Birkenau, Odenwald
Gotlandfahrer
23. Februar, 2021Das ist alles richtig, aber zu schwach. Die Ursache der gesellschaftlichen Vorgänge wesentlich im zunehmenden Nichtkönnen und Nichtwissen des journalistischen Berufsstandes zu sehen ist nicht plausibel. Gewiss ist dies vorhanden und damit ein uns alle fundamental schädigendes Symptom, weil es die analytische Kritik im öffentlichen Diskurs verarmen lässt.
Wäre es jedoch «nur» diese mangelnde Fähigkeit bei ansonsten redlichem Bemühen, würde dem, der es elaborierter darlegen kann als man selbst, zumindest Gehör geschenkt. Ja die Art des Widerspruches bereits müsste dann sogar mindestens Neugier und Interesse am Erkenntnisgewinn, und sei es durch Widerlegung des vorgetragenen Widerspruches, wecken.
Wer bereits das Prinzip der Wissenschaftlichkeit als solches lediglich nicht verstanden hat, kann ihm als Argument gar nicht erst Wert beimessen. Selbst wer es nur «missverstanden» hat, ihm also womöglich nur deswegen Wert beimisst, weil er glaubt, allein die Deklaration eigener Aussagen als «wissenschaftlich» sei bereits wissenschaftlich, also von Wissenschaft als einer Spielart des Voodoo ausgeht, müsste sich einer Belehrung offen zeigen, allein um das ihm wichtig erscheinende Voodoo davon trennen zu können.
Dies ist jedoch alles nicht nur nicht der Fall, sondern stattdessen wird eine vorauseilende – mithin eindeutig MOTIVIERTE – Diskurssteuerung vorgenommen. Dabei schmückt man sich, so lange es durchsetzbar ist, mit dem Anspruch von «Wissenschaftlichkeit», auch gegen jede Wahrhaftigkeit. Erst sobald dieser Schmuck nicht länger haltbar ist – also ein Punkt erreicht ist, wo man ein wissenschaftliches Argument seiner Natur nach tatsächlich nicht beiseite schieben kann, man also durchaus in der Lage ist, Wissenschaft zu erkennen ! – wird er als «ohnehin nicht ausschlaggebend» abgelegt und sich «ehrlich» gemacht. Womit es sich also nicht um eine lediglich voodoohafte Fehlanwendung des Begriffes handeln kann (bestes Beispiel ist die Aufkündigung des Neutralitätsgebotes im «Qualitätsjournalismus», siehe NYT und Spiegel) .
Nein, es ist nicht Nichtkönnen. Es ist ein mächtiger Wille, der sich hier über gezielt selektierte und heranincentivierte Kollaborateure Bahn bricht. Wer noch glaubt, man könne über Diskurs etwas erreichen, hat das Set up noch nicht verstanden.
Yon Bureitxa
25. Februar, 2021Nein, nein, ich möchte mich nicht «gewählt“ oder gar «fein» und «klug» zu Wort melden. Nur: was für ein grotesker Unterschied in Niveau und Fairness der hier bei Publico, Dank an Herrn Wendt, veröffentlichten Leserkommentare…im Vergleich zu dem vielfach vor Dummheit und Hass überbordenden Kommentargeschreibsel bei SPON und ähnlichen. Wie nur konnten diese oftmals gemeingefährlichen Lügner und Schreihälse die Oberhoheit im öffentlichen Diskurs erlangen. Alles nur wegen Restle oder Slomka – oder weil wir alle so dermaßen deutsch ticken?
Thomas
25. Februar, 2021Und ab hier wird die Diskussion schon extrem vereinfachend und damit falsch geführt (der schwachen MINT-Fähigkeit sei es geklagt (ich erspare mir den naheliegenden Seitenhieb, für Wissenschaftlerinnen den leichteren Weg des Genderismus zu gehen)).
Auch wenn ich dem obigen Leserbrief in fast Allem herzlich zustimme, sehe auch ich beim Punkt der Reihenfolge des Versagens die Medienschaffenden (im Mainstream) weit vor den Wissenschaftlern. Dazu stellen Sie eine sehr wichtige Frage:
„Wie nur konnten diese oftmals gemeingefährlichen Lügner und Schreihälse die Oberhoheit im öffentlichen Diskurs erlangen. Alles nur wegen Restle oder Slomka – oder weil wir alle so dermaßen deutsch ticken?“
Ich meine, daß die Restles und Slomkas keine Oberhoheiten sind, mit denen die Oberhoheit begann. Ich habe hierzu mal ein paar klitzekleine, willkürliche Beispiele aus den Untiefen der Republik zusammengestellt:
– „Wir trampeln durchs Getreide, wir trampeln durch die Saat, hurra, wir verblöden, für uns bezahlt der Staat“
(In den Achzigern feixte die Jugend beim Lesen und Zitieren aus derlei Heftchen. Heute läuft das unter „denkschatz“.)
http://www.denkschatz.de/filmzitate/Werner-Beinhart/Wir-trampeln-durchs-Getreide-wir-trampeln-durch-die-Saat-hurra-wir-verblodeln-fur-uns
– Dass sich die Frauen dafür selbst einer gewalthaften Sprache und heftiger Gesten bedienen, kann einem missfallen. Aber, um einen Tweet von Stefanie Sargnagel zu zitieren: “künstler dürfen aaalles – nazis dürfen nix! Humanismus ätschibätsch”.
https://www.zeit.de/2017/14/burschenschaft-hysteria-wien-matriarchat-stefanie-sargnagel
– Als „Das Kölner Oberhaupt der Kinderfi..er-Sekte“ (Meisner) gegen einen „Beitrag zur Missbrauchsdebatte“ Anzeige erstattete, da lehnte eine Richterin am Amtsgericht Tiergarten die Eröffnung des Hauptverfahrens mit der Begründung ab, daß dieser „Beitrag“ (2011) nicht geeignet sei, den öffentlichen Frieden zu stören.
(Daß es Katholiken schon durch ihre Religion verboten ist, Kritikern oder Nichtglaubenden den Hals abzuschneiden, stört den öffentlichen Frieden wirklich nicht.)
Was ich damit sagen will? Die Debatten finden in der «moderierten Offentlichkeit» seit Jahren nicht mehr statt oder sind schief gewickelt. Die Habermas-Jünger lassen grüßen. Was sich nun seit Jahren in den Debatten an Staatsfeindlichkeit gegen die BRD zusammenbraut
und in den „No-Border-Netzwerken“ (—) zu Nachrichten heranwächst,
https://de.wikipedia.org/wiki/No_Border_Netzwerk
oder auf den „Subversive Festivals“ (Varoufakis, Tsipras) zu Nachrichten heranwächst,
https://en.wikipedia.org/wiki/Subversive_Festival
oder aus den Untiefen steuerfinanzierter „Verschwörungstheoretiker gegen Rechts“ (—) zu Nachrichten heranwächst,
oder auf einer Schlepper&Schleusertagung (mitfinanziert von der EU) zu Nachrichten heranwächst,
https://www.einewelthaus.de/events/2-internationale-schlepper-und-schleusertagung/
https://de.wikipedia.org/wiki/Eine-Welt-Haus_(M%C3%BCnchen)
oder aus dem „Haus der Demokratie und Menschenrechte“ in Berlin zu Nachrichten heranwächst,
https://de.wikipedia.org/wiki/Haus_der_Demokratie_und_Menschenrechte
oder aus Parteien der „AfDDR“-Bewegung heraus zu Nachrichten heranwächst, u.s.w.,
das haben bürgerliche Kräfte rechts der SPD noch nicht ansatzweise begriffen. Und das ist sehr deutsch.
Sieht der so genannte „Verfassungsschutz“ den Genossen mal etwas genauer auf die Finger, dann wird der Präsident ausgetauscht. Verschlechtert sich die Sicherheitslage, dann kaufen die Amis Waffen, die Deutschen kaufen Toilettenpapier (wenn es nicht ausverkauft ist); und anstatt nun mal so langsam für mehr AfD als Grün (RAFD) zu plädieren, werden innerhalb der bürgerlichen Kräfte rechts der SPD Überlegungen angestellt, eine neue Partei „zwischen CSDU und AfD“ zu gründen, … Au weia – als hätte es die Bekämpfung der Reps nie gegeben; die Bekämpfung der Luckes oder Petrys.
An den Restles oder Slomkas liegt es eher nicht, über derlei Schwachfug könnte man als Opposition noch schmunzeln. Das ist im Ergebnis eher Antiganda. Aber vielleicht liegt es ja wirklich daran, daß wir alle so dermaßen deutsch ticken. Sonst ließen wir uns das Getue der Lügner und Schreihälse nämlich nicht so widerspruchslos oder geknebelt gefallen – sondern würden in einem «Superwahljahr» zurückwählen.
Was denn sonst!
Mit freundlichen Grüßen,
Thomas
Lichtenberg
15. März, 2021„Wir trampeln durchs Getreide, wir trampeln durch die Saat, hurra, …
…
Diese Zeile triggert die Erinnerung an die Tirade einer bekannten WDR4-Moderatorin – gehört im Autoradio an einem heißen Sommertag Anno 2017 –, die mir unvergeßlich geblieben ist: Sie vermeldete, in noch sachlichem Tonfall, aber hörbar amüsiert, in einem der «neuen Bundesländer» (war es Sachsen?) sei ein auf einer Stromleitung rastender Vogel in Flammen aufgegangen und habe, abstürzend, ein Getreidefeld in Brand gesetzt; – und nun steigerte sich ihr Tonfall bis zu einem johlenden Crescendo aus Jubel, Abscheu und Hass: «jaa, da sind sie, die glüühenden Landschaften von Helmut Kohl, die glühenden, blühenden Landschaften!»
Yon Bureitxa
27. Februar, 2021Guten Tag Thomas, Sie schrieben «Aber vielleicht liegt es ja wirklich daran, dass wir alle so dermaßen deutsch ticken. Sonst ließen wir uns das Getue der Lügner und Schreihälse nämlich nicht so widerspruchslos oder geknebelt gefallen – sondern würden in einem “Superwahljahr” zurückwählen.» Wie wahr. Allein, mir fehlt der Glaube. Und wie mit der AfD im Reichstag (bei dieser Benennung bekomme ich immer das kalte Grausen…) umgesprungen wird wissen Sie selbst, daran würden auch 10% obendrauf nichts ändern – zumal die womöglich verkappte SED-lerin stantepede was am Wahlergebnis justieren würde/könnte. Nicht nur, aber besonders für das perverse Nazi – Geschrei in diesen Zeitläuften stehen – und da schließt sich für mich der Kreis, ja, dafür stehen wohl all die Restles, Slomkas und artverwandten Meinungs-söldner und -lumpen m/w/d tief in der Verantwortung. Auch und besonders für zukünftig zu erwartende «Nebenwirkungen».