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Politik, Gesellschaft & Übergänge

Fake Nuss: In ihrer Davos-Rede operiert Merkel mit Falschbehauptung und Irreführung

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Von Alexander Wendt / / politik-gesellschaft / 34 min Lesezeit

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In diesem Jahr fand der Weltwirtschaftsgipfel nicht in Davos statt, sondern virtuell. Angela Merkel hielt ihre Rede am 26. Januar als Videoansprache. Darin finden sich viele der für sie typischen Textbausteine, gemischt mit aktuellen Banalitäten („Covid-19 hat die Welt verändert – das zeigt sich auch am diesjährigen Davos-Dialog. Er findet virtuell statt“).

Bemerkenswerterweise geht sie auf Covid-19 kaum ein. Die Virusbekämpfung und das Impfmanagement in dem von ihr regierten Land kommen nur untergeordnet und sehr allgemein vor. Ihr Hauptthema heißt stattdessen: Klimapolitik. Dazu nennt sie eine auf Deutschland bezogene Zahl – allerdings eine grob falsche. Es handelt sich dabei auch nicht um ein Versehen, sondern um eine klassische Fake News, eine gezielte propagandistische Falschbehauptung. Und auch sonst schaffte es die Bundeskanzlerin, erstaunlich viele Irreführungen in ihrer Rede unterzubringen.

„Deutschland hat inzwischen mehr als 40 Prozent der Energieerzeugung aus regenerativen Energien“, behauptet Merkel. Um anzufügen: „Aber wir wissen auch, welche Anstrengungen damit verbunden sind. Wenn wir die Verwundbarkeit durch den Klimawandel wirklich überwinden wollen, dann müssen wir harte politische Maßnahmen durchführen, bei denen wir die Menschen mitnehmen müssen.“

Ihre Zahl ist unsinnig. In Wirklichkeit betrug der Anteil regenerativer Energien – also Wind- und Solarenergie, Wasserkraft, Gas und Kraftstoffe aus Biomasse – am Primärenergieverbrauch laut Branchenverband BDEW im Jahr 2020 gerade 14,9 Prozent. Merkels Zahl zu „Energie“ bezieht sich ausschließlich auf Elektroenergie, die in einer Volkswirtschaft allerdings nur ein schmales Segment der gesamten Energiebilanz bildet. Der Großteil des Primärenergieverbrauchs entfällt auf Wärmeerzeugung und Verkehr. Mit gut 35 Prozent stellt Mineralöl die wichtigste Energiequelle dar. Dann folgen Gase mit etwa 25 Prozent, regenerative Energien mit 15, Kohle mit 9 Prozent, Kernkraft mit 6 Prozent, den Rest liefern kleinere Quellen wie Wasserkraft und Abfallverwertung.

Den rhetorischen Trick, von „Energie“ zu sprechen, dann aber nur die Kennzahl für die Stromproduktion zu nennen, wenden Medien und Politiker gern an. Denn in dem korrekten Gesamtbild nimmt sich die Energiewendebilanz der Bundesrepublik sehr bescheiden aus. Mehr als 20 Jahre nach dem im April 2000 eingeführten Erneuerbare-Energien-Gesetz und nach hunderten Milliarden Förderung stützt sich die deutsche Energiewirtschaft auch Anfang 2021 zu 85 Prozent auf fossile Brennstoffe und Atomkraft. Damit liegt der deutsche Anteil regenerativer Energien am Gesamtverbrauch sogar noch leicht unter dem EU-Durchschnitt (2020: gut 20 Prozent).

Aber auch die „40 Prozent“, die Merkel für Strom nennt, stehen nicht gleichmäßig zur Verfügung. Da bis jetzt keine nennenswerten Speicherkapazitäten über die Pumpspeicherwerke hinaus existieren, schwankt der Anteil des Wind-, Solar und Biogasstroms an der Elektroenergie-Erzeugung von Monat zu Monat erheblich – zwischen 61,6 Prozent im Februar 2020 und nur 34,2 Prozent im eher trüben und windarmen Januar 2021.

Und auch bei einem Monatswert handelt es sich um eine Durchschnittszahl. An etlichen Tagen im Januar 2021 beispielsweise trugen regenerative Quellen so gut wie nichts zur Stromerzeugung in Deutschland bei.

Merkel führte also in ihrer Rede nicht nur eine Zahl mit falschem Bezug an, sondern auch eine nichtssagende Durchschnittsgröße, die das zentrale Problem ihrer Energiewende vertuscht: Es fehlen bis heute großindustrielle Speicher. An windigen Tagen müssen von Jahr zu Jahr mehr Rotoren abgeregelt werden, weil das Netz den Strom nicht aufnehmen kann. An trübstillen Januartagen hängt vor allem der Südwesten der Republik vom Import französischen Atomstroms ab.

Einen ganz wesentlichen Fakt versteckt sie in der für sie typischen Verschleierungsformel „große Anstrengungen, die dafür nötig sind“: Die teure Förderung von Wind- und Sonnenenergie, die (vergütete) Abregelung hier und der erzwungene Stromimport dort führen dazu, dass eine Kilowattstunde für den Endverbraucher nirgendwo in Europa so viel kostet wie in Deutschland. Allein die EEG-Umlage beläuft sich ab Januar 2021 auf 6,5 Cent pro Kilowattstunde. Allerdings nur, weil Merkels Regierung einen Teil der Kosten in den Bundeshaushalt verschob – sonst läge die Umlage noch deutlich höher.
Statt wie bisher ausschließlich über die Stromrechnung zahlen die Bürger ab diesem Jahr auch mit ihren Steuern für die erneuerbaren Energien. Im Jahr 2011 versicherte Merkel in einer Bundestagsrede, die EEG-Umlage werde bis 2020 nicht höher als 3,5 Cent pro Kilowattstunde ausfallen. Dass sie damals das Blaue vom Himmel versprach, nahmen ihr die meisten der energiewendebeseelten Journalisten in Deutschland nicht weiter übel.

Auf die falsche Zahl in ihrer Davos-Rede folgte eine Irreführung mit größenwahnsinniger Note:
„Die Europäische Union hat das getan, was erwartet wird“, so Merkel in ihrer Rede: „In einem ersten Schritt haben wir unser europäisches Ziel für die CO2-Reduktionen bezüglich des Jahres 2030 von 40 Prozent auf 55 Prozent erhöht. Wir haben uns zur Klimaneutralität für das Jahr 2050 verpflichtet, was, wenn wir das erreichen, dazu führen kann, dass Europa der erste klimaneutrale Kontinent wird.“
Diesen rhetorischen Kniff verwendet Merkel ebenso gern wie viele Medienvertreter: Die EU einfach mit dem Kontinent Europa in eins zu setzen. Dabei umfasst die Europäische Union mit 4,476 Millionen Quadratkilometern noch nicht einmal die halbe Fläche Europas, das 10,18 Millionen Quadratkilometer misst.

Dass weder Brüssel noch Berlin die Energiepolitik von Russland, der Ukraine, Belarus und anderen Staaten bestimmen, weiß eigentlich auch Angela Merkel. Und auch, dass selbst die EU nicht ‘klimaneutral’ in dem Sinn wird, dass die nur noch so viel CO2 emittiert, wie sie bindet. Für einen erheblichen Teil des bisherigen CO2-Rückgangs in der EU gibt es einen simplen Grund: die Verlagerung von Produktion vor allem im Elektronik- und Textilbereich nach Fernost innerhalb der letzten zwei Jahrzehnte. In dieser Zeit stieg die CO2-Emission Chinas deutlich schneller, als die der Europäischen Union sank. Vor allem natürlich wegen des wachsenden Wohlstands und des damit verbundenen Konsums in China, Südkorea und Vietnam, aber auch, weil dort Güter für EU-Europa erzeugt werden – vom Notebook bis zum T-Shirt.

Für eine ehrliche Bilanz müsste also nicht nur errechnet werden, wie viel Kohlendioxid die EU auf dem eigenen Territorium ausstößt, sondern auch, welche Menge an CO2 in dem Handelssaldo mit Ostasien steckt, vor allem mit China. Im Güterhandel führen sowohl die EU als auch Deutschland seit Jahren deutlich mehr aus China ein als dorthin aus.

Nach dieser Bilanz wird die EU auch 2050 nicht ‘klimaneutral’ sein, selbst dann, wenn dort die Industrieproduktion weiter schrumpft. Und Europa wird erst Recht kein „klimaneutraler Kontinent“.
Durch die Corona-Lockdowns – vor allem in europäischen Ländern und Teilen der USA – ging übrigens der globale menschengemachte CO2-Ausstoß 2020 nur um bescheidene 6,4 Prozent zurück.

Das macht deutlich, wie stark die wirtschaftliche Aktivität dauerhaft reduziert werden müsste, um den von Merkel für die EU verkündeten Rückgang von 55 Prozent bis 2030 zu erreichen. Wie stark sich der CO2-Rückgang auf die Globaltemperatur auswirkt, bildet noch einmal ein eigenes Thema. Und wieso eigentlich „erster klimaneutraler Kontinent“ (Merkel)? Geht ihr die Klimaneutralität der Antarktis nicht weit genug?
Darin liegt eine gewisse Pointe: Ohne problematische Faktoren wie Bevölkerung und Industrie ließe sich eine Klimaneutralität ganz gut erreichen.

Dieser Text erscheint auch auf Tichys Einblick.

30 Kommentare
  • caruso
    5. Februar, 2021

    Eine Großmeisterin in Lügen und Irreführen. Bravo!!
    lg
    caruso

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    • Immo Sennewald
      5. Februar, 2021

      Klasse! Die ganze doktrinäre, realitätsferne und menschenfeindliche Herrschaft der Merkelschen Politbürokratie in einem Artikel pointiert ad absurdum geführt. Dankeschön von Herzen.

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    • Uwe Obst
      6. Februar, 2021

      Vielen Dank Herr Wendt, für Ihre wie gewohnt kristallklare Analyse des Kanzlerinnengeschwurbels!
      Zur Verlagerung der Emissionen nach Fernost möchte ich noch anmerken, dass es weniger Textil- und Elektronikindustrie sind, deren Stillegung hier und Expansion in Fernost die „Klimabilanz“ „Europas“ kosmetisch aufhübschen, sondern vor allem die alten Industrien Stahlerzeugung und Zementproduktion. Diese Grundstoffindustrien sind nicht nur sehr energieintensiv, verbrauchen also (fossile) Energieträger im großen Maßstab, darüber hinaus sind rein chemisch unvermeidlich die Herstellungsprozesse mit der Freisetzung von CO2 verbunden. Der im Eisenerz gebundene Sauerstoff wird mit Kohlenstoff reduziert. Es wird zwar an Verfahren mit Wasserstoff geforscht, aber das ist eher ein Feigenblatt der Hersteller für Europa ohne praktische Relevanz auf absehbare Zeit, allein aufgrund der astronomischen Kosten. Analog beim Zement, wo aus dem Kalk Kalziumoxid unter Freisetzung von CO2 gebrannt wird. Mit der massiven Verlagerung der Produktion von Stahl und Zement nach Indien und China hat man sich, geplant oder nicht, dieses grundsätzlichen Problems auf dem Weg in die schöne klimaneutrale Traumwelt hier im reichen Westen elegant entledigt.

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  • Marcus Helbig
    5. Februar, 2021

    Leider bewirkt es gar nichts, wenn man schon gar nicht mehr weiß, wie mit der eigenen Empörung umgehen, angesichts dieser unglaublichen Zustände, die man leider so gut wie immer bestätigt findet, wenn man sie aus seiner eigenen Wahrnehmung heraus konstatiert.
    Man denkt sich : Es gibt doch Anwälte, Fachleute, Gesetze.
    Man weiß, der Mensch in der Masse ist ein plumpes, verworfenes Geschöpf, das sich seiner Krankheit nicht erwehren will.
    Für diese Weigerung, Verantwortung zu tragen, der Wirklichkeit ins Auge zu schauen, und Lüge und Verblendung gemeinschaftlich den Kampf anzusagen, muss der ganze Planet büßen.
    Ist schon mal jemandem die Frage in den Sinn gekommen, warum die Erde unsere Mutter genannt wird?
    Aufwachen wäre nötig Mensch – Dein Haus brennt

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    • Dr. Fritz Baur
      5. Februar, 2021

      Geehrter Herr Helbig,

      verzeihen Sie – leider verstehe ich Ihre Rede nicht:
      Halten Sie´s mit Fr. Merkel oder mit Herrn Wendt? Oder ist Ihnen das Klimaziel 2050 ungenügend? Oder meinen Sie, es sei gar nicht erreichbar? Und schließlich: Welches «Haus brennt» – das Haus von Mutter Erde oder das Haus der Politik oder das Haus der Klimaleugner/Klimarealisten/Klimalarmisten?

      Nichts für ungut,
      herzliche Grüße
      Ihr F.Baur

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  • Gert Hausmann
    5. Februar, 2021

    Danke für Ihre Richtigstellung gegenüber der Gewohnheitsschwindlerin im Kanzleramt. Diese Frau kämpft um ihren Platz in den Geschichtsbüchern – und sonst nichts. Diesen Platz wird sie bekommen, aber nicht als Vorkämpferin für eine bessere Welt, sondern als Terminatorin für Wohlstand, Freiheit, Rechtsstaat, kulturellen Reichtum, Bildung und alles, was das Leben lebenswert macht.

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  • Thomas Bernhart
    5. Februar, 2021

    Hallo, Herr Wendt, bitte beziehen Sie bei dieser Thematik auch die folgende Betrachtung ein: Bezugsbasis für das Schwelgen im Erfolg der CO2 Senkung ist das Jahr 1990. Maßgeblich für die Senkung um 40% ist neben der Verlagerung von Produktion nach Fernost vor allem die Stilllegung praktisch der gesamten Großindustrie in einem Teil Deutschlands – der DDR. Kosten und Folgen sind bekannt.

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  • Wolfgang Welz
    5. Februar, 2021

    Zitat aus Wikipedia zu Angela Merkel:
    «Merkel war weder Mitglied der SED noch einer der Blockparteien. Sie war nicht in der zivilen oder kirchlichen Opposition aktiv. Während ihrer Tätigkeit für die Akademie der Wissenschaften engagierte sie sich in ihrer FdJ-Gruppe. Nach eigenen Angaben war Merkel dort als Kulturreferentin tätig. Zeitzeugen, die der Merkel-Biograf Gerd Langguth befragt hat, sprachen davon, sie sei für «Agitation und Propaganda» zuständig gewesen.»

    Alte Schule eben!

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  • Albert Schultheis
    5. Februar, 2021

    Die KanzlerIn der Lügen!
    Da kann sich der von der Presse hochgelobte Großmeister der Fake News und der Alternative Facts, der Trumpelstilz, sogar noch ein Scheibchen abschneiden. Deutsche Herren- und Frauenmensch
    Innen über alles! Was diese Dame mit sozialistischer Kinderstube, die angebliche Physikerin, die nicht mit Zahlen umgehen kann, die angeblich alles vom bitteren Ende her denkt, uns bereits alles an Lügen und Verdrehungen aufgetischt hat, ist schier grenzenlos, es macht fassungslos! Betreffs der sogenannten «Energiewende» haben Sie, Herr Wendt, und einige Ihrer Kollegen bereits das Nötigste gesagt. Letztes Jahr ließ sie sich in der Corona-Krise von der angelsächsischen Presse als die alle überragende KanzlerIn belobhudeln, die die Pandemie mit wissenschaftlichem Denken besiegt hat. Dieses Jahr bemäntelt sie ihr klägliches Scheitern in ihrer Impfstrategie, indem sie alle anderen beschuldigt!
    Dennoch, ihren größten Vertrauensbruchgegenüber uns Deutschen und unserem Land gegenüber beging sie, als sie der Stadt Chemnitz «Hetzjagden gegen Ausländer» unterstellte, obwohl sie ihr oberster Verfassungsschützer davor warnte, das einschlägige nichts-sagende Video falsch zu interpretieren. Klar musste der dafür seinen Posten für einen willfährigen Handlanger räumen. Der andere Verfassungsbruch in Thüringen wird ihr ebenso für immer anhaften: ihr Verdikt «Unverzeihlich … das muss rückgängig gemacht werden!» – Eine legitime demokratische Wahl eines bürgerlichen Ministerpräsidenten, der dann aufgrund einsamer Kanzler
    Innen-Intervention durch einen Stalinisten der SED-Nachfolgeorganisation ersetzt wurde! Dazu die gesamte Vertuschung über das komplette Scheitern der sogenannten Integration, der wahren Verhältnisse in und um die Flüchtlingsheime, den Moscheen und Medresen, in den Innenstädten, den Straßen, Plätzen, Schulen und Krankenhäusern. Das Belügen der Bürger im Zusammenhang ihrer einsamen Unterzeichnung des UN-Migratiospaktes, der nichts weniger beinhaltet, als die Entrechtung der Staatsbürger dieses Landes. Was Wunder, dass heute niemand mehr, der noch bei Sinnen ist, einer deutschen Verbrechensstatistik, Arbeitslosenstatistik, Einwanderungsstatistik, Sozialhilfestatistik der Polizei, des BAMF, oder von statista, auch nur einen Rest an Vertrauen schenkt. Alles Fake, Fake, Fake! Deutschland hat fertig! Merkel hat Deutschland fertig! Aber dieses so leid- und notgeprüfte Volk, dieses in Jahrhunderten von Kriegen und Nöten so resilient gewordene Land ist immer noch nicht restlos verreckt! Da geht noch mehr …

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    • Grand Nix
      5. Februar, 2021

      Lieber Herr Schultheis, Sie haben mir mit diesem Kommentar die ganze Arbeit abgenommen. Danke, vortrefflich zusammengefasst.

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  • Thomas
    5. Februar, 2021

    In ihrer Davos-Rede operiert Merkel mit Falschbehauptung und Irreführung

    Meine Meinung dazu? Natürlich auch dort. Wen wundert das noch.
    Allerdings gibt es immerhin noch ein paar freie Medien und ein paar wackere Journalisten, die auf so etwas hinweisen. Der Herr Wendt tut das auf besonders lesenswerte Weise. Danke. Herzlichen Dank! Mit Händedruck.

    Diesen rhetorischen Kniff verwendet Merkel ebenso gern wie viele Medienvertreter: Die EU einfach mit dem Kontinent Europa in eins zu setzen. Dabei umfasst die Europäische Union mit 4,476 Millionen Quadratkilometern noch nicht einmal die halbe Fläche Europas, das 10,18 Millionen Quadratkilometer misst.

    Derlei Überlegungen aus grünen, roten, dunkelroten und hellschwarzen Beraterkreisen zielen wohl eher nicht auf die Geographie. Dieser „Kniff“ ist wohl eher ein weiteres Indiz dafür, daß Frau Merkel und ihre Berater die EU längst als politisches Zukunftsgebilde denken (Mitglieder und Assoziierte), welches ohne staatliche Grenzen bestehen soll und sich vorerst von Portugal bis Rumänien und von Finnland bis rund um das Mittelmeer erstreckt. Mit „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ (und mit roten, grünen und dunkelroten Parolen) marschiert dieses Gebilde derzeit über die Osteuropäische Ebene auf die Russen zu (Projekte wie „Nordstream 2“ würden da stören). Innerhalb dieses Kniffes sind Verantwortliche der Bundesrepublik längst keine Spieler mehr, sondern Figur.
    Weite Teile der „länger hier lebenden Bewohner“ haben die Delegierung ihrer Interessen nach Brüssel noch nicht annähernd erkannt, das „Maut-Desaster“ der CSDU zeigte es eindrucksvoll auf (der Herr Söder erkennt nun die Zeichen der Zeit und beugt sich dem roten, grünen, dunkelroten und hellschwarzen Druck). Die berieselten Menschen merken (!) hinter ihren „Mundschützern“ so etwas längst nicht mehr, denn heutzutage wird in den Gehirnen „gemerkelt“. Auch Frau Merkel ist in diesem Spiel natürlich kein Spieler, sondern Figur. Mal ganz zu schweigen von anderen «Sprechern» der Regierung.

    Darin liegt eine gewisse Pointe: Ohne problematische Faktoren wie Bevölkerung und Industrie ließe sich eine Klimaneutralität ganz gut erreichen.

    Das stimmt! Trefflich auf den Punkt gebracht!
    Bekanntlich gibt es Klimawandel seit es Klima gibt; wer also den „menschengemachten Klimawandel“ auf ein menschengemachtes Maß (2,5°C) „begrenzen“ will (Pariser Übereinkommen), der ist leider entweder wahnsinnig, naturwissenschaftlich ahnungslos, politisch skrupellos oder schlecht beraten. Es steckt also sehr wahrscheinlich Sozialismus dahinter. Ein „guter Zweck“.

    Es gibt logischerweise viele wohlfeile Polit-Ziele der sozialistischen Sorte, wie beispielsweise „Klimaneutralität“ oder „Weltfrieden“, die sich ohne weiteres ohne Bevölkerung und Industrie (und ohne wackere Medien) erreichen lassen würden. So etwas haben schon Andere versucht, mit ungeahnten Folgen – dann bräuchte es auch keine Rücksichten auf Wahlen mehr – und keinen EMRK-Artikel 2, 2c – Alles Friede, Alles Freude, Alles Eierkuchen. Kein Orbán, kein Putin, kein Trump, kein Widerstand. Nicht mal mehr Widerspruch. Hach!
    Das wäre dann wohl die Krönung der Europäischen Räterepublik.

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  • Elisabeth Köster
    5. Februar, 2021

    Ja, Herr Wendt, man kann nicht oft genug auf diese Zusammenhänge hinweisen. Leider traut sich kaum noch ein Medium, dies zum Thema zu machen. Aus Angst vor dem «Klimatod» begehen wir Selbstmord. Wenn ich unbedingt glauben möchte, dass ein Gas, dessen Anteil an der Atmosphäre 0,04 % ausmacht, eine Erhitzung der Erde bewirken kann, sollte ich doch trotzdem der Frage nachgehen, ob die sicheren Kosten der vermeintlichen Rettung für die Menschen, die jetzt leben, nicht höher liegen, als die der vermuteten Schäden für die Menschen im Jahre 2100. Wir müssen doch erstmal die wachsende Menschheit durch die nächsten Jahrzehnte bringen. Und dann fragt auch niemand nach den möglichen positiven Seiten einer Klimaerwärmung. Erschließt nicht ein Rückgang der Permafrostgebiete viele neue Nahrungsressourcen? Am Ende wird die ruinierte Wirtschaft der EU China wie ein reifer Apfel in den Schoß fallen. Und dann war´s das mit unserer Freiheit. Ich habe schon lange den Verdacht, dass Frau Merkel ein gestörtes Verhältnis zur Freiheit hat. Und nach Corona würde sie sicher die Corona-Maßnahmen als Blaupause für Klima-Maßnahmen hernehmen.

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  • Werner Bläser
    5. Februar, 2021

    Diese Frau kann einen immer wieder fassungslos machen – diese Gabe hat sie. Ich habe lange überlegt, wie man das Phänomen Merkel erklären kann. Und bin, als Anti-Marxist von Jugend an (die Erlebnisse mit dem 68er Mob an der Universität waren um 1970 herum dafür ausschlaggebend), auf Karl Marx gestoßen. Es lohnt, sich die Thesen von Marx zum Aufstieg Louis Napoleons («Napoleon III») anzusehen; neben einigen Bemerkungen über die Dekadenzierung von Proletariern in den «Pauperismus» in der «Deutschen Ideologie» ist das vor allem sein «Der achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte».
    Marx erklärt hier, wie der zunächst demokratisch gewählte Präsident Louis Napoleon u.a. mit Hilfe des «Lumpenproletariats» einen Staatsstreich durchführen, die Republik abschaffen und sich zum Kaiser erklären konnte.
    Natürlich sind die Marx’schen Analysen, vor allem der Klassen, nicht eins-zu-eins auf die heutige Zeit übertragbar – aber es eröffnen sich bemerkenswerte Analogien.
    Kurz zuvor, 1848, war der «Bürgerkönig» Louis Philippe abgesetzt und die «Zweite Republik» institutionalisiert worden. Man könnte dies, mit einiger Toleranz zur Unschärfe, als eine entfernte Parallele zum Fall der DDR gelten lassen. Die Republik war indes von kurzer Dauer, weil deren Präsident Bonaparte eine Diktatur errichtete. Das Parlament wurde entmachtet; und hier liegen die Parallelen zu Merkel schon deutlicher. Dabei stützte er sich – laut Marx – auf eine Klasse von gescheiterten und gesellschaftlich nutzlosen Individuen, wie «zerrüttete Lebeherren mit zweideutigen Subsistenzmitteln,… verkommene und abenteuerliche Ableger der Bourgeoisie, Vagabunden,… Gauner, Gaukler, Tagediebe,… Literaten [!],… Bettler… Kurz: die ganze, unbestimmte, aufgelöste, hin- und hergeworfene Masse, die die Franzosen ‘la bohème’ nennen».
    Friedrich Engels ergänzte die Aufzählung dann durch Items wie die unteren Strata des Junkertums («adliges Lumpenproletariat»), Rosa Luxemburg sprach gar von «sozialem Abfall».
    Man kann leicht den Bogen von diesen blumigen Beschreibungen ziehen zum heutigen sogenannten «juste milieu» aus verkrachten Geisteswissenschaftlern, Mainstream-Journalisten mit löchriger Allgemeinbildung, Schmarotzern des staatlich alimentierten Kunstbetriebes, Esoterikern, Suchern nach religiöser Erweckung (einige nennen sich explizit ja «wokes»), Status Seekers, Moralposeuren, und den üblichen utopisierenden Weltverbesserern, die ihren apokalyptischen Senf zu allem geben, was ihnen vor die rhetorische Flinte kommt.
    Natürlich hat sich Merkel nicht zur Kaiserin ausgerufen. Aber das braucht sie auch nicht. Cäsar wies, den Berichten zufolge, auch dreimal die Königskrone, die ihm angetragen wurde, zurück. Unbeschränkter Herrscher war er trotzdem. Oder, um die ewigen Worte von Walter Ulbricht zu zitieren:
    «Es muss demokratisch aussehen, aber wir müssen alles in der Hand haben» (nach Wolfgang Leonhard – bei dem ich die Ehre hatte, zu studieren).
    Louis Napoleon verspürte während seiner undemokratisch zustande gekommenen Regentschaft die Notwendigkeit, seine Herrschaft permanent zu legitimieren; deshalb stützte er sich auf populistische Mittel, seine politische Basis bei der Stange zu halten. Er musste deshalb immer neue Erfolge vorweisen. Er griff dazu zu einer aggressiven Aussenpolitik, auch um Gegner im Inneren ruhig zu stellen («rally round the flag» auf französisch).
    Merkel hat keine Kriege angefangen, jedenfalls nicht mit Waffen.
    Aber sie kämpft gegen alle möglichen teils realen, teils übertriebenen, zum grossen Teil einfach nur dreist erfundenen Probleme und gesellschaftlichen Missstände an, um ihre lumpenproletarische Unterstützerklasse zu befriedigen.
    Deshalb muss in regelmässigen Abständen eine neue «Problemsau» durch das Dorf Deutschland getrieben werden. Entweder ist es der Kampf gegen die Diskriminierung von allerlei Minderheiten, oder auch gegen Rassismus (dieser edle Streit lässt sich für sie wunderbar einbinden in ihre Bemühungen, ihre gigantische Fehlleistung der Grenzöffnung 2015 zu bemänteln), gegen «Rechts», gegen CO2, gegen «Impfnationalismus», und gegen Gott und die Welt.
    Was es ist, spielt eigentlich keine Rolle – es muss nur das Bild herüberkommen: Mutti Merkel kümmert sich, und sie bedient brav die ideologischen Flatulenzen ihrer typischen linken Klientel.
    Ein Parlament, gar eine Opposition, die sie zwingt, ihr politisches und ökonomisches Irrläufertum rational zu fundieren, kann da nicht geduldet werden. Folglich müssen Oppositionelle ostrakisiert und kaltgestellt werden. Das allerdings beherrscht sie meisterhaft.
    Sie bedient sich dabei eines rhetorischen Stils, der ihrer Klientel entspricht: unbeholfen, zusammenhanglos, unscharf, gefühlsduselig, wo nötig («ein freundliches Gesicht zeigen»), sich mit perfektem Instinkt an ihr pseudointellektuelles Lumpenproletariat anpassend. Sachliche und logische Sottisen werden mit Pseudo-Moral übertüncht.
    In ihrer Umgebung ist es tödlich, intellektuelle Kompetenz zu zeigen – das könnte ja eine Bedrohung für sie werden. Deshalb betreibt sie «Management by Champignon» – jeder gute Kopf, der sich zeigt, wird abgeschnitten. Mit Deppen um einen herum lässt sich leichter und widerspruchsfreier herrschen.
    – Merkel ist nicht das erste Phänomen dieser Art. Wie gesagt ist Louis Napoleon in vielfältigem Sinn eine Parallele, aber auch andere Herrscher.
    Das eigentlich Deprimierende an dieser Chose ist, dass ein Volk, das einmal für ein Kulturvolk gehalten wurde, so etwas mit sich geschehen lässt.

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    • Uwe Jacobs
      6. Februar, 2021

      Danke für Ihren Beitrag, Herr Bläser. Ihre Gedanken sind plausibel und nachvollziehbar. Hoffentlich werden wir diese unsägliche Hütchenspielerin bald und für immer und ewig los.

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    • ToNo
      6. Februar, 2021

      Sehr interessante Parallelen, die Sie da aufzeigen, um das Phänomen Merkel wenigstens ansatzweise zu begreifen. Das könnte helfen, an den Verhältnissen nicht vollends zu verzweifeln. Werde versuchen, mich dazu ein bißchen zu belesen. Danke!

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  • Libkon
    5. Februar, 2021

    Danke für den wohltuend gründlich recherchierten Bericht, lieber Herr Wendt, der erneut zeigt: „Die Kaiserin trägt keine Kleider“. Die obige Botschaft von Frau M. dürfte eindeutig sein: Es geht NICHT um Klimapolitik, nie und nimmer. Das ist nur ein Vorwand/Lüge. Es geht um den Umbau der Republik zur Volksrepublik (Politisch einheitlich von Links, wirtschaftlich einheitlich von Neocons gesteuertes Europa). Das Ziel ist die gewollte Armut der Bürger, zugleich soll unbedingt der Zuzug von Afrikanern zu uns gefördert werden. Wer dahinter einen möglichen gezielten Zusammenbruch unseres Systems vermutet, liegt wohl nicht ganz falsch. Oder wie ist das sonst zu verstehen?

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  • Martin Wolff
    5. Februar, 2021

    Sie haben Recht, aber solange die Leute nur den öffentlich-rechtlichen Anstalten zuhören und nicht hinterfragen was da gesagt wird, wird das so bleiben. Mir sind die Wahl- und Umfragergebnisse deswegen kein Rätsel mehr. Die ö-r Medien bilden regelrecht eine Wagenburg um diese Regierung.

    Ich denke inzwischen, die Deutschen sind kein Staat sondern eher eine Sekte, die von Zeit zu Zeit einen neuen Guru braucht.

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    • ToNo
      6. Februar, 2021

      Sie haben mit dem Sektenbild vollkommen Recht. Wichtig: diese Sekte sucht sich den Guru, nicht umgekehrt. Sie bringt ihn selbst hervor. Er ist die Inkarnation ihrer Psychosen, Ängste und Süchte. Und besonders dumm, dass man aus dieser Sekte nicht austreten kann. Kein Aussteigerprogramm, keine Chance des Entkommens. Zumindest für mich. Aber physisch kann man sich in Sicherheit bringen, wenn auch mit einigen Entbehrungen.

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  • Helene
    6. Februar, 2021

    Meisterhaft seziert von Ihnen, Herr Wendt. Ich muß gestehen, daß ich trotz ungeheurer Abscheu gegen diese Kanzlerin, die noch NIE etwas FÜR Deutschland getan hat, auf einige ihrer Lügen im Zusammenhang mit der sogenannten Energiewende (= Deindustrialisierung Deutschlands) hereingefallen bin. Um so mehr danke ich dafür, daß Sie als journalistischer Pathologe diese Lügen freigelegt haben.

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  • Materonow
    6. Februar, 2021

    Sie ist eben und bleibt die SED-sozialisierte Angela.
    Es gibt inzwischen reichliche Entgleisungen, angefangen bei «Wir schaffen das» über die Rückgängigmachung der Thürigen-Wahl bis zu den nicht stattgefundenen «Hetzjagden» in Chemnitz.

    Dazu kommt die servile Beflissenheit des sogenannten «Haltungsjournalismus» der Restles und Reschkes.

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  • Heike
    6. Februar, 2021

    Nein, nein, nein, gaaaanz falsch. Der einzige Lügner der Welt heißt Trump. Merkel will nur das Beste für die Deutschen und dabei macht die einen unmenschlich schweren Job. Das ist jedenfalls die vorherrschende Meinung in meinem Umfeld. Danke Herr Wendt für Ihren scharfen Blick und Ihren scharfen Verstand. Ich brauche beides, wirklich.

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    • Thomas
      6. Februar, 2021

      Gut beobachtet. Gratuliere!

      • Nein, nein, nein, gaaaanz falsch. Der einzige Lügner der Welt heißt Trump. Merkel will nur das Beste für die Deutschen und dabei macht die einen unmenschlich schweren Job. Das ist jedenfalls die vorherrschende Meinung in meinem Umfeld.*

      Mein Beileid zu der vorherrschenden Meinung Ihres Umfeldes. Immerhin machen Sie sich noch eigene Gedanken. Derlei Umfelder verbreiten aber sehr erfolgreich faustdicke Meinungen auf professioneller (oder wahlweise „wissenschaftlicher“) Basis. Erfahrungsgemäß kommt es einem Staat zwar ziemlich teuer zu stehen, derart belastbare Skrupel in seinen Institutionen zu unterhalten, aber zum Glück für die Vorschub-Leistenden gibt es ja Gebühren und Beiträge aus den Feldern der bunten Republik. So eine faustdicke Meinung gibt es naturgemäß auch zu der „mächtigste Frau der Welt“ (Frau Merkel, laut Forbes Inc.). Diese sei nach vorherrschender Meinung eines Morgens im Sommer 2015 aufgestanden, hätte als „Mutti“ beherzt zum Telefon gegriffen und flugs die Aufhebung der Grenzkontrollen befohlen.

      So war das aber nicht. Nichtgeführte Debatten beschweigen dies und das, erheben die eine Falschbehauptung zur Notwendigkeit und die andere Irreführung zum alternativlosen Holzweg; aber hie und da gibt es doch immer wieder einen kleinen Einblick in die Realitäten: Beispielsweise beim G-8-Gipfel in Huntsville. Dort sprach die Bundeskanzlerin mit US-Präsident Barack Obama und dem britischen Premier David Cameron. Es ging dabei (auch!) um die langfristigen Zinsen für Staatsanleihen, die auf neue Tiefststände fielen. Wenn man ein wenig sucht, dann findet sich noch heute eine Momentaufnahme von der Veranstaltung (vor einer Bezahlschranke):
      https://www.zeit.de/2010/35/F-Zinsdebatte
      „Das ist bitter für die Sparer, aber ein Segen für die Regierungen“ (orakelte Zeit Online, 2010).

      Schauen Sie sich da mal an, wie Mr. Cameron guckt, wie Mr. Obama guckt und wie die Bundeskanzlerin guckt. Und dann sehen Sie mal den Minen Ihres Umfeldes ins Gesicht. So was öffnet Augen.

      Übrigens weist Frau Merkel seit dem Weltwirtschaftsforum in Davos (2013) darauf hin, dass Europa nur 7 % der Weltbevölkerung stellt und nur 25 % des weltweiten Bruttosozialprodukts erwirtschaftet, aber für fast 50 % der weltweiten Sozialleistungen aufkommt. Ob man so etwas dann angesichts der offenen Außengrenzen der EU (leider nur als Einbahnstraße offen) als „Mut zur Wahrheit“ oder als Einladung an die Armut dieser Welt wertet, da scheiden sich offensichtlich die politischen Geister.

      Auch in ihrem „unmenschlich schweren Job“ hat die Dame bekanntlich ein Umfeld:

      – Jean-Claude Juncker ist ein pfiffiger Kopf. «Wir beschließen etwas, stellen das dann in den Raum und warten einige Zeit ab, was passiert», verrät der Premier des kleinen Luxemburg über die Tricks, zu denen er die Staats- und Regierungschefs der EU in der Europapolitik ermuntert. «Wenn es dann kein großes Geschrei gibt und keine Aufstände, weil die meisten gar nicht begreifen, was da beschlossen wurde, dann machen wir weiter – Schritt für Schritt, bis es kein Zurück mehr gibt.»
      https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-15317086.html

      Oder da:
      – Letztlich stellt sich nach dem missglückten Geheimtreffen die Frage neu, wie viel Wahrheit oder harte Fakten die Politik Menschen und Märkten zumuten kann und wie sehr zu viele Lügen und „Unschärfen“ ihre Glaubwürdigkeit aushebeln.
      https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/konjunktur/nach-geheimtreffen-zu-griechenland-juncker-nach-falschen-dementis-in-der-kritik-1641525.html

      Die Merkels kommen und gehen, das Umfeld bleibt; und der Artikel 2, 2c auch.

      Viel Glück!
      Mit freundlichen Grüßen,
      Thomas

      P.S.: „Den Weg ins Kinderland möchte ich, nach reiflicher Überlegung, doch lieber mit Jean Paul als mit S. Freud machen.“ (Karl Kraus)

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  • J.S.
    6. Februar, 2021

    Die negative Handelsbilanz der EU und auch Deutschlands mit China ist nicht nur ein Hinweis auf den Transfer der CO2-Emissionen nach China. Die Bagatellisierung und Verschleierung dieses Tatbestands (der eigenen negativen Handelsbilanz mit China) ist auch der Wunsch der Establishment-Politik, den ‘Kalten Krieg’ (in Form eines Handelskrieges) zu verschweigen, den China gegen den Rest der Welt (sehr erfolgreich) führt.

    Die (Handels-) Politik von China ist extrem nationalistisch (d.h. zum Schaden aller anderen beteiligten Nationen). Grundlage ist die Devisenbewirtschaftung Chinas, d.h. die chinesische Regierung / die Kommunistische Partei Chinas bestimmt den Wert der chinesischen Währung zu anderen Währungen. Damit kann die Kommunistische Partei Chinas die Handelsbilanz des eigenen Landes beliebig steuern. Die gewollte Unterbewertung der chinesischen Währung beschert China zuverlässig seit Jahrzehnten einen Handelsbilanzüberschuss, denn die chinesischen Waren sind in den (chinesische Waren) importierenden Ländern zu Dumping-Preisen zu haben, denen die dort jeweils heimische Industrie nicht gewachsen ist.

    Die (von der Kommunistischen Partei Chinas) gewollte Unterbewertung ihrer Währung führt dazu, dass keine vergleichbaren Wertkontingente beim internationalen Handel ausgetauscht werden. Die Kommunistische Partei Chinas bietet einen größeren Gegenwert bei diesem Handel (daher die Dumping-Preise). Die Kommunistische Partei Chinas bietet quasi den anderen Staaten an, an der so erfolgenden Ausbeutung der chinesischen Bevölkerung teilzuhaben. (In den so mit China Handel treibenden Staaten profitieren insbesondere die Wohlhabenderen von dem günstigen Konsumwaren; die Unterschicht leidet eher durch die dadurch verursachte Arbeitslosigkeit, denn sie ist der sog. Letzte, den die Hunde beißen.)

    Warum macht die Kommunistische Partei Chinas das? Weil die Länder mit einer negativen Handelsbilanz (Handelsbilanzdefizit) gegenüber China dadurch zu einem Kapitalexport nach China gezwungen werden. Mit diesem Kapital gehen die Chinesen dann u.a. auf «Einkaufstour» in den westlichen Industrieländern.

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  • ToNo
    6. Februar, 2021

    Sehr interessante Parallelen, die Sie da aufzeigen, um das Phänomen Merkel wenigstens ansatzweise zu begreifen. Das könnte helfen, an den Verhältnissen nicht vollends zu verzweifeln. Werde versuchen, mich dazu ein bißchen zu belesen. Danke!

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  • Dieter Gehret
    8. Februar, 2021

    Erichs Erbin zeigt dem Michel,
    wo der Hammer hängt (mit Sichel)!

    (…zitierte neulich M.K. einen seiner Leser auf http://www.klonovsky.de/acta-diurna so treffend )

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  • Gotlandfahrer
    8. Februar, 2021

    Für Leben, dem ein Verstand innewohnt, ist die Welt, der es ausgesetzt ist, immer auch eine Kränkung, allein schon weil zu viele Wünsche nicht in Erfüllung gehen und das Ich seiner gefürchteten Endlichkeit nicht entkommen kann. Paradox ist nun, dass, je mehr Ursache-Wirkungszusammenhänge der Verstand glaubt beherrschen zu können, stets sein Kränkungspotenzial und oft auch dessen Ausschöpfung zunimmt: Denn mit zunehmender Bestätigung seiner Leistungsfähigkeit durch erfolgreiche, bewusste Entscheidungen nehmen auch seine Erfahrungen der Unerreichbarkeit einer Überwindung der o.g. fundamentalen Kränkungen zu. Auch Einstein konnte sich mit all seiner Verstandeskraft weder schöner noch unsterblich machen. Nicht trotz, sondern aufgrund Einsteins Fähigkeiten musste sein Frustrationspotenzial höher sein, als das eines einfachen Arbeiters im Weinberg.

    Womit sich die Sinnfrage des Lebens für den Arbeiter der Stirn ganz anders darstellt, nämlich im Grunde als Rätsel, an dem er selbst mit seinen erhabensten Mitteln stets scheitert. Es ist DIE größte Kränkung, die vorstellbar ist. Andere Kränkungen, wie Misshandeltwerden, können physiologisch und psychisch schmerzhafter sein, aber sie sind durch externen Einfluss begründet. Bei der an die eigenen Mittel gerichteten Sinnfrage, bei der man aufgrund der Unzulänglichkeit dieser Mittel stets scheitern muss, handelt es sich um die schallendste Ohrfeige für jeden, der sich auf seinen Verstand aufgrund irdischer Erfolge etwas einzubilden glaubte.

    Nicht jeder Einstein frustriert nun daran in voller Ausschöpfung seines Frustrationspotenzials, im Gegenteil, vielen gelingt es, ich vermute es gelang auch dem Albert, gerade durch diese Mittel die aussichtslose Zirkularität jeden Versuches zu erkennen und darin auch seinen Frieden zu finden.

    Diese Demutskraft ist leider nicht jedem hochkalibrigen Verstandesboliden beschieden. Wer darin keinen Frieden findet, wird gerade seine Verstandesmittel für Ersatzbefriedigung einsetzen, die auch in einer Rache an der Welt, die für ihn ein Verstandesgefängnis bleibt, münden kann. Schlau genug, wird dies selbstredend nicht als solche bezeichnet werden, wohl nicht mal nach innen, schon gar nicht nach außen, man ist ja nicht dumm.

    Wer sich einmal mit dem christlichen Selbstbild von Frau Merkel, einer verstandesmäßig überdurchschnittlich ausgestatteten Person, befasst, wundert sich über das im obigen Artikel ausgebreitete psychopathische Sprechen mit gespaltener Zunge in überhaupt keiner Weise. Wo hier der Welt, gerade auch der eigenen Welt, ein Schaden durch lispelndes Lächeln zuführbar ist, wird dies zur Linderung des Schmerzes an den Grenzen des eigenen Weltmädchentums – als Ausdruck des Könnens – in Wirkung versetzt: «Und siehe, ich schaffe das!»

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  • alacran
    9. Februar, 2021

    «Die Herrin der Lügen»
    Es würde mich nicht wundern, wenn sie sich auch noch den globalen Temperaturrückgang auf ihr «Leistungskonto» gutschreiben würde, der zur Zeit zu beobachten ist.
    Was sie auch «vergisst» zu erwähnen ist die Tatsache, dass wir es uns leisten eine zweigleisige, extrem teure Stromversorgung zu betreiben. Einmal ein «Schönwettersystem» (Wind und Sonne) zu Produktion von Zappelstrom, mal relativ zu viel, mal zu wenig, daneben ein zuverlässiges, regelbares System mit (noch) 100% Leistungsreserve, falls der Wind nicht weht und auch die Sonne nicht scheint!
    Der ganze Irrsinn begründet durch «cargo cult science» vom angeblichen ACGW durch CO2, was eine «Große Transformation», einen ideologischen, global planwirtschaftlichen Amoklauf, rechtfertigen soll.

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  • LuNa
    10. Februar, 2021

    Dankeschön Alexander Wendt, und auch für die Kommentare, ich spare mir mal meinen dazu: Es ist gesagt.
    Korrektur, falls es noch niemand anmerkte: Kohle sogar mit 18% Anteil an der Energie-Gewinnung, Stein-/Braun-Kohle dabei zu JE! 9%.

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Original: Fake Nuss: In ihrer Davos-Rede operiert Merkel mit Falschbehauptung und Irreführung

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