– Publico –
Politik, Gesellschaft & Übergänge

Das Manifest der Gesellschaftszerstörer

Original post is here eklausmeier.goip.de/wendt/2021/01-das-manifest-der-gesellschaftszerstoerer.


Wer den Aufruf „ZeroCovid“ für einen „solidarischen Lockdown“ für eine Spinneransammlung hält, unterschätzt die Truppe, die sich dort formiert: es sind Kader einer totalitären Bewegung

Von Alexander Wendt / / politik-gesellschaft / 38 min Lesezeit

stdsize

Mit seiner Begabung für das falsche Wort im richtigen Moment hatte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder kürzlich vor einer „Corona-RAF“ in den Reihen der Querdenkerbewegung gewarnt.

Vermutlich nimmt der Politiker sogar wahr, dass er Unsinn redet; er dürfte in seinem Büro am Münchner Hofgarten gut über den Unterschied zwischen Operettenfiguren wie Attila Hildmann und dem linkischen Querdenker-Frontmann aus Baden-Württemberg einerseits und einer Terrororganisation aus militärisch geschulten und geheimdienstlich unterstützten Kadern andererseits Bescheid wissen. Die Technik, notfalls mit hohem Unsinnsausstoß Schlagzeilen zu beherrschen, gehört zur Aufgabenbeschreibung von Parteigeneralsekretären. Aus seiner Zeit als Generalsekretär stammt praktisch das gesamte Rüstzeug, über das Söder verfügt. Wenn sich gerade eine neue militante Kaderorganisation in Coronazeiten bildet – und zwar erstaunlich erfolgreich, mit großer Resonanz und einer grob unterschätzten Gefährlichkeit – dann geschieht das an einer anderen Stelle.

Unter dem Aufruf „ZeroCovid“ sammelt sich eine Gruppe von Leuten, die in Entschlossenheit und weltanschaulicher Homogenität der RAF jedenfalls sehr viel stärker ähneln als der Querdenkerbewegung. Das Manifest „ZeroCovid“ verkündet ein Ziel, hinter dem sich auf den ersten Blick sehr viele vereinen dürften:
Die Zahl der Covid-19-Infektionen soll „auf Null“ gedrückt werden, und zwar durch „einen solidarischen europäischen Shutdown“. Auf den Umstand, dass ostasiatische Länder ihre Neuinfektionen mit großem Erfolg reduzieren, etwa Singapur, Taiwan, Südkorea – und zwar ohne einen generellen Lockdown weiter Wirtschaftsbereiche – gehen die Autoren mit keinem Wort ein. Auch nicht auf die wachsenden Zweifel, ob Lockdowns wie in Deutschland, Irland und 2020 in Spanien und Frankreich den Verlauf der Virusausbreitung überhaupt bremsen.

Das Thema der „ZeroCovid“-Aktivisten ist ein anderes: Um das Virus zu besiegen, soll die bürgerliche Gesellschaft in Europa abgeräumt und durch eine auf Enteignung und zentralistischer Steuerung beruhende Diktatur ersetzt werden, und zwar durch eine Reihe von „unerlässlichen gesellschaftlichen Maßnahmen“. Wer sich ein wenig dafür interessiert, welche Personen da aufrufen – dazu gleich mehr – der merkt: Sie meinen es so, wie sie es schreiben.

Wie die meisten kollektivistischen Ideologietexte beginnt auch der „ZeroCovid“-Appell mit einer Irreführung:

„Die Maßnahmen der Regierungen reichen nicht aus: Sie verlängern die Pandemie, statt sie zu beenden, und gefährden unser Leben […] Nach einem Jahr Pandemie sind wir in ganz Europa in einer äußerst kritischen Situation […] Die Strategie, die Pandemie zu kontrollieren, ist gescheitert („flatten the curve“). Sie hat das Leben dauerhaft eingeschränkt und dennoch Millionen Infektionen und Zehntausende Tote gebracht. Wir brauchen jetzt einen radikalen Strategiewechsel: kein kontrolliertes Weiterlaufen der Pandemie, sondern ihre Beendigung. Das Ziel darf nicht in 200, 50 oder 25 Neuinfektionen bestehen – es muss Null sein.“

Bekanntlich bestand die Strategie von flatten the curve nie darin, Neuinfektionen zu verhindern – sondern eine Überlastung des Gesundheitssystems, und zwar durch die Verschiebung von Infektionen und Erkrankungen in die Zukunft. Flatten the curve heißt genau das: Verlängerung der Pandemie in die Zukunft, um Erkrankungen auf eine größere Zeitspanne zu verteilen. Diese Strategie ist nicht gescheitert, wie die Autoren behaupten; bisher gab es keine Überbeanspruchung des Gesundheitssystems. Auch jetzt existieren noch freie intensivmedizinische Kapazitäten. Gut die Hälfte, regional bis zwei Drittel der Verstorbenen mit und an Corona entfallen auf schlecht bis gar nicht geschützte Alten- und Pflegeheime. Auch dafür interessieren sich die Zero-Aktivisten an keiner Stelle.

Stattdessen berufen sie sich auf einen Appell, der einen illusorischen Gleichschritt bei der Virusbekämpfung für ganz Europa verlangt, und errichten darauf ihren Entwurf einer neuen Gesellschaft, die mit den „unerlässlichen gesellschaftlichen Maßnahmen“ herbeigeführt werden soll. Dazu gehört zunächst die weitgehende Stilllegung der Wirtschaft:

„Das erste Ziel ist, die Ansteckungen auf Null zu reduzieren. Wenn dieses Ziel erreicht ist, können in einem zweiten Schritt die Einschränkungen vorsichtig gelockert werden. Die niedrigen Fallzahlen müssen mit einer Kontrollstrategie stabil gehalten und lokale Ausbrüche sofort energisch eingedämmt werden. Wir brauchen drittens auch eine gemeinsame langfristige Vision – und auf deren Basis regionale und nationale Aktionspläne […] Um dieses Ziel zu erreichen, brauchen wir eine solidarische Pause von einigen Wochen. Shutdown heißt: Wir schränken unsere direkten Kontakte auf ein Minimum ein – und zwar auch am Arbeitsplatz! Maßnahmen können nicht erfolgreich sein, wenn sie nur auf die Freizeit konzentriert sind, aber die Arbeitszeit ausnehmen. Wir müssen die gesellschaftlich nicht dringend erforderlichen Bereiche der Wirtschaft für eine kurze Zeit stilllegen. Fabriken, Büros, Betriebe, Baustellen, Schulen müssen geschlossen und die Arbeitspflicht ausgesetzt werden. Diese Pause muss so lange dauern, bis die oben genannten Ziele erreicht sind.“

Der Virologe Klaus Stöhr, ehemaliger Leiter des Global-Influenza-Programms der WHO, der Mediziner Matthias Schrappe und andere Fachleute weisen darauf hin, dass schon die von der Bundesregierung angeordnete Senkung der Sieben-Tages-Inzidenz auf unter 50 in der kalten Jahreszeit illusorisch ist. Die an ein erst recht von vorn herein ausgeschlossenes Ziel gebundene „Arbeitspause“ müsste also auf unabsehbare Zeit dauern. Irgendwie müssen die Mitglieder einer eingefrorenen Gesellschaft (die Befürworter sprechen auch von „freeze“) ernährt werden. Dieses Problem möchten die Zero-Aktivisten gern durch eine unbeschränkte Plünderung aller materiellen Ressourcen der Gesellschaft erreichen.

„Niemand darf zurückgelassen werden“, heißt es bei ihnen: „Menschen können nur zu Hause bleiben, wenn sie finanziell abgesichert sind. Deshalb ist ein umfassendes Rettungspaket für alle nötig. Die Menschen, die von den Auswirkungen des Shutdowns besonders hart betroffen sind, werden besonders unterstützt – wie Menschen mit niedrigen Einkommen, in beengten Wohnverhältnissen, in einem gewalttätigen Umfeld, Obdachlose. Sammelunterkünfte müssen aufgelöst, geflüchtete Menschen dezentral untergebracht werden. Menschen, die im Shutdown besonders viel Betreuungs- und Sorgearbeit leisten, sollen durch gemeinschaftliche Einrichtungen entlastet werden. Kinder erhalten Unterricht online, notfalls in Kleingruppen.“

Nun funktioniert ja der Online-Unterricht in den meisten Bundesländern schon jetzt schlecht bis miserabel, Wohnungen in Ballungszentren sind knapp, auch ohne den Versuch, alle „geflüchtete Menschen“ in Einzelquartieren unterzubringen. Aber wie gesagt – mit Detailfragen befassen sich die Manifestautoren nicht. Auch nicht, wo beispielsweise die schon jetzt fehlenden Pflegekräfte herkommen sollen, nach denen sie verlangen_ („Der gesamte Gesundheits- und Pflegebereich muss sofort und nachhaltig ausgebaut werden“). Jedenfalls soll der Staat künftig die gesamte Branche lenken: „Das Profitstreben im Gesundheits- und Pflegebereich gefährdet die kollektive Gesundheit.“_

Woher die nötigen Betriebsmittel für ihre Gesellschaftstransformation kommen sollen, wissen die Zero-Leute dagegen genau:

„Solidarische Finanzierung: Die notwendigen Maßnahmen kosten viel Geld. Die Gesellschaften in Europa haben enormen Reichtum angehäuft, den sich allerdings einige wenige Vermögende angeeignet haben. Mit diesem Reichtum sind die umfassende Arbeitspause und alle solidarischen Maßnahmen problemlos finanzierbar. Darum verlangen wir die Einführung einer europaweiten Covid-Solidaritätsabgabe auf hohe Vermögen, Unternehmensgewinne, Finanztransaktionen und die höchsten Einkommen.“

Dass Inhaber hoher Vermögen ihr Geld schon vor dem Zugriff aller möglichen Gesellschaftsingenieure in Sicherheit gebracht haben und sich Leute mit „höchsten Einkommen“ ebenfalls leicht verabschieden können, weswegen der Plünderungszug die Normalsparer treffen würde, bei denen etwas zu holen ist – das kann sich jeder halbwegs Nüchterne selbst ausrechnen. Interessant ist die Definition von Reichtum, der ein „gesellschaftlicher Reichtum“ ist, den sich einzelne nur „angeeignet“ haben. Damit bewegen sich die Autoren auf einer geraden Linie von Proudhon bis Lenin. Das zeigen übrigens auch ihre Ausführungen zur Impfstoff-Herstellung:

„Impfstoffe sind globales Gemeingut: Eine globale Pandemie lässt sich nur global besiegen. Öffentliche und private Unternehmen müssen umgehend die erforderliche Produktion von Impfstoffen vorbereiten und durchführen. Impfstoffe sollten der privaten Profiterzielung entzogen werden. Sie sind ein Ergebnis der kreativen Zusammenarbeit vieler Menschen, sie müssen der gesamten Menschheit gehören.“

Die Entwicklung von Impfstoffen und Medikamenten gehört zu den aufwendigsten Verfahren überhaupt. Im Fall des Herstellers BionTech war sie durch Risikokapital zweier Unternehmer möglich. Würden EU-Patente enteignet, wie es sich die ZeroCovid-Gesellschaftsumbauer vorstellen, dann hätte das vor allem den Effekt, dass Pharmaunternehmen die EU verlassen. Abgesehen davon spricht aus dem ZeroCovid-Text eine geradezu bemerkenswerte intellektuelle Schlichtheit: Die Autoren glauben ernsthaft, würden sie Unternehmen wie BionTech zur Herausgabe ihrer Patente zwingen und das geistige Eigentum anderen Firmen aushändigen, dann könnte dort morgen oder übermorgen die Impfstoffproduktion zum Wohle der Völker beginnen.

Dem französischen Hersteller Sanofi fehlt es nicht an Patenten, auch nicht an Kapital, er arbeitet schon seit Monaten an einem Vakzin, kann aber noch keines liefern. Allerdings, wer ganze Gesellschaften kontinentweit per Manifest umbauen will, der schert sich nicht um Fußnoten wie die Komplexität von Impfstoffentwicklung und die Bedeutung von Patenten, und um bürgerliche Gesetze und Verfassungen erst recht nicht.

Würde die Gesellschaft tatsächlich so umgepflügt, wie das Zero-Kollektiv es wünscht, liefe das auf einen Kollaps der modernen Industriegesellschaft hinaus. Das scheint auch das Ziel zu sein. Und es deckt sich praktisch vollständig mit den Forderungen der Klima-Endzeitbewegung ‘Extinction Rebellion’ des Briten Roger Hallam, der zur Rettung der Erde das gleiche verlangt: die Zerschlagung der Industriegesellschaft, die Abschaffung des Bürgers und die Zuteilung der verbliebenen Ressourcen durch Kader seiner Bewegung.

Der Unterschied besteht nur darin, dass für Hallam das Schlüsselwort ‘Klima’ lautet, für die Zero-Aktivisten ‘Covid’. Hallam begründet seine „unerlässlichen gesellschaftlichen Maßnahmen“ ebenfalls mit einer Bedrohung, die so groß ist, dass sie sich nicht anders stoppen lasse: „Weil dieses Thema größer ist als die Demokratie […] Wenn eine Gesellschaft so unmoralisch handelt, wird Demokratie irrelevant. Dann kann es nur noch direkte Aktionen geben, um das zu stoppen.“

In dem Zero-Manifest heißt es: „Demokratie ohne Gesundheitsschutz ist sinnlos und zynisch.“ Interessanterweise auch: „Gesundheitsschutz ohne Demokratie führt in den autoritären Staat.“ Also in genau den Zustand, den sie anstreben.

Wer gehört zu den Erstunterzeichnern? Unter anderem der Monitor-Redaktionsleiter Georg Restle, WDR, der gegen den „Neutralitätswahn im Journalismus“ kämpft, und die Spiegel-Kolumnistin Margarete Stokowski („Antifa ist Handarbeit“). Die Frontfigur der deutschen Klimabewegung Luisa Neubauer, die sich nur halbherzig von Hallams „Extinction Rebellion“ distanziert. Die taz-Autorin Hengameh Yaghoobifarah, die den Deutschen vor einiger Zeit eine „Dreckskultur“ bescheinigte und Polizisten auf den Müll wünschte. Der „Autor und Filmemacher“ Mario Sixtus, zu dessen Kunden auch das ZDF gehört, und der sich Anfang 2020 auf Twitter über Bundeswehrsoldaten in Zügen und den „kalten Hass auf alle Tarnanzüge“ ausgelassen hatte („Was für Flüssigkeiten muss man eigentlich konsumiert haben, um auf die Idee zu kommen, dass in gnadenlos überfüllten ICEs die zusätzliche Anwesenheit von Soldaten mit Feldgepäck für eine höhere Akzeptanz des Soldatenberufs führt und nicht etwa zu kaltem Hass auf alle Tarnanzüge?“). Anschließend behauptete er damals, er habe natürlich nicht seinen eigenen Hass gemeint, sondern nur ganz allgemein die Frage gestellt.

Es gehört die gut in linksextremistischen Kreisen vernetzte Natascha Strobl dazu, die in wohlmeinenden Medien als Rechtsextremismus-Expertin eine Bühne erhält, und die das staatliche Gewaltmonopol gern relativiert („so was muss man sich physisch entgegenstellen. Danke AntiFa“).

Und auch Stefan Jarosch und Ruben Neugebauer von Sea-Watch Berlin, deren Organisation findet: „Wir sind prinzipiell dagegen, dass jemand wie Merz in Zukunft überhaupt irgendwo mitreden darf.“

Was man durchaus als Ankündigung lesen darf, den Politiker physisch zum Schweigen zu bringen.
Jaroschs Beteiligung zeigt auch: Grenzkontrolle zählt nicht zum von den Zero-Leuten geforderten Mittel, um die Covid-Infektionen auf Null zu bringen.

Apropos physische Mittel: In der Unterzeichnerliste findet sich auch die Autorin Veronika Kracher, die 2019, als Linksextremnisten den Bremer AfD-Bundestagsabgeordneten Frank Magnitz zusammenschlugen, die Täter ausdrücklich lobte:

„Dass #Magnitz zusammengelatzt wurde ist übrigens die konsequente Durchführung von #NazisRaus. Abhauen werden die nicht. Die werden sich bei der größten möglichen Bedrohungssituation aber zweimal überlegen ob sie offen faschistische Politik machen. Deshalb: mit ALLEN Mitteln.“

Mit dabei ist der Schauspieler Rolf Becker, der den RAF-Terroristen Christian Klar jahrelang im Gefängnis besuchte und sich für dessen vorzeitige Freilassung einsetzte („Ich werde für Christian Klar da sein.“) Und auch der frühere hauptamtliche MfS-Mitarbeiter Andrej Holm, der noch im September 1989 eine Offizierslaufbahn bei der Staatssicherheit einschlug. Dazu Wolfgang Kaschuba, der kürzlich die Silvesterübergriffe in Köln 2015/16 zu einem Protest einsamer Migrantenmänner verklärte. Die Liste komplettieren Matteo Pronzini von der Schweizer „Bewegung für den Sozialismus (BFS/MPS)“, Thies Gleiss, Mitglied im Parteivorstand der LINKEN, etliche weitere Aktivisten, Sea Watch und die gesamte Linkspartei-Jugendorganisation „linksjugend [’solid]“, außerdem die „antifaschistische initiative [das schweigen durchbrechen]“ Nürnberg und die Antifa AK Köln.

Virologen, Epidemologen, Lungenärzte, Pharmazeuten spielen auf der Liste der Bewegung, der es vorgeblich um die Eindämmung eines Virus geht, keine Rolle. Die einen oder anderen sonstigen Unterzeichner mögen aus den verschiedensten Gründen dazugekommen sein, hauptsächlich durch milieubedingte Solidarität.

Der harte Kern bewegt sich allerdings auf dem Feld zwischen Lenin, Pol Pot und Roger Hallam. Sie eint, um die Formulierung von Sixtus zu verwenden, der kalte Hass auf die bürgerliche Ordnung, die ihnen nicht die Bedeutung zubilligt, die sie nach eigener Vorstellung verdienen. Ihnen geht es um Zerstörung, und ganz offensichtlich nicht darum, Leben vor dem Covid-19-Virus zu retten. Eine ganze Reihe von Unterzeichnern hat bei anderer Gelegenheit deutlich gemacht, dass sie Gewalt zur Durchsetzung ihrer Ziele nicht ablehnt. Trotzdem erfährt der ZeroCovid-Aufruf in etlichen Medien eine freundliche Aufnahme, etwa in der _Zeit._Schließlich klingt das Ziel edel. Die Reaktion von vielen Politikern bis weit in die Union hinein und von Chefredakteuren der Medien, die ähnlich berichten, dürfte ungefähr lauten: Sie meinen es gut, sie sind nur etwas radikal. Ihnen entgeht die Wirkung eines solchen Aufrufs auf das so genannte Overton-Window, das Fenster der gesellschaftlichen Wahrnehmung, benannt nach dem Forscher Joseph P. Overton.

Sein Modell beschreibt, wie sich durch Begriffspolitik Ideen, die bis vor einiger Zeit noch als irrational und absurd galten, allmählich in den Bereich des Akzeptablen und Vernünftigen vorarbeiten. Nicht, weil die Ideen sich ändern, sondern ihre Bewertung durch eine relative Mehrheit. Neben dem ZeroCovid-Manifest nehmen sich ähnliche Forderungskataloge schon annehmbar aus, wenn sie in etwas weicherer Verpackung geliefert werden.

Ein sowjetischer Witz illustriert diese psychologische Wirkung gut: Breschnew ruft bei seinem Amtsantritt den Geist von Stalin und fragt, was er tun soll. Stalins Geist sagt ihm: „Drei Dinge: erstens die Partei säubern, zweitens die Gulags wieder einführen. Drittens den Kreml rosa streichen.“ „Warum den Kreml rosa streichen?“, fragt Breschnew. „Über Punkt eins und zwei sind wir uns also einig“, antwortet Stalin. Der Verzicht auf die Kremlumfärbung ist in diesem Fall der praktische Kompromiss.

Wer erst einmal beginnt, mit Aktivisten darüber zu debattieren, wie viel Eigentum wegen Covid oder dem Klima zuliebe geplündert werden darf, der übernimmt ihr Muster auch dann, wenn er die Grenze anders setzt als sie. Gegen die ZeroCovid-Unterzeichner bräuchte es stattdessen so etwas wie bürgerliche Notwehr. Bürger unterschätzten in der Geschichte fast immer radikale Bewegungen, die immer klein und abseitig anfingen. Meistens verfügen kleine radikale Gruppen über eine nur etwas größere Gefolgschaft, aber sie kommen so leicht vorwärts, weil sich auf der anderen Seite Schlafwandler befinden, die sich nicht vorstellen können oder wollen, wie aus einer Parole politische Macht wird.

So klein und randständig nehmen sich diese Aktivisten gar nicht mehr aus. Sie sind angebunden an öffentlich-rechtliche Sender, Medien, Institute. In einigen Fällen kann sich jeder fragen, ob er sie mit seinem Geld unterstützen möchte.
Margarete Stokowski schrieb auf Instagram, sie wünsche sich, dass der Aufruf „einfach zack sofort umgesetzt wird».
Sie sprechen schon wie Funktionäre. Ihnen fehlen nur noch die passenden Schutzbefohlenen.

Dieser Text erscheint auch auf Tichys Einblick.

37 Kommentare
  • W. Hoffmann
    16. Januar, 2021

    In Kürze, wenn nicht bereits geschehen, wird diese Gruppe großzügige staatliche Unterstützung erhalten.

    Auf diesen Kommentar reagieren

  • Joseph
    16. Januar, 2021

    Mal unabhängig vom eigentlichen Thema gefällt mir Folgendes am Beitrag:

    Er bedient sich nicht der Kontaktschuld, wie es umgekehrt so gerne gemacht wird. Der Beitrag führt sauber auf, wer da aktiv unterstützt und was diese Zeitgenossen in der Vergangenheit so geäußert haben. Sehr gut, so soll es sein.

    Vielen Dank

    Auf diesen Kommentar reagieren

    • speedloader
      16. Januar, 2021

      Leider stimmt der Bezug auf die «Kontaktschuld» nicht ganz.

      Die kritischen Verweise auf die Erstunterzeichner dieses «Zero»-Elaborats – übrigens selten sowas Einfältiges gelesen! – sind für mich an zwei Stellen nicht schlüssig:

      Im Kontext der Debatte ist es unerheblich ob der Schauspieler Rolf Becker «den RAF-Terroristen Christian Klar jahreland im Gefängnis besuchte» (übrigens im Rahmen eines ursprünglich von Günter Gaus angeregten Gnadengesuchs und von 2003 bis Anfang 2006 u.a. auf Vorschlag des baden-württembergischen Justizministeriums als ehrenamtlicher Betreuer Klars) und Andrej Holm im Spätsommer 1989 in der damaligen DDR als knapp 19jähriger (!) eine Laufbahn beim MfS einschlug.

      Dass die beiden in der Liste zu finden sind, ist Aussage genug. Die genannten «Verfehlungen» jedoch tragen zur Einordnung des Benannten nichts bei.

      Auf diesen Kommentar reagieren

      • Ulrich Rausch
        17. Januar, 2021

        Doch, in meinen Augen tun sie das.

        Auf diesen Kommentar reagieren

      • Hajo Blaschke
        17. Januar, 2021

        Doch, sie tragen eben genau dazu bei, die benannten Becker und Holm einzuordnen als das, was sie sind. Extremzerstörer bürgerlicher Gesellschaften.

        Auf diesen Kommentar reagieren

      • Chris
        19. Januar, 2021

        Da haben Sie ganz recht, danke, das ist mir und evt. Wendt selbst nicht (?) aufgefallen.

        Auf diesen Kommentar reagieren

    • Joseph
      17. Januar, 2021

      @speedloader:
      Man kann aus Herrn Holms Engagement beim MfS eine Jugendsünde machen. Man kann aus Rolf Beckers Engagement für einen verurteilten Terroristen und Mörder ein Streben nach der Suche des Guten im Menschen machen. Es bleibt aber deren Engagement.

      Im Unterschied dazu, würde Kontaktschuld bedeuten, jemanden medial zu ächten, weil er neben einem MfS Offizier stand oder im gleichen Verlag ein Buch veröffentlicht wie ein RAF Terrorist.

      Das hat Herr Wendt nicht getan. Er hat Herrn Holm und Herrn Becker samt ihrer Taten und Aussagen erwähnt.

      Auf diesen Kommentar reagieren

  • Libkon
    16. Januar, 2021

    Unheimlich, das Ganze. Erinnert an die gewaltsame Umwälzung des Zarenreiches 1917 in Russland. Dort waren damals viele kleine radikale Splitterparteien «tätig», um das Zarenreich zu zerschlagen. Einer kleinen radikalen Gruppe um Lenin gelang dann der Coup, der Rest ist traurige Geschichte. Kann sich Geschichte wiederholen? Ich vermute: sie kann. Gefährliche Zeiten für die Vernunft, die hier mehr und mehr Mangelware wird, und das nicht nur für Corona…

    Auf diesen Kommentar reagieren

    • Jaspers
      16. Januar, 2021

      Und mit wessen logistischer Hilfe, und mit wessen Geld gelangte der selbsternannte Revolutionär aus großbürgerlichem Hause nach Petersburg? Die Merkels und Steinmeiers hätten bestimmt auch noch einige Steuereuronen für den Kampf gegen Rächts und Corona über. Den Rest bezahlen die deutschen Herdentiere via «Demokratieabgabe» direkt an die bürgerlichen linken Weltenretter. Also…nicht vergessen: Steuern und GEZ bitte immer pünktlich zahlen! Viele Grüße

      Auf diesen Kommentar reagieren

  • Sigrid Ebert
    16. Januar, 2021

    Da kann einem wirklich Angst und Bange werden!

    Auf diesen Kommentar reagieren

  • Rudi
    16. Januar, 2021

    Was die Erstunterzeichner angeht, so kann man sagen, daß dies «die Richtigen» sind. Im Grunde Leute, für die produktive Arbeit ein Fremdwort ist, und deren «Produkt» nur Texte sind. Sicher sind manche davon wie Frau Stokowski Akademiker, deren Studium aber weniger zum Bau von Häusern als zum Bau von Umerziehungslagern befähigt.

    Auf diesen Kommentar reagieren

    • Leonore
      21. Januar, 2021

      @Rudi

      Die Texte auf der Webseite, auf der Sie dies schreiben, sind Beweis genug, daß die Abwertung «nur Texte» im höchsten Grade ungerecht ist!

      Auch bei Texten kommt es auf die Qualität an, gibt es sozusagen Häuser und Umerziehungslager. Und sogar Aussichtstürme, Brücken und Fluchttunnel.

      Auf diesen Kommentar reagieren

  • Emmanuel Precht
    16. Januar, 2021

    Nachdem ich meiner 95 jährigen Mutter klargemacht hatte wer der «nette» ,etwas unrasierte junge Mann da bei der Sendung Monitor (Restle) ist und welche Ziele er verfolgt, schaltet sie nunmehr sofort um wenn sein Konterfei über die LED-Scheibe huscht. Wohlan…

    Auf diesen Kommentar reagieren

  • Immo Sennewald
    16. Januar, 2021

    Sie werden sich nicht auf ihre Vorbilder – Lenin, Stalin, Mao Zedong, Pol Pot, Breshnew,… – berufen: Das wäre allzu offensichtlich und dem Gewinn der Deutungshoheit abträglich. Ihre Sprache verrät sie trotzdem: «Es muss (dies oder jenes jedenfalls unhinterfragt) entschieden, getan, erledigt,… werden.» Eine Passivkonstruktion, der die Alternativlosigkeit eingeschrieben ist. Ziele werden in den Rang von Naturgesetzen erhoben; ein Subjekt gibt es nicht, es ist die ultimative «Versachlichung», in der Menschen nur noch als Objekte des Vollzugs mitspielen. Aber das eigentliche Subjekt springt alsbald wie der Teufel aus der Kiste: Wir. Und das sind – schönen Gruß vom Politbüro – jene Retter der Menschheit, die jeden Einspruch als feindlich-negativ abwehren können. Sie sind die Guten, also wird, wer nicht zu diesem «wir» gehören will, nicht auf der Seite des Guten stehen, sondern…
    Diese uralte Volte des Totalitarismus verfängt leider insbesondere bei Kindern, Geschichtsunkundigen oder bürgerlichen Schlafmützen immer noch, und wenn Frau von der Leyen verkündet, das Virus müsse «ausgerottet» werden, dann ist offensichtlich, wie solche mechanischen Trugbilder des Lebens das Denken und die Sprache der Herrschenden und ihrer Schallverstärker in den Medien bereits bestimmen. Bernd Wagner hat dazu eine Lesenswerte Satire verfasst: «Mao und die 72 Affen oder Die geheimen Memoiren des Ewigen Vorsitzenden samt dem Interview über die Corona-Pandämonie». Könnte sein, dass auch sie längst von der Wirklichkeit überholt wird.

    Auf diesen Kommentar reagieren

  • Elder Man
    16. Januar, 2021

    Unfassbar.
    Herr, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!
    Könnte man angesichts dieses gefährlichen gequirlten Unsinns ausrufen. Leider wissen sie es ganz genau; nur nicht recht, dass die Vernichtung dessen, was ist, auch ihren eigenen Untergang bedeutet. Dank, Herr Wendt, für diesen Warnruf. Wehret den Anfängen!
    Vernünftige dieser Erde, vereinigt Euch! Wenn der Klügere immer nur nachgibt, regiert die Dummheit!

    Auf diesen Kommentar reagieren

    • alacran
      19. Januar, 2021

      Wirklich unglaublich! Aber, Herr vergib ihnen nicht, denn sie wissen genau, was sie tun!
      Gottseidank gibt es so gut wie keine organisierte, gewaltbereite Rechte, sonst würde die sich vermutlich an dieser Unterzeichnerliste so «abarbeiten», wie es Linksextremisten für ihre politischen Gegner gut finden. Wir wären über kurz oder lang wieder bei Weimarer Verhältnissen. Grotesk , dass sich Figuren wie Restle , zu allem Überfluss finanziert durch «Demokratie(zwangs)abgabe», gegenüber der AfD als Hüter der Verfassung aufspielen, selbst aber die grundgesetzliche Ordnung für disponibel halten, nach dem Motto, » wir meinen’s doch gut !»

      Auf diesen Kommentar reagieren

    • Leonore
      21. Januar, 2021

      «… und die Dummen faßten den Mehrheitsbeschluß,
      daß stets der Klügere nachgeben muß!»

      … dichtete schon vor ca 100 Jahren Oscar Blumenthal.

      Auf diesen Kommentar reagieren

  • ToNo
    16. Januar, 2021

    Nur dem letzten Satz möchte ich widersprechen: die schon länger hier Lebenden sind in ihrer großen Mehrheit wie angegossen passende Schutzbefohlene für diese Art strenger Zuchtmeister. Sie haben sich diese Meister selbst ausgebrütet. Und sind nun dazu verdammt, ihnen bis zum bitteren Ende Schritt für Schritt in den Abgrund zu folgen. Erst danach wird es vielleicht wieder ein (sicher nur kurze) Phase der Besinnung geben, bevor’s dem Michel wieder zu gut geht.

    Auf diesen Kommentar reagieren

  • Alexander Peter
    16. Januar, 2021

    Die Autoren und Unterzeichner besagten Pamphletes mögen «etwas übers Ziel hinausgeschossen» sein, aber die Richtung stimmt offenbar in den Augen Wohlmeinender.
    Der «Seuchensozialismus» («Neue Zürcher») oder das gewünschte sofortige «Klima-Notstandsregime» inklusive des abrupten Still-Legens der westlichen Gesellschaften und seiner Bewohner à la «FFF» zielt doch im Grunde auf das Gleiche.
    Beunruhigend daran ist weniger, dass Sektierer und Möchtegern-Diktatoren ihre wirren Ideen hinausposaunen, sondern dass diese Vorstellungen mittlerweile einen prominenten Platz in der Debatte westlicher Gemeinschaften einnehmen.
    Nimmt man die moderne(?) Verpackung weg, bleiben Mittel und Ziele einer ersehnten Diktatur übrig, in der, Sie weisen darauf dezent hin, die Autoren wunschgemäß eine herausragende Rolle einzunehmen gedenken.
    Widerlich.
    Leider wird aber auch deutlich, dass ein «Zurück zur alten Normalität» vor «Corona» nichts ist, was die Regierungen und Verwaltungen hierzulande und in anderen Teilen der Welt als vordringlich erachten.
    Im Ausnahmezustand regiert es sich eben einfacher.
    Es kommen vielleicht schwierige Zeiten auf uns zu.

    Auf diesen Kommentar reagieren

    • Jaspers
      21. Januar, 2021

      Wäre es nicht möglich, dass auf diesen Zustand schon viel länger von den Netzwerkern in NY, Langley, Kalifornien, China, beim IWF , der EU und der UNO hingearbeitet wird? Gerade jetzt findet die 5G Revolution weltweit statt. Zufall? Mit Greta hat der Medien-Coup nicht richtig geklappt, mit Corona läuft es wie geschmiert! Angst regiert die Welt. Die Generation unter 40 ist für das Internet und speziell für das Spyphone global perfekt abgerichtet worden. Das hat geklappt. Die transhumane Masse steht jetzt für die globalen Strippenzieher in Davos zur Verfügung. Und die pseudolinken bürgerlichen Fanatiker fahren mit völlig irrwitzigen und unerfüllbaren Forderungen auf dem Trittbrett der globalen gesellschaftlichen Umformung mit. Der Zustand der Angst muss dauerhaft fortgeschrieben werden, damit auch der letzte Zweifler, Skeptiker, Leugner mundtot gemacht werden kann. Dafür gibt es das mächtige westliche Medienkartell und die linken Hilfsbrigaden der Gesellschaftszerstörer. Das Thema ist dabei egal.
      Ob Corona, Klima, Gender, Rassismus oder Islamophobie, das spielt eigentlich keine Rolle. Wer weiß, was denen noch alles einfällt. Vielleicht eine neue Prohibition?
      Wenn das nicht anschlägt: Kontosperre, Internetsperre, Arbeitsverbot, Ausbildungsverbot, gesellschaftliche Ächtung, oder halt Umerziehungslager.
      Also die klassischen Nazi/Kommunisten-Methoden!
      In Sachsen und BaWü wird schon an den Vorformen der ersten Umerziehungslager für C-Leugner gebastelt. Hoffentlich liege ich falsch!

      Auf diesen Kommentar reagieren

  • Jens Richter
    17. Januar, 2021

    Warum die erfolgreiche Eindämmug in Asien möglich, in Europa und den USA nicht möglich ist, scheint mir eine Mentalitäts- und Intelligenzfrage zu sein. Asiaten pflegen keine kumpelhaften Umarmungen überall und mit jedem, soziale Distanz gehört zum Verhaltenskodex. Asiaten gehen schon mit Maske ins Büro, wenn sie sich leicht erkältet haben, um ihre Kollegen nicht anzustecken, Asiaten haben eine höhere Durchschnittsintelligenz. Die Korrelation zwischen Virusbekämpfung und Leistungen in Mathematik ist auffällig. Lockdownregeln werden in Asien nicht gebrochen, sondern befolgt, weil diesen klugen Menschen Hegels «Freiheit ist die Einsicht in die Notwendigkeit» näher ist als dem immer dümmer werdenden «Westen». Australien sei hier als rühmliche Ausnahme genannt. Ein Lockdown nützt allerdings nichts, wenn die Bevölkerung nach der Lockerung sofort wieder anfängt zu schunkeln.

    Auf diesen Kommentar reagieren

  • Frank Danton
    17. Januar, 2021

    Bei all den Überlegungen dieser Gruppe ploppen dem Chronisten, der erst kürzlich vergangener Zeiten, Bilder vor dem geistigen Auge auf, die bis heute nicht in ihrer ganzen Menschenverachtung den Völkern zur Abschreckung dienen. Führt man die Überlegungen der Gruppe weiter sieht man den trostlosen Tross der Menschen die vor Hunger und Repressalien fliehen, die besitzlos umherziehen und ihrer Würde beraubt, stumpf wie Tiere den Machenschaften einer zutiefst idiotischen Ideologie zum Opfer fallen. Millionen Menschen die sterben an Hunger, Frost und der Unfähigkeit der kommunistischen Aristokratie. Dieser Menschenhass trennt Kindern von ihren Eltern, verlegt Fortschritt ins frühe Mittelalter, verbietet Freiheit und reduziert Kultur und Wissenschaft auf ein Maß das sie nur noch denen als Konsum dienen die aufgrund ihrer geistigen Beschränktheit ihr Dasein als Geschwür begreifen. Ein krankes Gesellschaftssystem das den Bürger zum Lump degradiert und dem die Lumpen die er noch anhat und die Suppe aus der Suppenküche als Gnade des Systems gereicht werden. Immer wird es seine Schuld sein wenn er hungert, friert oder malade wird, nie wird die Wahrheit bis zu ihm vordringen. Denn nach dem Weltbild von ZeroCorona, ähnlich wie im Islam, gibt es keine Welt, keinen Willen und keine Vorstellung, sondern nur Gehorsam bis in den Tod. Nach Rousseau sind es die homo naturalis die von der Stufe 0 in die Gegenwart transportiert wurden und die man mit keinem anderen Weltbild speiste als einer menschenverachtenden Ideologie. Denn, auch wenn die halbe Bevölkerung elendigst verrecken würde aus ihnen würde niemals ein homo intellectualis. Unter dem Regime der Null Corona Leuten steht eine Maximierung der Leiden der Bevölkerung bevor, eine Schlachtbank auf der alle Erungenschaften der Selbstbehauptung zerhackt werden. Ein Zeitalter der Macht, des Mangels und der Not wird anbrechen und die Toten werden vergessen.

    Auf diesen Kommentar reagieren

  • Thomas
    17. Januar, 2021

    – Wer den Aufruf „ZeroCovid“ für einen „solidarischen Lockdown“ für eine Spinneransammlung hält, unterschätzt die Truppe, die sich dort formiert: es sind Kader einer totalitären Bewegung –

    Gut beobachtet. Es nützt nur nichts.

    Wir haben eine Kulturrevolution. Wer heute als BRD-Demokrat noch nicht erkannt hat, um welche Sorte „Demokratie“ es sich handelt, die da von AfDDR-Demokraten «gerettet» werden soll (und wer da so alles mitmacht), dem ist nicht zu helfen. Ein Beispiel:

    – Die versammelte Polit-Prominenz jedenfalls tat genau das – nach vorn schauen. Und Wolfgang Schäuble wurde sofort grundsätzlich . Er fordert ja nicht nur seit Längerem einen europäischen Finanzminister, er wünscht sich auch einen Präsidenten, den die Europäer in einer allgemeinen Wahl direkt wählen. Und was den Haushalt angeht, den zu beschließen gemeinhin als das Königsrecht der Parlamente gilt: «Natürlich bleibt es beim Budgetrecht des Parlaments. Aber welches Parlament das Budgetrecht hat, darüber kann man unter Demokraten trefflich streiten.»

    – Aber weil dieses Werk nicht von heute auf morgen zu verwirklichen sein wird, wünscht sich Joschka Fischer, «dass diese Krise noch nicht so schnell zu Ende geht». Denn sie übe einen ungeheuren Veränderungsdruck aus. Dies sei eine «Politisierungsphase», rief Fischer emphatisch aus. «Ich bedaure nur, dass wir nicht eine mutigere politische Führung haben.»
    (Berggrün-Konferenz, Oktober 2012)
    https://www.zeit.de/politik/deutschland/2012-10/berggruen-konferenz-europa-berlin-fischer

    Auf gut deutsch: Einigkeit und Recht und Freiheit der grünschwarzen Sorte.
    Oder das:

    – Um einen Wandel geht es jedoch dann, wenn der ursprüngliche Sinn einer Verfassungsnorm ohne Änderung des Verfassungstexts geändert wird. Spricht man von Verfassungswandel, wird das dynamische, das zukunftsoffene Moment des Grundgesetzes besonders betont und aktiviert – und gleichzeitig werden dessen Grenzen abgeschritten.
    (Voßkuhle, aus der Zusammenfassung eines Beitrags in der JuS 5/2019)

    Was die derzeit herrschende Meinungshoheiten von Grenzen halten, wurde mittlerweile durchaus deutlich. Die Verschiebung von Gesetzen in Richtung AGBs ist da nur einer der Sündenfälle. Die Frage in diesem Zusammenhang ist also: Wer ist in dieser Sache Ross und wer ist Reiter.

    Wer da „Pack“, „Spinner“, „Idiot“ oder „Suppe“ ist, das wäre natürlich eine andere Frage.

    Auf diesen Kommentar reagieren

  • Stefan Michael
    17. Januar, 2021

    Als ich die Liste der Unterzeichner durchging, bin ich bei Wolfgang Fritz Haug hängen geblieben und konnte mich nur noch wundern. Haug ist ein traditioneller Marxist, den ich eigentlich sehr schätze, auch wenn ich ihm nicht in allem folge. Von seiner Theorie der Warenästhetik können auch Konservative und Liberale etwas lernen. Wie kann sich nun dieser kluge Kopf mit all den bemitleidenswerten Gestalten, die sich sonst noch auf der Liste tummeln, gemein machen? So dumm wie die Unterzeichner, die wohl annehmen, mit der Pandemie erhöhten sich die Chancen auf die ersehnte sozialistische Weltgesellschaft, ist Haug auch und gerade als Marxist nicht. Vielleicht hat er ja Mitleid mit dem von der Pandemie gebeutelten linken Kulturprekariat. O.k., das könnte ich noch verstehen. Aber gut verdienende Hater wie Restle und Stokowski haben seine Solidarität nicht verdient.

    Auf diesen Kommentar reagieren

  • Gotlandfahrer
    18. Januar, 2021

    Wir halten fest: Das Recht reicht nicht aus, das Bürgertum zu schützen. Die Institutionen reichen nicht aus, das Bürgertum zu schützen. Die Widerstandskraft des Bürgertums reicht ebenfalls nicht aus, die Totalitarismusgeilen zu stoppen oder auch nur zu einem «Aushandeln» zu bewegen. Aus verschiedensten Quellen speist sich der Hass auf die normalen weißen Menschen, das Bürgertum, der vorrangig und zuerst von weißen Menschen selber, sogar vom Bürgertum selber, ausgeht.

    Es gab schon immer Spaltungen des Bürgertums in verfeindete Lager. Schon in der Antike gerieten griechische Städte immer wieder in «Stásis», eine dichotome Polarisierung. Es scheint – womöglich insbesondere im westlichen Menschen – eine Art Zwang zum Anti-Kult zu geben, eine Art anthropologische Konstante «kreativer Zerstörung» der eigenen Substanz.

    Nun unterscheidet sich die heutige Situation aber vom klassischen Phänomen der Stásis dadurch, dass, erstens, die beiden konkurrierenden Kulte nicht nur nicht mehr im Gleichgewicht stehen, also noch miteinander ringen können, sondern der eine längst die Herrschaft errungen hat. Zweitens dadurch, dass der Anti-Kult diesmal nicht nur irgendetwas genau anders herum machen will, als der andere (also nicht einfach nur dass Blut Jesu trinken oder nicht trinken). Diesmal geht es dem Anti-Kult um die Vernichtung auch der Grundlagen, aus denen heraus er selber überhaupt erst entstehen konnte. Dieser Furor entspricht der Auslöschung der toleranten spätantiken Kultur durch frühchristliche Fundamentalisten.

    Die Menschen, die heute Hand an das legen, was sie dazu befähigt hat, dies zu tun, sind aufgrund der Toleranz, Güte und Größe, die sie dorthin hat vordringen lassen, selber gar nicht in der Lage, den Wert dieser Voraussetzungen wahrzunehmen. Die Kultur, die sie in oberste Ränge ziehen ließ, ist für sie kontinuierlich ein eigenes Minderwertigkeitsgefühl hervorbringendes System, da sie spüren, dass sie die mit dieser Kultur verbundenen Tugenden selber niemals aufbringen können. Das System Merkel, in seiner ganzen charakterlich-moralischen Schäbigkeit und geistigen Kleinheit, erkennt seinen Mangel an Größe allein schon während der Fahrt vom Kanzleramt vorbei an den Restbeständen preußischer Architektur. Wenn diese Menschen Gelehrte, Kluge und Aufrichtige sprechen hören, ist dies für sie ein Schlag ins Gesicht, der besagt: Du hast nichts, was Respekt verdient, außer der Macht, die Dummen und Groben auf mich zu hetzen.

    Und man verwechsle Reichtum, Gerissenheit und Funktionswissen des Management-Pöbels, der Apparatschiks und sich belohnt fühlender Dienstbüttel nicht mit Größe, das sehen und spüren diese selber ganz genau.

    Wir müssen uns dies bitte endlich einmal klarmachen, dass wir derzeit NICHT in nur «wunderlichen» Zeiten leben, in denen ein paar übergeschnappte Linke und Großkapitalisten außer Rand und Band geraten sind, diese aber mit den Mitteln des parlamentarischen Rechtsstaates schon irgendwie wieder eingefangen werden können. Sie werden unsere Museen, Bibliotheken, Kirchen, Anwesen und selbst die Wohnungen nicht verschonen, unsere Töchter schänden und die Söhne hinrichten oder versklaven, solange bis sie nichts mehr ihrer eigenen inneren Geringheit ermahnt.

    Auf diesen Kommentar reagieren

  • Christian Schulz
    18. Januar, 2021

    Wo diese Gruppen sich mit ihrem Eigentumsbegriff faktisch befinden, welche Strategie sie faktisch verfolgen, lässt sich gut erkennen, wenn man sich mit dem Eigentumsbegriff der Nationalsozialisten befasst: https://www.kj.nomos.de/fileadmin/kj/doc/1979/19792von_Bruenneck_S_151.pdf

    Auf diesen Kommentar reagieren

    • alacran
      19. Januar, 2021

      Die «Volksgemeinschaft» haben sie durch die «Zivilgesellschaft» ersetzt, Himmlers «Anständigkeit» durch «Haltung», nur dass diese nicht mehr «stramm» ist, sondern «demokratisch» und plakativ «gegen Rechts»!
      Gelernt haben sie aus der Geschichte, dass ihre Propaganda zuerst die Sprache in zeitgeistiges Neusprech verwandeln muss, sodass ihre totalitären und kollektivistischen Absichten möglichst lange verborgen bleiben.

      Auf diesen Kommentar reagieren

  • Jaspers
    19. Januar, 2021

    Das genau ist doch das Problem der angeblich linken Vergangenheitsbewältigung.
    Diese Leute haben absolut verdrängt, dass der Faschismus eine größtenteils linke Bewegung war, und jetzt wieder ist. ZITAT: „Der neue Faschismus wird nicht sagen: Ich bin der Faschismus. Er wird sagen, ich bin der Antifaschismus.“ Dieser Satz wird dem italienischen Schriftsteller Ignazio Silone zugeschrieben. Und an ihren Worten und Taten kann man diese Faschisten erkennen…..ob rot, braun oder schwarz!

    Auf diesen Kommentar reagieren

  • damals
    19. Januar, 2021

    Komisch: Wenn auf der rechten Seite extremistische Äußerungen getätigt werden, dann sehen Sie in dem Urheber eine etwas lächerliche «Operettenfigur», kommen extremistische Äußerungen von der linken Seite, dann muss eine «militante Kaderorganisation» dahinter stecken. Besonders ausgewogen ist diese Argumentation nicht.

    Auf diesen Kommentar reagieren

  • Chris
    19. Januar, 2021

    Ein großartiger Text mal wieder, danke auch für den Overton-Hinweis. Ich konnte bislang nicht so genau formulieren, warum der Einstieg in diese Diskursart so gefährlich ist, fühlte es aber. Danke für die Begründung in Form der Verschiebung des Sagbaren. Das sagen übrigens ja auch die Linksradikalen, wenn es um die Änderung von Asylgesetzen geht….

    Auf diesen Kommentar reagieren

  • Jochen Schmidt
    20. Januar, 2021

    Vielleicht habe ich es übersehen – aber mir scheint, in dem Artikel oben fehlt ein wichtiger Link:

    https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2021-01/no-covid-strategie.pdf

    Auf diesen Kommentar reagieren

    • Grit Wetter
      23. Januar, 2021

      Danke Jochen,

      erstaunlich was der Autor alles gelesen haben will in diesem Papier und auch noch dreist so tut, als würde er daraus zitieren. Ggf. macht es tatsächlich Sinn zunächst die Quelle selbst zu lesen bevor man die persönliche Interpretation eines Bloggers als Wahrheit anerkennt und kommentiert. Ich jedenfalls will raus aus diesem scheiß Eiertanz und mein Leben wiederhaben und das geht nur solidarisch und mit maximalem Sicherheitsabstand zu solchen Inhalten wie diesem Beitrag von Herrn Wendt.

      Auf diesen Kommentar reagieren

  • Klammbüdel
    21. Januar, 2021

    Der sicherste Weg zu ZeroCovid ist und bleibt der Suizid!

    Auf diesen Kommentar reagieren

  • Materonow
    21. Januar, 2021

    Wenngleich es sich bei den linken Figuren größtenteils um solche handelt, die die derzeit herrschende linke Windrichtung richtig deuten und dabei sein wollen, so ist trotz der Ansammlung linker Spinner, Salon-Marxisten, Stalinisten, Maoisten und Polpotisten eine ernstzunehmende linksextreme Corona zusammengekommen, der entschieden Einhalt geboten werden muß.
    Der Linksextremismus und -terrorismus wird auch heute noch geleugnet, zumindest aber relativiert. Er muß entschieden bekämpft werden und zwar mit der gleichen Konsequenz, mit der bisher der Rechtsextremismus bekämpft wird. Beide sind Brüder im Geiste, beide wollen die Demokratie abschaffen, beide wollen eine andere «Gesellschaft» und da muß gegengesteuert werden!

    Auf diesen Kommentar reagieren

  • Christoph Kaiser
    6. Februar, 2021

    Zero-Covid ist schon aus Testunzulänglichkeiten grober Unfug. Merke: Auch unzählige sogenannte Wissenschaftler haben Pech beim Denken! (https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2021-01/no-covid-strategie.pdf)
    Desweiteren versteige ich mich zur Aussage: «Wissenschaft ohne Gott ist nutzlos!»

    Auf diesen Kommentar reagieren

Original: Das Manifest der Gesellschaftszerstörer

Liebe Leser von Publico: Dieses Onlinemagazin erfüllt wie eine Reihe von anderen Medien, die in den letzten Jahren entstanden sind, eine zentrale und früher auch allgemein selbstverständliche publizistische Aufgabe: Es konzentriert sich auf Regierungs- und Gesellschaftskritik. Offensichtlich besteht ein großes Interesse an Essays und Recherchen, die diesen Anspruch erfüllen. Das jedenfalls zeigen die steigenden Zugriffszahlen.
Kritik und Streit gehören zur Essenz einer offenen Gesellschaft. Für einen zivilisierten Streit braucht es gut begründete Argumente und Meinungen, Informationen und Dokumentationen von Fakten. Publico versucht das mit seinen sehr bescheidenen Mitteln Woche für Woche aufs Neue zu bieten. Dafür erhält dieses Magazin selbstverständlich kein Steuergeld aus dem Medienförderungstopf der Kulturstaatsministerin Claudia Roth, kein Geld aus dem Fonds der Bundeszentrale für politische Bildung (obwohl Publico zur politischen Bildung beiträgt) und auch keine Überweisungen von Stiftungen, hinter denen wohlmeinende Milliardäre stehen. Ganz im Vertrauen: Publico möchte dieses Geld auch nicht. Die einzige Verbindung zu diesen staatlichen Fördergeldern besteht darin, dass der Gründer des Magazins genauso wie seine Autoren mit seinen Steuern dazu beiträgt, dass ganz bestimmte Anbieter auf dem Medien- und Meinungsmarkt keine Geldsorgen kennen. Es gibt nur eine Instanz, von der Publico Unterstützung annimmt, und der dieses Medium überhaupt seine Existenz verdankt: die Leserschaft. Alle Leser von Publico, die uns mit ihren Beiträgen unterstützen, machen es uns möglich, immer wieder ausführliche Recherchen, Dossiers und Widerlegungen von Falschbehauptungen anzubieten, Reportagen und Rezensionen. Außerdem noch den montäglichen Cartoon von Bernd Zeller. Und das alles ohne Bezahlschranke und Abo-Modell. Wer unterstützt, sorgt also auch für die (wachsende) Reichweite dieses Mediums.
Publico kann dadurch seinen Autoren Honorare zahlen, die sich nicht wesentlich von denen großer Konzernmedien unterscheiden (und wir würden gern noch besser zahlen, wenn wir könnten, auch der unersetzlichen Redakteurin, die Titelgrafiken entwirft, Fehler ausmerzt, Leserzuschriften durchsieht und vieles mehr).
Jeder Beitrag hilft. Sie sind vermutlich weder Claudia Roth noch Milliardär. Trotzdem können Sie die Medienlandschaft in Deutschland beeinflussen. Und das schon mit kleinem Einsatz. Der Betrag Ihrer Wahl findet seinen Weg via PayPal – oder per Überweisung auf das Konto 
(Achtung, neue Bankverbindung!) A. Wendt/Publico DE88 7004 0045 0890 5366 00, BIC: COBADEFFXXX
Dafür herzlichen Dank.

Die Redaktion