Scholl und Hitler für alle
Original post is here eklausmeier.goip.de/wendt/2020/11-scholl-und-hitler-fuer-alle.
Jana aus Kassel, die sich in eine Widerstandskämpferin einfühlte, dient vielen Medien als idealtypisch durchgeknallte Corona-Demonstrantin. Dabei ist sie so viel mehr: ein soziales Leitbild. Denn wir leben im Zeitalter der Wasserfrau
Von Alexander Wendt / / politik-gesellschaft / 28 min Lesezeit
Seit wenigen Tagen kennt Deutschland Jana, 22, aus Kassel. Sie erklomm dort das Podest einer Querdenker-Veranstaltung und stellte sich mit folgenden Worten vor:
„Ja hallo, ich bin Jana aus Kassel, und ich fühle mich wie Sophie Scholl, weil ich seit Monaten im aktiven Widerstand bin, Reden halte, Kundgebungen anmelde.“
Sie tut nicht nur, was Sophie Scholl bis zu ihrer Hinrichtung 1943 auch tat, nämlich Kundgebungen anmelden und über ihre Gefühle reden. Sie sei, so Jana, außerdem 22 Jahre alt, „genau wie Sophie Scholl damals“. An dieser Stelle zieht ein Ordner seine Weste aus und verkündet, für diesen Schwachsinn stehe er nicht mehr zur Verfügung. Worauf Jana ihren Vortrag ab- und in Tränen ausbricht.
Wie kommt man mit diesem Sekundenauftritt zu Ruhm? Beispielsweise dadurch, dass Bundesaußenminister Heiko Maas die Begebenheit verurteilt, denn Jana „verhöhnt den Mut, den es brauchte, Haltung gegen Nazis zu zeigen“. Und der damit ganz nebenbei auch die Bedeutungsebene zeigt, die ein Bundesaußenminister heute einnimmt.
Aber auch Spiegel, FAZ und viele andere meldeten und kommentierten das Drama um Jana. Der WDR fragt: „Warum hinkt der Vergleich?“, womit der Sender die Skepsis durchblicken lässt, ob sein Publikum mit dem Namen Sophie Scholl viel anfangen kann, jedenfalls liefert er vorsichtshalber einen biografischen Abriss. Spätestens an dieser Stelle fällt auf, dass die Faktenchecker der Tagesschau im Fall Jana noch nicht tätig geworden sind, aber das kann noch kommen.
Heiko Maas und vielen Medienmitarbeitern dient Jana, 22, als Muster einer Querdenker-Aktivistin, die in dem Bevölkerungsschutzgesetz ganz selbstverständlich das Ermächtigungsgesetz von 1933 sieht und in der eigenen Person die Verkörperung der Weißen Rose. Das ist zu klein gedacht. Die junge Frau mit dem ausgeprägten Ich-Bewusstsein steht emblematisch für ein ganzes Land, außerdem für einen bestimmten Typus, der nun wirklich nicht nur im Milieu der Corona-Demonstranten vorkommt. Gerade Politiker und Redaktionsmitglieder könnten mühelos feststellen, dass die nächste Jana nur eine Armlänge entfernt von ihnen west, also dort, wo sie ihnen beim Zusammenstehen aller Guten und Wohlmeinenden wegen der großen Nähe nicht auffällt.
Wenn sich nach 1945 je so etwas wie eine deutsche Lockerheit durchgesetzt hat, dann beim Verwenden von Nazi-Vergleichen, was zwangsläufig den Selbstvergleich mit Widerstandskämpfern nach sich zieht. Wo Hüttler als Adabei an jeder Ecke grüßt, stellt sich auch das Schollgefühl des Guten im Handumdrehen ein. Genau betrachtet bleiben in der Bundesrepublik heute nur ein paar fußbreit Boden übrig, den der erweiterte Faschismusbegriff noch nicht okkupiert. Die Partei, der Heiko Maas angehört – der Mann, der bekanntlich wegen Auschwitz beschloss, Politiker zu werden – plakatierte beispielsweise vor einiger Zeit am Willy-Brandt-Haus und im Internet: „Für uns gilt seit 156 Jahren: Kein Fußbreit dem Faschismus!“.
Der Faschismus reicht also von Wilhelm I. bis zum gerade noch abgewehrten Kemmerichfaschismus in Thüringen, ein weites Feld, um mit Fontane zu sprechen. Maasens Partei unterscheidet sich von der Querdenkerdemonstration in Kassel hauptsächlich dadurch, dass bei der SPD kein Ordner öffentlichkeitswirksam einschreitet und mittteilt, er mache diesen ahistorischen Schwachsinn nicht mehr mit. Für den Bundesminister des äußersten Vergleichs ist übrigens auch der Hauch von Weimar nur eine Duftmarke unter vielen. In seinem Buch „Aufstehen statt Wegducken“ beschreibt er gleich im ersten Kapitel, wie er 2016 bei der Maikundgebung in Zwickau ausgebuht wurde. Das lag nach seiner festen Überzeugung nicht an seiner Person, vielmehr wetterleuchtete da der Untergang der Republik. „Ich spüre: Hier geht die Streitkultur unserer Demokratie vor die Hunde.“
Wie gesagt: Die Signifikanten „Hitler“ und „Widerstand“ entsprechen schon seit Jahrzehnten in Politik und Publizistik dem Hatschi & Gesundheit im Zivilleben. Das nahm seinen Anfang mit „USA-SA-SS“ auf den Kundgebungen er Achtundsechziger; Reinhard Lettau spürte in den USA den „täglichen Faschismus“ auf. Über den damaligen CDU-Generalsekretär Heiner Geißler hieß es: „Frisch gegeißlert ist halb gefreislert“ (Dieter Hildebrandt). Die DDR ließ sich mit dem faschistischen Putsch von 1953 und dem Antifaschistischen Schutzwall nicht lumpen.
Spätestens seit 1968 stand der Faschismus immer vor der Tür und die Uhr auf fünf Sekunden vor Zwölf. Und die Drahtzieher des F. gleich dahinter. „Was steht eigentlich hinter Faschismus? Welche Rolle spielt das kapitalistische System?“, frug kürzlich die Grüne Jugend, um die Problemstellung wiederum mit der Klimafrage kurzzuschließen.
Zu diesem seit Dutschkes Zeiten übersteuerten Ton, der nur den nach oben aufgerissenen Regler kennt, kommt noch ein weiteres Problem, das sich in der Generation Heiko schon andeutete, aber erst in der Alterskohorte Jana zum Vollmeisenstatus reift: der innere Drang vorwiegend von jungen Frauen, ihr Gefühl für ein Erkenntnismedium zu halten, und die Beharrlichkeit von Medien- und sonstigen Sinnschaffenden, die junge fühlende und um keine Worte verlegene Weltrettungsfrau zum gesellschaftlichen Leitbild hochzuquotieren. Seitdem ist das Zeitalter der Wasserfrau angebrochen.
„Es sind in der Gegenwart erstaunlicherweise junge Frauen (wie Sophie Scholl), die zu Symbolfiguren des Widerstands geworden sind: Greta Thunberg angesichts der mangelnden Verantwortung im Klimaschutz, Carola Rackete und Pia Klemp im Widerstand gegen das inhumane Wegsehen, wenn tausende von Migrant*innen im Mittelmeer ertrinken, weil sich Europa nicht auf eine faire Solidarität im Umgang mit Flüchtlingen einigen kann. Die Zivilcourage dieser jungen Frauen ist bewundernswert“ schreibt im April 2020 Markus Vogt, erstaunlicherweise Inhaber des Lehrstuhls für Christliche Sozialethik an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Und auch hier fährt kein Ordner dazwischen, weshalb Lehrstuhlinhaber Vogt nicht wie Jana heulend abgeht, sondern gottseisgeklagt weiter in christlicher Sozialethik macht.
Da kann Ulrike Guérot nicht zurückstehen, Talkshowinventar und Professorin an der Donau-Universität Krems, die Sophie Scholl zu ihrer Schwurzeugin gegen europäische Grenzkontrolle befördert:
„Es findet eine Werteverschiebung statt von Europa als Friedensgemeinschaft – ich nenne es Friedenserzählung – hin zu einer Sicherheitserzählung. Wenn es momentan um Europa geht, dann wird von Abschottung gesprochen. Das generiert Angst. […] Und manchmal muss man eben seine Sicherheit aufgeben, um die Freiheit zu verteidigen. Das hat Sophie Scholl gemacht.“
Wenn ein Sozialethikprofessor nur einen Kurzschlussgedanken von einer hingerichteten Widerstandskämpferin bis zu einer von der UNO bis zum Kanzleramt und von Stern bis Vogue und GQ hofierten Klimabewegungsfigur braucht, dann benötigt Jana aus Kassel nur noch einen halben Sockenschuss von diesem gemischten Akademikerhack bis zur Selbstausrufung als Widerstandfigur, die sich auf Durchreise zum Schafott befindet, aber zwischendurch noch Kundgebungen anzumelden nicht versäumt. Vielleicht liest sie nicht unbedingt bei Vogt und Guérot nach (das tut auch der Autor dieses Textes nur, damit Sie es nicht müssen), aber sie gehörte vielleicht zu den Zuschauern des ARD-Werks „Ökozid“, das kürzlich die CO2-Emission mit dem Holocaust engführte, indem seine Drehbuchautoren eine Art Nürnberger Prozess gegen die deutschen Klimasündenpolitiker in Szene setzten.
Mit Sicherheit nimmt Jana aber die unentrinnbaren Hundert-und Tausendschaften von jungen Redakteurinnen und sonstigen Aktivistinnen wahr, die eigens angeheuert wurden, um den Journalismus und Politik weiblicher und weicher zu machen und damit neue Leserschichten zu erschließen, was ja auch tadellos klappt. Das Glockenspiel dieser Generation Fühlefühlefühle kommt mit nur drei Tönen aus: Ich fühle,_ ich spüre_ und ich meine. Ständig muss die Frage erörtert werden, was das mit uns macht, der mental load, diese tägliche Entscheidung, ob man heute gegen den 156 Jahre alten Faschismus, den globalen Klimatod oder mit den Tränen kämpfen soll.
Die Teilnahme an einer FFF-Demo beziehungsweise ein mitfühlender Bericht dazu berechtigt jedenfalls zur vollwertigen Greta-Thunberg-Identifikation. Und von da aus führt nur noch ein winziges Upgrade zu Sophie Scholl. Statt auf der 22-Jährigen aus Kassel herumzuhacken, müsste jetzt ehrlicherweise der Ruf aus vielen Herzen kommen: Jana, du bist nicht allein. Als allererstes von Heiko Maas, aber nicht nur. Auch von der grünen Emotionsarbeiterin Katharina Schulze, die möglicherweise schon an einem Maßnahmenplan feilt, um die Weiße Rose vor der Vereinnahmung durch die Falschen zu schützen.
Es ist schwer bis unmöglich, Leuten zu sagen, sie mögen den Namen Sophie Scholl nicht unnütz gebrauchen, die sich auch sonst nicht um den Nutzen irgendeines Wortes scheren, mit einer Ausnahme: Ich.
Wenn von Auschwitz, Sophie Scholl bis Weltklimaökozid mittlerweile jede Maximalformel auf Instagram-Format gedimmt wurde: Was soll dann eigentlich die nächste Generation tun, um ihr serielles Emo-Dasein auszudrücken?
Ihr bleibt vielleicht nur noch eine allerletzte Einfühlung: „Ja hallo, ich fühle mich wie Jana aus Kassel.“
Dieser Text erscheint auch auf Tichys Einblick.
26 Kommentare
Original: Scholl und Hitler für alle
Liebe Leser von Publico: Dieses Onlinemagazin erfüllt wie eine Reihe von anderen Medien, die in den letzten Jahren entstanden sind, eine zentrale und früher auch allgemein selbstverständliche publizistische Aufgabe:
Es konzentriert sich auf Regierungs- und Gesellschaftskritik.
Offensichtlich besteht ein großes Interesse an Essays und Recherchen, die diesen Anspruch erfüllen.
Das jedenfalls zeigen die steigenden Zugriffszahlen.
Kritik und Streit gehören zur Essenz einer offenen Gesellschaft.
Für einen zivilisierten Streit braucht es gut begründete Argumente und Meinungen, Informationen und Dokumentationen von Fakten.
Publico versucht das mit seinen sehr bescheidenen Mitteln Woche für Woche aufs Neue zu bieten.
Dafür erhält dieses Magazin selbstverständlich kein Steuergeld aus dem Medienförderungstopf der Kulturstaatsministerin Claudia Roth, kein Geld aus dem Fonds der Bundeszentrale für politische Bildung (obwohl Publico zur politischen Bildung beiträgt) und auch keine Überweisungen von Stiftungen, hinter denen wohlmeinende Milliardäre stehen.
Ganz im Vertrauen: Publico möchte dieses Geld auch nicht.
Die einzige Verbindung zu diesen staatlichen Fördergeldern besteht darin, dass der Gründer des Magazins genauso wie seine Autoren mit seinen Steuern dazu beiträgt, dass ganz bestimmte Anbieter auf dem Medien- und Meinungsmarkt keine Geldsorgen kennen.
Es gibt nur eine Instanz, von der Publico Unterstützung annimmt, und der dieses Medium überhaupt seine Existenz verdankt: die Leserschaft.
Alle Leser von Publico, die uns mit ihren Beiträgen unterstützen, machen es uns möglich, immer wieder ausführliche Recherchen, Dossiers und Widerlegungen von Falschbehauptungen anzubieten, Reportagen und Rezensionen.
Außerdem noch den montäglichen Cartoon von Bernd Zeller. Und das alles ohne Bezahlschranke und Abo-Modell. Wer unterstützt, sorgt also auch für die (wachsende) Reichweite dieses Mediums.
Publico kann dadurch seinen Autoren Honorare zahlen, die sich nicht wesentlich von denen großer Konzernmedien unterscheiden (und wir würden gern noch besser zahlen, wenn wir könnten, auch der unersetzlichen Redakteurin, die Titelgrafiken entwirft, Fehler ausmerzt, Leserzuschriften durchsieht und vieles mehr).
Jeder Beitrag hilft.
Sie sind vermutlich weder Claudia Roth noch Milliardär.
Trotzdem können Sie die Medienlandschaft in Deutschland beeinflussen.
Und das schon mit kleinem Einsatz.
Der Betrag Ihrer Wahl findet seinen Weg via PayPal – oder per Überweisung auf das Konto
(Achtung, neue Bankverbindung!)
A. Wendt/Publico
DE88 7004 0045 0890 5366 00,
BIC: COBADEFFXXX
Dafür herzlichen Dank.
Die Redaktion
Klaus
23. November, 2020Auch der BuPräsi hat keine Ahnung: Anne Frank war weder im Widerstand noch Kämpferin.
fragolin
29. November, 2020Am deutlichsten sieht man die Heuchelei bei den angeblichen Feministinnen: da wird eine mutige junge Frau vor der ganzen Welt von alten weißen Männern verhöhnt und getreten, und plötzlich herrscht Schweigen…
fragolin
23. November, 2020Was die meisten Medien zu erwähnen vergessen und nur der «Hannoverschen Allgmeinen Zeitung» aus Versehen herausrutschte: der «Ordner», der diese «Haltungs-Show» abzog, war ein in die Security eingeschleuster bekannter Linksradikaler. So gesehen war diese Jana der Wahrheit bereits näher, als sie ahnte.
pantau
24. November, 2020Es ist ja nicht nur so, daß die moraltonangebenden Kreise AUCH Nazivergleiche bringen, sondern daß sie es PAUSENLOS spätestens seit Gründung der afd tun. Die twitter-Entrüstung des kleinen Heiko und seiner Mitkonzertanten stinkt geradezu vor Projektion u. schlechtem Gewissen. Ich frage mich, wie deutlich diese doppelten Maßstäbe noch performt werden müssen, daß es auch der Dümmste mitkriegt. Oder steht der Michel vielleicht drauf?
fragolin
23. November, 2020Was mir auch auffällt: Ausgerechnet die Sozialisten reklamieren die Geschwister Scholl für sich, dabei waren die beiden typische bürgerlich-nationalistische Christen, die mit christlich-religiöser Inbrunst gegen den nationalen Sozialismus und seine Greuel kämpften. Die Geschwister Scholl für sich selbst zu reklamieren und zu instrumentalisieren steht Linksextremen wie Maas sehr typisch zu Gesicht: linke Heuchler funktionieren nun einmal so.
Oskar Krempl
23. November, 2020Wie immer mit scharfem Blick vortrefflich analysiert. Ja dies sind auch die beiden Seiten der Medaille des jugendlichen Idealismuses.
Vielen Dank für diesen Beitrag, so hat das Elend des geistigen Niedergangs der BRD noch einen schönen Nebeneffekt, nämlich Ihre Kommentare.
Hans Krüger
23. November, 2020Ich hoffe sehr, dass die Jana aus Kassel ihre Fassung wieder findet und ihre Tränen trocknen.
Dann wieder aufstehen und weitermachen. Herr Wendt hat es in seinem Artikel gut herausgearbeitet, wie das Ansehen der Sophie Scholl instrumentalisiert wird von diesen Vorzeigebesserwissern von bekannten Talk-Sendungen und unserem blassen Außenminister.
Thomas
24. November, 2020Sehr richtig. So sehe ich das auch.
Auch ich hoffe sehr, dass die Jana aus Kassel ihre Fassung wieder findet und ihre Tränen trocknet.
Eine erhebliche Gefahr für die Demokratie (West) kommt nach meinem Dafürhalten nicht etwa von jungen Damen, die etwas fühlen und bei einer Versammlung freimütig darüber sprechen, sondern von wirkmächtigen DDR-Demokraten an den Schaltstellen der politischen Macht in Deutschland («AfDDR») und anderswo.
Die real existierende, die gesteuerte, verhinderte oder geframte (habermasische) Debatte weist heute längst Merkmale von Unfreiheit, staatlichem Eingriff und Zensur auf. Da so etwas im Ergebnis gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung gerichtet ist, wäre das im Grunde ein Fall für den Verfassungsschutz …, würde dieser wirklich noch die freiheitlich-demokratische Grundordnung im Interesse der «Bewohner» schützen.
Innerhalb einer Demokratie (West) darf eben auch ein junger Mensch fühlen, was er fühlt, und er darf öffentlich über das sprechen, was er fühlt. Darüber wäre dann zu reden. In einer Demokratie (West) darf ein Mensch zu einem strittigen Sachverhalt sogar seine eigene Gewissheit haben und das Ergebnis öffentlich kundtun. Im Grunde ist das der günstige Fall einer Demokratie. Logischerweise sehen das mentale, funktionale oder opportunistische DDR-Demokraten anders.
Die Texte des Herrn Wendt zielen immer auf den Kern einer Sache. Dabei sucht er stets eine kluge Waage zwischen Genauigkeit und Toleranz. Das ist gut. Sehr gut.
caruso
23. November, 2020Ich bin eine bald 90jährige Frau. In meinem aktiven Leben war ich Musikpädagogin. Während meines ganzen Lebens stand ich auf der Seite der Jugend, denn ihnen gehört die Zukunft. Leider ändert sich diese meine Einstellung in den letzten Jahren immer mehr. Ich habe nicht mehr das Gefühl, die Überzeugung, die Jugend hätte eine mehr oder weniger gute Zukunft. Warum? Weil sie, von Ausnahmen abgesehen, das Denken vergessen hatte. Es ist nicht ihre Schuld, sondern jener Erwachsener, die dieser Aufgabe – die Jugend zu bilden, wozu auch argumentieren zu können gehört – nicht nachgekommen sind. So unerläßlich Gefühle, das Spüren etc. auch sind, dafür, das heutige Leben zu bestehen, genügen sie nicht. Ich habe leider keine Kinder. Aber jene, die jetzt leben, tun mir leid. Ich habe Angst, was auf sie wartet, wenn es so weitergeht. Dazu müssen sie keine eigenen Kinder sein.
lg
caruso
Immo Sennewald
23. November, 2020Besser als Alexander Wendt in diesem Artikel hat noch niemand den Gesinnungskitsch zerpflückt, mit dem Politbürokraten ihren Herrschaftsanspruch unterlegen. Und einen größeren Frevel kennen sie nicht, als wenn ihr totaler Anspruch – nicht auf korrekte Wortwahl, sondern auch auf politisch korrekte Gefühle – von irgendwem zweckentfremdet wird. Geschweige, jemand wagt es, nach Bedeutungen von Phrasen, nach der Doppelmoral von sozialistischer Verheißung mit den Methoden von Stalin und Stasi zu fragen oder nach der von proklamiertem Feminismus mit stillschweigend akzeptierten Gefängnisstrafen für Frauen, die keine Kopftücher tragen wollen. Soll etwa über wissenschaftliche Aussagen nicht nach «Wir sind mehr!» entschieden werden, sondern hartnäckig gefragt, geforscht und geprüft, soll «Vielfalt» der Meinungen etwa Widerspruch umfassen gegen die Verweser des besten Deutschlands, das wir je hatten? Will da wer besser wissen, wie das Grundgesetz zu verstehen und anzuwenden sei?
Da seien die Chöre und Schalmeienkapellen des Antifaschismus vor! Tatsächlich werden dabei nicht nur so dünne Stimmchen wie das von Jana unter gewaltigen Klängen begraben, sondern auch der eine oder andere bedeutendere Autor, Wissenschaftler, Maler oder Musiker. In solchen Zeiten genügt offenbar wenig Widerstand, den Apparat in Wallung zu bringen. Es spricht nicht für seine Fähigkeiten, Berge zu versetzen, wenn er sich an jedem noch so kleinen Stein stößt, nur weil der noch nicht an den Wegesrand verbannt oder im Beton des neuen «antifaschistischen Schutzwalls» versenkt ist.
Gerrit D.
23. November, 2020DPA (schrieben die sich früher nicht klein?): «Für Empörung sorgte bei einer Queerdenker-Demo…» – In der Unterzeile dieses Berichts steht: «Aufregung über Holocaust-Leugner». Da in diesem Bericht mit keinem einzigen Wort irgendein Bezug auf einen Holocaust-Leugner genommen wird, ist anzunehmen, daß der Verfasser Jana in den Teufelstand einer Holocaust-Leugnerin «erhoben» hat. Absurd.
Jens Richter
23. November, 202070 Jahre Entbehrungsfreiheit scheinen vielen nicht bekommen zu haben. Fehlt noch, dass Jana herausjammert, dass die Menschen in Treblinka ohne Maske in die Duschräume durften, während die Freiheitskämpferin unter ihrem Nase-Mund-Schutz zugrunde geht (früher: «mein Hüfthalter bringt mich um!»). Jugendlicher Ideali…Infantilismus. Man lacht.
Peter Sieve
23. November, 2020Eine junge Frau hat sich bei einer Demonstration nach Kräften blamiert. So weit so unerheblich. Und der Außenminister eines der wirtschaftlich mächtigsten Länder der Erde hat nichts besseres zu tun, als sich über diese Frau, die ohnehin von allen ausgelacht wird, moralisch zu ereifern? Obwohl er seinerseits keine noch so an den Haaren herbeigezogene Gelegenheit verstreichen lässt, sich selbst als Erben der NS-Widerstandskämpfer zu profilieren? Ich fasse es einfach nicht mehr.
Kurt-Thomas Haupt
23. November, 2020So und nur so wünsch ich mir Zeitgeschichte. Sie können schreiben/denken…vielen Dank
Leonore
24. November, 2020Ich gebe es zu: Erst war ich ein bißchen verstimmt (jaja, ich fühlte und spürte die Verstimmung wachsen…), weil es mir in keiner Hinsicht angemessen schien, daß das arme blamierte Mädel – wie ich voreilig annahm, also meinte – nun nochmal auf Publicomag gedemütigt werden sollte.
(Zumal es eben gerade NICHT so ist, wie Maas behauptet: Daß der Widerstand gegen die Regierungspolitik völlig gefahrlos und bequem wäre. Ärzte werden geschurigelt, bespitzelt und mit Strafen von bis zu 10 000 Euro bedroht, falls sie etwa wagen, zu «Corona» was anderes zu sagen, als was ihnen von Spahn erlaubt wurde (und auch ja nicht das, was Spahn und Drosten noch vor paar Monaten selbst mit «wissenschaftlicher Autorität» und ministerieller Macht vom Berge verkündet haben!); ein Amtsarzt, Leiter eines Gesundheitsamtes in Bayern wird strafversetzt, weil er sich an diese – gut mafia-artig niemals expressis verbis bekanntgemachte – Marsch-Ordre verstoßen hat; hochrangige Wissenschaftler, Professoren und sogar Ordinarien relevanter Fachrichtungen (Mikrobiologie, Pathologie, Allgemeinmedizin, Epidemiologie) werden plötzlich öffentlich als «Verschwörungstheoretiker» und sogar in der FAZ als Verbreiter besonders gefährlicher «angeblicher Wissenschaft» mit Schmutz beworfen; Polizisten werden in den einstweiligen Ruhestand versetzt, wenn sie sich auf Demos in ihrer Freizeit kritisch zu den Maßnahmen äußern. Demonstranten werden in der Novemberkälte zum Schutz ihrer und der Volks-Gesundheit mit Wasserwerfern «beregnet», von Polizisten wie Schwerverbrecher (hm – paßt der Vergleich eigentlich …?) zu Boden und mit dem Kopf gegen Hauswände geworfen. Und von linken Menschenfreunden wird gefordert, Coronamaßnahmen-Kritiker im Falle einer Erkrankung nicht auf die Intensivstation aufzunehmen (was aber, nach allem, was Prof. Ioannides über die Gründe hoher Sterblichkeitszahlen «an» COVID-19 in bestimmten Regionen sagt, womöglich sogar die Überlebenswahrscheinlichkeit erhöht. Insofern: Geschenkt!).
Und nicht zu vergessen der «Ur-Knall» der Coronamaßnahmen-Kritik bzw. das Schicksal seines Urhebers: die öffentliche Diffamierung als «psychisch labil» und Versetzung in den einstweiligen Ruhestand von Stephan Kohn, einem Beamten im Innenministerium, dessen Arbeitsfeld die Risikofolgen-Abwägung war, und der unter Zuhilfenahme der Gutachten von ca 10 hochrangigen internationalen Experten auf ihrem Gebiet ein 80-seitiges Dossier erstellte, dessen Quintessenz lautete: Die Maßnahmen gegen COVID-19 richten mehr Schaden an Leib und Leben (!) an als die Viruserkrankung selbst.)
Nun ja. Aber dann kam ich jedenfalls an die Stelle, wo Sie schreiben: «Die Signifikanten ‘Hitler’ und ‘Widerstand’ entsprechen schon seit Jahrzehnten in Politik und Publizistik dem Hatschi & Gesundheit im Zivilleben», und ich mußte lächeln und begriff, daß Sie auf was ganz anderes hinaus wollten.
Und das Weiterlesen hat sich natürlich wie immer gelohnt. Ihre akribischen Recherchen sind einfach nichts weniger als bewunderungswürdig. Was aber mindestens genauso wunderbar und wichtig ist: Ihre brillanter Stil und Witz tragen in diesen so ernsten und düsteren Zeiten auch – aber echt! – zur Volksgesundheit bei. Weshalb ich dafür bin, daß Ihre Seite allen erwachsenen und heranwachsenden Bürgern verschrieben werden sollte. Einmal täglich als Prophylaxe oder zweimal täglich als Therapie, je nachdem, wie lang und tief der Betreffende schon in den Abgrund des Elends der Politik geschaut hat.
Gerald Gründler
24. November, 2020Alles, Herr Wendt, was Sie hier veröffentlichen, liegt weit über dem Durchschnitt. Und manches hat eine von anderen nie erreichte Höhe. So wie dieser Text. Ich wünsche Ihnen und den Lesern viele gute Tage!
Immo Sennewald
24. November, 2020Das haben Sie schön gesagt. Und Alexander Wendt hat’s verdient.
Thomas
26. November, 2020Ja. So ist es.
Daniel
24. November, 2020Aber aber, in einem Land, in dem akzeptiert wird, dass man sich nicht nur als Mann, sondern auch als Frau fühlen kann oder gar divers, sollte es ein Leichtes sein, die Gefühle von Jana aus Kassel zu akzeptieren. Sie hat ja nicht gesagt, sie wäre genauso verfolgt, sondern sie fühle sich so.
Herr Maas ist aufgerufen, die Gefühle dieser jungen Frau zu achten. Ich finde, er solle generell mit ihr über seine Gefühle sprechen. Öffentlich.
Starhemberg
24. November, 2020Facts don’t care about your feelings.
Oh.
Wie dumm dann für die Fakten.
Man hätte wohl das allgemeine Frauenwahlrecht niemals einführen dürfen.
ToNo
24. November, 2020Hervorragend beobachtet und beschrieben!
Jochen Schmidt
24. November, 2020«… Schollgefühl des Guten … Generation Heiko … Vollmeisenstatus … Kurzschlussgedanke … halber Sockenschuss … Emotionsarbeiterin … serielles Emo-Dasein …»
Einfach nur genial! Wenn’s nicht so traurig wäre, müsste man immerzu lachen.
Peter Wichmann
25. November, 2020Ein Artikel, bei dem mir abwechselnd das Lachen im Halse und die Tränen in den Drüsen stecken bleiben, um dann wieder hervorzubrechen. Allerdings: „der innere Drang vorwiegend von jungen Frauen, ihr Gefühl für ein Erkenntnismedium zu halten“ reift nun wahrlich nicht „erst in der Alterskohorte Jana zum Vollmeisenstatus“. (was immer ein «Vollmeisenstatus» auch sein mag). Schon Janas Großmütterkohorte konnte mit Ulrike Meinhof, Brigitte Asdonk, Ingrid Schubert, Brigitte Mohnhaupt und vielen anderen jungen (und nicht mehr ganz so jungen) Frauen auf ein ansehnliches Reservoir an Sophie-Scholl-Wiedergängerinnen zurückgreifen. Und für diesen Frauentypus steht, ganz emotionslos betrachtet, natürlich auch Sophie Scholl selbst.
Grand Nix
25. November, 2020„Gegründet wurde der Faschismus von dem italienischen Politiker Benito Mussolini zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Er strebte die bedingungslose Unterwerfung der gesamten Bevölkerung an und er verkündete die Allmacht des Staates, an dessen Spitze er stand. Das Symbol der Faschisten war ein Beil mit einem Rutenbündel, auf Italienisch «fasces» – daher kommt auch der Name «Faschismus». Dieses Symbol druckten sich die Faschisten auf ihre Fahnen und benutzten es als Abzeichen. Bereits im alten Rom symbolisierte das Zeichen die Macht über Leben und Tod. Die Faschisten verwendeten es, um die Stärke des Bundes gegenüber dem einzelnen Menschen zum Ausdruck zu bringen.“
https://www.helles-koepfchen.de/lexikon/faschismus
Der Verschissmuß wird von den Sozis seit nunmehr über 156 Jahren bekämpft. Soso! Maas macht mobil.
Und welche Art von Faschismus bekämpfen die von Geschichtsvergessenheit geplagten Spezialdemokraten und linken Linken heute?
Wütet er denn wieder, der Faschismus und verursacht wieder millionenfachen Mord, Tod, Verschleppung und Leid? Konzentrationslager, Genozid und Weltkrieg? Tatsächlich? Wo? Wo nur Wo?
Immer neue geschichtsvergessene Sophie-Scholl-Double wie „Jana aus Kassel“ schießen seit Jahrzehnten wie Fliegenpilze aus dem Boden. Man gewinnt den Eindruck, als ob die „Krauts“ heute mehr Faschisten und Antifaschisten in ihren Reihen haben, als zur Zeit des faschistischen Wahnsinns, der tatsächlich tödlichen Machtherrschaften Mussolinis und Hitlers.
Was treibt all diese Dämlichkeiten und Herrlichkeiten heute an, überall Faschismus zu deuten? Profilierungssucht, pausenlose Propaganda, fehlende Bildung, ein krudes Geschichtsverständnis? Greift hier noch der polare Dualismus, transzendente Immanenz, immanenter Transzendenz? Oder sollte man eher Krankheitsbilder hinter diesen politisierten Persönlichkeiten vermuten, wie Psychosen, oder gar Schizophrenie?
Ich glaube, es war Max Otte, welcher zum Thema Faschismus mal sagte:
Wer heutzutage in einer politisierten Debatte den Begriff Nazi gegen wen auch immer ins Feld führt, ist aus ethischer Sicht ein Lump, aus historischer Sicht ein Verharmloser und aus intellektueller Sicht eine Null.
«Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen» heißt es im Märchen Achenputtel. Diese merkwürdigen «Märchen» die uns heutzutage heimsuchen, werden vermutlich ebenso ihr schnelless Ende finden, vorausgesetzt, es findet sich wieder ein «Niemand», welcher darüber öffentlich sinniert, wie man (k)einen „antifaschistischen Schmutzwall“ errichtet. Das ständige Gefühl von Unvollständigkeit nagt am deutschen Wesen – nicht erst seit 1945 – und hat beileibe nicht nur weibliche Fans, soviel ist gewiss.
Albert Schultheis
25. November, 2020Wer hätte sich nicht schon mal durch eine Dummheit blamiert! – … der werfe den ersten Stein, so heißt es in der Bibel. Es ist schon eine ganz eigenartige Befindlichkeit in einem Land, dass sich mehr und mehr Menschen, hauptsächlich junge Menschen – aber nicht nur -, hauptsächlich Frauen – aber nicht nur – so versteigen, sich in ihren Gefühlen so verirren und verwirren, so dass sie jegliche Maßstäbe des Verhältnismäßigen verkennen. Da ist sicherlich im persönlichen Umfeld dieser Jana etwas schief gelaufen, so wie bei Greta, sowie bei Luisa Neubauer, bei einer Margot Käsmann, so wie bei Ulrike Meinhof und Gudrun Ensslin et al. – aber nicht nur. Die Herkunft gerade aus evangelischen Pfarrersfamilien scheint eine ganz besondere schwere Last für die Nachkommenschaft zu sein – aber nicht nur. Wenn die verabsolutierte moralische Projektion, das makellose Vorbild, so zur Ware auf einem Markt der narzisstischen Eitelkeiten hochstilisiert wird, z.B. von Politikern in höchsten Ämtern, wenn öffentliche Bekenntnisse und Absichtserklärungen, ja unbedingt zu den Guten, zum Widerstand zu gehören, in den Medien zu «Narrativen» (mittlerweile wird dieser hässliche Neologismus ja mit «Erzählung» eingedeutscht) verdichtet werden, als ginge es um einen Kampf mit mythischen Ausmaßen gegen das Böse schlechthin, gegen den unmittelbar bevorstehenden kollektiven Untergang, wenn gleichzeitig die politischen Gegner, die Kritiker, die Abweichler, die Mäßigenden mit den äußersten Etiketten der Verachtung bis hin zur Entmenschlichung belegt werden, wie «Populist», «Pack», «Verschwörungstheoretiker», «Faschist» «Nazi», wie sollen da noch gerade die Jungen, gerade die jungen Frauen ihre Mitte finden, innehalten, Gelassenheit zulassen können? Gerade Frauen hat man in den Religionen mitunter eine ganz besondere Innigkeit, eine übersteigerte Inbrunst bis hin zur selbstverachtenden Aufopferung nachgesagt und in der Tat haben die einschlägigen «Narrative» mittlerweile einen Grad der Realitätsferne und des Dogmatismus erreicht, der gemeinhin nur den religiösen Sphären vorbehalten ist. Man sollte nicht vergessen zu fragen: «Cui bono?» Denn es gibt immer die Profiteure hinter den vermeintlich Erleuchteten, den gefühlt Geweihten und Durchgeknallten. Martin Luther hat sie eindeutig im Katholizismus des 16. Jahrhunderts identifiziert und entlarvt. Für ihn waren das die Pharisäer, die Pfaffen, die Würdenträger, die geadelten Robenträger und Blutsauger der Kirche, die das Wasser predigen und den Wein saufen. Heute sind es die Drahtzieher in den Parteien, die Wahrer der Deutungshoheit, die Bonzen in den politischen Organisationen, den «gemeinnützigen» NGOs, die den offenen Diskurs scheuen und verteufeln, weil sie genau wissen, dass die Ware, die sie handeln, bei Licht besehen, keinen Pfifferling wert ist. Sie bedienen sich einer Sprache die bewusst den Weg der Klärung und Aufklärung verlassen und stattdessen den der Verdunkelung, der Vernebelung der Begriffe und des Obskurantismus beschritten hat. Wir lesen sie in den Medien des «Qualitätsjournalismus», wir vernehmen sie von den Politikern und wir hören sie sogar in den Hörsälen unserer Universitäten. Sie handelt von Heiligen, von Erleuchteten, von «Woken» und Märtyrern, die von einer besonderen Aura umgeben sind mit ihren Heerscharen von Jüngern, Eiferern und Zeloten. Wie finden wir als Gesellschaft wieder heraus aus diesem Spiegel- und Selbstbespiegel-Kabinett des quasi-religiösen bzw. sektenhaften Wahns? Bzw. wie holen wir die Jungen, und besonders die jungen Frauen da raus? Die Kindergärten und Schulen bis hinaus zu unseren Universitäten erscheinen ja eher wie indoktrinierende Zuchtanstalten. Aber genau dies zu bewerkstelligen, wird die Aufgabe sein dieses Jahrhunderts, wenn das besagte Land noch einmal gesunden soll. Dabei ist es völlig egal, ob nun Jana links steht oder rechts, ob sie freitags demonstrieren geht mit Luisa oder andern Tags mit den Querdenkern. Denn beide Seiten sind wie kommunizierende Röhren miteinander verbunden – sie machen diese eigenartige Befindlichkeit unseres Landes aus, die wie ein böser Fluch auf uns zu liegen scheint. Ein Fluch, der im 1. Weltkrieg seinen Anfang nahm, der sich in der Spaltung der Weimarer Republik vertiefte, sich im 3. Reich in einem mörderischen kollektiven Wahn manifestierte, den die Stalinisten der DDR glaubten, durch ihren sozialistischen Gegen-Fluch basierend auf Antifaschistischem Schutzwall und Stasi heilen zu können und der selbst in der vergleichsweise entspannten Bonner Republik durch diverse Antagonismen und Aktionen der 68er und der RAF immer wieder hervorbrach. Und heute ist er wieder da, dieser Fluch, so wäre die Weimarer Republik gestern gewesen.
Peter Waschinsky
27. November, 2020Ja. Verstanden. Alles richtig. Einerseits.
Aber vielleicht nicht ganz vergessen, daß Jana & Co. für etwas existenziell Wichtiges eintreten, ihre absurden Vergleiche und ihr Gesinnungskitsch hin oder her.
Von «Jana-Antirassisten» wurden dieses Jahr in meinem Umfeld 2 Kollegen zu Rassisten gestempelt, teils öffentlich, die nun gewiß das Gegenteil sind. Und die sich seit langem auf eher zurückhaltende Weise gegen Rassismus wenden. Nicht indem sie hysterisch zur Umbenennung von MOHRENSTRASSE u.ä. aufrufen.
Aber:
Daß die Janas manchmal zu den heftigsten Hammer-Argumenten greifen, hat doch wohl auch damit zu tun, daß ruhige Argumentation nicht gehört wird. Und daß man gegen kleinere Mißstände meist einen unverhältnismäßigen Aufwand gegen riesige Widerstände treiben muß, um nur ein bißchen was zu ändern!