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Politik, Gesellschaft & Übergänge

Als würde jeden Tag ein Politikergehirn abstürzen

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Bayerns Ministerpräsident Söder stößt in völlig neue Corona-Totenvergleichsdimensionen vor. Übereinandergestapelt reichen die Politikerbinsen mittlerweile bis zum Mond

Von Alexander Wendt / / politik-gesellschaft / 49 min Lesezeit

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Mit einem Hauch von Frivolität versucht die Münchner Abendzeitung, die neuen Lockdown-Ankündigungen der Politik auf ihrer Titelseite so zu beschreiben, dass der Kaufimpuls potentieller Leser die rote Linie überschreitet: „Noch härter. Noch länger.“

Ob sich die früher bewährte Mischung von Eros & Thanatos am Kiosk auszahlt, bleibt eine wacklige Vermutung. Die Zeile beschreibt allerdings ein grundsätzliches Problem in Coronazeiten: Wer sich erst einmal entschieden hat, das Infektions- und Sterbegeschehen mit einem Bänkelgesang aus Katastrophenbildern und täglich neu explodierenden Zahlen zu begleiten, der muss sich irgendwann etwas einfallen lassen. Erstens, um sich von anderen im Wettbewerb des Schreckens abzusetzen. Und zweitens, weil Überbietungsmetaphern mittlerweile knapp werden wie Toilettenpapier im Frühjahr.

Als Politiker, der im Wettbewerb um die geringsten Covid-Infektionszahlen zwar nicht ganz vorn liegt, dafür aber in der Kraft-durch-Schrecken-Rhetorik, stößt Bayerns Ministerpräsident Markus Söder jetzt in ganz neue Dimensionen vor. „Wir dürfen keine Zeit verlieren“, meint der Ministerpräsident: „Die Todeszahlen sind aktuell so hoch, als würde jeden Tag ein Flugzeug abstürzen.“ Die Größenordnung stimmt ungefähr, das Umrechnen von an und mit Corona Gestorbenen in Passagiere beispielsweise einer Boeing 747 bietet sich als naheliegender Vergleichsmaßstab an. Pro Tag sterben in Deutschland etwa 2400 bis 2600 Menschen, was etwa sieben Flugzeugabstürzen entspricht. Nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts fallen in Deutschland jährlich 10 000 bis 20 000 Menschen so genannten nosokomialen Infektionen durch Krankenhauskeime zum Opfer.

Auch diese Zahl ließe sich wieder durch die Einheit einer wöchentlich abstürzenden Groß- beziehungsweise täglichen Kleinmaschine plastisch machen, wahlweise durch ein bis zwei explodierende Atomkraftwerke. Fragt sich nur: wem? Wen und was glaubt Söder eigentlich damit zu erreichen? Sehr viele Deutsche wissen, dass es sich bei Covid-19 um eine gefährliche und vor allem für Ältere und Vorerkrankte potentiell tödliche Atemwegserkrankung handelt. Sie gehen nicht leichtsinnig mit dem Risiko um, zumal es sich gerade im Spätherbst und Winter nicht um die einzige Infektionsmöglichkeit handelt. Die meisten brauchen also keinen Ministerpräsidenten, der ihnen Corona- als Absturztote vorrechnet beziehungsweise umgekehrt, ohne damit den allerkleinsten Erkenntnisgewinn zu erzeugen. Wer dagegen nicht an die letale Wirkung des Virus glaubt, dürfte sich auch von Söders Desasterologie nicht beeindrucken lassen.

Politiker und ihre PR-Stäbe lieben plastische Vergleiche, beispielsweise den von übereinandergestapelten 100-Euro-Scheinen, die bis zur Spitze eines schmelzenden Eisbergs reichen, der seinerseits einen Bodensee von anderthalbfacher Saarlandgröße füllen könnte. Ist doch nur eine Metapher!
Das Problem der rhetorischen Kapazitätsüberlastung zeichnete sich schon im Spätsommer ab, als Markus Söder mit Blick auf Corona sagte: _„Die Krankenhäuser laufen voll“.
_

Damals lag die Zahl der intensivmedizinisch betreuten Covid-Patienten in Bayern im zweistelligen Bereich, deutschlandweit im niedrigen dreistelligen. Steigen dann die Zahlen der Erkrankten und Beatmeten tatsächlich an – wie für den Herbst zu erwarten – dann muss ein Politiker, der schon alle herkömmlichen Warnbegriffe verbraucht hat, zwangsläufig in exotische Bereiche ausweichen.
Was bei Söder, einem Karl Lauterbach und anderen auf Dauerbetrieb gestellten Sirenen überhaupt nicht mehr durchdringt, ist die Erkenntnis, dass Viren, Epidemien, Infektionen und auch der Krankheitstod zu den Lebensrisiken zählen, die sich nicht im Bild einer technischen Katastrophe beschreiben lassen. Es ist richtig, Covid-19-Infektionen so weit wie möglich zu verhindern, besonders gefährdete Personen besonders zu schützen und Erkrankte so gut wie möglich zu therapieren, so, wie es auch nötig ist, Krankenhauskeime zu bekämpfen und eine ganz reguläre Grippewelle wie die von 2017/18 einzudämmen, die damals etwa 25000 Tote in Deutschland forderte. Aber auf Null werden sich Infektionsrisiko, Krankheit und Tod nicht drücken lassen. Schon gar nicht mit Textbausteinen, die so klingen, als würde ein Kanzlerkandidatenkandidat schon einmal für seine Lebensverfilmung üben.

Die Frage allerdings, wie weit sich Todesfälle reduzieren lassen, und mit welchen Mitteln: Die sollte ein Politiker durchaus stellen, zusammen mit der Überlegung, ob er von anderen etwas lernen könnte. In Frankreich liegt die Zahl der an und mit Covid-19 Verstorbenen aktuell bei 50 327, in Spanien, das im Frühjahr den härtesten Lockdown der Welt über die Bevölkerung verhängte, bei 43 668. In Japan beläuft sich die Zahl der Toten laut Johns Hopkins Research Centre bis jetzt auf 500, in Vietnam auf 35, in Singapur auf 28, in Taiwan auf sieben. Skeptiker können und werden einwenden: Die drastisch niedrigeren Zahlen aus Ostasien sind alle gelogen. Aber auf Dauer sollte es den Regierungen dort schwer fallen, tausende Tote zu verstecken, zumal es sich bei den Ländern nicht durchweg um Despotien beziehungsweise autokratische Herrschaften handelt.

Auch in Neuseeland und Australien, wo sich die Behörden eher an den ostasiatischen Beispielen orientierten, liegt die Todesrate deutlich unter der in Frankreich, Spanien und anderen westeuropäischen Ländern. Für den sehr viel besseren Corona-Verlauf in Ostasien gibt es etliche Gründe. Nach der Erfahrung mit SARS waren sie besser auf eine Virusepidemie vorbereitet, sie ergriffen sehr früh Maßnahmen wie Einreisekontrolle und Quarantäne, während in Europa noch im März Großveranstaltungen stattfanden. Es hilft, dass in der ostasiatischen Kultur körperliche Nähe eher gemieden wird, ganz anders als in der südeuropäischen. Dafür ist die Neigung größer, staatliche Maßnahmen zu akzeptieren. Im Vergleich fällt aber auch auf, dass die Regierungen ostasiatischer Länder sehr früh ihre Maßnahmen setzten, und sie dann beibehielten. Sie muteten ihren Bürgern keinen ständigen Strategiewechsel zu, keinen Noch-länger-noch-härter-Überbietungswettbewerb, kein Crescendo der Katastrophenrhetorik.

Vor allem fehlt in Ostasien augenscheinlich eins: Der Versuch wie in Westeuropa, Corona als Schwungmasse für Gesellschaftsumbaupläne zu nutzen, für den „Great Reset“, den großen Neustart, den beispielsweise der Chef des Weltwirtschaftsforums Klaus Schwab bewirbt, aber auch die EU-Kommission, die Grünen und ihre medialen Trabanten. Zwischen Singapur und Seoul kommen Fernsehprediger wie ARD-Chefredakteur Rainald Becker kaum vor, die das Virus geradezu als Helfer für den großen Sprung nach vorn feiern: „Der Status quo ante – also zurück zur alten Normalität – ist vielen Wirrköpfen, die sich im Netz unter Widerstand 2020 und anderen Namen tummeln, nachgerade ein Herzensanliegen“, trommelte Becker bekanntlich: „All diesen Spinnern und Corona-Kritikern sei gesagt: Es wird keine Rückkehr zur Normalität mehr geben.“

Die nächste Runde mit Angela Merkel, Markus Söder und den anderen apokalyptischen Vorreitern könnte sich doch einmal mit der Frage befassen: ’Glauben Sie, dass das Gerede vom großen Neustart und Nie-mehr-Normalität der Akzeptanz alltäglicher Corona-Maßnahmen a) eher nützt oder b) eher schadet?’

In Singapur gibt es das Programm TraceTogether; wer sich durch die Stadt bewegt, muss sich mit seinem Smartphone im öffentlichen Verkehr, in Läden und in Restaurants ein- und auschecken und damit eine umfassende Datenspur hinterlassen. Dafür bleibt aber das Wirtschaftsleben mit kleinen Einschränkungen intakt. Diesen stillschweigenden Gesellschaftsvertrag scheinen die meisten Einwohner zu akzeptieren. Es mag deutsche Politiker irritieren: Aber offenbar überzeugt der Versuch, so viel Normalität wie möglich zu erhalten, die meisten Menschen besser als das Gegenteil. Vor Kurzem stellten Marina Rudyak vom Centrum für Asienwissenschaften der Universität Heidelberg, der Experte für globale Technologiepolitik Maximilian Mayer von der Universität Bonn und der Soziologe Marius Meinhof in der Neuen Zürcher Zeitungdie Frage: Warum sind die meisten Politiker hierzulande so wenig bereit, von asiatischen Ländern zu lernen?

„Statt einer gesunden Portion Neugier darauf, welche politischen, organisatorischen, technischen und medizinischen Maßnahmen den fulminanten Erfolg gegen Covid-19 in Asien ermöglicht haben“, stellen die Autoren fest, „dominiert Ignoranz“. Mustergültig zeigt sich das an der Berichterstattung der „Tagesschau“ vom 18. November, dem Tag, als Bundestag und Bundesrat das „Dritte Bevölkerungsschutzgesetz“ im Eilverfahren verabschiedeten.
Neben ihrem Tatütata-Journalismus über die bevorstehende Invasion Berlins durch protestierende Reichsbürger und Nazis meldeten die ARD-Medienschaffenden auch atemlos einen „neuen Tagesrekord“ von Covid-Neuinfektionen in Tokio, um diese Zahl dann gleich mit Spekulationen über die Olympischen Spiele 2021 zu verknüpfen. Der Subtext lautete: Auch in Asien brechen gerade alle Dämme. Die Zahl der Neuinfektionen für Tokio lag an diesem Tag bei 493; in der Stadt leben gut 38 Millionen Menschen. „Tagesrekord“ bedeutet also: An den anderen Tagen des Jahres 2020 rangierte die Zahl der Covid-Neuinfektionen in der Metropole noch unter dieser schon extrem niedrigen Quote.

Markus Söder als ausgewiesener Star Trek-Liebhaber mag sich als Captain Kirk der Pandemiepolitik sehen. In Wirklichkeit ähnelt er eher Kapitän Francis Queeg in dem Film „The Caine Mutiny“ („Die Caine war ihr Schicksal“), einem Kommandeur, der sich in Details verbeißt, ständig Disziplin und Ordnung fordert, konfuse Befehle erteilt und die Mannschaft mit seinem rastlosen Herumfuhrwerken in den Wahnsinn treibt. Am Ende verliert er übrigens sein Kommando.

Die Länder Ostasiens bleiben offenbar nicht nur von tausenden Corona-Toten verschont, sondern auch von Politikern und Kommentatoren, die im aufmerksamkeitsökonomischen Wettbewerb auf keinen wöchentlichen Inzidenzwert von maximal 50 blödsinnigen Sprachbildern und Vorschlägen mehr achten. Was Söder das abstürzende Flugzeug, ist Karl Lauterbach das Böllerverbot zu Silvester, Saskia Esken der nächste Plan für coronabegründete Steuererhöhungen und Margot Käßmann die theologische Engführung, warum es kein Recht auf Weihnachten gibt. Deren Begründung lautet: weil auch Maria und Joseph damals nur im kleinen Kreis zusammenfanden. Allerdings gab es in der Heiligen Nacht auch noch keine Kirche und keine Staatskirchenleistungen. Es gab noch nicht einmal VW-Limousinen, Bommerlunder und Ampeln in Hannover, und es gibt bis heute kein Recht für die Schreckschraubenbeauftragte der EKD, ernst genommen zu werden.

In dieser Kakophonie gehen leisere Stimmen wie die des Mediziners Matthias Schrappe fast unter. Der frühere stellvertretende Vorsitzende des Sachverständigenrates Gesundheit plädiert beispielsweise dafür, bei PCR-Tests nicht nur einfach zwischen positiv und negativ zu unterscheiden, sondern anhand des CT-Werts auch zu fragen, ob eine Person tatsächlich infektiös ist. Er wirbt auch dafür, nicht flächendeckend allen das Gleiche zu verordnen, sondern besonders gefährdeten Gruppen einen deutlich besseren Schutz zu bieten. Er schlägt also vor, die Gefahr zu skalieren. Das ist natürlich anstrengender als die Erfindung dpa-tauglicher Umrechnungsgrößen für Tote.

Das Recht der Bevölkerung, von seinen steuer- und abgabenfinanzierten Forderern, Fuchtlern und Fernsehgrößen nicht in den Wahnsinn getrieben zu werden, gibt es dagegen durchaus, unter anderem abgeleitet aus dem ersten Verfassungsartikel.
Corona samt seiner ökonomischen Folgen ist schon schlimm genug. Die Begleitmusik dazu muss nicht auch noch so klingen, als würde jeden Tag ein Flugzeug auf dem Hausdach landen.

Dieser Text erscheint auch auf Tichys Einblick.

47 Kommentare
  • Emmanuel Precht
    27. November, 2020

    Aber Trotz dem leben wir ja im «besten…je gab». Der Schwerpunkt liegt auf Trotz. Wohlan…

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  • Dr. W. Manuel Schröter
    27. November, 2020

    Dank für diesen Artikel, Herr Wendt!
    Erstaunlich aber ist, wieviele Menschen (bis in meine Familie hinein) den Herrn Söder als «zupackenden Macher» mit einer «kämpferischen Rhetorik» verstehen! Mir ist das unbegreiflich, denn meine eigene Analyse zu den Söder-Auftritten an der Seite seiner Kanzlerin bzw. auch solo hat mich zu ähnlichen Betrachtungen, wie Sie sie im Artikel anstellen, geführt.
    Man kann nur hoffen, dass der Enthusiasmus mancher Zeitgenossen einer (bei immer mehr sich verhärtenden «Corona-Maßnahmen») gelasseneren Betrachtungsweisen und wirklichen Erkenntnissen, die Hohlheit dieses Menschen und dieser Argumentationen betreffend, weicht.

    Hoffentlich kriegt Bayern den Söder bei den Eiern! (würden wahrscheinlich Amerikaner sagen)
    Und wir diesen polternden Demagogen nicht auch noch als Bundeskanzler-Kandidaten!

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  • Oskar Krempl
    27. November, 2020

    Das ist halt die Crux mit der Politik, wenn in ihr primär Personen agieren, deren Bildung auf Einbildung basiert und deren Wissen sich aufs Intrigieren beschränkt. Ansonsten gilt was seinerzeit Karl Kraus meinte: Von einer Regierung verlange ich vorausschauende Verwaltung, empathisch bin ich selber.

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    • Jürgen Wanninger
      27. November, 2020

      Wenn diese Politk-Nullen statt ‘Intrigieren’ in der Schulmathematik ‘Integrieren’ ansatzweise gelernt hätten, könnten sie einmal anfangen, sich mit der Physik der Atmosphäre zu beschäftigen.

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  • Jaspers
    27. November, 2020

    Ich sage jetzt leider nichts Neues, aber diese Art von Politkern sind das Problem, und nicht die Problem-
    Löser. Das ist allerdings schon sehr lange absehbar. Professor von Arnim hat dazu schon vor langer Zeit einige gute Bücher geschrieben. Diese Sorte von Politikern verfügt in erster Linie über eine gestörte Psyche, gespeist von Machtgier, Ahnungslosigkeit und grenzenloser Selbstüberschätzung. Was dagegen sehr dünn gesät ist bei dieser Art von Mensch, sind eine wirkliche allumfassende Bildung, eine anständige Biografie, Freunde und eine charakterliche Eignung für irgendeinen Beruf mit Verantwortung.

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    • Liudger Klein
      27. November, 2020

      Besser kann man es nicht zusammenfassen!

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    • Jürgen Wanninger
      27. November, 2020

      Dieses Phänomen zeigen alle Politkbereiche: Klimahysterie, Energie’wende’versuch zu Zappelstrom, Euro’rettung’ durch grenzenlose Geldverehrung und noch einige mehr. Lustig ist, dass die Politker umso lauter kreischen, je ungebildeter sie in der Sache sind. Das hochkomplexe Thema Klima ist ein Lehrbeispiel dazu. Eine 16jährige und grüne Studienabbrecher glauben am besten zu wissen, wie Strahlungsphysik der Atmosphäre funktioniert.

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  • Herbert Wolkenspalter
    27. November, 2020

    Bin über die Argumentation verwirrt.

    ► Wie kann man der Politik Versäumnisse vorwerfen und gleichzeitig einen Überbietungswettberb? Worin soll dieser überhaupt bestehen? Die Regierung hat chronologisch von Anfang an jedesmal spät reagiert.

    ► Ist die ostasiatische Version nicht die denkbar höchste Spitze der Überbietung?

    ► Warum sollten der Situation angegpasste Maßnahmen schlechter sein als eine einmal festgelegte und zudem drastische Konstante wie in Ostasien?

    ► Hätte die deutsche Bevölkerung ostasiatische Maßnahmen überhaupt akzeptiert, wo wir doch keine Kultur des körperlichen Abstands kennen, uns um Datenschutz und Freiheit Sorgen machen und auch nicht x-Mal unnötig in Quarantäne kommen möchten, wenn im Häusercaree oder am Arbeitsplatz immer mal wieder eine Person Corona hat. In Ostasien greifen die Behörden rigoros durch. Von wegen „normaler Betrieb“!

    Dass es um körperliche Distanz gehen muss, gilt auch in Deutschland. Darauf zielen die Maßnahmen unserer Regierung.

    Das große Ganze im Auge behalten! Dann versteht man auch, warum Söder & Co die neuen Maßnahmen der Bevölkerung verkaufen muss. Er muss vor allem diejenigen erreichen, die bislang immer noch nicht erreicht sind, weil sie sich dagegen sperren oder auch einfach nur im Alltag saumselig sind. An dieser Stelle würde ich bei Zahlenvergleichen nicht kleinlich sein. Die große Botschaft der Politik lautet zusammengefasst: „Die Sache ist brisant und wichtig – also haltet Abstand wo immer es geht.“

    Der „mündige“ Bürger ist es, der in der Epidemie eine schlechte Figur macht. Eine Kultur der gegenseitigen Rücksichtnahme wie in Ostasien gibt es bei uns deutlich weniger und bei manchen gar nicht. Die Politik muss ihnen hinterherlaufen.

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    • Publico
      28. November, 2020

      Sehr geehrter Herr Wolkenspalter,

      die Argumentation des Textes ist eigentlich nicht geeignet, jemanden zu verwirren. In dem Beitrag geht es um einen rhetorischen Überbietungswettbewerb unter Politikern (und Medien). Und der kann durchaus zu inkonsistenten und widersprüchlichen Maßnahmen passen. Im Fall Söders gibt es ja einen offensichtlichen Kontrast zwischen seiner Kraftrhetorik, die ihn als starken, zupackenden Führer beschreiben soll, und der außerordentlich mäßigen Bilanz der Corona-Eindämmung in dem von ihm regierten Bundesland. Bundesweit ist die katastrophische Wortwahl zumindest gut geeignet, um praktischen Fragen auszuweichen, wie sie beispielsweise der Mediziner und frühere Vizevorsitzende des Sachverständigenrates Matthias Schrappe stellt, nämlich, warum bisher so wenig zum Schutz von Alten- und Pflegeheimen unternommen wurde.

      Sie fragen: «Warum sollten der Situation angegpasste Maßnahmen schlechter sein als eine einmal festgelegte und zudem drastische Konstante wie in Ostasien?“ Damit unterstellen Sie erstens, die Maßnahmen in Deutschland und Europa seien an die Situation besonders gut angepasst. Angesichts der realen Ergebnisse, vor allem der Zahl der Toten, spricht allerdings nichts dafür. Was Sie mit „drastischer Konstante“ meinen, erschließt sich mir nicht. In Singapur und Taiwan etwa gab es ja gerade keinen totalen Lockdown wie in Spanien und Frankreich. Die totale Lahmlegung des wirtschaftlichen Lebens scheint mir ein sehr viel drastischerer Eingriff zu sein als Quarantänemaßnahmen und Einschränkungen, die das gesellschaftliche Leben aber nicht zum Erliegen bringen. Vor allem sind es die Zahlen selbst, die dafür sprechen, dass wir in Europa von Ostasien lernen können: 43000 Tote in Spanien, 500 in Japan, um ein Beispiel herauszugreifen. In den ostasiatischen Ländern sehe ich auch keinen politischen und medialen Überbietungswettbewerb um immer schrillere Katastrophenbegriffe und immer ausgefallenere Einzelmaßnahmen („Böllerverbot“). Mir erschließt es sich also nicht, warum Sie meinen, die Seuchenbekämpfungsstrategie in Taiwan bis Südkorea sei die «denkbar höchste Spitze der Überbietung“. Überbietung bedeutet, eine Formulierung und eine Maßnahme am besten im Tagesrhythmus mit der nächsten zu übertrumpfen. Davon ist in Ostasien nichts zu sehen.

      Dass viele Maßnahmen in Ostasien nicht ohne weiteres in Deutschland akzeptiert würden, schreibe ich ja in meinem Text. Ihre Formulierung „in Ostasien greifen die Behörden rigoros durch. Von wegen ‘normaler Betrieb’!“ lässt mich offen gestanden ratlos zurück. Dass Behörden in Singapur, Taiwan, Südkorea und China Anordnungen mit teils empfindlichen Strafen durchsetzen, gehört dort ja gerade zur breit akzeptierten Normalität. Das war schon vor Corona der Fall, und beschränkt sich auch nicht auf Corona. Es wird also von den allermeisten nicht als Bruch der Normalität empfunden. Ich plädiere auch gar nicht, wie Sie nachlesen können, dafür, alle Maßnahmen ostasiatischer Länder einfach zu übernehmen. Ich werbe dafür, sich anzusehen, was wir von diesen Ländern für unsere Situation lernen können.

      Sie schreiben, Söder müsse eben mit seiner Rhetorik von Flugzeugabstürzen «die Maßnahmen» „der Bevölkerung verkaufen“. Ich bezweifle – und darum geht es in meinem Text – dass sprachliches Gefuchtelt dazu geeignet ist. Ich glaube, dass er damit wenn überhaupt eher das Gegenteil erreicht.
      Schließlich meinen Sie: «Der ‘mündige‘ Bürger ist es, der in der Epidemie eine schlechte Figur macht. Eine Kultur der gegenseitigen Rücksichtnahme wie in Ostasien gibt es bei uns deutlich weniger und bei manchen gar nicht. Die Politik muss ihnen hinterherlaufen.“ Ich nehme das anders wahr. Soweit ich es beobachten kann, tragen in öffentlichen Verkehrsmitteln und in Läden nahezu 100 Prozent der Menschen eine Maske. Die allermeisten halten auch Abstand. Aber vielleicht unterscheidet das unsere Wahrnehmung, möglicherweise nehmen Sie vor allem die wenigen Ausnahmen wahr und setzen dort mit Ihren Schlussfolgerungen an. Mein Menschenbild ist es jedenfalls nicht, dass die Bürger schlechthin unverantwortlich sind und von «der Politik“ auf Schritt und Tritt beaufsichtigt und ermahnt werden müssen.
      Um noch einmal auf den Punkt weiter oben zurückzukommen: Vor allem interessiere ich mich für den messbaren Erfolg von Strategien. Wenn die Zahl der Toten in einer weltweiten Viruserkrankung zwischen verschiedenen Weltteilen so drastisch voneinander abweicht, dann wird das nicht nur an einem Grund liegen. Aber es sollte doch ein vernünftiger Ansatz sein, den Ursachen nachzugehen. Genau damit beschäftigt sich mein Text.

      Alexander Wendt

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      • Klaus Goltsman
        28. November, 2020

        «Ich glaube, dass er damit wenn überhaupt eher das Gegenteil erreicht.»

        Bei mir: ja.
        Ich mache bewusst nicht das, was solche Sprücheklopfer von mir (der Bevölkerung) verlangen. Weil, wie es weiter oben jemand schreibt:
        «Diese Sorte von Politikern verfügt in erster Linie über eine gestörte Psyche, gespeist von Machtgier, Ahnungslosigkeit und grenzenloser Selbstüberschätzung. Was dagegen sehr dünn gesät ist bei dieser Art von Mensch, sind eine wirkliche allumfassende Bildung, eine anständige Biografie, Freunde und eine charakterliche Eignung für irgendeinen Beruf mit Verantwortung.»
        Sollten letztere mir etwas sagen, erklären, ja, vorschreiben, wäre ich gerne bereit, zuzuhören und ihnen zu folgen.

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      • Herbert Wolkenspalter
        29. November, 2020

        Sehr geehrter Publico (Alexander Wendt selber?)

        Offensichtlich sind beim Lesen meines Textes Fehlinterpretationen zustandegekommen, die sich aus meinem Text defintiv nicht ergeben und auch nicht so gemeint waren.

        Ich will an dieser Stelle nicht in den Clinch gehen, um die mehreren Punkte geradezurücken. Mal geht es um Vergleich von Prinzip mit Prinzip (ohne Hintergedanken, was „besonders gut“ sein soll), mal einfach nur um Mangel an Information, welchen anderen Preis der vermiedene Lockdown in Ostasien hat. Von nichts kommt Nichts. Das sollte plausibel sein. Dort ist man mit vorbeugender Quarantäne sehr umgriffig und rigoros – und die allermeisten Betroffenen sind Gesunde. Das kann einem mehrmals passieren. Ein versteckter Lockdown anderer Art. Übrigens ist unser Lockdown nicht „total“, wie Sie schreiben. Ich weiß gar nicht, wie ich mit so viel aufgeladenem Wumm umgehen soll. Darum lasse ich es als Meinung stehen – real ist es nicht.

        Ansonsten muss man über subjektive Einschätzungen nicht nochmal im Detail streiten. Haben Sie wirklich ein Gefühl, was unter dem Strich nutzt bzw. kontraproduktiv ist – bei wem und wievielen? Sie müssen das jetzt nicht alles schreiben, aber ich stelle mir auch mal eine Art Langzeitbilanz eines Publizisten vor, die Sie im Stillen machen können. Dazu eine Frage: Was ist für Sie Erfolg? Wie messen Sie ihn? Ist er eingetreten, bahnt er sich wenigstens an, oder geht es sogar in die andere Richtung? Und was macht das mit Ihnen?

        Meine anderen Kommentare kennen Sie ja.

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        • Jochen Schmidt
          1. Dezember, 2020

          Sehr bezeichnend finde ich Ihre abschließende Frage:

          «Und was macht das mit Ihnen?»

          Darum erlaube ich mir den Hinweis auf einen anderen Artikel von Herrn Wendt:

          https://www.publicomag.com/2020/11/scholl-und-hitler-fuer-alle/

          Dort heißt es z. B.:

          «Ständig muss die Frage erörtert werden, was das mit uns macht, der mental load, diese tägliche Entscheidung, ob man heute gegen den 156 Jahre alten Faschismus, den globalen Klimatod oder mit den Tränen kämpfen soll.»

          Oder gegen Corona … oder gegen Rassismus. Oder … Weiter schreiben Sie:

          «Ich weiß gar nicht, wie ich mit so viel aufgeladenem Wumm umgehen soll.»

          Ich bei Ihnen auch nicht. «Darum lasse ich es …»

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    • ToNo
      28. November, 2020

      Man kann es versäumen, sinnvolle oder zumindest erfolgversprechende Maßnahmen zu ergreifen, nicht beratungsresistent zu sein, übersteigerte Aktionen bei offenkundiger Erfolglosigkeit auch wieder zurückzufahren und sich gleichzeitig in einen verrückten Überbietungswettbewerb hineinsteigern. Genau das bekommen wir gerade geboten und das legt Herr Wendt m.E. schlüssig dar. Ihre Verwirrung verwirrt diesbezüglich wiederum mich. Sie stammt vermutlich daher, dass Sie eine katastrophale Pandemie mit bisher nicht dagewesenen Verheerungen und entsprechendem Bedarf an durchgreifenden (milde ausgedrückt) Maßnahmen der Politik erkennen, Herr Wendt das aber offensichtlich etwas tiefer hängen möchte. Er hat für seine Sichtweise auch einige, m.E. einleuchtende Gründe genannt. Sie übergehen hingegen gleich mal die Begründung, sondern setzen schlicht voraus, dass Maßnahmen der Politik je härter desto mehr helfen würden und allein deswegen nicht wie gewünscht wirken, weil einige «saumselig» sind. So könnte ich mir zumindest Ihre Verwirrung erklären…

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    • Nikedew
      28. November, 2020

      Gut argumentiert. Ich habe Wendts Beitrag – wohl aus grundsätzlicher Sympathie – zu unkritisch gelesen. Danke für diese Einwendungen.

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    • Gerhard
      28. November, 2020

      Auf Ihren Kommentar kann ich nur antworten: Operation gelungen, Patient tot. Und ja, es gibt Alternativen, die nicht das ostasiatische Modell beinhalten (z.B. KBV, Arbeitskreis evidenzbasierte Medizin, Great Barrier Declaration, usw.). Merkel, Söder und Co. ignorieren diese komplett. Die haben ja nicht einmal verlässliche Zahlen, mit denen sie ihre Entscheidungen begründen könnten. Wie sagte das ehemaliges Mitglied des Saxhverständigenrates im Gesundheitswesen, Prof. Schrappe, im ZDF Interview: Die Zahlen des RKI sind das Papier nicht wert, auf die sie gedruckt sind.

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  • Hans-Jacob Heidenreich
    27. November, 2020

    Es mag ja sein, dass pro Tag ein Äquivalent einer Flugzeugfüllung das Zeitliche segnet. Aber fliegt man deshalb weniger? Fressen, saufen und rauchen die Menschen weniger, obwohl jeden Tag 800 Menschen an kardiovaskulären Erkrankungen sterben, 600 an Krebs und 50 an Alkoholmissbrach? Pro Jahr sterben in Deutschland ca. 950.000 Menschen. Soll man deshalb das Leben verbieten oder gar Suizid aus Angst vor dem Tod begehen?

    Der Mensch sollte in seinen Entscheidungen frei bleiben und sich nicht von unqualifizierten Politikern Denken, Demonstrieren, Arbeiten, Reisen und Sport verbieten lassen.

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  • Claudia Waldthurn
    27. November, 2020

    «Von Ostasien lernen»? Na ja, so pauschal gilt das halt nicht. Schließlich liegt die VR China auch in Ostasien, und die hat der Welt wohl den ganzen Schlamassel eingebrockt (was merkwürdigerweise überall unter den Teppich gekehrt wird).

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  • Werner Bläser
    27. November, 2020

    Das allseits kritisierte Schweden hat mit relativ laxen Corona-Maßnahmen, bei ca. 10 Millionen Einwohnern, bis jetzt 6622 Corona-Tote zu beklagen. Spanien hat gut 47 Mill. Einwohner, sehr strenge Corona-Maßnahmen, und 44374 Tote. Belgien hat, bei 11 Millionen Einwohnern und strengen Maßnahmen, 16219 Tote.
    Also irgendwie scheint die Gleichung «länger + härter = weniger Coronatote» nicht so ganz aufzugehen. –
    Die ‘case-fatality ratio’ ist laut Johns-Hopkins-Webseite in Frankreich insgesamt 2,28%, in der Lombardei 5,4%, in Latium 1,98%, in Kampanien (Neapel) 1,02%, in Madrid 3,29%, in Andalusien 1,69%; in Baden-Württemberg 1,84%, in Berlin 0.85%, in Österreich 1,06%. Es spielen also offensichtlich eine Vielzahl von Variablen eine Rolle – sonst würden die Zahlen innerhalb eines Landes (auch bei ähnlichen oder landesweit gleichen Maßnahmen) nicht so differieren.

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  • caesar
    27. November, 2020

    Daß in Asien viel weniger Coronatote gezählt werden kann eventuell auch daran liegen, daß Asiaten eine höhere Immunität aufweisen. Immerhin kommt das Virus ja aus Asien. Es sollen ja auch Schwarze in den USA stärker betroffen sein als Weiße.
    Im Übrigen sollten Sie die Frage stellen warum Sie von keiner Stiftung gefördert werden. Grundsätzlich darauf verzichten sollten Sie nicht. Von denen, von denen Sie nicht gefördert werden wollen, bekommen Sie sowieso nichts. Aber andere Menschen, denen Wahrheit etwas bedeutet, könnten Ihnen doch was stiften.

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    • Jürgen Wanninger
      27. November, 2020

      Dass insbesondere in Norditalien, dem Raum Madrid und New York eine punktuell ausgeprägte Übersterblichkeit gefunden werden kann, scheint auch auf massive Behandlungsfehler zurückzuführen zu sein. Ein Artikel auf Rubikon zeigt hier interessante Zusammenhänge auf:

      https://www.rubikon.news/artikel/die-medikamenten-tragodie

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    • Herbert Wolkenspalter
      28. November, 2020

      Ich will mich eigentlich nicht in das Spendenwesen einmischen, kann mir aber denken, dass Stiftungen dort am ehesten Spenden, wo sie eine Sache nicht schon für verbrannt halten. Das muss gar nicht an einem selber liegen, es kann auch durch Bad Neigbourhood geschehen, dort wo man (auch) schreibt.

      Dafür wird man sich als Konservativer oder Liberaler sicher keinen Rat von Links holen. Wie aber sieht die Sache aus, wenn sogar Konservative, die jemand als politische Freunde betrachtete, Abstand von einem nehmen, wie z.B. Friedrich Merz, der die Annahme eines Stiftungspreises aus der Hand eines konservativen Marktwirtschaftlers verweigerte oder Hugo Müller-Vogg, der im liberal-konservativen Blog derselben Person nicht mehr schreibt und seine Kolumne „Gegen den Strom“ mit sämtlichen Publikationen sogar komplett löschen ließ. Und das ist noch nicht alles an Pleiten und „freiwilligen“ Rückzügen.

      Das Problem nebst gravierender Patzer eindeutig jenseits der roten Linie im Einzelfall, die sich ins öffentliche Gedächtnis einprägen, dürfte sein, dass man sich notorisch auf Regierungskritik eingeschworen hat, und sich selber zwingt, tagtäglich Begleit- und Nebensachen (die sowieso nur gemäß Meinung Fehler sind) groß aufzublasen und vernichtend auf die Regierung einzudreschen…

      …d.h. nicht, wie es in beispielhafter Publizistik sein sollte, ergebnisoffen, ohne personalisierte Aversion gegen Akteure, Für und Wider fair abwägend an jede neue Angelegenheit heranzugehen.

      Wer das (falsch) tut, ist für seriöse Politik verbrannt und im übrigen vorhersehbar. Wenn die Politik etwas beschließt oder auch vorher erst mal darüber diskutiert, dann ist er dagegen. Über die politische Unbrauchbarkeitkeit solcher Haltung in einer Demokratie will ich erst gar nicht reden.

      Wir bräuchten hervorragende Publizisten, die über den Lagern stehen. Ich bin Optimist und denke, dass man das entwickeln kann.

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      • Sepp
        28. November, 2020

        «[…] wie es in beispielhafter Publizistik sein sollte, ergebnisoffen, ohne personalisierte Aversion gegen Akteure, Für und Wider fair abwägend an jede neue Angelegenheit heranzugehen […] Wir bräuchten hervorragende Publizisten, die über den Lagern stehen.»
        So ist es. In Amerika gibt es solche Publizisten bereits.

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      • Sepp
        28. November, 2020

        Ich bedauere es übrigens, dass Herr Wendt zu Tichy gegangen ist und sich den von Ihnen beschriebenen Zwängen aussetzt. Würde er sich zum Beispiel einmal die Aufgabe stellen, die komischen Aspekte von Reitschuster et al oder die Dummheit vieler AFD-Slogans oder einfach mal zur Abwechselung den Hass von rechts oder oder oder in einem Text zu behandeln, wäre das sicher köstlich – niemand könnte das besser als er. Aber von wenigen Ausnahmen der letzten Jahre abgesehen, setzt er sein rhetorisches Talent vor allem für Erwartbares ein und dafür, dem auf mich immer platter und bemühter wirkenden «WIR-SIND-DAGEGEN-LAGER» zu gefallen. Hierzu gehört auch die gezielte und unkritische Platzierung rechter Topoi («great reset») oder «Kraft-durch-Schrecken-Rhetorik» (will sagen: Söder ist der wahre Nazi (,Kraft-durch-Freude’); wobei er solche Näherungen sonst kritisiert: «Die Vergleiche und Näherungen zu Hitler und dem Nationalsozialismus sollte jeder so sparsam verwenden wie, sagen wir, Vergleiche und Näherungen in bezug auf Stalin und Pol Pot»). Er könnte es besser, konsistenter, geistig freier; er hätte es intellektuell nicht nötig; Publico hätte eine intelligentere Version von «Übermedien» sein können – mit fraglos konservativerer Ausrichtung, aber geistiger Offenheit. Warum er diesen Weg gegangen ist, bleibt sein Geheimnis. Vermutlich wollte er es sich einfach nicht mit allen verscherzen, vermutlich war es einfacher und mit weniger Risiko verbunden oder lag in der Logik unserer zersplitterten Öffentlichkeit.

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        • Peterpan
          28. November, 2020

          Halte das für Quatsch. Vielleicht wäre mehr drin, wenn er freier alles schreiben würde, was durch seinen klugen Kopf geht, aber der Erfolg gibt ihm recht. Er muss davon leben.

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        • Karl Hunger
          29. November, 2020

          Aha, auch hier sind schon die Spalter unterwegs. 😉
          Ich bin sehr zufrieden mit Tichy & Co. Die alternativen Medien haben sich auf Merkel- und Regierungskritik spezialisiert, weil sich die Mainstreammedien zunehmend nicht mehr als «Vierte Gewalt» verstehen, sondern nur noch als Propagandaorgane der Herrschenden. Entsprechend lückenhaft ist ihre Berichterstattung. Wenn die alternativen Medien jetzt auch noch anfingen, um Merkel & Co. herumzuschleimen, sich gegenseitig zu kritisieren und zu zerfleischen, verlören sie ihre Akzeptanz und ihre Daseinsberechtigung.
          Da ALLE Mainstreammedien die AfD ohne Unterlass brutalstmöglich angreifen, kritisieren und dämonisieren, finde ich es ganz erholsam, dass ich diese permanente Medienhetze gegen die AfD nicht auch noch bei Tichy und Co. lesen muss. Tichy ignoriert die AfD komplett, hat KEIN freundliches Wort für sie übrig, dämonisiert sie aber auch nicht so, wie es die Mainstreammedien landauf landab permanent praktizieren. Ich denke, dass Tichys Einblick bisher ganz gut mit dieser Startegie gefahren ist.

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        • Herbert Wolkenspalter
          29. November, 2020

          Vielen Dank für Ihr positives Feedback, @Sepp. Ich hätte mit sowas gar nicht gerechnet.

          Dazu Folgendes:

          1. Auch in Deutschland findet man „solche Publizisten“, die in Richtung der aufgezeichneten Spezifikation liegen. Mir fällt dazu Wolfram Weimer ein.

          2. Zu Alexander Wendt (und weil wir hier sind) nur noch eine Bemerkung: Ich kenne weder seine finanzielle noch seine eventuellen vertraglichen Situationen, weshalb (und auch sonst) ich mit ihm nicht weiter ins Gericht gehen will.

          Ich kann also nur gedankliche Anregungen geben. Dazu eine Beobachtung von mir, fast eine Art Selbstversuch. Ich hatte mehrere Monate ausgesetzt, die „alternativen“ Publikationen zu verfolgen. Aus dem zeitlichen Abstand sieht man Entwicklungen und Trends deutlicher als wenn man tagtäglich nur kleine Veränderungen miterlebt bzw. produziert, und diese auch nicht stetig, geradlinig verlaufen. Aus dem Abstand sehe ich nun, wie sehr sich die alternative Publizistik in ihre Sache regelrecht verbissen hat und zwar immer mehr und stringenter. Und ich glaube, dass der eine oder andere Publizist zu Beginn bzw. vor längerer Zeit dies von sich selber eigentlich gar nicht wollte. Er wollte genau die Ansprüche erfüllen, die ich aufzeichnete und die Sie bestätigten. Sich mit einer Sache bzw. einem Lager nicht gemein machen… und das andere Angesprochene, das handwerklich dazugehört.

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      • ToNo
        28. November, 2020

        Das liest sich ein bißchen so, als wollten Sie Herrn Wendt ganz unauffällig auf seine «bad neighborhood» hinweisen und andeuten, dass Kontaktschuld gar kein unmodernes Konzept ist. In heutigen Zeiten kommt mir da unwillkürlich der Verdacht, dass das nur die erste, noch fast aufmunternd gestaltete Stufe ist, bei der man höchstens mal auf die Beule in der Jackentasche zeigt. Es scheint allerdings so zu sein, dass es immer und überall ein paar Wenige gibt, die aufmucken, ihre eigene Meinung haben und sagen und schreiben und sich gar erdreisten, eine Regierung als verbrannt anzusehen. Und diese Regierung dann nicht nur in Einzelfragen, sondern von ihrem gesamten Ansatz her kritisieren. Und stellen Sie sich vor, solche Typen fragen sich gar nicht mal danach, ob man das in einer Demokratie gebrauchen kann und ob das Herr Merz gut findet! Am Ende ist vielleicht der Wendt ein gar solcher?!

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        • ToNo
          28. November, 2020

          Ihr Kommentar erinnert mich außerdem an den Parteisekretär im Kombinat, der mit gespielter Empörung ausruft «Aber Genossen! Selbstverständlich kann bei uns jeder konstruktive Vorschläge zur noch stärkeren Verbesserung des Sozialismus machen. Nur leider sind da viele Störenfriede, die vom Klassenfeind gesteuert sind und denen geht es gar nicht um konstruktive Kritik. Die wollen unseren Sozialismus abschaffen! Das können wir doch nicht dulden!»
          Und übrigens: ich brauche keinen Publizisten, der über den Lagern steht (oder besser gesagt: so tut, als ob). Ich will nur nicht für Publizisten des anderen Lagers bezahlen und mich gar von ihnen beschimpfen lassen!

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      • Grand Nix
        29. November, 2020

        Den glänzenden Nasenring, an dem hier sehr fleißig geschmiedet und gefeilt wird, erkennt hoffentlich auch Herr Wendt. Wenn nicht, überlasse ich Ihnen Herr Wolkenspalter und dem Herrn Sepp, (was für ein einig Team hier in dieser Sache) gerne das Feld. Das ist mir zu durchsichtig, zu wohlfeil. Da spiele ich nicht mit.

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  • F. Auerbacher
    28. November, 2020

    «Schreckschraubenbeauftragte der EKD» … das war nicht nötig und ist unter Ihrem Niveau.

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  • Hans-Peter
    28. November, 2020

    Noch vor Kurzem las ich, dass es in Japan keinerlei Einschränkungen wegen «Corona» gegeben hat und die Zahl der «Corona-Toten» dennoch sehr niedrig (allerdings rund doppelt so hoch wie oben angegeben) liegt!
    Und die Aussage vom Meiden körperlicher Nähe in ostasiatischen Ländern ist – mindestens bezüglich Japan, man denke an die Bilder Tokioter U-Bahnen und der Minigröße städtischer Einfamilienwohnungen (4 Personen und mehr auf kleinstem Raum) – doch eher fraglich!

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  • Grand Nix
    29. November, 2020

    Mit welchen Moritaten würde ein sensibel vergleichender Bänkelsänger wohl aufwarten, wenn diese fürchterlichen Zahlen im kommenden Frühjahr wieder drastisch sinken?

    „Die Todeszahlen sind aktuell so niedrig, als würde jeden Tag nur noch ein schwach besetztes Kanzler-Flugzeug abstürzen.“

    Ein Klops kam in die Küche
    und stahl der Köchin die Show,
    da nahm die Köchin die Kelle,
    und platschte den Klops ins Klo.

    Eine «Alte Geschichte» im «Neuen Gewand».

    Hoffentlich kommen seine PR-Manager nicht auf solche oder ähnlich dumme Ideen, dass könnte der „Herrschaft des Unrechts“ unbeabsichtigt, also hinten durch die kalte Küche, neues Futter geben.

    Übrigens gehörten früher kleine Äffchen (auf der Schulter) als Aufmerksamkeitsverstärker zum gut blökenden Bänkelsänger, aber das nur am Rande der Schnitzelbank.

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  • Grand Nix
    29. November, 2020

    Oh, da hat der Sepp aber mal ordentlich auf die Lederhose gehauen.
    Lieber Sepp, wenn Sie ihre Kritik, die in Teilen durchaus ihre Berechtigung hat, in eine konstruktive Frage eingebettet hätten, wäre ich noch bei Ihnen. Aber so ist es nur sehr dünnhäutiger Schmarren den Sie da zum Besten geben. Und da Sie mir als Kommentator an dieser Stelle vorher noch nicht aufgefallen sind, wie auch Herbert Wolkenspalter, scheint die Intention (tatsächlich konstruktive Kritik zu üben) doch sehr zweifelhaft.

    Floskeln, wie „die komischen Aspekte von Reitschuster et al oder die Dummheit vieler AFD-Slogans oder einfach mal zur Abwechselung den Hass von rechts oder oder oder …“ sagen mir, da ist ein CSU-Boot unterwegs, gestartet direkt vom Bayerischen Landtag. Und wenn nicht, dann lassen sich diese Worte leider genauso interpretieren. Sepp, Du kannst es besser. Schau Dir den cleveren Herbert Wolkenspalter an, der macht das schon viel geschickter als Sie, ist aber am freudlos-zähen politisch-korrekten Sprachduktus ebenfalls als U-Boot mit Ankerplatz in München erkennbar. Nicht für Unmut, meine Herren.

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    • ToNo
      30. November, 2020

      🙂 endlich fällt auch bei mir der Groschen….

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    • Sepp
      30. November, 2020

      Im Gegensatz zu Ihnen möchte ich zwar das Gebiet des Privatlebens eigentlich nicht betreten, aber im Angesicht Ihrer unbegründeten Unterstellungen sei doch gesagt: Es ist ein Problem, genauer gesagt, Ihr Problem, dass Sie sich eine von Ihnen abweichende Meinung nur als das Ergebnis einer zentralistischen «Steuerung» vorstellen können («gestartet direkt vom Bayerischen Landtag»). Nein, es ist, anders als Ihre Finte nahelegt, nicht entscheidend, ob ich Ihnen schon einmal als Kommentator aufgefallen bin. Ja, Sie überschätzen sich, wenn Sie glauben, aus zwei Kommentaren wissen zu können, «was für einer» ich bin, welche Partei ich wähle, wo ich wohne oder wie dick meine Haut ist. Das wäre in etwa so berechtigt wie meine Unterstellung, Sie seien der Mann, der in seinen eigenen Hut uriniert hat und sich nun beeilt, das überfüllte Chapeau auf seinen Kopf zu stülpen. Nein, Ihre Aversion gegen bestimmte Blickwinkel, die Sie nicht interessieren oder – Gott bewahre – Ihren politischen Horizont übersteigen?, rechtfertigt den Gebrauch des Wortes «Floskel» nicht. Ja, auch ein politisch-unkorrekter Mensch mit Sprachgefühl weiß im Jahr 2020: Die Verkrustung der politischen Sprache, das Klischee, den Wortdreck, alles das wird ihm heute eben auch von rechts dargeboten (das weiß sogar Herr Meuthen); und als Wendt vor ein paar Jahren einen lesenswerten Text mit dem Titel «Politische Phantasie an die Macht» schrieb, wurde er von Strammrechten als «Systemhure» und «Spalter» beschimpft: Auch diese Leute halten es also für ganz und gar unbegreiflich, dass jemand ohne den Einfluss dunkler Mächte zu einer anderen Schlussfolgerung gelangen könnte als sie selbst.
      Und wenn sich Herr Wendt tatsächlich keinen würdigeren publizistischen Ausdruck vorstellen kann als diesen Spuk aus Genialität und Schein und Blödelei, weil er sich selbst seiner Distanz zum Geschehen beraubt und in die Lage versetzt hat, einen Dickhäuter und Dummschwätzer wie Sie bei Laune halten zu müssen: viel Spaß bei der lustigen Geisterbahnfahrt.

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      • Sepp
        1. Dezember, 2020

        Sehr geehrter Herr X (Grand Nix),
        jetzt, da ich meinen gerade erschienenen Kommentar von gestern lese, sehe ich ein, dass ich gestern von Ihrem Kommentar sehr verärgert war und deshalb rhetorisch übers Ziel hinausgeschossen bin. Gestehen wir uns zu, dass wir einen anderen Blick auf Publico und vermutlich auch auf unser Land haben, ohne uns anzusprechen, als säßen wir gemeinsam in einem Bierzelt, und ohne uns als Agenten einer Partei oder Dummschätzer, als dünnhäutig und von Political Correctnes besessen oder als Geisterbahnfahrer zu verunglimpfen. Für die Injurie entschuldige ich mich.
        MfG S. Sepp.

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        • Grand Nix
          4. Dezember, 2020

          Ich nehme ihre Entschuldigung an, lieber Sepp. Im Eifer des Gefechts sagt man manchmal Dinge, die … na, Sie wissen schon. Ihre Kritik hat, wie ich bereits ausführte, durchaus ihre Berechtigung, war mir aber zu frontal, irgendwie zu unangenehm unausgewogen erschienen, für das erste Mal hier bei Publico. Da hat mein Bauch einfach über den kühlen Kopf gesiegt. Ja, so etwas kommt auch bei einem begeisterten Schachspieler vor. Normalerweise halte ich mich mit dieser Art von Kritik zurück und halte auch nicht so scharf dagegen, aber in diesem Fall konnte ich nicht anders. Ich hoffe, Sie üben auch mit mir Nachsicht.

          Ich freue mich übrigens über jeden inhaltlich guten, kritischen, spöttischen und geistreichen Kommentar. Man kann nur dazulernen, nur gewinnen, auf ganzer Linie, auch wenn die Pfeilspitze mal das Ziel verfehlt.

          Lassen Sie mich mit einem Aphorismus des deutschen Philosophen Friedrich Nietzsche enden, welcher im Buch ‘Jenseits von Gut und Böse’ (Werke in drei Bänden, München 1954, Band 2) unter der Nummer 154 zu finden ist. Er steht seit vielen Jahren auch gerahmt auf meinem Schreibtisch und hat – wie viele seiner Worte – unbestreitbar Einfluss auf mein Denken und Handeln. Ich bin sehr dankbar, dass alle Worte (auch jene, die ich nicht teile) dieses streitbaren Geistes heute überall und von jedermann ungehindert (auch im Netz) gelesen und kritisch gewürdigt werden können. Zu seiner Zeit sah das leider noch ganz anders aus. Sie lauten:

          „Der Einwand, der Seitensprung, das fröhliche Misstrauen, die Spottlust sind Anzeichen der Gesundheit: Alles Unbedingte gehört in die Pathologie.“

          Grand Nix

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          • Sepp
            4. Dezember, 2020

            Lieber Grand Nix,
            herzlichen Dank für Ihre Antwort, die mich außerordentlich gefreut hat. Ich übe mich gerne in Nachsicht und bin glücklich, dass wir beide über unsere Schatten gesprungen sind und das ausgeräumt haben.
            Darf ich meine ursprüngliche Kritik noch präzisieren? Publico hat sich vorgenommen, “im besten Sinne Gesellschaftskritik” zu üben (“Was Publico bietet”) – was vor allem Regierungskritik bedeutet, aber (und Wendt schreibt das selbst) eben nicht nur: es bedeutet zugleich Kritik an verkrusteter Sprache. Und es bedeutet Kritik an gängigen Denkmustern. Gesellschaftskritik im besten Sinne: dies ist also das hohe Ziel, dass Alexander Wendt sich selbst gesetzt hat und an dem er zu messen ist. Für Sie als Nietzsche-Liebhaber: In “Menschliches, Allzumenschliches” findet sich folgender Aphorismus: “Viele sind hartnäckig in Bezug auf den einmal eingeschlagenen Weg, wenige in Bezug auf das Ziel” (9. Der Mensch mit sich allein 487-495). Dieser Satz gilt auch für die Publizistik. Denn einer, der Gesellschaftskritik im besten Sinne betreibt, muss doch geistig beweglich bleiben, sein Publikum mit überraschenden Ideen und Perspektiven provozieren und sich stets der Gefahr bewusst sein, selbst zum „Gefan­genen eines Stammes“ zu werden (was auch oder gerade dann geschehen kann, wenn er die Dummheiten eines anderen Stammes so gnadenlos seziert wie AW). Zu diesem Ziel führt deshalb, wie ich mit Nietzsche annehme, ein etwas verlassenerer Weg als der, auf dem sich AW seit einiger Zeit mit großer Hartnäckigkeit bewegt. Gewiss, ein Medium ist auf Leser angewiesen. Aber wer Gesellschaftskritik im besten Sinne betreiben möchte, sollte nicht die ewiggleichen Denkstrukturen eines faktischen Lagers bestärken, sondern auf Leser setzen, die, bei aller Sympathie, fröhlich-misstrauisch genug sind, um publizistische Seitensprünge zu goutieren. Ich bin mir sicher, dass es genug dieser Leser gibt.

            Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend,
            mfG S. Sepp

    • Libkon
      1. Dezember, 2020

      Danke, Grand Nix, für Ihre klugen Erkenntnisse. Ich sehe es ähnlich wie Sie. Wobei mir beim Lesen der von Ihnen genannten Personen der versteckt aggressive Ton auffiel, der hier unüblich ist, da zumeist sachlich argumentiert wird. Herrn Wendts intelligent vorgetragenen Argumente helfen uns Lesern, Zusammenhänge besser zu verstehen. Das ist sehr wichtig, wo wir doch nur noch eine Links-Presse haben.

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      • Grand Nix
        4. Dezember, 2020

        Lieber Libkon, ihre guten und kritischen Beiträge, welche Sie hier auf der Seite von Publico hinterlassen, schätze Sie sehr und kann Sie nur aufrichtig ermuntern, machen Sie weiter so, Sie sind eine wertvolle Bereicherung – und ganz sicher nicht nur für mich.

        Bitte lesen Sie meine letzten Kommentare nochmals genau, vielleicht bemerken Sie, dass ich offen kritisch die Sache angesprochen habe, so jedenfalls meine Intention. Ein «versteckt aggressiver Ton» war nicht meine Absicht, ist auch nicht mein Stil. Sollte es bei Ihnen trotzdem so angekommen sein, bitte ich um Verzeihung und Nachsicht.

        Nenne das Ding beim Namen, halte nicht hinter den Berg, aber sei nicht hinterfotzig, riet mir schon mein lieber Großvater. Vermutlich muss ich daran noch ordentlich feilen.

        «Herrn Wendts intelligent vorgetragenen Argumente helfen uns Lesern, Zusammenhänge besser zu verstehen.» Richtig, da bin ich ganz bei Ihnen, lieber Libkon.

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        • Libkon
          4. Dezember, 2020

          Verehrter Grand Nix, um endgültig alle Klarheiten zu beseitigen (kleiner Scherz damals von meinem Vater), nein, Sie habe ich mit dem versteckten aggressiven Ton gerade NICHT gemeint. Hier gibt es so manche sehr kluge Kommentatoren, die eine Bereicherung sind. Dazu zähle ich auf jeden Fall Sie, da ich Sie als Kommentator schätze. Sie haben keinen Grund, sich zu entschuldigen.

          Ich freue mich, dass der liberal denkende Herr Wendt so viele nachdenkliche Köpfe in seinem Blog versammeln und zu Wort kommen läßt. Bitte weiter so.

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  • Werner Bläser
    2. Dezember, 2020

    Laut ‘Statista’ gab es im Jahr 2018 (letzte verfügbare Datenbasis) in Deutschland über 345.ooo Todesfälle wegen Kreislauferkrankungen – damit waren diese die häufigste Todesursache. An oder mit Corona sind bis jetzt (also ungefähr seit einem Jahr) in Deutschland 17.177 Menschen gestorben.
    Wird Söder jetzt Kreisläufe verbieten??

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  • Grand Nix
    4. Dezember, 2020

    Einiges mehr als nur faule Corona-Sprüche und hitzige Hitzewellen hat sich in diesem Jahr ereignet, worüber hier und da im Internet berichtet wurde. Doch aufgrund der schwindel-erregenden Corona-Zahlen, Corona-Toten, Corona-Berichte, Corona-Sondersendungen, Corona-Maßnahmen, Corona-Einschränkungen, Corona-Milliarden, Corona-Demonstrationen, Corona-Denunziationen, ist es durchaus möglich, dass viele dieser lesenswerten Artikel aus diesem Seuchenjahr leicht in Vergessenheit geraten könnten, was sehr bedauerlich wäre.
    Um diesem Umstand ein wenig entgegenzuwirken, erlaube ich mir an dieser Stelle einige wenige nochmals in Erinnerung zu rufen. Diese – aus meiner Sicht – guten Artikel, haben mich angesprochen, zum nachdenken bewegt, an- und teilweise auch aufgeregt.
    Den Anfang macht (immer entsprechen dem Erscheinungsdatum) Frau Anabel Schunke mit dem lesenswerten Artikel auf «achgut» mit der Überschrift:
    „Ich habe dieses Land satt“.
    https://www.achgut.com/artikel/ich_habe_dieses_land_satt, anabel schunke
    Die vielen Kommentare dazu sind ebenfalls sehr lesenswert, aufrichtig und authentisch. Eine Frau schrieb: „Anscheinend habe ich (und andere) wohl lange Zeit in einer Blase gelebt und die ist nun geplatzt und offenbart, dass die soziale Umgebung auch sehr subtil feindlich, arrogant, überheblich und hinterhältig gesinnt sein kann.“

    Die Seite Fassadenkratzer veröffentlichte diesen interessanten Artikel (von hwludwig) mit dem Aufmacher: „Merkels Lob der „freien“ Presse entlarvt sie als Gegnerin der Volkssouveränität“
    https://fassadenkratzer.wordpress.com/2020/06/18/merkels-lob-der-freien-presse-entlarvt-sie-als-gegnerin-der-volkssouveraenitaet/

    Auf der Seite von Vera Lengsfeld war diese sehr eindrucksvolle Rede von ihr zu finden:
    „Der unwiderstehliche Reiz der Freiheit“
    https://vera-lengsfeld.de/2020/07/10/dankesrede/
    Darin sagt Frau Lengsfeld unter anderem: „Politisch-Korrektes Denken ist Obrigkeitsdenken. Es tarnt sich allerdings mit einem Opfergestus.“

    Weiter geht es mit Herrn Alexander Wendt und seiner exzellenten journalistischen Arbeit zum Thema BLM und der hiesigen lückenhaften Berichterstattung dazu, mit dem Titel:
    „Sucht ihre Namen“.
    https://www.publicomag.com/2020/07/sucht-ihre-namen/
    Herr Alexander Wendt war wieder mal Herrn Relotius und seinen potentiellen Nachfolgern auf der Spur. Da halte ich doch gern mal die Taschenlampe.

    Der Philosoph Dushan Wegner überzeugte – wie auch der geschätzte Herr Wendt – mit mehreren guten Arbeiten, ich habe mich letztlich für diesen lesenswerten Artikel entschieden:
    „Weißsein und die Clowns mit Handgranaten“
    https://www.dushanwegner.com/clowns/
    Als ich den Artikel las, musste ich an Nicolo Machiavellis zyklisches (nicht zynisches) Geschichtsverständnis, (von der (politischen) Ordnung hin zur (politischen) Unordnung (oder war es umgekehrt) denken, siehe dazu am besten Machiavelli, Discursi, 1977, I. 2, Seite 14f.

    Weiterhin empfehle ich eine Meinungsumfrage durchgeführt von INSA, in Auftrag gegeben von Boris Reitschuster. Was Herr Reitschuster da an „Mut zur Um-Frage“ bewies, ist aus meiner Sicht ganz großes Kino in Bezug auf leicht manipulierbare Statistiken. Der Titel dieser exklusiven Umfrage für reitschuster.de lautet:
    „Merkel ist unbeliebteste Politikerin Deutschlands“
    https://www.reitschuster.de/post/merkel-unbeliebteste-politikerin-deutschlands/

    Wie wichtig juristische Erfolge, gegen einige fast übermächtige Gegner aus Politik, Medien und Wirtschaft, auf dem Gebiet der (von denen attackierten) Meinungsfreiheit sind, muss ich nicht groß darlegen. Dass das vom GG garantierte Recht, ohne Angst und ohne Einschränkung seine Meinung zu sagen/zu schreiben, wieder mal stark unter Beschuss steht, wissen vermutlich die meisten Menschen. Der Jurist Steinhöfel und sein Team müssen seit vielen Jahren für uns mündige Bürger vor Gericht immer wieder dieses essentielle Recht erstreitet und verteidigen, was man nicht hoch und oft genug würdigen kann. Deshalb DANKE, Herr Joachim Nicolaus Steinhöfel, und all ihren mutigen und engagierten Kollegen und Unterstützern. Ohne ihre Arbeit wäre all das hier vielleicht schon gar nicht mehr (so) möglich. Entsprechend ist dieser Artikel „Erklärung 2018“ von Herrn Steinhöfel (welcher auf der Seite von„achgut» zu finden ist) von mir auf diese Liste der besten Artikel aus 2020 gesetzt worden.
    https://www.achgut.com/autor/steinhoefel

    Zum Schluss (ebenfalls auf achgut) noch eine sehr feine Analyse und lesenswerte Arbeit von Alexander Meschnig, mit dem Titel: „Die Sehnsucht nach Selbstzerstörung“.
    https://www.achgut.com/artikel/die_sehnsucht_nach_selbstzerstoerung
    Wer etwas über Freud und „die Emotionalisierung des öffentlichen Lebens, bei striktem Ausschluss der Wirklichkeit“ sowie über den relotierten Spiegel-Slogan „Sagen, was (nicht) ist“ im besten Täuschland aller Zeiten lesen möchte, kommt mit diesen Zeilen von Herrn Meschnig voll auf seine Kosten.

    Ich wünsche allen Seuchengeplagten und "CovIdioten", also allen potentiellen Wählern, einen "geruhsamen" Lockdown, viel Gesundheit und Lebensfreude, trotz aller Propaganda, trotz aller Gängelungen, Einschränkungen und Verbote.

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    • Jaspers
      5. Dezember, 2020

      Danke für diese qualifizierte Auswahl an Lesestoff! Man fühlt sich so hilflos im Zeitalter der galoppierenden Verblödung. So oder ähnlich muss es sich 1933 in Deutschland oder zu Zeiten der Kulturrevolution in China angefühlt haben.

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      • Grand Nix
        5. Dezember, 2020

        Bitte, gern geschehen, lieber Jaspers. Viel Vergnügen beim Lesen, auch wenn einem manchmal ordentlich der Kopf schwirrt.

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  • Grand Nix
    5. Dezember, 2020

    Lieber Sepp, Alexander Wendt zeichnet sich durch Qualität, Ehrlichkeit, Realitätssinn und Weitsicht aus. Er nimmt sich Woche für Woche schwierigen Themen an, die andere Journalisten nicht ausreichend würdigen, bewusst entstellen, oder gar ganz links liegen lassen. Wenn Ihnen diese gut recherchierten und klugen Beiträge zu monothematisch oder zu unausgewogen in der Blickrichtung erscheinen, ist es heute ein Leichtes, auf anderen Seiten was – für seine Bedürfnisse – Entsprechendes zu suchen und zu finden. Wie wäre es z.B. mit der NZZ, oder der Welt, oder den Freien Denkern? Sie haben die Wahl! Ich habe hier an dieser Stelle zum Beispiel (siehe am Ende) ein paar Lesetipps von anderen Journalisten eingestellt. Vielleicht gefällt Ihnen ja etwas, wer weiß.

    Was ich von Herrn Wendt ganz sicher nicht erwarte, übrigens von keinem Journalisten, ist eine eierlegende Wollmilchsau. Also einen Journalisten, der für jeden nur denkbaren Lesertyp nur Vorteile bereithält, alle Bedürfnisse befriedigt, allen Ansprüchen genügt. Lieber Sepp, ganz ehrlich, das zu erwarten, wäre nicht nur unrealistisch, sondern wirklichkeitsfremd, unabhängig davon, was sich Alexander Wendt auf die eigene Fahne geschrieben haben mag. Selbstverständlich wollen wir dürstenden Leser, dass es immer noch einen Tick besser und umfassender in der Berichterstattung zugeht. Jedoch sollten wir stets vernünftig bezüglich unserer Erwartungen bleiben und der Realität ins Auge blicken. Erfreuen Sie sich an den kleinen soliden und guten Arbeiten, die Ihnen hier Woche für Woche geboten werden. Seien Sie frohen Mutes, denn richtig gute Journalisten wie Alexander Wendt, sind rar (geworden), wo immer sie auch suchen mögen. Also, weiterhin viel Spaß hier bei Publico und bleiben Sie uns gewogen.
    Die besten Grüße sendet Ihnen Grand Nix

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Original: Als würde jeden Tag ein Politikergehirn abstürzen

Liebe Leser von Publico: Dieses Onlinemagazin erfüllt wie eine Reihe von anderen Medien, die in den letzten Jahren entstanden sind, eine zentrale und früher auch allgemein selbstverständliche publizistische Aufgabe: Es konzentriert sich auf Regierungs- und Gesellschaftskritik. Offensichtlich besteht ein großes Interesse an Essays und Recherchen, die diesen Anspruch erfüllen. Das jedenfalls zeigen die steigenden Zugriffszahlen.
Kritik und Streit gehören zur Essenz einer offenen Gesellschaft. Für einen zivilisierten Streit braucht es gut begründete Argumente und Meinungen, Informationen und Dokumentationen von Fakten. Publico versucht das mit seinen sehr bescheidenen Mitteln Woche für Woche aufs Neue zu bieten. Dafür erhält dieses Magazin selbstverständlich kein Steuergeld aus dem Medienförderungstopf der Kulturstaatsministerin Claudia Roth, kein Geld aus dem Fonds der Bundeszentrale für politische Bildung (obwohl Publico zur politischen Bildung beiträgt) und auch keine Überweisungen von Stiftungen, hinter denen wohlmeinende Milliardäre stehen. Ganz im Vertrauen: Publico möchte dieses Geld auch nicht. Die einzige Verbindung zu diesen staatlichen Fördergeldern besteht darin, dass der Gründer des Magazins genauso wie seine Autoren mit seinen Steuern dazu beiträgt, dass ganz bestimmte Anbieter auf dem Medien- und Meinungsmarkt keine Geldsorgen kennen. Es gibt nur eine Instanz, von der Publico Unterstützung annimmt, und der dieses Medium überhaupt seine Existenz verdankt: die Leserschaft. Alle Leser von Publico, die uns mit ihren Beiträgen unterstützen, machen es uns möglich, immer wieder ausführliche Recherchen, Dossiers und Widerlegungen von Falschbehauptungen anzubieten, Reportagen und Rezensionen. Außerdem noch den montäglichen Cartoon von Bernd Zeller. Und das alles ohne Bezahlschranke und Abo-Modell. Wer unterstützt, sorgt also auch für die (wachsende) Reichweite dieses Mediums.
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