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Politik, Gesellschaft & Übergänge

Sonderzeller: Debattenkultur

Original post is here eklausmeier.goip.de/wendt/2020/09-sonderzeller-debattenkultur.


Von Bernd Zeller / / spreu-weizen / 5 min Lesezeit

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5 Kommentare
  • alnitak0123
    8. September, 2020

    Gnihi, schön, und schön spitz.
    Aber in unmittelbarer Nachbarschaft des «Wochenzeller» über aus dem Ruder geratene fliegende Steine drängt sich natürlich eine Frage auf:

    Es ist sicher unstrittig, dass die Leute, welche die Steine fliegen lassen, Streit wollen?
    Nur:
    Hat man aus deren Richtung tatsächlich jemals eine ‘Forderung nach Debattenkultur’ vernommen?
    >;o)

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  • Plutonia
    8. September, 2020

    Das ist wahrlich ein «Sonderzeller»! Niemand, außer Bernd Zeller, ist in der Lage, dem Totalitarismus ein so dummdreistes und zugleich brandgefährliches Gesicht zu verpassen, dass es beinahe physisch schmerzt. Einfach meisterhaft, verehrter Herr Zeller! Herzliche Grüße!

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  • Grand Nix
    9. September, 2020

    «Wer die Debatte wieder groß machen will, muss die Gouvernanten kleinmachen.» sagte erst kürzlich, der von mir sehr geschätzte Herr Wendt. Doch ist das wirklich so einfach?

    Die Gouvernanten (damals wie heute) sind reichlich umhüllt, nicht nur peinlich akkurat stofflich, sondern auch kleingeistig gebildet eingebildet, will man vorschnell eintüten. Da mag man – damals wie heute – parallelen entdecken können, wenn man sich nur oberflächlich damit beschäftigt. Herr Zeller hat die Gouvernante, die man uns in den letzten Jahrzehnten filmisch und künstlerisch in den Kopf einzupflanzen versuchte und nun in unserem Kopf herumgeistern, mit Spitzer Feder trefflich eingefangen, sollte man meinen. Aber …

    Auszug auf Wiki:

    Gouvernante (von lat. gubernare, dt. lenken, leiten) ist eine veraltete Bezeichnung für Hauslehrerin oder Erzieherin. Der Begriff wird heutzutage nur noch selten benutzt und hat einen negativen Beiklang bekommen. „Gouvernantenhaft“ wird beispielsweise ein strenger, nicht unbedingt vorteilhaft wirkender Kleidungsstil genannt. In abgewandelter Bedeutung ist er heute noch in der Hotellerie gebräuchlich: Als Etagen-Gouvernante wird in der Schweiz die Hausdame bezeichnet, welche die Zimmermädchen in ihrer Arbeit anleitet.
    Ursprünglich waren es Familien des Hochadels, die die Erziehung von Kleinkindern oder älteren Töchtern einer Gouvernante oder Hofmeisterin anvertrauten» […]

    Doch, so meine ernste und drängende Frage an dieser Stelle, fügen wir den Gouvernanten von damals (die Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner, die Chemie- und Physik-Nobelpreisträgerin Marie Curie, die Salonnière Henriette Herz und auch Clara Zetkin übten diesen sehr anspruchsvollen Beruf damals zeitweise aus) nicht irgendwie sehr großes Unrecht zu, wenn wir sie mit den kleingeistigen wahnwitzig hyperventilierenden Neo-Gouvernanten aus der heutigen Politik-, Medien-, und Kulturlandschaft voreilig gleichsetzen würden?

    Nach meiner Auffassung schon.

    Ja, auch diese Damen hatten ihre Ecken und Kanten, doch wer nicht? Haben Meinungen vertreten, die ich nicht teile, andere wieder, die ich sehr wohl teile, wie im richtigen Leben auch.
    Eines ist sicher, hätten diese unerträglichen Neo-Gouvernanten von heute nur halb soviel Verstand und Wissen, nur halb soviel Mut und Aufrichtigkeit, wie die hier von mir genannten großen Persönlichkeiten, müsste ich diesen Kurzkommentar vermutlich nicht schreiben.

    Nein, für mich stellt sich anfänglich, wenn ich einem Menschen begegne, egal auf welcher Ebene, ob mit oder ohne Titel, immer die gleiche drängende Frage:

    Ist dieser Mensch hauptsächlich von Verstand und Vernunft geleitet oder von Ideologie und Gefühl? Und kann dieser Mensch rechnen, rechnen auch im großen Maßstab?

    Vielleicht ist Gouvernante /Neo-Gouvernante nicht der exakte Ansatz, nicht der richtige Begriff, in dieser nun von GeisterfahrerInnen und IdiotInnen beherrschten Zeit, sondern vielmehr die simple und altmodische Frage:
    Steht vor mir ein unbelehrbarer Dummkopf oder ein kluges und vernunftbegabtes Wesen?

    Ach, fast hätte ich es vergessen. Da gibt es eine Frau, die heißt … und schrieb großartige Sachen wie «Die Freiherren von Gemperlein» oder «Die Prinzessin von Banalien» (tolle und sehr kluge Lektüre). Dieser großartige Geist sah zwar später aus, wie eine grausige Gouvernante, aber sie hatte einen so messerscharfen Verstand, dass sie es verbal ohne Probleme mit jedem guten deutschen Philosophen ihrer Zeit hätte aufnehmen können.

    Ganz ehrlich, mit dieser Frau hätte ich mich als Mann freiwillig ein Jahr lang einschließen lassen, um zu lernen zu lernen zu lernen und Erfahrungen auszutauschen, als nur eine einzige Minute im Rampenlicht neben Merkel zu sitzen. Ist das nicht paradox?

    Und ja, ich bin nach wie vor strickt gegen die allseits geforderte Frauenquote. Sie schadet nicht nur der gesamten Gesellschaft, sondern vor allem den (wirklich klugen) Frauen.

    Aber, ganz ehrlich, was weiß ich schon? Ich suche mal weiter nach den verwehten Spuren von Sokrates. Da muss doch noch irgend etwas zu finden sein, außer Schierling, Schierling, Schierling.

    Alles Leben zählt!

    Alles Leben zählt, inklusive Tierleben und Pflanzenleben. Wer was anderes sagt, hat die Sache aus meiner Sicht noch nicht in Gänze durchdacht. Und nein, ich bin kein Grüner und kein Linker, war es nicht und werde es nicht sein. Ich denke, ich bin, ich vergleiche. Punkt.

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    • Volker
      13. September, 2020

      Grand Nix:

      Also, nur zur Aufklärung, die kluge Frau mit den drei Pünktchen war Marie Freifrau Ebner von Eschenbach aus dem österreichischen Kronland Mähren, die es trotz Parité-Gesetzen und gegenderten Studienplänen nicht auf die Lesestofflisten deutscher Gesamtschulen schaffen dürfte – sie ist ja politically correct nur eine ‘tote alte weiße Frau’, ‘feudale Ausbeuterin’ und ‘Revanchistin’.

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    • Stefan Schembara
      18. September, 2020

      Bravo. Höchst amüsant und treffend formuliert. Danke.

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Original: Sonderzeller: Debattenkultur

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