Zeller der Woche: durchschaubar
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Von Bernd Zeller / / spreu-weizen / 4 min Lesezeit
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Original: Zeller der Woche: durchschaubar
Liebe Leser von Publico: Dieses Onlinemagazin erfüllt wie eine Reihe von anderen Medien, die in den letzten Jahren entstanden sind, eine zentrale und früher auch allgemein selbstverständliche publizistische Aufgabe:
Es konzentriert sich auf Regierungs- und Gesellschaftskritik.
Offensichtlich besteht ein großes Interesse an Essays und Recherchen, die diesen Anspruch erfüllen.
Das jedenfalls zeigen die steigenden Zugriffszahlen.
Kritik und Streit gehören zur Essenz einer offenen Gesellschaft.
Für einen zivilisierten Streit braucht es gut begründete Argumente und Meinungen, Informationen und Dokumentationen von Fakten.
Publico versucht das mit seinen sehr bescheidenen Mitteln Woche für Woche aufs Neue zu bieten.
Dafür erhält dieses Magazin selbstverständlich kein Steuergeld aus dem Medienförderungstopf der Kulturstaatsministerin Claudia Roth, kein Geld aus dem Fonds der Bundeszentrale für politische Bildung (obwohl Publico zur politischen Bildung beiträgt) und auch keine Überweisungen von Stiftungen, hinter denen wohlmeinende Milliardäre stehen.
Ganz im Vertrauen: Publico möchte dieses Geld auch nicht.
Die einzige Verbindung zu diesen staatlichen Fördergeldern besteht darin, dass der Gründer des Magazins genauso wie seine Autoren mit seinen Steuern dazu beiträgt, dass ganz bestimmte Anbieter auf dem Medien- und Meinungsmarkt keine Geldsorgen kennen.
Es gibt nur eine Instanz, von der Publico Unterstützung annimmt, und der dieses Medium überhaupt seine Existenz verdankt: die Leserschaft.
Alle Leser von Publico, die uns mit ihren Beiträgen unterstützen, machen es uns möglich, immer wieder ausführliche Recherchen, Dossiers und Widerlegungen von Falschbehauptungen anzubieten, Reportagen und Rezensionen.
Außerdem noch den montäglichen Cartoon von Bernd Zeller. Und das alles ohne Bezahlschranke und Abo-Modell. Wer unterstützt, sorgt also auch für die (wachsende) Reichweite dieses Mediums.
Publico kann dadurch seinen Autoren Honorare zahlen, die sich nicht wesentlich von denen großer Konzernmedien unterscheiden (und wir würden gern noch besser zahlen, wenn wir könnten, auch der unersetzlichen Redakteurin, die Titelgrafiken entwirft, Fehler ausmerzt, Leserzuschriften durchsieht und vieles mehr).
Jeder Beitrag hilft.
Sie sind vermutlich weder Claudia Roth noch Milliardär.
Trotzdem können Sie die Medienlandschaft in Deutschland beeinflussen.
Und das schon mit kleinem Einsatz.
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Die Redaktion
Gerhard Sauer
26. Mai, 2020Frank Walter sitzt im Trainingsanzug auf dem Sofa und zappt unablässig durch die Fernsehprogramme. Bei keinem Programm verweilt er lange, keines gefällt ihm, und er schaltet hastig immer weiter. Mißmutig schüttelt er den Kopf über das, was er sieht und flucht leise vor sich hin. Sein Körper durchläuft ein Zucken wie bei Stromschlägen, sein Gesicht ist rot wie ein Ferrari, gleich wird er losdonnern. Auf einem Sessel neben dem Sofa sitzt Elke und schaut mitleidsvoll zu ihm hinüber. „Was ist los mit dir, Frank Walter“, will sie wissen. „Was macht dich so gereizt?“ „Ach Elke, mit mir ist es aus. Ich bin in eine Sackgasse gerannt und finde nicht mehr hinaus. Es ist zum Verzweifeln. Am liebsten würde ich die Brocken hinschmeißen.“ Er kratzt sich wild an der Brust und schlägt mit der Hand auf das Sofa. „Was soll ich nur machen?“ „Aber Fränkie, du hast doch gar keinen Anlaß zum Klagen. Du bist der erste Mann im Land, was willst du mehr?“ „Pff, was heißt schon erster Mann! In Wirklichkeit fühle ich mich wie der letzte Mensch. Dieses Präsidentenamt ist doch nur eine Komödie. Was habe ich denn zu sagen?“ Elke sieht ihn liebevoll an: „Du hast sehr viel zu sagen und du tust es sehr gekonnt und souverän. Denk nur an deine Ansprache zum 8. Mai. Die fand Anerkennung in Politik und Medien, das sollte dich freuen.“ „Jaja, ich wurde gezwungen, wieder eine dieser salbungsvollen Reden zu halten, die ich selber nicht mag. Sie tropfen ölig über das Publikum, ich wundere mich, daß sich niemand wie mit Tran übergossen vorkommt. Fühlt denn keiner den Glitsch?“ Traurig blickt Frank Walter auf seine Füße. „Wenn ich dürfte würde ich ganz anders reden. Ich würde den vermaledeiten Deutschen mal so richtig die Meinung geigen. Die sind doch heute keinen Deut besser als vor 80 Jahren. Aber das darf ich nicht sagen, dann wären viele beleidigt. Und woran liegt es, daß sie nicht besser sind? An dem verdammten kapitalistischen System! 1989 hätten wir die Wende schaffen können, indem wir uns der DDR angeschlossen hätten. Das habe ich damals auch gesagt.“ „Aber dann wärst du heute nicht Bundespräsident“, wirft Elke ein. „Dann wäre ich eben Generalsekretär der SED und Vorsitzender des Staatsrats. Ich hätte echte Macht in meinen Händen und könnte dafür sorgen, daß die Deutschen ihren Charakter ändern, hin zu einem vollwertigen sozialistischen Menschen. Diese Aufgabe würde mich reizen.“ „Vielleicht gibt es noch Hoffnung, daß deine Träume in Erfüllung gehen. Merkel arbeitet an einer ganz großen Transformation mit der der Kapitalismus überwunden und der Sozialismus eingeführt wird. Rechtsgutachten von z. B. Prof Zeller zeigen, daß diese Transformation möglich ist, ohne die Bestimmungen des Grundgesetzes zu verletzen“, tröstet ihn Elke. „Das ist schon richtig und ich bin Merkel auch sehr dankbar, daß sie diesen Weg beschreitet. Aber es geht so furchtbar langsam. Bald bin ich zu alt, die Rolle des ersten Genossen im Staat einzunehmen. Und dann könnten auch der Ochs und Esel kommen, die den Sozialismus in seinem Lauf aufhalten, auch wenn Honecker das Gegenteil voraussagte.“ Tiefe Sorgenfalten durchziehen Frank Walters Gesicht. Zweifel und Niedergeschlagenheit beherrschen seine Miene. Seine Hände hat er zwischen den Knien eingeklemmt. Elke lächelt ihn an. „Das wird schon werden, du mußt nur geduldig an der großen Transformation mitarbeiten und sie kräftig anschieben. Dann geht es plötzlich in einem Flutsch. Weißt du was ich jetzt mache? Ich mache dir ein Fischflet mit viel feiner Sahne, dann geht’s dir gleich wieder besser.“
Lichtenberg
26. Mai, 2020„Die Auslegenden haben die Verfassung nur verschieden interpretiert, es kömmt darauf an, sie zu durchschauen.“
Kompliment
3. Juni, 2020@Lichtenberg: Was für eine Verfassung? Es gibt keine für Deutschland. Es gibt das GG. Und nun erkunden Sie die Unterschiede.