So geht entspanntes Nichtmehrlesen:
die 25 blödesten Medienphrasen
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Von Alexander Wendt / / medien-kritik / 24 min Lesezeit
Noch ist das Jahr jung. Für die meisten Redaktionen gäbe es die Chance, 2020 zumindest die albernsten Textbausteine auszusortieren – und zwar in eigenem Interesse. Andererseits, wenn ein Ratschlag aus der falschen Ecke kommt, wird das eher nicht passieren. Beides hätte seine Reize.
Entweder verschwindet tatsächlich die eine oder andere Sprachschabracke, was der Auflage der Qualitätsorgane nur nützen würde. Oder der „Strukturwandel der Öffentlichkeit“ (J. Habermas) kommt weiter voran. Wie auch immer: Die Liste der 25 dümmsten Mediendeutsch-Wendungen von A bis Z führt zwingend zu einer Win-Win-Situation.
„Achtung, Spoiler“
Schreibt, glaube ich, mittlerweile nicht mal mehr Sascha Lobo, sondern nur noch die Kompetenzebene drunter.
„Alle/wir alle/wir“
Beispielsatz: „Alle müssen Verzicht über/ihr Verhalten ändern/schmerzhafte Kompromisse machen.“ Wer so schreibt und sendet, entlarvt sich schon von ganz allein als ausgepichter Heuchler.
Wichtig ist festzuhalten: nicht alle Journalisten sind so.
„Er ist/war ein Menschenfänger“
Leitet sich bekanntlich von dem berühmten Fängerring ab, den der Papst trägt. Wer nicht bibelfest ist, sollte seine Metaphern woanders suchen. Gilt auch für Hiobsbotschaften und Fingerindiewundelegen. Darauf ruht kein Segen.
Auf den meisten weltlichen Metaphern der Presse allerdings auch nicht.
„Er/sie fand klare Worte“
„X. fand klare Worte“, aber auch schon mal: „Klare Worte fand X“ – das ist der Fanfarenstoß, mit dem ein Medienmitarbeiter darauf hinweisen will, dass jetzt etwas Bedeutsames von jemand anderem kommt. Bei vielen Politikeräußerungen ist das nötig; ohne das Tätärätä bliebe die sog. Kernaussage – vor allem die – von Laien unbemerkt.
Wer diese Wendung gebraucht, macht sich als Ausrufer, Mitglied im Troß beziehungsweise Nomenklator nützlich, also als subalterner Begleiter der Macht.
„Experte“
Eine Rangstufe unter ‚Journalist’.
„Hass und Hetze“
Medienschaffende, die eine Publikumsansprache als Nazisau oder den Vorschlag, Chemnitz mit Napalm zu bombardieren, für ein wohlerwogenes Urteil, eine Satire oder irgendetwas anderes Gutgemeintes halten, sollten die H & H-Wendung schon im eigenen Interesse nicht mehr benutzen.
Andererseits wüssten viele Journalisten gar nicht, was sie stattdessen schreiben sollten. In manchen Redaktionen gibt es auf der Tastatur schon eine eigene H & H-Taste.
„Habecks Wuschelkopf“
Auch Habecks Gesichtsbehaarung, Habecks Kleidung inkl. Socken: Augen und Finger weg. Es wird zwar nicht passieren, aber: Wem die Auflage des eigenen Mediums ein kleines bisschen am Herzen liegt, der sollte Habeckporträts grundsätzlich von alten heterosexuellen Auftragskillern Männern erledigen lassen. Noch besser: die nächsten zwölf bis zwanzig Runden aussetzen. „Was macht eigentlich Robert Habeck?“ darf 2034 wieder von Jana Hensel gefühlt, gesungen und auf einen Sack Reis geschrieben werden.
„Hallo?“
Aufmerksamkeitsfördernde Interjektion, die vor allem darauf aufmerksam machen soll, dass hier jemand Junggebliebenes schreibt oder sendet. Sehr gern gemischt mit Proseminarprosa. Anwendungsbeispiel: „Da sitzen sieben weiße Cis-Personen in der Talkshow. Ich meine: hallo? Wir haben 2020.“
Oft handelt es sich bei der Hallo-Ruferin (mehrheitlich sind es Frauen) um eine Redakteurin, die ihre Uli-Stein-Kaffeetasse bei Redaktionssitzungen grundsätzlich mit beiden Händen umfasst.
Hallo? Klischees entstehen nicht grundlos.
„Jetzt wird es eng“
„Neunundneunzig Prozent aller Journalisten würden ihr Kind am liebsten Impeachment nennen“ (Wolfram Ackner). Für das Verhältnis zwischen Donald Trump (Orban, Kurz, Johnson) und den allermeisten Journalisten gilt: Tausendmal enggeführt/tausendmal ist nichts passiert. Mal sehen, welche Medien bzw. Medienschaffende Ende 2024 noch da sind, um zu melden, dass Trumps Tage jetzt wirklich gezählt sind.
„Kann Kanzler/Partei“ etc.
„Sie können singen. Sie können frech“ (Der WDR über seinen Kinderchor). Bzw: „Kann Habeck Kanzler?“ Journalisten können. Können Müntefering. Können Grönemeyer. Können sich demnächst in ganz andere Sachverhalte einarbeiten, wenn die Auflagenentwicklung so weiter geht.
„Kurzsichtig“
Kurzsichtig ist die Draußenwelt, übel und dumm. Kurzsichtig ist der Ami seit 1776, kurzsichtig ist seit mehr als sechzig Jahren jeder israelische Premierminister. Kurzsichtig sind die Manager der Energie- und der Autoindustrie, die anders als deutsche Leitartikelschreiber und demonstrierende Freitagskinder nicht wissen, wie die Zukunft aussieht. Ein wohlmeinender deutscher Journalist weiß schon, wie der Frieden im Nahen Osten herzustellen wäre, wie die Stromversorgung in zwanzig Jahren klappt und wie das Auto der Zukunft aussieht, das gehört praktisch zur Grundausbildung, Näheres wird in den Teeküchen der Redaktionen täglich neu ausgehandelt.
Weniger kloßbrühenklar ist, warum die weitsichtigen Journalisten nicht einfach selbst blühende Unternehmen gründen oder wenigsten Medien mit einer wachsenden Zahl von Lesern.
Gerade auch mit Blick auf die nächste Sparrunde ihrer Verlagsleitung.
„Die Stimme ihrer Generation“
Kinder und junge Jugendliche – bis auf ganz rare Ausnahmen, um die es hier nicht geht – geben wieder, was ihnen Erwachsene vorher gesagt haben. Das ist ersteren nicht vorzuwerfen. Etwas anderes ist es, wenn Erwachsene mit politischen Anliegen den Kindern, von denen wir die Erde bekanntlich nur geborgt haben, ihrerseits die eigenen Parolen verleasen, um dann zu behaupten, sie kämen direkt aus dem Prophetenmund. In „Die Linke und der Kitsch“ schrieb Gerhard Henschel schon vor Jahr und Tag das Passende dazu:
„Diese Kitschform verdanken sich dem haltlosen Gedanken, dass Kinder die besseren Menschen seien und von Natur aus, bevor sie von der Gesellschaft verdorben und vergiftet würden, aus dem Stegreif Politikern Ratschläge erteilen und mit Singsang, Malerei und Faxenmachen die heile Welt rekonstruieren könnten.
Die Breitenwirkung dieser Wahnvorstellung beweist der Erfolg des Grönemeyer-Songs ‚Kinder an die Macht’. Den Politikverdrossenen und Billigprotestliebhabern wäre die Verwirklichung dieser Trotzköpfchen-Vision durchaus zu gönnen.
Je nachdem, was ihnen die von verschwommenen linken Idealen beseelten Kitschiers eingeflüstert haben, quaken die Kurzen; klassenbewusst im Kinderladen der frühen 70er Jahre, kleistrig friedvoll zwanzig Jahre später.“
Über die Jungen lässt sich egal zu welcher Epoche immer sagen, dass sich aus ihnen schlecht eine amorphe Generation basteln lässt. Und wenn irgendjemand auch noch behauptet, eine Figur sei die Stimme ihrer Generation, gar die authentische, dann ist das samt und sonders gelogen.
„Hinterherhinken“
Sachsen hinkt bei der Schaffung von Gesamtschulen so hinterher wie Bayern bei der Windkraft und China bei der Dekarbonisierung. Wer genau weiß, wer wohin voranschreiten muss, für den gehört der Tadel für die „Nachtrabpolitik“ (Jos. Stalin a.a.O.) zum Leitartikelhandwerk.
Gab es eigentlich je das Gegenteil? Ja, aber singulär:
Talleyrand hinkte seiner Zeit weit voraus.
„Linksalternative“
Sprachfossil aus Zeiten, als es tatsächlich noch Rechte beziehungsweise Konservative gab, die in hohen Ämtern, in Kirchengremien und in den Redaktionen großer Zeitungen saßen. Leute, die sich über bunte Haare ärgerten wie der Nachbarshund über Passanten, die am Zaun rütteln, Leute, die sich bekreuzigten wie Bischof Dyba, wenn das Wort ‚schwul’ im nichtpejorativen Sinn fiel, und für die es schon eine spätbundesdeutsche Dekadenz darstellte, als Guido Westerwelle weiland im Pullover zum Bundestag redete. Für die Jüngeren: Das war, als sich die Unionsabgeordnete Wilma Glücklich vor ungefähr einem halben Jahrhundert die Haare auf Punk kämmte. Ein kleiner Schritt für die Menschheit, aber ein großer für die Berliner CDU.
Zu welcher Macht will heute jemand alternativ sein, wenn er links ist? Es geht vielmehr, gerade in den sog. linksalternativen Vierteln, um Machtausübung. Deshalb hält sich die leergefressene Begriffshülle auch so eisern.
„Realitätscheck“
Sollte der Medienschaffende genauso wie den Faktencheck besser vorher im Stillen erledigen, aber nicht eigens betonen.
„Rechtsruck“
Als die AfD 2013 gegründet wurde, war sie die neue NSDAP und Bernd Lucke der Rudolf Höß im Karstadtpulli. Seitdem folgte Rechtsruck auf Rechtsruck, nicht nur in der AfD, sondern in der Gesellschaft allgemein.
Welche großen Teile der Gesellschaft mittlerweile nach Rechts geruckt sind, sieht man schon daran, dass der rechte Rand heute bei Boris Palmer und Sahra Wagenknecht anfängt.
„So geht“ (Bürgernähe/Wahlkampf/Energiewende etc.)
So geht der Journo/der Journo der geht so. Und zwar demnächst in den Mediamarkt. Als dienstjüngster Angestellter. Dann jedenfalls, wenn endlich genügend Leser finden, dass sie für Werbeprospektjargon nicht auch noch Geld zahlen sollten.
„So tickt“ (der Ossi, der Trump-Wähler, der Dieselfahrer)
Liebe Wohlschreiber, Achtung, aber niemals so: „so tickt der Schwarze/der Muslim/die alte weiße Frau.“ Anderenfalls geht’s noch schneller in den Mediamarkt.
„Unerträglich“
Unerträglich waren früher beispielsweise erfrorene Füße bei 40 Grad minus, das Sterben und insbesondere der Tod. An dem Wort ‚unerträglich’ ist eine gewisse Bedeutungsverschiebung zu beobachten. Unerträglich ist heute schon die Äußerung eines politischen Konkurrenten, mitunter auch nur das, was im eigenen Kopf vorgeht („die Vorstellung ist unerträglich“).
Anders als die früheren Unerträglichkeiten richtet das bei den Unerträglichkeitsfindern keine feststellbaren Schäden an (s. auch Lebensmittelunverträglichkeiten). Claudia Roth musste schon sehr sehr vieles in ihrem Leben unerträglich finden, fidel wie eine Möpsin im Paletot ist sie trotzdem.
Ansonsten gilt der Satz von Friedrich Nietzsche: „Wenn man von einem unerträglichen Druck loskommen will, so hat man Haschisch nötig.“
Die Presse dagegen weniger.
„Vielfalt“
Idealzustand der Gesellschaft, der von Redaktionen, deren Mitglieder meist Anna-Sophie und Markus heißen, und die im Vielfaltsstadtbezirk der tausend Möhrensorten leben, unverdrossen angemahnt wird.
„Was macht das mit uns/dem Land?“
Wer Hautnähe statt Distanz im Journalismus für eine gute Idee hält, der legt seinem Lesern auch die feuchte Hand ungefragt aufs Bein und drängt ihm ein Therapiegespräch auf, oft eingeleitet mit dem Höllensatz: „Wir müssen reden.“ Macht mal 99 Cent und mal 17,50 im Monat, je nach Anbieter. Die richtige Antwort auf diese redaktionelle Belästigung lautet übrigens: „Was heißt ‚wir’?“
„Wir brauchen/müssen“
Nein. Übrigens müssen Sie nicht zwingend das Abo oder die Gebührenüberweisung für Medien kündigen, die Ihnen sagen, was Sie – meist zur Abwendung der Apokalypse à jour – zu tun beziehungsweise zu unterlassen haben. Aber Sie können.
„X. mahnt/mahnen“
Ganz dick im Mahngeschäft: der Bundespräsident. Frank-Walter Steinmeier gießt Öl auf die Mahnmühlen und spielt damit den Richtigen in die Hände, die damit ein Süppchen kochen, das sie wiederum an ihre Leser weiterverkaufen.
An der Mitteilung, der Bundespräsident, der EKD-Präses oder irgendjemand anderes m/w/d habe wieder einmal gemahnt, lassen sich gleich zwei ökonomische Prinzipien erklären: abnehmender Grenznutzen und Inflation. Weil das Zielpublikum den Tagesmahnungen irgendwann so lauscht wie bahnhofsnahe Anwohner den Güterzügen, muss der Mahntakt gesteigert werden. Wirkung s. oben.
„X ist das neue Y“
Sitzen ist das neue Rauchen/Musthave ist das neue Brauchen/Gehen ist das neue Fliegen/Stehen ist das neue Liegen/Fühlen ist das neue Denken/Steuerzahl’n das neue Schenken/Und entspanntes Nichtmehrlesen/ziemt sich für ein kluges Wesen.
„Zeiten, in denen“
Gerade in Zeiten, in denen/Populisten wie/immer unverhohlener/selbsternannte/Hass & Hetze/müssen wir/soziale Medien/gesellschaftlichen Zusammenhalt/Klima/stärken/mehr Europa – liebe Leser, aus diesen Bausteinen lässt sich schon fast ein ganzer Leitartikel zusammensetzen. Sie müssen nur noch die Zwischenräume ausfüllen. Keine Scheu, es ist ganz einfach.
Sie brauchen ein bisschen Übung und Füllstoff, dann schreiben Sie die Zeitung selbst und müssen nie mehr eine kaufen.
37 Kommentare
Original: So geht entspanntes Nichtmehrlesen:
die 25 blödesten Medienphrasen
Liebe Leser von Publico: Dieses Onlinemagazin erfüllt wie eine Reihe von anderen Medien, die in den letzten Jahren entstanden sind, eine zentrale und früher auch allgemein selbstverständliche publizistische Aufgabe:
Es konzentriert sich auf Regierungs- und Gesellschaftskritik.
Offensichtlich besteht ein großes Interesse an Essays und Recherchen, die diesen Anspruch erfüllen.
Das jedenfalls zeigen die steigenden Zugriffszahlen.
Kritik und Streit gehören zur Essenz einer offenen Gesellschaft.
Für einen zivilisierten Streit braucht es gut begründete Argumente und Meinungen, Informationen und Dokumentationen von Fakten.
Publico versucht das mit seinen sehr bescheidenen Mitteln Woche für Woche aufs Neue zu bieten.
Dafür erhält dieses Magazin selbstverständlich kein Steuergeld aus dem Medienförderungstopf der Kulturstaatsministerin Claudia Roth, kein Geld aus dem Fonds der Bundeszentrale für politische Bildung (obwohl Publico zur politischen Bildung beiträgt) und auch keine Überweisungen von Stiftungen, hinter denen wohlmeinende Milliardäre stehen.
Ganz im Vertrauen: Publico möchte dieses Geld auch nicht.
Die einzige Verbindung zu diesen staatlichen Fördergeldern besteht darin, dass der Gründer des Magazins genauso wie seine Autoren mit seinen Steuern dazu beiträgt, dass ganz bestimmte Anbieter auf dem Medien- und Meinungsmarkt keine Geldsorgen kennen.
Es gibt nur eine Instanz, von der Publico Unterstützung annimmt, und der dieses Medium überhaupt seine Existenz verdankt: die Leserschaft.
Alle Leser von Publico, die uns mit ihren Beiträgen unterstützen, machen es uns möglich, immer wieder ausführliche Recherchen, Dossiers und Widerlegungen von Falschbehauptungen anzubieten, Reportagen und Rezensionen.
Außerdem noch den montäglichen Cartoon von Bernd Zeller. Und das alles ohne Bezahlschranke und Abo-Modell. Wer unterstützt, sorgt also auch für die (wachsende) Reichweite dieses Mediums.
Publico kann dadurch seinen Autoren Honorare zahlen, die sich nicht wesentlich von denen großer Konzernmedien unterscheiden (und wir würden gern noch besser zahlen, wenn wir könnten, auch der unersetzlichen Redakteurin, die Titelgrafiken entwirft, Fehler ausmerzt, Leserzuschriften durchsieht und vieles mehr).
Jeder Beitrag hilft.
Sie sind vermutlich weder Claudia Roth noch Milliardär.
Trotzdem können Sie die Medienlandschaft in Deutschland beeinflussen.
Und das schon mit kleinem Einsatz.
Der Betrag Ihrer Wahl findet seinen Weg via PayPal – oder per Überweisung auf das Konto
(Achtung, neue Bankverbindung!)
A. Wendt/Publico
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Dafür herzlichen Dank.
Die Redaktion
Bernd Zeller
6. Januar, 2020Moment – die Kompetenzebene unter Sascha Lobo schreibt?
Gerd Garstig
7. Januar, 2020Wenn unendlich viele Primaten auf Schreibmaschinen eindreschen, kommt ab und zu was Druckbares raus, muß ja nicht immer Hamlet sein!
Jens Richter
7. Januar, 2020Das macht uns alle betroffen.
Gastino
6. Januar, 2020Was ist mit «weltoffen», «Männer mit Angst vor starken Frauen», «kultursensibel» und – ganz wichtig – «veralteten Rollenbildern»?
In der Liste fehlt leider noch so Einiges, was dem Journalisten heutzutage leicht aus der Feder gleitet und dem Leser Freude macht wie ein (fremder) Furz am Esstisch.
Leonore
8. Januar, 2020Ihr «leider» im letzten Satz entlarvt Sie: Es geht Ihnen gar nicht ums Meckern – Sie wollen Alexander Wendt nur ein paar Stichwörter liefern, damit er sich davon verführen läßt, noch mehr und noch mehr zu schreiben, damit für uns das Vergnügen nicht hier schon wieder zu Ende sein bzw. bleiben muß.
Kann ich verstehen. Genauer gesagt: Bin voll auf Ihrer Seite!
Joachim Kortner
19. Januar, 2020Digitale Umarmung für diesen Kommentar!
Conny Why
6. Januar, 2020Wunderbar – bitter-lustig und mal wieder voll getroffen! Vielen Dank.
Dafür, dass wir auch in Zukunft vom brillantem Publico-Blog profitieren und uns so vom «Qualitäts»-Mainstream-Propaganda-Journalismus erholen können, macht sich jetzt gleich wieder ein ( PayPal )-Unterstützungs-Beitrag auf den Weg.
P. Munk
7. Januar, 2020Bei «x ist das neue y» würde ich eine Ausnahme machen.
H. Broder: «moosgrün ist das neue hellbraun».
Da hat er einfach recht.
Emmanuel Precht
7. Januar, 2020„X ist das neue Y“ ist ein klarer Fall von Doppeldenk. Im übrigen habe ich seit einiger Zeit den Eindruck, dass in den Qualitätsmedien vielstimmig Orwells 1984 fortgeschrieben wird. Als ich den Roman vor über 40 Jahren gelesen habe glaubte ich noch es solle eine Warnung und keine Blaupause sein. Wohlan…
Thomas
7. Januar, 2020Es fehlt noch: XY ist schlecht für die Demokratie (ob es etwas mit Demokratie per se zu tun hat oder nicht)
Fantomas
7. Januar, 2020Mein Spruch des Jahres 2019 ist (der hier schon genannte): «Jetzt wird es aber eng für Trump.» Allein in der FAZ gefühlte 100 mal. Die Menge steht für Qualitätsjournalismus.
Dreggsagg
7. Januar, 2020Einfach köstlich!
Besonders dieses jungdamenhafte «hallo»! Klingt fast schon wie ein Altherrenwitz.
Darüberhinaus kennzeichnet es die ärmliche Erbärmlichkeit der jungdamenhaften Sprache.
Man fragt sich, was diese progressiven Damen so in der Schule mitbekommen haben!
Es hat offenbar nur zur Mainstreamjournalistin gereicht.
Mehr als linksgrünes parolenplapperndes Lull und Lall ist nicht mehr drin.
Erich Sonnemann
7. Januar, 2020Großartig! Spitzensatire! Vielen Dank!
Kantkopf
8. Januar, 2020Das ist keine Satire. Das ist die Realität. In Bezug auf die anderen Punkte gebe ich Ihnen recht.
André Dreilich
7. Januar, 2020Die meisten dieser Phrasen sind ganz klar als Wertung zu verstehen. Das erinnert mich an meine Anfangsjahre als Neulingen am ersten Arbeitstag, als vor allem eines eingebläut wurde: Beachte die Trennung von Bericht und Meinung! Das gipfelte in dem Satz, den ich später ebenfalls einigen entsetzten Frischlingen sagen durfte: «Formulierungen wie ‘bleibt zu hoffen, dass …’ (seinerzeit noch mit ß) sind ein Kündigungsgrund.
Aber mit unseligen Entwicklungen wie dem Trend zum Storytelling oder der Pandemie des ‘Haltungsjournalismus’ ist diese handwerkliche Grundregel irgendwie aus der Mode gekommen und beinahe schon «Nazi».
PS.: Ich kann dann mal paypal
Gerhard Lenz
8. Januar, 2020Deckt sich ziemlich genau mit meiner langjährigen Berufserfahrung.
Ex-DE
7. Januar, 2020Ja ja, der Habeck. Ein alter, weißer, (offensichtlich) heterosexueller Mann, Garant für Zukunft, Vielfalt und Progressivität? Wohl eher nicht. Interessant höchstens für Jungfern im Klimakterium. Und davon scheint es so einige in deutschen Redaktionsstuben zu geben.
Dissenser
7. Januar, 20202 weitere Beispiele für Para-Sprech: Etwas ist «(noch nicht) in trockenen Tüchern» und «ein Stück weit».
Lichtenberg
7. Januar, 2020Sie gnadenloser Beobachter:
«… Uli-Stein-Kaffeetasse, … mit beiden Händen umfasst»
Beinahe wär’s mir weggerutscht, das mit beiden Händen umfasste Espressotässchen.
Plutonia
7. Januar, 2020Ok, ich überwinde meine Scheu und versuche mich mal im Schreiben eines Leitartikels nach dem Textbausteinprinzip: „Gerade in Zeiten, in denen wir uns als so genannte Populisten immer unverhohlener gegen Hass & Hetze-Unterstellungen wehren, müssen wir in den sozialen Medien einen starken gesellschaftlichen Zusammenhalt demonstrieren, der die leidige selbsternannte Klimadebatte übertönt und für den Erhalt Europas kämpfen.“ Hmmm, mein spontanes Fazit nach dem ersten Versuch:
Es kommt wohl nicht nur auf die richtigen Bausteine, sondern vor allem auf die richtige „Haltung“ an. Und jetzt? Hallo? Ich trinke jetzt lieber mal einen Kaffee aus meiner Uli-Stein-Tasse, die ich mit beiden Händen umfasse und dabei fraulich die Schultern hochziehe, um ganz lieb und schutzbedürftig zu wirken. Ich will nämlich jetzt nicht auch noch für meinen Mut vom Bundespräsidenten gemahnt werden.
Gerhard Sauer
8. Januar, 2020Und natürlich müssen die Menschen abgeholt und ihnen gezeigt werden, wie man andächtig und klimafromm das Kaffeetrinken zelebriert.
Carl W.
7. Januar, 2020Das Entsetzen kommt zu kurz. Mir fiel es in letzter Zeit auf, dass dauernd irgendwer von irgendwelchen Belanglosigkeiten «entsetzt» ist.
Helmut Grenz
7. Januar, 2020Mal wieder brillant, in der Sache richtig, im Ton satirisch locker. A. Wendt for president!-reimt sich sogar. Müsste Präsident einer unabhängigen Journalistenhochschule werden, um den Schreiberlingen, welche Journalisten werden wollen, die Kunst des Schreibens und des unabhängigen Denkens, welches auch bei den Berichterstattern und Kommentatoren weitverbreiteter Zeitungen kaum anzutreffen ist, zu lehren. Den «Pulitzer-Preis» für Deutschland , welche Organisation auch immer eine solche Auszeichnung schaffen will, hat er sich längst verdient, den deutschen Journalistenpreis sowieso, auch wenn die vielen Auszeichnungen für Relotius und Co eine Ablehnung durch Wendt nicht ausschliessen. Leider sind deutsche Preisjuroren auch nicht «besser» als diejenigen, welche dem Milosevic Bewunderer, völkermordleugnenden P. Handke den Literaturnobelpreis 2019 verliehen haben.
H Schauer
7. Januar, 2020‘Die Möpsin im Paletot’ – einsame Spitze!
Lisa_S
7. Januar, 2020Genial, Herr Wendt!
Dr. Walter Broermeyer
7. Januar, 2020Großartig Herr Wendt!!
Mein Favorit war bisher «ein breites Bündnis»…
Ohm Zweizahn
7. Januar, 2020Wir wollen wollen. Was macht das mit uns? Genau: Wir müssen müssen! Alles andere ist unerträglich. Und ja: Populismüss!
Immo Sennewald
7. Januar, 2020Wenn journalistisches Elend derart aufgespießt, geröstet und mit Sprachwitz garniert wird, ist einer schon fast geneigt, den prekären MachwasmitMedien-Leuten ihre bessermenschliche Anmaßung nachzusehen. Dagegen spricht allerdings, dass ihre Lernresistenz mindestens so groß ist wie ihre Breitschaft, sich zu prostituieren und – vermutlich noch als Angestellte im Elektronikmarkt – karrierehalber anderen übel nachzureden.
Anscheinend sind sie leider – und verkünden das offen als Beleg ihrer Unangreifbarkeit – derzeit «mehr». Alexander Wendt lässt sich nicht ins Bockshorn jagen, und ich freue mich, dass er mit seinen Artikeln zeigt: Qualität und Quantität sind komplementär. Ich wünsche ihm drum viele vergnügte ( und spendenbereite) Leser.
Smirnoff
8. Januar, 2020«Vielfalt – Idealzustand der Gesellschaft, der von Redaktionen, deren Mitglieder meist Anna-Sophie und Markus heißen, und die im Vielfaltsstadtbezirk der tausend Möhrensorten leben, unverdrossen angemahnt wird.»
..während Normalos alternativlos im Vielfaltsstadtbezirk der tausend Mohrensorten auf 60 Quadrat leben dürfen, um ihre weißen Privilegien zu genießen. Und wehe nicht! (Man verzeihe mir das Wortspiel, aber es war naheliegend)
lhac
9. Januar, 2020Andere Dinge, die mir im aktuellen Journalismus unangenehm auffallen, sind feste Formate wie: «Ereignis xx – Was wir bisher wissen», und natürlich die ganzen «5 Dinge, die Sie über xxx wissen müssen».
Auch pseudo-juristische-Korrektheiten wie «der mutmaßliche Täter» oder «es gilt die Unschuldsvermutung» hat man früher nicht gebraucht und konnte trotzdem sinnvolle Texte schreiben. Damals haben sich die Journalisten vielleicht noch weniger als Teil der gefühlten Judikative verstanden.
Auch Hinweise wie «Normalerweise berichten wir nicht über Selbsttötungen…» sind überflüssig. Entweder berichtet man oder nicht, aber dann zu berichten und mit so einer Floskel zum Ausdruck bringen, für wie unglaublich rücksichtsvoll man sich hält finde ich unpassend.
Gang of One
9. Januar, 2020Inzwischen etwas aus der Mode gekommen, aber jahrzehntelang sehr beliebt: „Alles muss jetzt auf den Prüfstand.“ Dereinst wollte man den Eindruck untermauern, dass die Politik objektiv und faktenbasiert arbeitet. Heute ist das gar nicht gewollt. Zahlen und Statistiken sind unmenschlich und irgendwie rechts. Das Ergebnis steht ohnehin schon fest. Prüfstände sind was für die Autoindustrie.
Egbert S.
9. Januar, 2020Eine medial weit verbreitete Floskel kenne ich noch: «… hätte … können.» Und «versagensbereites Herz» wäre ebenfalls im Angebot.
Andreas Rochow
9. Januar, 2020Addendum: «hat» – Beispiel: Merkel hat Panik. Der Mainstream hat fertig.
Gary Rosenberg
9. Januar, 2020Wie immer herrlich, diese feine Ironie, stets in tadelloser Diktion, wie man sie heutzutage in den inhaltlich wie stilistisch herunter gekommenen Redaktionen nicht mehr findet. Dabei kann man getrost hinnehmen, dass Sie mit Ihrem Florett gegen Holzköpfe nicht durchkommen. Hauptsache, Ihrem Publikum hier macht es Spaß und hilft, das redaktionelle Gammelfleisch der selbsternannten Qualitätsmedien ohne schwere Gesundheitsschäden zu verdauen. Dabei haben Sie hoffentlich die zahlreichen Winke mit diversen (m/w/d) Zaunpfählen verstanden: als regelmäßiger Paypal-Zuweiser erteile ich Ihnen (stellvertretend) hiermit den Auftrag, diesen Artikel auszuweiten zu einem kleinen Vademecum, das man bei Konfrontation mit jeglichen linksgrünen Hohlköpfen aus der Tasche ziehen kann mit dem Ausruf: «Weiche, Satanas!» Danke!
Hardy Neu
10. Januar, 2020Wenn es einen Gourmet Führer für Journalismus geben würde , bekämen Sie von mir mindestens 2 Sterne !! Stimmig wie immer und köstlich unterhaltsam. Vielen Dank
Heinz
11. Januar, 2020Beeindruckend gut. Bei mir arbeite ich noch daran, habe aber schon Fortschritte gemacht, bin auf einem guten Weg, habe noch viel zu tun, strebe eine europäische Lösung an und schaffe das.
alacran
28. Januar, 2020Schmerzlich vermisst habe ich das Versatzstück, «Ein Stück weit». In der Kombination mit «mitnehmen»
früher habe ich es gern verwendet, wenn ich als Anhalter unterwegs war.
Heute, unter anderen vom «Mops im Paletot», gern bildlich bei Leuten angewendet, die sie eigentlich nur ungern wirklich mitnehmen würde.