Merkels Stummheit
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Während die Kanzlerin am Wochenende in Auschwitz redete, fand in Berlin eine Anti-Israel-Konferenz statt, die angeblich niemand verhindern konnte. Das Doppeldenk in Deutschland funktioniert ausgezeichnet
Von Alexander Wendt / / politik-gesellschaft / 21 min Lesezeit
Am Wochenende reiste Angela Merkel nach Polen zu ihrem ersten Besuch in der Gedenkstätte Auschwitz. In ihrer Rede sagte sie, an diesem Ort müsse man „eigentlich verstummen“. Das wäre tatsächlich eine Möglichkeit. Ein deutscher Regierungschef, eine Regierungschefin könnte stattdessen auch etwas sagen, das in seiner Substanz über den Moment eines politischen Protokolltermins hinausreicht.
Die Bundeskanzlerin entschied sich dafür, weder das eine noch das andere zu tun. Zwei Sätze bildeten allerdings den Kern ihres Referats, nicht, weil sie sich vom intellektuellen Zuschnitt der restlichen Rede abgehoben hätten, sondern weil sie beispielhaft für die Kunst Merkels stehen, das Entscheidende auszulassen. Es ist die Kunst, Konflikte durch demonstrative Nichterwähnung stumm zu schalten. Ihre beiden Sätze lauteten:
„Wir dulden keinen Antisemitismus. Alle Menschen müssen sich in Deutschland sicher und zuhause fühlen.“
Sicher und vorübergehend auch zuhause fühlten sich in Berlin-Moabit am 7. Dezember prominente Unterstützer der Terrororganisation Hamas, deren offizielles und mehrmals bekräftigtes Ziel darin besteht, den einzigen jüdischen Staat der Welt, nämlich Israel, auszulöschen.
Organisiert hatten die Berliner Konferenz unter dem Titel „Die Palästinenser in Europa und UNRWA“ das Palestinian Return Center (PRC) und die Palästinensische Gemeinschaft in Deutschland e. V. (PGD). Beide werden von verschiedenen Verfassungsschutzämtern dem Umfeld der Hamas zugeordnet. Auf der Konferenz redete unter anderem Ahmed Abu Artema, Organisator der „Rückkehr-Märsche“, bei denen Palästinenser aus dem Hamas-regierten Gazastreifen mehrfach versuchten, gewaltsam die Grenze zu Israel zu durchbrechen.
Der Aktivist konnte zu der Konferenz in Berlin problemlos nach Deutschland einreisen. Artema bekräftigte schon früher, die Rückkehr-Märsche würden weitergehen „bis zu dem Tag, an dem wir mit dem Schlüssel in der Hand auf der Schwelle der Häuser unserer Vorfahren stehen“. Das wäre das Ende eines jüdischen Staates Israel. Der Hass der Hamas gegen Juden reicht allerdings über Israel deutlich hinaus. Erst im Sommer 2019 hatte der führende Hamas-Funktionär Fathi Hamad erklärt:
„Wir müssen jeden Juden auf der Erde angreifen! Wir müssen sie mit Allahs Hilfe abschlachten und töten.“
Berlins Innensenator Andreas Geisel meinte, er fände die Konferenz natürlich schlimm, könnte aber wenig dagegen tun. Schließlich sei die Hamas in Deutschland nicht verboten.
Warum eigentlich nicht? Wenn es ein Land gibt, in dem historische Gründe für dieses Verbot sprechen, dann Deutschland.
Außerdem, meinte Geisel, finde die Konferenz in Moabit in geschlossenen Räumen statt und nicht unter freiem Himmel, es gebe also kaum behördliche Eingriffsmöglichkeiten. Wenn sich Judenfeinde unter dem Himmel von Berlin versammeln, können sie das allerdings auch weitgehend unbehelligt tun. Im September fand eine Anti-Israel-Kundgebung vor dem Brandenburger Tor statt, also nur einige hundert Meter von Merkels Amtssitz entfernt, zu der die beiden antisemitischen Rapper Shadi Al-Bourini und Shadi Al-Najjar aus dem Gaza-Streifen anreisen durften, ausgestattet mit Visa der deutschen Vertretung in Ramallah, für die ein Außenminister verantwortlich ist, der behauptet, er sei wegen Auschwitz in die Politik gegangen.Dass die beiden Shadis in verdeckter Mission gekommen wären, kann niemand behaupten. Beide sind bekannt für ihre Songs, in denen sie dazu aufrufen, Tel Aviv zu bombardieren und Juden zu „zertreten“.
Anders, als Merkel in Auschwitz behauptete, duldet Deutschland – ganz konkret: der deutsche Staat, der von ihr geprägte Staat – Antisemitismus. Er fördert ihn sogar, indem er immer wieder Visa an notorische Judenhasser ausgibt, damit sie in Deutschland Propagandaveranstaltungen politisches Gewicht geben. Ein liberaler Rechtsstaat könnte das ohne Schwierigkeiten verhindern. Es gibt kein Recht auf Einreisevisa für Leute, die in Deutschland erklärtermaßen gegen Israel und Juden agitieren wollen. Das Grundgesetz sieht übrigens das Demonstrationsrecht auch nicht für jeden vor, sondern ausdrücklich nur für deutsche Staatsbürger. Ihre Regierung könnte also anders.
Merkels zweiter Satz führt zum Kern ihres Denkens:
„Alle Menschen müssen sich in Deutschland sicher und zuhause fühlen.“
Es ist ziemlich einfach: In einem Land, in dem sich Judenhasser sicher und zuhause fühlen können, können sich Juden nicht sicher fühlen. Merkel schaltet diese offensichtliche Wahrheit stumm, indem sie auf die Formel „alle Menschen“ ausweicht. Es gibt den Begriff des beredten Schweigens. Was die Frau im Kanzleramt praktiziert, ist das Gegenstück: das geschwätzige Beschweigen.
Bei George Orwell kommt der Begriff doublethink vor, Doppeldenk, die Technik, einen offensichtlichen Widerspruch einfach offen zu lassen und zu bestreiten, dass es sich überhaupt um einen Widerspruch handelt.
Auf diese Weise stand auch an diesem Wochenende beides nebeneinander, als hätte es miteinander nichts zu tun: Nie wieder Auschwitz, wenn es sich um tote Juden handelt. Und ‚immer wieder gern’, wenn es um eine Anti-Israel-Kundgebung in der Hauptstadt geht, beziehungsweise um eine Konferenz, auf der die Endlösung für Israel besprochen wird.
Routiniert schaltet Merkel auch schon seit Jahren die Frage stumm, welche Folgen ihre Migrationspolitik für die Juden in Deutschland hat. Es gibt einen urdeutschen Antisemitismus. Aber der bekommt seit 2015 die kräftigste Verstärkung, seit es die Bundesrepublik gibt. Der Mann, der kürzlich mit einem Messer in der Hand auf das Sicherheitspersonal vor der Synagoge in der Oranienburger Straße in Berlin losstürmte, war ein syrischer Asylbewerber. Der Jugendliche, der auf einer Berliner Straße auf einen Jungen mit dem Gürtel einschlug, weil der eine Kippa trug, kam ebenfalls im großen arabischen Strom nach Deutschland.
Am heutigen Frankreich, aus dem jedes Jahr tausende Juden ausreisen, und in dem kaum noch eine jüdische Familie seine Kinder auf staatliche Schulen bringt, lässt sich vielleicht ablesen, wohin die Entwicklung auch in Deutschland geht.
Wenn Merkel das nicht erwähnen, sondern aussparen möchte: Dann sollte sie am besten ganz schweigen.
16 Kommentare
Original: Merkels Stummheit
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Robert Meyer
9. Dezember, 2019Sie haben recht, lieber Herr Wendt, dass das Grundgesetz das Versammlungsrecht als Deutschengrundrecht ausgestaltet – alles andere wäre auch hirnverbrannter Blödsinn. Um sich das klarzumachen, reichte ja die Vorstellung von 2 Millionen Chinesen, die vor dem Reichstag gegen die Politik der USA mit allen Vorteilen des grundrechtlichen Schutzes (u.a. Beseitigung des Mülls!) demonstrieren wollen. Leider leider steht im einfachgesetzlichen Versammlungsgesetz schon seit 1953, dass JEDERMANN das Recht hat, Versammlungen zu veranstalten. Damals mag das ein rein sprachlicher Unterschied gewesen sein. Unsere bunten Truppen haben das über die Jahrzehnte aber zu einem der beliebten «Menschenrechte» uminterpretiert, so dass es voll Nazi ist, irgendwelchen hier zeitweise Aufhältigen das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit (ein Freiheitsgrundrecht des BÜRGERS gegen den Staat) nicht zuzugestehen. Aber die Welt muss ja schließlich gerettet werden.
Julius
9. Dezember, 2019«das geschwätzige Beschweigen»: Sie müßten eine Auszeichnung für Sprache bekommen.
caruso
9. Dezember, 2019Was immer Merkel gesagt hätte, es wäre unglaubwürdig gewesen.
Es sei, sie hätte gesagt, daß sie am liebsten hätte, wenn alle Juden aus D wegziehen würden.
lg
caruso
ElderAdviser
9. Dezember, 2019Ich will das nicht verschweigen: Anfänglich (schon lange her, es war in den 60ern) fühlte ich als evangelisch-lutherischer Christ mich, obwohl die Kirche in der DDR sich auch, ungeliebt von den Oberen, auf die Seite der Juden, i.e. des Staates Israel stellte, den Palästinensern verbunden. Während die Juden, so meine Kenntnis der Dinge, sich mit Jesus Christus nicht befassten, anerkannten die Muslime (die die Palästinenser mehrheitlich waren) Isa Ben Mariam als einen ihrer «Propheten» (der «letzte vor Mohammed») und uns Christen als «Kinder des Buches». Das schien mir ein seltsamer Widerspruch bezüglich der evangelisch-lutherischen Kirche und ihrer Haltung zum Palästina-Problem. Im Laufe der Jahre entwickelte sich ausgehend von Palästina und den dortigen Problemen jedoch eine islamische Strömung, die sich gegen alle und alles wendete, mit dem Bestreben, die Welt mit Mohammeds Gedanken zu fluten. Und wer nicht willig sein sollte, wird mit Gewalt davon überzeugt. Dabei, obwohl ebenfalls «Kinder des Buches» , hat sich der ganze Hass der inzwischen intensiv indoktrinierten Bevölkerungen (mit wenigen Ausnahmen modern denkender Menschen) in Nahost bis Pakistan gegen die Juden gewendet, da man sich im Staate Israel unmittelbar miteinander konfrontiert sieht. Dieser Konflikt ist eine offene Wunde des Weltgeschehens und inzwischen (seit etwa Anfang der 80er) hat sich bei mir eine Haltung zum Islam eingestellt, die, weit entfernt von meinen jugendlichen Schwärmereien, sich gegen den politischen Islam wendet.
Ich bin der Meinung, dass Religion Privatsache ist. Alle Entäußerungen des politischen Islam gehören hierzulande verboten. Wenn das so ist, hört ein Großteil des manifesten Antisemitismus auf. Er ist eingeschleppt und dazu viel radikaler als es der hier erwähnte «urdeutsche» seit Kriegsende ist. Ich fürchte nur, Frau Dr. Merkel unternimmt deswegen nicht wirklich etwas, um ihre schönen Worte vom «Alle-Menschen-sicher-fühlen» umzusetzen, weil es schlicht zu spät ist; im Übrigen nicht nur für die deutschen Juden sondern auch für Nicht-Juden hierzulande. Die deutsche Republik und ihre Wirklichkeit ist bereits dermaßen unterwandert (s. die Clans), dass ein konsequentes Vorgehen gegen den (politischen) Islam und seinen Antisemitismus dazu führen kann, dass ganze Stadtviertel in Flammen aufgehen, hat sich doch der politische Islam mit dem kriminellen Tun indoktrinierter Glaubensgenossen verbunden.
Gesetzt den Fall, Frau Dr. Merkel würde etwas Substantielles dazu sagen wollen, sie kann es jedoch nicht. Andererseits glaube ich inzwischen, dass es der Frau schnuppe ist. Da ist Beschweigen immer noch der Weg des geringsten Widerstandes…
Danke für Ihre Analyse, Herr Wendt. Ich wollte es nur ergänzen: Das Ganze ist unter der Oberfläche schlimmer als man gemeinhin denkt.
Ewald Orf
9. Dezember, 2019Sehr geehrter Herr Wendt,
Ihrer einseitigen, völlig undifferenierten Parteinahme für Israel, die die in zahllosen Resolutionen des Sicherheitsrates und der Generalversammlung der UNO und einer gutachterlichen Äusserung des Internationalen Gerichtshofes dokumentierten Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit Israels gegenüber den Palästinensern völlig ignoriert, widerspreche ich, einmal mehr, ganz ausdrücklich. Was die HAMAS angeht, so verweise ich der Einfachheit halber auf den Text des isralischen Historikers Ilan Pappe «Ten Myths About Israel» aus dem Jahre 2017. In dem Kapitel über GAZA spricht Pappe sogar von einem incremental genocide of the people of Gaza». Ein anderer Israeli, der Journalist der HAARETZ, Gideon Levy, beschreibt in seinem 2010 erschienen Buch «The Punishment of Gaza» den alltäglichen Terror dem die Zivilbevölkerung in GAZA, dem grössten Freiluftgefängnis der Welt, seit Jahren durch die «moralichste Armee der Welt» ausgesetzt ist.
Wenn Sie über diese Fakten nicht reden wollen, dann schweigen Sie. Aber jede Kritik an Israel als antisemitisch zu denunzieren ist schändlich und völlig unvereinbar mit dem von Ihnen in Anspruch genommenen journalistischen Ethos einer objektiven und unvoreingenommenen Berichterstattung.
Ewald Orf
Bernhard Kaiser
10. Dezember, 2019Ich habe bisher noch keinen israelischen Außenminister oder sonstigen Politiker gehört, der die «vollständige Auslöschung» der Palästinenser oder gar der Araber überhaupt gefordert hätte … von einem iranischen Außenminsiter und von Funktionären der Hamas oder auch der Fatah hört man bezüglich Israel und den Juden nur das und zwar ständig! Also was würden Sie mit einem Nachbarn tun, der ihnen ständig über den Gartenzaun brüllt, dass er Ihr Haus zerstören, Ihren Grund und Boden verbrennen und Sie mitsamt Ihrer gesamten Familie erschlagen will?! Und der dazu auch noch regelmäßig Raketen auf Ihr Haus abfeuert und Selbstmordattentäter zu Ihrer Familienfeier schickt?!
KritikererHG
10. Dezember, 2019Wer wie E.Orf die Hamas nicht als das sehen will, was sie ist, eine Terrororganisation nämlich, welche ihre Existenzberechtigung ohne Rücksicht auf die Bewohner des Gazastreifens durch ständige kriegerische Aktionen (Raketenbeschuss, Raketen finanziert und geliefert von Iran) gegen die israelische Bevölkerung herzuleiten sucht, der ist entweder unterbelichtet bezüglich Verstehens der Probleme des Nahen und Mittleren Ostens und/oder lebt seinen Antisemitismus durch irrationale Phantasien über den nur aus seiner beschränkten Sicht «mörderischen» Staat Israel aus. Daß sich die UNO in Resolutionen immer wieder einseitig auf die Seite der palästinensischen Terroristen geschlagen hat, den Völkermord in Ruanda dagegen durch Untätigkeit und Unfähigkeit mit zu verantworten hatte, zu der Invasion der Türkei in Syrien mit Tötung unzähliger ziviler Opfer halbseidene Erklärungen abgegeben hat, macht diese Organisation (mit schon immer israelfeindlichen, auf Unwissenheit und gekauften Stimmen zurückzuführenden Resolutionen) nicht gerade zu einem ernstzunehmenden Zeugen gegen das existenzsichernde Notwehrrecht Israels gegen die arabischen Terrororganisationen und ihren Hauptsponsor Iran.
Die ebensowenig ernstzunehmenden Darstellungen von «Realitätsblinden» (die von Orf genannten Historiker und Journalisten, Orf selbst) betreffend die Geschichte der Besiedlung von Palästina Ende des 19.Jahrhunderts, die Balfour-Erklärung 1917 bis zur Staatsgründung Israels, die Aggressionskriege der Araberstaaten seit 1949 gegen Israel, entlarvt die von Orf genannten Personen und ihn selbst als Geschichtsklitterer und eifernde Ignoranten gegen Israel.
Die bedauernswerten Menschen in Gaza sind eingesperrt wegen des Terrors der Hamas (deren Führung außerhalb Gazas in Luxus lebt), werden von den skrupellosen Terroristen als Schutzschilde benutzt uvm.
E.Orf kann nur geraten werden, Artikel wie den von A. Wendt mit offenem Verstand zu lesen, Fakten zur Kenntnis zu nehmen, das Brett vorm Kopf zu entfernen – vielleicht kann er so seinen unterschwelligen Antisemitismus, der sich aus Israelfeindlichkeit nährt, überwinden. Prognose aber bei solchen Personen mit solchen Ansichten eher negativ.
Albert Schultheis
11. Dezember, 2019Lieber Herr Orf,
da stechen Sie in ein Wespennest, das wissen Sie! Auch ich habe mir zB auf Achgut erlaubt, den Herrn Broder, den ich im Übrigen persönlich und politisch sehr schätze, für seine unkritische Haltung gegenüber Israel zu kritisieren, was dieser überhaupt nicht abkann. Das finde ich sehr schade. Auch hier im Forum wurde ich für meine, mE sehr zurückhaltende Israelkritik idR stumm geschaltet – was ich ebenso für nicht so toll halte. Aber es gehört nach meiner Überzeugung zum Meinungsbild dazu – wird aber ausgesondert.
Trotzdem habe ich viel Verständnis für das unnachgiebige Vorgehen der Israelis, denn alles andere würde ihren Untergang bedeuten. Wenn man sich Blog-Kommentare auf israelischen Medien anschaut, dann unterscheiden die sich kaum von hard core Nazi-Sprüchen hierzulande.
Trotzdem: Seit 2015 ist mir klar geworden, es ist genau dort eine Konsequenz und Entschlossenheit, die uns Deutschen abgeht und deshalb unseren Untergang bedeutet sowie die Juden unter uns zwingt, aus Merkelland nach Israel zu flüchten – 75 Jahre nach Ausschwitz! Was für eine Schande!
Dabei hätte ich es persönlich als viel gerechter gefunden, wenn man nach dem 2. Weltkrieg den Juden Gutmachung und Schutz innerhalb der Grenzen Deutschlands, wie sie es waren vor 1936, geboten hätte – und nicht in Palästina. Aber das ist lediglich meine persönliche, politisch natürlich unmögliche Utopie einer gerechteren Wiedergutmachung an den Juden. So mussten eben die Palästinenser dafür büßen, was den Juden hier angetan worden war. So ist aus altem Unrecht neues Unrecht geworden.
Rudi Ratlos
9. Dezember, 2019Herr Wendt, sie haben in brillanter Klarheit ausgesprochen, was des Pudels Kern ist.
Was mich wundert, ist die Tatsache, daß dieser Umstand von so wenigen Kritikern in der Welt aufgegriffen wird.
Merkel hätte alleine für diesen unsäglichen Spagat längst «fallen» müssen (im Sinne von Rücktritt selbstverständlich).
Wanninger
9. Dezember, 2019Merkel sollte am besten ganz schweigen und endlich zurücktreten.
Leider gehen ihr auch viele prominente Mitglieder der jüdischen Gemeinschaft auf den Leim. Und diejenigen, wie z.B. Herr Broder, die Merkel durchschauen und kritisieren, sind dann wieder «rechts» oder anderweitig absonderlich.
Es gab auch schon vor 2015 antisemitische Angriffe von jenen mit dem einschlägigen «Hintergrund», insbesondere in Berlin. Und wenn während der dortigen Demonstration am Al-Quds-Tag ein Häuflein von Gegendemonstranten israelische Fahnen schwenkt, werden sie von der Polizei aufgefordert, die Fahnen wieder einzurollen. Aber Sie haben schon ganz Recht, Herr Wendt. Merkel profiliert sich hier auf fast heuchlerische Weise mit einem Thema, bei dem sie angesichts der Kollateralschäden ihrer Flüchtlingspolitik besser geschwiegen hätte. Nikki Haley, die ehemalige amerikanische UN-Botschafterin, die heuer auch den Theodor-Herzl-Preis erhalten hat, hat ihn sich im Vergleich zu Merkel wirklich verdient.
LILO SALLINGER
9. Dezember, 2019https://www.juedische-allgemeine.de/politik/an-der-seite-israels-und-der-juedischen-gemeinschaft/
_«Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat den Theodor-Herzl-Preis des Jüdischen Weltkongresses (WJC) erhalten. Merkel nahm die Auszeichnung am Montagabend in München entgegen.
Mehrere Redner lobten das Engagement der Kanzlerin (65) für die Renaissance jüdischen Lebens in Deutschland und ihr Eintreten für die Sicherheit Israels. Diese hatte Merkel 2008 im israelischen Parlament, der Knesset, zur deutschen Staatsräson erklärt.»_
Thomas Jacobs
9. Dezember, 2019Frau Merkel wird immer wieder hohe Intelligenz bescheinigt. Möglicherweise ist es eine Art naturwissenschaftlicher «Inselbegabung», die sich darauf beschränkt, der Atomkraft in Deutschland den Todesstoß versetzt zu haben, Vogelschredderanlagen und E-Autos zu propagieren, die weltweit beispielhafte Energiewende durchgeführt und missliebige Konkurrenten kaltgestellt zu haben.
Nimmt sie zu anderen Themen Stellung, die sprachlich-gedankliche Intelligenz und Abstraktionsvermögen voraussetzen, wundert man sich immer wieder über die «Offenheit», aufgrund der jeder das in ihre Worte hinein interpretieren und heraus lesen kann, was er möchte, selbst die Hamas! Vielleicht macht ja gerade diese Fähigkeit zum sprachlich-gedanklich Amorphen immer noch ihre große Beliebtheit beim deutschen Wähler aus…??!! Ein Schuft, der Arges dabei denkt!!
Albert Schultheis
12. Dezember, 2019Wenn Sie mich fragen, Herr Jacobs, dann ist es sogar mit den physikalischen Talenten der Frau Kanzler*in nicht allzuweit her. Gerade für Physiker sollte die Fähigkeit, systemisch und vom Ende her zu denken (was man ihr immer wieder andichtete) eine der Hauptkompetenzen sein (bin selber einer). Aber gerade in diesen Disziplinen ist bei Merkel nur eklatante Unterbelichtung zu konstatieren, Beispiel «Wir schaffen das!», leider vergaß sie nicht nur zu definieren, was da überhaupt zu schaffen sei, sondern auch wer und wie, also mit welchen Maßnahmen und Mitteln irgendwas zu schaffen sei. Das gleiche gilt für alle Entscheidungen auf EU-Ebene, die sie entscheidend mit initiierte, von der EZB-Ermächtigung bis zur Euro- und Griechenlandrettung.
Wäre sie denn wenigstens rhetorisch und/oder ideengeberisch ein Glücksfall – aber auch da nur leeres Stroh und Gedruckse. Wofür wird diese Frau beklatscht und immer wiedergewählt? Das frage ich mich seit 12 Jahren.
Gerhard Sauer
12. Dezember, 2019Es gibt zwei Gruppen von Juden,
die bösen und die guten.
Die guten werden in Deutschland verehrt
und ihrer in wohlfeilen Reden gedacht.
Sie machen nichts mehr verkehrt,
sie wurden unter die Erde gebracht.
Die bösen dagegen wollen in Ruhe leben,
wie andere nach Glück und Freude streben.
Nach sicheren Grenzen geht ihr Verlangen
wo niemand sie meuchelt und sticht,
wo sie nicht mehr um ihr Leben bangen,
wo keiner mehr gegen sie ficht.
Na gut, danach sollen sie sich ruhig sehnen
Wenn sie sich stark genug wähnen.
Deutschland kann ihnen diese Ruhe nicht gewähren,
das würde nicht zu seinem Auftrag passen.
Es reicht, wenn die Deutschen die toten ehren
Und die lebenden sich selbst überlassen.
Phoenix
12. Dezember, 2019Die bedeutsamsten Worte, die womöglich je bei einem Protokolltermin in Auschwitz gesprochen wurden, fielen vermutlich Ende Januar, gesprochen von Rabbiner Prof. Walter Homolka: Muslime, Juden und Christen, wir hätten alle dieselbe Aufgabe, den Fluch von Auschwitz zum Segen werden zu lassen…
Ich bin mir zwar nicht sicher, ob der Gute, so recht ermessen konnte, was er da gesagt hat, aber das einzige, was zählt, ist, es ist gesagt und mit dem Gesagten ein Fenster des nunmehr Sagbaren aufgebrochen.
Doch seine Worte verhallten im Raum, werden mehr und mehr zugedeckt von dem Staub jener Erinnerungskultur, die ohne Fluch nicht leben könnte, die noch weniger als Homolka fähig, eine tragfähige Brücke zu denken von diesem Fluch hin zum Segen.
Und diese nicht nur zu denken, sondern dann auch mit Entschlossenheit zu denken.
Ein Dhamma-Bruder von mir mit jüdischen Wurzeln war vor vielen Jahren mit seiner Mutter in Auschwitz. – Was er dort sah, war ‘incredible, it looked like a negative dhamma center’.
Er vermochte den möglichen Segen zu sehen und erkannte zugleich, daß die Nazis uns nahmen mit dem Bild eines negativen Dhamma-Centers samt Verkehrung sämtlicher einem positiven Dhamma-Center zugehöriger Attribute (Spirituelle Arbeit macht frei, in der geistigen Übung erfährt jeder das durch seine eigenen Taten angehäufte Seine…), die Möglichkeit eines solchen überhaupt zu denken.
Würden wir es wagen, der Fluch würde sich wahrlich in einen Segen verwandeln. – Und mit ihm würde sich auch lösen können all dieser Selbsthaß, all diese Autoaggression. – Würden wir es wagen, wir könnten der Welt ein Zeichen schenken, ein strahlendes Zeichen der Versöhnung.
Aber meine Erfahrung ist: Wer bislang noch nie in Kontakt kam mit solch einem Ort des geistigen Friedens, der hat nicht den blassesten Schimmer wovon ich hier überhaupt rede.
Vielleicht ein kleiner Hinweis: Die Erfahrungen, die man an solch einem Ort machen kann, sind in ihrer Qualität vergleichbar mit dem Gefühl der Freiheit und der Freude, die die Herzen meiner mitteldeutschen Brüder und Schwestern im Jahre 1989 so unverhofft erfaßte.
Glückwunsch, 30 Jahre später ist von dem seinerzeit erfahrenen Segen kaum mehr übrig geblieben als ein Fluch.
Soll mal jemand sagen, wir Deutschen wären nicht fähig den Zeitgeist zu wandeln.
—-
Eine Prophezeiung aus dem Jahre 1919:
Wenn je dieses Volk sich aus feigem erschlaffen
Sein selber erinnert der kür und der sende:
Wird sich ihm eröffnen die göttliche deutung
Unsagbaren grauens . . dann heben sich hände
Und münder ertönen zum preise der würde
Dann flattert im frühwind mit wahrhaftem zeichen
Die Königsstandarte und grüsst sich verneigend
Die Hehren∙ die Helden!
Stefan George
(Entstanden vor Juni 1919)
Im Angesicht unserer Kanzlerin sich spiegelt der Zustand dieses entschlafenden Volks.
Großer Bruder
13. Dezember, 2019Leider ist das mit dem Demonstrationsrecht wohl nicht ganz so einfach und eindeutig. Es stimmt zwar, daß im Grundgesetz explizit den Deutschen das Recht zugestanden wird, sich unter freiem Himmel friedlich zu versammeln.
Aber: verschiedene Verträge, die die Bundesrepublik unterzeichnet hat, sehen das Recht auch für andere vor.
Da ist zunächst einmal die EU-Mitgliedschaft, die Bürgern anderer Staaten der europäischen Union gleiche Rechte wie den Einheimischen zugesteht.
Und dann gibt es die diversen Erklärungen zu den Menschenrechten, die eine Versammlungsfreiheit für alle Menschen postulieren.
Näheres dazu steht in einem Gutachten des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages, das hier nachzulesen ist:
https://www.bundestag.de/resource/blob/573410/f29bbbe26976b23f666f0ddb2608e9be/WD-3-302-18-pdf-data.pdf