Wochenrückblick: Silke, Holger & Annegret lösen die Vergangenheits- und Zukunftsfragen
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Von Alexander Wendt / / medien-kritik / 22 min Lesezeit
Ach, was hört man oft von guten / Verlegern in eigner Sache tuten. Nein, hier soll es noch nicht ausführlich um Medienmanager gehen, die betonen, wie sehr das so genannte Netz der Demokratie und ganz nebenbei auch den Geschäftsmodellen der Blätter schadet, die schon länger da sind.
Das jedenfalls hatte neben anderen Kollegen kürzlich der Herausgeber des Tagesspiegel Sebastian Turner auf einer Veranstaltung der Bundesregierung besorgt, wo er die Regulierung der schlechten Internetplattformen resp. „Regulierung von Meinungen“ (Sascha Lobo) dringend anmahnte, und zwar mit der schon leicht ranzigen Fake News, das Internet sei ein „rechtsfreier Raum“. Plattformen wie Facebook, so Turner weiter, seien Schuld an der „Spaltung der Gesellschaft“. Immerhin hält der Tagesspiegel («Danke, liebe Antifa!») hart gegen, aber die Kräfte lassen offenbar nach, weshalb die Bundesregierung nach Ansicht des Verlegers helfen muss.
Er deutete auch schon an, in welche Richtung es gehen sollte, beispielsweise bei der Abfassung des Netzwerkdurchsetzungsverschärfungsgesetzes, das demnächst durch den Bundestag soll: _„Wir werden überhäuft von einem Meinungsgranulat, das in Menge und Breite von niemandem mehr verarbeitet werden kann, und ein großer Teil der Deutschen sieht nicht die praktizierte Freiheit, sondern empfindet es als Unfreiheit.“
_ Aber wie gesagt, eine ausführlichere Auseinandersetzung mit dem Ruf, weniger Meinungsvielfalt zu wagen, gibt es hier demnächst mit gesonderter Post.
Nein, heute soll es vorrangig um Deutschlands berühmtestes Berliner Verlegerehepaar gehen, Silke & Holger, das kürzlich, Sie erinnern sich vielleicht, die Berliner Zeitung vom Dumont-Grabbeltisch kaufte.
Zum 9. November überraschten beide ihre Leser mit einem Manifest von der Länge einer Fidel-Castro-Rede, das schon deshalb so umfänglich ausfiel, weil Silke & Holger darin Egon Krenz ausführlich dafür dankten, dass er weder die Leipziger Demonstranten noch die Menschen zusammenkartätschen ließ, die am 9. November 1989 die Mauer eindrückten. „Wer so viel Huld vergessen kann / den seh’ man mit Verachtung an“, wie es in der „Entführung aus dem Serail“ heißt. Außerdem musste Deutschland noch dafür gelobt werden, dass es die besten Holocaustdenkmale der Welt baut, weil die Scham über das Vergangene uns, so ungefähr, Kraft für das heute gibt. Daneben kam auch diverser anderer Kitsch & Krempel in den S & H-Text, bis die 26 000 Zeichen voll waren.
Wie sich dann gut eine Woche später gewissermaßen als Fußnote herausstellte, und zwar in der Welt, informierte Holger Friedrich in den achtziger Jahren als Inoffizieller Mitarbeiter die Staatssicherheit unter dem Decknamen „Peter Bernstein“ über Armeekameraden. Silke und Holger Friedrich hatten sehr viel über sich, die Vergangenheit und Schamkraft geschrieben, aber dieses private Detail passte eben nicht mehr in ihr Manifest. Jedenfalls tut es Holger Friedrich leid, dass er damals dem MfS berichtete. Möglicherweise wirkt es sich allerdings bis heute auf seinen Schreibstil aus, und zwar ungünstig, dass die Leute, die früher seine Texte lasen, dafür bezahlt wurden.
In der gleichen Woche wurde ebenfalls bekannt, dass der neue Verleger auch gleich als inoffizieller Redaktionsmitarbeiter bei der Berliner Zeitung tätig war, indem er einen sehr, sehr positiven Text über ein Unternehmen anregte, an dem er eine Beteiligung hält, und in dessen Aufsichtsrat er sitzt. Auch von diesem Detail erfuhren seine Leser nichts, jedenfalls nicht aus dem S & H-Blatt. Aber ehrlich: Den eigenen Geschäften so auf kurzem Dienstweg aufzuhelfen wirkt allemal erfrischender, als windungsreiche Herausgeber- und Verlegerreden über das demokratiebedrohende Netz zu halten, um von der Politik Konkurrenzschutz und am Ende noch ein bisschen Subventionen zu erbetteln mit dem Hinweis: „Uns’re Hälse schnüren zu, schnüren zu“ (abermals Mozarts „Serail“, jedenfalls so ähnlich).
Die Silke & Holger-Show in Berlin ist schon jetzt unterhaltsamer als Böhmermann- und Welke-Sendungen zusammen. Und sie kostet noch nicht einmal 17,50 Euro pro Monat, sondern läuft komplett für umme.
Während andere für den Verleger der Berliner Zeitung die Fragen der Vergangenheit beantworteten, kümmerte sich Annegret Kramp-Karrenbauer um die Zukunft, wie sie in einem WamS-Interview versicherte:
„Ich bin weiterhin überzeugt davon, dass die Volkspartei CDU in der Tradition von Adenauer, Kohl und Merkel die Partei ist, die die großen Fragen für die Zukunft Deutschlands lösen kann. Dieses Signal wird vom Parteitag ausgehen.“
Abgesehen von der Schwierigkeit, sich eine gemeinsame Tradition von Adenauer, Kohl und Merkel vorzustellen, und auch abgesehen davon, dass Probleme gelöst, Fragen aber beantwortet werden sollten: Wo lernen Politiker eigentlich, solche Sätze zu formen? Gibt es ein besonderes saarländisches Talent dafür?
Auf die Frage der WamS-Redakteure, was sie als CDU-Vorsitzende im Rückblick lieber anders gemacht hätte, antwortet sie so:
„Ich würde die Themen, die mir wichtig sind, stärker in den Mittelpunkt stellen, wie zum Beispiel die Dienstpflicht oder die Frage, wie Deutschland in allen wirtschaftlichen Fragen zukunftsfähig bleibt und zukunftsfähiger wird.“
„Zukunftsfähig“ lässt sich also noch steigern: zukunftsfähiger.
Was heißt das nun? Laut Kramp-Karrenbauer folgendes:
„Gerade im Bereich Digitalisierung entwickeln sich die Dinge so rasant, dass wir überlegen müssen, wie wir als CDU unsere Werte in diese neue Zeit herüberführen können. Sonst ergeht es uns so wie beim Wahlkampf zur Europawahl, als plötzlich das Klimathema hervorbrach, worauf wir inhaltlich kaum vorbereitet waren. Das darf uns niemals wieder passieren.“
Ja, die Digitalisierung. Ein neues, ein frisches Thema, das demnächst, also in der Zukunft, hervorbrechen könnte wie Ziethen aus dem Busch. In der gleichen Befragung erläutert die CDU-Vorsitzende, es gebe in ihrer Partei jetzt eine „geeinte Positionierung“ zur Digitalisierung. Leider erfährt der Leser nicht, mit wem die Positionierung geeint wurde, und worin sie besteht. Gibt es demnächst eine Bundesbehörde, die Deutschlands wichtigste Funklöcher kartografiert? Wird es Studienreisen für Politiker in die Länder geben, in denen die Mobilfunkabdeckung besser funktioniert als in Deutschland? Das würde immerhin fast alle europäischen Staaten einschließen, mittlerweile auch Albanien.
Das Karrenbauer-Interview dokumentiert ziemlich eindrucksvoll, dass sich mittlerweile fast alle Politiker aus der Gegenwart verabschiedet haben. Sie müssen rastlos in Zukunftswerkstätten daran arbeiten, Deutschland zukunftsfähig resp. noch zukunftsfähiger zu machen, die E-Auto-Ladensäulenzahl für 2030 und den Anteil von Sonnen- und Windenergie für 2050 festlegen, das Rentenniveau von 2040 und etliches mehr, was dringend zukunftsfest gemacht werden muss. Nirgends ist mehr davon die Rede, Deutschland halbwegs gegenwartsfähig zu gestalten. Bundesrepublikanische Schüler sind in dem internationalen Mathe- und Naturwissenschaftsranking TIMSS innerhalb weniger Jahre von Platz 12 auf Platz 24 abgerutscht (die ersten vier Plätze werden von ostasiatischen Ländern belegt); fast die Hälfte der Schüler in Bremen und Berlin können noch nicht einmal auf einfachstem Niveau rechnen, eigentlich können nur noch die beiden reaktionären Bundesländer Sachsen und Bayern im internationalen Vergleich mithalten; in vielen Gebieten Deutschlands ist der Mobilfunkstandard G3 – was in ländlichen Gebieten Chinas schon als hornalt gilt – , bei internationalen KI-Patenten spielen deutsche Forscher nur noch eine marginale Rolle, der Eröffnungstermin für den BER – irgendwann 2021 – wackelt auch schon wieder bedenklich. Aber das ist bekanntlich alles Gegenwart und damit ein Bereich außerhalb der Zuständigkeit fast aller Parteien, denn es geht ja um die Zukunft, Zukunft, Zukunft, wie Kramp-Karrenbauer zu betonen nicht müde wird:
_„Ich werde alles dafür tun, dass die CDU in Zukunft besser dasteht.“
_
Das Unterhaltsame kommt bei ihr, anders als bei S & H, erst ganz zum Schluss. Dort führt die Interviewte nämlich eine Formel (eine Zukunftsformel?) ein, die tatsächlich Neuigkeitswert besitzt:
„Ich spreche hingegen von ‚A2A’.“ Das bedeute, so fährt sie gleich fort: „also von der ‚ability to act’, der Fähigkeit zu handeln.“ Gemeint war das von ihr irgendwie – Details fehlen auch hier – für die Nato. Zu befürchten ist trotzdem, dass es künftig in der Zukunftspresse heißt: AKK hat A2A. Neben der A2up, der ability to utter phrases, und zwar in der besten geeinten Tradition von Honecker, Krenz und Merkel.
Wenn das so weiter geht bis morgen früh /
steh’n wir im Zukunftsgranulat bis an die Knie (nicht Mozart, sondern eine traditionelle Volksweise).
15 Kommentare
Original: Wochenrückblick: Silke, Holger & Annegret lösen die Vergangenheits- und Zukunftsfragen
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André Dreilich
18. November, 2019Als schon länger (hier) Redender ist mir die ursprüngliche Bedeutung des Wortes «rasant» noch geläufig und jede neumodisch abgewandelte Verwendung lässt mich zusammenzucken. Dieses Zucken ist einerseits lästig, andererseits aber ein zuverlässiger Phrasendrescheralarm. Es lebe die rasante AKK!
Hans Z.
22. November, 2019A2K ist offenbar eine außerordentlich gelehrige Schülerin. Sie kann schon fast so inhaltsleer daherschwurbeln wie ihre Meisterin. Achwas, das «fast» streiche ich mal. Sie kann es.
Dr. habil. W. Manuel Schröter
18. November, 2019«ich werde alles dafür tun, dass die CDU in Zukunft besser dasteht.» (Zitat s.o., Frau Dr. Kramp-Karrenbauer)
Dieser Satz zeigt auch dem letzten «Wähler», worum es geht: Keinesfalls um die Zukunft Deutschlands; das ist alles nur Gedöns, was man da an «Zielvorstellungen» verkündet. Es geht um «die Partei», also um meinen (AKK’s et. al.) Machterhalt und damit meine Radatten.
Wer glaubt, dass es um die Abwendung von Schaden und die Sicherung der Gegenwart und Zukunft Deutschlands, für die eine Parteiung im wohlverstandenen Interesse ihrer Mitglieder, die bestimmte Gruppen des Staatsvolkes repräsentieren, arbeitet, geht und dann erst daraus erwachsend Glanz oder Elend einer Partei kommt, der wird enttäuscht. Es geht um nichts weiter als (s.o.) ein Kreisen um sich selbst und ein Kreißen ohne Geburt. Oder mit Fehlgeburt…
Um ehrlich zu sein: Für mich die und das letzte.
Emmanuel Precht
18. November, 2019Vielen Dank für diese Einordnung, die weitaus näher an der Gegenwart resümiert als die von Claas R. Kleber.
Wohlan…
Albert Schultheis
19. November, 2019Kabarett und Realsatire vom Feinsten, Herr Wendt. Wenn das nicht alles tatsächlich todernst gemeint wäre, müsste man sich darüber totlachen. Aldous Huxley und George Orwell hätten das nicht pointierter skizzieren können.
Das furchtbare ist, dass sich die zeitgenössischen Kabarettisten und Politclowns in strikter Enthaltsamkeit üben müssen und keinen dieser satirischen Schmankerl thematisieren dürfen, weil’s sonst von der eigene Humorklientel einen auf’s Maul gibt. Genauso müssen es sich die Berufsfassenachter in Mainz und Köln verkneifen, weil sie sonst die rote Karte von den ÖRen kriegen. Dann lieber abgestandenes, moralinsaures Gesülze mit Tschumbaaah!
Ich war viele Jahre Vorsitzender und Mitglied einer Kleinkunstbühne mit politischem Kabarett – ich bin zuletzt ausgetreten, weil ich diese schenkelklopfenden Idioten nicht mehr ertragen konnte, die bei jedem Reizwort – AfD, Gauland, Pack – einen Lachspasmus vorführten, als seien sie vom Leibhaftigen besessen. Zum Fremdschämen! Dabei kriegen die die kabarettistischen Kracher jeden Tag von den ÖRen frei Haus geliefert.
Aber es darf nicht gelacht werden! Nicht mehr. Was wir heute erleben, ist etwas Unerhörtes, es ist Kabarett und Fassennacht gänzlich ohne Humor. Ja, sowas geht – wo anders als in Deutschland.
Stephan
19. November, 2019Eigentlich eine Bankrotterklärung der kabarettistischen Zunft: was bietet dieses Land doch fast stündlich Stoff für ein Lachtheater vom Rummelplatzniveau bis zur feinsten Satire. Deprimierend ist dabei, dass die Selbstaufgabe der Schelme und Spötter in freien Stücken geschieht. Josef Goebbels hatte sein „Kabarett der Komiker“ unter humoristischer Zwangsbewirtschaftung, was andererseits zur Folge hatte, dass ein Werner Finck sich mit linguistischen Feinheiten in das Buch klassischer Satire eingetragen hat. Doch wo sind die Werner Fincks heute – wer weiß, wie lange einem Dieter Nuhr noch öffentlich-rechtliche Auftrittsmöglichkeiten geboten werden? Die unfreiwillige Satire lass ich mal beiseite – allein der Auftritt sogenannter „Gelehrter“ (Typ: Intellektuellenimitator à la Münkler) und „Wissenschaftler“ (Jede Claudia Kempfert ein Brüller) bereitet für den Feinschmecker hie und da Freude und befreites Lachen.
pantau
20. November, 2019So sehr man froh sein kann, daß Nuhr wenigstens ein wenig Kritik übt, hält er es doch unterm Strich mit der komfortablen Positionierung, sich bei einmaliger Regierungs- oder Zeitgeistkritik eiligst mindestens 10x gegen «rechts» zu bekreuzigen. Er ist zwar mutiger als seine Kollegen (wohin haben sich eigentlich Schramm u. Pispers weggeduckt?), aber bleibt immer instinktsicher innerhalb der safezone. Es sollte ihm so langsam dämmern, daß er in vielen Punkten inhaltlich mit der afd übereinstimmt und längst von links mit ihr unter «rechts» subsummiert wird. Da sollte man doch langsam mal Richtung Angemessenheit von so mancher Begriffsverschiebung hellhörig werden..
Grand Nix
21. November, 2019Sie sagen es, lieber Herr Schultheis, » … es ist Kabarett und Fassennacht» jedoch «gänzlich ohne Humor.»
Sie glauben ja nicht, wie gerne ich mir, noch vor wenigen Jahren, Kabarett und Satire-Sendungen angeschaut habe.
Gerd Dudenhöffer, Georg Schramm, Volker Pisper, das unschlagbare Duo Harald Schmidt / Herbert Feuerstein und die unvergessenen Herren Hanns Dieter Hüsch und Dieter Hildebrandt.
Lang ist es her.
Und der Kölner Karneval war viele Jahre ein Muss, bis, ja bis die Domplatte bebte und bis heute nachbebt.
Alles längst passé! Alles ausgebrannt! Alles Geschichte!
Die «schenkelklopfenden Idioten» haben nun in diesen Sendungen die Oberhand gewonnen, dank der Staats-Kabarettisten, wie …
Ich glaube, diese Liste, lieber Herr Schultheis, können Sie viel besser besetzen.
Und was sich auf unseren Straßen, Plätzen und Parks so breitmacht … es ist zum Heulen.
B. Rilling
19. November, 2019Es ist nur noch zum Davonlaufen! Während die SPD schon längst politisch unbedeutend ist (obwohl sie noch mitregiert), und die CDU händeringend ihre politische Zukunft sucht (welche eine gewisse Frau M. verspielte), die Grünen unbedingt unser Land ab 2021 völlig in den Abgrund regieren wollen, kommen von hinten endlich die ehemals strammen Kommunisten aus unserer schönen DDR vor in die erste Reihe und mischen ungestraft mit den alten Plattitüden kräftig mit! Niemanden stört das! Viele finden es gut! Für mich einfach kaum auszuhalten! Und Frau AKK usw. Bildung ist Zukunft! Macht Euch mal ehrlich und fragt Euch, warum unsere Kinder immer «dümmer» werden! Nur mal ein Tipp: Meine Oma hat immer gesagt » Von Nichts kommt Nichts!» Denkt da mal drüber nach!
Dr. Wolfgang Hintze
19. November, 2019Internetdruchsetzung? Da ist noch Luft nach oben, Heiko.
Wir lesen in der Zeitung «Österreich» (https://www.oe24.at/oesterreich/politik/Kadyrow-will-Todesstrafe-fuer-Internet-Trolle/406252627):
«Eine neue Initiative für mehr Respekt im Internet kommt aus Tschetschenien: Präsident Ramsan Kadyrow will die Todesstrafe für Beleidigungen im Web. Für leichte Fälle: Finger brechen, Zunge ausreißen.
In einer Konferenz … in Moskau sagte Ramsan Kadyrow, man müsse «alle Gesetze der Welt brechen», um beleidigende Kommentare online zu verhindern. Zitat aus seiner Rede: «Wenn wir sie nicht stoppen, indem wir diejenigen töten, inhaftieren, erschrecken, die die Einigkeit unter den Menschen verletzen, indem sie Gerüchte und Zwietracht verbreiten, wird nichts passieren.» Kadyrow wörtlich: «Diejenigen, die das Gesetz, die Verfassung und die Demokratie achten, werden verschont. Der Rest sind Gauner, Verräter, Verpetzer und Schizophrene aller Art. Wir müssen sie aufhalten.»»
Jens Richter
19. November, 2019Sie haben «Die Entführung» erwähnt. Wir können uns alle glückllich schätzen, dass die kreischenden Hysteriker*innen, die an der Zertrümmerung der Kultur arbeiten, auch diese Oper nicht kennen. Die Arien des Osmin ständen sonst längst auf dem Index, und was in einem Rezitativ gesagt wird, nämlich dass der Bassam kein richtiger Türke sei und noch so viel Anstand besitze, eine Frau nicht zur Liebe zu zwingen. (Konstanze) Das alles ist so wahr wie politisch inkorrekt. Jeder möge sich noch schnell eine gute Einspielung sichern, bevor die Säuberungswelle auch dieses Meisterwerk säubert und zerstört.
Strephan
20. November, 2019Gut bemerkt – ein Leckerbissen für Dialektiker: zur Zeit schützt Unbildung noch die kulturellen Bestände. Nebenbei: Nicht nur mit der Entführung hat sich Mozart als gefährlicher alter weißer Mann entlarvt. Cosí fan tutte – frauenfeindlich bis zum letzten Takt, Zauberflöte: der böse Mohr – weg damit! Nachdem auch schon die Johannespassion als antisemitischer Text entlarvt wurde, empfehle ich das Bunkern möglichst vieler Werke der traditionellen europäischen Kultur. Vielleicht treffen wir uns später beim Geheimhören – Fahrenheit 451 lässt grüßen.
Eileen
19. November, 2019à proposito Kabarett, Herr Schultheiss, hier kann es noch einer:
https://www.youtube.com/watch?time_continue=1&v=Rs5lGRlsbK4&feature=emb_logo
Albert Schultheis
20. November, 2019Liebe Eileen,
habe mir das DuRohr angeschaut und finde es sehr gut. Ich vermute, der Nuhr ist ein einsamer «incorrecter» Rufer in der Wüste der ansonsten politisch correcten Öffentlich Rechtlichen. Ich selber habe mich vor 3 Jahren vom TV aus Überdruss komplett verabschiedet, daher kriege ich das nicht mehr mit (zahle natürlich freudig weiter meine Gebühren!). Bin selber Gymnasiallehrer mit 2. Staatsexamen, daher kann ich dem Herrn Nuhr nur beipflichten. Ich habe allerdings mein Geld in der Industrie verdient. Nach 25 Jahren dort, hatte ich mir in den Kopf gesetzt, noch einmal für unsere Gesellschaft einen Beitrag zu Bildung und Wissenschaft leisten zu sollen und nahm eine Stelle an einer Gesamtschule an als Physik- und Englischlehrer an. Die mir zur Verfügung gestellte Physiksammlung entpuppte sich als eine Müllhalde und in Englisch war es beinahe unmöglich, zwei vollständige Sätze zu sprechen, ohne dabei von «verhaltensoriginellen» Schülern unterbrochen zu werden. Nach zwei Jahren warf ich hin, weil ich das Gefühl hatte, meine Zeit und die meiner Schüler dort (die was lernen wollten) zu vergeuden und ging wieder als Berater zurück in die Industrie, wo ich herkam. Dennoch würde ich die Erfahrung dieser zwei Jahre nicht missen wollen, haben sie mir doch einen tiefen Einblick in die Untiefen unserer Gesellschaft beschert, sowohl bez. dessen was im Klassenzimmer als auch was im Lehrerzimmer und besonders was bei vielen Schülern Zuhause abging. Heute lebe ich im Ausland, weil ich den sich beschleunigenden Niedergang unseres Landes und meiner Heimat nicht mehr mit anschauen und ertragen kann.
Gerhard Sauer
20. November, 2019😉
Frau Kramp-Karrenbauer skizziert in dem Interview in kondensierter Form die Inhalte der zukünftigen Politik der CDU. Um nähere Einzelheiten zu erfahren, haben wir mit ihr gesprochen.
Gerade geht die Sonne im Westen unter, die Dämmerung legt sich über die Hauptstadt, es ist eine Stimmung so richtig für ein konzentriertes Gespräch.
„Frau Kramp-Karrenbauer, Sie sagen in dem Interview: ‚Gerade im Bereich Digitalisierung entwickeln sich die Dinge so rasant, dass wir überlegen müssen, wie wir als CDU unsere Werte in diese neue Zeit herüberführen können‘. An welche Werte denken Sie da?“
„Nun, zuerst denke ich an den ersten Artikel unseres Grundgesetzes, nach dem die Würde des Menschen unantastbar ist. Dieser Wert darf durch die Digitalisierung nicht angetastet werden. Die Gefahr besteht aber. Denken Sie nur daran, daß die Digitalisierung von China, USA, etc. massiv vorangetrieben wird. Davon profitieren in erster Linie die Bürger dieser Länder, Bürger anderer Länder bleiben zurück. Dadurch wird die Würde dieser Bürger verletzt, sie fühlen sich zurückgesetzt und weniger wert. Wir müssen deshalb verhindern, daß die Digitalisierung von den genannten Ländern rücksichtslos vorangetrieben wird und die Bürger des Saarlandes z. B. als digitale Menschen abgehängt und zweitklassig werden. Natürlich gilt das auch für die Bürger von Honduras, Sambia und all die anderen Länder, die durch die rasante Digitalisierung Gefahr laufen, keinen Zugang zu Digits zu bekommen.“
„Wie wollen Sie das erreichen?“
„Wir als CDU sind verpflichtet, China, USA, usw. für die digitalen Bedürfnisse der Saarländer und anderer zu sensibilisieren. Die Digitalisierung muß in Absprache mit dem Saarland erfolgen. Alleingänge verletzen die genannte Würde des Menschen.“
„An welche Werte denken Sie noch?“
„Da wäre einmal die Rechtsstaatlichkeit. Die Digits müssen in Einklang mit unseren Gesetzen funktionieren. Sie haben sich an die Regeln der Zivilisation zu halten, haben die Rechte und Digitwerte des jeweils anderen Digits zu respektieren und jegliche Selbstjustiz zu unterlassen.“
„Ein wichtiger Wert ist auch die Meinungsfreiheit. Sie muß auch im digitalen Reich gelten. Jeder Digit muß die Werte der anderen Digits respektieren, auch wenn sie nach seinem Algorithmus falsch zu sein scheinen. Unter den Digits herrscht Freiheit, kein Digit darf beanspruchen, den allein richtigen Wert zu besitzen. Über das Ergebnis eines digitalen Prozesses entscheidet die Mehrheit und nicht eine vorgebliche Richtigkeit, die wie in der Politik sowieso niemand festlegen kann, auch kein Digit.“
„Wie steht es mit den Arbeitnehmerrechten in der digitalen Welt?“
„Gut, daß Sie diesen Punkt ansprechen. Sie gelten selbstverständlich auch dort. Digits haben Anspruch auf eine 40 Stundenwoche und auf 6 Wochen Urlaub im Jahr. Gegenüber ihren Arbeitgebern, den Computern, werden sie durch einen Computerrat vertreten, der von den Digits gewählt wird. Werden Digits krank, haben sie einen Anspruch auf Erholung, sie dürfen in dieser Zeit nicht mit ..äh, wie heißen die Dinger?“
„Bits?“
„Ja richtig, beladen werden.“
„Wie werden Digitalarbeiter mit Migrationshintergrund behandelt? Ich denke z. B. an die Kobolde, die nach Erkenntnissen Ihrer Kollegin Baerbock in Batterien nicht mehr gebraucht werden.“
„Grundsätzlich genauso wie Bio-Computerdigits. Was die Kobolde betrifft, so darf man wohl annehmen, daß sie in der Digitalspeicherung eingesetzt werden, sie bringen ja umfangreiche Kenntnisse im Speichern mit. Was sie in den Batterien mit dem Speichern von Strom gelernt haben, wird ihnen beim Speichern in Digitalbatterien sicherlich von Vorteil sein. Hier sind die Rechte von Lagermitarbeitern zu beachten, z. B. ausreichender Schutz vor Staub.“
„Man hört, daß Ihre Quasiparteikollegin Dorothea Bär, die Ministerin für Digitales, einen neuen Digitalcode entwickelt hat. Wird diese als Bärcode bezeichnete Technik den o. g. Werten genügen?“
„Selbstverständlich und sogar noch besser. Der Bärcode ist ein alternativer Binärcode, er basiert auf zwei Bären, einem Braun- und einem Eisbär. Die Werte können bei diesem Code besonders einfach zugewiesen werden. Ist es warm, dann rockt der Braunbär, andernfalls der Eisbär. Dieser Code ist viel humaner, da er ohne Stromstöße auskommt.“
„Vielen Dank für dieses Gespräch, Frau Kramp-Karrenbauer. Noch zuletzt eine ganze andere Frage, zu der ich gerne Ihre Antwort hören würde. Wir haben ja auch über Strom gesprochen, so daß sich die Frage zwanglos anschließt. Brecht sagt:
‚Was sind das für Zeiten, wo
ein Gespräch über Windräder ein Verbrechen ist,
weil es ein Schweigen über so viele hingemordete Bäume einschließt‘.
Was ist Ihre Meinung über diesen Ausspruch?“
„Wer ist Brecht?“