– Publico –
Politik, Gesellschaft & Übergänge

Ostdeutsche Hitler-Grüßer vor der Auschwitz-Gedenkstätte?

Original post is here eklausmeier.goip.de/wendt/2019/09-ostdeutsche-hitler-gruesser-vor-der-auschwitz-gedenkstaette.


Gab es nur bei einem Tagesspiegel-Redakteur

Von Alexander Wendt / / medien-kritik / 10 min Lesezeit

stdsize

Zeigten Sachsen vor der KZ-Gedenkstätte in Auschwitz den Hitlergruß? Diesen Eindruck erzeugte Tagesspiegel-Journalist Alexander Fröhlich auf Twitter.

Zu einem Foto mit fünf Männern, die auf dem Bahngleis vor dem ehemaligen Lagergelände stehen und mit Hitlergruß in die Kamera posieren, schrieb er am 4. September:

„Nach den Landtagswahlen finden sich die Nazis gerade ziemlich geil. Das hier geht in diversen Chatkanälen rum.“

„Nach den Landtagswahlen finden sich die Nazis gerade ziemlich geil. Das hier geht in diversen Chatkanälen rum.“
Bei den Grüßern, so die Insinuation, handelt es sich also um Sachsen beziehungsweise Brandenburger. Das stimmt nicht, wie sich leicht herausfinden lässt: Es war eine maltesische Gruppe. Was die Gesten nicht weniger abstoßend macht – aber eben nicht zu einem Beleg für die Umtriebe ostdeutscher Rechtsextremisten. Über den Vorfall hatte das Internet-Magazin „Lonvin Malta“ am 2. September berichtet, und das Posieren als Spaß (“dark sense of humor“) abgetan:

Grotesk wird es, nachdem ein Twitter-User Fröhlich auf die Umstände und die Quelle des Fotos hinweist. Der Journalist antwortet:

„Ich habe nicht geschrieben, dass das Nazis sind. Ihr habe geschrieben, dass deutsch Nazis dieses Foto gerade in ihren Chat ziemlich abfeiern. Nur um diesen Umstand ging es.“

Diejenigen, die den Hitlergruß vor der Auschwitz-Gedenkstätte zeigen, sind also nach Fröhlichs Ansicht nicht unbedingt Nazis – jedenfalls will er das nicht gemeint haben. Wichtig ist für ihn, dass „deutsch[e] Nazis in ihrem Chat“ das Foto herumschicken. Merkwürdigerweise veröffentlicht Fröhlich allerdings keinen Screenshot eines solchen Chats, sondern nur das irgendwo herauskopierte Foto.

Der Fall der Auschwitz-Besucher aus Malta ist nicht der erste dieser Art.
Und sicherlich gibt es Rechtsextremisten in Sachsen und Brandenburg. Die Frage ist, warum Fröhlich keine Recherchen dazu anstellt und veröffentlicht – sondern ein Foto aus dem Netz fischt und mit einem bewusst irreführenden Spin versieht.

10 Kommentare
  • Emmanuel Precht
    6. September, 2019

    «Wichtig ist für ihn, dass „deutsch[e] Nazis in ihrem Chat“ das Foto herumschicken»
    Und genau das macht er ja auch!
    Wohlan…

    Auf diesen Kommentar reagieren

  • hemei
    6. September, 2019

    Irgendeine Hetze muss er für sein Honorar schon liefern und im Moment wird die Nazi-Sau durch das Dorf getrieben. Das ist lächerlich. Ich schätze, in GE gibt es weniger Nazis als in anderen Ländern und die echten Anhänger nationalsozialistischer Ideologie sind nur eine marginale Minderheit. Bezeichnender Weise wird etwas zum Problem erklärt, was es faktisch nicht mehr gibt. Ablenkungsmanöver ?

    Auf diesen Kommentar reagieren

  • Andreas Rochow
    6. September, 2019

    Alexander Fröhlich vom Tagesspiegel ist es, der solche Bilder «geil» findet. Sie illustrieren seine Besessenheit, seine professionelle Nazimanie, kann er sie doch ideal als «Beweis» für die Dringlichkeit seines Aktivismus ausschlachten. Der Tagesspiegel scheint Aktivisten wie ihn gern zu beschäftigen. Er denkt, jede Lüge und jede Verletzung journalistischer Normen ist O.K., wenn man sie als «antifaschistisch» begründen kann. Bei der Berliner Mauer, dem «antifaschistischen» Schutzwall, hat Linksgrün-West das über Jahrzehnte hinweg ja auch geschluckt! Diese Tatsache macht sich Alexander Fröhlich jetzt für seine «Geilhitler»-Propaganda zunutze. Irgendwie stehengeblieben…

    Auf diesen Kommentar reagieren

  • OD
    6. September, 2019

    Bitte sehen Sie sich verschiedene twitter-tweets dieser Art und ihren Verlauf genau an!
    Es wird eine falsche Behauptung (oder eine unscharfe, die gefühlsmäßig in die gewünschte Richtung triggert) in den Raum gestellt … und obwohl recht schnell eine Aufklärung erfolgt (hier, dass es sich um Malteser handelt etc.) wird von bestimmten Leuten immer wieder auf die Lüge am Start referenziert und diese als Fakt hingestellt und damit fast schon zementiert. Das hat nach meinem Eindruck System! Es kommt nur auf die Zahl der pro- und contra-Beiträge an, ob da noch eine Lüge entlarvt wird.

    In manchen Momenten verfolge ich twitter ganz genau – so auch just in den Stunden, als die angebliche Hasenjagd von Chemnitz stattfand. Bereits davor gab es eine ganze Reihe von accounts, die ganz zielgerichtet Gerüchte (nach meinem Eindruck) streuten, um die Proteste zu kriminalisieren. Das erfolgte förmlich selbstverstärkend. So wurde auch dieses Hase-Video trotz mehrfachen Widerspruchs sofort intensivst «promotet». Da gehen einige Journalisten «mit Haltung» der ehemaligen Qualitätspresse und Antifa-Anhängsel offenbar Hand in Hand vor.

    Auf diesen Kommentar reagieren

  • Dr. Wolf Manuel Schröter
    6. September, 2019

    Das sind «Auftragswerke» eines «Willigen»: Nach wie vor besteht das Bestreben der konzertierten Aktionen einer Journaille, Teile Mitteldeutschlands zu diskriminieren, um dem anderen Teil Deutschlands das schwindende Gefühl der «moralischen Überlegenheit per se» zu erhalten. Das alles lässt sich auf eine bereits den Römern bekannte Herrschaftstechnik zurückführen: Divide et impera (Teile und herrsche!).
    Mir tut der Mann (und andere seiner «Berufsgenossen») leid. Es sei denn, er (sie) ist (sind) derart in ihrer Blase gefangen, dass er (sie) die Dinge nicht mehr richtig sehen kann (können). Dann wären solche «Journalisten» aber von vorn herein für den ausgeübten Beruf ungeeignet. Schön, Herr Wendt, dass Sie es denen sagen.

    Auf diesen Kommentar reagieren

  • N.N.
    6. September, 2019

    Die Kommentare der linksgrünroten NICHTDENKER auf der FB-Site dieses Fake-News-Verbreiters (Goebbels lässt grüßen!) und linksgedrehten Demagogen, ist an Abartigkeit und Dämlichkeit nicht zu überbieten.

    Auf diesen Kommentar reagieren

  • bollo
    6. September, 2019

    «Wichtig ist für ihn, dass „deutsch[e] Nazis in ihrem Chat“ das Foto herumschicken. »

    Er schickt das Foto doch selbst herum. Warum glaubt er eigentlich, dass er einen Hauch besser wäre? Er verbreitet es ja nicht einmal im privaten Kreis, sondern will damit richtige Reichweite generieren. Kein Artikel, keine Beweise, keine Anzeige. Um etwas zu dokumentieren, braucht man es nicht veröffentlichen. Das Recherchieren kommt neuerdings nach der Veröffentlichung. Dann schaut er, wer seinen Tweet kommentiert hat und recherchiert über die Personen. Wie praktisch, wenn man das Bildmaterial für solche Kampagnen gratis bekommt. Eigentlich müsste er ja bei dieser Nutzung Lizenzen erwerben. Journalistisch ist es jedenfalls nicht zu rechtfertigen.

    Auf diesen Kommentar reagieren

  • Werner Bläser
    6. September, 2019

    Ich finde nicht, dass das die Frage ist. Denn die Antwort ist ja klar. Dieser Wahrheitsjournalist will ganz bewusst einen falschen Eindruck hervorrufen. Man könnte es auch «lügen» nennen. Und das ist beileibe kein Einzelfall.

    Auf diesen Kommentar reagieren

  • Reiner Hohn
    6. September, 2019

    Lieber hoch-geschätzter verehrter Alexander Wendt, ich weiß, dass ihre Frage rein rhetorischer Natur ist, und jeder/jede (das divers können sich die Umsetzer und “Optimierer“ von Orwells Gedankenwelt in die Haare schmieren) demokratisch-liberal-national Denkende/Denkender die Antwort kennt.

    1. Die rechte Gefahr heraufbeschwören / großschreiben / faken
    2. von der Gefahr der Linksradikalen/Islamisten ablenken, sie klein erscheinen lassen, verharmlosen
    3. von weiteren riesigen Problemen / Gefahren (gelenkte Migration, „offene Tore“, Euro-/Schulden-/Staats-/Eu-/Demokratiekrise ablenken —> Desinformation
    4. spalten („Sachsen“)
    5. diffamieren („Sachsen“)
    6. Gegner der herrschenden Nomenklatura in einen Topf werfen —> Sachsen/Konservative/Kritische —> Nazis!
    7. sozialistische Desaster vergessen machen und schön reden. Heil Sozialismus!
    8. Systemwechsel vorbereiten
      Alles Mittel und Muster, die gut Informierten aus DDR-Zeiten bekannt sind. Jetzt aber noch frecher und ungebremster (und mit noch mehr Doppelmoral, Zynismus und Infamie) und von sehr vielen Schlafwessis nicht ansatzweise erkannt. Unbegreiflicherweise.

    Chemitz-„Hetzjagden» ist ein anderes Beispiel für die gefakte Gefahr von rechts. Menschgemachte (nur von den autochthonen Deutschen, männlich, alt und weiß) Klimakatastrophe ist ein anderes Mittel. Punkt 1 bis 8 (und noch nicht einmal vollständig) in einer endlosen Schleife.

    Auf diesen Kommentar reagieren

  • Andreas Dumm
    8. September, 2019

    Die Besessenheit, mit der Eichhörnchen wie dieser Herr Fröhlich Fake-Nüsse einsammeln, hat m. E. die Grenze zum pathologischen Verhalten längst überschritten.

    Auf diesen Kommentar reagieren

Original: Ostdeutsche Hitler-Grüßer vor der Auschwitz-Gedenkstätte?

Liebe Leser von Publico: Dieses Onlinemagazin erfüllt wie eine Reihe von anderen Medien, die in den letzten Jahren entstanden sind, eine zentrale und früher auch allgemein selbstverständliche publizistische Aufgabe: Es konzentriert sich auf Regierungs- und Gesellschaftskritik. Offensichtlich besteht ein großes Interesse an Essays und Recherchen, die diesen Anspruch erfüllen. Das jedenfalls zeigen die steigenden Zugriffszahlen.
Kritik und Streit gehören zur Essenz einer offenen Gesellschaft. Für einen zivilisierten Streit braucht es gut begründete Argumente und Meinungen, Informationen und Dokumentationen von Fakten. Publico versucht das mit seinen sehr bescheidenen Mitteln Woche für Woche aufs Neue zu bieten. Dafür erhält dieses Magazin selbstverständlich kein Steuergeld aus dem Medienförderungstopf der Kulturstaatsministerin Claudia Roth, kein Geld aus dem Fonds der Bundeszentrale für politische Bildung (obwohl Publico zur politischen Bildung beiträgt) und auch keine Überweisungen von Stiftungen, hinter denen wohlmeinende Milliardäre stehen. Ganz im Vertrauen: Publico möchte dieses Geld auch nicht. Die einzige Verbindung zu diesen staatlichen Fördergeldern besteht darin, dass der Gründer des Magazins genauso wie seine Autoren mit seinen Steuern dazu beiträgt, dass ganz bestimmte Anbieter auf dem Medien- und Meinungsmarkt keine Geldsorgen kennen. Es gibt nur eine Instanz, von der Publico Unterstützung annimmt, und der dieses Medium überhaupt seine Existenz verdankt: die Leserschaft. Alle Leser von Publico, die uns mit ihren Beiträgen unterstützen, machen es uns möglich, immer wieder ausführliche Recherchen, Dossiers und Widerlegungen von Falschbehauptungen anzubieten, Reportagen und Rezensionen. Außerdem noch den montäglichen Cartoon von Bernd Zeller. Und das alles ohne Bezahlschranke und Abo-Modell. Wer unterstützt, sorgt also auch für die (wachsende) Reichweite dieses Mediums.
Publico kann dadurch seinen Autoren Honorare zahlen, die sich nicht wesentlich von denen großer Konzernmedien unterscheiden (und wir würden gern noch besser zahlen, wenn wir könnten, auch der unersetzlichen Redakteurin, die Titelgrafiken entwirft, Fehler ausmerzt, Leserzuschriften durchsieht und vieles mehr).
Jeder Beitrag hilft. Sie sind vermutlich weder Claudia Roth noch Milliardär. Trotzdem können Sie die Medienlandschaft in Deutschland beeinflussen. Und das schon mit kleinem Einsatz. Der Betrag Ihrer Wahl findet seinen Weg via PayPal – oder per Überweisung auf das Konto 
(Achtung, neue Bankverbindung!) A. Wendt/Publico DE88 7004 0045 0890 5366 00, BIC: COBADEFFXXX
Dafür herzlichen Dank.

Die Redaktion