Wochenrückblick: Kostümball mit Stauffenberg
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Von Alexander Wendt / / politik-gesellschaft / 22 min Lesezeit
Aus unbekannten Gründen hatte sich Angela Merkel entschieden, ihre Podcast-Worte zum 75. Jahrestag des Attentats auf Hitler schon ein paar Tage vor dem 20. Juli zu senden. Wer es für unmöglich hält, dass sie es dort schaffte, den rhetorischen Bogen von Stauffenberg über den Kampf gegen Rechts bis zur Digitalisierung und NGOs zu schlagen, der unterschätzt die Kanzlerin eben noch immer.
„Dieser Tag ist uns Erinnerung nicht nur an die Akteure um Claus von Stauffenberg“, so Merkel, _„sondern an alle, die sich der Herrschaft des Nationalsozialismus entgegengestellt haben. Und glücklicherweise gab es davon viele Menschen.“
_
Möglicherweise sogar unter dem Motto „#Wir sind mehr“? Bis jetzt galt es gesicherte Geschichtsschreibung, dass sich dem Nationalsozialismus nur sehr wenige entgegengestellt hatten; es waren wenige wie bei allen Unternehmungen, deren Teilnehmern Folter und Hinrichtung drohen. Der Kreis der Mitwisser um das Attentat vom 20. Juli war winzig, anderenfalls hätte es gar nicht stattfinden können.
Von der Umschreibung der NS-Geschichte, in der also viele Widerstand leisteten, geht es im Podcast flugs zum Kalenderblattsatz aus Kanzlerinnenmund: „Nur wenn wir die Vergangenheit verstehen, können wir eine gute Zukunft bauen.“ Möglicherweise ist ja ein Gutes-Zukunfts-Gesetz in Berlin schon in Arbeit.
Aber erst einmal folgt die Einblendung des nicht ernsthaft als Frage gemeinten Fragesatzes:
„Wie wichtig ist der Bundesregierung der Kampf gegen den Rechtsextremismus?“
Selbstredend so wichtig, dass ab diesem Moment praktisch nichts anderes mehr vorkommt:
_„Auch wir sind heute verpflichtet, allen Tendenzen entgegenzutreten, die die Demokratie zerstören wollen. Dazu gehört der Rechtsextremismus.“
_
Was gehört noch dazu? Immerhin gab es 2016 auch ein islamistisches Attentat in Berlin mit 13 Todesopfern, und mehr als ein Dutzend geplante und erst im letzten Moment verhinderte islamistische Anschläge. Diese Tendenz oder der Linksextremismus zählen zumindest in Merkels Ansprache nicht zu den Demokratiegefährdungen.
Dann folgt ein veritabler Sprung nach vorn, der möglicherweise vielen Kanzlerinnenpodcasthörern in dem gleichförmigen Redefluss gar nicht auffällt:
„Der schreckliche Mord an Walter Lübcke, dem Kasseler Regierungspräsidenten, führt uns vor Augen, wie wichtig es ist, diejenigen zu unterstützen, die auf lokaler Ebene oder anderen Ebenen Verantwortung übernehmen, egal ob als Politiker oder in Nichtregierungsorganisationen in der gesamten Gesellschaft.“
Von Stauffenberg und dem Attentat auf Hitler über die vielen Menschen, die sich dem Nationalsozialismus entgegengestellt haben, geht es also mit kurzen Zwischenhalten bei Rechtsextremismus und dem Mord an Lübcke in eine scharfe argumentative Kurve. Einen politischen Mord und überhaupt politische Gewaltakte in einer Demokratie verurteilt fast jeder. Wer es nicht tut, gesellt sich zu den extremistischen Rändern. Aber die Verurteilung politischer Kriminalität führt, egal, wie es eine Regierungschefin dreht und wendet, noch lange nicht zu einer ganz allgemein eingeforderten Unterstützung für Politiker und NGO-Aktivisten. Wer den Mord an Lübcke zu Recht verurteilt, musste mit seinen politischen Ansichten trotzdem nicht einverstanden sein, auch postum nicht.
Wie sollte die Unterstützung aller für alle Verantwortungsträger auch praktisch aussehen? Vorstellungen von Politikern divergieren schon zwischen Politikern der sächsischen CDU und linken Sozialdemokraten erheblich, vom Abstand zwischen AfD und Grünen gar nicht zu reden. Und Nichtregierungsorganisationen gibt es einige. Manche davon finden sich auch in Verfassungsschutzberichten. Mit der exklusiven Nennung von Rechtsextremismus als Demokratiebedrohung macht Merkel aber schon im Subtext klar, ohne es auszusprechen, wer dann für sie eben nicht mehr zu denjenigen zählt, die „Verantwortung übernehmen“.
Darüber hinaus wird das gar nicht mehr so überraschende Gesellschaftskonzept der Kanzlerin deutlich. Bei ihr kommen gar keine unterschiedlichen und sogar unvereinbaren politischen Standpunkte inklusive Streit vor, sondern nur noch die Forderung, „diejenigen, die Verantwortung übernehmen“, zu „unterstützen“. Darin scheint für Merkel die eigentliche Aufgabe von Bürgern zu liegen.
Von da aus geht es im Schweinsgalopp weiter zum Digitalzeitalter, denn zum Kampf gegen Rechtsextremismus im Geiste Stauffenbergs „müssen wir natürlich unsere Sicherheitsorgane gut ausstatten“. Dazu gehört „der Pakt für den Rechtsstaat, um Digitalisierung auch unserer Staatsanwaltschaften und Gerichte voranzubringen“.
Wer dem Kanzlerinnenpodcast lauscht, kann von Glück sagen, dass nicht noch irgendein Zuarbeiter seinen Textbaustein zur CO2-Vermeidung in die Stauffenberg-Presswurst gequetscht hat.
Ganz nebenbei: Seit wann sind Gerichte eigentlich „Sicherheitsorgane“? Und als zweiter Einschub: Mit wem schließt der Staat, der ja per se für die Ausstattung der Justiz zuständig ist und dazu das Geld der Steuerzahler bekommt, eigens einen „Pakt“ für die Erfüllung seiner Aufgabe?
Mit derlei Sophistereien hält sich Merkel nicht auf, denn jetzt geht es im thematischen Schweinsgalopp – von Stauffenberg, Lübcke-Mord, Unterstützung von Politikern und NGOs und zur Digitalisierung – zur „Zivilgesellschaft“ und einer „Präventivstrategie gegen Extremismus“. Für die wiederum, so Merkel, „gibt es wichtige Programme wie ‚Demokratie leben’.“ Dieses Geldverteilungsprogramm des Bundes existiert seit 2015, für 2019 gibt es ein Budget von 115,5 Millionen Euro. Wer genauer in die Liste der Empfänger* schaut, entdeckt als geförderte Organisationen unter anderem die aus Ankara gelenkte türkische Religionsgemeinschaft** DITIB, den „Zentralrat der Muslime“, dessen Mitglieder teilweise ideologisch an die radikalen Muslimbrüder andocken, mehrere islamische Landesgemeinden, natürlich auch viele andere Organisationen, darunter auch solche, die Islamismus bekämpfen. Irgendwie ist, ganz im merkelschen Geist, fast alles dabei. Beim Klick auf die Seite von „Demokratie leben“ grüßt ganz oben wiederum Merkels Podcast zu Stauffenberg-Lübcke, Digitalisierungspakt und Bundesprogramm. Daneben gibt es noch einen Film, in dem der Bielefelder Konfliktforscher Andreas Zick erklärt:
„Radikalität entsteht in der Mitte der Gesellschaft.“
Sollte nicht eben diese Mitte laut Merkel gerade Politiker und NGOs im Namen der guten Sache unterstützen? Und: Wenn schon die Mitte radikal kontaminiert ist, was hilft dann gegen Radikalität?
Egal. In Merkels Welt beauftragen jedenfalls nicht Bürger die Politiker und beleihen sie dafür mit Macht auf Zeit. Sondern Politiker „und Nichtregierungsorganisationen“ fordern die Unterstützung der unter latentem Radikalitätsverdacht stehenden Bürger ein und halten immer schon die passenden Pakte, Pakete und Programme bereit, die definieren, was gut ist.
So routiniert wie die Kanzlerin fledderte bisher noch kein bundesdeutscher Regierungschef die Männer und Frauen des 20. Juli 1944. Und das nicht zum ersten Mal. Auf ihrer letzten Pressekonferenz vor der Sommerpause am 20. Juli 2018 verkündete sie ebenfalls eine historische Neujustierung: _„Diese Pressekonferenz findet am 20. Juli statt. Der 20. Juli ist nicht irgendein Tag in der deutschen Geschichte. Viele Menschen haben ihr Leben für Europa, für ein gemeinsames Europa gelassen.“
_
Stauffenberg und die Seinen waren also irgendwie auch Wegbereiter der EU. Mit ihrer Rhetorik macht sich die Kanzlerin in einem historischen Kostümball praktisch zur Testamentsvollstreckerin, eigentlich aber zur direkten politischen Erbin der damaligen Verschwörer gegen Hitler. Wessen Wiedergänger dann Leute wie Alexander Gauland und Hans-Georg Maaßen sind, die Merkel aus dem Kanzleramt wünschen, muss die Regentin nicht eigens ausführen.
Ein dialektischer Witz besteht darin, dass tatsächlich eine untergründige Verbindung zwischen Merkels Bild einer von oben formierten Gesellschaft und dem damaligen Kreis um Stauffenberg besteht. Stauffenberg, Treskow, Stülpnagel und andere waren wohl keine Demokraten, sondern eher Befürworter einer ständischen Gesellschaft. Vermutlich wären sie keine Unterstützer der heutigen Bundesregierung gewesen. Als fähige Militärs wussten sie, dass der Krieg für Deutschland verloren war, und dass es nur noch darum ging, das massenhafte Blutvergießen zu beenden. Als das Attentat auf Hitler in Rastenburg stattfand (und fehlschlug), standen nicht nur US- und britische Truppen schon in Frankreich. Am 22. Juni 1944 hatte die sowjetische Operation Bagration begonnen, in der die Heeresgruppe Mitte binnen Wochen zerschlagen wurde. Vom Sommer 1944 bis zum Mai 1945 starben etwa so viele Soldaten auf den Schlachtfeldern wie in den Kriegsjahren seit 1939. Die Brüder Stauffenberg und andere waren Nationalkonservative im Wortsinn: Sie hofften, Deutschland noch im letzten Moment erhalten zu können. Mehr als eine wilde Hoffnung hegten sie ohnehin nicht. „Das Attentat“, so Henning von Tresckow, „muss erfolgen, coûte que coûte.“
Helden – zumal noch Helden der Vergangenheit – sind meist nicht nach dem Bild der Freiheitlich-Demokratischen Grundordnung geformt. Das sagt nichts gegen die Freiheitlich-Demokratische Grundordnung, sondern folgt der zutreffenden Feststellung Bertolt Brechts, dass es keine guten Zeiten sind, in denen ein Land Helden nötig hat. Ihre Demokratieferne wurde den Attentätern in der Bundesrepublik lange Zeit aus sicherer Entfernung vorgeworfen. Dazu schrieb der Autor Karl Heinz Bohrer in der ZEIT:
„Was besonders ins Auge springt, ist die Naivität: Inwiefern wird die Bereitschaft, sein Leben dafür zu opfern, dass eine Verbrecherclique verschwindet, politisch-moralisch dadurch infrage gestellt, dass man nicht das richtige, sozusagen bundesrepublikanische Bewusstsein hatte? Vermutlich ertragen die Kritiker nicht, dass es zur Zeit ihrer Nazi-Vorfahren mutige Deutsche gegeben hat.“
Genau diese Differenz über die Zeit hinweg zwischen Stauffenberg und der Gegenwart wäre ein produktives Thema für einen Kanzler (oder Kanzlerin) gewesen. Es wäre um Ambivalenz gegangen.
In dem wer-nicht-hüpft-ist-ein-Nazi-Land des Jahres 2019 ist dieser Begriff bei seinen neoautoritären Politikern wahrscheinlich verhasst wie kaum ein zweiter.
24 Kommentare
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Jörg Plath
22. Juli, 2019Der Podcast zeigt ihre erschreckende Unbedarftheit und Einfältigkeit. Historisches Wissen? Wozu? als mächtigste Frau repräsentiert man einfach. «Sicherheitsorgane» entlarvt sie im Übrigen als DDR-Gewächs.
Johannes Streck
22. Juli, 2019Die «Sischerheitsorgoane» sind mir ooch unangenähm uffgefoalln.
Michael Hoffmann
23. Juli, 2019Ich möchte an ihren Kommentar zur den angeblichen Hetzjagden in Chemnitz erinnern. Da sprach sie auch von «Zusammenrottungen.» Ein Begriff, den sie neu in die Debatte eingeführt hat, denn ein Wessi konnte bis dahin nichts damit anfangen. Sie hat Ihre DDR-Sozialisation eben noch nicht überwunden. Ist ja auch nicht nötig, wie wir feststellen müssen, sondern ihrer Karriere eher förderlich. Was nicht gerade für die Intelligenz des deutschen Volkes spricht.
Helene
22. Juli, 2019Hervorragend! Danke.
Libkon
22. Juli, 2019Dem kann ich mich voll anschließen. Der Artikel von Herrn Wendt ist eine ECHTE Analyse, denn er seziert sorgfältig Stück für Stück, wer Frau M. wirklich ist. Die Analyse ist atemberaubend. Hier sehe ich erstmalig den Kaiser, äh, Pardon, die „Kaiserin“ (als solche fühlt sie sich sicherlich) „ohne Kleider“. Ihre Redewendungen und ihr Wortschatz zeigen eine überzeugte Sozialistin.
Eine wirklich echte Demokratie dürfte ihr eher fremd sein, wie ihre Worte verrieten. Dass sie damals zur CDU kam, war wohl eher dem Zufall geschuldet, bevor wir begriffen, dass sie unser aller Schicksal wurde und uns seit dem politisch entscheidend lenkt.
hemei
22. Juli, 2019Noch eine Anmerkung: «Verantwortung übernehmen» ist eine euphemistische Beschreibung für «Macht erhalten». Wo und für was übernimmt Merkel z.B. Verantwortung? Verantwortung übernehmen heißt auch für meine Fehler und verursachten Schäden
gerade zu stehen, die Folgen zu tragen. Welcher Politiker macht das?
Benjamin B.
22. Juli, 2019Meine Meinung zu diesem Artikel: Er ist so gut, dass ich gar nicht anders kann, als mein Konto aufzusuchen und einen Unterstützungsbeitrag zu überweisen.
Wie kann man nur so viel geistlosen Stuss (Geschwurbel) daherreden wie diese Frau an der Spitze Deutschlands und Europas? Und sie kommt immer wieder damit durch, das ist ja das Irre.
Johannes Streck
22. Juli, 2019Aber warum ist das so? – «Ich lege hier für den Fall meines Todes das Bekenntnis ab, daß ich die deutsche Nation wegen ihrer überschwenglichen Dummheit verachte, und mich schäme, ihr anzugehören.» – Arthur Schopenhauer – Die Kunst zu beleidigen
Alexander Peter
22. Juli, 2019Welches historische Verständnis Frau Merkel hat, ist ungewiß.
Fest steht, daß die «Männer und Frauen des 20. Juli» zunächst den kleinsten gemeinsamen Nenner des offiziellen Gedenkens an den Widerstand hierzulande gegen das nationalsozialistische Regime bildeten.
Das Gedenken an den kommunistischen Widerstand war ja sozusagen maßgeblich auf das Gebiet der ehemaligen DDR beschränkt.
Was Stauffenberg und seine Mitverschwörer eigentlich am 20.Juli 1944 genau wollten, wie sie sich Deutschland ohne Hitler vorstellten, interessiert die heutige Politik natürlich nicht.
Hier geht es vor allem, ihre Textbeispiele aus Merkels Podcast belegen es, um die kleine Münze heutigen politischen Kapitals.
Es wäre sicher aufschlussreich, die Gedenkansprachen der Politiker aus den vergangenen Jahren aus Anlaß des «20.Juli» einmal näher zu betrachten.
Dass Frau Merkel (oder ihre Redenschreiber) bei diesem Anlaß en passant die gewünschte Rolle des «Souveräns» definiert – Arbeiten, «Haltung zeigen», ansonsten Mund halten, Steuern zahlen und Wählen gehen (damit die Stimme dann «mal weg ist»?) macht die Sache nicht besser.
Überaschend ist diese Haltung der Kanzlerin jedoch nicht; auch ihre Haltung gegenüber dem Parlament ist hinlänglich bekannt.
Fatalerweise arrangiert sich die große Mehrheit der Abgeordneten jedoch mit dieser Einstellung.
Rasio Brelugi
22. Juli, 2019Wir sollen die Kanzlerin nicht unterschätzen? … Der war gut! Diese Kanzlerin kann man gar nicht unterschätzen. Wer war denn der Rede-Schreiber? Nichts stammt von ihr! Weder die Rede, noch die «Flüchtlings»-«Politik» (die ihr letztlich von der Soros-Marionette Gerald Knaus diktiert wurde). Diese Frau ist eine Intrigantin und ein inhaltlicher Seismograph für DIE politischen Inhalte, wo sie mächtige Unterstützung erfährt. Da schwimmt sie dann wie ein Korken obenauf. Ob diese Unterstützung Honnecker heißt oder die CDU der Jahrtausendwende ist oder rot-grüne Mehrheits-Relotius-Presse oder NGOs – das ist ihr gleich.
Johannes Streck
22. Juli, 2019Jo mei, die Kanzlerin, über deren Charakter ist doch schon längst alles gesagt…
Aber zum 20. Juli: Reichlich spät, denn erst
elf Jahre nach der „Machtergreifung“,
zehn Jahre nach der „Nacht der langen Messer“ für die SA-Führung,
sechs Jahre nach der „Reichskristallnacht“,
fünf Jahre nach Kriegsbeginn mit Massenexekutionen
drei Jahre nach Einführung des „Judensterns“,
aber – komisch – nur wenige Wochen nach der am 06.06.1944 geglückten Landung „Overlord“ der Westalliierten in der Normandie bzw. nach dem Beginn der erfolgreichen sowjetischen Operation „Bagration“ am 22.06.1944 im Mittelabschnitt der deutschen Ostfront wurde ein kriegsversehrter Offizier mit nur noch einem Auge und drei Fingern auserwählt zur Aktion: „Der Führer muß weg.“ Und dieser Mann, dessen Beruf Bomben und Granaten waren, tat nur die Hälfte des Explosivstoffes in die berühmte Aktentasche unter dem Kartentisch. Stunden nach dem Attentat sollte er dann in Berlin ein militärisches Notstandsprogramm mit in Gang setzen.
Kann es sein, daß man den „Führer“ deswegen auf einmal nicht mehr mochte, weil er den Krieg verlor?
Jens Richter
23. Juli, 2019Fein zusammengefasst. Denen ging es nur um die Rettung ihrer Firma, deren Insolvenz bevorstand. Auschwitz und Treblinka kümmerten sie überhaupt nicht. Die Herren Widerständler hatten sogar eine eigene Endlösung der Judenfrage in petto: Deportation nach Kanada. Aber sie eigenen sich sehr gut als Alibi für die Otto Normalvergaser: das waren hohe Offiziere, die hatten doch ganz andere Möglichkeiten, wir doch nicht. Wir konnten gar nicht machen etc pp ad nauseam.
Thomas Jacobs
22. Juli, 2019Dieses im Detail undifferenzierte, geschichtsklitternde «Geschwalle» der Kanzlerin entspricht doch genau ihrer linienlosen, amorphen Politik, der es an festem, planendem Gestaltungswillen mangelt! Sie reproduziert eben die «Politikblasen» und «Denkquallen», die gerade en vogue sind, denen es aber, offensichtlich wie der Kanzlerin selbst, an Hintergrund- , Detailwissen und geistigem Fundament mangelt! «Denk ich an Deutschland in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht!»
Andreas Reuter
22. Juli, 2019Den Ex – DDR- Bürgern sind die Merkel’schen Worthülsen noch aus den Gestammelten Werken des saarländischen Dachdeckers in (un)guter Erinnerung.
Jan
22. Juli, 2019Dazu kommt noch der falsche Genitiv am Anfang («diesen Jahres») und die einzigartig sinnfreien und infantilen Texteinblendungen bei gleichzeitig kaltschnäuzig-emotionslosem Vortragsstil, insgesamt ein Kunst- und Machwerk von Loriotschen Dimensionen.
– Die absurde Auswahl der Assoziationen und Gedanken, z. B. wenn ich zweieinhalb Minuten Zeit habe, über Stauffenberg und das Hitler-Attentat das Wichtigste zu sagen, lande ich (bzw. landet sie) zwangsläufig bei der «Digitalisierung der Gerichte» ect. etc.
Pan Tau
22. Juli, 2019Die Frage, wie eine Kanzlerin soviel Stuss von sich geben kann, hat sich ja schon des öfteren gestellt. Die schlichte Antwort, die ich mir dann immer erteile, lautet: die, die sich wundern, gehen von der Prämisse aus, daß sie den Adressaten für voll nimmt. Das tut sie als SED-Töchterchen aber nicht. Sie macht es so wie ihre Presse: sie betreut und bindet mitunter auch mal einen Bären auf, und auch da weiß sie: Eltern dürfen gegenüber ihren Kindern zur Not lügen.
Das Zitat von Brecht passt hervorragend.
Sebastian Wohlfarth
22. Juli, 2019These: «Unglücklich das Land, das keine Helden hat. – Antithese: «Unglücklich das Land, das Helden nötig hat.»
Synthese: Unglücklich das Land, das Helden nötig hat und keine hat.
caruso
22. Juli, 2019Es wäre höchste Zeit, daß A.M. abtritt. Sage ich frech, denn ich bin keine Deutsche. Aber Ds Politik, die weit überwiegend aus A.Ms. Politik besteht, beeinflußt die Politik ganz Europas. Nicht immer gut, um es sehr gelinde auszudrücken. Ich glaubte, von A.M. überrascht mich nichts mehr. Ich irrte. Diese Geschichtsklitterung habe ich nicht erwartet. Daß sie wahrscheinlich in der «DDR» lernte, wie groß der dt. Widerstand gegen Hitler war, geschenkt. Aber daß sie auch heute noch imstande ist so etwas zu sagen, bedeutet für mich, daß sie seit ihrer Unizeit nichts über die dt. Zeitgeschichte gelesen hat. Das wäre für einen Menschen ihrer Position ein riesengroßes Armutszeugnis. Die andere Möglichkeit wäre, sie hat das eine oder andere gelesen, aber sie glaubt es nicht. Aus welchen Gründen immer. Jedenfalls ist das, was sie diesbezüglich sagte, nicht nur für sie selbst eine Schande sondern auch für D. Denn sie ist die Kanzlerin.
lg
caruso
Herbert Dietl
23. Juli, 2019In welcher geistigen Tradition sich diese Frau mit den Verfechtern der Vereinigten Staaten von Europa befindet:
Der Kunsthistoriker und Stabsoffizier Udo von Alvensleben schrieb am 19. Mai 1940 in sein Tagebuch
«Oberst Schmund vom Stab Hitlers entwickelte uns dessen politische Ziele: Vereinigte Staaten von Europa unter Deutschlands Führung».
Quelle: Udo von Alvensleben, Tagebuch im Kriege, Ullstein, Frankfurt/M, Berlin, Wien, (1979) S. 66
ISBN 3-548-03578-7
Jens Richter
23. Juli, 2019Nach dem Zusammenbruch einer Diktatur reklamieren immer unzählige Deutsche ihre Tätigkeit im Widerstand. Mit Eike Geisel (Die Wiedergutwerdung der Deutschen) dürfen wir uns wundern, warum dann nicht die Nazis in den Gefängnissen saßen und die Juden frei waren. Stauffenberg und seine tapferen Mannen konnten zwar fast ganz Europa in Schutt und Asche legen, aber ohne Führerbefehl konnten sie nicht einmal ein Bömbchen richtig platzieren. Da zitterten ihnen die Hände. Was wohl der Führer dazu sagen würde? Die Deutschen haben keinen Humor, sie sind Humor.
Michael Hoffmann
23. Juli, 2019Danke, Herr Wendt, daß Sie die Zitate hier wörtlich wiedergeben. Mittlerweile höre ich mir Frau Merkel nicht mehr an, sondern lese ihre Einlassungen nur noch. Ihr Erfolg speist sich nämlich auch aus ihrer sprachlichen Suggestionswirkung. Man bekommt bei dem Geschwurbel gar nicht mit, was sie eigentlich sagt. Die Worte erreichen den Verstand nicht, sondern bleiben auf der Gefühlsebene hängen. Erst, wenn man ihre Reden liest, wird das ganze Ausmaß der inhaltlichen und sprachlichen Katastrophe deutlich. Aber wie sagte Gerhard Polt schon so treffend: «Im Grunde seines Wesens ist der Mensch [vorrangig der deutsche] ein Gefühlsmensch, ein Gefühlswesen, und die Gedanken können einem am Arsch lecken.»
Arnd Berlinghaus
23. Juli, 2019Habe mich gerade gefragt, warum man in den Medien eigentlich nichts mehr hört vom Angriff auf den Bürgermeister von Hockenheim hört … hängt es etwa damit zusammen, dass der Täter aus Sicht der Medien der „falsche“ ist? Er soll nämlich ein „nordafrikanisch-arabisches Erscheinungsbild“ haben … würde es sich um einen „Rechten“ handeln, gäbe es bestimmt einen ARD-Brennpunkt und Erwähnung im Podcast
https://m.faz.net/aktuell/politik/inland/hockenheim-oberbuergermeister-gummer-auf-intensivstation-16290963.html?GEPC=s2
Immo Sennewald
24. Juli, 2019Die hanebüchene «Presswurst» – Zutaten aus der Phrasendreschmaschine, in Worthülsen verpackt – lässt nur ein Ziel deutlich erkennen: Das Netzwerk der politschen Korruption, das die Kanzlerin samt dienstbaren Polibürokraten und Medien erschaffen hat, soll unter einem Banner geeint werden: dem Machterhalt. Wessen Meinungen, Argumente, Verweise auf katastrophale Folgen ihrer Politik dagegen stehen, wird als «rechtsextrem» verdächtigt und denunziert. Dem Heer der Nutznießer verspricht das Elaborat Wohlfahrt übers absehbare Ende ihrer Kanzlerschaft hinaus. Sie darf sich sicher wähnen, künftigen rot-rot-grünen Bündnissen mit absehbar totalitären Impulsen den Boden bereitet zu haben. Den «Textbaustein zur CO2-Vermeidung» kann sie sich diesmal sparen: Die Hüpfkollektive ihrer jungen Garden werden in Treue fest zur Klimafahne halten, bis die Realität ihnen mit voller Härte entgegen schlägt. Dann werden sie nicht mehr auffindbar sein, und der eine oder die andere Held*in entdeckt stolz ihren seit je verspürten inneren Widerstand. Déjà vu: «Das Vergangene ist nicht tot, es ist nicht einmal vergangen» (William Faulkner).
Danke, lieber Alexander Wendt, dass Sie das mit ihrer Analyse verdeutlichen.
Günther Müller
3. August, 2019Vom 20. Juli bleibt nicht viel wenn man noch die Äußerungen der Personen um Stauffenberg und ihm selbst lesen kann, soweit die ANTIFA diese Dokumente nicht längst vernichtet hat. Mein Großvater hatte Bewunderung für den Böhmischen Gefreiten, da dieser so klug gewesen sei, seine Widersacher allesamt im Generalstab gleich neben der Reichskanzlei untergebracht zu haben.
Nicht nachvollziehbar sei aber, wie so gefestigte freiheitsliebende Antinazis es geschafft haben, dennoch vom Leutnant zum Obristen oder vom Oberstleutnant zum Feldmarschall befördert zu werden ? Trotz oder gerade wegen des ständigen Widerstandes.
Weiß man aber, daß fast allen großzügige Lehen auf polnischem Gebiet für die Nachkriegszeit zugesichert worden waren, wird verständlich weshalb das Attentat nicht 1938 sondern erst 1944 stattfand, als Polen von den Russen, dank großzügigster Materiallieferungen durch die USA, überrollt wurde und die Lehen drohten verlorenzugehen.