Der Absteiger kommt
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Die SPD trennte sich von allem Altmodischen. Ihr Los ist kein Einzelschicksal. Kevin Kühnert sollte die Partei auf den letzten Metern führen
Von Alexander Wendt / / politik-gesellschaft / 43 min Lesezeit
Die SPD zerfällt in zwei Flügel: den ihrer Ex-Vorsitzenden, und den ihrer Mitglieder, denen noch eine Chance bleibt auf das schönste Verweseramt neben dem Papst (so etwa F. Müntefering). Es handelt sich um eine Partei, die sich im Streit zerfleischt, was die Bordkapelle spielen soll, während das Vorschiff schon unter der Wasserlinie steht.
Alle Scherze über die SPD sind gemacht. Trost bietet den Sozialdemokraten nur die Gewissheit, dass sie kein Einzelschicksal erleiden. Die französischen Sozialisten pulverisierten sich bei der letzten Parlamentswahl selbst. Die tschechischen Sozialdemokraten schrumpften zu einer Kleinpartei mit einem Stimmenanteil von gut sieben Prozent; Ungarns Sozialisten halbierten ihren Wähleranteil, Israels Arbeiterpartei holte bei der letzten Knesset-Wahl gerade fünf Prozent. Bei all diesen sozialistischen bis sozialdemokratischen Formationen handelte es sich noch vor 20 Jahren um politisch prägende Kräfte ihrer Länder. Vor 21 Jahren überzeugte Gerhard Schröder mehr als 40 Prozent der deutschen Wähler, 21,5 Millionen in absoluten Zahlen.
Da „das Elend der SPD“ (423 000 Google-Treffer per 3. Juni), wie es in Berlin Mitte heißt, abkommentiert ist, und zwar vollumfänglich schon mindestens seit dem vorletzten Vorsitzenden, bleibt dem Chronisten nichts anderes übrig, als eine private Geschichte zu erzählen.
Mein Großvater war nie Mitglied der SPD. Aber er gehörte zu dem Milieu, das die Sozialdemokratie vertreten hatte, und das umgekehrt dafür sorgte, dass sie bis 1933 und im Westen nach 1949 eine kritische Größe behielt. Von 1918 bis 1970 arbeitete mein Großvater als Elektriker. Nicht als Handwerker, sondern als Werkselektriker im Agfa-Farbfilmwerk Wolfen. Selbst in den Zeiten der Weltwirtschaftskrise, 1929, als sein Betrieb ihn vorübergehend nicht mehr beschäftigen konnte, fand er eine vorübergehende Anstellung bei Bergmann-Borsig in Berlin, bevor er zu Agfa zurückkehrte. Facharbeiter wie er kannten ihren Wert. In seinem Dorf, aus dem er zur Arbeit pendelte, gehörte er zu den Aufsteigern. Er verdiente deutlich mehr als die Landarbeiter. Zusammen mit meiner Großmutter, die als Hauswirtschafterin bei wohlhabenden Leuten arbeitete und sich später um ihre eigenen Kinder kümmerte, war er der Büchergilde Gutenberg beigetreten, einem Buchclub, der es sich zum Ziel gesetzt hatte, Literatur durch große Auflagen preisgünstig und damit populär zu machen. In ihrem Bücherschrank standen unter anderem Thomas Manns „Buddenbrooks“, Gottfried Kellers „Grüner Heinrich“ und Jeremias Gotthelfs „Schwarze Spinne“ (ein Buch, das mich als neugierigen Jungen, der sich ausgerechnet diesen Band herausangelte, beim Lesen in eine Art Duldungsstarre aus Grusel und Spannung versetzte). Über dem Sofa hing ein guter Kunstdruck von Vermeers Briefleserin, dessen Original zur Dresdner Gemäldegalerie gehört. Für meinen Großvater, Jahrgang 1905, Volksschüler, verstand sich das Prinzip des Aufstiegs durch Bildung mehr oder weniger von selbst. Der Grüne Heinrich half ihm nicht beim Verlegen von Elektroleitungen. Aber das beherrschte er sowieso. Die Bücher, die Vermeer-Kopie, der gute Anzug am Sonntag, das alles stellte für ihn einerseits einen Wert für sich dar, anderseits eine Art Aussichtsplattform auf die Gesellschaft. Von dort aus konnte er den Wert eines gebildeten Facharbeiters als Typus taxieren. Er verglich sich mit den Bürgern und sah, dass er dabei nicht schlecht abschnitt. Genau dieses Ziel einer Plattform verfolgten die Sozialdemokraten damals auch mit den Volksbibliotheken und Arbeiterbildungsvereinen.
Den Grundsatz, sich kulturell nach oben zu orientieren, hätte mein Großvater, wenn überhaupt, mit der Gegenfrage kommentiert: Wohin sonst?
Die Farbfilme aus Wolfen markierten damals den weltweit höchsten Standard. Die Sicherheit, etwas für sich erreicht zu haben, verband sich mit dem Stolz auf eine führende Industrie. Beides begründete ein ausgeprägtes Arbeitsethos. Selbst am 20. April 1945, dem Tag, als gegen Mittag amerikanische Panzer in sein Dorf rollten, war er morgens wie immer in den Zug gestiegen und zur Arbeit gefahren. Er verließ gegen sechs Uhr das Großdeutsche Restreich, um am späten Nachmittag in die amerikanische Besatzungszone zurückzukehren. Das Werk, in dem er arbeitete, das vermutete er richtigerweise, würde den Epochenbruch überleben.
Es lässt sich nicht ohne weiteres feststellen, wie weit dieser Aufstiegswille vorhielt. Vielleicht bis in die siebziger Jahre, möglicherweise in einigen Ausläufern noch weiter. Einen solchen Ausläufer bildete das sozialdemokratische Milieu Ostdeutschlands, das sich gewissermaßen in der DDR eingekapselt hatte, um nach dem Mauerfall festzustellen, dass die SPD, die man sich dort vorstellte, nicht mehr existierte. Gerade eingetretene Genossen aus Leipzig und Erfurt lasen das damals ganz frische Parteiprogramm von drüben, in dem nichts mehr von sozialem Aufstieg stand, sondern unter anderem der Satz: „Wer die menschliche Gesellschaft will, muss die männliche überwinden.“
Die meisten Ost-Frauen, auch diejenigen, die in die SPD gegangen waren, hatten gegen männliche Gesellschaft nichts einzuwenden. Sie definierten Emanzipation auch anders als nach dem Ausbreitungsgrad des Binnen-I, der Doppelnamen und der Frauenbeauftragten.
Mein Großvater war schon in den frühen achtziger Jahren gestorben. Ihm musste also niemand erklären, wie zurückgeblieben er mit seinem Aufstiegsdenken und seinem Statusstolz war. Der Leipziger Schriftsteller Erich Loest, Jahrgang 1926, versuchte nach 1990, die SPD wieder an ihre Wurzeln zu erinnern. Von ihm stammte der Satz: „Das Sozialdemokratischste sind die städtischen Bibliotheken, gefolgt von der Fußballmannschaft zweiten Grades.“ Die führenden modernen westdeutschen SPD-Genossen (es gab kaum andere) blickten mitleidig auf den Sonderling.
Die Argumentation, warum die Interessenvertretung von Arbeitern, Bauleuten und Handwerkern heute keinen politischen Sinn mehr ergibt, geht innerhalb und außerhalb der SPD ungefähr so:
Erstens soziologisch – eine Arbeiterklasse in diesem Sinn existiere gar nicht mehr, bestenfalls in Restbeständen, ein stolzer Facharbeiteradel erst recht nicht.
Zweitens identitätspolitisch: Bei der Aufstiegsorientierung handle es sich um eine heikle Angelegenheit, zumal, wenn sie von weißen Männern gehegt wird, die auch noch stolz auf ihr Land und dessen Industrie sein wollen. Denn sie begreifen einfach nicht, dass nach der Doktrin der links von der Mitte und darüber hinaus flächendeckend dominanten intersektionellen Linken eine Berliner Staatssekretärin mit fünfstelligem Monatsgehalt, eingewanderten Eltern und muslimischem Selbstmarketing als Opfer der Gesellschaft zu gelten hat, wenn sie auf einem Inlandsflug von der Stewardess ‚tea or coffee’ gefragt wird, während ein autochthoner Arbeiter, der bei 1800 Euro Monatsbrutto 135 Euro Steuern zahlt, tunlichst seine Privilegien als weißer Mann checken sollte.
Drittens: Für eine klassische sozialdemokratische Partei gibt es heute nichts mehr zu tun. Die arbeitende Bevölkerung ist schon ausreichend emanzipiert.
Zum ersten: In der Industrienation Deutschland existiert trotz der mehrfach ausgestellten Totenscheine noch eine ansehnliche Arbeiterschaft. Zusammen mit den Beschäftigten des Bauhauptgewerbes und den Handwerkern machen sie gut 20, in Bayern und Baden-Württemberg noch mehr als ein Viertel der Bevölkerung aus. Rechnet man die Arbeiter in Rente dazu, die in aller Regel auch im Ruhestand ein positives Verhältnis zu ihrem Stand pflegen, liegt der Anteil dieses Milieus noch deutlich höher. Eine tatsächlich marginale Rolle spielt der produzierende Teil der Gesellschaft nur in der Kevin-Kühnert-Stadt Berlin, dem Standort des Willy-Brandt-Hauses.
Zweitens: Aller Propaganda zum Trotz wird ein Arbeiter in Sawsan Chebli niemals ein Opfer sehen. Schon gar nicht eins, das unter ihm zu leiden hätte.
Zum dritten: Die Arbeiterschaft insgesamt ist nicht depraviert. Auf Klassentreffen stellen Politikwissenschaftsdiplominhaber mit Teilzeitbeschäftigung in NGOs immer wieder fest, dass sie, die von Politik, Medien und Kirchen umschwirrte Gesellschaftscreme, oft noch mit knapp 40 in einer Berliner WG hausen, während ihre gewerblich orientierten Schulfreunde trotz der Steuerlast schon ein Eigenheim bewohnen. So kann es gehen.
Trotzdem gäbe es für sozialdemokratische Politik eine Menge zu tun. Der Staat greift schon bei Kleinverdienern zu. Selbst ein Single, der Vollzeit zum Mindestlohn schafft, zahlt Steuern. Ein Handwerksmeister muss für ein Teil seines Einkommens schon den Spitzensteuersatz abliefern. Beides ist ungerecht. Der Geldregen über den erneuerbaren Energien muss enden, damit die Stromkosten nicht noch weiter steigen. Auch Großstadtschulen in weniger guten Wohnvierteln müssen gut sein. Selbst in Berlin. Vor allem: Respekt ist den meisten Arbeitern und Handwerkern sogar wichtiger als materielle Gerechtigkeit. Als Wichtigstes müsste die Migrationspolitik geändert werden: Hilfe für tatsächlich Verfolgte, offene Türen für tatsächlich benötigte Fachleute. Aber keine Einwanderung ins Sozialsystem.
Was die Aufstiegsorientierung von Arbeitern angeht: die existiert individuell immer noch. Zu meinem Bekanntenkreis gehört ein Schweißer, in dessen Buchregal – im Eigenheim – Bände von Gilles Kepel und James Joyce stehen (gelesen). Außerdem ein Schlosser, zu dessen Haushalt sechs Musiklexika und eine bemerkenswerte Sammlung von Klassik-CDs gehören, und zwar in einer Eigentumswohnung. Ein x-beliebiger Handwerksmeister versteht mehr von Ökonomie als der gesamte SPD-Parteivorstand. Egal, welcher. Egal ob er es auswendig kennt oder nicht, er weiß jedenfalls um die Aufforderung von Bertolt Brecht: „Prüfe die Rechnung / Du musst sie bezahlen / Lege den Finger auf jeden Posten / Frage: wie kommt er hierher“.
Es gibt also durchaus noch das Milieu, zu dem mein Großvater gehörte. Dass es nicht mehr SPD wählt, spricht für seine politische Wachheit. Eine sozialdemokratische Partei könnte also dank dieser Leute leben. Sie müsste nicht dahinsiechen. Stattdessen begeht sie Suizid.
Die Gründe für diesen Suizid sind multipel. Aber bei diesem Text handelt es sich um eine Art Erzählung, die es erlaubt, einen einzelnen Agenten der Geschichte einzuführen. Stellen wir uns also ein Wesen vor, halb Klein Zaches, halb Grinch. Dieser Kleingrinchzack schlich schon vor Jahren zu der SPD-Führung und erzählte ihr, es sei jetzt an der Zeit zu erkennen, dass ihre fleischessenden autofahrenden gewerblich tätigen Wähler für die Vergangenheit stehen. „Vergangenheit“, sagte er grinchend, „ist schlecht. Ihr solltet daran mitwirken, ein paar Milliarden Euro über den Betreibern von Windrädern und Solaranlagen auszuschütten, also über Leuten, die sowie schon zu den Privilegierten gehören. Davon wird der Strom teurer, auch für die Supermarktkassiererin. Es wäre auch eine famose Idee, mit den Steuern unter anderem dieser Kassiererin den Käufern von 40 000 Euro teuren Elektrowagen noch eine Anschaffungsprämie zu zahlen. Und überhaupt solltet ihr Minderheiten in den Mittelpunkt eurer Politik stellen. Und Frauen! Frauen müssen in Aufsichtsräte. Das ist entschieden wichtiger, als der Kassiererin mehr Netto zu verschaffen. Und denkt ansonsten an das Klima!“
Altgediente Genossen fragten: „Werden wir damit Erfolg haben?“
„Papperlapapp, Erfolg“, erwiderte Kleingrinchzack. „Ihr werdet modern sein.“
Der CDU riet er praktisch das Gleiche wie der SPD. Im Jahr 2015 schaute er bei der Kanzlerin vorbei und unterbreitete ihr den Plan, die Grenzen für alle und jeden zu öffnen, und nicht groß nach Ausweisen und tatsächlicher Verfolgung zu fragen.
„Was soll ich den Bürgern sagen?“ fragte Merkel, die wir uns – es ist ja eine Erzählung – einmal skrupulös denken wollen.
„Sagen Sie einfach: Wir schaffen das.“
„Das reicht aus?“
„Für diesen Satz werden Sie 2019 sogar die Ehrendoktorwürde in Harvard bekommen.“
„Mein kleiner grüner Freund, waren Sie es nicht, der mir 2011 geraten hatte, aus der Atomkraft auszusteigen?“
„Haargenau. Und? Hat es Ihnen geschadet, Frau Doktor?»
Zu den Medien hüpfte unser Topberater auch, um ihnen einzuschärfen, künftig vor allem Haltung zu zeigen, Haltung, Haltung, ihren Lesern die Regierungspolitik zu erklären und vor jeder Recherche zu fragen, ob sie den Falschen nützen könnte.
Den Kirchen rief er noch zu, vor allem von Klima und Migranten zu predigen und das Kreuz ruhig mal unterm Beffchen zu verstecken, falls es zu provozierend wirken sollte.
„Für Liebhaber von religiösem Klimbim“, kicherte er, “sagt Ihr einfach, wie faszinierend Ihr den Islam findet.“
Und allen zusammen zischte er ins Ohr: „Deutschlands größtes Problem ist seine Automobilindustrie. Und weiße Männer. Besonders die älteren.“
Das Unwahrscheinliche wurde Ereignis. Alle taten, wie ihnen Kleingrinchzack geraten hatte. Alle bis auf die Zurückgebliebenen.
Bald zeigten die Wahlergebniskurven der SPD wie die der CDU, die Mitgliederkurven der Kirchen und die Auflagenkurven der meisten Medien synchron und irreversibel nach unten. Und nur die Kurve von zwei Parteien nach oben: die der Grünen, außerdem die einer neuen Truppe, die praktisch in allem das Gegenteil der Grünen verkörperte.
Über die Frage, in welche Einzelagenten Kleingrinchzack in Wirklichkeit zerfällt, ließen sich viele Seiten füllen. Aber niemand hätte seinem Rat folgen müssen. Es gab nie einen objektiven Zwang. Denkbar wäre das alles nicht ohne die Bereitschaft von großen, ehemals einflussreichen Institutionen, sich selbst zu zerstören. Um noch einmal Bertolt Brecht zu zitieren: „Vielleicht müssen sie so sein. Aber sie müssen nicht sein.“
So selten kommt das in der Geschichte nicht vor. Der alte französische Adel vor 1789 schaffte das bekanntlich auch. Die SPD marschiert nur an der Spitze einer Bewegung, der viele folgen. Abstieg und Selbstzerstörung ist jedenfalls, anders als der Aufstieg, fast immer eine kollektive Angelegenheit.
Maliziöse Stimmen behaupten, Kleingrinchzack besitze die Fähigkeit, auch in verschiedenen Gestalten aufzutreten. Mal als vielfach preisgekrönter Spiegel-Autor, mal als bezopftes schwedisches Mädchen. Und mal als Kevin Kühnert.
Kühnert sollte sich einen Ruck geben und die SPD übernehmen. Denn er verkörpert exakt das Gegenteil des alten sozialdemokratischen Aufstiegsmodells: kein Studium beendet, keinen normalen Beruf ergriffen, ein aufgeblasener Medienkasper. Der SPD-Vorsitz ist heute eine Art Dschungelcamp. Wer würde besser dorthin passen als er?
In dem Moment, in dem er die Partei endgültig in den Boden rammt, hätte er zum ersten Mal in seinem Leben etwas zu Ende gebracht.
In der Zwischenzeit könnten andere eine sozialdemokratische Partei in Deutschland gründen. Sie würde gebraucht.
55 Kommentare
Original: Der Absteiger kommt
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Oliver Driesen
6. Juni, 2019Ach, herrlich. Eigentlich todtraurig, aber nein: herrlich. Herr Wendt, wenn Sie behaupten krank zu sein und daher einstweilen nicht schreiben zu können, dann möchte ich Ihnen widersprechen: Sie können doch schreiben (nämlich großartig), und gesünder als Sie könnte man im Kopf gar nicht sein. Hoffen wir, dass Kühnert sein Erfolgserlebnis bekommt.
info68
6. Juni, 2019Was alle diese klugen Autoren auslassen: Es ist das Volk, das alles zu 85% mitmacht!! Der übelste Spuk seit NS und DDR wäre schnell und längst vorbei, wenn es das Volk nur wollte!! Die Wahlergebnisse sind kein Zufall, das Volk ist nämlich genauso degeneriert wie die Politikerkaste, und wenn es diese sozialdemokratisch gesinnte Arbeiterschaft noch gäbe, warum gehen dann 10% SPD-Verlust zuletzt zu 9% an die neureich-arbeiterfernen GRÜNEN??! Weiße Rose 1943: «Vergeßt nicht, daß ein jedes Volk die Regierung verdient, die es aushält!» – PS. Und bei der AfD ist auch nicht alles koscher!!
Peter Wichmann
7. Juni, 2019Sie sagen es, info68. Wir sind von politisch Unmündigen umzingelt. Mehr als 70 Jahre Frieden für alle und bescheidener oder unbescheidener Wohlstand für die meisten, das hält der ökologisch, klimatologisch, sozial-/politisch und generell gut und korrekt sein wollende deutsche Michel männlichen, weiblichen und sonstigen Geschlechts einfach nicht mehr aus. Er sehnt sich zurück in die gute alte Zeit, als die eigenen Füße noch Fortbewegungsmittel Nr. 1 waren, als hier und da Pferdefuhrwerke durch Wald und Wiesen und verschlammte Straßen zogen, Nachttopfinhalte unkompliziert aus dem Fenster auf die Straße entleert wurden, Ölfunzeln für das nötige Licht sorgten, als das Herdfeuer noch per Hand gehütet wurde, die Frauen fröhlich schwatzend mit der Wäsche unterm Arm zum Fluß zogen, sie dort schrubbten und walkten und anschließend auf den Steinen bleichten, als die alleinerziehenden Mütter mit ihren Bankerten in der Kirche noch vom anständigen Teil der Gemeinde separiert wurden, als der Landmann mit Hansi, seinem Ackergaul, das Feld umpflügte und 1A Ökojauche in den Boden verbrachte, statt mit chemischen und biochemischen Keulen auf die Menschheit einzudreschen und Insekten- und Kleintiergenozid zu begehen, als in Jahren der Dürre und schlechter Ernten noch richtig gehungert und gestorben werden konnte … und, besonders erstrebenswert für den entscheidungsschwächeren Teil der Menschheit: als sie, die Frau, dem Manne noch Untertan sein durfte. Dieses verlorene Paradies gilt es mit Gretas Hilfe, der ihrer Spin-Doktoren und Strippenzieher und natürlich der zahllosen neuen Facharbeiter und Ärztinnen, die uns immer wieder geschenkt werden, zurück zu erobern. Nur das Handy soll bitte so bleiben wie es ist. — Es wird auch in diesem Jahrhundert hoch hergehen in Europa.
HJS
10. Juni, 2019Ja so ist es: Ein großer Teil der Wähler läuft einfach mit dem Wahnsinn, der von den Politikern als wohl überlegte Doktrin verkauft wird. Kaum jemand schreit auf, stattdessen lassen sich Menschen einschüchtern: sie wollen kein Nazi, nicht frauenfeindlich, nicht islamfeindlich, nicht gegen die Umwelt sein. Statt ihre Meinung zu äußern gehen diese Menschen in die geistige innere Immigration, wählen Grüne ohne Konzept oder AfD mit einem trüben rechten Rand, den diese Partei nicht los wird. Ein Trost sind nur solche Artikel wie dieser und die Hoffnung, dass die SPD es versteht, gescheiterte Studenten und Theoretiker mit dem Sympathiewert eines Stegners oder einer Schwesig zu überwinden
Frank Bodenstedt
13. Juni, 2019Völlig richtig, doch so etwas möchte ‘das Volk’ aber nicht hören, den Bockmist verzapfen immer andere. Selbsterkenntnis wäre gefragt, bekanntlich der erste Schritt zur Besserung, aber wer traut sich schon, diesen zu tun? Der Spatz in der Hand ist allemal besser als die Taube auf dem Dach und was ich hab’ , das weiß ich, was wird, eben nicht. So muß eben alles bis zum bitteren Ende weiterfaulen.
Jens Richter
6. Juni, 2019Ich habe diesen Artikel mit Wehmut und an meinen Opa denkend gelesen. Er, Jahrgang 1907, starb mit 90 Jahren. Bis ’33 Kommunist, ab 1949 konsequenter SPD-Wähler. Warum? Für ihn bedeutete SPD, dass ein (Fach-)Arbeiter mit seiner Familie ein auskömmliches Leben hat und sich hocharbeiten kann, wenn er fleißig und ehrgeizig genug ist. Von dieser Partei sind nur drei Buchstaben geblieben. Sonst nichts.
Hei-Ke
7. Juni, 2019Auf den Punkt gebracht, Herr Richter! 🙂
Mein Vater (Jg. 22), eigentlich Nazi bis zum Schluss, hat mir permanent in heftigen Niedermachungen erklärt, warum «schwarz» gut und «rot» böse ist. Hat W.Brandt einen Varterlandsverräter geschimpft. Ich bin dann zu Hause ausgezogen, weil es einfach nicht mehr ging. Habe weiter sozial gewählt, weil ich der Ansicht war, dass diese Partei am meisten für die Frauen tut. Weil ich Helmut Schmidt damals schon für unglaublich kompetent gehalten habe – er war ein Staatsmann!! Mit Schröder hat sich meine Solidarität verdünnissiert. Einmal noch gewählt, danach und davor war ich Wahlverweigerer, besonders als diese «Fingernägelknabberin» die Macht an sich gerissen hat. Ich habe dieser Xantippe noch nie getraut. Kohl allerdings auch nicht…der war einfach nur doof und hat sich in einem Erfolg gesonnt, der ihm nicht zuzurechnen ist/war. Noch dazu hat er sich von diesem SED-Mädchen reinlegen lassen.
Aber nun ist es so, dass Millionen es für richtig halten, dieser vermaledeiten und völlig unbegründeten Ideologie nachzulaufen. Ich bin einfach nur fassungslos und entsetzt. Weiß aber natürlich ganz genau, wodurch dieses ganze Desaster ausgelöst wurde. Und anstatt zu regieren tut dieses Hornspäne knabbernde Ungeheuer nichts! Sie lässt sich als führender Gaul einspannen! Ausschließlich aus machterhaltenden und vielleicht sogar echt boshaten Gründen…
pcn
6. Juni, 2019Welch ein phantastischer Artikel! Welch ein phantastisch guter Artikel! Wie auch Ihre anderen! Aber dieser hier…einfach nur atemberaubend gut! Danke dafür!
Paul Mertens
7. Juni, 2019Ich bin tendenziell derselben Meinung – doch hüten wir uns vor dem Gift der Übertreibung. Auch der geschätzte Herr Wendt ist nur ein Mensch… möge er uns lange erhalten bleiben und seinem Großvater immer ähnlicher werden.
Erich Watermann
7. Juni, 2019Finde ich genau so !!
P.Groepper
6. Juni, 2019Aus diesem Aufsatz, diesen Bildern, spricht eine tiefe Depression und eine tiefe Traurigkeit über die verlorene politische Heimat. Und sie ist berechtigt.
Ich selber (Jg. 1951) habe zwar noch nie die Sozialdemokraten gewählt, aber gäbe es heute noch die SPD der geschilderten früheren Zeit, wäre die AfD nicht nötig. Sie hätte dann auch gar nicht entstehen können.
Frank Bodenstedt
14. Juni, 2019Frau oder Herr P. Groepper, bei mir, Jahrgang 1945, löst Ihr Beitrag ‘tiefste Depressionen’ aus. Wen kann es ob solcher, Ihrer Ansichten noch verwundern, was sich politisch in diesem Lande ohne merkliche Gegenwehr tagtäglich mit Zustimmung von 87 Prozent des «Wahl(Vieh)volkes» abspielen kann. Angemerkt sei, daß ich diese Partei vier Jahrzehnte als meine politische Heimat ansah, nun ja, die letzten 10 Jahre davon eher – aus heutiger Sicht eigennützig – zwangsverpflichtet, wofür ich mich sehr schäme. Heute bin ich ein überzeugter Wähler der AfD – und ich stehe dazu.
Immo Sennewald
6. Juni, 2019Lieber Alexander Wendt,
schön dass Sie dem großen E.T.A. Hoffmann Ihre Reverenz erweisen. Und hoffen wir, beide noch das Staatsbegräbnis für Klein Grinchzack zu erleben.
Gute Wünsche und Grüße vom in den Schwarzwald entkommenen Rentner
Reinhard Treuner
6. Juni, 2019Wie immer auf den Punkt. Dem ist nichts hinzuzufügen.
Johann-Thomas Trattner
6. Juni, 2019Bitter, aber leider wahr.
Dr. habil. W. Manuel Schröter
6. Juni, 2019Alles richtig, Herr Wendt. Es kommt noch dazu, dass die genannten Parteien sich gegenseitig kannibalisierten, will sagen: Inhalte der jeweils anderen oder von «angesagten» Gruppierungen (wie die Grünen, denn das ist nicht wirklich eine Partei sondern eine Ansammlung von Unwissenden und Realitätsverweigerern) in ihr Gewese integrierten. Damit machten sie sich eigentlich zusätzlich noch ununterscheidbar von einander, von eventuell wählbaren Alternativen ganz abgesehen. Und: Die «Persönlichkeiten» an der Spitze der Sozialdemokratie sind nach Schmidt nur solche gewesen, die mit Vehemenz Interessen von anderen und vor allem von sich selbst verfochten haben. Das gilt auch für die Typen bei der CDU seit Kohl. Oder wie muss man sehen, dass Frau Dr. M. die Welt zu retten beabsichtigt, obwohl sie weiß, dass sie die Lebensbedingungen ihres Staatsvolkes massiv beeinträchtigt und außerdem und vor allem, jeder deutsche Beitrag dazu derart marginal ist, dass im Gesamtmaßstab dieser Welt NICHTS herauskommt. Dafür soll man sie wählen??
Und gerade die «Sozialdemokraten» (bzw. deren «Führung») macht das lustig mit. Wie dämlich muss man denn sein, um nicht die Zeichen der Zeit zu erkennen?
Bald hat sächsisches Dunkel-Bier mehr Prozente als die SPD bei Wahlen. Aber wenn die CDU nicht aufpasst (und sie passt auch NICHT auf), dann passiert mit ihr dasselbe…
Bernhard Maxara
6. Juni, 2019Das ist eine der bündigsten und klarsichtigsten Darstellungen zum Thema SPD-Niedergang, die ich bisher gelesen habe. Der von ihnen haargenau beschriebene Typus des sozialdemokratischen Wählers ist den «Genossen» so unbekannt wie ein Alien vom Beteigeuze. Und Typen wie Nahles oder Kühnert u.v.a. sind nicht zu entschuldigen. Derartige Missgriffe im Personellen darf man sich nicht als SPD leisten. Auch als Nichtwähler der SPD tut mir der Niedergang dieser verdienstvollen Partei von Herzen leid.
Frank Bodenstedt
14. Juni, 2019Auch als Nichtwähler der SPD tut mir der Niedergang dieser verdienstvollen Partei von Herzen leid.
Entschuldigen Sie, aber darüber kann man doch nur schallend lachen.
JP
6. Juni, 2019Was für eine Sprachgewalt! Wow! Danke!!
Bitterling
6. Juni, 2019Ich habe, sehr geehrter Herr Wendt, im liebevoll gezeichneten Portrait Ihres Großvaters fast meinen wiedererkannt (geb. 1896, Tischler, mit einiger Gewißheit beständiger SPD-Wähler, spielte Posaune und Klavier, und aus seiner Bibliothek habe ich, nach dem Tode meiner Großeltern, u.a. Bücher wie «In Nacht und Eis» von Fridtjof Nansen übernommen).
Heute lese ich nun, daß Herr Hubertus Heil erklärt habe, die SPD müsse sich den wirklich wichtigen und drängenden Themen unserer Zeit zuwenden, um verlorene Wählergunst zurückzugewinnen; als Beispiel dafür nannte er den Klimaschutz. Wie bescheuklappt darf (oder muß?) man eigentlich sein, um – sozusagen noch auf dem Weg in die Grube – derartigen Unfug zu erzählen? Denn es sollte doch schon ein Hirn von der Größe eines Brühwürfels ausreichen, um zu erkennen, daß dieses Thema den wiederzugewinnenden SPD-Wähler alten Schlages zum einen überhaupt nicht interessiert, und er andererseits, wenn doch – wie die Europaparlamentswahl gerade gezeigt hat, – gleich den Grünen als dem Original seine Stimme gibt, und eben nicht dem CDU- oder SPD-Abklatsch.
Emannzer
6. Juni, 2019Ein toller Artikel und auch einer, der die Historie berührt. Vielen Dank für die Bestätigung, dass es richtig war, diesen Blog zu abonnieren. Und ja, man sollte Kevin allein in der Partei die letzte Chance zur Vollendung von Irgendwas, und sei es ‘nur’ die SPD, geben.
Werner Bläser
6. Juni, 2019Das Problem ist: Wir haben uns diese ganze Klasse von «Kleingrinchzacks» herangezüchtet. Leute, die nichts, absolut nichts, Produktives zu Wirtschaft und Gesellschaft beitragen, aber doch auch ihr Recht wahrnehmen wollen, mitzubestimmen. Marx bezeichnete ähnliche Leute als «Lumpenproletariat». Wir haben eine Art intellektuelles Lumpenproletariat.
Jetzt sollen, nach einer neuen Idee, ja auch geistig Behinderte wählen. Das ist der logische Endpunkt der Entwicklung, die uns zu dieser Kleingrinchzack-Klasse geführt hat. Wieso sollten rational an ihre persönlichen Interessen und an die ihrer Kreise denkenden Menschen allein die Politik bestimmen?
Ist es denn nicht viel spannender, wenn der alte Mief mal hinausgepustet wird, wenn Undenkbares gedacht wird, wenn alles Bezopfte mal über den Haufen geworfen wird?
Und siehe da, die Leute schluckten das! Wieso soll es nur Männer und Frauen geben? Langweilig! 64,5 Geschlechter sind doch viel interessanter! Sie schlucken es, wie sie geschluckt haben, dass die Beuys’schen Fett-Plastiken Kunst sind. Sie schluckten es, wenn Kunstfurzer in Theaterstücken auftreten und auf der Bühne gepinkelt und gevögelt wird. Anything goes!
Sie schluckten es, wenn die Gesellschaftssysteme der Sowjetunion und der DDR als den westlichen überlegen dargestellt wurden (angefangen von George Bernard Shaw bis zu Sartre und Dutschkes Genossen).
– Im Mittelalter leisteten die führenden Kreise sich Hofnarren. Linke Spinner galten lange Zeit als eine Art Hofnarren der modernen Gesellschaft. Aber wenn die eigentlichen Herren zu faul, zu verwöhnt, zu desinteressiert, zu dekadent, zu müde, zu erfolgsgewohnt, zu langweilig werden, dann kann es passieren, dass andere schleichend, peu à peu, die Rolle des Herrschers übernehmen. Jedenfalls als die Herrscher über die «intellektuellen» Stammtische.
Wer hat denen denn ernsthaft widersprochen? Früher gab es gewichtige Leute – ich denke an meinen verehrten Raymond Aron und viele andere – die die kommunistische Idee als Irrweg demaskierten. Wer widerspricht den grünmodernistischen Sektierern denn heute? Heute betet jeder in den Altparteien den grünen Klima-Panikismus nach und wundert sich, dass die Leute dann grün wählen. Geht es noch dämlicher?
Wir haben den Hofnarren das Feld überlassen. Und jetzt haben wir den grünen Salat. Narrhallamarsch!
Klein Michael
6. Juni, 2019Ein super Artikel Herr Wendt.
Ist mir wie aus der Seele geschrieben.
Bitte machen Sie weiter so.
Ich lese alle Ihrer Artikel und wünsche Ihnen
weiterhin viel Fortune.
Mit den besten Grüßen
Ihr M. Klein
Ich-hab-da-mal-ne-Frage
6. Juni, 2019Lieber Herr Wendt,
herzlichen Dank für diesen brillanten Artikel! Er wurde soeben hier laut vorgelesen und hat uns von ganzer Seele entzückt.
Bleiben Sie uns in diesen verrückten Zeiten bitte unbedingt erhalten. Sie haben mit Ihrem Witz den Blick auf diese absurd-gespenstische Szenerie entkrampft und damit neue Energie geweckt. Man darf ja das Lachen nicht verlieren, sonst verliert man den Kampf gegen die Verbissenheit der Anderen.
Hochachtungsvoll
Ich-hab-da-mal-ne-Frage
August Klose
6. Juni, 2019Was soll ich sagen? Grandios! Einer der besten Texte zum Zeitgeschehen!
Libkon
6. Juni, 2019Herr Wendt, Sie schreiben: “In der Zwischenzeit könnten andere eine sozialdemokratische Partei in Deutschland gründen. Sie würde gebraucht.“
Da haben Sie vielleicht nicht Unrecht, jedoch, wenn ich mir die dreieinhalb sozialistischen Parteien anschaue, so will mir partout keine einfallen, die auch nur entfernt „sozialDEMOKRATISCH“ wäre.
Sie wollen „lediglich“ unser System stürzen, dann die Macht übernehmen und dabei das „Chinesische Muster“ anwenden: Staatschef auf Lebenszeit und ein Ende der Demokratie, wie wir sie kennen; dafür aber für „die Menschen“, wie sich Merkel immer verschwurbelt ausdrückt, shopping bis der Arzt kommt.
Schöne neue Welt…
Plutonia
6. Juni, 2019Dieser Text, der anfangs durch seinen Titel „Der Absteiger kommt“ so unprätentiös daherkommt, erschien mir am Ende wie eine zutiefst empathische und zugleich nüchtern-respektvolle Sterbebegleitung. Wenn man diese lupenreine Diagnose – auf allen Ebenen und mit allen Sinnen – erfasst und nachvollzogen hat, kann man dieser unheilbar erkrankten SPD beim besten Willen wirklich keine Überlebenschance mehr andichten. Jede einzelne Zeile führt in ihrer Tiefe und gedanklichen Präzision unweigerlich zu der Erkenntnis, dass dieser suizidalen Partei keine Lebenskraft mehr eingehaucht werden kann. Daher ist es ganz und gar konsequent, wenn ein Typ wie Kevin Kühnert der Todessehnsüchtigen den letzten Stecker zieht. Und ja, im Kreislauf von Leben und Sterben wird vielleicht, wenn die Zeit reif ist, wieder etwas Neues entstehen: eine neue sozialdemokratische Partei, deren Herz auch wieder spürbar für ihre lebendige Wählerklientel schlägt. Lieber Herr Wendt, vielen Dank für diesen überzeugenden Beitrag. Schön, dass Sie wieder da sind!
Hei-Ke
7. Juni, 2019(Y), <3 /Y), Plutonia! 🙂
Dieter Schenk
6. Juni, 2019Sie können so großartig eine solche Geschichte formen, dass ich Ihnen zutraue, etwas Erhellendes über das Geld zu schreiben. Etwas über seinen Weg als unglaubliche Antriebskraft für den menschlichen Fortschritt bis hin zu seiner Verwandlung in eine Droge, die zappelnde, zermürbte Untote, und zwar zunehmend in Heerscharengröße erschafft. Was mich betrifft: Warum kann, muss ich darüber so lachen? Ich bin doch kein zynischer Mensch…
Hans Gerd Kuxdorf
7. Juni, 2019Wohltuend, dass es solche Köpfe noch gibt.
Helmut Bühler
7. Juni, 2019Genau so ist es und man weiß nicht, ob man um diese einst wichtige Partei trauern soll oder ihr ein rasches Ende wünschen. Vermutlich eher letzteres, da ihr Todesmarsch wohl nicht aufzuhalten ist.
Dabei gab es viele Gelegenheiten, das Ruder umzulegen. Ganz aktuell zeigen die Dänen, was für eine sozialdemokratische Partei möglich ist, wenn sie ihre Wähler ernst nimmt und eine Migrationspolitik in deren Sinne betreibt.
Leider wird die SPD dem gelebten Beispiel nicht folgen. Sie leidet ja nicht nur an Kühnert, das ganze Personal hat nichts Brauchbares gelernt, womit es seinen Unterhalt im wirklichen Leben bestreiten könnte. So haben sie sich parasitär in der Partei eingenistet ohne Vorstellung von der Lebenswirklichkeit ihrer (früheren) Wähler, die sie verachten und von denen sie sich angeekelt abwenden. Zu eigenen Visionen reichts intellektuell nicht und so läuft man eben der grünen Agenda hinterher und folgt den Prophezeihungen des kranken Schwedenmädels mit den toten Augen und der Nazifrisur.
Der Lemmingszug peilt die Klippe an und wir sollten ihn nicht aufhalten. Mit der Putzfrau von Joseph Beuys teilen wir die Meinung: Das kann weg.
Albert Schultheis
7. Juni, 2019Ich glaube, sie treffen den Nagel auf den Kopf mit Ihrer Analyse des Niedergangs der SPD, Herr Wendt. Es handelt sich um eine Politikerkaste, die jegliche Erdung mit ihrer Wählerklientel verloren und sich in narzisstischen, pseudo-intellektuellen und pseudo-revolutionären Schimären verloren hat. Diese Partei muss untergehen, damit diese Schmarotzerbande ihrer Führungsriege endlich von der Bildfläche verschwindet. Für die heutige arbeitende und Werte schaffende Bevölkerung unseres Landes ist dieses Gesindel nicht nur zu einer nichtsnutzigen Last geworden, sondern zu einem existentiellen Risiko.
Ich bin eigentlich ein konservativer Bewahrer von alten Sachen, die sich einmal bewährt haben. Aber SPD – ist das noch von Nutzen oder kann das weg? – Weg damit!
g. tantz
7. Juni, 2019schön!
B.Rilling
7. Juni, 2019Sehr geehrter Herr Wendt, ich hoffe sehr es geht Ihnen gesundheitlich besser? Ich freue mich jedenfalls sehr wieder einen Ihrer wunderbaren Artikel zu lesen! Vielleicht, weil auch mein Großvater ein typischer SPD-ler im Osten war. Nach der Zwangsverheiratung zur SED aus der Partei ausgetreten erst mal schwer kämpfend, hat er sich zwar mit Häußchen und allem, wie bei Ihnen geschildert als (zu DDR-Zeiten sehr selten) selbstständiger «Klempner» hochgearbeitet, aber im Herzen immer die Sozialdemokraten vermisst. Ich habe ihn so geliebt, er hat mein Leben geprägt.
Sie haben es wieder auf den Punkt getroffen! Danke hierfür! Lassen Sie sich nicht unterkriegen! Ich wünsche Ihnen nur das Beste und schöne Feiertage!
Helmut Homburg
7. Juni, 2019Ich denke bei Frau Merkel jedesmal an Klein Zaches.
Die Medienfeen wandeln ihr Nichtvermögen zu Kompetenz.
Andreas Rochow
7. Juni, 2019Die Verknüpfung von Aufstieg, Bildung und historischem Gedächtnis ist längst aufgelöst, nicht nur bei den Sozialdemokraten. Der Verfall von Schule und akademischer Kultur steht für diesen Trend. Was davon übrig geblieben ist, sind abgekürzte Karrieren zum Parteibonzen, die die Lebenswelt der Wähler konsequent «draußen» lassen. Scholz, Nahles, Özoguz, Maas, Barley und Kühnert sind prototypische Anti-Sozialdemokraten, die nach der Pfeife der UNO und der von ihr eingespannten Institutionen, «NGOs» und Aktivisten tanzen. Die «35 Jahre hacht achbeitende Frisörin» und eine «Respektrente» sind primitive Täuschungsmanöver. Nicht verwunderlich, dass diese antidemokratische und nationalmasochistische Besessenheit Sympathisanten verliert, je hemmungsloser (Nahles) und infantiler (Kühnert) sie sich offenbart! Dieser Zug hat gewaltig Fahrt aufgenommen, obwohl die in Regierungsverantwortung stehende SPD zum Zugpersonal gehörte. Niemand an Bord zieht die Notbremse und das Lokführerpult ist unbesetzt… In dieser Situation kann der Flügelschlag eines Schmetterlings große Wirkung entfalten. Mehr GroKo bedeutet mehr kontrollverlust.
Veronika Mertens
7. Juni, 2019Sehr geehrter Herr Wendt,
Sie haben mir den Morgen versüßt. Ich habe selten so gelacht und auch wehmütig an meinen Opa gedacht.
Sigrid Ebert
7. Juni, 2019Ein brillianter Artikel, in dem sich vermutlich viele wiedererkennen werden. Ich bin ein Arbeiterkind und SPD wählen war Familientradition. Die beschriebenen Eigenschaften der Arbeiterschaft sind absolut zutreffend. Mein Vater war Polier auf dem Bau, besaß alle Verdi-Opern, die er jeden Sonntag hörte, liebte gregorianische Chöre und Gospels, er besaß eine beachtliche Büchersammlung und war eine «Leseratte», wie Mutter auch. Er hat sich vom Baugehilfen (sein erlernter Beruf «Knieschleifer» war nicht mehr gefragt) zum Polier hochgearbeitet und schärfte seinen Kindern ein, dass man nur durch Bildung, Zielstrebigkeit, Disziplin und Willenskraft weiter kommt. So hat er es auch zu einem Eigenheim geschafft, und das als Vater von sieben Kindern! Ich verdanke ihm meinen beruflichen und meinen persönlichen Erfolg durch seine Erziehung. Was ich mit Sicherheit sagen kann ist, dass er heute niemals mehr die SPD wählen würde, wenn er noch lebte. Mutter ist inzwischen 92 Jahre alt (topfit) und hat bei der letzten Bundestagswahl ihren Abschied von der SPD genommen und AfD gewählt.
Chris Groll
7. Juni, 2019Hallo Herrn Wendt, wie immer ein großartiger und treffener Artikel.
Lisa_S
7. Juni, 2019Lieber Herr Wendt,
vielen Dank für diesen wunderbaren, traurigen und treffenden Artikel.
Mein Onkel war SPD-Bürgermeister einer Kleinstadt, ein SPDler alten Schlages. Er erlebte noch die «neue SPD», von der er aus dem Amt gedrängt wurde. Meine ganze Familie – übrigens alles Akademiker – hat früher immer SPD gewählt, weil sie für Menschlichkeit, Berechenbarkeit, Vernunft und Anstand stand. Jetzt wählt keiner mehr SPD.
Very
7. Juni, 2019Vielen Dank für diesen schönen Beitrag.
Um die heutige SPD braucht man keine Träne vergießen.
Umso trauriger der Vergleich mit der SPD von einst.
Neumann
7. Juni, 2019Aber, Herr Wendt, wer oder was ist denn dieser übermächtige und alles dominierende Kleingrinchzack ?
Horst Scharn
7. Juni, 2019Dieselbe Geschichte könnte man auch über die Union schreiben respektive über das Milieu, dem die Unionswähler oder Unionssympathisanten entstammen. Nach dem Lesen Ihrer Geschichte bleibt die Frage, woher das Ganze rührt. Ich meine Übersättigung. Diese führt bei nicht Wenigen zu Schuldgefühlen. Diese Schuldgefühle werden nicht mehr durch alltägliche reale Not verdrängt. Sie wird manifest, institutionalisiert, etabliert, normalisiert, normierend. Das wird hier alles noch viel mehr werden. Auch wenn der «point of no return» schon überschritten sein dürfte, sehen wir derzeit noch nicht die volle Blüte des Wahnsinns. Aber das kommt noch. Ich denke, wir sind in der Menschheitsgeschichte nicht die Ersten, denen das widerfährt. Die Verluste werden epische Ausmaße annehmen. Danach wird Neues kommen. Man könnte schon mal überlegen, wie das aussehen wird…
Lichtenberg
9. Juni, 2019Um Ihre Worte aufzugreifen: Die volle Blüte des Wahnsinns erscheint, wenn die reale Not zurückkehrt. – Zur Überlegung, wie das aussehen wird: Kohelet 1,17 -1,18.
Carputius
7. Juni, 2019Es gab nie einen Zwang für diese politisch-gesellschaftliche Entwicklung. Es gibt ihn gegenwärtig nicht und es wird ihn auch zukünftig nicht geben. Und doch erkennt nur ein kleiner Teil der Deutschen den, man kann es nicht anders sagen, Wahnsinn dieser Entwicklung, der große Rest folgt ihr mehr oder weniger jubelnd. Ich zermartere mir schon lange den Kopf, warum das so ist. Es muss an der spezifischen kollektiven deutschen Seele liegen. Oder am Duckmäusertum, das alles annimmt, wenn es nur laut genug vom herrschenden Politkartell, der Einheitspresse oder dem satten Pfaffentum eingetrichtert wird.
Dreggsagg
7. Juni, 2019Herrlich, lieber Alexander Wendt.
Analytisch genau auf den Punkt gebracht!
Ein Kevin Kühnert (ist der Vorname nicht schon genug Programm für die sieche SPD?) wäre die richtige Figur, das Elend SPD abzuschaffen, indem er diese endgültig in den Sumpf rammt.
Nur, was kommt stattdessen?
Ein grüner Hype, dessen männlicher Vorsitzender kein deutsches Volk kennt, aber gleichwohl deutscher Kanzler zu werden bestrebt ist, eine Anna-Plapper-Lena, die Stromleitungen für Energiespeicher ausgibt und ähnlichen Dummfug absondert mit Sicht auf die Kernkraft. Keine gestandenen Menschen mehr, nur noch plappernde Halbgebildete.
Frei nach Heinrich Heine: Deutschland bringt denkende Menschen um den Schlaf!
Fantomas
7. Juni, 2019Ich würde die Sozis noch nicht endgültig abschreiben, ebenso wie der grüne Hype schneller wieder zu Ende sein wird als er angefangen hat. Gegenüber früheren Zeiten ist das Wählerverhalten deutlich volatiler geworden, die weltpolitischen Turbulenzen tun ihr Übriges. Zudem zeigt Dänemark, wie Sozialdemokraten reüssieren, wenn sie nur wollen. Unsere Sozis zögern noch, aber wenn sie mal unter zehn Prozent sind, werden sie sich an das dänische Beispiel schnell erinnern. Kevin Kühnert wird dann Geschichte sein.
GF
7. Juni, 2019Vielen Dank für diesen Artikel – ich erkenne mich selber wieder.
In den 60ern in Bayern geboren, Anfang der 70er nach NRW verschleppt bekam ich als Arbeiterkind(!) durch die Bildungspolitik der NRW-SPD die Möglichkeit, Abitur zu machen und zu studieren. Das wäre so in Bayern zu der Zeit garantiert nicht möglich gewesen, da hätten sie mich schon in der Grundschule Richtung Werkbank sortiert.
Aufstieg durch Bildung, Chancen, dafür stand die SPD tatsächlich mal. Aber heute eben nicht mehr.
J. W.
7. Juni, 2019Kevin Kühnert könnte die SPD zu neuen Ufern führen: Über den Wassern des Styx zu den Gestaden das Hades.
Das merken die Genossen sowieso nicht mehr.
Andreas Hofer
7. Juni, 2019Ach Herr Wendt, Ihr eigentliches Thema ist doch die Vergänglichkeit und Melancholie. Da kann ich nur mit besten Empfehlungen von Bill Evans und Fritz Wunderlich von meiner Zugfahrt grüßen. Vorhin habe ich hier in Halle doch einen Waggon mit Holzstangen gesehen. Für mich ein Zeichen, dass es noch nicht zu Ende ist!
Lumpazi
7. Juni, 2019Steht die SPD wirklich vor dem Grab? Auf jeden Fall steht ihr das Wasser so weit bis zum Hals, dass sich nun ein Sigmar Gabriel herauswagt mit dem Vorschlag, dem Kurs der dänischen Sozialdemokratie zu folgen, d.h. eine beinharte Migrationspolitik zu verfolgen. Man lese seinen interessanten Gastbeitrag im Handelsblatt (7.6.19). Sie könnte sich damit in die Tradition eines Herbert Wehner und eines Helmut Schmidt stellen.
Natürlich ist das Opportunismus aus Todesangst, aber die SPD könnte damit wie Phönix aus der Asche aufsteigen: Nach links ist sie ohnehin schon völlig ausgeblutet, aber der Merkel-CDU könnte sie damit sehr viele Wähler abjagen und sehr viele Stimmen aus dem Lager der Nicht-Wähler gewinnen, die allesamt ein Problem mit den Schmuddelkindern am rechten Rand haben. Vor allem aber verlöre die AfD an Einfluss, weil sie ihr Alleinstellungsmerkmal verlöre. Es würde sie wohl genauso kalt erwischen wie die dänische Volkspartei. Ob die AfD auf diesen Fall vorbereitet ist?
Aber solange die SPD dazu kein komplett neues, glaubwürdiges Führungspersonal hervorbringt und sich freiwillig ins Hospiz legt, …
Thomas Schweighäuser
8. Juni, 2019«Aller Propaganda zum Trotz wird ein Arbeiter in Sawsan Chebli niemals ein Opfer sehen.»: Das schäbige Ausspielen derjenigen, für die sich der Autor nur als Adressaten seines Ressentiments interessiert, gegen eine Funktionärin der Partei, deren Aufstieg er hämisch kommentiert («eine Berliner Staatssekretärin mit fünfstelligem Monatsgehalt, eingewanderten Eltern und muslimischem Selbstmarketing»), zeigt, wie die Rechten sich die SPD gerne hätten: als Partei, in der wenige Zugeständnisse an die Prekarisierten erkauft werden mit deren Zustimmung zu einer rassistischen Politik. Oder wie es Gabriel im Handelsblatt formuliert: «Je problematischer die wirtschaftliche Lage wird, desto mehr werden gerade die „Verwundbaren“ am Arbeitsmarkt Antworten fordern: Wie schaffen wir wirtschaftlichen Wohlstand morgen? Wie erhalten wir unsere sozialen Sicherungssysteme? Und auch: Wie kontrollieren wir Zuwanderung?»
Es war wohl durchaus Berechnung, den Sarrazin nicht aus der Partei zu werfen.
Helmut Bühler
9. Juni, 2019Glauben Sie wirklich, dass es Rassismus ist, wenn man Zuwanderung kontrollieren möchte, Frau Chebli nicht mag und findet, sie sei unfähig und überbezahlt? Oder habe ich Ihre etwas wirren Ausführungen nur nicht verstanden?
Scherpf Georg Johann
8. Juni, 2019Das beste was ich je über die SPD gelesen hab, so kann es cdu/csu auch ergehen, wenn Sie nicht aufpasst. Bin kein Freund des Sozialismus, hab sie nie gewählt. Bin kein synodales System gewohnt, da kommt nur Mist heraus, bleibe weiterhin konservativ durch u durch! Jedenfalls tausend Dank für diesen großartig gesgeriebenen Artikel ! Weiter so !!!
Jens Richter
8. Juni, 2019Mir fällt gerade eine «neue SPD» ein, die es schon gibt: Der Bund der Steuerzahler vertritt im Großen und Ganzen die ehemalige SPD-Klientel. Genügend Mitglieder sollten die haben, um eine neue SPD zu gründen. SPD oder PDS geht nicht. DSP wäre noch frei, oder einfach DS = Die Sozialdemokraten.