Ganz kleine Kreise
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Eine antisemitische Karikatur? In München kein Hinderungsgrund, den Karikaturisten zu ehren. Das Problem, findet Ex-OB Ude, sind die jüdischen Kritiker
Von Alexander Wendt / / politik-gesellschaft / 19 min Lesezeit
Dass der wegen seiner antisemitischen Karikatur bei der „Süddeutschen“ geschasste Karikaturist Dieter Hanitzsch in München am Donnerstag mit einer städtischen Auszeichnung geehrt wurde, ist schon Skandal genug. Eine ganz andere Dimension erreicht die Stadt allerdings mit ihrer Verhöhnung derjenigen, die dagegen protestieren. Während das Kulturreferat der Stadt einfach kein Problem in der Verleihung der Hoferichter-Medaille an Hanitzsch erkennen wollte, greift Ex-Oberbürgermeister Christian Ude, Laudator des Karikaturisten, zu einem geradezu toxischen Vokabular.
Hanitzsch hatte im Mai 2018 für die Süddeutsche Zeitung eine Karikatur des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu gezeichnet, die alle gängigen Antisemitismus-Klischees vereinigte: Nase, Lippen, Ohren des Politikers sind grotesk überzeichnet; er steckt im Kleid der israelischen Eurovision-Siegerin Netta Barzilai und schwingt in der Hand eine Rakete mit Davidstern. Im Hintergrund steht der Eurovision-Schriftzug, in dem wieder, warum auch immer, der Davidstern auftaucht. Kurzum: Die Münchner Zeitung zeigte das Bild des kriegslüsternen Juden. Insgesamt acht Leser beschwerten sich damals beim deutschen Presserat, weil sie sich von der Zeichnung an entsprechende „Stürmer“-Werke erinnert fühlten. Die „Süddeutsche“, obwohl in dieser Beziehung nicht übermäßig sensibel, trennte sich von Hanitzsch.
Ein Jahr später erhielt nun Hanitzsch den Ernst-Hoferichter-Preis, eine Auszeichnung, die laut Ausschreibungsbedingungen für Künstler gedacht ist, die „Originalität mit Weltoffenheit und Humor“ verbinden. Mit Bekanntgabe des Preisträgers begann Teil zwei einer grotesken Aufführung des Münchner Kulturreferatsleiters Hans-Georg Küppers und des SPD-Politikers Christian Ude. Denn es galt, den Protest der jüdischen Community gegen die Auszeichnung nach Kräften kleinzureden – und zum eigentlichen Problem zu erklären.
Kulturreferent Küppers ließ eine Presseerklärung verbreiten, in der es hieß: „Selbst wenn die in Rede stehende Karikatur – die vielleicht nicht zu seinen gelungensten gehört – fehlinterpretiert werden kann, ist der Vorwurf, Dieter Hanitzsch sei ein Antisemit, auch mit Blick auf sein Lebenswerk, untragbar.“ Nicht zu seinen gelungensten, also: als gelungen gilt sie aus Sicht des Münchner Rathauses allemal. Und das Problem liegt bei denen, die sie „fehlinterpretieren“. Außerdem hatte niemand Hanitzsch generell als Antisemiten bezeichnet, wohl aber dessen Karikatur als antisemitisch. Und die Frage gestellt, ob jemand nach einer solchen Entgleisung noch einen Preis bekommen sollte, der ausdrücklich für „Weltoffenheit“ ausgelobt wird.
Ex-Stadtoberhaupt Ude übertraf diese Argumentation noch mühelos, indem er von „einem sehr kleinen Kreis“ sprach, „der versucht, Druck auf die Stadtpolitik auszuüben“. Es handle sich um eine „straff organisierte Protestaktion“ um „Empörungsrituale“ gegen den Karikaturisten und den „Versuch der Ausgrenzung und des faktischen Berufsverbots“. Der Karikaturist könne sich ja auch nicht „jedem Rassismusvorwurf beugen, wenn er Erdogan kritisch zeichnet“. Ein „sehr kleiner Kreis“, der sich „straff organisiert“ an einem Künstler rächen und ihn brotlos machen will, dem sich ein aufrechter Zeichner aber nicht „beugen“ darf – so funktioniert sekundärer Antisemitismus, der die üblichen Motive intoniert, das Wort „Juden“ aber sorgsam vermeidet. Besonders grotesk wirkt der Vorwurf, irgendjemand fordere ein „faktisches Berufsverbot“ für Hanitzsch. Nachdem er bei der „Süddeutschen“ hinauskomplimentiert worden war, zeichnet der 85jährige bei der Münchner tz weiter. Keiner von denen, die gegen die Preisverleihung protestierten, hatte je verlangt, Hanitzsch dürfe nicht mehr zeichnen.
Die Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Münchens Charlotte Knobloch, die sich schon 2018 über die Karikatur entsetzt gezeigt hatte, bezeichnete Ude gegenüber dem „Tagesspiegel“ als „Getriebene“. Christine Wunnicke, eine Münchner Autorin, die eigentlich als zweite Preisträgerin den Hoferichter-Preis bekommen sollte, lehnte die mit 5000 Euro dotierte Auszeichnung ab, weniger wegen Hanitzschs Netanjahu-Karikatur, die sie für „missglückt und historisch unsensibel“ hält, sondern vor allem wegen der „kritikresistenten“ Reaktion von Ude und Küppers.
Bei der Verleihungszeremonie bedachte Ude die Preisablehnung durch Wunnicke mit dem launigen Spruch, dadurch habe sich für den Abend ein „lockerer Zeitplan“ ergeben, deshalb könne er die Laudatio etwas länger halten.
Die Behauptung Udes, nur ein quasi unbelehrbarer „kleiner Kreis“ in München habe überhaupt gegen die Preisverleihung protestiert, lässt sich leicht widerlegen. Auch der Vorsitzende der bundesweiten „Jüdischen Werteinitiative“ Elio Adler fragt: „Was soll uns mehr irritieren? Die Preisvergabe oder der Ton, den Ex-OB Ude anschlägt?“ Gegenüber Publico sagte Adler: „Es entscheidet nicht die Größe der Gruppe darüber, wie valide deren Anliegen sind.“ Auf die von Ude gezogene Analogie zwischen Netanjahu und Erdogan – der Karikaturist könne sich auch nicht jedem Rassismus-Vorwurf beugen, wenn er Erdogan kritisch zeichne – meint Adler: „Auch ein ehemaliger Bürgermeister sollte sich seiner Verantwortung weiter bewusst sein. Der Erdogan-Vergleich hinkt derart, dass er schlichtweg nicht taugt.“
Erst im Kontrast mit einem anderen Ereignis bekommt die Münchner Hanitzsch-Ehrung eine exemplarische Bedeutung. Als Charlotte Knobloch als Rednerin auf dem Festakt des Bayerischen Landtags zum Jahrestag der Auschwitzbefreiung redete und der AfD pauschal Antisemitismus vorwarf, verließen Abgeordnete der Partei den Plenarsaal. Etliche AfD-Vertreter bestreiten übrigens gar nicht, dass es Mitglieder in ihren Reihen gibt, die mit ihrer antisemitischen Obsession Politik machen, etwa der baden-württembergische Landtagsabgeordnete Wolfgang Gedeon. Sie weisen aber auch darauf hin, dass gegen Gedeon ein Parteiausschlussverfahren läuft – und dass er der Landtagsfraktion nicht mehr angehört.
Über den Eklat im Bayerischen Parlament berichteten die meisten Medien sehr ausführlich und zitierten Knobloch umfangreich. Alle anderen Parteien gaben empörte Statements ab, auch Udes Partei. Passt es nämlich gegen die AfD – dann sind Knobloch und Mitglieder der jüdischen Gemeinde willkommene Kronzeugen und Stichwortgeber. Ist ihre Kritik lästig, dann handelt es sich bei Knobloch im Handumdrehen um eine „Getriebene“ und bei Juden um einen „sehr kleinen Kreis“, der versucht, Druck auszuüben, dem man sich aber nicht „beugen“ darf. Fazit: Um in guten Kreisen ernst genommen zu werden, müssen Juden politisch nützlich sein.
Was passieren würde, wenn sich ein prominenter AfD-Politiker über Juden ähnlich äußern würde wie Ude, kann sich jeder ungefähr ausmalen. Erst recht, wenn sich eine Zeichnung wie die Hanitzsch-Karikatur in einer AfD-Broschüre finden würde.
14 Kommentare
Original: Ganz kleine Kreise
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caruso
28. Januar, 2019Obwohl ich dachte, mich überrascht nichts mehr, was aus D kommt (Politik, Medien, Kirchen etc.), dieser Grad der Unverschämtheit, der Anmaßung, der Einbildung, wie von Ex-Bürgermeister Ude & Kulturreferent(?) Küppers hat mich doch überrascht. Tiefer sinken kann D also immer noch. Der Moral-Weltmeister, der Morallehrer der Welt. Pfuj! kann ich nur sagen.
lg
caruso
Dreggsagg
28. Januar, 2019Der linke Antisemitismus wird immer kecker!
Andreas Dumm
28. Januar, 2019Das Grundproblem besteht m. E. darin, daß die Linke ihren «eingeborenen» Antisemitismus nicht erkennt. Sie reitet auf dem ins Illusiorische verlängerten Perspektivstrahl der Marx’schen Geschichtsutopie, völlig losgelöst von der seinerzeit noch hautnah und drückend wahrgenommenen Realität. Der Narzißt der Gegenwart hingegen konsumiert sein Weltbild wie die Pizza aus der Tiefkühltruhe; und dieses Weltbild kann nur ein linkes sein, weil dieses ihm, wenn auch nur scheinbar, die Mühe der Selbstbehauptung sowie den Schmerz und die Schmach von Niederlagen erspart. Realität stört in jeder Form, weil sie diese ultrabequeme narzißtische Selbstbespiegelung schon bei der unscheinbarsten Berührung zerfetzt. Zurück bleibt der Betrogene (Selbst-) Betrüger, der einen Schuldigen braucht. Die Kulissen für den Akt der Schuldigsprechung sind schnell zurechtgeschoben, hier hat der «Meister aus Deutschland» sein eigentliches Revier. Wie gesagt: Das Grundproblem besteht darin, daß die Linke sich selbst nicht versteht, gar nicht verstehen KANN.
Paul Möllers
28. Januar, 2019«Kleine Kreise» – die kalte Berechnung, die Politiker angesichts der demografischen Entwicklung wohl leitet, macht mich jedes Mal sprachlos. Auch die Besetzung von Stellen und Auswahl an Themen im Bereich politische Bildung sprechen für sich. Selbst bei Einrichtungen mit dezidiertem Fokus auf Antisemitismus rücken Themen wie «antimuslimischer Rassismus» oder «Islamophobie» in den Vordergrund, außerdem seien ja diese mit der permanenten Ausgrenzung durch die Mehrheitsgesellschaft zu erklären. Nach dem Prinzip Äquidistanz werden wohl auch die entsprechenden Kriminalstatistiken geführt – der Verdacht liegt zumindest nahe, wenn es um die Einordnung von Straftaten als rechtsextrem geht. Kürzlich bei einer Veranstaltung zur antisemitismuskritischen Bildungsarbeit (um mal eines der vielen aktuellen Wortungetüme zu gebrauchen) fragte ich nach, warum man sich ausgerechnet Vertreter vom Zentralrat der Muslime in Deutschland zur Kooperation aussuchen würde. Verdruckste, vage Antwort: man müsse da differenzieren, es gebe doch auch tolle Programme, die Suche nach geeigneten Verbündeten sei halt schwierig…
Florentine Honig
28. Januar, 2019Sicher kann man geteilter Meinung darüber sein, ob nun gerade die Karikatur des israelischen Staatsführers nicht «überzeichnet» werden darf, sehr wohl aber alle anderen weltlichen Führer in dieser Hinsicht vogelfrei sind (ich erspare mir jetzt hier die Links zu bekannten «Entstellungen» von Obama, Bush, des Papstes, alle Iranischen Führer etc…etc….)
Aber, dann muss endlich einmal eine Vorschrift geben (wir Deutschen lieben Vorschriften – Achtung Ironie!), wie denn nun Satire gegen und um die ISRAELISCHE Politik herum aussehen «darf».
Ist Netanjahu hier WIRKLICH tabu weil er Jude ist?
Im übrigen würde jeder schlechte Strassen-Karikaturist auf Montmartre den Mann so zeichnen, mit großen Ohren etc….. unbenommen seiner Religion oder Herkunft.
Wie wäre es den Herrschaften denn, recht, den Bombenwerfer und Kriegstreiber aus Israel zu zeichnen? Als Chorknabe?
Mir ist die Diskussion zu verlogen.
Lorbas Habedank
29. Januar, 2019Bravo für diesen Kommentar von Florentine Honig.
Diese ewige und umfassende Sakrosanktstellung der israelischen Politik und seiner Akteure ist kaum noch auszuhalten. Dies gilt erst recht im Hinblick auf Satire und Karikatur!
Dr. l. M.
28. Januar, 2019Lieber Hr. Wendt,
ich gebe Ihnen Recht in Bezug auf die häufig einseitige Berichterstattung der ÖRF und bestimmter politischer Kreise. Aber bitte, tuen Sie sich nicht die gleiche Aufgeregtheit an, die Religionsgruppen so häufig zu eigen ist, wenn eine unsensible und überspitzte Karrikatur (siehe auch Mohammed-Bilder) die mediale Aufmerksamkeit erregt. Als streng erzogener Katholik, der sich im Alter einer eher agnostischen säkularen Position zugewandt hat, stehe ich zu allen Menschen, die guten Willens sind, seien es Juden, Buddisten, Gäanern, Marsianern oder Gartenzwergianern. Karrikaturen dürfen im Gegensatz zum direkten Dialog die Grenzen des guten Geschmacks arrodieren. Also entspannen wir uns, seien wir geschmeidig und lachen mit oder über solche Bilder und bleiben in humanistischer «Tuchfühlung» zu den dahinter stehenden Menschen.
MfG
Wolfgang Illauer
28. Januar, 2019Christian Ude ist offenbar wenig sensibel, wenn es um jüdische Befindlichkeiten geht, er ist aber auf der anderen Seite überaus sensibel, wenn es darum geht, die Gefühle der Muslime aufs Gewissenhafteste zu respektieren.
Das war mein Erlebnis mit Christian Ude:
In einer vieltausendfach an muslimische Migranten verteilten und von der Stadt München unterstützten Broschüre („Wegweisung für muslimische Migranten zu einem gelingenden Miteinander in Deutschland“ / Dezember 2015) definierte das „Münchner Forum für Islam“ (MFI) die deutsche Verfassung, also das Grundgesetz, im Abschnitt „Gesetze achten!“ auf Seite 9 so: „Das Grundgesetz ist ein Vertrag zwischen den Bürgern und dem Staat.“
Diese Definition ist aus zwei Gründen evident falsch:
In Herrenchiemsee saßen nicht zwei Parteien einander gegenüber, die Vertreter des Staates (den gab es damals noch nicht!) und die Vertreter der Bürger, um einen Vertrag zu schließen, sondern alle dort versammelten Menschen bildeten eine einzige Arbeitsgruppe! Ihre Aufgabe: Ausarbeitung eines Verfassungsentwurfs!
Die im Grundgesetz enthaltenen Menschenrechtsbestimmungen sind keine Vertragsbestimmungen, sondern universal gültige Naturrechtsnormen, deren Erkenntnis teilweise bis auf die Antike zurückgeht.
Die Definition ist nicht nur evident falsch, sie impliziert zugleich auch eine massive Herabwürdigung der Menschenrechtsbestimmungen des Grundgesetzes! Denn Vertragsbestimmungen sind niemals universal und unveränderlich gültig, sie können abgeändert, ja sogar gekündigt werden.
Ich versuchte vergeblich, vom MFI eine erklärende Antwort zu bekommen. Man war dort nicht bereit, die Definition zurückzunehmen.
Schließlich kam ich auf die Idee, Christian Ude einzuschalten (er ist Kuratoriumsvorsitzender beim MFI) und ihn zu bitten, ein Gespräch zu vermitteln.
Mein Freund Dr. Ludwig Fink, ein Sozialdemokrat und alles andere als eine unbedeutende Persönlichkeit (Ex-Bürgermeister der großen Gemeinde Stadtbergen bei Augsburg, die er viele Jahre glänzend führte und deren Erhebung zur Stadt er durchsetzte, Ehrenbürger von Olbernhau, Träger des Bundesverdienstkreuzes) verfolgte mit Interesse meine Bemühungen, mit dem «Münchner Forum für Islam» ins Gespräch zu kommen. Er erklärte sich bereit, seinen Parteifreund Christian Ude um die Vermittlung des Gesprächs zu bitten. Ich war jetzt der felsenfesten Überzeugung, daß es zustandekommen würde, daß ich zumindest auf eine kurze Beantwortung meiner Fragen hoffen könne.
Dr. Ludwig Fink versandte seinen Brief an Christian Ude im November 2017. Sein Schreiben enthielt auch meine Fragen (Bitte um Erläuterung der Grundgesetzdefinition und Schülerfragen, die im Islamunterricht unvermeidbar sind. Wie soll der Islamlehrer antworten?).
Jede Reaktion von seiten Christian Udes blieb aus.
Am 25. April 2018 versandte Dr. Ludwig Fink denselben Brief mit einem Begleitschreiben nochmals, und zwar per Einschreiben. Diesmal war als Anlage mein Bericht über den Briefwechsel mit dem MFI beigefügt.
Christian Ude schweigt weiterhin eisern, er hat offenbar keinerlei Interesse an der ganzen Angelegenheit. Er wird nicht mehr antworten.
In Dr. Ludwig Finks Brief an Ude waren auch die folgenden sechs überaus naheliegenden Schülerfragen enthalten, die im Islamunterricht gestellt werden könnten. Welche Antworten empfiehlt das «Münchner Forum für Islam»?
Im Koran lese ich immer wieder, daß „Ungläubige“ zur Hölle bestimmt sind. Kommen „Ungläubige“ tatsächlich in die Hölle? Dann käme mein bester Freund in die Hölle. Er glaubt nämlich, dass Gott einen Sohn hat.
Ich verstehe nicht, warum ein Gott, der Ungläubige hasst und ins ewige Höllenfeuer schickt (oft führen diese „Ungläubigen“ ein anständiges Leben!), „barmherzig“ sein soll. Ich bitte um eine Erklärung.
Hundert Peitschenhiebe für „Unzucht“ (Sure 24,2), Dieben die Hände abhauen (Sure 5,38), das sind brutale Strafen, die gegen die Menschenwürde und damit gegen das Grundgesetz verstoßen! Stammen diese Vorschriften wirklich von Gott?
In Sure 5,32, in Sure 6,151 und in Sure 25,68 wird das Töten von Menschen ausdrücklich erlaubt, falls eine Berechtigung vorliegt. Welches von einem Menschen auf der Erde angerichtete Unheil, welche Freveltaten rechtfertigen laut Sunna bzw. Koran die Tötung eines Menschen?
Ist der militärische Krieg gegen Ungläubige in der heutigen Zeit dann vom Koran geboten, wenn sich die Muslime in derselben Situation befinden wie einst der Gotteskrieger Mohammed (Verteidigung bzw. Ausbreitung der durch ungläubige Gottesfeinde bedrohten Religion)?
In der Mohammedbiographie des Ibn Ishaq (bearbeitet von Ibn Hisham) sind auch Handlungen Mohammeds überliefert, die ich beim besten Willen nicht in Einklang bringen kann mit dem wunderbaren Bild eines liebevollen und gütigen Propheten. Hat Mohammed all dies wirklich getan, oder handelt es sich um eine verleumderische Überlieferung? Warum wird das Buch nicht verboten bzw. in einer Fassung verbreitet, in der die üblen Stellen weggekürzt sind?
Und das ist mein Erwartungshorizont:
Zu Frage 1: Der Koran ist ein Buch aus dem 7. Jahrhundert. Er enthält viel Zeitgebundenes. Selbstverständlich kommt dein Freund nicht in die Hölle.
Zu Frage 2: Auch hier ist auf die Zeitgebundenheit des Korans zu verweisen! Nichtmuslime, ja sogar Atheisten, die ein gutes Leben führen, weil sie ihre Mitmenschen achten und Nächstenliebe praktizieren, kommen selbstverständlich nicht in die Hölle. Der wahrhaft barmherzige Gott schickt jeden ins Paradies, unabhängig von seinem Glauben, wenn er ein gutes Leben führt.
Zu Frage 3: Diese Vorschriften stammen selbstverständlich nicht von Gott. Sie wurden ihm von Menschen angedichtet.
Zu Frage 4: Es gibt keinerlei „Berechtigung“ von der Seite Gottes, einen Menschen zu töten.
Zu Frage 5: Religionskriege dürfen im 21. Jahrhundert nicht mehr geführt werden. Auch hier ist auf die Zeitgebundenheit der im Koran zum Ausdruck kommenden Vorstellungen zu verweisen.
Zu Frage 6: Ibn Ishaq muß man mit Vorsicht genießen. Aber seine Mohammedbiographie ist ein klassisches Buch des Islams und darf wegen gewisser Inhalte, die uns heute mit Recht nicht mehr gefallen, ebensowenig umgearbeitet oder gar verboten werden wie der Koran oder die Bibel. Sollten einige schlimme Nachrichten über den Propheten tatsächlich stimmen, dann ist streng zu unterscheiden zwischen seinen schweren menschlichen Verfehlungen und dem, was an seiner Lehre ewige Gültigkeit besitzt. Die ewige Gültigkeit großartiger Koransuren ist nicht dadurch eingeschränkt, daß sein Verkünder ein fehlbarer Mensch war.
Daß das MFI sich weigerte, diese oder ähnliche Antworten zu geben (sie sind für einen modernen, zu Deutschland passenden Islam eigentlich selbstverständlich), kann nur so erklärt werden:
Entweder: Das MFI teilt die in meinem Erwartungshorizont formulierten Überzeugungen. Aber man wagt es nicht, sie auszusprechen, weil der in Deutschland herrschende konservative Islam, kämen sie ihm zu Ohren, äußerst wütend reagieren würde, vielleicht sogar mit Drohungen.
Oder: Das MFI teilt diese Ansichten nicht, weil es den Koran für ewiges, unveränderliches Gotteswort hält. Das MFI vertritt also im Grunde genommen denselben konservativen Islam, den die meisten Imame in Deutschland predigen. Seine wahre Überzeugung offenbart der Münchner Islamverein deshalb nicht, weil sein in den Webseiten (und vielen Werbe-Veranstaltungen) zur Schau getragenes Bild (modern, progressiv, demokratisch, aufgeklärt, unbedingt grundgesetzkompatibel…) nicht beschädigt werden soll.
Nun wieder zu Christian Ude:
Wenn die erste Möglichkeit zutreffen sollte (die falsche Definition des Grundgesetzes passt dann allerdings nicht ins Bild), dann wäre es Pflicht des Kuratoriumsvorsitzenden, seinen Verein zum mutigen Bekenntnis zu animieren! Er müsste Bürger unterstützen, die notwendige Fragen stellen, müsste sogar selber auf die Beantwortung dieser Fragen dringen.
Wenn die zweite Möglichkeit zutrifft, müssen wir Christian Ude einen weit schlimmeren Vorwurf machen: Er deckt dann einen ziemlich fragwürdigen Verein, der sich nach außen hin demokratisch, modern, liberal usw. gibt, in Wirklichkeit aber einem streng konservativen Islam verpflichtet ist. Daß Ude sich nicht gegen die falsche Grundgeetzdefinition wendet, gibt jedenfalls zu denken.
Wolfgang Illauer
Mechthild Gruber
28. Januar, 2019Die Karikatur ist etwas geschmacklos, keine Frage.
Allerdings wird Trump (wird auch gerne zusammen mit roten Knöpfen und Raketen gezeichnet), Maduro, Merkel usw ebenfalls durch den Kakao gezogen.
Politiker müssen das aushalten können. Das markante körperliche Merkmale oder Eigenschaften überzeichnet werden ist vollkommen normal. Da hätte unser Gesundheitsminister erheblich mehr Grund sich aufzuregen.
Ich sehe jetzt nicht, warum für Bibi eine Extrawurst gebraten werden soll.
In israelischen Blättern kommt der (und seine Frau) oft auch nicht so gut weg.
Dafür gibt es auch eine Menge Gründe.
Viel problematischer ist aus meiner Sicht, dass die Karikatur ohne eine Erläuterung/Hintergundwissen keinen Sinn ergibt also einfach keine gute Satire ist.
Dieter Schilling
28. Januar, 2019Auf den «Sozialdemokrat» Ude trifft zu 100% der Spruch von Ekel Alfred:» Der Sozi ist nicht generell blöd, er hat nur Pech beim Nachdenken.»
Fugg Censors
28. Januar, 2019Freiheit ist unteilbar. Wer sich über die Feigheit der Medien in Bezug auf die «Mohammed» Karikaturen aufgeregt hat, sollte eigentlich Hanitzsch verteidigen. So unappetitlich die Karikatur auch sein mag, die Freiheit der Satire sollte es möglich machen. Die Ziegenficker-Satire an einem Despoten hat auch nicht zum Arbeitsplatzverlust geführt. Für mich hat sich die «Alpen Prawda» feig aus der Affaire gezogen. Wird dort keine redaktionelle Kontrolle ausgeführt? Solidarität zu Mitarbeitern sieht anders aus.
Die Selbstbeweihräucherung durch Preisverleihungen hat sich sowieso seit Relotius als eigenständige Satire erwiesen, samt den intellektuell minderbemittelten Preisrichtern.
Andreas
28. Januar, 2019Ich stimme mit Frau Honig überein.
Dazu muss ich noch sagen, dass für mich Frau Knoblochs Verhalten im Maximilianeum eher einen Aufschrei wert gewesen wäre als diese Karikatur.
Nutzte sie doch immerhin ihre Rede während der Gedenkfeier der Opfer der Nationalsozialisten für reine parteipolitische Stimmungsmache!
Alle hätten den Saal verlassen müssen!
Troll
31. Januar, 2019Was genau ist an der Karikatur «antisemitisch»? Juden haben nun mal jüdische Gesichtszüge, Schwarzafrikaner schwarzafrikanische und Fernostler fernöstliche.
Man sollte mal lieber darüber nachdenken, daß man Juden keine Normalität zugesteht, sondern sie ständig zwanghaft mit Drittem Reich, Holocaust und dergleichen kontextuiert. Man ist da jedenfalls äußerst empfindlich und stellt sehr schnell vage Relationen her.
Ich weiß, daß ich mit diesen Anschauungen im rechts-liberalen Spektrum nicht gut ankomme. Aber ist es zu viel verlangt, mal die inflationäre und paranoide Verwendung des Antisemitismusbegriffes kritisch zu reflektieren? Es steht nämlich Gutmenschentum von rechts zu befürchten.
Aber vielleicht kann mir ja noch jemand genau erklären, was an der Karikatur antisemitisch ist. Man muß sich zudem fragen, wenn diese Karikatur tatsächlich «antisemitisch» sei, ob man dies nicht genauso hinnehmen kann wie eine «antiamerikanische». Man könnte sich also fragen, was an «Antisemitismus» eigentlich genau so schlimm ist.
Wir sollten Juden jedenfalls ein Leben jenseits der zwanghaften Holocaust-Kontextuierung zugestehen.
Van Nelle
3. Februar, 2019Israel wird aus unlauteren Motiven zu Unrecht kritisiert
Israel wird aus unlauteren Motiven zu Recht kritisiert
Israel wird aus lauteren Motiven zu Unrecht kritisiert
Israel wird aus lauteren Motiven zu Recht kritisiert?
nee, ne!
einfach mal in sich gehen und Klappe halten…