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Politik, Gesellschaft & Übergänge

„Es könnte die letzte französische Revolte in Frankreich sein“

Original post is here eklausmeier.goip.de/wendt/2019/01-es-koennte-die-letzte-franzoesische-revolte-in-frankreich-sein.


Publico-Gespräch mit dem Historiker Egon Flaig über die Gelbwesten-Bewegung in Frankreich – und die Selbstzerstörung der Linken

Von Alexander Wendt / / politik-gesellschaft / 28 min Lesezeit

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Herr Professor Flaig, Sie waren am Collège de France Gastdozent bei Pierre Bourdieu, Sie haben an der Sorbonne gelehrt und kennen Frankreich gut. Wie sehen Sie als Historiker die Bewegung der Gelbwesten?

Die Gilets Jaunes sind als Bewegung aus dem Frankreich außerhalb der großen Städte entstanden. Dort hat sich die Struktur in den vergangenen Jahrzehnten stark verändert. Größere Unternehmen finden sich nur noch an wenigen Orten.

Die ländlichen Gebiete haben sich auf bedenkliche Weise entindustrialisiert; auf vielen Kilometern existiert dort kaum noch Gewerbe. Das heißt, viele Franzosen pendeln dort jeden Tag dreißig, vierzig Kilometer zu einem der wenigen verbliebenen Unternehmen, um dort zu arbeiten und 2000 Euro im Monat zu verdienen. Es sind diejenigen, die unter prekären Bedingungen arbeiten, statt sich arbeitslos zu melden. Die Erhöhung der Steuer auf Benzin und Diesel, die Macron Ende 2018 verkündete, hat diese Leute ganz elementar getroffen.

Immerhin hat Macron diese Steuer zurückgenommen.

Ja, aber er hat es zu spät und am falschen Ort getan.

Am falschen Ort?

Es kommt auch auf Bilder an. Er hätte seine Rede irgendwo draußen halten sollen, zur Not unter einem Regenschirm, aber nicht im Prunk des Élysée-Palastes. Mit dieser Kulisse im Hintergrund hat er nicht die Wütenden auf der Straße erreicht, die er hätte erreichen müssen.

Bei früheren Auseinandersetzungen über seine Politik hatte er einen besseren Instinkt. Wie konnte er sich so versteuern?

Während der Konfrontationen am Anfang seiner Amtszeit schaffte Macron es tatsächlich, einen Ton zu treffen, mit dem er viele überzeugt hat. Daß er beim Streik der Fluglotsen durchgehalten hat, verschaffte ihm Respekt. Beim großen Streik der Eisenbahner beispielsweise hatte er gesagt: “Mein Großvater war Eisenbahner. Also erzählt mir nicht, wie schlecht es euch geht. Ich weiß genau, was ihr für Privilegien habt.“ Wenn man weiß, dass die Franzosen mit 62 Jahren pensioniert werden, die Eisenbahner aber 10 Jahre früher, dann wird verständlich, dass Macron auf das Verständnis eines großen Teils der französischen Werktätigen rechnen durfte – mit Recht. Sein Durchhalten beim Eisenbahnerstreik 2018 wurde auch deswegen honoriert, weil er frank und frei die Frage der Privilegien ansprach.

Er hat allerdings nicht begriffen, dass es sich bei den Arbeitspendlern draußen in der Provinz um ein Segment der arbeitenden Bevölkerung handelt, das sich völlig von den privilegierten französischen Staatsangestellten unterscheidet; dieses Segment stand schon vor der Dieselsteuererhöhung unter einem starken sozialen Druck.

Warum, meinen Sie, hat er es trotzdem getan?

Dem Präsidenten fehlte offensichtlich ein Berater, der ihm hätte sagen müssen: „Diese Leute darfst du nicht angreifen. Du kannst nicht auf der einen Seite die Vermögenssteuer abschaffen und auf der anderen Seite eine Extra-Steuer auf Treibstoff erhöhen, um die Menschen zu ökologischerem Verhalten zu zwingen. Damit triffst du jenen Teil des französischen Volkes, der diese nationale Ökonomie mit seinen Knochen trägt. Mit deiner Steuer wirst du die Frage nach der sozialen Gerechtigkeit zum Auflodern bringen, weil die Leute diese Belastung gegen die weggefallene Vermögenssteuer aufrechnen – und das zu Recht. Und es sollte dir klar sein, dass die Frage nach der Gerechtigkeit umschlagen wird in die Frage des sozialen Zusammenhalts der ganzen Nation. Und dann wird es richtig ernst.“ Entweder er wurde schlecht beraten, oder er hörte nicht auf seine Berater, weil ihm seine enorme Beharrlichkeit ja in drei schweren Konfrontationen zugute gekommen war und er glaubte, das gehe dieses Mal ebenso.

Mit der Rücknahme der Steuer und der Verkündung von Steuererleichterungen konnte er die Wut auf der Straße bisher nicht dämpfen. Warum?

Weil er mit diesem Nachgeben nicht auf das kardinale Thema eingeht, das immer wieder hochkocht: Das dramatische Auseinanderklaffen der Einkommen zwischen den Reichen und Abgesicherten und jenen, die in immer prekäreren Verhältnissen leben müssen. Macron hätte demonstrieren müssen: Ich bin nicht der Präsident der Reichen; ich bin der Präsident der ganzen Nation. Man darf nicht vergessen: Erstens – Frankreich hat eine sehr niedrige Einkommenssteuer; zweitens: der französische Staat läßt Steuerflucht in einem enormen Ausmaß zu; drittens, die Vermögenssteuer wurde überwiegend als gerecht empfunden, auch wenn Schauspieler aus Protest ihr Vermögen nach Kasachstan transferierten. Macron hingegen entlastet die Vermögen und belastet die Arbeit. Das geht auf die Dauer nicht gut. Natürlich kommt eine Dynamik hinzu, die wir alle von vorrevolutionären Situationen kennen: Ein Nachgeben – besonders, wenn es erst unter höchstem Druck geschieht – facht Proteste oft erst richtig an. Die Leute auf der Straße haben den Eindruck: Wir bewegen etwas.

Wohin bewegen die Gelbwesten Frankreich? Ist das, was wir dort sehen, eine Revolution?

Nein. Denn es fehlt den Gilets jaunes das Entscheidende dafür: ein Ziel. Es ist eine sehr wütende, aber ziellose Bewegung, die sich gegen die herrschende Ordnung richtet – ohne eine Idee, was an deren Stelle treten sollte. Darin unterscheidet sie sich völlig von den Unruhen und Demonstrationen in Paris im Mai 1968. Acht Jahre danach prophezeite der Soziologe Jean Baudrillard, dass die Revolten der Zukunft jähe Explosionen sein werden, die nach einer Weile erschöpft zusammensinken und ausglimmen – und zwar Revolten ohne programmatische Ziele, bei denen die Teilnehmer am Ende nicht mehr wüssten, wofür sie anfangs in den Kampf traten. Die Bewegung der Gilets jaunes zeigt solche Züge. Einige der Wortführer begreifen sehr wohl, dass man den Schwung der Bewegung nützen müsse, um politische Forderungen durchzusetzen. Die Slogans scheinen zu konvergieren in eine gemeinsame Parole, nämlich „Macron, démission!“ – „Macron – Rücktritt!“. Doch wie soll das gehen? Andere soziale Sektoren mobilisieren sich nicht oder kaum in Solidarität mit den Gelbwesten. Die Schüler sind zwar extrem leicht zur Randale zu bewegen – das hat in Frankreich eine 50-jährige Tradition, aber sie sind nie politisch kreativ gewesen, sondern haben sich immer bewährt als aktivistische Masse auf der Straße.

Und im Parlament? Gerät Macron dort unter Druck?

Die katastrophale Niederlage der etablierten Parteien drückt sich in der Nationalversammlung aus als Kollaps der Opposition. Dort verfügt Macrons Bewegung La République en Marche ! nicht bloß über die absolute Mehrheit, zusammen mit der verbündeten MD (Mouvement démocrate) über 61%. Ein großer Teil der En-Marche-Abgeordneten hat überhaupt keine parlamentarische Erfahrung. Diese unerfahrenen Parlamentarier werden nun von den Geschehnissen überrollt; und viele von ihnen müssen sich völlig neu ausrichten. Das heißt, dass die Revolten auf der Straße sich nicht in den Organen der Republik ausdrücken können. Das erschwert die öffentlichen Debatten ungemein.

Entstanden sind die Gelbwesten ohne Planung und Führung, den Anstoß gab ein Youtube-Video einer bis dahin völlig unbekannten Französin. Hat die Wut-Bewegung die Chance, zur politischen Kraft zu werden?

Zugegeben: Die Gelbwesten haben es hingekriegt, durch Abstimmungen im Internet, eine Liste von etwa 40 Forderungen zu erstellen. Davon sind aber die weitmeisten rein materieller Art; sie betreffen überwiegend die Belastung durch Steuern. Vereinzelte Strömungen forderten sogar die Verankerung von mehr direkter Demokratie. Diese Forderung weist tatsächlich nach vorne. Doch auf der anderen Seite findet sich bei anderen Teilen der Gelbwesten auch eine wachsende Neigung, Verschwörungstheorien zu entwerfen und Obskurantismus zu betreiben. Es ist schwer zu sagen, wie gefährlich das ist.

Wodurch äußert sie sich?

Nach dem islamistischen Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Straßburg trat eine Vertreterin der Gelbwesten auf und behauptete, der Angriff dort sei von der Regierung Macrons inszeniert worden, um von den Protesten auf der Straße abzulenken – also klassischer linksextremer Verschwörungswahn. Nun hat Frankreich das Problem des islamistischen Terrors schon seit Jahren. Wenn die Gelbwesten nicht erkennen, dass er auch sie und ihre Art zu leben bedroht, dann zeigt das, wie sehr es dieser Bewegung an klarer Analyse fehlt.

Wie sehen Frankreichs wichtige Intellektuelle diese Lage?

Zunächst müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass es etwa seit 2015 keine linken Intellektuellen mehr gibt, die man ernst nehmen könnte. Seit der Dreyfus-Affäre am Ende des 19. Jahrhunderts hieß Intellektueller zu sein, in der Regel links oder linksliberal zu sein. Mit dem Mai 1968 erreichte dieser Trend seinen Höhepunkt und hielt sich gute 30 Jahre lang. Doch mit dem Aufstieg des Multikulturalismus, dem Kommunitarismus, mit dem Ökologismus, mit der zunehmenden Sympathie für den Islamismus – welcher im Kern der gefährlichste Rechtsextremismus der Gegenwart ist – , und schließlich mit dem entgrenzten Globalismus ist die gemeinsame Basis für ein intellektuelles Links-Sein zerronnen.

Einige Kritiker bemühen für die Gelbwesten den Begriff „rouge-brun“, rot-braun. Gibt es ein Argument dafür, diese Bewegung so zu sehen?

Das Urteil des in den Medien früher allgegenwärtigen Bernard-Henri Lévy scheint mir verstörend. Er warnte vor den Gelbwesten, weil sie ihn erinnerten an die Wut der faschistischen Bünde der 30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts: Unter den gelben Westen würden schnell die braunen hervorkommen. Und er behauptete, die Bewegung zeige Anzeichen von Antisemitismus und Xenophobie. Damit irritierte er gewaltig. Der Philosoph Luc Ferry nannte diese Äußerungen eine Schande. Ferry wies darauf hin, dass es für die „reaktionäre Linke“ recht bequem sei, mit ihren stattlichen Einkommen und Vermögen, grünen Phantasien vom „Ende der Welt“ nachzusinnen, während die anderen andauernd ans „Ende des Monats“ denken müssten. Ferry verwirft die Idee einer Ökosteuer rundheraus, und sagt, dass eine „Strafökologie“ nicht funktionieren werde.

Wie immer ist die Stimme von Alain Finkielkraut abgewogen im Urteil und rücksichtsvoll gegenüber den Akteuren. Die Gelbwesten seien die Abgehängten der glücklichen Globalisierung, die Vergessenen des Fortschrittswahns. Sie lägen auch im toten Winkel der triumphierenden Diversitätsideologie. Und diese französischen Bürger meldeten sich nun in unser Gedächtnis zurück mit dem Ruf: Auch wir existieren. Finkielkraut rechtfertigt nicht die Exzesse von Gewalt. Aber er hat zu Bedenken gegeben: „Die herrschende Klasse“ reagiere mit Leugnung und mit Verachtung; sie sage ‚das existiert gar nicht!’ – und wenn es trotzdem lautstark seine Existenz bekundet, dann denunziere die herrschende Klasse die Bewegung als populistisch und fremdenfeindlich. Und diese Weigerung die Realität zur Kenntnis zu nehmen und das Anliegen dieser Ausgebeuteten ernst zu nehmen, werde nicht lange gut gehen.

Eigentlich war es doch immer ein linkes Anliegen, die Nichtprivilegierten zu unterstützen. Gibt es nicht zumindest Reste dieses früher so starken intellektuellen Milieus?

Überall zerfällt die ehemalige Linke in ethnisch und sogar rassisch abgesonderte Gruppierungen. Mit der Selbstzerstörung der Linken sind ihr auch die Intellektuellen abhanden gekommen. Die letzten ernstzunehmenden Intellektuellen, die sich noch auf eine vage Linke berufen, sind die Politologin Chantal Mouffe und der Ökonom Thomas Piketty. Chantal Mouffe erkennt in der Bewegung der Gelbwesten eine soziale Explosion gegen die kapitalistische Globalisierung mit ihren enormen Ungleichheiten. Das ist nicht falsch, aber bleibt zu allgemein. Piketty hat mit seinem Manifest zur Rettung Europas nicht direkt auf die Gelbwesten Bezug genommen. Nun zu den Intellektuellen, die sich nicht der Linken zurechnen. Der Geograph Christophe Guilluy hat in seiner deprimierenden Bestandsaufnahme des ländlichen Lebens in Frankreich – „La France périphérique“ – teilweise diese Explosion kommen sehen.

Aber auch unter den nichtlinken französischen Wortführern gibt es doch eine Sympathie mit sozialen Revolten, oder?

Bizarr ist die Haltung von Michel Onfray, der schlicht sagte, ihm gefalle jede Jacquerie (also jeder Bauernaufstand), und solche Revolten seien eine passende Ergänzung zur repräsentativen Demokratie. Ich bezweifle, ob er das ernst meint. Denn das Recht der Straße auf Revolte, um die repräsentative Demokratie zu beleben, ist eine Schnapsidee des Politologen Rosanvallon, der damit die „Gegen-Demokratie» legitimieren will.

Viele Intellektuelle und Kommentatoren scheinen sich überhaupt nur schwer einen Reim auf die Gelbwesten machen zu können: Die Bewegung scheint weder klassisch links noch rechts zu sein. Ist sie tatsächlich etwas Besonderes?

Meines Erachtens haben die Intellektuellen es auch deswegen schwer, sich zu dieser Bewegung zu positionieren, weil manche von ihnen befürchten, dies könnte die letzte genuin französische Revolte in Frankreich sein. Denn der demographische Wandel, die Konfrontationen mit dem sich radikalisierenden Islam und die kulturelle Zersplitterung des Landes werden in Zukunft Revolten ganz anderer Art hervorbringen.

Die Auseinandersetzungen auf den Straßen zwischen Gelbwesten und Polizei wird inzwischen mit einer Härte und Brutalität geführt, wie sie Frankreich seit Jahrzehnten nicht gesehen hat. Auf Seiten der Demonstranten gibt es bis jetzt nach Angaben der Gelbwesten 13 Tote und mehr als 600 teils schwer Verletzte. Wie lässt sich diese Lage je wieder befrieden?

Diese Gewalt bringt die französische Polizei in eine fürchterliche Lage. Denn es ist vor allem ihre Aufgabe, die mittlerweile 170 No-go-Gebiete Frankreichs einigermaßen unter Kontrolle zu halten, in denen sich die staatliche Gewalt kaum noch durchsetzen lässt. Dort stehen die Polizisten schon mit dem Rücken zur Wand. Sie können eine Konfrontation mit den Gelbwesten nicht mehr allzu lange durchhalten. Wichtig ist, dass zwar immer noch fast drei Viertel der Franzosen das Anliegen für berechtigt hält, aber ein rasch wachsender Prozentsatz die Gewalt ablehnt. Das wird zwei Folgen haben: Erstens wird die Bewegung sich politisch spalten, weil sie nun gezwungen wird, ihre Ziele programmatisch zu bündeln; zweitens gewinnt die Polizei wieder moralischen Rückhalt, den sie so dringend benötigt.

Wie soll es in dieser verfahrenen Lage weitergehen? Die Fronten zwischen Gelbwesten und der Regierung scheinen völlig erstarrt.

Pascal Bruckner hat diese Situation meines Erachtens treffend beschrieben und mit einem wohlbegründeten Urteil versehen: Macron ist trotz aller Fehler, die er gemacht hat, der gewählte Präsident, und es bleibt ihm nichts anderes übrig, als die verfassungsmäßige Ordnung gegenüber gewalttätigen Demonstranten zu verteidigen. Das ist sogar seine Pflicht. Denn eine Demokratie darf sich nicht von der Straße regieren lassen. Wir brauchen uns bloß erinnern, wie der Kiewer Majdan im Winter 2013/14 sich schlicht und einfach an die Stelle des ukrainischen Volkes setzte und ganz selbstverständlich beanspruchte, den Willen des Volkes darzustellen. Dahin führt aber just die Parole von der Contre-démocratie, der „Gegen-Demokratie».

Nach seinen Fehlern, nach der Eskalation der Gewalt auf beiden Seiten: Hat er dazu noch die moralische Kraft?

Das ist eine offene Frage. Immerhin hat er eine „große nationale Debatte» initiiert, bei der es darum gehen soll, in über 30.000 französischen Gemeinden die anstehenden sozialen, ökologischen und ökonomischen Fragen mit Rede und Gegenrede zu erörtern. Eine solche Debatte kommt spät. Aber trotzdem wird sie ihre Wirkung tun, weil die einfachen Staatsbürger vor Ort zu Gehör kommen. Eine solche Herstellung von Öffentlichkeit durch breit angelegte Kontroversen mobilisiert zwar, doch sie wirkt gewaltsamen Revolten entgegen.

In einem Essay für das Magazin Harper’s lobt Michel Houellebecq das Schweizer Modell der direkten Volksentscheidung. Wenn die französische Politikelite den großen Dialog mit dem Wahlvolk sucht – bietet sich da die Schweiz als Vorbild an?

Will man breit angelegte Kontroversen verstetigen, dann wird man früher oder später Organe und Verfahren der direkten Demokratie institutionalisieren müssen.

Der Althistoriker Egon Flaig, geboren 1949 in Gronau, promovierte 1984 in Berlin bei Alexander Demandt und Jacob Taubes, arbeitete am Max-Planck-Institut für Geschichte in Göttingen und wurde 1995 Gastprofessor am Collège de France bei Pierre Bourdieu.

Von 1997 bis zu seiner Emeritierung 2014 lehrte er in Greifswald und dann in Rostock als Ordinarius für Alte Geschichte.

Zu Flaigs wichtigsten Werken gehören die „Weltgeschichte der Sklaverei“ (C.H.Beck, 2009) und „Die Mehrheitsentscheidung. Genesis und kulturelle Dynamik“ (Schöningh, 2013). Zuletzt erschien von ihm „Die Niederlage der politischen Vernunft. Wie wir die Errungenschaften der Aufklärung verspielen“ (Zu Klampen, 2017).

18 Kommentare
  • Ralf Terbauer
    30. Januar, 2019

    «mit dem Aufstieg des Multikulturalismus, dem Kommunitarismus, mit dem Ökologismus, mit der zunehmenden Sympathie für den Islamismus [..] und schließlich mit dem entgrenzten Globalismus ist die gemeinsame Basis für ein intellektuelles Links-Sein zerronnen.»

    Upsi…

    Es spricht für die Lernfähigkeit des Menschen, allerdings gegen die Methode dafür: Schmerzen und noch mehr Schmerzen

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  • Sabine Schönfelder
    30. Januar, 2019

    Ein informativer Gedankenaustausch. Monsieur Flaig ist augenscheinlich um einen objektiven Standpunkt bemüht. ‘Macron sei verpflichtet, die verfassungsmäßige Ordnung wiederherzustellen’ rechtfertigt keinesfalls die Gewalt der Polizei gegenüber den Gelbwesten, die ‘die Ökonomie mit ihren Knochen tragen’. Ihre ehemaligen linken Interessenvertreter wendeten sich in ihrer Wohlstandsblase dem Ökofaschismus und Migrantenzügen zu, anstatt das Leben der hart arbeitenden eigenen Bevölkerung zu verbessern, und nicht noch zu verschlechtern. Die Stringenz und Härte der Polizei vermisse ich in den sogenannten ‘no-go- areas’, oder sind diese Gebiete nicht mehr der französischen Verfassung unterstellt? Man stelle sich vor , ein Muslim hätte, wie gerade der Anführer der Gelbwesten, ein Auge durch Polizeigewalt eingebüßt! Die linke Empörung wäre groß. Befände sich dieser Einäugige noch im Flegelalter, nähme sich unser Kinderfreund Cohn-Bendit der Sache persönlich an. Es sollte hier auch nicht die Tatsache verschwiegen werden, daß gewählte Politiker durch geschicktes Taktieren und Verhandeln gewählte politische Gegner während der Regierungsbildung ins Abseits befördern. Das ist in Frankreich möglich und der Fall. Das Mehrheitswahlrecht führt durch Koalitionsbildungen einzelner Parteien zur Ausschaltung des politischen Gegners, des Wählers Stimme wird öfter ad absurdum geführt. Deutsche und schwedische Politik zeigen Millionen von Wählern den Mittelfinger, indem Sie den politischen Gegner desavouieren und öffentlichkeitswirksam ausgrenzen. Kein Wunder, daß der Bürger sauer wird.

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    • Holger Sulz
      31. Januar, 2019

      Liebe Frau Schönfelder, ich stimme Ihnen voll und ganz zu. Allerdings bin ich der Meinung, daß Herr Flaig die «revolutionäre Dynamik» unterschätzt oder auch schlicht falsch sieht: Mitnichten sucht Macron den Bürgerdialog, sondern smalltalkt mit ausgesuchten Hanswursten auf unterster Ebene seines streng zentralistischen Regimes, den Bürgermeistern. Genauso übergeht Flaig die Tatsache, daß die Themenauswahl von Macron vorgegeben wurde- was dem Volk auf den Nägeln brennt und in den ausgelegten «Heften» überdeutlich dominiert, nämlich die Flut an moslemischen Migranten, Ehe für alle, die Öko-Ersatzreligion (der übliche Landbewohner in F ist strikt konservativ-katholisch)- ist in seinen Propagandaveranstaltungen mit den Bürgermeistern allenfalls marginales und immer unerwünschtes Thema. So etwas ist kein Dialog, sondern schafft böses Blut. Unvergessen ist sein skandlöses Anschmiegen an die schweißglänzenden Körper muskulöser schwarzer Banditen anläßlich des Besuchs in den Überseeprovinzen.
      https://www.freiewelt.net/nachricht/macron-blamiert-sich-und-sein-amt-mit-diskutablen-fotos-10075841/
      Und die Wiederherstellung der Reputation der Polizei ist bestenfalls Flaigs frommer Wunsch- mit großer Verbitterung haben die Gelbwesten das Wüten dieser Büttel zur Kenntnis genommen und hartnäckig hält sich das Gerücht, daß in großem Umfang erstmals Eurogendfor zum Einsatz kam. Wenn sich das bewahrheitet, brennt in F nicht nur der Busch.
      Das billige Taktieren Macrons und die brutalen Übergriffe seiner uniformierten Schlägertrupps (man sehe mir die Wortwahl nach, aber die zahllosen Handy-Streifen im Netz sprechen eine eindeutige Sprache) sowie das (gewollte?) Komplettversagen seiner Schergen in den Banlieues erzeugen eine Verbitterung, die das Abflauen des Aufstandes überdauern wird.

      M.E. erleben wir den Beginn des Krieges des abgehängten platten Landes gegen die schmarotzenden Bobos und Systemprofiteure der urbanen Zentren, die sich in jeder Hinsicht überlegen fühlen. Die extreme Verletzlichkeit ihrer Versorgungsinfrastruktur ist ihnen nicht im Ansatz bewußt.
      Was wir sehen, ist klassische Zurüstung zum Bürgerkrieg.

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  • Wolf-Dieter Busch
    30. Januar, 2019

    „Denn eine Demokratie darf sich nicht von der Straße regieren lassen.“ – Der Satz verliert seine Gültigkeit, wenn „die Straße“ (also das niedere Volk) seine Lebensgrundlage verliert. Wie im Artikel ausgeführt.

    Jedes Gesellschaftssystem setzt voraus, dass auch der Unterlegene im Konflikt das Große, Ganze akzeptiert. Das setzt freilich voraus, dass er für sein Essen sorgen kann. Alles darüber hinaus wäre Nibelungentreue über den Hungertod hinaus.

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  • Wolf Manuel Schröter
    30. Januar, 2019

    Flaig sagt wie’s ist. Auch hierzulande ist es um wirkliche linke Intellektuelle (wenn man sie an der Wahrnehmung der sozialen Probleme messen will) schlecht bestellt; «Pseudo-Intellektuelle» hingegen gibt es viele, die leider nicht nur dumm und doktrinär auftreten sondern auch noch politischen Einfluss haben. Dabei ist «links» mE nicht bei bestimmten (eben linken) Parteien zu verorten sondern die Schar jener Typen wird von allen (!) Parteien hierzulande sowie auch «Parteilosen» beschickt…
    Es wird nicht mehr lange brauchen, dass sich «Gelbwesten» auch hierzulande aufwerfen; man wird sie in den willfährigen Medien als Braune bezeichnen, denn alles, was diesen linken Pseudo-Intellektuellen suspekt ist, wird von ihnen als «rechtsextrem» desavouiert. Das wird nicht gut ausgehen. Wobei: Ich mag nicht wirklich daran denken.

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  • kdm
    30. Januar, 2019

    “Chantal Mouffe erkennt in der Bewegung der Gelbwesten eine soziale Explosion gegen die kapitalistische Globalisierung mit ihren enormen Ungleichheiten. Das ist nicht falsch, aber bleibt zu allgemein.”
    .
    .. und? Was genau – en detail? – soll er machen, sagen, schreiben?
    Und: würde solch schwafeln von Philosophen “den Leuten” wirklich helfen?
    .
    Wir wissen doch alle, was schief läuft.

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    • Christa Born
      2. Februar, 2019

      Und was genau läuft schief ( ihrer Meinung nach ) «was wir alle wissen»?

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    • Werner Bläser
      8. Februar, 2019

      Na, erst mal: «Was genau… soll SIE machen…». Chantal Mouffe ist eine Frau, unverkennbar. Und was sollte sie schreiben? Ganz einfach, erstens eine präzisere Analyse, zweitens eine Therapie der gesellschaftlichen Fehlentwicklung. Strassen-Bewegungen sind gut darin, Druck aufzubauen und verkrustete Denk-, Diskussions- und sogar Macht-Strukturen zu sprengen. Aber Massen sind nicht in der Lage, Protest auf ein zielgerichtetes, organisiertes Handeln hin zu bündeln. Das können nur strukturierte, relativ kleine geordnete Gruppen (Max Webers ‘Vorteil der kleinen Zahl’) oder Individuen. Solche Bewegungen brauchen politische Führer oder Galionsfiguren, die Wege zur Umsetzung ihrer Forderung wenigstens andeuten können. Parteien sind ja nicht umsonst so effektive Organisationen. Deshalb finde ich es gut, wenn die Gelbwesten sich für die Europawahlen aufstellen. Dann wird die Bewegung möglicherweise in eine erfolgversprechende Politik kanalisiert. Ob Leute wie Ingrid Levasseur und René Ibanez dies sein können und ob sie zur Gemeinsamkeit finden, muss sich zeigen. Bei der Geburt einer neuen politischen Bewegung gibt es immer Geburtswehen, oder das, was Gauland «Gärung» nennt.

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  • Eugen Karl
    30. Januar, 2019

    Die Vermögenssteuer hat nichts mit Gerechtigkeit zu tun, sondern ist eine reine Neidabgabe. Die Gelben Westen werden sich entscheiden müssen, ob sie generell höhere oder generell niedrigere Steuern wollen. Für die einen höhere, für die anderen niedrigere würde Frankreich nur immer weiter in sozialistische Strukturen bringen, womit die Probleme auf lange Sicht zunehmen werden. Macron freilich wird versuchen via Pakt und freundliche Worte am Ende die Deutschan dafür zahlen zu lassen. Und die werden durch ihre politischen Repräsentanten begeistert zustimmen.

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  • Stephan
    31. Januar, 2019

    Ein vielfach erhellendes Gespräch mit einem Kenner des Landes, das über den Tag hinaus auf die möglichen Konfliktlagen hinweist, mit denen wir in nicht allzu ferner Zeit konfrontiert sein werden. Frankreich hat in den letzten Jahrzehnten für intellektuelle Impulse gesorgt und es ist aufschlussreich, die Einschätzung von Professor Flaig über die Rolle der Intellektuellen zu hören. Mit Persönlichkeiten wie Finkielkraut, Onfray, Guilluy oder Bruckner etc. scheint das Land noch über eine Anzahl von Denkern zu verfügen, die kontrovers diskutiert werden, ohne mit dem Hammer der politischen Korrektheit zum Schweigen gebracht zu werden. Umso wichtiger ist es, den rar gewordenen Exemplaren freien, unabhängigen Denkens bei uns – wie eben auch Herrn Flaig – häufiger ein Podium zu geben. Sein brillantes Buch „Die Niederlage der Vernunft“ ist leider nach wie vor ein Geheimtipp geblieben.

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  • Jürgen
    31. Januar, 2019

    Ein interessanter Aspekt klingt in einem der Kommentare an: Die Frage, inwieweit ein «Gelbwesten-Aufstand» auch in Deutschland möglich wäre. Dies darf bezweifelt werden. Offensichtlich sind die Deutschen durch jahrzehnte Hysterisierung in fast allen Medien, einschl. der ÖR in eine Art Trance verfallen. Gut zu beobachten, mit welcher Duldsamkeit sie die «ökologischen Wuntertaten» über sich haben ergehen lassen. Jetzt lassen sie sich geduldig auch noch das Auftofahren verbieten und nehmen fast klaglos in Kauf, dass damit auch noch eine der wichtigsten deutschen Industriezweige systematisch zerstört wird. Es gäbe also hinreichende Anlässe, sich zu einer Protestbewegung zusammenzuschließen, um dem Diktat links-grüner Meinungsdiktatoren, die zu einem Großteil auf gutdotierten Staatsposten und in warmen Redaktionsstuben sitzen, ein Ende zu bereiten.

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  • Andreas Dumm
    31. Januar, 2019

    Die ausführlichste, am sorgfältigsten erstellte und im Ergebnis klarste (bzw. aufklärendste) Analyse der Vorgänge im Nachbarland Frankreich, die ich bisher gelesen habe. Danke!

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  • Herr Herrmann Mann
    31. Januar, 2019

    «Nach dem islamistischen Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Straßburg trat eine Vertreterin der Gelbwesten auf und behauptete, der Angriff dort sei von der Regierung Macrons inszeniert worden, um von den Protesten auf der Straße abzulenken – also klassischer linksextremer Verschwörungswahn.»

    Interessant zu lesen, dass der Verschwörungswahn klassischer Weise links ist. Mir wird in dem Zusammenhang hier normalerweise vorgeworfen das seien «rechte» Theorien. Was bin ich denn nun? Rechts oder Links? Und gut zu wissen, dass jeder besser zu wissen scheint was ich bin, als ich selbst. Zu dem spezifischen Weihnachtsmarktsvorfall kann ich nichts sagen, außer, dass es äußerst naiv ist anzunehmen, dass die Möglichkeit nicht besteht, dass eben auch die Regierung(en) selbst Red Flag Anschläge ausübt, um die Macht zu erhalten – oder gewisse Dinge umzusetzen, die ansonsten nicht umsetzbar wären. Theoretisch ist die Aussage der Frau doch möglich. Sie also einfach gleich als Idiotie abzutun – ist Idiotie! Beispiele für solche (False Flag Attacken durch den Staat) gibt es, auch in Deutschland. Oder was war das «Celler Loch» sonst? Amris Amri war auch mal wieder jemand, der einfach so, wie so oft «Terroristen», seinen Ausweis am Tatort verloren hat. Und besonders bei dem Berliner Weihnachtsmarktangriff ist es einfach nur offen sichtlich, dass dieser so nicht stattgefunden haben kann (alleine die Lichterketten, die tiefer hingen als der Laster hoch war – und die auch nach «Durchfahrt» des Lasters da noch hingen ….).

    Ich will und werde hier gar nicht weiter über Verschwörungstheorien theoretisieren. Ich sag Ihnen nur, dass ich Sie aufgrund dieser Aussage für entweder naiv halte – oder für einen Propagandisten/Spin Doctor. Und ein Historiker müsste eigentlich mit False Flags etwas anfangen können. Die meisten «Verschwörungstheoretiker» haben an dieser Stelle aufgehört zu lesen – und, nebenbei bemerkt, es werden immer mehr.

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  • Charly
    31. Januar, 2019

    Eins ist klar, eine Revolution wie die Oktober-Revolution in Russland oder wie die Französische-Revolution in Frankreich und Bürgerkrieg in Spanien wird es nie geben.
    Die Herrschenden Mächte haben Vorbereitungen getroffen so etwas schon im Keim zu ersticken. Die Aufrüstung gegen die Bevölkerung ist beinahe abgeschlossen, finanziert durch die Finanz-Elite.

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  • Silas Loy
    2. Februar, 2019

    Die Steuererhöhung auf Treibstoffe war ein idiotischer politischer Fehler. Die Begründung dafür ebenso. Vielleicht auch nur einfach dumm und dreist. Auch Macron traut sich nicht an die wirklich fetten Besitzstände heran, um den Haushalt wieder auf Vordermann zu bekommen. Auf der Ausgabenseite. Frankreich hat mit großem Abstand die höchste Staatsquote in Europa. Mindestens 10%/BIP zuviel. Da geht’s lang mon Marche, auf in’s Gefecht!

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  • Frank
    2. Februar, 2019

    Vielen Dank für dieses erhellende Gespräch und die wertvolle Analyse des Herrn Prof. hinsichtlich der aktuellen Ereignisse in (nicht nur) Frankreich.

    Ich stieß über einen Verweis in einem Leser-Kommentar der NZZ auf dieses Interview und damit auch auf diesen Blog, welchen ich nach kurzer Studie weiterer Artikel soeben unter meinen Favoriten gespeichert habe und künftig regelmäßig ansteuern werde.

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  • Dieter Kief
    5. Februar, 2019

    Sehr interessant, danke.

    Noch einen Tick interessanter war sogar Jürg Altweggs FAZ Portrait von Christophe Guilluy. Verständlich, dass Egon Flaig Guilluy nicht so mag, denn Guilluy findet Historiker schrecklich überschätzt. Aber Guilluy ist einer der kenntnisreichsten Deuter der Lage, weil er sie seit zwanzig Jahren im berüchtigten Departement 93, Seine-Saint-Denis (nördlich und Paris) vor Ort in seiner Arbeit mit den Kommunen und Ämtern erfährt. Er kennt etliche der abgehängten Franzosen persönlich. Das ist ein unschätzbarer Vorteil.

    Michel Onfray ist speziell. Zur Zeit macht er im französischen Fernsehen usw. (auch auf youtube) einen guten Habermas-Punkt gegen die Debatten Macrons mit den Bürgermeistern usw.: Diese würden nur in Zusammenfassungen publik und über die Art dieser Zusammenfassungen bestimme letztlich keiner außer Macron… (dieser Habermas-Punkt dürfte dem Onfray-Huldiger Michael Klonovsky ziemlich sauer aufstoßen). Wie diese Sache ausgeht, weiß dennoch keiner.

    Hier noch ein hierzulande leider ziemlich übersehener Gelbwesten-Deuter, der sich ebenfalls sehr gut in der französischen Provinz der abgehängten auskennt:
    Le Figaro redet mit dem medienscheuen Gelbwesten-Deuter Jean-Claude Michéa (Die WELT hat den Artikel übersetzt, aber leider benfalls hinter einer Bezahlschranke).

    http://www.lefigaro.fr/vox/

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Original: „Es könnte die letzte französische Revolte in Frankreich sein“

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Kritik und Streit gehören zur Essenz einer offenen Gesellschaft. Für einen zivilisierten Streit braucht es gut begründete Argumente und Meinungen, Informationen und Dokumentationen von Fakten. Publico versucht das mit seinen sehr bescheidenen Mitteln Woche für Woche aufs Neue zu bieten. Dafür erhält dieses Magazin selbstverständlich kein Steuergeld aus dem Medienförderungstopf der Kulturstaatsministerin Claudia Roth, kein Geld aus dem Fonds der Bundeszentrale für politische Bildung (obwohl Publico zur politischen Bildung beiträgt) und auch keine Überweisungen von Stiftungen, hinter denen wohlmeinende Milliardäre stehen. Ganz im Vertrauen: Publico möchte dieses Geld auch nicht. Die einzige Verbindung zu diesen staatlichen Fördergeldern besteht darin, dass der Gründer des Magazins genauso wie seine Autoren mit seinen Steuern dazu beiträgt, dass ganz bestimmte Anbieter auf dem Medien- und Meinungsmarkt keine Geldsorgen kennen. Es gibt nur eine Instanz, von der Publico Unterstützung annimmt, und der dieses Medium überhaupt seine Existenz verdankt: die Leserschaft. Alle Leser von Publico, die uns mit ihren Beiträgen unterstützen, machen es uns möglich, immer wieder ausführliche Recherchen, Dossiers und Widerlegungen von Falschbehauptungen anzubieten, Reportagen und Rezensionen. Außerdem noch den montäglichen Cartoon von Bernd Zeller. Und das alles ohne Bezahlschranke und Abo-Modell. Wer unterstützt, sorgt also auch für die (wachsende) Reichweite dieses Mediums.
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