Wochenrückblick: Zeiten, in denen Grundsätzliches ins Rutschen kommt
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Von Alexander Wendt / / politik-gesellschaft / 19 min Lesezeit
In Münster tagten in der vergangenen Woche die deutschen Historiker, was in Zeiten wie diesen – Näheres zu den Zeiten entnehmen Sie bitte irgendeiner Rede von Frank-Walter Steinmeier und /oder dem nächstgelegenen Leitartikel – was also in diesen Zeiten, in der alle Demokraten gefordert sind, sich zu einem ganz besonderen Ereignis entfaltet. Am Eingang zum Tagungsraum stand eine progressive Gruppe, die Flugblätter gegen den Osteuropahistoriker Jörg Baberowski verteilte.
Baberowski, so lautete die Anklage auf den Blättern, habe in seinen Werken etwas von „angeblichen Erschießungen“ während der kommunistischen Herrschaft in der Sowjetunion geschrieben. Er sei ein Rechtspopulist, das sei gefährlich, vor allem in diesen Zeiten, in welchen (weiterer Satzbaustein s. oben).
Das wichtigste Ereignis auf dem Deutschen Historikertag bestand in der Abstimmung über eine politische Resolution, wie sie in Zeiten wie diesen unerlässlich ist. Einwände, es sei vielleicht angebracht, über die Resolution geheim abzustimmen, wischten die Wortführer beiseite.
Geheim, das wäre ja noch schöner. Da würde man schließlich gar nicht sehen, wer die Tugendhaften sind und wer die anderen. Also stimmten die Wissenschaffenden per Handzeichen ab. Einige unter ihnen kennen so etwas wahrscheinlich aus den Unterlagen, die sie erforschen, etwa Martin Sabrow, der einiges zur DDR-Geschichte veröffentlicht hat.
Hier die Resolution in Auszügen:
„In Deutschland wie in zahlreichen anderen Ländern bedrohen derzeit maßlose Angriffe auf die demokratischen Institutionen die Grundlagen der politischen Ordnung. Als Historikerinnen und Historiker halten wir es für unsere Pflicht, vor diesen Gefährdungen zu warnen. (…)
Geschichtswissenschaft hat die Aufgabe, durch die Analyse historischer Entwicklungen auch zur besseren Wahrnehmung von Gegenwartsproblemen beizutragen und die Komplexität ihrer Ursachen herauszuarbeiten. Angesichts einer zunehmend von demoskopischen Stimmungsbildern und einer immer schnelllebigeren Mediendynamik getriebenen Politik möchten wir betonen, dass nur ein Denken in längeren Zeiträumen die Zukunftsfähigkeit unseres politischen Systems auf Dauer gewährleisten kann.
Die folgenden Leitlinien des demokratischen Miteinanders in Politik und Gesellschaft halten wir deshalb für unverzichtbar:
(…)
Auch wenn die Legitimität unterschiedlicher nationaler Interessen außer Frage steht, gefährden nationalistische Alleingänge diese historische Leistung. Ausschließlich nationale Problemlösungsstrategien können den politischen, humanitären, ökologischen und ökonomischen Herausforderungen einer globalisierten Gegenwart nicht angemessen begegnen. Nicht zuletzt im Lichte der kolonialen Gewalt, die Europäer in anderen Teilen der Welt ausgeübt haben, gilt es, der gemeinsamen Verantwortung für die Folgen unserer Politik im außereuropäischen Raum gerecht zu werden.
Migration ist eine historische Konstante. Ungeachtet aller mit ihr verbundenen Probleme hat sie die beteiligten Gesellschaften insgesamt bereichert – auch die deutsche.
(…)
Es gilt das durch die Verfassung garantierte Recht auf politisches Asyl sowie die Pflicht zur Hilfeleistung in humanitären Krisensituationen so anzuwenden, wie es Deutschland nicht nur aufgrund seiner ökonomischen Potenz, sondern auch aus historischen Gründen zukommt.
(…)
In jedem Fall setzt ein verantwortungsvoller Umgang mit der Vergangenheit die Befunde einer auch zur Selbstkritik bereiten Geschichtswissenschaft voraus, die von politischer Einflussnahme prinzipiell unabhängig ist. Ihre Erkenntnisse beruhen auf quellenbasierter Forschung und stellen sich der kritischen Diskussion. Nur so ist es möglich, die historischen Bedingungen unserer Demokratie auch zukünftig im Bewusstsein zu halten und gegen ‘alternative Fakten’ zu verteidigen.“
„Von politischer Einflussnahme prinzipiell unabhängig“ ist prinzipiell eine beachtliche Formulierung. Apropos: Bisher gibt es nirgendwo eine Solidarisierung von Historikern oder anderen Meinungsschaffenden zu der Entlassung des Leiters der Stasi-Gedenkstätte Hohenschönhausen Hubertus Knabe durch den Berliner Kultursenator Klaus Lederer von der Linkspartei. Der Rauswurf ist insofern ein Ereignis neuer Qualität als Knabe bis jetzt keine konkreten Verfehlungen vorgeworfen werden. Die offizielle Begründung Lederers lautet, Knabe werde wegen Vorwürfen der sexuellen Belästigung gefeuert, die gegen seinen Stellvertreter erhoben wurden. Wobei selbst hier nicht geklärt ist, ob es sich dabei um rechtlich relevante Vorgänge handelt. Bis jetzt existieren nur Beschuldigungen. Knabe, heißt es, sei in einen Raum zu Lederer und anderen gerufen worden, wo ihm seine Kündigung mitgeteilt worden sei. Eine Gelegenheit, sich zu erklären oder zu verteidigen, erhielt er nicht.
In Zeiten wie diesen, in denen, wie die Historiker wissen, demokratische Institutionen maßlos angegriffen werden, besuchte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan Deutschland. Seinen Anhängern salutierte er aus dem Autofenster mit dem islamischen Rabia-Gruß – vier Finger nach oben gestreckt, den Daumen zur Handmitte. Seine begeisterten Anhänger grüßten mit dem Zeichen der Grauen Wölfe zurück. Die Grauen Wölfe sind übrigens für mindestens 200 politische Morde in der Türkei verantwortlich. Bei dem gemeinsamen Auftritt von Angela Merkel und Erdogan vor der Bundespressekonferenz entfernten Sicherheitskräfte einen türkischen Journalisten, der mit einem Aufdruck auf seinem T-Shirt die Freilassung inhaftierter Journalisten in der Türkei forderte. Steinmeier sagte das abendliche Bankett trotzdem nicht ab. Bei dem Empfang in Schloss Bellevue kanzelte der türkische Präsident seinen Gastgeber dann in einer Weise ab, wie sie auf höchster diplomatischer Ebene zwischen eigenständigen Staaten nur selten vorkommen dürfte.
In Köln sperrten Erdogans Sicherheitskräfte den öffentlichen Raum um die neue DITIB-Zentralmoschee mit deutschem Polizei-Flatterband ab. Dann kamen echte deutsche Beamte und erklärten ihnen, das sei ein bisschen illegal. Merke: die Regeln unseres Zusammenlebens beziehungsweise das Markieren von Revieren lässt sich derzeit noch täglich neu aushandeln beziehungsweise abbandeln. Aber irgendwann ist Schluss damit. Dann stehen die neuen Regeln fest.
Frank-Walter Steinmeier äußerte sich in der eben vergangenen Woche zu dem #Wirsindmehr-Konzert, das kürzlich in Chemnitz nach der Tötung des Chemnitzers Daniel Hillig durch mehrere irakische Asylbewerber, mithin gegen Rechts stattfand. Der Bundespräsident hatte das Konzert auf Facebook beworben, woran es die eine oder andere Kritik gegeben hatte, denn unter anderem trat dort die Hip-Hop-Kapelle K.I.Z auf, die dort folgende Liedverse gegen Gewalt & für Zusammenhalt in diesen Zeiten darbot:
„Ich mach Mousse aus deiner Fresse
Boom verrecke
Wenn ich den Polenböller in deine Kapuze stecke
Die halbe Schule war querschnittsgelähmt von mei’n Nackenklatschern
Meine Hausaufgaben mussten irgendwelche deutschen Spasten machen
Gee Futuristic ich krieg Durchfall von die Bässe
Ich ramm die Messerklinge in die Journalistenfresse.“
Verschiedene Medienschaffende erklärten zwar gleich nach dem Konzert, das sei alles ironisch zu verstehen gewesen, anders selbstredend als die zwölf Hitlergrüße vorher in Chemnitz, sie sperrten also die afteroffene Stelle mit rhetorischem Flatterband ab, aber wie gesagt, es gab trotzdem Kritik von Leuten, die fanden, nach dem Niedermessern eines Menschen sei der Song nicht das Gelbe vom Ei und deshalb auch seine, Steinmeiers, ausdrückliche Empfehlung nicht so ganz der wahre Jakob.
Worauf Steinmeier der Funke-Mediengruppe sagte:
„Wenn ich sehe, dass Grundsätzliches ins Rutschen gerät, werde ich mich zu Wort melden und für unsere Grundwerte streiten.“
Als Bundespräsident sei er überparteilich, aber nicht unpolitisch, sagte Steinmeier weiter. Es stehe Grundsätzliches infrage, „wenn in Deutschland Hakenkreuzfahnen, Reichskriegsflaggen und Nazi-Symbole getragen werden und andere keine Notwendigkeit verspüren, sich davon zu distanzieren“.
Ja, keine Notwendigkeit, sich zu distanzieren. Gerade in Zeiten wie diesen nicht. In alten Kasinozeiten, Historiker wissen, wovon die Rede ist, hieß es: „Aus vollen Hosen ist gut stinken.“ Hauptsache, sie kommen dann nicht noch grundsätzlich ins Rutschen.
Von Hakenkreuzfahnen weiß übrigens weder die Chemnitzer Polizei noch die Staatsanwaltschaft. Aber vielleicht war der Bundespräsident gerade in einer deutschen Regietheateraufführung und verwechselt seine Eindrücke.
Die Songzeile von der Messerklinge in die Journalistenfresse könnte allerdings R. T. Erdogan sogar behagen, vielleicht lief sie ja schon in Berlin im Autoradio seines Mercedes. Wenn er und F. -W. Steinmeier wieder zusammentreffen, sollte K.I.Z. in Zeiten wie diesen unbedingt zur atmosphärischen Auflockerung dabei sein.
Prinzipiell unabhängige Historiker werden noch Habilitationsschriften verfassen über den Moment, in dem der Mann aus Ankara sagen wird: „Jungs, spielt unser Lied.“
19 Kommentare
Original: Wochenrückblick: Zeiten, in denen Grundsätzliches ins Rutschen kommt
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Jörg Schulze
1. Oktober, 2018Die Welt scheidet sich gerade in normale Menschen und Diederich Heßlings. Man sollte sich gut merken wer die Heßlings sind, damit man sich erinnert, wenn die nach drehendem Wind schon wieder vor einem und noch viel entschiedener auf der «richtigen» Seite stehen.
karl12
1. Oktober, 2018Die linken Historiker haben die Geschichte zu einer Waffe umfunktioniert, mit der sie ihre politischen Gegner und jeden Andersdenkenden im Namen ihrer Ideologie, der sie ja Amt und und Würde verdanken, mundtot machen, moralisch abwerten und einschüchtern. Das ergibt eine genaue Analyse ihrer Resulution.
Dreggsagg
1. Oktober, 2018Man hat oft das Gefühl bzw. die Gewißheit in letzter Zeit, daß in ‘schland vieles falsch läuft, daß unsere etablierten Politiker, allen voran unser BuPrä und Mutti Merkel die Realitäten nicht mehr sehen oder sehen wollen.
Habe dem Buprä eine mail geschickt, in der ich, höflich in Ton und Inhalt, zum Ausdruck brachte, daß wegen seiner Empfehlungen für diese Musikaffen wie K.I.Z, Feine Sahne… und andere es mir schwerfällt, ihn weiterhin als «meinen» Buprä anzusehen.
Nun, das interessiert im Palazzo Bellevue ohnehin niemand, aber es war mir ein Bedürfnis, ihm dies mitzuteilen.
Strike
1. Oktober, 2018Ich konnte mir nie erklären, wie unwissenschaftliche Verlautbarungen z.B. der American Physical Society (APS) oder der American Association for the Advancement of Science (AAAS) zum Thema Klimawandel zustande kommen. Dort wurden einige politsche Statements veröffentlicht, die immer behaupteten: «die Beweislage sei klar, der Mensch ist die Ursache, die Zukunft ist gefährdet und wir müssen jetzt handeln.»
Dank Ihres Artikels weiss ich nun, wie das ganze funktioniert. Gruppenzwang ist das Stichwort. Man muss seine ganze wissenschaftliche Reputation auf’s Spiel setzen, falls man vorhat, dem Antrag öffentlich zu widersprechen. Die berufliche Zukunft, wenn nicht gar die berufliche Existenz stehen auf dem Spiel. Da bleiben die meisten doch lieber still, viele sogar, aus Scham den Mund nicht früher aufgemacht zu haben, noch nach ihrer beruflichen Laufbahn. Die Wissenschaft wurde politisiert und damit unwissenschaftlich und ideologisch. Wie kommen wir da nur wieder heraus?
Christoph Marloh
1. Oktober, 2018Wer hat Ihnen in Zeiten wie diesen eigentlich erlaubt, so lustig zu sein?
Peter Thomas
1. Oktober, 2018das ist kongenial – schön’ Dank auch!
Karla Paula Anders
2. Oktober, 2018Sekundärdank!
Fantomas
1. Oktober, 2018«Bisher gibt es nirgendwo eine Solidarisierung von Historikern oder anderen Meinungsschaffenden zu der Entlassung des Leiters der Stasi-Gedenkstätte Hohenschönhausen Hubertus Knabe durch den Berliner Kultursenator Klaus Lederer von der Linkspartei.» Wo leben Sie, lieber Herr Wendt ? Das ist doch klare Strategie von allen PC’s in diesem Land, hat ja auch die CDU-Kulturtante mitgestimmt. Nach Maaßen der zweite Unbotmäßige, der weg muss. Besonders perfide bei Knabe die Begründung, aber das kennen wir ja schon aus der DDR 1.0. Apropos «Meinungsschaffende»: Die heißen jetzt doch wieder wie früher «Kulturschaffende.» Da wissen wir dann gleich, was dahintersteckt.
kicknrush
1. Oktober, 2018Eine weitere Etappe der Gleichschaltung.
Was die ‘Historiker’ hier abliefern, in infantiler Sprache und totalitärem Inhalt, zeigt einmal mehr den irreversiblen Niedergang all dessen auf, was den guten Ruf der Bundesrepublik einst ausmachte.
Nichts davon ist geblieben. Das Zerstörungswerk der Machthaber und ihrer Mitläufer, hier in Gestalt der ‘Historiker’, ist ebenso monströs, wie die Selbstsucht der Person.
karl12
1. Oktober, 2018Geschichte besteht aus einmaligen Ereignissen. Aus Einzelfällen kann man keine allgemeingültige Regel ableiten, das weiß jeder Mathematiker. Jeder Historiker, der so etwas tut, handelt unwissenschaftlich und ist ein Scharlatan, insbesondere, wenn er seine Theorien benutzt, um Politik zu machen. Dann überschreitet er die Grenzen seines Fachs und das Geschichtsbuch wird zur Waffe gegen politische Gegner umfunktioniert.
Pauline G.
1. Oktober, 2018Mutiger Artikel.
Hein Tiede
1. Oktober, 2018Immer wenn ich diese Gendersprache höre («Historiker und Historikerinnen»), weiß ich, wohin der Hase läuft: ins links-grüne Wolkenkuckucksheim und zur Verdammnis der Andersdenkenden.
Chris Hofer
3. Oktober, 2018Na, na, an Historikern und Historikerinnen ist ja nichts falsch. Frauen sind doch wohl auch dabei. Es ist eben wirklich ziemlich diktatorisch, immer nur die Männer zu meinen. Männer sind nicht unbedingt und derart das Gelbe vom Ei, dass sie sich alleinseligmachend überall breit machen sollten.
Abgesehen davon, sind die Linken, Guten, Bunten, diese Historiker wirklich ätzend und meinen alles und alle dominieren zu können. Dagegen hilft nur eins: genauso zu dominieren, aber von der Seite der Vernunft her mit sehr guten Gegenargumenten, die es gerade in punkto Kommunismus, Sozialismus zu Hauf gibt.
Christoph Marloh
1. Oktober, 2018Das Ziel «Volkspädagogik» hatte Golo Mann schon 1960 ausgegeben, als Tobias Fritz in einer SPIEGEL-Serie Unwillkommenes zum Reichstagsbrand schrieb.
https://www.welt.de/kultur/history/article11991583/Der-Mann-der-den-Reichstagsbrand-aufklaerte.html
Wolf Manuel Schröter
2. Oktober, 2018Derartige «Resolutionen» kommen mir bekannt vor, denn ich war, mit Unterbrechungen, zwischen 1970 und 1989 im «Universitätswesen» der DDR als (wissenschaftlicher) Mitarbeiter beschäftigt. Um sich nicht gänzlich von der Wissenschaft zu entfernen, hat man sich dann als Wissenschaftler der wirtschafts- und geisteswissenschaftlichen Richtungen auf die «handwerkliche» Seite der Forschung und der Lehre zurückgezogen. Besser hatten es da die naturwissenschaftlich-technischen Richtungen, wobei sich die Wissenschaftler hinter «konkreten» Gegenständen «verstecken» konnten. Ich will das nicht weiter ausführen, aber: Diejenigen, die sich um ihrer bügerlichen Existenz willen nach solchen «Resolutionen» auf sich selbst zurückziehen, fallen für die Wissenschaft aus. Man mag das Feigheit nennen, aber das «springt zu kurz». Ich bin jedenfalls entsetzt, denn mit all diesen Dingen erlebe ich als alter Mensch alles mit anderem Vorzeichen nochmals, was ich als Jugendlicher und Mann ertragen musste (nicht, dass es mir dabei schlecht ging, aber für denkende Menschen ist etwas Derartiges, die Verbeugung vor der politischen Dummheit, schwer zu schultern und man leidet dabei). Das Einzige, was aber wirkungslos bleibt: Man kann öffentlich dagegen schreiben und sprechen. Das konnte man bei Ulbricht und Honecker nicht. Aber was soll das Ganze, wenn es nichts bringt? Oder genau auch die Zerstörung bürgerlicher Existenz, wenn man gegen den Stachel löckt. Man muss schon sehr prominent sein, wenn man das riskieren will…
Troll
3. Oktober, 2018Steinmeier hätte auch einfach sagen können: Ja, das war ein Fehler von mir. Ich kannte die Texte nicht. Das hätte sein Ansehen erhöht.
Stattdessen dieses dümmliche allgemeine Geschwafel, das mit dem Mittel der indirekten Denunziation arbeitet.
Aber dieses Historikergeschwafel ist noch dümmer:
Geschichtswissenschaft hat die Aufgabe, durch die Analyse historischer Entwicklungen auch zur besseren Wahrnehmung von Gegenwartsproblemen beizutragen und die Komplexität ihrer Ursachen herauszuarbeiten.
Verstehe ich den Aufstieg der AfD besser durch «Historikerinnen und Historiker»?
Zu Weimarer Zeiten gab es keine kulturfremde Massenmigration, es gab große soziale Not und den Versailler Vertrag sowie verlorene Staatsgebiete. Heute sieht die Situation ganz anders aus. Da werden uns Historiker wohl nicht helfen können.
Das hier ist nun wirklich der allerschlimmste Schwachsinn:
Migration ist eine historische Konstante. Ungeachtet aller mit ihr verbundenen Probleme hat sie die beteiligten Gesellschaften insgesamt bereichert – auch die deutsche.
Historiker sind also offenbar zu dumm, um zwischen den vielen verschiedenen Migrationen zu differenzieren. Was ist z.B. der Unterschied zwischen der Hugenotten-Migration nach Preußen und der heutigen Migration aus vormodernen Kulturkreisen in ein modernes, liberales Europa?
Dieses Geschwafel vom Historikertag belegt eigentlich nur den gutmenschlichen Hirntod dieser Profession. Wie empfanden eigentlich die nordamerikanischen Indianer die europäische Migration in die Neue Welt? Bereichernd?
Gutmenschentum führt zu Hirntod. Weil die geballte intellektuelle Kraft nur in eine Richtung denken darf.
Timo Leary
4. Oktober, 20182006 gab es in Deutschland das Sommermärchen.
2018 ist davon nichts mehr zu merken.
Was ist zwischen 2006 und 2018 passiert? Genau – 12 Jahre Merkel haben das Land gründlich verändert. Und kein bißchen zum Besseren!
Werner Bläser
15. Oktober, 2018Als junger Politologe habe ich immer geglaubt, wir müssten die Historiker beneiden, da sie weniger von politischen «Haltungs-Tätern» durchsetzt seien, als unsere «Wissenschaft». Seit ich mich mehr mit unserer Nachbar-Disziplin befasst habe, ist der Neid verflogen.
Die meisten Historiker benutzen ihr Gebiet ganz einfach dazu, ihre politischen Vorlieben zu pflegen, und benutzen Geschichte dazu als blosses Vehikel. Dabei ist ihnen keine Absurdität zu bizarr, um ihr Ziel zu fördern.
Beispiel: Seit einigen Jahrzehnten ist es Mode unter Historikern geworden, den Fall des römischen Reichs (wir kennen unseren Gibbon) einfach zu negieren (siehe dazu z.B. Ward-Perkins, ‘The Fall of Rome and the End of Civilization’) . Es handele sich nicht um einen «Fall» oder «Niedergang», sondern nur um eine «Transformation».
Wenn man sich die Details dieser «Transformation» anschaut, mit dem Verlust an Wissen in Architektur, Literatur (s. «Bücherverluste in der Spätantike»), Landwirtschaft, Logistik, Kultur im allgemeinen, mit all der rohen Gewalt, dann muss man sich fragen, haben diese angeblichen «Wissenschaftler» komplett ihren Verstand verloren?
Es muss für sie unter allen Umständen vermieden werden, dass «Barbaren» für den Niedergang einer Zivilisation verantwortlich gemacht werden können. Schliesslich sind alle Kulturen gleichwertig.
Die Wissenschaft muss in den Dienst der Politik gestellt werden. Das heisst:
Wir leben nicht in Zeiten eines moderaten DDR2-Zustands. In gewissen Aspekten sind wir schon im Stalinismus2.
Jürgen Fuchs
12. Dezember, 2018«Bisher gibt es nirgendwo eine Solidarisierung von Historikern … Der Rauswurf des Direktors ist insofern ein Ereignis neuer Qualität als Knabe bis jetzt keine konkreten Verfehlungen vorgeworfen werden.» Inzwischen doch, und zwar fühlte sich lt. Birthler-Bericht eine Mitarbeiterin als «Farbtupfer» diskriminiert und woanders habe er sich beim Laufsport das Unterhemd ausgezogen – öffentlich! Struktureller Sexismus ist eben ein Kampfbegriff und setzt bei manchen schon ein, weil er keine Frau ist.
Solidarisierung von Historisch Arbeitenden gabs durchaus, nur hat das niemand drucken wollen. Von Dr. Richard Buchner vom Verein KGB-Museum Potsdam zb, oder von der Hälfte der aktiven Verbände in der uokg. Nur diese Pressemeldungen ließen die Medienschaffenden Ostdeutschlands untergehen.