Mit journalistischer Präzision
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Am „Sommerinterinterview“ des ZDF mit AfD-Chef Gauland gibt es etliche Merkwürdigkeiten – erst Recht im Vergleich mit anderen Politiker-Gesprächen der Öffentlich-Rechtlichen
Von Alexander Wendt / / medien-kritik / 25 min Lesezeit
An dem so genannten Sommerinterview des ZDF mit AfD-Chef Alexander Gauland sind gleich mehrere Dinge interessant. Zum einen das perfekt getimte Auftauchen einer schreienden Drei-Personen-Protestgruppe von der Landseite als auch einer Störergruppe zu Wasser, die es schafften, Gauland und den ZDF-Redakteur Thomas Walde zeitweise zu übertönen. Dank perfekter Mikrofontechnik des Senders waren die Rufe bemerkenswert gut zu hören. Aber würde denn ein öffentlich-rechtlicher Sender zu dem Mittel greifen, den Ton von Störern noch zu verstärken?
Genau das hatten jedenfalls schon ARD-Mitarbeiter getan, als sie für die Tagesschau im Januar 2018 von einer Pressekonferenz Donald Trumps berichtet hatten. Ganz hinten im Saal gab es ein paar Protestrufer, die normalerweise nicht zu hören gewesen wären. Die ARD drehte allerdings ihre Mikros gezielt auf und verstärkten den Ton, so dass der Eindruck entstand, es stünde eine ganze Demonstrantenformation gegen den US-Präsidenten im Raum. Kai Gniffke nannte diese akustische Nachhilfe „journalistische Präzision“.
Als die Störer auftauchten, fragte Walde auch noch: „Haben Sie die bestellt?“ Jedenfalls kannten die Anti-AfD-Rufer mit ihren handgemalten Schildern Zeit und Ort des ZDF-Sommerinterviews sehr gut. Um eine spontane Unmutsbekundung gegen den Parteichef handelte es sich nicht. Und einer der Störer sah jedenfalls einem Zuschauer sehr, sehr ähnlich, der schon einmal applaudierend in einem ZDF-Studio saß, als Maybritt Illner 2017 den damaligen SPD-Kanzlerkandidaten Martin Schulz interviewte.
Im Interview selbst befragte Walde den AfD-Chef zu den Themen Rente, Pflege-Notstand und Digitalisierung. Das sind erkennbar nicht die Themen des Politikers. Der ZDF-Mann erklärte später, er habe Gauland „hart“ befragt. Gegen journalistisch hartes Nachfragen ist nichts einzuwenden, auch und gerade auf Gebieten, die nicht zum bevorzugten Terrain des Interviewten zählen. Da ZDF und ARD aber nicht nur mit Gauland reden, ist die Frage interessant: Wie gehen sie mit Politikern anderer Parteien um? Eine bohrende Nachfrage etwa, warum die Internetqualität nach mehr als zwölf Jahren ihrer Kanzlerschaft und trotz ihres ständigen Digitalisierungsgeredes zu den schlechten in Europa gehört, musste sich Angela Merkel weder bei Anne Will noch irgendwo anders im öffentlich-rechtlichen Funk gefallen lassen. Sommerinterview-Fragen an grüne Spitzenpolitiker nach der massiven Landschaftszerstörung durch ineffiziente Windräder? Oder sogar Mitglieder von Antiwindkraft-Initiativen, die ein Interview mit Rufen stören? Kommen nicht vor.
Vor kurzem lud der ARD-Sender MDR den thüringischen Ministerpräsidenten Bodo Ramelow zum „Sommer-Interview“. Die Journalistin fragte als erstes nach dem oft etwas bizarren Twitter-Verhalten des Regierungschefs, zumal es einen konkreten Anlass gab: Ramelow hatte seinem grünen Justizminister Dieter Lauinger zum bestandenen Abitur seines Sohnes gratuliert, allerdings wohl mit stichelnden Hintergedanken. Denn um Lauinger und dessen Sohn gab es eine politische Affäre; der Minister erreichte durch einen Anruf bei dem von der Linkspartei geführten Kultusministerium, dass sein Spross die in Thüringen ansonsten verpflichtende Prüfung am Ende der Realschule nicht mitschreiben musste. Seinen Tweet hatte Ramelow mit einem Foto des Minister-Sohnes garniert – rechtlich heikel, da nicht klar war, ob er Lauingers Zustimmung dafür hatte. Der MDR fragte jedenfalls nach dem Tweet – und Ramelow erklärte, wenn der Sender mit dieser Frage einsteigen wolle, könne die Redakteurin das Interview vergessen, er werde aufstehen und gehen. Worauf die MDR-Frau ihm nicht einen guten Heimweg wünschte, sondern das Sommerinterview noch einmal begann – ohne die lästige Frage. Gesendet wurde die bereinigte Fassung. Bekannt wurde dieser Fall von Erfüllungsjournalismus nur, weil ein Whistleblower im Sender die Information über den Interviewverlauf (und auch das Schnittmaterial, das nicht ausgestrahlt wurde) heimlich nach draußen gab.
In dem gesendeten Interview wurde Ramelow, um mit Walde zu sprechen, „hart befragt“, unter anderem zu den Erfolgen seiner Landesregierung und seinen Urlaubsplänen. Der Sender hätte auch die Ermittlungen des Landeskriminalamtes gegen einen Mitarbeiter der Linkspartei-Landtagsabgeordneten Katharina König-Preuss zum großen Thema machen können: der mit der linksradikalen Szene des Landes bestens vernetzte Mann steht unter dem dringenden Verdacht, sich gut 100 Kilo Chemikalien zum Bau für Sprengkörper im Internet bestellt zu haben. Merkwürdigerweise übernahm das LKA trotz der Brisanz lange nicht die Ermittlung. Obendrein legte Thüringens Innenminister Georg Maier im März 2018 auch noch ungefragt bei einer Anhörung im Landtag die Identität der Frau offen, die den chemikalienhortenden Linksaktivisten angezeigt hatte. Einhundert Kilo Bombenbaumaterial im Umfeld einer Politikerin der Regierungspartei, ein Innenminister, der die Zeugin gefährdet, ein Ministerpräsident, der das alles offenbar normal findet – das wäre für den ARD-Sender ein schöner Anlass für journalistische Präzision gewesen.
Aber so hatte Gniffke den Begriff ja nicht gemeint.
27 Kommentare
Original: Mit journalistischer Präzision
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Eugen Karl
15. August, 2018Ich wünschte mir von den lammfrommen AfD-Interviewpartnern endlich mal eine ähnliche Reaktion wie die von Ramelow. M.E. war das richtig. So: «Sie wollen mich über Personen fragen, nicht über Sachen? Dann gehe ich und Sie können sich selbst befragen.» Mir geht dieses brave Getue bei Interviews furchtbar auf die Nerven.
Eberhardt Breitling
16. August, 2018Ich gebe ihnen Recht, die AFD Politiker sind teilweise in der Öffentlichkeit zu zahm!
In den Parlamenten sind ihre Reden sehr gut und alles Andere als zahm!
Westharzer
15. August, 2018Was erwarten Sie von den Speichelleckern der Mächtigen! Die wollen doch noch weiter ihren Job machen und nicht von Hartz 4 leben. Man muss Gauland und seine Partei nicht mögen, aber man sollte sie fair behandeln.
Holger T.
15. August, 2018Naja.
Natürlich ist weitgehend alles zutreffend, was Sie schreiben.
Ich hatte mir das «Interview» auch angesehen, von vornherein mit der Erwartung, daß genau das oder ähnliches ablaufen wird, was dann auch ablief.
Die Frage müsste dann aber lauten: was hat denn Herr Gauland erwartet?
Dachte er, man liesse ihn ausgerechnet im ZDF zur besten Sendezeit 20 Minuten lang über die unverantwortliche «Flüchtlingspolitik» der etablierten Parteien schimpfen?
Wie kann ein «AfD-Chef» derart unvorbereitet in ein solches Interview gehen, auf vorhersehbar «feindlichem Territorium»?
Es ist ja alles richtig, was Sie monieren, man muß nicht den 77 Jahre alten Herren zur «Digitalisierung» oder zu «airbnb» befragen, und natürlich kann man auch darauf verweisen, daß auch von den Parteien, die seit Jahren oder Jahrzehnten Regierungsverantwortung tragen, zu all und genau diesen Fragen auch immer nur lauwarme Luft kommt, von eher Albernheiten wie den «Protestlern» ganz zu schweigen.
Wie gesagt, all das konnte man vorher wissen.
Es bleibt also trotz allem der Befund (und gehört zu einer Analyse dazu), daß der alte Herr hier doch zum Teil erheblich überfordert wirkte, und trotz offenen Herzens insgesamt kein sonderlich gutes Bild abgab.
Da fragt man sich schon, ob die AfD wirklich gut beraten ist, den Herrn Gauland weiter als eine Art Gallionsfigur («Chef») vor sich her zu tragen, und wie sich wohl ein Herr Meuthen, oder besser noch eine Frau Weidel in diesem Interview geschlagen hätten.
Letztere habe ich zwei Mal in einem ähnlichen Interview im «Heute-Journal» gesehen, wo sich in ähnlicher Weise, aber völlig vergeblich der Herr Kleber und auch die Frau Slomka mühten, dieser «die Maske vom Gesicht zu reissen», oder wie es in diesen Kreisen wohl stets genannt wird, in beiden Fällen von Frau Weidel überaus souverän gekontert.
Das Problem der AfD und ihrer Flügel scheint aber zu sein, daß Herr Gauland hier eine weiterhin dringend benötigte integrative Kraft darstellt, die weder durch eine Frau Weidel, noch durch einen Herr Meuthen oder sonst jemand ersetzt werden kann. Das wirft, für den Moment, kein wirklich gutes Bild auf die Partei.
Dann wiederum, ist all das dann doch nichts weiter als Sommerloch-Theater.
Niemand, der dieser Partei auch nur wohlwollend-interessiert gegenüber steht, wird sich von einem solchen, im Ablauf erwartbaren Interview von dieser abwenden, wie auch in der AfD niemand ernsthaft erwarten konnte, als Folge dieses Interviews jede Menge «zukunftsorientierter Neuwähler» einzusammeln.
Auch muß dieses Interview nicht unbedingt als «überraschend einseitig» angeprangert werden, da gibt es deutlich intensivere Beispiele, geliefert nahezu täglich von «Tagesschau», Heute» und wie sie alle heißen.
Die meisten Menschen, die der AfD wohlgesonnen gegenüberstehen und/oder diese wählen, erwarten von dieser keine großen Lösungen aktueller oder Zukunftsfragen. Als Begründung für eine solche Wahlentscheidung dürfte den allermeisten AfD-Sympathisanten völlig ausreichen, daß weiterhin eine Frau Merkel und ihre Höf- und Bücklinge aus der CDU im Kanzleramt ihr Unwesen treiben, jetzt schon die nächste Koalition mit der schwindsüchtigen SPD und der neuen, öffentlich-rechtlich massiv unterstützten grünen Volkspartei planend, und wenn nötig, auch noch mit den Nachfolgern der ehemaligen SED.
Solange dieser Unfug, auch und besonders die die Stabilität unseres Landes massiv gefährdende unverantwortliche Migrationspolitik, unverändert weitergeht, solange kann die AfD in aller Ruhe und Gemütlichkeit an ihren Plänen für «die drängenden Fragen der Zukunft» basteln, für die Wahlentscheidung der meisten Menschen werden diese, in der heutigen Gegenwart, überhaupt nicht benötigt.
Gäbe es sie doch (man arbeitet ja schließlich daran), wären sie gegenwärtig wohl nicht viel mehr als ein «Bonus».
Frank Z
16. August, 2018Sehr gut und umfassend analysiert und in einem guten Deutsch ohne Rechtschreib- und Grammatikfehler formuliert!
kdm
16. August, 2018«…wirklich gut beraten ist, den Herrn Gauland weiter als eine Art Gallionsfigur (“Chef”) vor sich her zu tragen, und wie sich wohl ein Herr Meuthen, oder besser noch eine Frau Weidel in diesem Interview geschlagen hätten.»
.
Wahrscheinlich hat das ZDF genau deshalb nicht Meuthen oder Weidel sondern eben Gauland… Er ist ein leichteres «Opfer».
Robert Meyer
16. August, 2018Dem ist wohl nichts hinzuzufügen! Gut erkannt.
Hermann Hewing
15. August, 2018Schön daß es Sie gibt Herr Wendt.
Ich tue mir solche Sendungen und überhaupt ARD und ZDf seit längerem nur noch selten an und wenn dann nur um nicht «dumm zu sterben» wie man so sagt. Ob in Machwerken wie «Sommerinterview», Anne Will die regelmäßig Angela Merkel mit vorgefertigten Fragen zum Plausch einlädt, natürlich ohne Publikum da Merkel ohnehin Diskussionsunfähig ist (s. Bürgerdialog), May Britt Illner oder Plasberg wo Heiko Maas seinen eigenen Claquer mitbrachte der bei jedem noch so sinnfreien Satz von Maas sofort heftig klatschend zu hören war.
Es geht immer um preferieren oder ablehnen je nach dem gerade aktuellen Mainstream. und der ist im Moment noch linksgrün. Daß dieser «Mainstream» wie es Neudeutsch heißt sich eines Tages in die andere Richtung bewegen könnte hoffen die Verantwortlichen im Regierungsauftrag zu verhindern.
Die Spartensender «Phönix» und «Arte» unter Beteiligung von ARD und ZDF knallen mir ständig den Orient, Muslime mit ihren verschleierten Mumien und ihren ineffizienten Lebensgewohnheiten um die Ohren bzw. Augen nach der Theorie daß ständige Präsenz abstumpft und Kritiker einschläfert.
Die Tatsache daß ich die ÖR abschalten kann stellt mich allerdings nur bedingt zufrieden. Ich muß eben auch dann zahlen!
Das Bundesverfassungsgericht hat erst kürzlich sinngemäß geurteilt daß der Öffentlich-Rechtliche Rundfunk «schon so in Ordnung geht!»
Da bleibe ich staunend und frustiert zurück.
Das Bundeverfassungsgericht eine «Systemhure»?
oldman
15. August, 2018Zweierlei Maß bei den ÖR – das ist man zwischenzeitlich gewöhnt. Dass Linksgrüne oder Alternativlose gehätschelt werden und für den größten Bocksmist Applaus erhalten – auch das ist nichts neues.
Die Frechheit, Störer zu bestellen und deren lautstark abgesonderten geistigen Unrat per Mikrofon zu verstärken, nur um den ungeliebten «Studiogast» zu desavouieren – das scheint relativ neu. Nach der (in diesem Fall sicher nicht so abgesprochenen ) Auswahl der Themen dann noch den passenden Schnitt – und fertig ist die Propagandasendung. Schließlich hat man eine Sendung (im doppelten Wortsinn).
Man sollte sich diese Präzisionsjournalisten wie Herrn Walde genau merken.
Pauline G.
15. August, 2018Gniffke ist nicht sehr glaubwürdig. Damals, als es um den Mordfall in Freiburg ging (Hussein K.), berichtete das ZDF auch nicht darüber in seinen 19.00 Uhr Nachrichten. Gniffkes Begründung damals: Es handle sich um ein lokales Ereignis, deshalb keine Berichterstattung. Seltsamerweise werden die Taliban-Anschläge in Afghanistan (alles lokale Ereignisse) u. einmal sogar ein Lawinenabgang in Afghanistan immer berichtet. Gniffkes Vorgehen nennt man in der Psychologie «Rationalisierung» – der Mann scheint voll davon zu sein – man findet immer Entschuldigungen bzw. Erklärungen für sein Handeln, die die wirklichen Gründe verdecken sollen.
Grand Nix
15. August, 2018Oberflächlich betrachtet, war Herr Gauland kein überzeugender Politiker einer aufstrebenden Partei in diesem Interview. Als unbedarfter Zuschauer wären mir ernste Zweifel gekommen, ob er weiterhin der richtige Vorsitzende einer neuen Partei ist. Der Herr Walde hat ihn jedenfalls, sein harter Stil der Befragung sollte auch Gauland bestens bekannt sein, fast schon mühelos untergebuttert.
Wie ist das zu erklären?
Nun, wer sich ein wenig auskennt mit den perfiden und lückenhaften Tricks dieser linkslastigen JournalistInnen des merkeltreuen Staatsfunks, erkannte die Fallstricke, die da fein säuberlich für den unliebsamen Interviewpartner Gauland ausgelegt wurden, sofort.
Das heiße Sommerwetter spielte jedenfalls auf Seite des erfahrenen Interviewers Walde. Gauland ist bereits 77 Jahre alt, da ist man nicht mehr so geistig und körperlich fit. Die Tagesform kann da schon entscheidend sein, für ein Wohl oder Weh. Wer Verwandte in diesem alter hat, weiß wovon ich rede. Ganz besonders schwierig wird es zudem, wenn man in brütender Hitze, einem routinierten «Befrager» wie Walde gegenüber sitzt. Also klarer Pluspunkt im Vorfeld für Walde und sein Team.
Walde hatte zwei dicke Trümpfe in der Hand, die er geradezu genüsslich gegenüber Gauland ausspielte:
Trumpf 1 die Rentenpolitik und
Trumpf 2 die Digitalisierung.
Zu Trumpf 1 hat die AfD noch nichts Handfestes beschlossen und
verabschiedet, was Gauland mehrmals wiederholte. Aber Walde, der das ebenfalls ganz genau wusste, hat das nicht die Bohne interessiert, denn er wollte keine Aufklärung von Gauland, sondern dessen mediale Kaltstellung. Wieder und wieder, wie einen ausgelutschten Kaugummi, rotzte Walde also das Thema Rentenpolitik aufs vorbereitete Tableau vor Gaulands Füße und ließ ihn damit alt aussehen.
Und bezüglich Trumpf 2, der Digitalisierung, das wusste der unnachgiebige (aber keineswegs unvoreingenommene) Befrager Walde auch ganz genau, hatte er seinen «Gast» Gauland ebenfalls fest am Wickel. Denn Gauland hat, wie er selbst mehrmals öffentlich erwähnte, null Ahnung vom Innenleben eines PC und den unendlichen Möglichkeiten des Internets und dessen wachsender Bedeutung für Deutschland und die Welt. Gauland machte daraus auch keinen Hehl, und ging entsprechend auf Fachbegriffe, die Walde ihn geschickt mehrmals um die Ohren haute, nicht ein. Doch für Walde und seine Auftraggeber war es ein weiteres gefundenes Fressen. Er ließ Gauland seine digitale Unwissenheit wieder und wieder spüren, denn an wirklicher Aufklärung diesbezüglich war Walde von Anfang an nicht im Geringsten interessiert. Auch hier rotzte Walde das Thema wieder und wieder aufs vorbereitete Tableau direkt vor Gaulands Füße, in der kühl kalkulierten Erwartung, eben k e i n e substantiellen Antworten von Gauland zu bekommen. Und auch hier sah dieser in die Jahre gekommene Politiker, wie zu erwarten war, sehr alt aus. Der Plan ging für den beflissenen Befrager Walde und sein Team voll auf, sein genüssliches Ausschnaufen und professionelles Angrinsen war für den aufmerksamen Zuschauer nicht zu überhören und auch nicht zu übersehen.
Gleichzeitig mied aber der professionelle Befrager Walde zwei wichtige Themen, die diese neue Protestpartei ja erst wirklich stark gemacht hat, als stärkste Opposition ins Parlament brachte und seitdem immer stärker werden lässt:
Nicht eine Frage hatte der «unabhängige» und «unvoreingenommene» Befrager für seinen qualifizierten Gast aus der starken Opposition diesbezüglich parat.
Was für eine «ausgewogene» und «objektive» journalistische Meisterleistung für Walde und sein Team.
Dazu noch diese aus dem «Nichts» plötzlich auftauchenden «Zufallsstörer», die, wie es der Vorfall will, sehr gut in Bild und Ton von Walde-Team blitzschnell eingefangen und professionell zur Geltung gebracht wurden. Donnerwetter! Was für einehandwerkliche «Meisterleistung»!
Ich weiß in der Summe wirklich nicht, was schlimmer war. Das perfide inszenierte Interview, der schwächelnde Interviewpartner, der hinterlistige Interviewer, die gut platzierten Interviewstörer, die wie aus dem «Nichts» ihr «Bestes» zum richtigen Zeitpunkt für diese gelenkte Sendung beisteuerten, oder der ganz «zufällig» zusammengerührte Quark insgesamt?
Schlimm für mich ist, dass man diesen journalistischen Quark, der uns tagaus tagein Schaufelweise auf allen Kanälen entgegengeschleudert wird, auch in Zukunft friedlich fressen soll und ohne zu murren bezahlen muss.
Thomas Müller
16. August, 2018Man stelle sich vor, Habeck hätte ein 18 minütiges Interview zur besten ZDF-Sendezeit. Ihm werden ausschließlich Fragen gestellt zu den Themen Flüchtlinge, Überforderung der Kommunen und NGOs im Mittelmeer. Alles klar?
Thomas Müller
16. August, 2018Eigentlich eine wirklich üble Geschichte: Walde mit seinem GEZ-überbezahlten Team aus studierten Psychoanalytikern haben festgestellt, dass Gauland ein Gentleman alter Schule ist, der sich nie aufregen oder die Fassung verlieren würde. Auf dieser Basis haben sie ein Konzept entwickelt, wie sie die AfD möglichst schlecht aussehen lassen könnten. Das Ergebnis kennen wir.
Aber: Um dieses Interview wirklich erfolgreich hinter sich zu bringen, hätte es einer angriffslustigen Alice Weidel bedarft, die im Zweifel während des Sommerinterviews einfach das Schiff verlässt. Dass Gauland so etwas nicht machen würden, war ihnen von vornherein klar.
Jürgen
16. August, 2018Das Interview Walde/Gauland war seitens der Fernsehmacher eine einzige Unverschämtheit: Walde ließ ganz gezielt die die Bundesbürger besonders interessierenden und bedrückenden Fragen aus, wie Asylpolitik und «Euro-Rettung» – also die typische Machart der ÖR, die AfD gezielt von der Berichtserstattung auszuschließen (s. dazu einen sehr erhellenden Artikel in der JF) und sie als inkompetent darzustellen. Was an dem Interview aber auch betrüblich war, war die passive Haltung von Gauland, der sich immer wieder von Walde in die Ecke von Themen minderen Interesses treiben ließ, statt darauf zu dringen, dass die oben genannten Themen besprochen werden, oder das Gespräch abzubrechen, was Gauland sicher eine Menge neuer Sympathien eingebracht hätte. So hat er leider keinen sehr guten Eindruck hinterlassen.
Kurt
16. August, 2018«Journalistische Präzision», «investigativer Journalismus», blablabla. Die Rede von den manipulativen «Systemmedien» ist kein rechtes Narrativ. Aber das ist doch alles schon längst bekannt. Die Manipulation liegt oberhalb der Wahrnehmungsschwelle. Wer es immer noch nicht gemerkt hat, dem ist nicht zu helfen. Ich vertraue auf die «Macht des Faktischen». Die AfD kann sich noch viele Blößen geben, sie wird weiter wachsen. Egal, was sie sagt, ob man es mag oder nicht, ob sie ein Rentenkonzept oder nicht….Egal, wie man zu ihr steht, sie ist die einzige, wirkliche Oppositionspartei.
Wolf Manuel Schröter
16. August, 2018Herr Gauland wäre gut beraten gewesen, wenn er sich entsprechend vorbereitet hätte bzw. hätte vorbereiten lassen. Die «Gesamt-Kommentierung» des Interviews im Blätterwald kann jedoch insgesamt als voreingenommen im höchsten Grade bezeichnet werden: Wo Spitzenvertreter anderer Bundestagsparteien gestreichelt werden, hat man hier folgend jedes Wort auf die Goldwaage gelegt. Ich möchte mich dem Kommentar von Herrn Holger T. anschließen; der schreibt, wie’s ist. Meinen Leserbrief an Herrn Jakobs (Handelsblatt «besprach» das Interview) stelle ich daher hier nicht ein. Ich schrieb auch, wie’s ist. Und wie es bleiben wird, wenn weiterhin derart «gewählt» wird in Deutschland. Aber vielleicht wird ja Bayern ein «break even point»?!
Dreggsagg
16. August, 2018Es wurde der Versuch gestartet, Gauland vorzuführen.
Das ist nur teilweise gelungen. Die alberne Einblendung der Protesttafelträger und deren gute Hörbarkeit war inszeniert.
Gauland gab zu, daß z.B. die Digitalisierung nicht sein Thema sei und daß zur Rente noch keine abschließende Debatte in der AfD stattgefunden habe, zu seinem Thema Migration und Integration ließ ihm Walde keine Chance, was ihn als gelenkten «Qualitätsjournalisten» der Mainsteammedien ausweist….
…. und ja, ich bin weder AfD-Wähler noch AfD-Mitglied!
Eggbert
16. August, 2018FAKE-FERNSEHEN
Merkwürdigkeiten im Gaulandinterview:
Gute Analyse von Hagen Grell https://www.youtube.com/watch?time_continue=146&v=Mhk1tbehecQ
Dass diese Szene getürkt wurde erkennt man auch an der Tonqualität des Gegröhles der angeblichen Demonstranten verglichen mit dem Motorengeräusch des Kursschiffs welches hinter Gauland manövrierte.
Einer der spontan auftretenden Demonstranten soll bereits im ZDF als Claqueur bekannt sein.
https://www.facebook.com/afdbretten/posts/746725525673039
Dass das ZDF gerne Claqueure recycelt wird von der AfD im Posting auch bereits klar gestellt.
Dass das durch Zwangsgebühren gemästete öffentlich rechtliche Propagandfernsehen nichts dem Zufall überlässt sollte auch schon bekannt sein.
https://www.unzensuriert.de/content/0025013-Aufgeflogen-ZDF-bestimmt-vorher-wer-Angela-Merkel-was-fragen-darf
https://philosophia-perennis.com/2018/08/14/live-aus-jena-merkel-spielt-buergerdialog/
Doch manchmal halten sich die gecasteten Claqueure und Bürger nicht ans Drehbuch. Das führt dann schon mal zu irritierten Dialogen:
https://www.youtube.com/watch?v=w330EGUTKT8
Wer die Zeit hat und sich die Mühe machen will wird noch viele weitere Glanzstücke gescripteter Reality-Shows finden.
Wolfgang Moser
16. August, 2018Walde hat seinen erwartbaren öffentlich-rechtlichen Auftrag redlich erfüllt, der Versager saß ihm gegenüber. Habe nie verstanden, wie es eine rhetorische Null wie Gauland (Weidel ist in der Disziplin Schlagfertigkeit auch nicht gerade der Burner) an die Spitze einer Partei schaffen und sich dort bis dato unangefochten halten konnte. Der Mann kann einigermaßen brav vom Blatt ablesen, hat aber noch in keiner Talkshow, bei keinem Interview, immer dann, wenn es auf geistesgegenwärtige Spontanität ankäme, mit seiner lahmarschigen Schaut-her-hier-sitzt der Sandsack-Attitüde je einen Blumentopf gewinnen können.
Es spricht nicht gerade für die angebliche Wir-sind-anders-Kultur der AfD (die doch wahrlich an rhetorischen Talenten keinen Mangel hat), sich eines derartigen kommunikativen Blindgängers nicht entledigen zu können.
Andreas Dumm
16. August, 2018Tacitus muß die deutschen Medien – nicht nur, insbesondere aber die «staatstreuen» ÖR – vorhergesehen haben, charaktersierte er doch die Germanen (in «Germania») treffend mit der auch heute noch gültigen Beschreibung (zit. nach Golo Mann): «Nie hat es bessere Sklaven, nie schlechtere Herren gegeben.» Allerdings rühmte er auch die Freiheitsliebe der Germanen, was erkennbar nicht dazu paßt: Mindestens dieser Widerspruch hat sich im Laufe der geschichtlichen Entwicklung ganz offensichtlich erledigt und der Sklavenmoral samt arroganter Herrenattitüde zum Durchbruch verholfen.
Dieter Schilling
16. August, 2018Lieber Herr Wendt,
Sie glauben gar nicht,wie sehr ich mich jedes mal freue,wenn ich wieder eine Ihrer journalistischen Perlen in meinem Postfach entdecke.Bitte nicht nachlassen!
Ad multos annos!
Dieter Schilling
Max Mertens
16. August, 2018….warte nur [Walde], balde ruhest du auch.
Jens Schmidt
17. August, 2018Lieber Her Wendt,
vielen Dank für ihren Artikel. Ich stimme ihnen teilweise zu: Was sich das ZDF und Walde gegenüber Gauland erlaubt haben ist eine journalistische Schweinerei. Aber Gauland hätte zu Recht genauso wie Herr Ramelow handeln sollen und sich nicht auf das miese Framing der Interviewer einlassen sollen. Schließlich sind es die Medien, die ein Interview wollen, und da kann der Interviewte meiner Meinung nach mitbestimmen, was gefragt wird und was nicht, und vor allem was sich nicht gehört, wie inszenierte Sprechchöre, wo ein Gauland als Schande diffamiert wird. Frei nach dem alten Spruch: «Man muss den Kakau nicht auch noch trinken, durch den man gezogen wird.»
Hier muss die AfD noch professioneller werden und sich so wie Weidel damals bei der miesen Show mit Frau Slomka einfach das Interview verlassen und so zeigen: in dieser widerlichen Form nicht! Entweder ihr behandelt uns fair, oder wir werden mit euch keine Interviews machen und das unseren Anhängern entsprechend auch kommunizieren, Stichwort «Lügenpresse».
Lichtenberg
17. August, 2018Zu Gaulands Verhalten während der peinlichen Befragung durch Walde schreibt Seidwalk:
https://seidwalkwordpresscom.wordpress.com/2018/08/13/gaulands-fiasko-als-kasko/
Knobel
17. August, 2018danke für den Hinweis, Lichtenberg
Mara Cuja
17. August, 2018Wie wäre es, wenn die Journalisten auf ihre Fragen beharren und wenn der «nette» Herr dann wirklich geht, dies mit dem Kommentar zu senden wie «Wertvoll» das Volk diesen Leuten wirklich ist.
Ach, manches mal ist Träumen schön …
Armin Reichert
19. August, 2018Wenn man sich einen weiteren Tiefpunkt des «öffentlich-rechtlichen» Staatsfunks antun möchte, dann schaue man sich das «Interview» eines Philipp Menn mit Alice Weidel an. An Stelle von Frau Weidel hätte ich dem Kerl in die Fre**e geschlagen.
https://www1.wdr.de/mediathek/video/sendungen/eins-zu-eins/video-eine-echte-alternative-die-afd-im-bundestag-100.html
Der «Faktenfinder» der Tagesschau wird vom bekennenden Antifa-Fan Patrick Gensing geleitet. Als ich mal dort anfragte, wieso ich diesen Linksextremisten von meinen Zwangegebühren finanzieren müsse, bekam ich zur Antwort, «man weise meine Unterstellungen aufs Schärfste zurück, Gensing sei ein anerkannter Experte für Rechtsextremismus und hervorragend für dieses Amt qualifiziert».
Zur erwähnten Katharina-König-Preuss sollte man wissen, dass die die Tochter des dubiosen Pfarrers Lothar König ist, sich selbst zur Antifa öffentlich bekennt und einen Antifa-Schläger geheiratet hat. Daneben leitet sie den NSU-Untersuchungsausschuss.
Das ist alles kompett surreal.