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Politik, Gesellschaft & Übergänge

Leserbrief des Monats

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Von Redaktion / / spreu-weizen / 9 min Lesezeit

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Zu dem, was Alexander Wendt in seinem «Höhlengleichnis für Fortgeschrittene» anmerkt, paßt ganz wunderbar ein Text aus der Tragödie «Die Schutzflehenden» des Aischylos (ca. 463 vor Christus). Er gibt, aus ferner Vergangenheit zu uns Heutigen sprechend, eine überzeugende, sofort einleuchtende Antwort auf die sehr aktuelle Frage: Wie sollen sich Asylsuchende im fremden Land benehmen?

Danaos, Herrscher von Libyen, hatte 50 Töchter, sein Bruder Aigyptos, Herrscher von Ägypten, 50 Söhne. Aigyptos erstrebte den Sturz seines Bruders und die Herrschaft auch über Libyen. Er wollte deshalb die Heirat seiner 50 Söhne mit ihren 50 Cousinen erzwingen.
Danaos floh nun mit seinen 50 Töchtern, den Danaiden, nach Argos und bat dort den König Pelasgos um Asyl. Er war sozusagen ein politisch Verfolgter, und den Danaiden drohte die Zwangsheirat.

Kurz bevor Pelasgos eintraf, um die Geflüchteten anzuhören, gab Vater Danaos seinen Töchtern den folgenden Rat: Setzt euch auf den Altarhügel der Stadt mit wollumwundenen Zweigen in der linken Hand. (Diese Zweige waren das Zeichen schutzsuchender Flüchtlinge.)

Ab jetzt zitiere ich wörtlich (Verse 194 – 203 / Übersetzung von Oskar Werner):

In züchtger, klagender, dringlicher Rede gebt
Den Fremden Antwort, wie’s Schutzflehenden geziemt,
Deutlich darlegend eure blutschuldfreie Flucht.
In eurer Stimme liege nichts von dreistem Ton,
Nichts Eitles zeige sich auf dem mit keuscher Stirn
Geschmückten Antlitz und im Auge voller Ruh!
Werdet nicht vorlaut noch auch zögernd, schleppend im
Gespräch! Weckt solche Art doch Mißgunst nur und Haß.
Lernt euch bescheiden! Arm seid, fremd, landflüchtig ihr;
Ein keckes Mundwerk ziemt sich für die Schwächern nicht.

Die Töchter (sie bilden den Chor) verstehen und würdigen das (204 – 206):

Verständig, Vater, zu Verständigen redest du.
Bewahren will ich im Gedächtnis, was du mir
Sorglich geraten …

Das waren eben junge Frauen. So manche junge Männer, die heute als Schutzflehende „zu uns kommen“, würden die Worte des Danaos wohl kaum sonderlich beeindrucken …

11 Kommentare
  • Hans Gaffelgnau
    27. Juli, 2018

    Natürlich beeindruckt das die Migranten nicht, denn sie werden von einer inländischen Asylindustrie mit der Nase darauf gestoßen, dass man im Namen des Würdeschutzes in Deutschland so viele Ansprüche wie möglich anmelden sollte. Das hat sich mittlerweile bis in den Kongo herumgesprochen, weshalb alle Wanderwilligen nach hier streben.

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  • Friedrich Seltmann
    27. Juli, 2018

    Der «Schutzflehende» von heute zeigt nach seinem gewaltsamen Durchbruch in Ceuta – erreicht mit dem Einsatz von Löschkalk, Flammwerfern und jeder Menge körperlicherGewalt gegen die Sicherheitskräfte – das folgende «verständige Verhalten»:

    https://www.youtube.com/watch?time_continue=90&v=B8E7BBrWFDU

    Es tut mir Leid: Ich kann das nur als Bedrohung empfinden. Mit diesen Leuten möchte ich nie zu tun haben.

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  • Dr. Roland Binz
    27. Juli, 2018

    Immer wieder ein Gewinn, die Funde und Hinweise auf Zusammenhänge von Alexander. Bestätigt meinen Entschluss eines regelmäßigen obolus. Dr. Roland Binz

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  • Ufo-Bauer
    27. Juli, 2018

    Ja, sicher. Man darf jedoch nicht vergessen, es ist nur ein Text aus einer sehr alten Tragödie. Der gute Aischylos teilte seinen Mitmenschen nur sein – durchaus vernünftiges – Wunschdenken mit. Mit der brutalen Wirklichkeit von angeblichen «Flüchtenden» und «Glücksrittern» (so mein Kenntnisstand) hatten Migrationsbewegungen, auch in der damaligen Zeit, nur wenig bis nichts zu tun. Je mehr junge männliche Personen von irgendwoher in kürzester Zeit irgendwohin kamen/gingen, umso ungemütlicher wurde es für die dort länger Lebenden (besonders für die weiblichen Personen). Da hat sich an den alten Mechanismen und gravierenden Umwälzungen, die solche Bewegungen mit sich brachte, nicht viel geändert über die Jahrtausende. Leider!

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  • oldman
    27. Juli, 2018

    Wir leben eben in postfaktischen Zeiten. Realitätssinn, Anstand, Benehmen oder schlicht und einfach den gesunden Menschenverstand gibt es – zumindest was den politikgesteuerten Bereich angeht – nicht mehr, und sollte jemand in Versuchung kommen, einen selbigen benutzen zu wollen, dann sind die Nanny-Medien und speziell das GEZ-TV da, um solches zu unterbinden. Konnte man erst kürzlich bei Herrn Restle beobachten. Selbstverständlich nur aus den besten Beweggründen heraus.
    Um auf die Asylsuchenden zu kommen – die wenigsten suchen Asyl, so wie die Töchter des Danaos. Angelockt durch unglaubliche Werbekampagnen und Quasi-Aufnahmegarantie die einen auf dem Weg zum besseren Leben, die anderen als Voraustrupp der künftigen Eroberer, beide von hirnlosen Realitätsverweigerern begeistert begrüßt.
    Wird dann ein Moscheebau nicht gleich begeistert durchgezogen – «unsere Kasernen» laut Erdogan – dann heult die angeblich volksvertretende SPD-Tante ganz herzerweichend. Tippe eher auf Hirnerweichung.
    Armes Deutschland, kleines Fuchs.

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  • Wolf Manuel Schröter
    27. Juli, 2018

    Auch anderswo ist das Gastrecht heilig, selbst dem Feinde gegenüber. Es verlangt indes vom Gast, sich zu bescheiden, denn der Gastgeber gibt das, was er geben kann. Im Falle der Gast anders als ihm geziemt auftritt, bricht er auch dort Gastrecht. Er wird vor die Tür oder das Zelt geleitet; im Falle gar feindseligen Verhaltens bekommt er einen kleinen Vorsprung. Danach ist es endgültig vorbei und der ehemalige Gast ist Feind.
    Archaisch? Nein, normal und notwendig, zu allen Zeiten, bei allen Völkerschaften: Selbstschutz.
    Oder habe ich da zuviel Karl May gelesen?

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    • Dreggsagg
      29. Juli, 2018

      Der natürliche Selbstschutz ist den Deutschen systematisch abtrainiert worden.
      Es beginnt in der Grungschule, wo Lehrerinnen Jungen, die sich «artgemäß» verhalten, also, Rangkämpfe oder andere Rangeleien veranstalten, auf das Beispiel der «friedlichen» Mädchen hingewiesen diszipliniert werden.
      Heraus kommt dann dabei ein Mann, der nicht mehr weiß, was ein Mann ist.
      Frauen und Mädchen wünschen sich einen «Märchenprinzen», der sie beschützt, aber sie bekommen ein Weichei, das bei der kleinsten Gelegenheit das Weite sucht und alleinerziehende Mütter hinterläßt.
      Kann man es einem islamischen Jungen verdenken, wenn er beschließ, SO auf keinen Fall werden zu wollen und als Dicke Hose seine Kleinhirnigkeit präsentiert von wegen «stolzer Türke» und ähnlichen bullshit.

      Wenn wir SO weitermachen und für mich deutet NICHTS darauf hin, daß sich da was ändert, haben wir schon verloren und dürfen uns nicht beklagen, wenn die Islamis hier die Macht übernehmen werden!

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  • Wolfgang Illauer
    28. Juli, 2018

    Ich kann mir vorstellen, daß es Frauen in Deutschland geben könnte, z.B. grüne oder linke Feministinnen, die bei der Lektüre des Aischylos-Textes ihr Gesicht angewidert verziehen und hysterisch zu kreischen beginnen:

    Du willst deine Töchter zu demütigen, unterwürfigen Bittstellerinnen herabwürdigen! Abstoßend! Unerträglch! Ekelhaft! So müßtest du zu ihnen sprechen:
    „O meine Lieben! Tretet dem Pelasgos selbstbewußt und kämpferisch gegenüber! Seid ja nicht kleinlaut und schüchtern! Ihr habt ein Recht auf seine Hilfe, und er hat die verdammte moralische Pflicht, euch Asyl zu gewähren! Eure Vorfahrin war übrigens Io; sie stammte aus Argos. Ihr habt also eine Verwandte in Argos, eine Ankerperson! Laßt euch ja nicht abweisen! Droht Pelasgos mit göttlicher Strafe, wenn er euch nicht aufnehmen will!“

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  • Stefan
    29. Juli, 2018

    Aus Gründen, die man rational auch 2018 nicht positiv denkend erfassen kann, hat die große Staatsratsvorsitzende, gestützt von den Blockparteien in der Volkskammer, sich dazu entschieden, das Gastrecht in dem von ihr verwalteten Protektorart nach rein darwinistisch-selektiven Kriterien zu vergeben.

    Negativ denkend ergibt das alles nur unter einem einzigen Aspekt Sinn: Man möchte Unruhe, man möchte ein Klima von Gewalt und Angst und Zersetzung. – Stünde hingegen «nur» die Bildung einer neuen Hybridrasse nach altägyptischen Vorbild wie gerne kolportiert auf der politischen Agenda, dieses Ziel wäre gewiß auch mit jungen Damen aus den Krisengebieten dieser Welt zu erreichen gewesen, inklusive Verständigkeit des väterlichen Rates…

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  • Gerhard Sauer
    29. Juli, 2018

    Man soll eine Geschichte nicht vor ihrem Ende loben. Ihre Keuschheit und Liebenswürdigkeit hat die Danaiden nicht davor bewahrt, doch mit den Söhnen des Aigybtos verheiratet zu werden. Vielleicht wären sie besser gefahren, wenn sie gewaltsam in Argos eingefallen wären und sich das Land mit Messern und Macheten untertan gemacht hätten. Nicht auszuschließen, daß die, die heute mit Eroberungsmiene hereindrängen, durch kulturelle Überlieferungen vom Schicksal der Danaiden gelernt haben.

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  • Dieter Rose
    29. Juli, 2018

    timeo danaos dona ferentes.

    ich fürchte die Danaer, wenn sie Geschenke bringen.

    um wieviel mehr müssen w i r die fürchten,
    die ins nur sich selbst als «Geschenk» bringen.

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Original: Leserbrief des Monats

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