Unterwerfung
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Wie die ARD Michel Houellebecq politisch passend macht
Von Alexander Wendt / / medien-kritik / 20 min Lesezeit
Welche Geschichte erzählt eigentlich Michel Houllebecqs Roman „Unterwerfung“? Es scheint zwei Fassungen zu geben. Eine, die Leser des Franzosen bisher kennen. Und eine, die die ARD den deutschen Fernsehzuschauern auftischt, versehen mit einer Maischberger-Talkrunde im Anschluss. Zur Einordnung, wie das heute in den öffentlich-rechtlich-guten Sendeanstalten heißt.
Houellebecqs Roman erzählt die Geschichte des Literaturwissenschaftlers Francois, der im Paris des Jahres 2022 lebt. Dort kommen Flammenzeichen nicht als Metapher vor, wie der Roman überhaupt auf die Ausbreitung einer These verzichtet. Es brennt wortwörtlich, es fallen scharfe Schüsse, die Pariser sehen den Rauch der Anschläge von Identitären, während in den Fernsehnachrichten davon kaum die Rede ist. Auf der einen Seite des politischen Grabens steht der Front National, auf der anderen schwache linke und halblinke Parteien. Um die Machtübernahme von Front National und Identitären zu verhindern, werfen die Linken ihre laizistischen Prinzipien über Bord und verbünden sich mit dem Führer der Islampartei Mohamed Ben-Abbes. Der gewinnt die Präsidentschaftswahl und führt in Frankreich die Scharia ein. Beamte und Wissenschaftler, auch Francois, stehen vor der Wahl, sich dem Islam zu unterwerfen, hohe Gehälter zu kassieren und mehrere Frauen heiraten zu dürfen – oder künftig außerhalb der Gesellschaft zu leben. Die Juden verschwinden aus Frankreich. Der Autor – und das macht seine Größe aus – befasst sich weniger mit der islamischen Diktatur in Frankreich, die sich kaum von milden arabischen Autokratien unterschiedet, sondern in hochauflösenden Aufnahmen mit den Spätbürgern einer westlichen Gesellschaft, die sich ohne Gegenwehr, erleichtert oder sogar begeistert in die neue Ordnung fügen.
So weit die Literatur. Die ARD-Variante will damit nichts zu tun haben. Schon auf der Ankündigung des Films in den Zeitungsanzeigen sind die beiden Hauptprotagonisten des Films zu sehen, Francois und sein opportunistischer Wissenschaftlerkollege, der zum Sorbonne-Präsident aufsteigt. Im Hintergrund, wie eine Tür, erscheint ein Kreuz. Ein anderes religiöses Symbol kommt nicht vor.
Der ARD-Film ist eigentlich die Abfilmung des Theaterstücks „Unterwerfung“, in dem Edgar Selge die Hauptrolle spielt. Eingepackt, gewissermaßen gesichert, wird das ganze durch eine Rahmenhandlung: Wir sehen Selge in Hamburg auf dem Weg zum Theater, mehrere junge arabische Migranten tanzen ihn an, er vermisst, im Theater angekommen, seine Brieftasche. Die natürlich gar nicht weg ist. Sein Verdacht ist nur eine Projektion, das will uns die pädagogisch wertvolle TV-Fassung sagen, so, wie ja auch Houellebecqs Beschreibung des politischen Islam und des opportunistischen weltoffenen Westlers nur Szenen nur paranoide Ideen im Kopf des Autors sind. Wer das noch nicht auf Anhieb versteht, dem hilft Selge in einem FAZ-Interview auf die Sprünge. Warum, fragt der FAZ-Redakteur, überhaupt die fingerzeigende Rahmenhandlung?
„Sie ist notwendig, weil man im Fernsehen deutlich machen muss, welche Haltung man selbst dem Roman gegenüber einnimmt. Das Theater kann es sich leisten, die Bewertung dieses Stoffes, der so viele Phobien berührt …dem Zuschauer zu überlassen…Bei der Fernsehverfilmung muss man vorsichtiger sein.“
Warum?, fragt die FAZ nach.
„Weil ein Film aufpassen muss, dass er nicht Beifall von der falschen Seite bekommt.“
Bloß keinen Beifall von der falschen Seite – von welcher eigentlich? Es gibt den schönen Satz von Michael Klonovsky: jede Seite ist die falsche. In der DDR hieß die entsprechende Formel übrigens: Wir dürfen dem Feind keine Munition liefern. Wahrscheinlich hängen in den deutschen Sendeanstalten mittlerweile Transparente mit genau diesem Satz. In der DDR herrschte übrigens auch die Praxis, das eine oder andere kritische Theaterstück zuzulassen, etwa Christoph Heins Politbüro-Parabel „Die Ritter der Tafelrunde“. Ins Massenmedium Fernsehen kam es selbstredend nicht.
Wer die politische Absicherung der ARD-Produktion immer noch nicht verstanden haben sollte, für den wiederholt sie Selge in der FAZ noch einmal etwas gröber:
„Aufgehetzt von populistischen Scharfmachern, neigen wir heute dazu, in jedem Migranten einen potentiellen Kriminellen zu sehen“ (Einschub: wer eigentlich sieht in jedem ostasiatischen Migranten und jedem amerikanischen Gastprofessor einen potentiellen Kriminellen? Allein hier wird die Gaunersprache schon überdeutlich). Aber weiter: „Auch Francois muss diesen Reflex bei sich erkennen, wenn er am Ende beschämt seinen Geldbeutel in den Tiefen seines eigenen Rucksacks wiederfindet. Mit dieser kleinen Rahmenhandlung setzt der Film ein unmissverständliches Signal seiner politischen Ausrichtung.“
An dieser Stelle fragt sich der halbwegs luzide Leser: Ist Selge ein Schelm? Will er wie weiland DDR-Autoren zwischen den Zeilen etwas darüber mitteilen, was heute eben nötig ist, um ein Stück wie „Unterwerfung“ im besten spätmerkelistischen Deutschland aller Zeiten öffentlich-rechtlich sendefähig zu machen? Aus Houllebecqs Werk muss dafür nicht nur der Kern herausgeschnitten werden, nämlich die westliche Feigheit vor dem Islam, der die Selbstreflektion nicht kennt, sondern in die Leerstelle muss auch noch eine politisch korrekte Füllmasse. Den Rest dazu steuert wahrscheinlich Maischberger bei.
Der ARD-Film „Unterwerfung“ ist ein politisches Lehrstück, wie es besser nicht aufgeführt werden könnte. Die eigentliche Rahmenhandlung dazu, das ist Deutschland 2018.
28 Kommentare
Original: Unterwerfung
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Hungerdunger, Hungerdunger, Hungerdunger, and McCormick
6. Juni, 2018Da schau ich mir doch lieber im anderen Staatssender Jurassic Park, die soundsovielte, an.
Die schnappenden Biester sind sympathischer als die morbid-aggressive linksgrüne Lenkungskaste des «spätmerkelistischen Deutschlands» (schöne Wendung, Herr Wendt!).
Jens
6. Juni, 2018Man setzt auf das Zielpublikum der ARD. Dieses hat das Buch nicht gelesen. Und wenn es doch gestern das Buch gelesen haben sollte, wird es sich heute nicht mehr daran erinnern und die Schwester fragen, wann der Kaiser zur Audienz erscheint. Kafkas Prozeß handelt übrigens von einem kränklichen Anwalt, bei dem nie richtig aufgeräumt wird. Erst die patente Hilfskraft aus Eritrea schafft Ordnung. Der Anwalt wird gesund und kämpft gegen Rechts. Das nur als Anregung fürs ZDF.
Lichtenberg
6. Juni, 2018Selge im NZZ-Interview:
«Wir sind mit unserem Wohlstand verantwortlich für die Vernichtung der Lebensgrundlage der Menschen, die hier Schutz suchen. Deshalb müssen die Grenzen für sie durchlässig sein. Auf der anderen Seite müssen wir unsere demokratischen Errungenschaften schützen, vor allem die Emanzipation, die Gleichberechtigung auf dem Arbeitsmarkt bis hin zur Quotenregelung.»
https://www.nzz.ch/feuilleton/houllebecq-ist-ein-autor-der-absoluten-schlaffheit-das-gefaellt-mir-an-ihm-und-entspannt-mich-ld.1391488
Den ARD-Film und das anschließende Geplapper spare ich mir.
Fragolin
9. Juni, 2018Leute wie dieser Kulturschaffende sind in ihrem staatsfinanzierten Wohlstand verantwortlich für die Vernichtung der Lebensgrundlage der Menschen, die hier schon länger leben.
Irmgard Wingendorf
6. Juni, 2018Ich hab’s gewusst! Dass die Verfilmung des Romans Unterwerfung in der ARD gezeigt wurde KONNTE nur bedeuten, dass der Inhalt verfälscht und «passend» gemacht wurde.
Darum habe ich ihn nicht angesehen!
Enttäuscht bin ich von Schauspielern wie Selge und Brandt dass sie sich zu dieser Volksverdummung hergeben!
Walter Roth
6. Juni, 2018Richtig……
Und wenn man die Endsequenz des Filmes gesehen hat, ……wer dann überhaupt noch am Fernseher sass, der weiss dass es ganz genauso ist.
Der Protagonist kommt nach dem Abschminken aus dem Theater, trifft auf der Strasse eine kleine Gruppe von Migranten und erschrickt, er erwartet irgendwie dass sie ihn nun gleich angehen, aber das passiert nicht, die Migranten grüssen ihn und gehen vorbei.
–
Darob scheint es, als ob der Protagonist des Theaterstückes aus einem Traum aufwacht, …….er ist sichtlich erheitert dass alles nur Einbildung war ……eben Theater.
–
Wenn man das Ende sah und das Buch von Houellebecq kennt, weiss man um diese grobe Entstellung seines Romans durch den Film.
–
Aber das war ja von vornherein klar, im Deutschen Fernsehen von 2018 kann man nichts anderes mehr erwarten ……..und die Sendung mit Maischberger macht sogar den guten alten Karl-Eduard von Schnitzler noch eifersüchtig……
Archi W Bechlenberg
7. Juni, 2018Ist der Begriff «Posse» für knallchargiges Bühnengepolter noch in Gebrauch? Er trifft für diese Produktion (inklusive Interview und Laberrunde vorneweg und hintendrein) wie der Faust auf den August.
Dreggsagg
7. Juni, 2018Henryk M. Broder
hat einmal auf entsprechende Frage sinngemäß geantwortet:
«Wenn ich Rücksicht darauf nähme, Beifall von der falschen Seite zu erhalten, müßte ich verstummen!»
Ähnlich ist es mit der Wahrheit oder Klarheit:
Wenn z.B. ein Kretin etwas Richtiges sagt, bleibt das richtig
und der Kretin bleibt ein Kretin!
Noch Fragen Kienzle?
F. Jungeleit
7. Juni, 2018Edgar Selge spielt zwar im Film nicht wirklich Michel Houellebecqs Schöpfung Francois, aber er lebt ihn in der Realität aus. Die ARD wollte mit dem Film eine paranoide Darstellung der Figur Francois erreichen und schuf ungewollt in der Realität mit Edgar Selge und seiner Angst vor Applaus von der falschen Seite eine Hommage an diesen Protagonisten.
Seine Statements könnten dem Roman entspringen, bspw. möchte er demokratische Errungenschaften wie Emanzipation und Gleichberechtigung schützen – lässt aber vorsichtshalber offen, wer sie bedroht. Es gibt tief greifende globale Umwälzungen und Herr Selge möchte eine Partei gründen, weil weitere Katastrophen wie der Ausstieg des Staates bei Post und Bahn nicht passieren dürfen. Letztendlich mit seiner devoten Überzeugung, unser Lebensstil initiiert globale Flüchtlingsströme, ist er mit Haut und Haaren bei Houellebecq angekommen; als wäre Houellebecq vor dem Buchprojekt auf Selge getroffen.
Antipas
9. Juni, 2018Dies trifft meine Einstellung zu dem gesehenen Film ganz besonders: “als wäre Houellebecq vor dem Buchprojekt auf Selge getroffen.“ Toll.
Von der Erwartung befreit, den Realismus des Buches im ARD visualisiert zu bekommen, war die Vorstellung doch ganz genüßlich, künstlerisch auf hohem Niveau und auch mit langen Sätzen, welche die Kraft hatten, vom ersten Buchstaben zum Punkt eine Geschichte zu erzählen.
Fast war ich erschrocken darüber, welches Niveau der ÖR seinen Zuschauern abverlangte, zumindest semantisch, aber auch dort, wo Houellebecq deutlich herausblinzelte. Die Befragung im Bekanntenkreis danach war ernüchternd zwischen “nicht gesehen“, “umgeschaltet“ oder “ganz anders als das Buch“, und ich muß wohl eingestehen, dass dies als “Bekannter“ auch auf mich zurückfällt. War die Inszenierung wirklich zu schwer fürs Publikum?
Ich beruhige mich mit der Vermutung, dass diese Rezipienten auch die die Verfälschung durch die Brieftasche nicht erkannt haben.
Francois ist paranoid? Ach was!
Aber sooo schlimm wird es schon nicht werden….
Luwig Wauer
7. Juni, 2018Ihrer Meinung habe ich nichts hinzuzufügen, und ich bewundere Sie nicht nur wegen Ihrer Kritik, sondern auch, wie sie den Inhalt des Roman «Unterwerfung» in ganz wenigen Sätzen präzise zusammenfassen. Ich habe nach 15 Minuten den Auschaltknopf gedrückt, nachdem klar war, dass der Film rein gar nichts mit dem Buch zu tun hat. Aber ich war auch nicht schlecht. Nachdem ich das Filmende durch Sie kenne, muß ich sagen, dass ich mit meinem durch langjährige Feindbeobachtung von ARDZDF erworben Expertenstatus richtig lag: ich wußte sofort, daß die von Migranten scheinbar gestohlene Geldbörse gegen Ende des Film beim scheinbaren Opfer selbst wieder auftauchen wird.
Fragolin
9. Juni, 2018Ich hätte mir ob der täglich auswuchernden Unverfrorenheit der Märchenerzähler schon erwartet, dass die Migranten in das Theater kommen und ein keusch grinsender Kriegsversehrter aus Aleppo in unterwürfiger Geste dem diffusverängstigten Teutonen seine unbeschadete Brieftasche übergibt, die er draußen auf der Straße verloren hat.
Schade, dass dieses daramaturgische Leckerli nicht noch in den großen Teller voll unverdaulicher Propagandabrekkies für den köterrassigen (gerichtlich bestätigt erlaubte Bezeichnung, bitteschön) Mediendackel eingerührt wurde. Da wurde eine große Chance vertan.
Simon Templar
7. Juni, 2018Ich verstehe nicht, warum Selge nicht klar ist, dass er exakt der angepasste, opportunistische und prinzipienlose Duckmäuser ist, den Houllebecq in seinem Roman beschreibt.
Don Lope de Aguirre
9. Juni, 2018Er spielt die Rolle seines Lebens.
Julian
9. Juni, 2018Sehr gut. Bringt’s auf den Punkt.
Sabine Schönfelder
7. Juni, 2018Eine der großen Fehleinschätzungen der Politiker und sogenannten Kulturschaffenden
sowie Medienvertretern besteht darin, zu glauben, daß man Inhalte und Informationen der grenzdebilen Bevölkerung nur in der richtig ideologisch, meint der eigenen, eingefärbten Version vermitteln kann.
Mit hohler Arroganz führt Selge sich selbst vor und merkt nicht, daß er bereits selbst den Weg des ‘opportunistischen Wirtschaftlerkollegen auf dem Weg zum Sorbonne-Präsidenten’ beschreitet. Denke, der Mann ist reif für einen schönen Fernsehpreis oder, wie Billy W. sagen würde, für eine Hämorrhoide am Ar… von ARD und ZDF.
Emmanuel Precht
7. Juni, 2018Ist schon ein Hammer Houellebecq’s Roman zu nutzen, um eine derart fadenscheinige Botschaft unter das Publikum zu bringen. Wie ein Freund aus der DDR, den ich vor meiner Konvertierung als nazihaft empfand, sagte: So plump waren «Unsere» nicht, nein das hätte nicht geklappt.
Wohlan…
Willi
8. Juni, 2018Da wir doch für jeden nicht schon ganz verblendeten erkennbar längst inzwischen als ganzes Deutschland in einer DDR leben,sollte doch jeder wissen können was uns an sozialistischen Nanny-Wohltaten zukünftig noch blüht und wie wir es abwenden oder im wahrsten Sinne am höhepunktlichen Zenit des offensichtlich nicht mehr auszumerzenden entarteten marxistisch-leninistischen Wahnsinns wieder wenden können. Ich denke die nächste Finanzkrise sorgt für eine ausreichend kritische Masse a’la 89…
Dieter Schilling
9. Juni, 20181789 ?
Zabka
8. Juni, 2018Wendt macht sich über Edgar Selges FAZ-Interview her, zu recht – aber hat er den Film überhaupt gesehen? Mir scheint, dass manche an den Film Hoffnungen geknüpft haben, die er gar nicht erfüllen kann. Denn Houellebecq hat mit „Unterwerfung“ keine Streitschrift gegen die Islamisierung Frankreichs geliefert, seine Kunst besteht vielmehr darin, fiktive Verhältnisse unaufgeregt leicht ironisierend und ungemein unterhaltsam als gegeben zu beschreiben, was wäre wenn, wenn Mohammed Ben Abbes siegte. Genauso ironisierend ist die Hamburger Bühnenfassung angelegt und auch der Film – lassen wir mal den Quatsch mit dem Portemonnaie beiseite, sie können nicht anders. Und in der Hauptsache geht es um Frauen und Sex und darum: „Wie steht ihr eigentlich zu eurer eigenen Kultur und Geschichte, was ist euch eure eigene Kultur noch wert?“, wie Edgar Selge in einem anderen Interview sagte.
Lamya Kaddor behauptet bei „t-online“, dass die ARD mit Selges „spalterischem“ Film „die Islamfeindlichkeit fördert“, also scheint der RBB doch einiges richtig gemacht zu haben. Am Schluss fragt unser trauriger Held, was wäre wenn ich zum Islam konvertierte, das Gesicht clownesk mit weißer Salbe für juckende Hautkrankheiten beschmiert. Er spricht das islamische Glaubensbekenntnis und guckt danach – close up! – belustigt in die Kamera, Ende der Vorstellung. Lamya Kaddor kriegt übrigens von „t-online“-Lesern ordentlich eins übergebraten:
https://www.facebook.com/tonline.de/
Antipas
9. Juni, 2018Wenn “alten weißen Männern“ solch Chancen für ein 2. Leben winken, dann hat die Islamisierung die meisten Widersacher schon für sich eingenommen.
Zumindest dieser Aspekt wird doch den meisten Zuschauern aufgefallen sein, während sich der Hauptdarsteller als Francois
die Krätze der Dekadenz zwischen den Fußzehen kratzt.
Stefan
11. Juni, 2018Doch noch jemand, der vermochte, den Film mit etwas mehr Ruhe und Gelassenheit zu gucken, ohne gleich seiner Voreingenommenheit freien Lauf zu lassen. – Auch mir erging es so, daß ich die obige Kurzzusammenfassung von Herrn Wendt im Film wiedergefunden hatte.
Ansonsten: Ein typischer Houellebecq, er schafft es die spannendsten Themen (wie seinerzeit die Unsterblichkeit in Elementarteilchen) mit den größten Problem des alternden bzw. wenig attraktiven weißen Mannes (das ging ja schon in der Kampfzone los und in Plattform kreativ weiter…) zu verknüpfen…
So unterhaltsam ich seine Geschichten auch finde, genauso vermag er auch, mich anzuekeln:
UNVERSÖHNT
Mein Vater war ein Arschloch, einzelgängerisch, barbarisch;
Trunken vor Enttäuschung, einsam vor der Glotze,
Er heckte kurzlebige, abwegige Pläne aus,
Seine größte Freude: Wenn sie koppheister gingen.
Er hat mich immer behandelt wie eine Ratte, die man vertilgen will;
Allein die Vorstellung, einen Sohn zu haben, war ihm, glaube ich, zuwider.
Er ertrug nicht, dass ich ihn eines Tages überholen werde,
Und leben bleibe, wenn er verreckt.
Er starb im April, ächzend und verblüfft;
In seinem Blick lag unermessliche Wut.
Alle paar Minuten beschimpfte er meine Mutter,
Bemäkelte den Frühling, verlachte den Sex.
Am Ende, kurz vorm letzten Todeskampf,
Zog kurze Befriedung rasch durch sein Herz.
Er sagte lächelnd: »Ich schwimme in meinem Urin«,
Um dann leise röchelnd zu erlöschen.
aus: Michel Houellebecq – Suche nach Glück
Roland Werner Binz
8. Juni, 2018Dass wir eine «Posse» vorgesetzt bekommen haben, es zeitgeschichtliche Auslassungen gab, und Selge ein perfektes Abbild der Intentionen von Houellebecq gab, alles richtig und: geschenkt. Wer zählt die Zuschauer, denen diese Differenzierungsfähigkeit aus allen möglichen Gründen abgeht? Nur: Wer zählt die Zuschauer, die dank des Films zum ersten Mal den Gefahren des Islam auf die Schliche kamen, z.B. weil Matthias Brandt auf grandiose Art die «Friedlichkeits-» und «Überlegenheits»-Propaganda ihrer Anführer inszenierte. Und sich jetzt erst recht fragen: Was erzählen uns eigentlich diese Dschournos in den Medien tagfürtag über die Harmlosigkeit des Islam, angeblich nur entstellt von sog. «Islamisten» und gingen unsere Großeltern den Nazi-Propagandisten nicht in ähnlicher «Besoffenheit» (Selge bei Rediger!) auf den Leim? Diesen Kern von «Unterwerfung» hat der Film in Houellebecqscher Subtilität rübergebracht.
Antipas
9. Juni, 2018Der Meinung kann ich mich anschließen, danke.
Gero Micheler
8. Juni, 2018Danke! Das Wesentliche an diesem medialen Missgriff erfasst, und wiedergegeben.
Fragolin
9. Juni, 2018Wahrscheinlich kam auch dieses Machwerk wieder aus den legitimen Nachfolgeorganisationen der Defa-Studios für Spielfilme der DDR. Eigentlich wird über die ö-r-Sender nichts ausgestrahlt, was nicht über ein politisch korrekt besetztes Büro läuft.
Fragolin
9. Juni, 2018Ah, ohne link, dann einfach bitte selbst ergoogeln: Degeto. Interessantes zum Medienschaffen…
Heta
11. Juni, 2018Nix Degeto! „Unterwerfung“ ist eine Produktion der NFP (neue film produktion) im Auftrag des RBB (Martina Zöllner). Das Thema wäre unvollständig, wenn wir nicht auch noch den ARD-„Faktenfinder“ würdigten, wo zwei ahnungslose Nachwuchskräfte den „Mittagsmagazin“-Guckern weismachen wollten, dass Derartiges bei uns undenkbar wäre („Wie realistisch ist eine ,Unterwerfung‘?“):
http://faktenfinder.tagesschau.de/inland/unterwerfung-103.html
Diese beiden Süßen kombiniert mit dem „HuffPost“-Buben Sebastian Christ, der im Chor mit Lamya Kaddor behauptet, dass wir es mit einem „peinlichen islamfeindlichen ARD-Quatsch“ zu tun haben, bestätigen mich in der Annahme, siehe oben, dass der RBB so ziemlich alles richtig gemacht hat; er hat den Ton, die Atmosphäre des Buchs kongenial eingefangen, behaupte ich im Gegensatz zu meinen Vorrednern.
Die ARD ist erwartungsgemäß mit der „Unterwerfung“ baden gegangen (mickrige 1,92 Mio = 7,4% Marktanteil zur Hauptsendezeit!), denn das GfK-Prekariat fühlt sich in der schlichten „Sachsenklinik“ besser aufgehoben und belohnt die ARD dafür mit zwanzig Prozent. Auch der „HuffPost“-Bub wird von den Lesern ziemlich verhauen („Den Unterschied zu einer Dokumentation sollte man Ihnen eigentlich nicht erklären müssen”):
https://www.huffingtonpost.de/entry/unterwerfung-ard-berichterstattung-an-peinlichkeit-nicht-zu-uberbieten_de_5b18d16de4b09578259f01d3