Ausweitung der Moralkampfzone
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Der Autor Uwe Tellkamp misst in Dresden den deutschen Meinungskorridor aus
Von Alexander Wendt / / medien-kritik / 22 min Lesezeit
In normalen Zeiten bringen Verlage Bücher auf den Markt, aber keine Banalitäten in die Öffentlichkeit. Der Suhrkamp-Verlag hat das nun getan: Er twitterte nach einem Streitgespräch zwischen Durs Grünbein und seinem Autor Uwe Tellkamp am Donnerstag in Dresden:
„Aus gegebenem Anlass: Die Haltung, die in Äußerungen von Autoren des Hauses zum Ausdruck kommt, ist nicht mit der des Verlags zu verwechseln.“
Nun handelt es sich bei Verlagen zumindest außerhalb von Partei- und Kirchenunternehmen nicht um Tendenzbetriebe. Dass sich ihre Mitarbeiter kollektiv eine Meinung zu gesellschaftlichen Themen bilden würden, wäre neu. Und noch überraschender, wenn diese Meinung dann auch die Meinung aller ihrer Autoren wäre.
Was war der gegebene Anlass, aus dem Suhrkamp etwas mitteilte, was ohnehin jeder vernünftigerweise erwarten würde?
Uwe Tellkamp hatte in der Debatte mit Grünbein unter anderem gesagt, dass die bedingungslose Grenzöffnung durch Merkel im September 2015 an Recht, Gesetz und Parlament vorbei erfolgte, und dass die meisten Migranten kamen und kommen, weil sie sich ein besseres wirtschaftliches Leben erwarten. Außerdem äußerte er noch die Ansicht, ein realistisches Bild über die Migrationskrise könnte man eher aus der Lektüre der in letzter Zeit neu entstandenen als aus den etablierten Medien gewinnen.
Von SpOn bis zur Aachener Zeitung rollte nach dem Verlagstweet die Meldung: „Suhrkamp distanziert sich von Uwe Tellkamp“; einige Medien informierten ihre Leser noch etwas ausführlicher darüber, was sie von dem „Turm“-Autor zu halten haben:
„Tellkamp („Der Turm“) hatte am Donnerstag in Dresden bei einer Diskussion Positionen der AfD und der islam- und ausländerfeindlichen Pegida-Bewegung vertreten“, teilt der Tagesspiegel mit.
„Bereits in der Vergangenheit ist Tellkamp damit aufgefallen, dass er sich nicht von Rechten distanziert hat“, schreibt die Süddeutsche Zeitung.
Stilistisch ähneln die Passagen erstaunlich den Einträgen der Staatsicherheit in Akten über damals so genannte feindlich-negative Personen.
Natürlich handelte es sich bei Tellkamps Aussagen um keine exklusiven AfD- oder Pegida-Positionen. Sie decken sich mit der Statistik (nur 0,3 Prozent der Migranten von 2016 bekamen tatsächlich Asyl); sie decken sich auch weitgehend mit dem Inhalt des Textes “Sondierung an der Grenze“ von Stefan Aust in der Welt (in den etablierten Medien finden sich durchaus substanzielle Beiträge).
Tellkamp steht schon seit einiger Zeit auf der Beobachtungsliste. Im Herbst 2017 unterzeichnete er als einziger Autor mit A-Prominenz die Charta 2017, in der die Dresdner Buchhändlerin Susanne Dagen nach den linksradikalen Übergriffen auf der Frankfurter Buchmesse gegen die ständige Verengung des Meinungskorridors protestierte. Dagen hatte übrigens einige prominente Autoren angesprochen, die alle absagten, einer mit Begründung, er hätte gar nicht so genau mitbekommen, was da in Frankfurt passiert sei.
Die FAZ ordnete, auch aus gegebenem Anlass, in ihrem Bericht über die Tellkamp-Grünbein-Diskussion in Dresden auch die Charta 2017 ein:
„Darauf reagierten rund einhundert Dresdner Autoren, darunter Grünbein, mit einem Aufruf, der die Dinge wieder auf die Füße stellte. ‚Die Freiheit, sich zu äußern, begründet kein Recht, sich unwidersprochen zu äußern’, heißt es darin.“
Im Englischen nennt man das ein Straw Man Argument: Weder Tellkamp noch Dagen noch ein anderer Unterzeichner des Aufrufs hatte je verlangt, unwidersprochen bleiben zu dürfen. Sie verlangen nur, dass Stände auf der Buchmesse unbeschädigt bleiben, auch wenn sie linken Aktivisten nicht passen, und dass Verlage ungestört ihre Veranstaltungen durchführen können. Im übrigen machte gerade eine Linksaußeninitiative gegen „Rechte Verlage“ auf der Leipziger Buchmesse deutlich, dass es ihr nicht um Diskussion und Widerspruch geht, sondern um exakt das, was Tellkamp und die Charta2017 benennen: Die systematische Verengung des Meinungskorridors.
Von der Tellkamp-Diskussion einmal abgesehen: merkwürdigerweise bleibt die Lernkurve des linksmoralischen Erregungskomplexes so flach wie die EEG-Linie eines Hirntoten. Im vergangenen Jahr führte die gleichgerichtete Medienkampagne gegen Rolf-Peter Sieferle (inklusive der Fake News, er „verharmlose“ in „Finis Germania“ Auschwitz und der Wegsäuberung des Buchs aus der Spiegel-Bestseller-Liste) zu einem bemerkenswerten Verkaufserfolg nicht nur für „Finis Germania“, sondern auch für „Epochenwechsel“ und „Das Migrationsproblem“. Bis heute halten sich die Sieferle-Bücher auf respektablen Verkaufsrängen. Die „New York Times“ fragte sich damals in einem wohltuend sachlichen Artikel, was es zu bedeuten hat, wenn hunderttausende Leser eines Landes so demonstrativ einen anderen Weg einschlagen als fast der gesamte Feuilletonbetrieb.
Seit kurzem liegt auch die Bilanz des Versuchs vor, Sachsen und Dresden zu Unorten zu stempeln (Stern: „Sachsen, ein Trauerspiel“, das “dunkelste Bundesland Deutschlands“, Hamburger Morgenpost: „Der Schandfleck“). Die Morgenpost gruselte sich damals wohlig, rechte Umtriebe würden die Tourismuszahlen in dem Schandfleckland einbrechen lassen.
Die Tourismus-Statistik für Dresden und Umgebung für 2017 sieht folgendermaßen aus:
5,81 Millionen Übernachtungen, ein Plus von 3,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Anders als die Auflage der Morgenpost: die rutschte 2017 in den roten Bereich. Der Stern landete seinerzeit mit dem Anti-Sachsen-Titel einen historischen Minusrekord.
Die Prognose ist nicht besonders kühn, dass auch Uwe Tellkamp und seine Bücher keinen Schaden erleiden werden.
26 Kommentare
Original: Ausweitung der Moralkampfzone
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Eugen Karl
9. März, 2018Die WELT hat derweil immerhin beschlossen, aus der Phallanx der Bessermedien auszubrechen und bringt einen Artikel mit dem Titel: «Suhrkamp wechselt ins Lager der Gesinnungsprüfer». Das Blatt sieht – Achtung! – die Meinungsfreiheit in Gefahr. Das muß ein Irrtum sein.
Bernd Ackermann
12. März, 2018Steht «Meinung» oder «Kommentar» über dem Welt-Artikel? Ich wette, dass es so ist. Um nicht auch noch den letzten Leser zu verprellen veröffentlich die Welt immer mal wieder solche Artikel, entsprechend gekennzeichnet, damit sich die Redaktion im Zweifelsfall davon distanzieren kann.
Jens G.
9. März, 2018Erstaunlich. Als eine Freundin mir das heute gemailt hatte, habe ich noch nichts davon mitbekommen. Ich hab das Thema gleich gegoogelt. Habe nur afd, Pegida, rechtsextreme gelesen , allein in den Überschriften. Tellkamp nun eine persona non grata.
Parallel habe ich Newsletter von tichys Einblick bekommen. Was bei mir hängengeblieben ist: irgendwas von eine Million, was von sieben Millionen, Zugriffe. Jip, es tut sich was. Hier und überall. Und dafür bin ich dankbar. Und so verteile ich die Kohle von meinem ex Abo der Welt / FAZ sauber auf die Achse, tichy und Publico. Und das finde ich geil. Sorry, für das geil. Danke an die Alex wendt, Roland tichys dieser Welt.
Ralph Koenig
9. März, 2018Ähnlich wie Suhrkamp verhielt sich vor Jahren der MDR indem er einen
Disclaimer vor die Ausstrahlung von Jörg Bernigs 3. Kamenzer Rede
setzte. Obendrein wurde der Beitrag gut im Abend-/ Nachtprogrammm
versteckt, damit auch ja nix vom ‘bösen’ Inhalt auf die lupenreinen
Gutfunker abfärben möge.
PS: Es scheint irgendein Sachsen-Gen zu geben, das einen Teil der
Sachsen immun gegen staatliches Meinungsmanagement macht
Fridolin Kiesewetter
14. März, 2018.. dann muß ich als Rheinländer wohl sächsische Vorfahren haben.
Torsten Maske
10. März, 2018Sehr geehrter Herr Wendt,
da habe ich andere Zahlen. Laut Focus konnte Dresden 2017 4,43 Millionen Übernachtungen verzeichnen. Das wäre das zweitbeste Jahr der Dresdener Stadtgeschichte, nur übertroffen vom Rekordjahr 2014.
Quellen:
https://www.focus.de/regional/dresden/dresden-sachsen-tourismus-mit-mehr-als-19-5-millionen-uebernachtungen_id_8551314.html
http://www.dresden.de/de/leben/stadtportrait/statistik/wirtschaft-finanzen/tourismus.php
Ergänzend noch zweierlei:
1 – Das Verhalten Suhrkamps ist auch die Frucht der Distanzfrage, wie sie besonders gern von kollektivbeseelten Talkshowmoderatoren gestellt wird: «Distanzieren Sie sich von diesem und jenem?». Die Frage ist so ewigdumm und banal, dass man sich ja schon blamiert, wenn man überhaupt auf sie antwortet. Die einzig probate Antwort wäre: «Wollen Sie mich veralbern? Da ich ein Individuum bin, distanziere ich mich von ausnahmslos jedem, der nicht ich bin; sogar von meinem jüngeren, unerfahreneren und ungebildeteren Selbst!»
2 – Im Hause Suhrkamp hat man offenbar die Hosen gestrichen voll, als nicht linientreu genug angesehen zu werden. Suhrkamp erscheint lieber dumm und banal statt verdächtig nichtlinks. Wenige Tage vor der Leipziger Buchmesse nicht die schlechteste Idee.
Torsten Maske
10. März, 2018Ach, ich sehe gerade, Sie schrieben von Dresden und Umgebung…
Gerd Koslowski
10. März, 2018Danke Herr Wendt.
Was würde S. Unseld dazu sagen?
Michael
10. März, 2018Quod erat demonstrandum, Herr Tellkamp. Die öffentlichen Reaktionen auf die in keinster Weise unerhörten Diskussionsbeiträge des Dresdner Autors geben ihm vollumfänglich recht. Der Suhrkamp-Verlag tut sich dabei in besonders einfältiger Weise hervor und zeigt mit seinem «tweet», dass von dem einstigen intellektuellen Glanz des Hauses nahezu nichts mehr übrig geblieben ist. Der Verlag – das wissen Branchenkenner genau – war als Arbeitgeber noch nie ein Verfechter freier Meinungsäußerung. Er wurde einst mit harter patriarchalicher Hand geführt und verlegt auch heute noch gerne und ohne Gewissensbisse die Schriften ähnlicher Patriarchen wie etwa des linksradikalen Konkret-Herausgebers Gremliza. Mit dem merkwürdigen Onlinegezwitscher beweisen die ewiggestrigen Suhrkamp-Genossen genau diese, aus liberaler Sicht bedenkliche Kontinuität. Die Frage ist, ob und warum man als freidenkender Autor dort bleiben sollte.
Sabine Schönfelder
10. März, 2018Ein Herr Oomen hier, ein Herr Grünbein da und B. Kramer mit roten Augen suchend
im world-wide Netz. Späher all over. Blogs wie Ihrer oder Achgut übernehmen die Funktion des investigativen Journalismus, den die ‘Gegenseite’ vernichten möchte.
Viele von uns stellen mit Erschaudern im eigenen Freundes- und Bekanntenkreis fest, wie sehr diese Mediengleichschaltung bereits wirkt. Eine scheinbar seriöse Berichterstattung vermittelt das Gefühl – alles gut-, – wir schaffen das. Richtigstellungen anhand von alternativem Informationsmaterial rückt den Korrigierenden in die Nähe eines Verschwörungstheoretikers. Aber n o c h herrscht Meinungsfreiheit und als soziales Wesen mit ein wenig Chuzpe muß diesem sich gesellschaftlich etablierendem Denunziantentum entgegengetreten werden. In welch schrecklicher Welt müssen wir sonst leben!
Deshalb einen ganz großen Dank für die unermüdliche Arbeit aller, die durch ihre investigative Arbeit uns Zugang zu Inforrmationen ermöglichen, die unser Meinungsbild
komplettiert. Danke Herr Wendt.( …man muß Sie auch ein bisserl bei Laune halten!)
kdm
10. März, 2018«Ein gescheites Wort, schon ist man Kommunist» hat Walter Jens vor Urzeiten mal in der ZEIT geschrieben, als «Kommunist» noch das verbale Todesurteil für nachdenkliche, freie Geister war. Heute…
FunktionsElite
10. März, 2018Die Weiterleiter sitzen auch hier wieder bei dpa, von der auch der Tagesspiegel die Diktion übernimmt. Das war nicht einmal der obligatorische M. Meisner.
Besonders infam ist ja dieses, Tellkamp habe «Positionen der AfD und der islam- und ausländerfeindlichen Pegida-Bewegung vertreten», das einerseits unmittelbar eine enge Einordnung unter Scheusalen und Verfehmten vorgibt, andererseits Tellkamp eine eigene Position in dieser zentrale Frage abspricht. Der Ekel steigt von Tag zu Tag.
Stephan Müller
10. März, 2018Wir sind 1989 auf die Straße gegangen, um genau diese Zustände im „unterdrückten Teil Deutschlands“ zu verändern. Ein ganz beträchtlicher Teil des damaligen Establishments hat -nach einer ersten Schockstarre- dann doch eine Gesprächsbereitschaft gezeigt. Die Diskussionskultur war zum Teil sehr beachtlich.
Ich konstatiere heute: In der linksgrün dominierten Landschaft der moralisch inzwischen schwer verkommenen BRD ist Meinungsfreiheit und Dialogkultur nur noch eine Phrase. Die Nötigung zur Abgabe einer p.c.-konformen Meinung wird immer brutaler, immer schamloser und auch immer primitiver. Es ist wirklich erschütternd.
Ostfale
13. März, 2018Warten wir darauf, daß die ersten Besserungslager in dieser linksgrün dominierten Landschaft sichtbar installiert sein werden. Die Baupläne existieren zweifelsohne noch und das dazugehörige Personal ist schnell rekrutiert und farblich bereits originalgetreu gekleidet – Heinrich Himmlers Enkel im Geiste.
tuenntoaster
10. März, 2018Hallo Herr Wendt, bitte unterschlagen sie dem Publikum nicht die Passage aus dem Feuilleton der «Zeitung für Deutschland», die explizit für Leser mit Faible für unfreiwillige Komik verfasst worden ist:
Laut FAZ von heute «platzte Grünbein doch noch der Kragen. Dass die AfD die einzige Opposition in diesem Land sein solle, sei absurd: «Wenn alle so unzufrieden sind mit der Regierung, dann wird sie abgewählt, so einfach ist das!» Stattdessen werde hier so getan, als wären die Leute eingeschüchtert und müssten reden wie Merkel. «Was ist denn das für ein Scheiss?», fragte Grünbein. «Sind die denn alle programmiert, oder was?»
-Zitatende aus der heutigen Humorbeilage.
Kapitän Notaras
11. März, 2018Ich habe mir häppchenweise und mit Überwindung die komplette Diskussion angesehen. Zum Teil war es für mich schmerzhaft, die weltfremde, selbstverliebte Elfenbeinturmdiktion von Herrn Grünbein zu ertragen.
Er hat mich in Abschnitten zu den Kosten für die illegalen Migranten an Herrn Maas (keinem wird etwas weggenommen) oder Herrn Hollande (das kostet nichts, das bezahlt der Staat) erinnert. Offenbar ist ihm noch niemals die Idee gekommen, dass jeder Euro, den der Staat ausgibt, jemandem weggenommen worden ist, nämlich dem Steuerzahler.
Die Erwiderung Herrn Tellkamps war aber fast ebenso schwach.
Ich glaube, dass beide Opponenten mental immer noch im Sozialismus leben, dessen Hauptproblem ja bekanntermaßen darin besteht, dass ihm früher oder später das Geld der anderen Leute ausgeht. Von Wertschöpfungs- und Umverteilungsprozessen innerhalb eines National- und Sozialstaats haben sie anscheinend wenig bis keine Kenntnis. Aber das war natürlich auch nicht der Schwerpunkt der Diskussion.
Der Teil, aus dem die FAZ hier Ausschnitte anführt, zeigte bei Herrn Grünbein ein beängstigendes Maß an völliger Irrationalität und blindem, geradezu „fanatischem“ Glauben an ein von Zeichen des Verfalls geprägtes pseudodemokratisches Altparteienkartell. Interessant auch die Körpersprache von Grünbein! Mit diesem extremen manspreading wäre unser kulturbeseelter Weltbürger aus jeder Subway im finstersten Teil von Harlem krachend hinausgeworfen worden. Schockierend im Gegensatz zu seinem „Statement“ (wörtlich zitiert – der Mann nennt sich deutscher Dichter) zu Beginn der Diskussion, in dem er belesen von Demokratie flötete.
Ergebnis: Tellkamps Argumentation stellenweise brauchbar, aber nicht gut. Grünbein nicht satisfaktionsfähig, ein eitler Windbeutel. Dass beide sehr wichtig für die Verteidigung der europäischen (nicht EU) Kultur durch aufgeklärtes politisches Handeln sein könnten, wenn es mal wirklich darauf ankommt, glaube ich nicht.
Mein persönlicher Hintergrund: wie die Opponenten DDR-sozialisiert und mit dem selben Dialekt ausgestattet, Unterzeichner der Charta 2017, betätige ich mich jedoch in einer sehr harten, analytischen Wissenschaft, die von korrekter Abbildung der Realität lebt (und nichts mit BWL oder VWL zu tun hat).
Jürgen
10. März, 2018Man kann nur noch den Kopf schütteln, auf welches Niveau die Diskussionskultur herabgesunken ist. «Wagt» da doch ein renommierter deutscher Schriftsteller lediglich zu sagen, was ja offenkundig ist, nämlich der Meinungsterror unserer Linken, schon geifert unsere Presse (bemerkenswert: Welche Titel vorneweg) reflexhaft los und malt ebenso reflexhaft den «Naziteufel» an die Wand. Wo ist denn nur die geistige Unabhängikeit unserer Journalisten geblieben (falls sie jemals da gewesen sein sollte)?
Ulrich Zumbrock
10. März, 2018Ein Grund mehr für mich, sein Buch «Der Turm» endlich zu kaufen.
B. Rilling
10. März, 2018Wie war es denn mit dem Aufruf, keinen Urlaub mehr in Meck-Pom zu buchen, nachdem dort bei der Landtagswahl die AfD erfolgreich war. Also bei meinem letzten Aufenthalt im Herbst 2018 war es immer noch gut besucht.
Emmanuel Precht
10. März, 2018Vielen Dank für diese Richtigstellung und weitgehend unterdrückten Informationen.
Wohlan…
Andre Körber
11. März, 2018Schockierend, schockierend was hier abgeht. Ich hatte das vor Jahren vorausgesagt, wurde aber als «Verschwörungstheoretiker» abgetan. Typische linke Hilflosigkeit. Alte SED-Schranzen und Stasi-Typen sind in höchsten Âmtern und im Westen haben die Schüler der 68er-Verbrecher leider den Marsch durch die Institutionen geschafft. Man hätte sie seinerzeit ernstnehmen sollen. Nun, die Erlebnisamplitude unserer linken Demagogen schwingt nicht eben weit. Ich kann nur sagen, dass es im Netz und auch ausserhalb fast nur Zustimmung gibt und Sachsen und Dresden ganz und gar nicht unbliebt sind. Was das Ausland betrifft, ist es ebenso. Da unsere Linkis nicht eben polyglott sind, wissen sie dies natürlich nicht und wollen es nicht wissen. Ich habe den Vorteil 5 Sprachen zu beherrschen und in 3 weiteren lesen zu können. Das kann der feiste linksangepasste Kleibürger Grünbein nicht, ebensowenig der langweilige und grottenschlechte Schreiberling I. Schulze. Von Erbärmlingen des Dresdner (Un-)geiseslebens wie Igel, Materni und Bittner nicht zu reden. Karl Kraus ist aktuell wie nie: «In Zeiten, in denen die Sonne der Kultur niedrigsteht, werfen selbst (linke) Zwerge lange Schatten.»
Ûbrigens: Hut ab Herr Tellkamp! Der Kampf geht weiter. Ûberlassen wir den Rotfaschisten, Deutschland- und Selbsthassern keinen Millimeter…und nicht vergessen: wir sind auch die intellektuell Überlegenen. Die Schrumpfzwerge haben keinen Böckelmann, Sieferle, Klonovsky, B. Strauss, keinen Tellkamp, keine G. Höhler etc., von den Altforderen wie Nicolas den Grossen (Davila), E.M. Cioran usw. ganz zu schweigen.
Ute
11. März, 2018Die gefährliche Wirkung der zunehmend polarisierten Gesellschaft brachte die Moderatorin Karin Großmann bei ihrer Einführung treffend auf den Punkt. Sie regte an, den Platz zu wechseln, wenn man neben einem Nachbarn sitzen sollte, mit dem man in dieser öffentlich aufgezeichneten Veranstaltung nicht zusammen gesehen werden möchte. Und damit meinte sie sicherlich keine Sitznachbarn aus dem «weltoffenen, bunten und toleranten» Lager. Wer allerdings neben einem AfD-bekannten Gesicht oder gar neben dem anwesenden Götz Kubitschek gesessen haben sollte und etwas zu verlieren hat, war sicherlich gut beraten, Frau Großmanns Rat zu folgen ….
Sabeth Ebel
11. März, 2018Dirk Pilz in der BLZ vom 10./11.03.2018 zu Uwe Tellkamp, welcher (Pilz!) sich als wahrer „Wasserträger des Hasses“ outet im Sinne der (…) meineidigen Frau Merkel.
Alles, was Pilz auf Tellkamp projiziert, trifft natürlich auf ihn selbst zu:
Er (Pilz) schreibt sich selbst als „Verbitterter, der sich jeder kritischen Selbstreflektion verweigert und sich (ANTIFA-FASCHISTISCH ) als Wasserträger all jener zeigt, die politisch auf Ri(a?)sse, Hass und Ressentiments setzen“.
Ein déjà-vu für Ostberliner LeserInnen von vor 1989: Die heutige politische Redaktion der BLZ, das sind vorwiegend westdeutsche links-kommunistische Journalisten, und Pilz dazu passend aus dem ( SED-kommunistischen) Osten. Wiederum realitätsverweigernde Journalisten à la DDR-BLZ, denen 1989 der Garaus gemacht wurde; und die in den letzten Jahren irgendwie wieder auferstanden sind (aus Westdeutschland) und sich so lernbehindert zeigen, wie die 1989 zum Teufel gejagten „Genossen“.
alacran
11. März, 2018Bezeichnend, dass sich die sächsische Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst, Stange, jetzt SPD, bis 1988 SED, in unguter DDR Tradition ? berufen fühlt, Tellkamps Äußerungen als «Privatmeinung» zu klassifizieren, um ihr völlig unerhebliches, aber offensichtlich als staatstragend angesehenes Statement hinzuzufügen, dass SIE diese Meinung nicht teile !
Warum sollte sie auch ?
Sie ist ja offensichtlich Teil des Problems, da sie anscheinend glaubt, man müsse außer einer «Privatmeinung» auch eine «offizielle», «gesinnungskorrekte» (oder wie auch immer benannte) Meinung haben !
Ceterum
12. März, 2018Die sächs. Staatsmin.in für Wisssch. u. Knst. Stange distanziert sich also von der Privatmeinung eines Herrn Tellkamp. Und was ist mit all den anderen Privatmeinungen aller sonstigen Bürger? Von denen distanziert sie sich nicht? Die macht sie sich alle zu eigen?
Alois Ludwig
12. März, 2018Solche Diskussionen müssten öfters geführt werden. Danke an Uwe Tellkamp für seinen mutigen Auftritt. Ganz langsam treten die wahren Zusammenhänge dieser fatalen Asylmechanismen für eine noch schweigende Mehrheit aus dem Geschwurbel staatlicher Euphemismen hervor.
Wenn aber Herr Grünbein behauptet das Land könne sich diesen Abermilliarden schweren Unfug leisten, weil die Steuereinnahmen ja so hoch wie nie sind und wir unverschämt reich seien, dann vergissst er wohl die tatsächlichen Fakten. Die Schulden unseres Landes belaufen sich, trotz Hochkunjuktur und gigantischen Steuereinnahmen, immer noch auf mindestens 2000 Milliarden Euro. Der Schuldenabbau erfolgt quasi ausschließlich über die Nullzinspolitik der EZB, zum Nachteil der deutschen Sparer, deren mühsam Erspartes sich immer mehr verflüchtigt. Dazu kommen leider auch noch Forderungen aus Target2 ca. 900 Milliarden.
Durch dieses komplizierte EZBZahlungssystem gelangen klamme EU-Staaten an Kredite, freilich „für umme“ zum Nachteil unseres Landes, die Rückzahlung steht in den Sternen, wenn überhaupt.
Und was halten Sie lieber Herr Grünbein von der drohenden Rentnerarmut? Diese könnte man mit dem vielen Geld, das in den Asylmolloch gesteckt wird wunderbar abwenden. Übrigens wie sieht das mit der dringend benötigten Stromtrasse SÜDLINK aus, man würde sie gerne in der Erde verschwinden lassen, nur es fehlt das Geld es geht Pi mal Daumen um 20 Milliarden Euro.
Betrachten Sie unsere zum Teil stark verlotterten Schulen mit widerlich veralteten Sanitäranlagen. Auch der Zustand der Straßen, Brücken im Land und den Kommunen (insbesondere im Westen der Republik) muß dringend verbessert werden aber es fehlt das Geld.
Großspurig wird schon Jahre (z.B so in Darmstadt) der Ausbau des Fahrradwegnetzes angekündigt aber nichts passiert, weil das Geld fehlt. Da müssen ein paar Striche auf der Fahrbahn reichen, selbst wenn ab und an der ein oder andere Radfahrer einfach totgefahren wird: Kollateralschaden. Bei Darmstadt ist es ja „verständlich“, denn diese Staat ist die am höchsten verschuldete in der BRD. Trotzdem steckt die Kommune Millionen in das Asylwesen. Für den Grünen Bürgmeister ist freilich letzteres vorrangig, wahrscheinlich auch gewünscht. A
bschließend, Herr Grünbein, sei noch erwähnt, dass die Deutschen laut EZB auf der Vermögensrangliste in Europa auf dem letzten Platz stehen, weit, weit hinter den Griechen, hinter den Bürgern von Italien, Spanien usw. Der Grund : die Deutschen Bürger haben nur wenig Eigentum und Sie können, trotz niedriger Zinsen, nur sehr beschränkt welches bilden, denn es fehlt meist am Eigenkapital. Sie wohnen überwiegend zur Miete und stehen im harten Überlebenskampf.
Wenn sie trotzdem noch behaupten die Deutschen wären reich und könnten sich diesen Asyljahundertbetrug schon leisten, dann ist Ihnen wirklich kaum noch zu helfen, auch wenn sie ein anerkannter Lyriker und Essayist sind.
Nochmal Dank an Uwe Tellkamp für seinen Mut. Der Suhrkamp-Verlag soll mal den „Ball flach halten“ und sich nicht so aufspielen, denn wir sind nicht mehr in der DDR, auch wenn es manchmal den Anschein hat.