Haltungsjournalisten
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Von Alexander Wendt / / medien-kritik / 13 min Lesezeit
Jörg Thadeusz ist Moderator beim Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB); er betreibt für die ARD-Anstalt die politische Gesprächssendung „Thadeusz und die Beobachter“. In der vergangenen Woche tauchte der RBB-Mann bei Maybrit Illner als Diskutant auf, es ging um Donald Trump, der, wie Thadeusz darlegte, „in aller Welt lächerlich dasteht“. Die AfD-Wähler, denn auch um die ging es am Rande, nannte er in der in der Sendung „Wendeverlierer“.
Nun kommt die Mehrheit der gut sechs Millionen AfD-Wähler aus dem Westen, auch die Mehrheit der einen Million, die 2017 von der Union zur AfD abwanderte. Und im Osten erreichte die Partei gerade bei Jüngeren überdurchschnittlich hohe Zustimmungsraten, für die der Zusammenbruch der DDR, also das, wofür sich der Begriff ‚Wende’ eingebürgert hat, biografisch gar keine Rolle spielte.
Es gibt noch eine dritte Rolle, in der Thadeusz auftritt, wenn er nicht gerade im öffentlich-rechtlichen Funk das Weltgeschehen deutet: er betätigt sich als Wahlwerber der CDU. Nicht indirekt, sondern offen und mit voller Kraft. Das sieht dann so aus:
Man sieht: es handelt sich um einen Haltungsjournalisten. Bei dem Logo oben in der Ecke handelt es sich übrigens nicht um eine neue öffentlich-rechtliche Senderbezeichnung. CDU-TV ist ein Kanal für parteieigene Aufzeichnungen, eine im Grunde pingelige Unterscheidung. Als Jörg Thadeusz im Wahlkampf 2017 für die verehrte Frau Bundeskanzlerin warb, legte er beim RBB keine Sendepause ein. Warum auch? Ob er in seiner eigenen Sendung, in einer Runde des ZDF oder für CDU-TV meint, kommentiert und gelegentlich mit Fakten freizügig umgeht: es bräuchte eine hochsensible Exegese, um die Nuancen herauszuarbeiten.
Wie auch bei Tina von Hassel, die für die ARD vom Grünen-Parteitag berichtete. Und zwar den ganzen Tag mit privaten Twittermeldungen, die deutlich machen: hier liegt eine öffentlich-rechtliche Journalistin in ihrem politischen Heimathafen: „Politik kann auch Spaß machen! Das verströmen die Grünen auf dem Parteitag.“
Das kann man wohl embedded journalism nennen, ohne jemandem zu nahe zu treten. Wer sich einbettet, der zeigt Haltung, und zwar wie Thadeusz eine nichtvertikale. Am Abend berichtete von Hassel dann für die ARD-Nachrichten über den Grünen-Parteitag.
Der Welt-Journalist Robin Alexander antwortete der quietschvergnügten Medienfrau via Twitter, ihn mache so viel Begeisterung über das Berichtsobjekt geradezu neidisch, er versprach, sich die nächsten Grünen-Versammlung selbst einmal anzuschauen:
„Diese Begeisterung, die aus den Tweets vieler Journalisten spricht, möchte ich auch einmal empfinden.“
Der zarte Ironieversuch des Kollegen zerschellte allerdings an der hoch professionellen Cheerleaderin:
11 Kommentare
Original: Haltungsjournalisten
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Hermann Hewing
28. Januar, 2018Bisher kannte ich diesen adipösen, stets schwitzenden und pöbelnden Journalistendarsteller nicht aber das niedere Niveau dieses Mannes hat mich dann doch überrascht. Er tat das wofür er eingeladen war, nämlich Trump- und AfD-Bashing zu betreiben. Eben deshalb weil auch ein Afd-Mann anwesend war. Frau Illner hat ihn mit «sehr geschätzter Kollege» begrüßt. Die Kriterien nach denen die Einladungen erfolgen scheinen klar. Für nichts ist sich das Staatsfernsehen zu schade. (siehe KiKa) Mich wundert daß keiner der anderen Gäste auf dieses Verhalten aufmerksam gemacht hat. Aber darauf zu verzichten war vermutlich Bedingung für die Einladung. Ich hatte da so einiges auf den Lippen. Wen wunderts daß der Widerstand gegen das zwangsfinanzierte Staats- und Erziehungsfernsehen stetig wächst. Übrigens auch bei mir.
Ahnliches konnte man beim Grünen-Parteitag feststellen. Der Duktus der Berichterstattung unterschied sich völlig von den Beiträgen über den AfD-Parteitag, sowohl bei ARD als auch ZDF.
Jämmerlich!
Vermutlich kommt nun von irgendwoher der Ratschlag solche Sendungen zu meiden allerdings fehlte mir dann die Möglichkeit der Meinungsbildung und der Kritik.
Wolfgang Scharff
28. Januar, 2018Es liegt mir fern zu meckern, aber Jörg Thadeuszes Ur-Ur-Opa war weitaus sportlicher:
http://www.film-des-monats.de/sites/default/files/images/der_untertan3_red.jpg
Sabine Schönfelder
28. Januar, 2018Jörg Schleimspur Thadeusz konnte seine fiebrige Bereitschaft zum Trumpbashing
kaum unter Kontrolle halten bei Frau Illner, die für Ihre Verhältnisse recht freche Fragen
in die Runde warf. Ein dicker, schwitzender Parteisoldat, Altmaierlike, getrieben von
dem Wunsch Muttis Botschaft vom bösen Trump propagandistisch in die Welt des Staats-
fernsehns zu tragen, mit der Hoffnung auf Anerkennung.
Kritischer Journalismus, souverän und unabhängig ist mittlerweile selten, aber es gibt ihn n o c h ! Heute beim internationalen Frühschoppen konnte man einem routinierten Moderator nebst interessanter Gesprächsrunde zuhören. Angenehm.
Vielleicht hat Frau Hassel Kinder, die sich bei den Grünen engagieren und wollte per Twitter ihre volle Anteilnahme für deren lustiges Politikgehabe zeigen. Man braucht ja auch wirklich viel Humor für dererlei Darbietungen!
Hate Speeches
28. Januar, 2018Leider fehlte in der Sendung von Maybrit Illner der Exeget, der das Wahlverhalten der CDU-SPD-GRÜN-LINKS-Wähler analysiert. Deshalb hier der Nachschlag: «Die Wähler der Altparteien sind Zweiter-Weltkriegs-Verlierer. Aus Frust wählen sie nun diese Moralpopulisten. Sie sind so gepeinigt von Schuldgefühlen ob des Holocaust und der Nazizeit, sie sind so dumpf manipuliert von den Etablierten und ihren Medien, daß ihnen gar nichts übrig bleibt, als Ablaßhandel-Politik zu wählen.
Was für arme Opfer!
Laßt sie uns aus ihrer Opferrolle holen: Wir können die Geschichte so akzeptieren, wie sie ist! Seid stark! Ihr seid nicht dazu gezwungen, eine schwachsinnige «Flüchtlings»-Politik gutzuheißen, «tolerant» gegenüber vormodernen Kulturkreisen zu sein und die Vergangenheit permanent in der Gegenwart korrigieren zu müssen! Ihr dürft kritisch denken. Ihr dürft den Islam kacke finden! Wir wissen, daß Ihr differenzieren könnt. Nein, Ihr seid nicht «islamophob»!
Ihr müßt keine «Zweiter-Weltkriegs-Verlierer-Parteien» wie CDU, GRÜNE oder SPD wählen. Die nutzen Euch nur aus und machen Politik mit Eurer Angst. Das ist Populismus pur! Wehret den Anfängen.»
Jetzt wissen wir, warum manche Menschen sich gezwungen sehen, Parteien zu wählen, die das Land nachweislich mit überwiegend nicht asylberechtigten Personen fluten wollen, obwohl sie genau wissen, daß man diese Leute nicht so schnell wieder loswird, sie hier in einem kafkaesken Asylsystem frustriert, ihre Erwartungen enttäuscht, ihren Aufenthalt in Deutschland illegalisiert und somit das Kriminalitätspotential deutlich erhöht.
Und wir wissen nun auch, warum eine Kanzlerin ein Land als «Komikernation» bezeichnet, das seine männlichen Bürger gemäß Grundgesetz vor religiös motivierter Genitalverstümmelung schützen möchte, sogleich eigens ein Gesetz veranlaßt und gutheißt, das diesen Schutz aufheben soll, – gleichzeitig vor der Bundestagswahl aber dazu auffordert, nur Parteien zu wählen, die sich dem Grundgesetz verpflichtet fühlen.
Es sind einfach nur Verlierer, Versager und Frustrierte, die diese etablierten Parteien wählen. Man sollte sie nicht weiter beachten. Sonst macht man sie nur noch wichtiger, als sie es sind. Sie gieren ja geradezu nach dieser Aufwertung mit ihren immergleichen Provokationen und Instrumentalisierungen.
Eine Schande für unser Land, daß so etwas nach ’45 noch möglich ist.
https://zulang.wordpress.com/2015/12/12/3-jahre-legalisierte-genitalverstuemmelung/
maja1112
28. Januar, 2018Ich hoffe, daß er nicht auf der Schleimspur ausrutscht, die er hinterläßt. Er weiß anscheinend noch nichts vom tiefen Fall.
kdm
29. Januar, 2018Journalismus ist, etwas zu veröffentlichen, was andere nicht wollen, dass es veröffentlicht wird. Alles andere ist
Propaganda. (George Orwell)
…und nur die Presse zeigt, wie dumm nur die Presse sein kann. (Harry Rowohlt)
ordo ab chao
29. Januar, 2018Eine offensichtlich weit über das Grenzdebile heraus, völlig degenerierte ÖR JournailleIstin, wünscht sich einen Adolf H. als Kanzler zurück??? Oder was bedeutet #bdk18???!!!… 😉
Enrico Stiller
30. Januar, 2018Ich wundere mich eigentlich nur, dass wir uns noch über solche Dinge wundern. Ist doch nichts Neues.
AfD-Wähler? Das sind grundsätzlich «Abgehängte». (Wobei ich manchmal den Verdacht hege, dass einige sie lieber auf- als abgehängt sehen würden.) Trump? Selbstverständlich ein «Irrer». Konservative? Gibt es nicht – das sind «Ewig Gestrige». Wirtschaftsmigranten? Gibt es ebensowenig – es sind «Flüchtlinge», oder, noch empathischer, «Schutzbefohlene»! Et cetera.
– In der DDR gab es dieselben Sprachregelungen. Kritik vom Westen aus war stets «klassenfeindliche Hetze». Wirtschaftliche Strukturprobleme der DDR-Mißwirtschaft? Inexistent – es gab nur Dinge, die «noch zu verbessern sind, trotz bereits hohen Qualitätsstandards». (Eine offizielle Propaganda-Leitlinie der SED empfahl ausdrücklich, immer das «noch» zu betonen, um den vorläufigen Charakter von etwaigen, seltenen Unvollkommenheiten im SED-Staat hervorzuheben.) Viele von uns erinnern sich.
Im heutigen neuen Deutschland kann sich eben richtig heimisch fühlen, wenn man DDR-Nostalgie hat. Es wird nicht mehr gedacht und um Sachfragen gestritten, es wird nur noch sprachlich eingeordnet, mit dem «korrekten» Etikett versehen, und die Sache ist erledigt. Die Welt-Interpretation unserer linksgrünen Mehrheit, unter der wohlwollenden Ägide unserer über allem thronenden Majestät A.M., ist eben alternativlos. Wer das nicht sieht, ist eben «noch» nicht erfolgreich «mitgenommen» worden.
– Dieses treffliche Verfahren ist ja im Prinzip sehr löblich. Denn immerhin entspricht es einem gesellschaftlich hehren Ziel der linken Idealisten: der Inklusion Behinderter. Jeder «Mensch mit Lernschwierigkeiten» (so nennt man das jetzt) kann so in der Politik mit-diskutieren. Er braucht nur ein paar angelernte Vokabeln zu lernen und sich sagen lassen, wo sie routinemässig anzuwenden sind. Das ist die ultimative Demokratisierung. Jeder, wirklich jeder kann mitreden, unabhängig von irgendwelchen geistigen Fähigkeiten. Sehen wir täglich im TV.
Grand Nix
30. Januar, 2018Ich habe mir diese Sendung angeschaut und bin immer noch entsetzt.
Dieser Jörg Thadeusz, Moderator beim Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB), und «sehr geschätzte Kollege» von Frau Illner, trat aus meiner Sicht, ziemlich fett, feist und teilweise verlogen auf. Seine Aussagen gegenüber politisch Andersdenkenden sowohl in den USA als auch in Deutschland waren weder ausgewogen, noch überzeugend.
Wenn mich jemand fragen würde, was die Eigenschaften und Verhaltensweisen eines strammen Gesinnungsjournalisten wären, würde ich vermutlich zuerst auf diesen Mann verweisen:
Jörg Thadeusz, Moderator beim Rundfunk Berlin-Brandenburg und «sehr geschätzte Kollege» von Frau Illner.
Gesinnungsjournalisten sollte man sagen,
Vögel ohne gesunden und ausgewogenen Flugapparat, sind tote Vögel, mag der Schnabel auch noch so laut klappern.
Dietrich Martin Schilling
30. Januar, 2018Widerlich!Einfach widerlich! (J.B. 007)
ANpublica
6. Februar, 2018Leider geht es mir mit Jörg Thadeusz so, wie es mir in den vergangenen 2-3 Jahren auch mit einigen anderen «Fernsehgrößen» geht, die ich aus ganz unterschiedlichen Gründen «mochte». Jedenfalls das mochte, was und wie sie sich darstellten.
Das gilt für Politiker, für Journalisten, Moderatoren, Schauspieler, Komiker, Kabarettisten usw. Sie haben sich im Zuge der Flüchtlingspolitik, Gender-Mainstreaming, PC usw. derart verändert (oder sich vielleicht nur offenbart und ihr wahres Ich gezeigt?), daß mir mittlerweile schon bei ihrem Anblick fast übel wird und ich mir auf Gedeih und Verderb nichts mehr ansehe, wo die dabei sind. Mal ganz abgesehen davon, daß diese Polit-Talk-Runden mittlerweile eh allesamt für’n Arsch sind, egal um welches Thema es geht, oder wer da das jeweilige Kasperletheater moderiert.
Den Thadeusz-Beitrag bei Illner hatte ich nun doch gesehen. Bis zum Ende – um mir selbst nochmal zu beweisen, daß ich auch andere Meinungen aushalte. Und daß ich Dummheit ertragen kann. Mein Bedarf dafür ist dieses Jahr damit aber auch bereits gedeckt. Soviel unreflektierte, dümmliche, fast sabbernde Willfährigkeit wie die des Thadeusz in diesem Beitrag ist wirklich schwer zu ertragen. Und das obige Foto … unfassbar … der Untertan 2018.