Fake News: Kochlöffel und Sturmgeschütz
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Von Alexander Wendt / / fake-news / 10 min Lesezeit
Ab und zu kann Jakob Augstein in Maßen unterhaltend sein. In der Regel beabsichtigt er diese Wirkung nicht. Aber bei der Lektüre seiner neuesten Spiegel-Kolumne stellt sie sich ein. Augstein prangert dort ein innenpolitisches Thema zentraler Relevanz unter der Überschrift „Deutsche Kindersoldaten“ an.
Beim investigativen Zeitungslesen war er darauf gestoßen, dass im Jahr 2017 insgesamt 2128 Rekruten, die ihre Ausbildung zu Berufssoldaten begonnen hatten, noch keine 18 Jahre alt waren, sondern nur 17. In diesem Fall gilt für ihn die von vielen engagierten Journalisten sonst akzeptierte These nicht, dass 17 das neue 25 ist und umgekehrt.
Zwar sind die allermeisten deutschen Realschulabgänger noch keine 18, wenn sie eine Ausbildung beginnen. Aber das lässt Augstein nicht gelten:
„Die Verteidiger der Anwerbepraxis sagen, der Bund sei ein Arbeitgeber wie jeder andere, und immerhin kann man auch mit 16 als Kochlehrling anfangen. . . Aber am Ende ist eben ein Kochlöffel kein Sturmgewehr, und dass jemand zwar an der Waffe ausgebildet werden kann, aber noch kein Auto fahren darf, leuchtet nicht so richtig ein.“
Es leuchtet nicht nur nicht richtig ein, es stimmt auch gar nicht. Das Autofahren ab 17 gibt es sogar schon ziemlich lange, nämlich seit dem entsprechenden Bundesgesetz von Juni 2005.
Ab sechzehneinhalb Jahren darf sich ein Jugendlicher in der Fahrschule anmelden, ab einem Monat vor dem 17. Geburtstag die Prüfung ablegen und, wenn er sie besteht, mit dem BF 17 unter Aufsicht eines Erwachsenen fahren. Niedersachsen will das begleitete Fahren ab diesem Jahr sogar schon mit 16 anbieten.
So ähnlich funktioniert es auch bei der Bundeswehr: die Aufsichtsperson dort, der sogenannte Spieß, ist garantiert volljährig. Es gibt nur den grundsätzlichen Unterschied, dass jemand ab 18 zwar unbeaufsichtigt Auto fahren darf, während ein Soldat auch als Erwachsener nicht ganz unkontrolliert zur Waffe greift.
Abgesehen von diesem Detail: 17jährige sind zwar noch minderjährig – aber keine Kinder. Von dem Kindersoldaten-bei-der-Bundeswehr-Tatütata bleibt exakt: nichts.
Dem Spiegel-Miteigner täte eine journalistische Aufsichtsperson womöglich gut. Praktisch darf er ganz allein eine Kolumne an die Wand fahren. Und sogar ein mittlerweile schrottreifes Sturmgeschütz.
15 Kommentare
Original: Fake News: Kochlöffel und Sturmgeschütz
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Die Redaktion
Orwell
15. Januar, 2018Naja, der arme Jacob, das Sturmgeschwätz der «Demokratie». Wen wunderts.
Tom Hess
16. Januar, 2018Polizei ermittelt gegen 17-jährigen Afghanen wegen Tötungsversuch von Polizisten.
Wenn man manche Nachrichten oder «politische» Ausgüsse neben Realitäten stellt, ergibt sich ein surreales Bild.
Ich habe bei Mercedes eine Lehre begonnen mit 16. Bin ich jetzt ein Kindersklavenarbeiter gewesen? Oder hab ich eine sehr gute Ausbildung erhalten, die ich nie bereut habe? Muss mal warten, wie die Augsteins entscheiden …
Kay
16. Januar, 2018Lieber Alexander Wendt, das haben Sie sehr schön geschrieben. So etwas nenne ich eine spitze Feder. Hätte ich nicht besser machen können.
Sabine Schönfelder
16. Januar, 2018Wie es sich im kindlichen Geisteszustand lebt, weiß Augstein ja am besten. So viel wirres
Geplapper. Einfach ‘links’ liegen lassen.
Dr. Klein
16. Januar, 2018Das dieser Herr Unfug, und das nicht zu knapp, absondert, ist nicht neu.
Aber in einem muss ich Sie, lieber Herr Wendt, korrigieren: Die Aufsichtsperson ist erst in sehr nachgeordneter Linie der Hauptfeldwebel der Kompanie, der mehr oder weniger beliebte «Spieß». Zuerst kommen für den Rekruten der Gruppenführer (z.B. Unteroffizier), dann der Zugführer (z.B. Feldwebel) und vielleicht der Kompanieleutnant. Aber auch die sind garantiert alle volljährig.
Brockenteufel
17. Januar, 2018Nein, ich war seinerzeit, eingezogen 1972, mit 20 Unteroffizier und damals noch nicht volljährig, hatte aber schon die Verantwortung für BW-Material im 10.000der DM-Bereich!
Gerhard Lenz
16. Januar, 2018«Von nichts eine Ahnung, aber zu allem eine Meinung» – die ursprüngliche Kabarettistenkritik an den «vielen Idioten» im Lande (Dieter Nuhr 1998) ist mittlerweile zum Kennzeichen so genannter Qualitätsmedien geworden. Dabei hätten diese durchaus Möglichkeiten, ihrer «Ahnungslosigkeit» abzuhelfen: Durch umfassende Recherchen und möglichst unvoreingenommen Wiedergabe der Ergebnisse zum Beispiel.
kdm
16. Januar, 2018Als ich meine Lehre anno 1960 bei der Post angefangen habe, war ich (noch 5 Tage lang) 14 (vierzehn!).
FrankB
16. Januar, 2018Augstein hat nmA nur ein einziges Mal einen wirklich guten linken Kommentar geschrieben. Der war auf Gegenkurs zu der total einsträngigen seinerzeitigen Berichterstattung der MSM über die Lokführergewerkschaft und ihren total verfemten Chef .
Ansonsten leidet er hauptsächlich an deutscher Schuldbulimie, was ja heutzutage mit Linkssein verwechselt wird. Das zeigt sich auch wieder in dem neuen Gesprächsbestseller, in dem er bei seinem Vater, Martin Walser, geradezu gierig und unglaublich selbstgerecht immer wieder irgendwelche Schuld im Zusammenhang mit dessen Kinder- und Jugendzeit im Dritten Reich zu entdecken sucht.
oldman
16. Januar, 2018«Dem Spiegel-Miteigner täte eine journalistische Aufsichtsperson womöglich gut. Praktisch darf er ganz allein eine Kolumne an die Wand fahren. Und sogar ein mittlerweile schrottreifes Sturmgeschütz.»
Zu Punkt eins : offensichtlich ja, infantil das ganze. Zu Punkt zwei und drei : hoffentlich schafft er es bald, wäre ein Verblödungsverein weniger. Hallelujah.
Plutonia
16. Januar, 2018Bei aller Wertschätzung gegenüber dieser journalistischen Brillanz, stellt sich für mich grundsätzlich die Frage, ob es überhaupt noch sinnvoll ist, diese personifizierte intellektuelle Verwahrlosung und Dekadenz zum Thema zu machen? Vielleicht wäre es letztlich effektiver – im Sinne einer Bewahrung und Bündelung notwendiger Energien -, diesen speziellen Publizisten – einfach unbeachtet – selbstreferenziell vor sich hin spielen zu lassen. Schließlich gewinnen Energievampire aller Art ihre stärkste Motivation durch Beachtung, das liegt in der Natur ihres mittlerweile weit verbreiteten Störungsbildes. Eine, Herrn Augstein zur Seite gestellte, «journalistische Aufsichtsperson» würde demnach seine narzisstische Grundproblematik nur erheblich verschlimmern. Damit ist letztlich niemandem geholfen. Wenn man ihn aber «links» liegen ließe, wie die Foristin Frau Sabine Schönfelder es hier auch schon vorschlug, würde dieser exemplarische Zeitgenosse mehr und mehr an Wirkung verlieren. Das physikalische Gesetz dazu lautet: «Die Energie folgt der Aufmerksamkeit». Gibt man diesem 2×17-jährigen Kolumnisten und seinen verbalen Auswüchsen zukünftig kein Futter, schenkt man ihm also keinerlei Beachtung mehr, würde sich seine infantile Kolumnen-Spielecke samt dem «schrottreifen Sturmgeschütz» bald von selbst erledigen. «Im Zweifel links» liegen lassen, wenn man es nicht schafft, Augsteins Ergüssen einen gewissen Unterhaltungswert abringen zu können. Ich vermag es leider nicht.
Gerhard Sauer
16. Januar, 2018Deutschland ist ein Land der Spätentwickler geworden. Früher begann man eine Berufslehre in der Regel mit 14 Jahren nach Beendigung der achtjährigen Volksschule. Ich war z. B. 14,5 Jahre alt als ich eine Schlosserlehre antrat. Niemand hatte das Gefühl, daß wir überfordert wären, die Feile zu führen oder an Maschinen zu arbeiten. Und niemand beklagte unsere ach so zarten Seelen, die durch den Kontakt mit der Arbeitswelt hätten traumatisiert werden können. Inzwischen geht man länger zur Schule und tritt später ins Berufsleben ein, und trotzdem bleibt man offensichtlich ein Kind, das davor bewahrt werden muß, Verantwortung für sich zu übernehmen. Am schönsten ist das in der Rechtsprechung zu sehen, in der auch 20jährige noch als quasi Kind, nämlich als Jugendliche, angesehen werden. Wie empfindlich muß heute die Psyche der Kinder sein, daß man ihnen erst mit 21 Jahren Erwachsenenreife zugesteht. Wer jetzt einen Widerspruch sieht zum dem Recht auf Teilnahme an Wahlen mit bereits 16 Jahren, sollte besser nicht weiterdenken, er verfängt sich gedanklich nur im Gestrüpp des allgegenwärtigen deutschen Widersinns, der angesichts des täglichen öffentlichen Geschnatters nicht mehr aufgelöst werden kann.
M. Koecher
17. Januar, 2018Kindersoldaten sind Kinder, die an einem Krieg teilnehmen.
Als Kindersoldaten gelten laut der UN-Kinderrechtskonvention von 1989 alle
Kriegsteilnehmer
unter 15 Jahren, die direkt an Feindseligkeiten beteiligt sind. Ein optionales Zusatzprotokoll der Konvention aus dem Jahr 2002 hebt das Mindestalter für wehrpflichtige Soldaten der ratifizierenden Staaten auf 18 Jahre an, freiwillige Rekruten älter als 14 Jahre sind nach wie vor völkerrechtlich legal. Mitunter werden von anderer Stelle jedoch auch nichtkämpfende Helfer bewaffneter Gruppen sowie alle Jugendlichen unter 18 Jahren zu den Kindersoldaten gezählt.
UNICEF, terre des hommes und amnesty international bezeichnen „alle
Kämpfer und deren Helfer,
die unter 18 Jahre alt sind“ als „Kindersoldaten“.
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Kindersoldat
Hate Speeches
19. Januar, 2018Sagen wir es mal so: Augsteins Kolumnen sind in aller Regel gehaltvoller als die von Georg Diez und Margarete Stokowski. 🙂
Und abgesehen von der schlechten Recherche muß ich dem Bengel doch zustimmen. Die Bundeswehr sollte aufgelöst werden, damit Deutschland sicherer wird. Ich finde es pervers, heutzutage noch eine Armee zu haben und Unsummen an Geld zu verschwenden. Man sollte die Bundeswehr genauso ächten wie das Rauchen. Dieser Prozeß ist ja auch praktisch schon im Gange. Die Sensibilität wächst. Werbesessions in Schulen und 17-Jährige Soldaten sollten nicht sein. Das Wort «Kindersoldat» ist durchaus eine zulässige Polemik. Genauso wie «in Anatolien entsorgen». 🙂
Die Bundeswehr ist ein autoritärer Scheißverein. Punkt.
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http://alice-miller.com
Jürgen G
22. März, 2018Herr Augstein ist in der Infantilität stecken geblieben. Vielleicht ist die Frühkindlich Anale Phase daran schuld. Ein Psychiater könnte da weiterhelfen.