Weihnachten mit Publico
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Von Alexander Wendt / / spreu-weizen / 11 min Lesezeit
Es ist spät geworden in der sehr kleinen Publico-Redaktion. Wir ahnen: Wer jetzt kein Geschenk hat, kauft auch keins mehr. Außer vielleicht für sich selbst.
Denn zwischen Weihnachten und Dreikönig haben die meisten doch ein wenig mehr Zeit als sonst, um zu lesen, Musik zu hören und, siehe unten, Messer zu schmieden. Viel Freude mit den Tipps von Redaktion und Publico-Autoren. Frohes Fest!
Alexander Wendt
Ein sehr gut gealterter, exzellent neu übersetzter Roman, vielleicht der beste des Amerikaners Henry James, der im Lauf seines Lebens zum Europäer wurde. Der Mittfünfziger Louis Lambert Strether macht sich von Neuengland aus auf nach Paris zu einer kurzen Mission: er soll im Auftrag seiner künftigen Braut, einer Unternehmenseigentümerin, deren Sohn Chadwick heimführen. Denn dort, so ihr Plan, hat er die Rolle des Firmenjuniorchefs zu übernehmen. Der Leser bekommt schon eine Ahnung auf den ersten 100 Seiten: Nicht Strether lockt Chad ins puritanische Amerika, sondern Paris saugt den Gesandten der neuen Welt regelrecht auf.
Allerdings merkt der Held, dass er – der als junger Mann schon einmal Paris besuchte – nicht wieder an seine Jugend anknüpfen kann. Oder nur auf Umwegen. Wie Strether den jungen Chad gewissermaßen zu seinem Avatar macht, um sich mit seiner Hilfe den Lebensgenuss zu verschaffen, den er selbst verpasst hat – das gehört zu den schönsten Schilderungen der Weltliteratur. Nebenbei ist das Buch der Paris-Roman schlechthin.
Obdendrein begegnet der Leser hier einer großartigen, klugen, indiskreten Frauenfigur namens Maria Gostrey. Sie gehört zu den literarischen Schöpfungen, die man nach der Lektüre in seinen Freundeskreis aufnimmt.
Matthias Matussek
Martin Lichtmesz: Mit Linken leben
Als Martin Lichtmesz und Co-Autorin Caroline Sommerfeld ihr Buch auf der Frankfurter Buchmesse vorstellten fuhr ihnen ein antifaschistischer Mob in die Parade und unterstrich die Relevanz dieses Buches, das klug die dogmatischen Verhärtungen der aggressiven Linken analysiert, und ernsthafte Wege aufzeigt, wie mit ihrer Rhetorik umzugehen ist. Kapitulation gehört nicht dazu.
Paul Bogosian: Angst vor der Wahrheit
Es geht um nichts weniger als den Frontalangriff gegen den Konstruktivismus, die beherrschende Mode der letzten Jahrzehnte, die aus Geschlechtern eine Frage der Wahl und aus der Wahrheit ein Sprachspiel machten, ein Spiel der Perspektiven und Rollen. Und er plädiert dafür, dass wir getrost von dem Gebrauch machen sollten, was wir den „Gesunden Menschenverstand“ nennen.
Großartig erzähltes Schelmen-Epos aus der Zeit des 30-jährigen Krieges, meisterlich aus dem Stil und Bewusstsein der Epoche geschrieben, zwischen Magie und Aufklärung, Experiment und Aberglaube und der Beginn des „Politischen“. Großartiges Personentableau mit Inquisitoren und Söldnern, dem Schalk und der Tochter des englischen Königs bei den Verhandlungen zum Westfälischen Frieden.
Paul Josef Kardinal Cordes: Dein Angesicht Gott suche ich
In zahlreichen Zeugnissen von Heiligen und inspirierten Schriftstellern sucht der Kardinal, Autor zahlreicher Bücher, nach überwältigenden und überwältigten Zeugen des Glaubens und der Gottesbegegnung, von den Propheten des Alten Bundes über die Mystiker des Mittelalters und Heiligen an der Schwelle der Neuzeit wie Teresa von Avila nach denen, die Gott geschaut haben. Martin Mosebach bemerkt richtig, dass „für Mensch und Menschheit die Gottesfinsternis die gefährlichste Bedrohung“ darstellt.
Jörg Friedrich
Ermanno Wolf-Ferrari: Violinkonzert op.26
Ulf Hoelscher, Frankfurt Radio Symphony Orchestra, Alun Francis
Habe nun, ach, Moderne Musik,
Schönberg, Bartok, Stravinsky, quieck, quieck,
mir ‘reingewürgt mit heißem Bemüh’n.
Doch will einer heimlich davor entflieh’n
mit einem Konzert aus finsterster Zeit,
Stalingradwinter, in Seligkeit,
sei ihm dies traumverlor’ne Stück angedieh’n.
(auch in youtube, 3 Interpretationen darunter Guila Bustabo, die Widmungsträgerin und Muse)
Julico (Redakteurin vom Dienst)
Brüder Grimm: Die wunderliche Gasterei
Wolfram Ackner
Meine Weihnachtsempfehlung – eine Art Yoga-Wellness-Wochenende für echte Kerle. Ein Schmiedekurs bei einer der besten europäischen Klingenschmieden, der hessischen Firma Schmiedeglut. Eine Herausforderung für Körper und Geist, und am Ende darf man zufrieden und erschöpft ein wertvolles, selbstgeschmiedetes Unikat sein Eigen nennen.
4 Kommentare
Original: Weihnachten mit Publico
Liebe Leser von Publico: Dieses Onlinemagazin erfüllt wie eine Reihe von anderen Medien, die in den letzten Jahren entstanden sind, eine zentrale und früher auch allgemein selbstverständliche publizistische Aufgabe:
Es konzentriert sich auf Regierungs- und Gesellschaftskritik.
Offensichtlich besteht ein großes Interesse an Essays und Recherchen, die diesen Anspruch erfüllen.
Das jedenfalls zeigen die steigenden Zugriffszahlen.
Kritik und Streit gehören zur Essenz einer offenen Gesellschaft.
Für einen zivilisierten Streit braucht es gut begründete Argumente und Meinungen, Informationen und Dokumentationen von Fakten.
Publico versucht das mit seinen sehr bescheidenen Mitteln Woche für Woche aufs Neue zu bieten.
Dafür erhält dieses Magazin selbstverständlich kein Steuergeld aus dem Medienförderungstopf der Kulturstaatsministerin Claudia Roth, kein Geld aus dem Fonds der Bundeszentrale für politische Bildung (obwohl Publico zur politischen Bildung beiträgt) und auch keine Überweisungen von Stiftungen, hinter denen wohlmeinende Milliardäre stehen.
Ganz im Vertrauen: Publico möchte dieses Geld auch nicht.
Die einzige Verbindung zu diesen staatlichen Fördergeldern besteht darin, dass der Gründer des Magazins genauso wie seine Autoren mit seinen Steuern dazu beiträgt, dass ganz bestimmte Anbieter auf dem Medien- und Meinungsmarkt keine Geldsorgen kennen.
Es gibt nur eine Instanz, von der Publico Unterstützung annimmt, und der dieses Medium überhaupt seine Existenz verdankt: die Leserschaft.
Alle Leser von Publico, die uns mit ihren Beiträgen unterstützen, machen es uns möglich, immer wieder ausführliche Recherchen, Dossiers und Widerlegungen von Falschbehauptungen anzubieten, Reportagen und Rezensionen.
Außerdem noch den montäglichen Cartoon von Bernd Zeller. Und das alles ohne Bezahlschranke und Abo-Modell. Wer unterstützt, sorgt also auch für die (wachsende) Reichweite dieses Mediums.
Publico kann dadurch seinen Autoren Honorare zahlen, die sich nicht wesentlich von denen großer Konzernmedien unterscheiden (und wir würden gern noch besser zahlen, wenn wir könnten, auch der unersetzlichen Redakteurin, die Titelgrafiken entwirft, Fehler ausmerzt, Leserzuschriften durchsieht und vieles mehr).
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Dafür herzlichen Dank.
Die Redaktion
Lichtenberg
23. Dezember, 2017Möge Publico wachsen und gedeihen. Sie werden gebraucht.
Friedliche Feiertage dem Gründer und dem gesamten kleinen Team.
Alma Ruth
23. Dezember, 2017Schöne Feiertage liebe(r) Publico! Bleib gesund und wachse weiter, bis Du ganz groß
bist. Alles Gute!
lg
Alma Ruth
Jürgen
24. Dezember, 2017Dem kleinen Publico Team die allerbesten Wünsche für Weihnachten und das neue Jahr.
Jeder Artikel von Ihnen bestätigt aufs Neue, wie dringend wichtig Ihre Existenz ist. Mögen Sie eine möglichst große Verbreitung finden – es kann ja nicht sein, dass nur die Linken bei uns die «zu habende» Meinung verkünden und mit Brachialgewalt durchsetzen.
Dietrich Martin Schilling
26. Dezember, 2017Danke für viele erfreuliche Ansichten und Einsichten und ein frohes,neues Jahr!