Jan Heßling
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Von Alexander Wendt / / spreu-weizen / 7 min Lesezeit
Seit das sehr vernünftige Buch „Mit Rechten reden“ von Per Leo, Maximilian Steinbeis und Daniel-Pascal Zorn auf dem Markt ist, werden so genannte Meinungsführer abgefragt. In der neuen ZEIT ist Jan Böhmermann dran:
„Was meinen Sie: soll man mit Rechten reden oder lieber doch nicht?“
Böhmermann: „Was erfährst du denn von denen, was du nicht schon weißt? Was will uns denn ein Neonazi Neues erzählen?
Der ist ja gerade deswegen Neonazi, weil er nichts Neues zu erzählen hat.“
Woraus zwei Dinge folgen: erstens sind Rechte – und dazu gehören aus Böhmermanns Perspektive ziemlich viele – deckungsgleich mit Neonazis. Da darf man sich nicht zu Tode differenzieren.
Die zweite Argumentation ist im Rahmen der Böhmermannschen Möglichkeit schon originell: Man ist Rechtsneonazi, weil man nichts Neues zu erzählen hat. Dieses Diktum – nichts Neues zu erzählen – trifft auf ziemlich viele Leute zu, wahrscheinlich sogar die Mehrheit. Und vor allem sehr augen- und ohrenfällig auf Böhmermann selbst. Er könnte also seine nächste Sendung „Voll nazi“ nennen, das würde gut in sein bisheriges Konzept passen.
Nun gibt es sogar eine Pointe: in Wirklichkeit ist Jan Böhmermann natürlich gar kein Nazi, weil Langweiler. Er ist vielmehr der Diederich Heßling des deutschen Lustigkeitsfernsehens. Und das ist sogar eine solitäre Position.
14 Kommentare
Original: Jan Heßling
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Clemens Bernhard Bartholdy
30. November, 2017Eigentlich ist Böhmerx der absolute Heßling. Nicht nur der der Lustigkeitskommission.
Böhmerx ist die Fleisch gewordene Konformität, ein verkleidetes Wiesel, eine beklagenswerte Wasservergeudung.
Wenn er wenigstens lustig wäre…
Paul Mertens
30. November, 2017Mir geht Böhmermanns «Herr-Lehrer- ich-weiß-was-Physiognomie» auf die Nerven, mit der er immer schon vorhinein über seine eigenem Einfälle beifallheischend um sich blickt.
Martin
30. November, 2017Wer hätte ohne Erdogan schon mal etwas von Böhmermann gehört? Weil man dem Böhmermann eine Kamera und ein Mikrophon spendiert heißt das noch nicht, dass seine Meinung wichtig ist, egal wie wichtig der tut.
kdm
30. November, 2017Ich habe Gründe, überhaupt nicht fernzusehen.
Die da andauern ihre (ihre?) gerade opportune Meinung von sich geben, sind mir doch meist recht zuwider.
Plutonia
30. November, 2017Das Böhmermännchen wirkt auf mich und meinen temporär störrischen Körper wie ein hoch wirksames Laxativum. So zahle ich lieber und sehr bereitwillig GEZ-Gebühren, als ständig in die Apotheke zu rennen. Das wäre auf Dauer ohne Zweifel teurer. (Zur Medikation: Ich konsumiere ihn aber nicht im TV. Es genügt einen Presseartikel über ihn zu lesen).
Herwig Mankovsky
30. November, 2017Der Böhmermann kläfft, Schwanz eingeklemmt, mit der 87%-Meute, in der man sich gegenseitig enormen Mut bescheinigt. Das hat´s doch schon seit 80 Jahren nicht mehr gegeben, dass das jeweilige Regime seine Untertanen und die künstlerischen Hofnarren derart geschlossen hinter sich weiß. Man gratuliert!
Helene
30. November, 2017Jan Böhmermann ein „Meinungsführer“? Dann müssen wir schon tief gesunken sein. Seit seinem Erdogan-Gedicht halte ich ihn für einen hirnlosen Drauhauf-Pöbler. (Nicht daß ich die geringste Sympathie für Herrn E. hegen würde, ganz im Gegenteil, wie es absoluter nicht sein könnte, nur sollte man mit Geist oder wenigstens böse-geistreicher Satire dagegenhalten.) Überhaupt scheint es inzwischen so zu sein, daß entweder Serienschauspieler für berufen gehalten werden, ihre Meinung zur Lage der Nation zu äußern, so als wären sie berufener als zum Beispiel die Zahnärzte, die Parkettleger oder die Cellisten und Posaunisten; oder aber es werden Klamaukmacher wie dieser Staats-Kasper befragt, den ich mir schon lange nicht mehr anschaue. Vielleicht befragt man demnächst Heidi Klum, was sie von der Großen Koalition hält? So allmählich wird es bei uns wohl „amerikanisch“, wir lesen ja immer, welche Filmgröße oder welches Busenwunder oder gegendertes Nicht-Busenwunder sich gegen Trump ausspricht.
Rüdiger Barasch
30. November, 2017Wer Böhmermännekens selbst im ironischen Zusammenhang als «Solitär» betitelt, erntet von mir
keinen Beifall.
Barasch
Paul Siemons
30. November, 2017Böhmermann als Thema in einer klugen Publicotion. Das ist ungefähr so, wie DJ Ötzi in der Semper Oper. Oder Heiko Maas in Walhalla. Oder die Kanzlerin im Playboy. Oder Til Schweiger in einem Film von Lars von Trier. Jemand nannte ihn neulich einen Wicht, und genau das ist er.
Ostfale
1. Dezember, 2017Ein Wicht – richtig gesehen. Obendrein ein sich in unerträglicher Weise Wicht-igtuer. Wie man es immer auch drehen oder wenden mag, es kommt immer der Wicht durch.
Reomir
30. November, 2017Die wahren Heßlinge im deutschen Fernsehen sind für mich Will, Maischberger und die wendige Genossin Illner. Bömi ist nur ein dummer kleiner Fisch.
Lichtenberg
2. Dezember, 2017Unmittelbar nach der wütenden Reaktion des türkischen Präsidenten auf B.’s lyrisch-widerlichen Erguß verformte sich die Miene von Klein-Heßling in sichtlicher Angst. Für einen kurzen Moment hatte ihn die Wirklichkeit gestreift. Unvergessen und unvergeßlich.
Torsten Foelsch
5. Dezember, 2017Schade, dass solche Typen, wie dieser Wicht einfach viel zu ernst genommen werden und schade, dass sowas von erpressten Gebühren finanziert wird. Niemand braucht auch nur ansatzweise solche Sendungen, geschweige denn solche Marionette, die sich selbst völlig überschätzt. Ich rate konsequent zum abschalten.
DerHofnarr
6. Dezember, 2017Haha…. der B. ist der Diederich Heßling. Sehr treffend. Ich fürchte nur der B. kennt den gar nicht und kann da gar nichts mit anfangen. Darf man so einen Menschen, der andere Menschen diffamiert und pauschal aburteilt eigentlich den «Roland Freisler unter den Moderatoren des zwangsfinanzierten Spartenfernsehens» nennen? Ich fände das treffender, will mir aber auch nicht den Zorn Tugendwächter im freiesten Deutschland aller Zeiten zuziehen….
Jedenfalls ruft B.`s Art bei mir die gleichen Ekelgefühle hervor.